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Full text of "Hoffmann-Dennert botanischer Bilderatlas, nach dem naturlichen Pflanzensystem .."

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HOFFMANN-DENNERT 

BOTANISCHER 
BILDERATLAS 

NACH  DEM  NATÃœRLICHEN  PFLANZEN  SYSTEM 

ZUGLEICH  EINE  FLORA  ZUR  BESTIMMUNG 
SÄMTLICHER  IN  DEUTSCHLAND  VORKOMMENDEN  PFLANZEN 

DRITTE,  VOLLSTÄNDIG  VERÄNDERTE  AUFLAGE 

NACH  DEM  GEGENWÄRTIGEN  STANDE  DER  BOTANISCHEN  WISSEN- 
SCHAFT UNTER  BESONDERER  BERÃœCKSICHTIGUNG  DER  BIOLOGIE 

GÄNZLICH  NEU  BEARBEITET  VON 

PROFESSOR  DR.  E.  DENNERT 

GODESBERQ  AM  RHEIN 
MIT  ETWA  500  FARBIGEN  ABBILDUNGEN  AUF  86 TAFELN  SOWIE  959  TEXTFIGUREN 


STUTTGART  1911 
E.  SCHWEIZERBART'SCHE  VERLAGSBUCH- 
HANDLUNG NÄGELE  &  DR.  SPROESSER 


Erklärung  der  Abkürzungen. 


Die  lateinischen  Abl<ürzungen  liinter  den  latei- 
nischen Namen  (z.  B.  L  Willd.,  D.  C.  usw.)  be- 
zeichnen die  Botaniker,  welche  die  Pflanze  lateinisch 
benannten  (aus  Seite  34 — 37  zu  ersehen). 

Die  Bezeichnungen  wie  ^'^m  oder/— 15  cm  usw. 
bei  den  einzelnen  Arten  geben  die  Höhe  derselben  an. 

Bei  den  Angaben  des  Vorkommens  (N. -Europa, 


W.-Deutschland  usw.)  bedeutet  N  Norden,  S  Süden, 
W  Westen,  0  Osten,  M  Mittel. 

©  =  einjährig. 

P  =  zweijährig. 

%  =  ausdauernde  Staude. 

f,  =  Strauch. 
Andere  Abkürzungen  ergeben  sich  von  selbst. 


p  3S' 


Inhaltsverzeichnis. 


Seile 

Vorwort 1 

Die  Pflanzenwelt 3 

Die  Gestalt  der  Pflanzen 4 

Der  innere  Bau  der  Pflanzen 12 

Das  Leben  der  Pflanzen 17 

Die  Pflanze  in  ihrem  Verhältnis  zur  Tierwelt 24 

Die  Verbreitung  der  Pflanzen  auf  der  Erde       28 

Pflanzensammlungen  -    Herbarien 29 

Blütenkalender 30 

Autorenregister       34 

Das  Pflanzenreich  und  die  Pflanzensystenie 37 

Bestimmung  der  Pflanzenfaniilien 40 

1.  Kreis:  Schleim-Sporenpflanzen 53 

II.  Kreis:  Lager-Sporenpflanzen 53 

I.  Klasse:  Algen 53 

IL  Klasse:  Pilze 55 

III.  Klasse:  Flechten       59 

III.  Kreis:  Blatt-Sporenpflanzeii til 

A.  Moospflanzen 61 

B.  Gefäss-Sporenpflanzen ' 62 

IV.  Kreis:  Samenpflanzen , 69 


Vorwort. 


Dem  ehrenvollen  Ruf  des  Verlages  dieses  Buches, 
es  neu  herauszugeben ,  bin  ich  gern  gefolgt,  zumal 
ich  dadurch  in  den  Stand  gesetzt  wurde,  Gedanken 
in  die  Tat  umzusetzen ,  die  mich  schon  lange  be- 
schäftigten. 

Freilich  machte  gerade  der  letztere  Umstand  es 
nötig,  das  Buch  derartig  von  Grund  aus  umzuge- 
stalten, dass  von  den  früheren  Auflagen  nur  die 
Tafeln  übrig  blieben.  Ich  möchte  an  dieser  Stelle 
den  Herrn  Verlegern  aber  doch  meinen  Dank  dafür 
aussprechen,  dass  sie  so  bereitwillig  auf  meine  Ge- 
danken und  Wünsche  eingingen.  Diese  hatten  vor 
allem  zwei  Richtungen. 

Der  Botanische  Bilderatlas  war  von  Haus  aus 
als  ein  Familienbuch  gedacht,  und  in  der  Tat  hat 
er  als  solches  ganz  gewiss  seine  guten  Dienste  ge- 
leistet. Der  Verfasser  wollte  dem  Laien  das  be- 
schwerliche Bestimmen  der  Pflanzen  nicht  zumuten, 
daher  dachte  er  sich  dessen  Arbeit  mit  dem  Atlas 
etwa  so,  dass  er  eine  vorliegende  Pflanze  mit  den 
vielen  auf  den  bunten  Tafeln  dargestellten  Arten 
verglich,  und  wenn  er  sie  dort  gefunden  hatte,  den 
zugehörigen  Text  durchlas.  Einige  nicht  auf  den 
Tafeln  dargestellte  Arten  waren  als  Textbilder  vor- 
handen. 

Allein  diese  Methode  hatte,  so  sehr  sie  ja  dem 
Laien  die  Sache  zu  erleichtern  scheint,  doch  zwei 
sie  ausserordentlich  erschwerende  Schattenseiten, 
ganz  abgesehen  von  ihrer  Unwissenschaftlichkeit. 
Einmal  musste  der  Betreffende,  wenn  er  nicht  sehr 
gut  in  dem  Buch  Bescheid  wusste,  den  ganzen  Atlas 
planlos  durchblättern ,  bis  er  die  betr.  Pflanzen  auf 
den  Tafeln  fand,  sodann  fand  er  sie  oft  überhaupt 
nicht,  weil  nämlich  nicht  alle  abgebildet  sind.  Oben- 
drein kann  auch  eine  Abbildung  noch  immer  irre- 
führen. 

Hier  kann  nur  eines  helfen :  eine  regelrechte 
Diagnose,  welche  mit  Sicherheit  zu  der  betreffenden 
Pflanze  führt,  und  die  Abbildung  wird  dabei  dann 
eine  wesentliche  Stütze   sein.     Aus   diesem  Grunde 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


ist  die  neue  Auflage  mit  durchgeführten  Diagnosen 
versehen.  Und  es  lag  dann  auch  in  der  Natur  der 
Sache,  dass  die  deutschen  Arten  sämtlich  oder  doch 
fast  alle  aufgenommen  werden  mussten ,  wenn  die 
seltensten  auch  nur  kurz  aufgezählt. 

Man  könnte  einwenden,  dass  es  sich  dann  also 
in  dem  vorliegenden  Buch  lediglich  um  eine  Flora 
handelt.  Das  ist  jedoch  nicht  der  Fall;  denn  es 
bringt,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  viel  mehr  als 
eine  „Flora".  Wohl  aber  ersetzt  sie  eine  „Flora". 
Wenn  man  dann  aber  sagen  sollte,  eine  „Flora" 
muss  Taschen-  und  nicht  Atlasformat  haben,  so  ist 
dies  ein  Vorurteil.  Eine  solche  Taschenflora  nimmt 
erfahrungsgemäss  zumeist  nur  der  bereits  wohl- 
unterrichtete Botaniker  mit  auf  den  Spaziergang,  um 
sich  nötigenfalls  schnell  über  eine  ihm  auffallende 
Pflanze  zu  orientieren.  Der  Laie  hingegen  sammelt 
die  Pflanzen  und  setzt  sich  dann  zu  Hause  hin,  um 
sie  hier  in  aller  Ruhe  zu  bestimmen.  Dafür  aber 
ist  dann  gar  keine  Taschen  flora  nötig.  Nun  kommt 
noch  hinzu,  dass  für  den  Laien  das  reichste  Bilder- 
material gerade  gut  genug  ist;  dieses  aber  einer 
Taschenflora  beizugeben,  ist  ganz  unmöglich. 
Auf  bunte  Tafeln  muss  man  dabei  jedenfalls  ganz 
verzichten. 

Wir  brechen  also  in  dem  vorliegenden  Werk 
bewusstermassen  mit  der  alten  Gepflogenheit,  dass 
Diagnosen  gemeiniglich  Taschen floren  beigegeben 
sind  und  machen  die  Diagnosen  zu  einer  Haupt- 
sache in  der  neuen  Auflage  dieses  Werkes.  Dabei 
haben  wir  uns  bemüht,  die  Diagnose  so  einfach 
und  anschaulich  wie  möglich  zu  halten.  Nun  aber 
hat  uns  dabei  die  Atlasform  instand  gesetzt,  die 
Diagnosen  mit  einem  ausserordentlich  reichen  Bilder- 
material zu  versehen.  Zunächst  ist  bei  den  Fami- 
liendiagnosen kaum  ein  die  Darstellung  benöti- 
gendes Merkmal  nicht  dargestellt,  bei  den  Art- 
diagnosen hingegen  begnügten  wir  uns  mit  der 
Beigabe  von  kleinen  Bildern,  die  neben  dem  Habitus 
auch  noch  Einzelheiten  darstellen,    aus   denen    sich 


Vorwort. 


das  in  den  Diagnosen  Gesagte  vielfach  ergibt.  Man 
vergleiche  also  bei  den  Bestimmungen  auch  stets 
diese  beigegebene  Bilder. 

Nun  bietet  der  Atlas  als  Familienbuch  aber 
wesentlich  mehr  als  bisher,  wir  können  wohl  sagen, 
er  bietet  alles  das,  was  der  Laie  von  der  Pflanzen- 
welt wissen  sollte.  Aus  diesem  Grunde  ist  also 
z.  B.  bei  der  Neubearbeitung  des  allgemeinen  Teils 
die  Anatomie  und  Physiologie  weit  eingehender  be- 
handelt als  früher. 

Dann  aber  kommt  nun  noch  etwas  hinzu  und 
das  ist  die  zweite  der  oben  angedeuteten  Richtungen: 
dem  berechtigten  Zug  der  Gegenwart  folgend,  ist 
in  dem  speziellen  Teil  neben  den  Diagnosen  das 
Biologische  in  den  Vordergrund  gerückt.  Wer  diese 
Auflage  mit  der  früheren  vergleicht,  wird  sofort 
sehen ,  dass  die  Beschreibung  in  den  Dienst  der 
Biologie  gestellt  ist.  Was  ist  denn  an  einem  Lebe- 
wesen das  Interessanteste,  wenn  nicht  eben  sein 
Leben !  Was  für  einen  Wert  hat  es,  eine  Pflanze  zu 
beschreiben,  wenn  nicht  die  Frage  aufgeworfen  und 
beantwortet  wird :  wozu  dies  alles?  Das  ist  ja  eben 
das  neue  Interesse  unserer  Zeit  —  und  dadurch  ist 
sie  so  ganz  anders  geartet  als  die  frühere:   sie  be- 

Godesberg. 


ruhigt  sich  nicht  bei  dem  Wie?  sie  schreitet  viel- 
mehr fort  zu  dem  Wodurch?  und  Wozu? 

Dem  Laien  diese  viel  tiefere  Betrachtungs-  und 
Beobachtungsweise  der  Natur  nahe  zu  legen ,  das 
war  mein  Zweck,  wenn  ich  die  kurzen  Pflanzen- 
beschreibungen dieses  Buches  von  der  Biologie  be- 
herrscht sein  liess.  Und  ich  hoffe,  ja  ich  weiss  es 
bestimmt,  dass  mir  der  Laie  dafür  Dank  wissen 
wird.  Möge  ihn  das  Gesagte  zur  eignen  biologi- 
schen Beobachtung  immer  weiter  anregen.  Jeden- 
falls sind  die  Beschreibungen  überreich  an  ein- 
gestreuten biologischen  und  andern  Notizen.  Wer 
übrigens  ein  Büchlein  für  den  Gebrauch  auf  Spazier- 
gängen haben  will,  den  möchte  ich  auf  meine  „Bio- 
logischen Notizen"  (2.  Aufl.  Naturw.  Verlag,  Godes- 
berg)  hinweisen. 

Die  bunten  Tafeln  sind  um  6  neue  vermehrt 
worden ,  und  zwar  betrifft  dies  ausschliesslich  die 
bisher  ziemlich  vernachlässigten  Sporenpflanzen, 
deren  Bilder  überhaupt  gründlich  revidiert  worden 
sind. 

Und  nun  möge  das  Buch  in  seiner  neuen  Ge- 
stalt hinausziehen  und  sich  zu  seinen  vielen  alten 
Freunden  manche  neue  gewinnen. 


Prof.  Dr.  Dennert. 


Die  Pflanzenwelt. 


Wohin  wir  auf  der  Erde  blicken,  überall  sehen 
wir,  wie  ihre  toten  Felsen  und  ihr  Boden  vom  Kleid 
der  Pflanzenwelt  bedeckt  ist.  Freilich  nicht  überall 
gleichmässig:  Wandern  wir  zum  hohen  Norden  oder 
auf  die  Schneegipfel  des  Hochgebirges,  so  wird  jenes 
Kleid  dünner  und  dünner,  und  wo  uns  die  Welt  des 
ewigen  Eises  umgibt,  ist  alles  Pflanzenleben  ver- 
schwunden ,  ebenso  wie  in  den  Steinwüsten  der 
Tropengegenden.  Aber  von  diesen  Extremen  ab- 
gesehen, treffen  wir  auf  der  Erde  die  Kinder  der 
Pflanzenwelt  auf  Schritt  und  Tritt,  weit  mehr  als 
die  Tiere,  und  vor  allem   in  viel  grösserer  Zahl. 

Wenn  die  Pflanzenwelt  schon  deshalb  unser 
Interesse  in  besonderem  Masse  verdient,  so  kommt 
noch  hinzu,  dass  sie  in  hohem  Grade  in  die  Be- 
dürfnisse unseres  täglichen  Lebens  eingreift.  Gibt 
es  doch  kaum  eine  Seite  desselben,  für  welche  die 
Pflanzenwelt  nicht  sorgt:  sie  beschert  uns  Nahrungs- 
und Genussmittel,  sie  bekleidet  uns  mit  mancherlei 
Stoffen,  sie  gewährt  uns  das  Material  für  unsere 
Häuser  und  versorgt  uns  mit  Arzneimitteln  gegen 
Krankheiten.  So  treffen  wir  überall  in  unserm  Leben 
auf  Pflanzen,  Grund  genug  der  Teilnahme  für  diese 
Kinder  und  Bürger  der  Erde.  Aber  kennst  du  sie 
auch  schon  so,  wie  diese  Teilnahme  es  verlangt? 
Gingst  du  nicht  vielleicht  doch  bisher  achtlos  an 
ihnen,  denen  du  so  viel  verdankst,  vorüber?  Und 
wenn  du  nicht  einmal  ihre  äussere  Gestalt  genauer 
kennst,  wie  mag  es  dann  erst  mit  deiner  Kenntnis 
ihres  inneren  Baus  und  ihres  Lebens  stehen? 

Du  möchtest  dir  ein  Bild  machen  vom  Werden 
und  Treiben  der  Welt  und  vor  allem  der  Erde? 
Auch  die  Pflanze  gehört  mit  dazu.  Nun  wohl,  so 
mache  mit  mir  eine  Wanderung  durch  ihr  Reich.  — 
Da  wollen  wir  uns  aber  von  vornherein  klar  machen, 
dass  wir  die  Pflanzen  von  verschiedenen  Seiten  und 
Gesichtspunkten  erforschen  können.  Handelt  es  sich 
dabei  um  die  äussere  Gestalt,  so  nennt  man  diesen 
Teil  der  Botanik  Morphologie,  wohingegen  die 
Anatomie    die   Pflanze    nach    ihrem    inneren    Bau 


erforscht;  Physiologie  ist  die  Lehre  vom  Leben 
der  Pflanze.  Diejenigen  Lebenserscheinungen,  welche 
in  Beziehung  zu  anderen  Pflanzen  und  zu  Tieren, 
sowie  auch  zu  ihrer  sonstigen  LImgebung  stehen, 
behandelt  die  Biologie^).  Die  Systematik  er- 
forscht die  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  des 
Pflanzenreichs  und  dessen  Einteilung  in  verschie- 
dene Gruppen.  Die  Pflanzengeographie  lehrt 
Anordnung  und  Verteilung  der  Pflanzen  auf  der 
Erde;  die  Pflanzenpathologie  behandelt  die 
Krankheiten  der  Pflanzen  und  die  Pflanzenpalä- 
ontologie ihre  untergegangenen  (fossilen  =  ver- 
steinerten) Vertreter  früherer  Erdzeiten.  Die  zuletzt 
genannten  Teile  werden  uns  hier  nicht  beschäftigen. 

Ehe  wir  daran  gehen ,  die  Pflanze  nach  den 
verschiedenen  Gesichtspunkten  zu  besprechen ,  for- 
dert die  Frage  erst  eine  Antwort:  Was  ist  eine 
Pflanze?  Die  Pflanzen  sind  Lebewesen. 
Aber:  Was  ist  Leben?  —  Ja,  wenn  wir  diese 
Fragen  beantworten  könnten!  Noch  ist  es  der  Natur- 
forschung nicht  möglich,  und  ob  es  ihr  je  möglich 
sein  wird,  —  wir  wissen  es  nicht.  Aber  wir  sehen 
doch  so  viel,  dass  sich  die  Lebewesen  sehr  wesent- 
lich von  den  toten  Naturkörpern  unterscheiden,  und 
zwar  in  folgenden  Punkten : 

1)  Sie  wachsen  und  entwickeln  sich  aus  ein- 
fachen Anfängen  zu  grösserer  Mannigfaltigkeit.  2)  Sie 
verarbeiten  die  ihnen  von  aussen  dargebotenen 
Stoffe  in  eigenartiger  Weise.  3)  Sie  erzeugen  von 
sich  aus  neue  Wesen  derselben  Art.  4)  Sie  regeln 
alle  ihre  Daseinsäusserungen  triebmässig  und  un- 
bewusst  zweckmässig.  5)  Sie  „sterben"  nach  einer 
gewissen  Zeit. 

Unter  den  Lebewesen  kommt  nun  den  Pflanzen 
eine  bestimmte  Stellung  zu.  Wenn  wir  z.  B.  eine 
Eiche  mit  einem  Pferd  vergleichen ,    wird   es   leicht 


')  Der  Begriff  der  Biologie  ist  noch  nicht  ganz  ge- 
klärt, andere  erklären  ihn  anders,  manche  machen  zwi- 
schen Biologie  imd  Physiologie  kaum  einen  Unterschied. 


Die  Pflanzenwelt. 


sein,  ganz  exakte  Unterschiede  zwischen  Tier  und 
Pflanze  anzugeben ,  allein  wenn  wir  niedere  Stufen 
von  beiden  zum  Vergleich  nehmen,  z.  B.  manche 
Algen  oder  Pilze  und  andererseits  Infusorien,  so 
wird  dies  schwerer.  Bei  einigen  Formen  kann  man 
zweifelhaft  sein,  worin  der  Unterschied  besteht.  Man 
hat  daher  ein  Zwischenreich  („Protisten")  aufgestellt, 
deren  Glieder  weder  Tiere  noch  Pflanzen  sind;  doch 
ist  dies  von  der  Wissenschaft  abgelehnt  worden. 
Heute  haben  sich  Zoologen  und  Botaniker  fast 
durchgeliends  über  die  Zugehörigkeit  der  Natur- 
formen geeinigt,  auch  da,  wo  sie  heute  noch  schwer 
zu  entscheiden  ist.  Trotzdem  werden  wir  aber  eine 
für  alle  Tiere  und  Pflanzen  passende  Erklärung  nur 
schwer  geben  können.  Wir  wollen  sagen:  Pflan- 
zen sind  Lebewesen,  deren  Zellen  eine  besondere 
Wand  aus  sog.  Zellulose  besitzen.  Sie  haben  nie 
einen  Verdauungskanal ,  aber  mit  Ausnahme  der 
echten  Schmarotzer  einen  grünen  Farbstoff  (Blatt- 
grün). Mit  Ausnahme  der  niedrigsten  Algen  und 
Pilze  besitzen  sie  keine  freie  Ortsbewegung. 

Dagegen  sind  die  Tiere  Lebewesen,  deren 
Zellen  keine  Zellulosewand  haben.  Sie  besitzen 
kein  Blattgrün,  aber,  ausser  den  allereinfaclisten, 
einen  Verdauungskanal  und  ernähren  sich  von  Pflanzen 
und  Tieren;  fast  alle  zeigen  freie  Ortsbewegung. 

Danach  werden  wir  einigermassen  beurteilen 
können,  ob  wir  einePflanze  oder  ein  Tier  vor  uns  haben. 

I.  Die  Gestalt  der  Pflanzen 

(Morphologie). 

Was  wir  zunächst  an  den  Pflanzen  sehen,  ist 
nur  ihre  äussere  Gestalt,  sind  ihre  äusserlich  be- 
merkbaren Teile.  Alle  diese  Teile  aber  sind  Werk- 
zeuge, die  den  verschiedenen  Verrichtungen  des 
Lebens  dienen.  Solche  Lebenswerkzeuge  nennt  man 
Organe,  weshalb  man  auch  die  Lebewesen  als 
Organismen  bezeichnet. 

Bei  der  Pflanze  ist  nun  die  Zahl  der  Organe 
nicht  sehr  gross.  Eine  aufmerksame  Betrachtung 
derselben  zeigt,  dass  sie  sich  auf  zwei  Grundformen 
zurückführen  lassen:  Wurzel  und  Spross,  am 
letzteren  unterscheidet  man  Achse  (Stengel)  und 
Blatt,  und  dieses  erfährt  in  der  Blüte  eine  be- 
sondere Umwandlung.  In  der  Blüte  entsteht  Frucht 
und  Samen.  Neben  den  normalen  oder  typischen 
Formen  der  Organe  gibt  es  auch  umgewandelte 
oder  metamorphosierte,  sowie  reduzierte, 
die  durch  Rückgang  der  Lebenserscheinungen  ent- 
stehen (z.  B.  bei  Schmarotzern). 

L  Die  Wurzel.  Die  Wurzel  ist  das  unter- 
irdische Organ  der  Pflanze,  mit  dem  sie  sich  im 
Boden  festhält  und  aus  ihm  die  Nahrung  (wässerige 
Lösung  von  allerhand  Salzen)  aufnimmt.   Sie  hat  als 


Seitenorgane  Nebenwurzeln  (Fig.  1),  aber  keine 
Blätter  und  Knospen,  an  der  fortwachsenden  Spitze 
trägt  sie  zum  Schutz  eine  Kappe,  die  sog.  Wurzel- 
haube. Schon  der  Keimling  im  Samen  hat  eine 
kleine  Wurzel.  Bildet  diese  sich  später  weiter  aus, 
wie  z.  B.  bei  der  Bohne,  so  entsteht  eine  senkrecht 


Fig.  1.  Hauptwurzel  mit 
Nebenwurzeln. 


Fig.  2.  Faserwurzeln  eines 
Grases. 


in  die  Erde  wachsende  Haupt-  und  Pfahlwurzel, 
an  der  die  schwächeren  Seitenwurzeln  sitzen  (Fig.  1); 
es  können  aber  auch  an  Stelle  der  Hauptwurzel  zahl- 
reiche Nebenwurzeln  entstehen  (Faserwurzeln), 
so  ist  es  z.  B.  bei  den  Gräsern  (Fig.  2).  Nachträg- 
lich entstehende  Wurzeln  heissen  Adventivwur- 
zeln. Nahe  an  der  Spitze  mit  ihrer  Wurzelhaube 
entstehen  aus  Oberhautzellen  lange  schlauchförmige 
Wurzelhaare,  die  zum  Aufsaugen  des  Wassers 
aus  dem  Boden  dienen;  sie  vergehen  schnell,  und 
hinter  ihnen  entstehen  fortwährend  neue.  Die  Haupt- 
wurzel wächst  senkrecht  nach  unten,  die  Nebenwurzeln 
seitlich  nach  verschiedenen  Richtungen,  um  die  Erde 
allseitig  auszunützen  und  auszusaugen.  Die  Wurzel- 
haare verwachsen  dabei  geradezu  mit  den  Erdkörnchen, 
um  die  Salzlösungen  der  Erde  aufnehmen  zu  können. 
Unter  Umständen  verrichten  die  Wurzeln  aber 
auch  andere  Arbeit  und  werden  dann ,  wie  der  Bo- 
taniker sagt,  „metaniorphosiert",  so  werden  sie  z.  B. 
als  Reservespeicher  rüben-  (Mohrrübe,  Fig.  3)  oder 


Fig.  3.  Rübenförmige 
Pfahlwurzel. 


Fig. 


4.  Knollige  Wurzeln 
der  Feigwurz. 


I.  Die  Gestalt  der  Pflanzen  (Morphologie). 


knollenförmig  (Feigwurz,  Fig.  4),  im  Wasser  können 
sie  zu  Schwimmwurzeln  werden.  Auf  Bäumen  wach- 
sende Pflanzen,  die  sog.  Epiphy ten,  haben  Luft- 
wurzeln, mit  denen  sie  sich  am  Wirt  festhalten, 
so  ist  es  auch  z.  B.  beim  Efeu.  Bei  den  sich  nicht 
selbständig  ernährenden  Schmarotzern  werden  die 
Wurzeln  „reduziert",  d.  h.  zurückgebildet:  sie  bilden 
sich  dann  zu  Saugwarzen  (Haustorien)  um, 
durch  welche  die  Nahrung  aus  dem  Wirt  gesogen  wird. 
2.  Der  Spross  und  die  Sprossachse. 
Der  Spross  besteht  aus  einer  Achse,  welche  im  In- 
nern die  Leitungsbahnen  für  Luft ,  Wasser  und 
Baustoffe  enthält  und  Blätter  und  Blüten  trägt. 
(Letzteres  tut  die  Wurzel  nie.)  Die  Achse  kann  sehr 
kurz  sein  und  dann  eine  Rosette  von  Blättern  und 
eine  blattlose,  nur  die  Blüten  tragende  Achse 
(Schaft)  besitzen  (Gänseblümchen).  Kurz  ist  die 
Achse  auch  bei  dem  jungen  Spross,  dem  sog.  Keim- 
ling. Hier  trägt  sie  ein  oder  zwei  Blätter  (Keim- 
blätter oder  Kotyledonen),  wie  dies  jeder  aus 
der  Samenschale  geschälte  Erbsenkeimling  deutlich 
zeigt  (besonders  an  aufgeweichten  Samen).  Auch 
bei  dem  die  neue  Vegetations- 
periode einleitenden  jungen 
Spross,  der  Knospe,  ist  die 
Achse  kurz.  Als  Schuppen  aus- 
gebildete sog.  Niederblätter  (s. 
unten)  umhüllen  die  letztere  zum  Schutz  gegen 
winterliche  Kälte;  ebenfalls  zum  Schutz  (gegen 
Tierfrass)  sind  diese  Hüllen  auch  oft  haarig  oder 
klebrig  (Rosskastanie).  In  der  Knospe  liegen  die 
jungen  Blätter  der  Raumersparnis  halber  zusammen- 
gefaltet und  bei  verschiedenen  Pflanzen  in  verschie- 


Einzelheiten  nennt  man  einen  vom  Boden  an  ver- 
zweigten holzigen  Spross  Strauch,  während  beim 
Baum  die  Verzweigung  erst  in  gewisser  Höhe  über 
dem  Boden  beginnt.  Verlängert  sich 
beim  Weiterwachsen  die  Haupt- 
achse unter  Bildung  seitlicher  Zweige, 
so  nennt  man  dies  ein  Mono- 
podium,  bei  der  Dichotomie 
gabelt  sich  die  Hauptachse,  beim 
Sympodium  entwickelt  sich  der 
eine  Gabelast  stärker  und  macht 
den  Eindruck  einer.Hauptachse;  liegt 
hierbei  der  stärkere  Gabelast  stets 
nach  derselben  Seite,  so  entsteht  ein 


Fig.  6.  Knoten- 
stück vom  Halme 
des  Roggens. 


Fig.  5.    Entwiclilung    der  Endknospe   eines   Zweiges  der  Esctie. 

Unter  den  Seitenknospen   sind    die  Narben   der  Blätter  sichtbar, 

in  deren  Achsen  sie  sich  entwickelt  haben. 

dener    Lage   (Fig.    5    zeigt    die    Entwicklung    einer 
solchen  Knospe). 

Wie  die  Sprossachse  zum  Zweck  der  Leitung 
im  Innern  gebaut  ist,  werden  wir  noch  sehen.  Sie 
trägt  also  Blätter  an  verdickten  Stellen ,  die  man 
Knoten  nennt,  das  Stengelstück  zwischen  zwei 
Knoten  heisst  Internodium.  So  ist  es  oft  an 
den  schwächeren,  meist  einjährigen  und  krautigen 
Stengeln,  bei  den  holzigen  Stengeln  verschwinden 
dagegen  die  Internodien.  Die  Verzweigung  der 
Sprossachsen    ist   sehr  verschieden,    abgesehen  von 


Fig.  7.  Ausläufer  der  Erdbeere. 

Schraubel,  wenn  abwechselnd  ein  Wickel.  Bei 
stärkerer  Ausbildung  der  Hauptachse  ist  das  Mono- 
podium  razeniös  (ährenartig) ,  bei  stärkerer  Aus- 
bildung der  Nebenachse  cymös  (trugdoldig).  Die 
Sprossachse  der  Gräser  führt  den  besonderen 
Namen  Halm  (Fig.  6).  Ander 
Erde  kriechende  Sprossachsen 
heissen  Ausläufer  (Erdbeere, 


Fig.  8.  Wurzelstock  des  Windröschens 
fi.  Endknospe,  /'.  Stock. 


Fig.  9.  Wurzelstock  der 
Schlüsselblume. 


Fig.  7),  unter  der  Erde  kriechende  Wurzelstöcke 
oder  Rhizome  (Windröschen,  Fig.  8,  Schlüssel- 
blume, Fig.  9),  letztere  sind  nicht  grün,  besitzen 
Schuppen  (Niederblätter)  und  dienen  zur  Ueber- 
winterung  der  Pflanze,  wie  auch  als  Reservestoff- 
behälter. 

Mit  den  letzten  Formen  sind  wir  schon  zu  um- 
gewandelten oder  metamorphosierten  Sprossachsen 
übergegangen.     Noch  deutlicher  ist  diese  Umwand- 


Die  Pflanzenwelt. 


lung  bei  Knollen,  d.  h.  stark  angeschwollenen 
Achsen,  die  in  ihrem  Gewebe  Wasser  oder  Stärke 
aufspeichern  und  die  daher  Reserveorgane  sind  (Kar- 
toffel, Fig.  10),  an  den  kleinen  schuppigen  Blättern 


Fig.  10.  Knollenbildung  der  Kartoffel;  s  Wurzelstock,  w  Neben- 
wurzeln, "  kleine  Blätter,  k  Anschwellungen  der  Ausläufer,  aus 
denen  die  Kartoffeln  sich  bilden. 

erkennt  man  dann  noch  ihre  Sprossnatur.  Wasser- 
speicher bilden  die  angeschwollenen  Sprosse  der  trok- 
kene  Tropengegenden  bewohnenden  Kakteen  (Mam- 
millaria).  Bei  kletternden  Pflanzen  ist  die  Sprossachse 

zu  schwach,  um  sich  selbst 
aufrecht   zu  halten,    daher 
legen   sie  sich  dann   ent- 
weder schraubenförmig  um 
eine    Stütze    (windende 
Stengel,  Bohne,  Hopfen, 
Fig.  11)  oder  einige  Spross- 
achsen werden  zu  beson- 
deren Organen,  den  Ran- 
ken,   d.   h.    zu  reizbaren 
Fäden,  die  sich  nun  schrau- 
big um  eine  Stütze  winden 
(Zaunrübe,  Wein,  Taf.  41, 
Fig.    5),     auch    in    Haft- 
scheiben   kann     sich     der 
Spross  zu  gleichem  Zweck 
verwandeln  (Weinarten). — 
Sehr  wunderbar   ist,    dass 
die  Achsen   von   Pflanzen 
mit  verkümmerten  Blättern 
selbst  blattartigwerden  kön- 
nen (sog.  K 1  a  d  o  d  i  e  n,  z.  B.  beim  Mäusedorn).   Eine 
dem  Schutz  gegen  Tierangriffe  dienende  Sprossart  ist 
der  Dorn,  d.  h.  ein  spitzer  stechen- 
derSpross.  Endlich  ist  hierhin  auch 
die    Umwandlung   zur   Zwiebel 
(Fig.  12)  zu  rechnen,  hier  ist  die 
Achse    selbst    kurz    und    kuchen- 
förmig,  und  auf  ihr  sitzen  breite, 
fleischige,   sich  deckende  Blätter. 
Auch  die  Zwiebel  ist  ein  Reserve- 
und  Ueberwinterungsorgan. 

3.  Das  Blatt.  Das  Blatt 
sitzt  an  der  Sprossachse,  es  be- 
steht aus  der  Blattfläche  oder 
Spreite  und  dem  Stiel,  mit  dem 
es  an  der  Achse  befestigt  ist.   An 


Fig.  11.  Rechtswindender  Stengel 
des  Hüpfens. 


der  Pflanze  treten  verschiedene  Formen  (Meta- 
niorphosenstufen)  des  Blattes  auf,  von  unten  nach 
oben:  Keim-,  Nieder-,  Laub-,  Hoch-  und  Blüten- 
blätter. Die  Keimblätter  sind  die  ersten  Blätter 
des  Keimlings  im  Samen,  sie  strecken  sich  bei 
der  Keimung  und  werden  den  anderen  Blättern 
ähnlich,  oder  aber  sie  sind  dick  und  fleischig  und 
sind  dann  Nahrungsbehälter  mit  Stärkemehl  für  das 
junge  Pflänzchen  (z.  B.  Erbse).  Nach  der  Zahl  der  Keim- 
blätter heissen  zwei  grosse  Abteilungen  des  Pflanzen- 
reichs Monokotylen  (Einkeimblättler)  und  Dikotylen 
(Zweikeimblättler).  —  Niederblätter  sind  die 
schon  genannten  kleinen  Schuppen  an  Wurzelstöcken, 
ferner  die  grossen  Blätter  ■  der  Zwiebeln  und  die 
Schuppen  der  Knospen.  Es  sind  in  der  Entwick- 
lung gehemmte  Laubblätter.  —  Das  Laubblatt 
hat  die  oben  genannten  Teile,  Spreite  und  Stiel,  zu 
denen  dann  noch  der  Blattgrund  kommt,  letzterer  ist 
z.  B  bei  Gräsern  (Fig.  13)  und 
Doldengewächsen  (Fig.  14)  scheiden- 


Fig.  13.   Blattscheide  Fig.  14. 

eines    Grases    mit         Blatt  vom  Bärenklau  mit  bauchiger  Blatt- 
Blatthäutchen.  scheide. 


artig,  oft  bildet  er  Nebenblätter 
(Fig.  15  u.  16),  die  gewöhnlich  klein 


l^-i 


Fig.  15.  Blatt  der 

Ohrweide  mitNeben- 

blättern. 


Fig.  16. 
Nebenblätter  des  Hopfens. 


Fig.  12.  Zwiebel  der 
weissen  Lilie. 


sind,  oft  auch  bald  verschwinden  (z.B.  manche  Knos- 
penschuppen), oft  aber  auch  gross  (Erbse,  Fig.  17) 
sind  und  dann  die  Blätter  bei  ihrer  Arbeit  unterstützen. 
Bei  der  Platane  und  beim  Knöterich  (Fig.  18)  bilden 
sie  eine  Tute,  bei  der  Robinie  und  der  Stachel- 
beere (Fig.  19)  Dornen.  Der  Stiel  ist  verschieden  lang 
und  mannigfaltig  ausgebildet.  Die  Spreite  ist  eine 
dünne  Fläche,   die  von  Adern  (Leitbündeln)  durch- 


I.  Die  Gestalt  der  Pflanzen  (Morphologie). 


zogen    ist.     Ihre    Gestalt  ist    pfeilförmig    (Fig.  20),      (Fig.  28),   lanzettlich  (Fig.  29),   linealisch  (Fig.  30) 


spiess-  (Fig.  21),  herz-  (Fig.  22),  nieren-  (Fig.  23), 


Fig.    17.  )i  Nebenblätter   der 

Erbse.    Am  Ende  des  Blattes 

Ranken. 


Fig.  18. 
I  Nebenblattute 
des  Knöterichs. 


Fi>r.  20. 


Fig.  21. 


Fig.  23. 


Fig.  26. 


Fig.  27. 


Fig29.  Fig.30.  Fig.31.         Fig.  32. 


Fig.  19.   s  In  Dornen 

umgewandelte 

Nebenblätter  der 

Stachelbeere. 


Fig.  22. 


Fig.  25. 


Fig.  2S. 


Fig.  33. 


spatel-  (Fig.  24),   schildförmig  (Fig.  25),   kreisrund 
(Fig.  26),   elliptisch  (Fig.  27),    eiförmig   oder   oval 


oder  nadeiförmig  (Fig.  31).  Der  Blattrand  ist  ent- 
weder glatt  (Fig.  32)  oder  gesägt  (Fig.  33),  doppelt  ge- 
sägt (Fig.  34),  gekerbt  (Fig.  35)  oder  gezähnt 
(Fig.  36).  Ebenso  leicht  erklären  sich  Ausdrücke 
wie :  sitzend,  gestielt,  stengelumfassend,  durchwachsen 
(Fig.  37, 38).  Gehen  die  Einschnitte  tiefer,  aber  nicht  bis 


Fig.  34. 


Fig.  35. 


Fig.  36. 


Fig.  37.  Stengelumfassen- 
des   Blatt  des  Kreuzkrautes. 


Fig.  38.  Durchwachsenes 
Blatt  des  Hasenohrs. 


Fig.  39. 


Fig.  40.  Fig.  41.  Fig.  42. 


Fig.  43.        Fig.  44. 


Fig.  45. 


zur  Mitte,  so  heisst  das  Blatt  gelappt  (Fig.  39,  40), 
buchtig  (Fig.  41),  fiederteilig  (Fig  42),  leierförmig 
(Fig.  43),  schrotsägeförmig  (Fig.  44)  oder  hand- 
förmig  gespalten  (Fig.  45).  Oft  ist  die  Spreite  aus 
mehreren  kleineren  Blättchen  zusammengesetzt;  man 
spricht  dann  von  zwei-  oder  dreiteiligen  und  gefingerten 
Blättern,    wenn    die   Blättchen    an    einer   Stelle    be- 


8 


Die  Pflanzenwelt. 


festigt  sind,  von  gefiederten,  wenn  sie  beiderseits 
an  einem  gemeinsamen  Stiel  sitzen;  paarig  (Fig.  46), 
unpaarig  (Fig.  47),  unterbrochen  (Fig.  48)  und  zwei- 
fach gefiedert.  Ein  Blick  in  das  Blattgewirr  einer 
Wiese  oder  Hecke  zeigt  Beispiele  für  alles  dies.  — 


Fig.  47. 


Fig.  48. 


Die  Blattadern  sollen  die  Blattfläche  aussteifen  und 
die  Nahrung  überallhin  in  dieselbe  leiten ,  man  hat 
nach  ihrem  Verlauf  verschiedene  Typen  von  Blatt- 
nervatur unterschieden. 

Die  Anordnung  der  Blätter  an  den  Sprossachsen 
verfolgt  den  Zweck,    sie  möglichst   dem  Licht  ent- 
gegen  zu  schieben.    Auch 
sie  ist  ganz  gesetzmässig. 
Meist    ist    sie    spiralig    mit 


Fig.  49.  Kreuzständige  Blatt- 
stellung des  Flieders. 


Fig.  50.  Quirlförmige  Blatt- 
stellung eines  Labl<rautes. 


bestimmter  Anzahl  der  Umläufe  und  der  auf  einem 
Umgang  verteilten  Blätter.  Man  unterscheidet  gegen- 
(z.  B.  Taf.  43),  kreuz-  (Fig.  49),  quirl-  (Fig.  50) 
und  wechselständige  (z.  B.  Taf.  29,  2)  Anordnung. 

Bei  der  ersteren  stehen  sich  zwei  oder  mehr 
Blätter  gegenüber.  Bei  wechselständiger  Anordnung 
stehen  sie  einzeln. 

Die  Blätter  können  ebenso  wie  Wurzel  und 
Achse  eine  Metamorphose  erfahren.  Aehnlich  der 
Sprossachse  können  sie  bei  Kletterpflanzen  zu  Ranken 
werden  (Erbse,  Fig.  17)  oder  zu  schützenden  Stacheln 
(Kakteen).  Eigenartige  Gebilde  stellen  sie  bei  man- 
chen insektenfressenden  Pflanzen  dar,  so  wird  bei 
Nepenthes  wenigstens  ein  Teil  des  Blattes  zu  der 
bekannten  Kanne,  in  der  sich  Ameisen  fangen.  Merk- 
würdig sind  auch  die  Humusblätter  mancher  tropi- 
schen Farne :  breit  flächenförmige,  aufeinanderliegende 
Blätter,  die  zu  unterst  liegenden  bilden  vermodernd 
Humus,  solche  Farne  haben  dann  aber  auch  noch 
eine  zweite  Art  von  Blättern  von  Geweihform,  welche 
in  die  Luft  ragen  und  die  Ernährung  besorgen. 
Wasserpflanzen  zeigen  oft  zwei  verschiedene  Formen 
von   Blättern.     Die   untergetauchten   sind  fein    zer- 


teilt und  nehmen  wie  die  Wurzeln  Wasser  auf,  die 
andern  breiten,  flächenförmigen  schwimmen  auf  dem 
Wasser. 

Auch  die  Blüte  (Fig.  51)  ist  ein  Spross,  aber 
seine  Blätter  haben   dem  Zweck   der  Fortpflanzung 
entsprechend    sehr    eigenartige 
Umwandlungen    erfahren.     Oft 


Fig.  51.  Aufriss  einer 
vollständigen  Bifite 
mit  den  4  auseinan- 
der gerückten  Blatt- 
kreisen. 


Fig.  ,52.  Blüten- 
scheide des  ge- 
fleckten Arons. 


Fig.  53.   Deckblatt  der 
Linde. 


stehen  die  Blüten  einzeln,  oft  aber  auch  zu  mehreren 
in    einem    Blütenstand,    der    von    einem    oder 
mehreren    Deckblättern    umgeben    ist   (Fig.    52—54) 
und  die  oben  schon 
genannten  Arten  der    x^jv/yvi^ 
Verzweigung    zeigt.     '^!^A&] 
Monopodiale       und    ^»>V  •/     ~-- 
razemöse       Blüten-    ~^' 
stände     im    obigen 
Sinn    sind:    Aehre 
(Fig.  55,  56),  verlän- 
gerte, dünne  Haupt- 
achse  mit  sitzenden 
Blüten    (locker    bei 
Gräsern ,    dicht    im 

Kätzchen  der  Weide,  p,^   5,    Mehrblätterige  Hülle 

der  Mohrrübe. 


Fig.    55.    Aehrenför- 

miger      Blütenstand 

des  Eisenkrauts. 


Fig.  56. 

Fig.  57. 

Aehre  der 

Traube  der  Johannis 

Quecke. 

beere. 

I.  Die  Gestalt  der  Pflanzen  (Morphologie). 


Taf.  24);  Kolben,  fleischigverdickte  Hauptachse 
(Kalla);  Traube  (Fig.  57),  verlängerte  Hauptachse  mit 
gestielten  Blüten  (Raps);  Doldentraube,  ebenso, 
doch  mit  verlängerten  Seitenästen,  Blüten  in  einer 
Ebene  (Ahorn);  Köpfchen,  kurze  Hauptachse 
mit  sitzenden  Blüten  (Klee);  Körbchen  (Fig.  58), 


Fig.  58.   Körbchen 

der  Vereinsblütler 

(Gänsedistel). 


Fig.  59. 

Doldenförmiger  Blütenstand 

des  Reiherschnabels. 


ebenso,  Hauptachse  verbreitert  (Gänseblümchen); 
Dolde  (Fig.  54  u.  59),  kurze  Hauptachse  mit  lang- 
gestielten Seitenachsen,  Blüten  in  einer  Ebene  (Küm- 
mel), die  Dolde  kann  auch  zusammengesetzt  sein,  d.  h. 
die  Seitenachsen  tragen  kleine  Dolden  (Fig.  54): 
Rispe  (Taf.  41,  5),  lange  Hauptachse  mit  verzweig- 
ten Seitenachsen  (Wein).  Zu  den  cymösen  Monopo- 
dien  gehört:  Spirre  (Taf.  18,  2),  die  unteren  Seiten- 
äste überragen  jedesmal  die  oberen  (Binse);  Trug- 
dolde, zwei  oder  mehr  Seitenäste  sind  stark  aus- 
gebildet, die  Hauptachse  ist  kürzer,  so  dass  der 
Eindruck  der  Gabelung  entsteht  (Hornkraut,  Fig.  60). 
Zu  den  Sympodien  gehört:  Wickel,  wie  oben 
beschrieben    (Sonnentau);    Schraubel    (Fig.    61), 


Fig.  60.  Trugdolde. 


Fig.  61.  Schraubel. 


s.  oben  (Hartheu).  —  Die  kleinen  Blättchen  inner- 
halb der  Blütenstände  und  nahe  der  Blüte  heissen 
Hochblätter,  dahin  gehörten  auch  z.  B.  die 
grosse,  weisse  Hülle  der  Kalla,  sowie  die  Hüllblätter 
an  den  Körbchen  der  Korbblütler  (Gänseblümchen). 
Die  vollständige  Blüte  enthält  folgende  Organe: 
Kelch-  und  Blumenblätter,  Staubgefässe 
und  Stempel  (Fig.  51),  alle  sind  umgewandelte 
Blätter.  Die  beiden  ersteren  fehlen  bei  sog.  nackten 
Blüten.  Kommen  Staubgefässe  und  Stempel  in  der- 
selben Blüte  vor,  so  ist  sie  zwitterig,  wenn  ge- 

Hoff  m  ann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


trennt  in  verschiedenen  Blüten  derselben  Pflanze 
eingeschlechtig  und  zwar  einhäusig  (mo- 
no z  i  s  c  h ,  Hasel) ,  wenn  auf  verschiedenen  Pflanzen 
zweihäusig  (diözisch,  Weide).  Jene  Organe 
stehen  in  bestimmter  Zahl  in  Kreisen  auf  der  Achse 
der  Blüte,  dem  Blütenboden. 

Stehen  Blumen-  oder  Kelchblätter  unter  den 
Stempeln,  so  sind  sie  unterständig  (Halinenfuss), 
stehen  sie  dagegen  auf  dem  Stempel,  so  sind  sie 
oberständig  (Kümmel);  wenn  der  Blütenboden 
mehr  oder  weniger  becherförmig  ist  und  am  Rand 
die  Kelch-  und  Blumenblätter  stehen  (in  der  Mitte 
die  Stempel),  so  heissen  diese  u  m  s  t  ä  n  d  i  g  ( Kirsche). 
Eine  drüsenartige  Wucherung  des  Blütenbodens  heisst 
Diskus  (z.  B.  Taubnessel),  derselbe  sondert  dann 
oft  Honig  ab. 

Die  Blütenhülle  besteht  aus  Kelch  und  Krone, 
sie  soll  die  wichtigeren  Organe  (Staubgefässe  und 
Stempel)  schützen  und,  soweit  sie  bunt  sind,  die 
Insekten  anlocken ;  im  ersteren  Fall  ist  sie  oft  hin- 
fällig, d.  h.  sie  fällt  bald  ab  (Kelch  beim  Mohn). 
Eine  gleichartige  grüne  oder  bunte  Hülle  (Lilie) 
heisst  Perigon.  —  Die  Blätter  des  Kelchs  sind 
klein,  grün,  röhrig  oder  frei,  regelmässig  (Fig.  62: 
Bilsenkraut,  Fig.  63:  Taubenkropf)  oder  unregel- 
mässig (Fig.  64:  Salbei,  Fig.  65:  Gelber  Klee), 
manchmal  mit  Nebenblättern,  einem  sog.  Aussen- 
kelch,  versehen    (Fig.    66:    Fünffingerkraut).     Bei 


Fig.  62.        Fig.  63.        Fig.  64. 


Fig.  65. 


Fig.  66. 


der  Linde  enthält  der  Kelch  Honig,  bei  vielen  Korb- 
blütlern wächst  er  später  zu  einem  feinen  federför- 
migen  Flugorgan  der  Frucht,  dem  Pappus,  aus 
(Fig.  67:  Distel).  —  Die  Blumenkrone  ist  sehr  ver- 
schiedenartig, zart,  bunt,  frei-  oder  verwachsenblätte- 


Fig.  67. 


Fig.  6S. 


Fig.  69. 


Fig.  70. 


rig;  sind  die  Blätter  gestielt,  so  heissen  sie  genagelt 
(Nelke).  Regelmässige  Formen  sind  die  trichter-, 
glockenförmige,  röhrige  (Fig.  68:  Wiesenenzian), 
teller-  (Fig.  69:  Primel),  radförmige  (Fig.  70:  Ver- 
gissmeinnicht),  unregelmässige:  die  Lippenblüte  (Fig. 
71),    Rachenblüte  (Fig.  72),   Zungenblüte  (Fig.  73; 

2 


10 


Die  Pflanzenwelt. 


Massliebchen),  Schmetterlingsblüte  (Fig.  74).  Sie 
hat  gewöhnlich  noch  kürzere  Lebensdauer  als  der 
Kelch.  Die  Staubgefässe  (Staubblatt,  Fig.  75, 
zeigt  verschiedene  Formen)  haben  einen  Stiel ,   den 


Teil,  Griffel,  dem  oberen  dünneren  Teil,  und 
Narbe,  dem  obersten  Teil  (Fig.  78,  zeigt  verschie- 
dene Formen);  mehrfächerige  Fruchtknoten  können 
aus  mehreren  Blättern  entstanden  sein,  die  dann  ver- 


Fig.  71. 


Fig.  72. 


Fig.  73. 


Staubfaden,  und  einen  keulenförmigen  Teil,  die 
Anthere  mit  zwei  Staubbeuteln  (Fig.  76  zeigt 
verschiedene  Formen),  in  deren  Fächern  sich  der 
Blütenstaub  oder  Pollen  bildet.   Ihre  Anheftung 


Fig.  74.  Schmetterlingsblüte  von  der  Seite  und  zerlegt. 
n  Faline,  h  Flügel,  c  Schiffchen. 

in  der  Blüte  ist  sehr  verschieden ,  ebenso  Zahl  und 
sonstige  Ausbildung;  ihre  Fäden  können  verwachsen 
(Erbse),  ebenso  die  Antheren  (Korbblütler,  z.  B.  Korn- 
blume).  Sie  öffnen  sich  gewöhnlich  in  Spalten  und 


7.  8.  9. 

Fig.  75.  Verschiedene    Formen   der    Staubgefässe,   insbesondere  des 
Zwischenbandes  (c),    d.  h.    des    Teiles   zwischen    den    Staubbeuteln. 
I.  Weisse    Lilie,  2.  Hahnenluss,  3.  Zahntrost,  4.    Linde,    S.    Weiss- 
buche, 6.  Bingelkraut,  7.  Salbei,  8.  Melone,  9.  Einbeere. 

entlassen  dann  den  Pollen,  jedes  Körnchen  desselben 
ist  eine  Zelle  mit  mannigfach  gebauter  Wand.  — 
Der  Stempel  (Fruchtblatt,  Pistill,  Fig.  77) 
besteht  aus  Fruchtknoten,  dem  unteren  verdickten 


Fig.  76.  Verschiedene  Formen  des  Staubbeutels.   1.  Tulpe,  2.  Braun- 
wurz,    3.  Nachtschatten,    4.  Heidelbeere,   5.  Sauerdorn,    6.  Knaben- 
kraul, k  Klappen,  s  Klebdrüse. 

wachsen  sind.  An  bestimmter  Stelle  im  Frucht- 
knoten, der  Plazenta,  stehen  die  Samenkno- 
spen. Diese  besitzen  einen  meist  kurzen  Stiel 
(Na  bei  Strang),  zwei  Hüllen  oder  Integumente, 
welche  den  inneren  Teil 
(Knospenkern)  umhüllen, 
oben  aber  eine  Oeffnung, 
die  M  i  k  r  0  p  y  1  e ,  frei  lassen. 
Die  Samenknospen  können 
gerade  oder  gekrümmt  sein. 
Im  Knospenkern  befindet 
sich  der  Em b  ryo sack  und 
in  ihm,  an  der  Mikropyle, 
das  Eichen  (alles  dies  zeigt 
Fig.  79). 

lieber  das  Leben  der  Blüte  werden  wir  unten 
Genaueres  hören.  Hier  sei  nur  gesagt,  dass  ihr  Ziel 
die  Fruchtbildung  ist.  Der  Weg  dazu  ist  die  Be- 
fruchtung (Fig.  79),    die  darin  besteht,  dass  der 


Fig.  77.  Stempel  der  Kirsche 

a  Samenknospe,  h  Griffel, 

c  Narbe. 


Fig.  78.  Formen  der  Narbe.     L  Taubnessel,  2.  Mohn,  3.  Eibisch, 
4.  Schwertlilie. 

Pollen  auf  die  Narbe  des  Stempels  gelangt,  und 
dass  sein  Inhalt  mit  dem  des  Eichens  verschmilzt, 
wodurch  eine  mächtige  Wanderung  der  Baustoffe  zu 
diesem  hin  angeregt  wird.  Das  Ergebnis  dieses 
Vorgangs  ist,  dass  sich  die  Samenknospe  zum  Samen 
und  der  Fruchtknoten  zur  Frucht  entwickelt. 

Die  Frucht  ist  die  Schutzhülle  des  Samens. 
Man  spricht  von  echter  Frucht,  wenn  sie  nur  aus 
dem  Fruchtknoten  entsteht,  gewöhnlich  hat  sie  dann 
eine   trockne  Wand.     Von    solchen    echten  Trocken- 


I.  Die  Gestalt  der  Pflanzen  (Morphologie). 


11 


fruchten  gibt  es  folgende  Arten :  Sctiliessfrüchte 
(Fig.  80),  die  geschlossen  abfallen,  so  die  Gras- 
frucht, deren  Fruchthülle  mit  ihrem  einzigen  Samen 
verwächst,  die  Nuss  mit  dicker  harter  Hülle  (Hasel- 
nuss),  die  geflügelte  Fl  ügelfrucht 
(Fig.  81)  der  Ulme,  die  in  mehrere 
Teile  zerfallende  Spaltfrucht  (Fig. 
82)  des  Kümmels;  andere  Trocken- 
früchte springen  irgend  wie  auf, 
die  Balgfrucht  (Fig.  83)  längs 
der  Bauchnaht  (Rittersporn),  die 
Kapsel  (Fig.  84)  mit  Spalten  oder 
Zähnen  (Fig.  84:    Lichtnelke),   die 


Fig.  79. 
Befruchtungsvor- 
gang.    "   Narbe, 
p     Pollenkörner. 
ps  Pollenschläuche, 
e  Embryosack. 


Fig.  80.    Trockene   Schliessfrüchte.     1.  Hafer, 

2.    Kornblume,    3.   Schafgarbe,  4.   Erdrauch, 

5.  Haselnuss. 


Büchse  mit  Deckel  (Fig.  85:  Bilsenkraut,  Fig.  86: 
Gauchheil),  die  Poren  kapsel  mit  Löchern  (Fig.  87: 


Fig.  81.  Flügelfrüchte.     1.  Ulme, 
f  Flügel. 


Ahorn, 


Mohn,  Glockenblume).     Eine  mit  zwei  Längsspalten 
aufspringende  Frucht  heisst  Hülse  (Fig.  88),  wenn 


Fig.  82.  Spaltfrüchte.    1, 
Spaltung,    2.    Günsel, 


Kümmel,  «  vor  und  b  nach  der 
vor    der    Spaltung,    *    Spalt- 


früchtchen. 


sie  einfächerig  und  ohne  Scheidewand  ist  (Fig.  88, 
1:  Akazie);  dagegen  Seh  ote  (Fig.  88  2  u.  3),  wenn 
sie  durch  eine  Scheidewand  zweifächerig  ist  (Acker- 


Fig.  83.   Balgkapseln.    1.  der  Dotter- 
blume, 2.  des  Rittersporns. 


Fig.  84.  Kapsel 
der  Lichtnelke. 


Fig.  85.  Kapsel 
desBilsenkrautes. 


Fig.  86.  Kapsel 
desGauchheils. 


Fig.  87.  Kapsel 
des  Mohns. 


senf).    Die  Wand  der  echten  Früchte  kann'aber  auch 
fleischig  werden,  man  nennt  sie  dann  Saftfrüchte 


Fig.  88.    Hülse    und  Schoten.     I.  Hülse  der  Akazie, 
2.  Schote  des  Ackersenfs,  3    Schölchen   des  Hirten- 
täschels,   b  Bauchnaht,    r  Rückennaht,    k-  Klappen, 
s  Scheidewand. 

(Fig.  89),  SO  die  Steinfrucht  (Fig.  90),  die  einsamig 
ist  und  eine  sehr  harte  innere  Fruchtwand  besitzt 
(Pflaume);  die  Apfelfrucht  ist 
mehrsamig  mit  ledriger  Innenwand 
und  die  Beere  (Fig.  91)  mehr- 
samig ohne  trockne  Innenwand 
(Wein);  manche  Früchte  springen 
mit  Gewalt  explosionsartig  auf 
(Kürbisarten).  Früchte,  die  aus 
mehreren  verwachsenden  Früchten 
bestehen ,  heissen  Sammel- 
früchte (Himbeere).  Endlich  nennt  man  Schein- 
früchte (Fig.  92)  solche,  die  auch  aus  ausserhalb 
des  Fruchtknotens  gelegenen  Blütenteilen  entstehen, 


Fig.  89.  Gurke, 
durchschnitten. 


Fig.  90.  Pflaume,  ganz  und     Fig,  91.  Beere  des  Fig.  92.  Scheinfrucht 
durchschnitten.  Nachtschattens.        der  Erdbeere. 


12 


Die  Pflanzenwelt. 


so  bei  der  Rose,  Erdbeere  (Fig.  92)  und  Feige.  -  -  Im 
übrigen  zeigen  die  Früchte  mancfie  Eigentümlich- 
keiten ,  die  wir  aber  lieber  im  biologischen  Teil 
besprechen  wollen. 

Aus  der  Samenknospe  entsteht  also  der  Samen. 
Dabei  werden  die  Integumente  zur  Samenschale,  das 
Eichen  zum  Keimling,  der  Embryosack  erzeugt 
meist  ein  Gewebe  mit  Reservestoffen  für  die  junge 
Pflanze,  man  bezeichnet  es  als  Samen  ei  weiss 
oder  Endosperm,  es  enthält  Stärke,  Oel  oder 
Eiweissstoffe.  Der  Keimling  ist  als  junges  Pflänzchen 
der  wichtigste  Teil  des  Samens,  er  besteht  aus  einem 
Knospe  hen  und  besitzt  schon  ein  Würz  eichen, 
jenes  lässt  schon  die  ersten  Blätter,  die  oben  be- 
sprochenen Keimblätter,  erkennen. 

II.  Der  innere  Bau  der  Pflanzen 

(A  n  a  t  0  m  i  e). 

Mit  dem  blossen  Auge  erscheint  das  Innere  der 
Pflanze  zumeist  ganz  gleichartig.  Immerhin  gibt  es 
doch  Beispiele,  die  jedem  das  Gegenteil  zeigen :  aus 
dem  Blattstiel  vom  Wegerich  lassen  sich  leicht  feste 
Stränge  ziehen,  die  Stiele  von  Wasserpflanzen  (See- 
rose) erscheinen  schwammig,  und  im  Querschnitt 
des  spanischen  Rohrs  erkennt  schon  das  unbewaff- 
nete Auge  Poren.  Weitere  Aufklärung  bietet  aber 
erst  die  Lupe  oder  die  noch  stärkere  Vergrösserung 
des  Mikroskops.  Bei  der  genaueren  Untersuchung 
mit  einem  solchen  bemerkt  man,  dass  die  Organe 
der  Pflanze  aus  sog.  Geweben  und  diese  aus  Zellen 
bestehen.  Das  hat  man  natürlich  erst  mit  der  Er- 
findung des  Mikro- 
skops 1670  (Mal- 
pighi  und  Grew) 
angefangen  zu  er- 
kennen ,  und  erst 
seit  70  Jahren 
(Schieiden)  weiss 
man,  dass  alles  an 
der  Pflanze  aus 
Zellen  besteht  oder 
wenigstens  ent- 
steht. 

1.  Die  Zelle 
(Fig.  93).  Legt  man 
auf  den  Objekt- 
träger etwas  vom  Fleisch  einer  halbreifen  Johannis- 
beere und  drückt  ein  dünnes  Deckgläschen  darauf, 
so  erkennt  man  zahlreiche  „Zellen".  Eine  solche 
Zelle  ist  ein  kleiner  geschlossener  Raum,  ein  bläs- 
chenartiges Gebilde.  Es  hat  einen  bestimmten  In- 
halt und  eine  feste  Wand. 

a)  Die  Zellwand  (Membran)  erscheint  an 
jungen  Zellen  nur  als  feine  Begrenzungslinie,  sie  be- 


Fig.  93.  Junge  Zelle  aus  der  Endknospe 
des  Fichtenspargels:   a  Stück  einer  be- 
nachbarten Zelle.     Man   sieht  den   Zell- 
kern und  die  Protoplasmastränge. 


Fig.  94.    Querschnitt  durch  eine   Zelle 

aus  der  Schale  der  Walnuss;  zeigt  die 

Verdickungen  der  Zellhaut:  dazwischen 

verzweigte  Kanäle. 


Steht  aus  einem  sog.  Kohlenhydrat,  der  Zellu- 
lose; mit  der  Zeit  wächst  sie  und  erfährt  dann 
eigenartige  Veränderungen.  Zunächst  wächst  die 
Fläche  der  Wand,  dabei  vergrössert  sich  die  ganze 
Zelle  und  nimmt  ihre  endgültige  Gestalt  an  (vier- 
eckig, mehreckig,  rundlich,  quadratisch,  langgestreckt, 
sternförmig).  Sodann  beginnt  das  Dickenwachstum 
der  Zellwand  (Fig.  94),  die  nun  oft  geschichtet  er- 
scheint; dabei  blei- 
ben aber  manche 
Stellen  unverdickt, 
so  dass  hier  Kanäle 
entstehen ,  die  bei 
benachbarten  Zellen 
aufeinander  stossen, 
sie  sind  nur  durch 
die  zuerst  entstan- 
dene, zarteZellwand- 
schicht  getrennt  und 
vermitteln  den  Ver- 
kehr von  Zelle  zu 
Zelle :  von  der  Fläche 
ausgesehen,  erschei- 
nen diese  Poren- 
kanäle wie  runde  Löcher  oder  Spalten. 

Neben  diesen  Gestaltsveränderungen  kann  die 
Zellwand  auch  Aenderungen  ihrer  chemischen  Zu- 
sammensetzung erfahren.  Wie  gesagt,  besteht  sie 
für  gewöhnlich  aus  dem  Kohlehydrat  Zellulose. 
Durch  Einlagerung  von  gewissen  Stoffen  kann  Ver- 
holzung oder  Verkorkung  eintreten.  Die  ver- 
holzte Membran  (im  Holz)  hat  eine  ziemlich  be- 
deutende Festigkeit,  in  ihr  kann  sich  das  Wasser 
leicht  bewegen,  die  verkorkte  Membran  (im  Kork) 
ist  dagegen  elastisch  und  für  Wasser  undurchlässig, 
worauf  die  Benutzung  des  Flaschenkorks  beruht. 
Manchmal  kann  auch  Verschleimung  der  Zell- 
wand eintreten,  z.  B.  beim  Leinsamen.  —  Eine  mehr 
krankhafte  Veränderung  der  Membran  findet  bei  der 
Gummibildung  (z.  B.  an  Kirschbäumen)  statt,  an- 
dererseits lagert  sich  z.  B.  bei  Gräsern  und  Schachtel- 
halmen stets  Kieselsäure  in  der  Zellwand  ab  und 
macht  sie  hart  und  scharf. 

b)  Der  Zell  Inhalt  ist  zunächst,  besonders  in 
jungen  Zellen,  eine  zähe  Schleimmasse,  Proto- 
plasma oder  Plasma  genannt.  Sachs  nennt  sie 
Energide  und  so  werden  auch  wir  sie  nennen. 
Sie  besitzt  einen  dichteren  Kern  (dieser  oft  noch 
ein  Kernkörperche  n).  Das  Plasma  besteht  aus 
einer  gleichartigen  Griindmasse  mit  feinen  Körnchen 
und  kleinen  Körperchen,  die  man  Chromato- 
phoren  nennt.  Ueber  den  feineren  Bau  des  Plas- 
mas ist  man  sich  jedoch  noch  nicht  einig.  Aehn- 
Hell  ist  es  mit  dem  Kern,  doch  nimmt  man  an,  dass 
er   aus   einem   feinen  Fadengerüst  besteht,    in   dem 


II.  Der  innere  Bau  der  Pflanzen  (Anatomie). 


13 


kleine  Kugeln  liegen.  Nach  der  Zellwand  zu  ist 
das  Plasma  etwas  fester  (sog.  Hautschicht). 

Chemisch  besteht  das  Plasma  aus  sog.  Eiweiss- 
stoffen  verschiedener  Art,  diejenigen  des  Kerns  nennt 
man  Nuklei'ne.  Die  Verschiedenartigkeit  dieser  Stoffe, 
auch  der  Zellwand  u.s.w.,  zeigt  sich  besonders  darin, 
dass  sie  sich  durch  verschiedene  Farbstoffe  ver- 
schieden färben  lassen.  Uebrigens  nimmt  meist  nur 
das  tote  Plasma  diese  auf. 

Sehr  bemerkenswert  ist,  dass  die  Energiden  be- 
nachbarter Zellen  miteinander  durch  die  Porenkanäle 
der  Zellwände  in  Verbindung  stehen,  so  bilden  also 
die  Protoplasmamassen  aller  Pflanzenzellen  ein  durch 
feine,  die  dünnen  Wände  durchbohrende  Plasmafäden 
verknüpftes  Netz.  Dies  dient  wahrscheinlich  der 
Fortleitung  von  Reizen  und  dem  Stoffaustausch. 

Die  Energide  erzeugt  verschiedene  Zellpro- 
dukte. Wenn  die  Zelle  wächst,  so  hält  die  Ener- 
gide damit  nicht  Schritt,  es  entstehen  in  ihr  Blasen 
(sog.  Vakuolen),  die  sich  mit  einer  wässerigen 
Flüssigkeit,  dem  Zellsaft,  füllen.  Mit  der  Zeit 
können  dieselben  zahlreicher  werden  und  das  ge- 
samte Plasma  mit  Kern  an  die  Wand  drängen.  Im 
Zellsaft  sind  u.  a.  enthalten :  Säuren ,  Zucker  und 
Gerbstoff.  —  Auch  die  Farbstoffe  sind  Erzeug- 
nisse der  Energide;  z.  T.  sind  sie  im  Zellsaft  ge- 
löst, so  die  roten  und  blauen  der  Blüten,  z.  T.  sind 
sie  an  geformte  Teile  der  Energide  gebunden ,  sie 
entstehen  dann  aus  den  oben  genannten  Chromato- 
phorenalsChloroplasten,  Chrom  o  plastenund 
Leukoplasten.  Die  erstgenannten  sind  die  sog. 
Chlorophyll-  oder  Blattgrünkörner,  die  für 
die  Ernährung  der  Pflanze  von  grosser  Bedeutung 
sind;  sie  enthalten  einen  grünen  Farbstoff  (eisen- 
haltig?) und  sind  meist  rundliche,  sich  durch  Tei- 
lung vermehrende  Körnchen.  Sie  entstehen  nur  am 
Licht.     Die  Chromoplasten  sind  gelb  oder  rot. 

Die  Leukoplasten  haben  eine  besondere  Bedeu- 
tung, sie  sind  farblos,  und  in  ihnen  (wie  auch  in 
den  Chloroplasten)  entsteht  einer  der  wichtigsten 
Bau-  und  Reservestoffe,  die  Stärke;  diese  bildet 
im  Wasser  unlösliche  Körnchen  von  verschiedener 
Gestalt  bei  verschiedenen  Pflanzen ,  sie  sind  mehr 
oder  weniger  deutlich  geschichtet,  der  innerste  Kern 
liegt  oft  nicht  genau  in  der  Mitte  (Fig.  95 — 98). 
Man  erkennt  die  Stärke  vor  allem  daran,  dass  Jod- 
lösung sie  blau  färbt.  Sie  wird  in  der  Pflanze  im 
Verlauf  des  Stoffwechsels  in  Zucker  umgewandelt, 
der  im  Zellsaft  löslich  ist  und  von  Zelle  zu  Zelle 
wandern  kann. 

Ausser  den  genannten  Produkten  der  Energide 
sind  noch  folgende  zu  merken:  Eiweisskörner,  sog. 
Proteinkörner  von  rundlicher  Gestalt,  oft  mit 
kristallartigen  Bildungen,  Schleim  (z.B.  bei  Zwie- 
beln), der  offenbar  als  Wasserspeicher  dient,  Oele, 


vor  allem  die  ätherischen  der  Blumenblätter  und 
Früchte,  sie  sind  wohl  meist  Exkrete,  d.  h.  Aus- 
sonderungen beim  Stoff- 
wechsel, die  aber  doch 
ihre  Nebenbedeutung 
haben  (s.  unten);  ähn- 
lichistesmitKri  stallen 


€, 


Fig.  95. 


Fig.  96. 


Fig.  97.  Fig-  98. 

Fig.  95—98.  Stärkekörner.    540nial  vergrössert. 

95  von  der  Kartoffel,   c  der  exzentrisch  gelegene  Kern;   96  vom 

Weizen,   A   ein    grosses    Korn,    B   kleine    Korner,;   97   von    der 

Bohne;  98  vom  Hafer  (zusammengesetztes  Korn). 

von  Mineralsalzen,  besonders  von  oxalsaurem 
Kalk,  der  seiner  Giftigkeit  wegen  als  Schutzmittel 
gegen  Tierfrass  dient. 

c)  D  a  s  L  e  b  e  n  d  e  r  Z  e  1 1  e  ist  an  die  Energide, 
das  Plasma,  gebunden,  sie  ist  der  unumgänglich 
nötige  Träger  des  Lebens.  Die  oben  schon  an- 
geführten Lebensäusserungen  zeigen  sich  auch  an 
ihr,  so  vor  allem  Ernährung  und  Wachstum. 
Zufolge  des  noch  genauer  zu  besprechenden  Er- 
nährungsvorganges wächst  die  Energide  und  mit  ihr 
die  Zelle,  dabei  bewirkt  sie  auch  alles,  was  wir 
schon  gesagt  haben,  also  das  Wachstum  ihrer  Zell- 
wand in  die  Länge  und  Dicke  und  die  Erzeugung 
jener  Zellsafteinlagerungen. 

Sodann  zeigt  sich  das  Leben  der  Energide  in 
ihrer  Bewegung,  die  man  an  der  Ortsverände- 
rung der  Körnchen  in  ihr  und  auch  des  Zellkerns 
erkennt.  In  totem  Plasma  beobachtet  man  sie  nicht, 
wir  dürfen  daher  wohl  annehmen,  dass  sie  sich  nicht 
durch  mechanische  Ursachen  erklären  lässt,  sondern 
dass   sie   eben  ein  Zeichen   der  Lebenstätigkeit   ist. 

Ein  weiteres  Zeichen  des  Lebens  der  Energide 
ist  ihre  Vermehrung,  auf  welcher  Wachstum  und 
Entwicklung  der  ganzen  Pflanze  beruht.  Auch  die 
Energide  entwickelt  sich,  und  auf  der  Höhe  ihres 
Lebens  kann  sie  sich  durch  Teilung  vermehren.  Dies 
geht  vom  Kern  aus.  Es  ist  dies  ein  recht  kompli- 
zierter Vorgang,  den  wir  im  einzelnen  hier  nicht  be- 
sprechen können,  genug,  dass  sich  erst  der  Kern 
teilt,  und  dass  dann  erst  die  Teilung  der  ganzen 
Zelle  erfolgt,  indem  sich  zwischen  den  Tochterkernen 
in  dem  Plasma  eine  feine  Querwand  bildet. 


14 


Die  Pflanzenwelt. 


Endlich  zeigt  sich  das  Leben  der  Energide  auch 
darin,  dass  sie  zuletzt  den  Tod  erleidet.  Das  kann 
gewaltsam  geschehen,  z.  B.  durch  Wasserentziehung 
oder  Gifte.  Sie  kann  aber  auch  eines  natürlichen 
Todes  sterben,  bei  allen  Zellen  einjähriger  Pflanzen 
findet  dies  normalerweise  am  Ende  jeder  Vegetations- 
periode statt,  bei  den  ausdauernden  Pflanzen  zieht 
sich  das  Plasma  in  bestimmte  Zellen  zurück,  um 
dort  zu  überwintern.  Aber  es  gibt  auch  viele  Zellen 
der  Pflanze,  die  im  natürlichen  Verlauf  der  Entwick- 
lung absterben,  um  dann  andere  Aufgaben  zu  er- 
füllen. Es  ist  wohl  anzunehmen,  dass  die  Ener- 
giden  solcher  Zellen  nicht  einfach  sterben,  sondern 

ll  c  i  ff 


Fig.  99,  Radialer  Sciinilt  durcli  ein  diltotyles  Gefässbütidel.  (i  Zellen  des  Marl<- 
parenchyins,  b  innerstes  Gefäss,  rinjjförmig  und  spiralig  verdiclit,  r  Spiralgefäss, 
(l  netzartig  verdicktes  Gefäss,  c  Hulzparenchym,  /"  Holzprosencliyin,  ,<;  getüpfeltes 
Gefäss,  h  Hoizparencliym,  i  Kambium,  A*  Kambiform,  /Siebröhre  (Rölire  mit 
durchbrochenen  Querwänden),  m  Bastparenchym,  n  Bastprosenchym ,  u  i^inden- 
parenchym.    b—h  Holzteil,  fc—o  Bastteil  des  Gefässbündels. 


sich  in  andere  Zellen  zurückziehen,  denn  solch  wert- 
volles Material  wird  in  der  Natur  nicht  ohne  Not 
vergeudet.  Hierbei  werden  wohl  die  oben  erwähnten 
Plasmaverbindungen  ihre  Rolle  spielen. 

2.  Die  Zellarten.  Wir  sahen  schon,  dass 
sich  die  Gestalt  der  Zelle  beim  Wachstum  ändert. 
Die  durch  Teilung  von  anderen  Zellen  in  dichtem 
Verband  entstandenen  Zellen  sind  mehr  oder  weniger 
würfelförmig.  Weiterhin  aber  erhalten  sie  eine  an- 
dere Gestalt:  sie  werden  tafelförmig,  sternförmig 
und  kugelig,  wobei  sich  oft  zwischen  den  Zellen 
kleine  Spalten  bilden,  sog.  Interzellularräume, 
die  sich  auch  vergrössern  können  und  Luft  oder 
abgesonderte  Stoffe  führen.  -  Vor  allem  kann  die 
Zelle  auch  faserförmig  werden,  so  die  Holz-  und 
Bastfasern ,  wenn  sie  dabei  besondere  Porenkanäle, 
sog.  behöfte  Tüpfel  haben,  so  heissen  sie  Trac be- 
iden. Stark  verdickte  und  oft  verholzte  Zellen 
heissen  Stein- oder  Sklerenchymzellen.  Eigen- 


artig sind  die  oft  verzweigten  Milchsaftzellen, 
dieselben  werden  sehr  lang,  sie  führen ,  wie  der 
Name  sagt,  Milchsaft  (z.  B.  bei  Wolfsmilch). 

Nun  kann  es  ferner  vorkommen ,  dass  in  über- 
einanderliegenden Zellen  die  Querwände  aufgelöst 
werden.  Dadurch  entstehen  lange  Röhren:  Gefässe, 
Siebröhren  und  Milchsaftröhren. 

Die  Gefässe  oder  Tracheen,  welche  wie  die 
Tracheiden  Wasser  leiten ,  haben  stets  eigenartige 
Wandverdickungen,  durch  die  sie  ausgesteift  werden- 
einfache  Tüpfel,  Ringe,  Spiralen,  Netze,  treppen- 
förmige  Leisten ,  wonach  man  sie  dann  benennt 
(Fig.  99  zeigt  diese  Formen  nebeneinander).  Die 
Wände  sind  verholzt,  die  Energiden  haben 
]"  sich  aus  den  Gefässen  zurückgezogen.  Sie 
~  bilden  von  den  Wurzeln  bis  in  die  Blätter 
ein  mehr  oder  weniger  zusammenhängendes 
Röhrensystem  in  der  Pflanze.  Zwischen 
ihnen  und  den  Tracheiden  und  Fasern  gibt 
es  Uebergänge.  —  Bei  den  Siebröhren 
sind  die  Querwände  nur  siebartig  durch- 
bohrt und  die  Wände  sind  nicht  verholzt, 
sie  enthalten  noch  Energiden  und  führen 
einen  eiweissartigen  Schleim,  dessen  Leitung 
sie  besorgen.  —  Die  Milchsaftröhren 
unterscheiden  sich  von  den  genannten  Milch- 
saftzellen nur  dadurch,  dass  sie  aus  mehreren 
Zellen  entstanden  sind  (z.  B.  beim  Mohn). 
3.  Die  Gewebe.  Nur  wenige  Pflanzen 
bestehen  aus  einer  Zelle,  bei  den  meisten 
bleiben  die  sich  teilenden  Zellen  im  Zu- 
sammenhang und  bil- 
den so  Zellverbände, 
die  manGewebe  nennt. 
Teilt  sich  die  Zelle 
immer  in  ein  und  der- 
so  entsteht 
Zellfaden    (Fig.    100), 


selben  Richtung, 


ein 


wenn  in  zwei  Richtungen, 
eine  Zellfläch  e,  wenn  in 
drei  Richtungen,  ein  Zell- 
körper. Dies  sind  die  Ele- 
mentargewebe, aus  denen,  als 
den  höheren  anatomischen 
Einheiten ,  die  Organe  der 
Pflanze  bestehen. 

Die  verschiedenen 
webe  leisten  besondere 
beiten,  und  ihr  Bau  ist 
diesen  abhängig.  Gewebe  aus 
noch  teilungsfähigen  Zellen 
heissen  Meristeme,  solche, 
deren  Zellen  schon  in  den  Ruhezustand  übergingen, 
Dauergewebe.  Die  Meristeme  bestehen  aus 
zarten,  eng  zusammenschliessenden  Zellen  mit  kräf- 


Ge- 

Ar- 
von 


Fig.  100. 

Verzweigter   Zellfaden    einer 

Alge,  vergrössert. 


II.  Der  innere  Bau  der  Pflanzen  (Anatomie). 


15 


tlgen  Energiden  und  Kernen,  weshalb  sie  sich  nocli 
lebhaft  teilen.  Jedes  Organ  der  Pflanze  geht  aus 
solchen  Meristemen  hervor,  z.  B.  in  den  zarten 
Organen  des  Samens  und  der  Knospen,  sowie  im 
Vegetationskegel,  d.  h.  am  fortwachsenden 
Scheitel  der  Pflanze.  Es  gibt  aber  auch  noch  Meri- 
steme, welche,  wie  wir  sehen  werden,  eine  nachträg- 
liche Entstehung  von  Gewebe,  d.  h.  das  Dicken- 
wachstum, bewirken. 

In  einiger  Entfernung  von  dem  Vegetationskegel 
erhalten  die  Gewebe  ihre  endgültige  Ausbildung,  d.  h. 
sie  werden  zu  Dauergeweben.  Am  jungen  Blatt 
oder  Stengel  kann  man  von  solchen  leicht  drei  unter- 
scheiden; vom  Wegerichblatt  z.  B.  lässt  sich  eine 
weisse  Haut  ablösen,  aus  den  Adern  lassen  sich 
weisse  elastische  Stränge  herausziehen,  und  es  bleibt 
dann  eine  grüne  Grundmasse  übrig.  Man  erhält  so 
die  drei  Hauptgewebearten  der  Pflanze:  Hautgewebe, 
Stranggewebe,  Grundgewebe. 

Das  Hautgewebe  (Oberhaut,  Epidermis) 
überzieht  eine  Zelle  dick  die  Blätter  und  krautigen 
Stengel.  Seine  tafelförmigen  Zellen  schliessen  lücken- 
los zusammen,  die  Seitenwände  verlaufen  wellig  oder 
gerade;  die  Aussenwand  ist  meist  stark  verdickt  und 
verkorkt,  wodurch,  wie  auch  durch  zarte  Wachsüber- 
züge (bereiftes  Blatt  der  Erbse)  und  Kieseleinlage- 
rungen (Gräser),  verhindert  wird,  dass  das  von  der 
Pflanze  aufgenommene  Wasser  überall  verdunstet, 
im    übrigen    sind    diese   Zellen   selbst  reich  an  Zell- 


Fig.  101.  Eine  Spaltöffnung  s  des  Quendels.     Man   sietit    die 

beiden    halbmondförmigen    Schliesszellen,    dazwischen    den 

Spalt,    fc  b  c  Oberhautzellen. 

saft,  d.  h.  also  an  Wasser.  Um  dem  Wasser  aber  doch, 
wenn  nötig,  Auswege  zu  verschaffen,  hat  die  Ober- 
haut zwischen  ihren  gewöhnlichen  Zellen  Spaltöff- 
nungen, diese  werden  aus  je  2  nierenförmigen  Zellen 
gebildet,  die  zwischen  sich  eine  Lücke  lassen  (Fig.  101). 
Im  Gegensatz  zu  den  anderen  Oberhautzellen  ent- 
halten sie  Chlorophyllkörner.  Diese  Zellen  haben 
eine  höchst  sinnreiche  Einrichtung,  der  zufolge  der 
Spalt  sich  bei  Wasserreichtum  der  Pflanze  erweitert, 
dem  Wasser  also  freie  Bahn  gibt,   bei  Wasserarmut 


aber  schliesst,  das  Wasser  also  zurückhält.  Diese 
Spaltöffnungen  befinden  sich  besonders  auf  der  Blatt- 
unterseite und  zwar  in  grosser  Zahl,  man  zählte 
300—1000  auf  1  qmm. 

Zu  den  Geweben  der  Oberhaut  gehören  auch 
die  Haare  und  Emergenzen.  Erstere  entstehen 
durch  Ausstülpung  von  Oberhautzellen,  letztere  auch 
noch  aus  anderen,  darunter  gelegenen  Zellen.  Jene 
sind  einfache  oder  verästelte  Zellfäden,  oder  schuppig, 
sternförmig  u.  s.  w.  Die  Brennhaare  der  Brennessel 
haben  einen  brennenden  Inhalt,  der  sich  aus  der 
spröden  und  daher  leicht  abbrechenden  Spitze  in 
die  Wunde  ergiesst.  Die  Haare  dienen  als  Schutz 
gegen   Tierfrass  und  zu   starke  Wasserverdunstung. 

Unter  dem  Hautgewebe  liegt  zunächst  das 
Grundgewebe.  Wenn  es  aus  gleichartigen,  prisma- 
tischen Zellen  besteht,  so  heisst  es  Parenchym, 
wenn  aus  Faserzellen  Prosenchym.  In  jenem 
zeigen  sich  oft  die  oben  genannten  Interzellular- 
räume, die  mehr  oder  weniger  zusammenhängen 
und  ein  Durchlüftungssystem  darstellen ,  wenn  sie 
nicht  gerade  Aussonderungen  (Harz,  Gummi)  ent- 
halten. Das  Parenchym  des  Blattes  ist  das  Ernäh- 
rungsgewebe: unter  den  Spaltöffnungen  findet  sich 
ein  Raum,  d  i  e  A  t  e  m  h  ö  h  1  e ,  und  diese  steht  in  Ver- 
bindung mit  den  Interzellularräumen,  durch  welche  die 
Zellen  oft  geradezu  sternförmig  werden  (Schwamm- 
parenchym). 

Das  Grundgewebe  des  Stengels  wird  durch  die 
Gefässbündel  (s.  unten)  in  einen  äusseren  Teil,  die 
Rinde,  und  einen  inneren,  das  Mark,  geteilt.  In 
beiden  werden  auch  die  Baustoffe,  vor  allem  die 
Stärke,  aufgespeichert,  in  ihnen  findet  man  auch  die 
oben  genannten  Auswurfstoffe  (Gerbstoff,  Harze, 
Oele,  Kristalle).  Das  Grundgewebe  kann  auch  durch 
Umbildung  seiner  Zellen  in  Steinzellen  zur  mecha- 
nischen Stärkung  des   betreffenden  Organs  dienen. 

Das  Stranggewebe  liegt  im  Grundgewebe 
eingebettet,  es  besteht  aus  einzelnen ,  die  Pflanze 
durchziehenden  Bündeln  (Fibrovasalstränge, 
Gefässbündel,  Leitbündel),  im  Blatt  sind  es 
die  Adern.  Sie  liegen  bei  den  einsamenlappigen 
Pflanzen  zerstreut  (Fig.  102),  bei  den  zweisamen- 
lappigen   Pflanzen    im    Kreise  (Fig.  103).     Das   ein- 


Fig.  102.  Monokotyler 
Stengel,  quer. 

G  Gefässbündel. 


Fig.  103.  Dikotyler 
Stengel,  quer. 
Mh  Markhöhle. 


16 


Die  Pflanzenwelt. 


zelne  Leitbündel  (Fig.  104)  besteht  aus  drei  ver- 
schiedenen Geweben:  Siebröhrenteil  (nach  aussen), 
Kambium  (in  der  Mitte)  und  Gefässteil  (nach  innen). 
Der  Siebröhrenteil  besteht  aus  Siebröhren  und 
kleineren  sog.  Geleitzellen,  er  dient  zur  Leitung  von 
Ei  Weissstoffen.  Der  Gefässteil  wird  aus  Gefässen, 
Tracheiden,  Parenchym  und  Faserzellen  gebildet  und 
leitet  das  Wasser.  Die  Gefässe  erkennt  man  an  dem 
weiteren  Lumen  (Innenraum),  sie  werden  von  innen 


Swmm' 


'^ 


Fig.    104.    Ranunculus  repens;    Güfäs^bündel.     Sehr 
stark    vergrössert.     r  Kambium,   y  Gefässe,  s  Sieb- 
röhren ,    f>2    Holzzellen ,    scJi    Gefässbündelscheiben, 
p  Parenchym. 

nach  aussen  weiter,  die  engsten  sind  Netz-,  Ring- 
und  Schraubengefässe,  die  weitesten  nach  aussen 
sind  Tüpfelgefässe  (Fig.  99).  Beide  Teile  haben  an 
ihren  Aussenseiten  Scheiden  von  mehrfaserigen,  ver- 
dickten Zellen.  Zwischen  beiden  liegt  das  Kam- 
bium, ein  Meristem,  also  aus  zarten  Zellen  be- 
stehend. Durch  Teilung  derselben  entstehen  nach 
aussen  neue  Zellen  des  Siebröhrenteils,  nach  innen 
Zellen  des  Gefässteils. 

Beim  Dicken  Wachstum  des  Stengels,  so- 
wie bei  der  Bildung  des  holzigen  Stengels  finden 
weitgehende  Veränderungen  statt.  Bei  manchen 
Pflanzen  (den  meisten  einsamenlappigen,  d.  h.  Mo- 
nokotylen) bleibt  es  freilich  so  wie  eben  beschrieben, 
(geschlossene  Gefässbündel) ,  bei  anderen  dagegen 
schliessen  sich  die  Kambiumteile  der  im  Kreise  lie- 
genden („offenen")  Leitbündel  zu  einem  geschlos- 
senen Ring  zusammen  und  bilden  dann  auch  durch 
ihre  Teilungen  nach  innen  einen  geschlossenen  Ring 
von  Gefässteilen ,  nach  aussen  einen  weniger  ge- 
schlossenen Ring  von  Siebröhrenteilen,  jenen  nennt 


man  nun  Holz,  diesen  Bast.  Die  ursprünglichen 
Leitbündel  sind  auch  später  mehr  oder  weniger 
sichtbar,  indem  sich  zwischen  ihnen  schmale  Plat- 
ten von  würfeligen  Parenchymzellen  bilden,  sog. 
Markstrahlen,  welche  Rinde  und  Mark  verbinden. 
Im  Holz  entstehen  auch  später  wohl  solche  Par- 
enchymplatten  (Markstrahlen),  die  dann  aber  das 
Mark  nicht  erreichen.  Wie  schon  gesagt,  wird  das 
Holz  bald  eine  zusammenhängende  Masse,  während 
der  Bast  mehr  einzelne  Kappen  bildet,  beide  erhalten 
durch  Faserzellen  (Holz-  bezw.  Bastfasern)  eine 
grosse  Festigkeit  (vergl.  hierfür  Fig.  105). 


^ß  c 


Fig.  105.  Ein  dikotyler  Stamm  in  3  verschiedenen  Richtungen  durch- 
schnitten:   Q    Querschnitt,    S   Radialschnitt,     T    Tangentialschnitt, 
A  Obörhaut,  B  Bast,  C  Kambium.  //  Holz  mit  Jahresringen,  J'Jahres- 
grenzc,  M  Mark.  1,  2,  .3,  4,  5,  6,  7  Marktstrahlen. 


Das  Holz  besteht  im  wesentlichen  aus  Holz- 
fasern, Gefässen,  Tracheiden  und  Parenchym,  wobei 
die  Gefässe  auch  wieder  besonders  durch  ihren 
weiteren  Innenraum  kenntlich  sind.  Wenn  das  Holz 
in  besagter  Weise  vom  Kambium  aus  mehrere  Jahre 
weiter  gewachsen  ist,  so  zeigt  es  eine  auffallende 
Eigentümlichkeit:  es  besteht  dann,  oft  schon  für  das 
blosse  Auge,  aus  konzentrischen  Ringen,  den  sog. 
Jahresringen  (Fig.  106).  Das  Mikroskop  zeigt, 
dass  innerhalb  derselben 
die  inneren  Bauelemente 
weiter  und  dünnwandiger 
und  die  Gefässe  zahl- 
reicher sind,  weiter  nach 
aussen  werden  die  Zellen 
enger  und  dickwandiger 
und  die  Gefässe  geringer 
an  Zahl;  nach  innen  ist 
das  Holz  jedes  Ringes 
also  lockerer,  nach  aussen 
dichter,  daher  ist  seine 
Grenze  gut  sichtbar,  und 

es  tritt  so  die  Erscheinung  von  konzentrischen 
Ringen  ein.  Jeder  Ring  stellt  den  Jahreszuwachs 
an  Holz  dar:  im  Frühjahr  entsteht  durch  energisches 
schnelles  Wachstum  also  lockeres,  im  Herbst  dichtes 
Holz.  Nur  wo  eine  Unterbrechung  der  Vegetations- 


Fig.  lOG.  Jahresringe. 
A  Oberhaut,  /^  Bast,  C  Kambium- 
ring ,     G    Getässe,    H    Holz,    J 

Jahresring,   M  Mark. 


111.  Das  Leben  der  Pflanzen  (Physiologie). 


17 


Periode  durch  Kälte-  oder  Trockenzeit  eintritt,  gibt 
es  Bäume  mit  Jahresringen. 

Das  innerste  Holz  erstirbt  allgemach,  es  lagern 
sich  Gerbstoffe  ein,  und  Gummi  bildet  sich,  es  sieht 
dann  braun  aus,  ist  härter  und  heisst  Kern,  wäh- 
rend die  äussere  Region  heller  und  weicher  ist  und 
Splint  genannt  wird. 

Der  Bast  bildet  nicht  so  zusammenhängende 
Massen  und  Ringe,  er  besteht  aus  Siebröhren,  Ge- 
leitzellen ,  Parenchym  und  Fasern ,  letztere  bilden 
manchmal  elastische  Schichten,  die  isoliert  und  für 
sich   verwendet  werden  (Linde,   Bast  der  Gärtner). 

Die  Oberhaut,  welche,  wie  gesagt,  die  Wasser- 
abgabe regelt,  wird  beim  Dickenwachstum  bald  zu 
eng,  ehe  sie  platzt,  muss  unbedingt  ein  Ersatz  für 
sie  geschaffen  sein.  Dies  geschieht  durch  ein  aus 
den  Rindenzellen  neu  entstehendes  Meristem,  dessen 
Zellen  sich  fortwährend  teilen  und  nach  aussen  neue 
würfelförmige  Zellen  bilden,  die  zwar  dünnwandig,  aber 
verkorkt  sind,  weshalb  sie  elastisch  und  undurch- 
lässig für  Wasser  sind.  Nach  aussen  sterben  diese 
Zellen  zu  braunen  Massen  ab,  man  nennt  sie  Kork. 
Derselbe  ist  also  ein  Ersatz  der  Oberhaut,  in  dem 
Maasse,  wie  der  Stamm  nach  innen  wächst,  erweitert 
sich  auch  dieser  elastische  Korkmantel.  Indem  die 
Korkschichten  aber  auch  in  tiefer  liegenden  Regionen 
der  Rinde  entstehen,  schneiden  sie  Gewebe  von  der 
Wasserzufuhr  ab  und  bringen  sie  zum  Absterben, 
solche  Rindenmassen  heissen  Borke.  Wenn  die 
Korkschichten  geschlossene  Ringe  sind,  spricht  man 
von  Ringelborke  (Kirsche);  wenn  sie  aber  schräg 
in  die  Rinde  hineingehen,  so  schneiden  sie  Schuppen- 
borke ab  (Platane).  Nicht  immer  lösen  sich  die 
Borkenmassen  ab;  oft  bleiben  sie  im  festen  Zu- 
sammenhang mit  der  Rinde  (Eiche);  oft  ist  die 
Rinde  auch  glatt,  ohne  eigentliche  Borkenbildung 
(Buche). 

4.  Bau  der  Organe.  Aus  den  genannten 
Geweben  bestehen  mehr  oder  weniger  alle  Or- 
gane der  Pflanze,  als  deren  wichtigste  wir  Wurzel, 
Sprossachse,  Blatt  und  Blüte  kennen  lernten.  Die 
Wurzel  hat  gewöhnlich  keine  ausgeprägte  Oberhaut, 
vor  allem  keine  Spaltöffnungen ,  dagegen  ist  das 
Grundgewebe  meist  stark  entwickelt,  besonders  bei 
fleischigen  Wurzeln,  dasselbe  umgibt  als  Ring  einen 
inneren  aus  den  Leitbündeln  gebildeten  Zylinder. 
Daher  fehlt  den  echten  Wurzeln  das  Mark,  die  Ge- 
fässteile  stossen  im  Zentrum  zusammen ,  zwischen 
ihnen  liegen  die  Siebröhrenteile.  Die  älteren  Wur- 
zeln zeigen  auch  ein  Dickenwachstum.  Später  ist 
das  Aussehen  von  holziger  Wurzel  und  Stamm 
ziemlich  gleichartig,  doch  ist  erstere  lockerer  und 
die  Jahresringe  sind  undeutlich.  Auch  Kork  kann 
sich  an  der  Wurzel  bilden. 

Die  Sprossachse  ist  normal  so  gebaut  wie  oben 

Huf  f  mann-D  ennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


beschrieben,  im  einzelnen  zeigen  sich  bei  verschie- 
denen Pflanzen  bemerkenswerte  Verschiedenheiten 
hinsichtlich  Leitbündelverlauf  und  Bau  derselben. 
Manche  Leitbündel  bleiben  in  ihrem  ganzen  Verlauf 
im  Stamm,  andere  treten  als  Blattspurbündel  in  die 
Blätter.  —  Die  Anordnung  der  Bündel  auf  dem 
Querschnitt  erfolgt  nach  mechanischen  Gesetzen ; 
denn  sie  sollen  durch  ihre  Fasern  u.  s.  w.  den  Stamm 
biegungsfest  machen. 

Der  Bau  des  Blattes  ist  oben  schon  genugsam 
erörtert:  es  hat  eine  ausgeprägte  Oberhaut,  die  auf 
der  Unterseite  des  Blattes  zahlreiche  Spaltöffnungen 
hat,  zwischen  beiden  liegt  ein  Grundgewebe,  das  auf 
der  Unterfläche  mehr  schwammig  ist  durch  zahlreiche 
Atemhöhlen  und  Lufträume,  während  die  Zellen  an 
der  Oberseite  dichter  zusammenschliessen. 

Der  innere  Bau  der  Blütenorgane  entspricht  der 
mit  ihnen  vor  sich  gegangenen  Metamorphose  (s. 
oben),  die  Kelchblätter  sind  den  Laubblättern  noch 
ähnlich,  die  Blütenblätter  sind  zarter  gebaut  und 
haben  besonders  eine  eigenartige  Oberhaut.  Das 
innere  Gewebe  ist  gleichartig  gebaut  und  reich  an 
verschiedenen  Farbstoffen.  Die  Staubgefässe  haben 
im  Stiel  ein  nur  schwaches  Gefässbündel.  Jeder 
der  beiden  Staubbeutel  besteht  aus  zwei  Kammern. 
Unter  der  Oberhaut  liegt  eine  Schicht  von  Faser- 
zellen mit  besonderem  Bau ,  wodurch  das  Auf- 
springen der  Fächer  bewirkt  wird.  Die  Stempel 
haben  eine  Wand  mit  zarten  Gefässbündeln,  der 
Griffel  besteht  aus  lockerem  Gewebe. 

in.  Das  Leben  der  Pflanzen. 

(Physio  i  ogi  e.) 

Physiologie  ist  die  Lehre  vom  Leben  der 
Pflanze.  Das  Leben  äussert  sich  in  einer  zielstre- 
bigen Arbeit,  zu  derselben  sind  Werkzeuge  nötig, 
die  man  Organe  nennt.  Ziel  dieser  Arbeit  ist  die 
Erhaltung  des  betreffenden  Wesens  und  seiner  Art, 
in  jener  äussert  sich  durch  die  ganze  Schöpfung  hin- 
durch Selbstsucht,  in  dieser  Selbstlosigkeit,  denn  sie 
ist  oft  genug  mit  dem  Untergang  des  einzelnen 
Wesens  verbunden.  Danach  zeigt  das  Leben  vier 
Hauptarbeiten ;  drei  sind  der  Erhaltung  des  eigenen 
Lebens  gewidmet:  Ernährung,  Wachstum,  Bewegung; 
eine  der  Erhaltung  der  Art:  Fortpflanzung.  Die 
Pflanze  hat  die  Fähigkeit  zu  diesen  Arbeitsleistungen, 
allein  sie  kann  dieselben  nicht  ausführen  ohne  ge- 
wisse ausser  ihr  liegende  Lebensbedingungen: 
die  Aussenwelt  muss  ihr  die  Nahrungsstoffe  liefern, 
die  äusseren  Kräfte  greifen  in  ihr  Leben  ein.  Dabei 
zeigt  sich,  dass  die  Pflanze  auf  diese  Bedingungen 
als  Reize  nur  in  gewissen  Grenzen  antwortet,  die 
untere  nennt  man  Minimum,  die  obere  Maximum, 
dazwischen    liegt   das   Optimum    (d.    h.    der    Punkt, 

3 


18 


Die  Pflanzenwelt. 


der  für  die  Pflanze  am  günstigsten  ist),  die  drei  Kar- 
dinalpunkte. So  kann  sich  z.  B.  das  Leben  nur  zwi- 
schen gewissen  Temperaturen  äussern,  die  niedrigste, 
bei  der  es  noch  möglicli  ist,  heisst  Minimum,  die 
höchste  Maximum ,  die  beste  Optimum.  Jenseits 
jener  beiden  Grenzen  erfolgt  der  Tod. 

1.  Die  Ernährung.  Die  Arbeit  des  Lebens 
ist  mit  andauerndem  Stoffverbrauch  verbunden.  Der 
verbrauchte  Stoff  muss  also  ersetzt  werden;  da  das 
Leben  aber  auch  in  Wachstum  und  Entwicklung 
einen  gewissen  Fortschritt  zeigt,  muss  noch  mehr 
Stoff  erarbeitet  werden,  als  verbraucht  wurde.  Jene 
Stoffe  bietet  die  Aussenwelt  der  Pflanze  dar,  aber 
in  ganz  anderer  Form,  als  ihre  Baustoffe  selbst  sind; 
also  muss  die  Pflanze  sie  zunächst  ergreifen  und 
aufnehmen,  dann  aber  verarbeiten.  Beides  zusammen 
bildet  den  Ernährungsvorgang. 

a)  Die  Nahrungstoffe  und  ihre  Auf- 
nahme. Die  Hauptbaustoffe  der  Pflanze  sind: 
Wasser,  Kohlenhydrate,  Eiweissstoffe  und  Mineral- 
salze. Wasser  besteht  aus  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff, Kohlenhydrate  ausserdem  aus  Kohlenstoff; 
Eiweissstoffe  enthalten  ausser  diesen  drei  Elementen 
Stickstoff,  Phosphor  und  Schwefel ;  die  Zahl  der  in 
den  Mineralsalzen  ausserdem  noch  enthaltenen  Ele- 
mente ist  sehr  gross.  Wir  wollen  sie  nicht  auf- 
zählen, sondern  nur  noch  bemerken,  dass  neben 
den  genannten  sechs  Elementen  für  die  Pflanzen 
unbedingt  nötig  sind:  die  Metalle  Kalium,  Kalzium, 
Magnesium  und  Eisen.  Alle  diese  Elemente  muss 
die  Pflanze  also  in  sich  aufnehmen. 

Das  Wasser  erhält  sie  aus  dem  Erdboden,  den 
Kohlenstoff  liefert  ihr  die  Kohlensäure  der  Luft, 
den  Stickstoff  nicht  etwa  die  aus  ihm  und  Sauer- 
stoff bestehende  Luft,  sondern  salpetersaure  Salze 
des  Bodens  (auch  wohl  Ammoniaksalze),  andere  im 
Erdboden  enthaltene  Salze  bieten  die  anderen  Ele- 
mente, den  Schwefel  z.  B.  die  schwefelsauren  Salze, 
den  Phosphor  die  phosphorsauren  Salze.  —  Danach 
liefern  also  Wasser,  Kohlensäure  und  Mineralsalze 
die  Nährstoffe  der  Pflanze,  und  zwar  stammt  die 
Kohlensäure  aus  der  Luft,  alles  andere  aus  der  Erde. 

Die  Kohlensäure  wird  von  den  Blättern  auf- 
genommen und  zwar  durch  die  Spaltöffnungen,  durch 
die  sie  in  die  Atemhöhle  und  dann  welter  in  die 
Zellen  gelangt. 

Die  Wurzelhaare  nehmen ,  wie  oben  schon  ge- 
sagt, das  Wasser  samt  darin  gelösten  Salzen  aus  der 
Erde  auf,  zufolge  der  vom  Physiker  als  Diosmose 
bezeichneten  Erscheinung.  Diese  Salzlösungen  wan- 
dern nun  von  Zelle  zu  Zelle  bis  zu  den  Verbrauchs- 
stätten in  den  Blättern.  Es  ist  übrigens  mit  Bestimmt- 
heit zu  sagen,  dass  sich  dies  nicht  rein  physikalisch 
erklären  lässt,  vielmehr  wissen  wir,  dass  die  Pflanze 
eine   gewisse   Wahlfreiheit    besitzt,    die    nur    darauf 


beruhen  kann,  dass  ihr  Lebensträger,  also  das  Plasma, 
eine  Auswahl  trifft  und  nur  die  Stoffe  in  sich  auf- 
ninnnt,  die  es  gebrauchen  kann.  Wahrscheinlich 
geschieht  diese  Auswahl  schon  in  den  Wurzelhaaren. 

b)  Die  Pflanze  und  das  Wasser.  Dass 
das  Wasser  für  die  Pflanze  eine  ganz  besondere 
Rolle  spielt,  zeigt  ja  jedes  Verwelken,  also  die  täg- 
liche Erfahrung;  krautige  Pflanzen  enthalten  bis 
80"/o,  Wasserpflanzen  95"/o,  frischwachsende  Zweige 
90%  Wasser.  Teilweise  baut  dieses  die  Pflanze  mit 
auf,  z.  T.  dient  es  als  Nährwasser,  z.  T.  ist  es  Leit- 
wasser zum  Transport  der  Nährsalze.  Indem  die 
Wurzeln  weiter  wachsen  und  immer  neue  Wurzel- 
haare entstehen,  wird  nach  und  nach  der  ganze 
Boden  um  die  Pflanze  herum  ausgenutzt.  Es  ist 
schon  oben  gesagt,  dass  die  Wurzelhaare  mit  den  Erd- 
körnchen geradezu  verwachsen,  dadurch  wird  die  Auf- 
saugungsfälligkeit noch  erhöht.  Letztere  ist  aber  natür- 
lich auch  von  der  Kraft  abhängig,  mit  welcher  der 
Boden  das  Wasser  zurückhält,  bekanntlich  ist  diese 
bei  verschiedenen  Bodenarten  ganz  verschieden. 

Innerhalb  der  Pflanze  bewegt  sich  das  Wasser 
in  den  Gefässbündeln  weiter,  und  zwar  sind  es  be- 
sonders die  verholzten  Zellen  und  die  Gefässwände, 
welche  es  leiten ,  die  verkorkte  Aussenwand  der 
Oberhaut  und  die  Korkzellen  bilden  dabei  eine 
undurchlässige  Hülle.  Dieser  aufsteigende  Wasser- 
strom wird  durch  das  sog.  Tränen  des  Weinstocks 
bewiesen.  Schneidet  man  denselben  im  Frühjahr 
über  dem  Boden  ab,  so  entfliessen  der  Schnittfläche 
grosse  Mengen  von  Wasser.  Das  Wasser  wird  offen- 
bar emporgedrückt,  man  nennt  das  Wurzeldruck, 
der  wohl  so  zu  erklären  ist,  dass  das  von  den  Wur- 
zeln aufgenommene  Wasser  die  Zellen  prall  anfüllt 
(turgeszieren  lässt,  sagt  man).  Der  Gedanke,  dass 
dieser  Wurzeldruck  das  Wasser  auch  bis  zu  den 
Blättern  emporhebt,  hat  sich  als  irrig  erwiesen ;  wel- 
ches die  hierbei  wirkende  Kraft  ist,  weiss  man  noch 
nicht  genau.  Vielleicht  spielt  die  Kapillarität  eine 
Rolle,  d.  h.  das  Emporsteigen  von  Wasser  in  haar- 
förmigen  Röhren,  und  dies  sind  ja  die  Gefässe; 
wahrscheinlich  steigt  das  Wasser  auch  nur  in  lebenden 
Zellen  so  hoch;  dann  haben  wir  es  also  hierbei  mit 
einer  Lebenserscheinung  zu  tun.  Endlich  ist  auch 
zu  beachten ,  dass  an  den  Blättern  das  Wasser  ver- 
dunstet, und  dass  dadurch  wohl  neues  Wasser  in- 
folge des  gestörten  Gleichgewichts  emporgesogen 
werden  wird.  Nach  Sachs  bewegt  sich  dabei  das 
Wasser  nur  in  den  verholzten  Zellwänden,  nicht 
aber  in  den  Hohlräumen  der  Zellen,  wie  andere  be- 
haupten. 

Nach  dem  zuletzt  Gesagten  hängt  also  die 
Wanderung  des  Wassers  in  der  Pflanze  eng  zu- 
sammen mit  der  Wasserabgabe  oder  Transpi- 
ration (in  Form  von   dampfförmigem  Wasser),  die 


III.  Das  Leben  der  Pflanzen  (Physiologie). 


19 


für  das  Leben  der  Pflanze  von  grösster  Wichtigkeit 
ist.  Wie  die  Wasserabgabe  der  Pflanze  sich  selbst 
regelt,  das  haben  wir  oben  schon  kurz  gesagt:  es 
geschieht  durch  die  Spaltöffnungen,  deren  Schliess- 
zellen  sich  bei  Wasserreichtum  voneinander  ent- 
fernen, so  dass  sie  den  Spalt  erweitern,  bei  Wasser- 
armut dagegen  zusammenneigen,  so  dass  sich  der 
Spalt  verengert;  demnach  kann  im  ersteren  Fall  mehr 
Wasserdampf  durch  die  Spaltöffnungen  verdunsten 
als  im  zweiten.  Die  verdunstete  Wassermenge  kann 
sehr  gross  sein:  man  hat  berechnet,  dass  grosse 
Bäume  täglich  über  100  1  abgeben  können.  Natür- 
lich ist  diese  Menge  von  vielen  Umständen  ab- 
hängig (Boden,  Klima,  Besonnung,  Temperatur  der 
Luft);  jedenfalls  versorgt  die  Pflanze,  besonders 
also  der  Wald,  die  Luft  mit  grossen  Mengen  von 
Wasser. 

Neben   dem  dampfförmig  abgegebenen  Wasser 
kann    die    Pflanze   auch    flüssiges   verlieren.     Wenn 
sich  die  Luft  abends  und  nachts  abgekühlt  hat,  die  | 
Pflanze  aber  noch  weiter  aus  dem  wärmeren  Boden 
Wasser    aufnimmt,    so    kann    dieses    (wohl    durch  j 
Wurzeldruck)  an  bestimmten  Stellen  der  Blätter  (oft  i 
sind  es  besondere  „  W  a  s  s  e  r  s  p  a  1 1  e  n "  i  herausquellen, 
so  entstehen  viele  der  als  Tau  bezeichneten  Wasser-  , 
perlen.     Auch   das   sog.   Bluten    ist   eine  Abgabe 
flüssigen  Wassers:     Glatt    abgeschnittene    Pflanzen- 
zweige   sondern    aus    der  Schnittfläche   Wasser    ab, 
wenn  man  sie  aus  der  kühlen  Luft  ins  warme  Zimmer 
bringt,  dies  erklärt  sich  dadurch,  dass  die  Luft  sich 
im    Innern   des  Zweiges    ausdehnt   und   das  Wasser 
in  demselben  herausdrängt. 

Die  Versorgung  mit  Wasser  hängt  ganz  von 
den  Verhältnissen  des  Bodens  und  Klimas  ab.  Sind 
diese  gleichmässig,  so  ist  es  auch  die  Wasserauf- 
nahme und  -abgäbe.  Wenn  dagegen  die  betreffende 
Gegend  zeitweise  trocken  ist,  so  muss  die  Pflanze 
selbst  dafür  sorgen,  dass  sie  stets  genug  Wasser 
hat.  Dies  kann  sie  dadurch  erreichen,  dass  sie  die 
Transpiration  verringert.  Oft  genügt  aber  die  Ver- 
engerung der  Spaltöffnungen  nicht,  dann  wird  dieses 
Ziel  erreicht  durch  einen  dichten  Haarfilz  auf  den 
Blättern  (Edelweiss),  bei  Steppenpflanzen  auch  wohl 
durch  Kalk-  und  Salzkrusten.  Bei  anderen  sind  die 
Blätter  der  Unterlage  dicht  angedrückt.  Bei  den 
sog.  Kompasspflanzen  der  nordamerikanischen 
Prärien  stellen  sich  die  Blattflächen  in  Süd-Nord- 
Richtung,  so  dass  sie  nur  von  der  weniger  warmen 
Morgen-  und  Abendsonne  getroffen  werden ;  andere  ! 
Pflanzen  falten  ihre  Blätter  mittags  zusammen  (Gräser); 
noch  andere  Pflanzen  trockener  Gegenden  bilden 
überhaupt  wenig  oder  gar  keine  Blätter,  so  die 
Kakteen,  deren  Blätter  ja,  wie  wir  schon  sahen,  in 
Dornen  verwandelt  sind.  Aehnlich  verhalten  sich  die 
sog.  Rutengewächse,  zu  denen  z.  B.  auch  unser 


sehr  kleinblättriger  Besenstrauch  gehört.  Hierbei 
besorgt  dann  der  grüne  Stengel  mehr  oder  weniger 
die  Rolle  als  Ernährungsorgan. 

Nun  gibt  es  aber  auch  Pflanzen,  welche  das 
Wasser  geradezu  als  Reservestoff  aufspeichern ,  das 
sind  die  Sukkulenten,  welche  verdickte  Stengel 
(Kakteen)  oder  Blätter  (Mauerpfeffer)  haben.  Die 
Verdickung  erfolgt  durch  reichliche  Vermehrung  des 
Parenchyms,  und  dieses  ist  dann  mit  Wasser  an- 
gefüllt. 

Die  Wasseraufnahme  und  -leitung  hat  einen 
sehr  wichtigen  Nebenzweck,  nämlich  den  Trans- 
port der  Nährsalze.  Das  aus  dem  Boden  auf- 
genommene Wasser  enthält  ja  die  letzteren,  vermöge 
der  sog.  Diosmose  können  sie  mit  durch  die  Zell- 
wände wandern.  Der  Boden  hält  nun  aber  die 
Salze  mehr  oder  weniger  fest,  ein  einfaches  Aus- 
laugen des  Bodens  durch  Wasser  genügt  daher 
meistens  nicht:  dabei  wirkt  dann  offenbar  der  Um- 
stand mit,  dass  die  Wurzelhaare  mit  den  Erdkörnchen 
verwachsen;  zudem  sondern  sie  eine  Säure  (Kohlen- 
säure) ab,  welche  jene  Salze  leichter  auflöst.  Trotz- 
dem sind  diese  Salzlösungen  sehr  schwach,  um  die 
Pflanze  also  mit  den  nötigen  Mengen  von  Salz  zu 
versorgen,  müssen  sehr  grosse  Mengen  der  Lösung 
in  sie  aufgenommen  werden.  Dazu  dient  der  Tran- 
spirationsstrom: das  übermässig  aufgenommene 
Wasser  bringt  die  Salze  in  die  Blätter  und  damit  in 
ihre  Verbrauchsstätten,  und  es  verdunstet  dann, 
während  die  Salze  zurückbleiben. 

c)  Der  Er nährungs Vorgang.  Ausser  den 
eben  genannten  Stoffen  hat  die  Pflanze  noch  zweierlei 
zu  ihrem  Ernährungsvorgang  nötig:  Sonnenlicht  und 
die  oben  schon  besprochenen  Chlorophyll-  oder  Blatt- 
grünkörner; denn  Pflanzen,  die  im  Dunkeln  vege- 
tieren, wachsen  nicht  normal,  und  Pflanzen  ohne 
Blattgrün  (z.  B.  Pilze)  können  sich  nicht  selbständig 
ernähren.  —  In  den  grünen  Blättern  spielt  sich  der 
Ernährungsvorgang  ab,  in  ihren  Zellen  treffen  Wasser 
und  Kohlensäure  mit  dem  Protoplasma  der  Chloro- 
phyllkörner zusammen,  und  nun  tritt  eine  chemische 
Umsetzung  ein,  deren  Ergebnis  Stärke  ist,  die  in 
den  Blattgrünkörnern  wie  auch  in  den  Leukoplasten 
auftritt,  gleichzeitig  wird  Sauerstoff  in  einer  der  auf- 
genommenen Kohlensäure  entsprechenden  Menge 
abgeschieden  und  durch  die  Spaltöffnungen  nach 
aussen  gestossen.  Sehr  viel  mehr  wissen  wir  von 
diesem  eigentümlichen  Vorgang  nicht,  durch  den 
also  aus  unorganischem  Stoff  (Wasser  und  Kohlen- 
säure) organischer  (Stärke)  gebildet  wird,  man  nennt 
ihn  Assimilation.  Dass  es  ein  chemischer  Vor- 
gang ist,  ist  natürlich  selbstverständlich,  allein,  da 
er  nur  in  den  lebenden  Zellen,  die  Blattgrün 
haben,  stattfindet,  so  muss  er  eine  Funktion  des 
Lebens  sein  und  lässt  sich  nicht  einfach   chemisch- 


20 


Die  Pflanzenwelt. 


physikalisch  erklären.  Ob  die  Zukunft  mehr  Licht 
in  ihn  bringt,  ob  z.  B.  bei  ihm  der  Gärung  ähn- 
liche Vorgänge  stattfinden  u.  s.  w.,  bleibt  abzuwarten. 
Alles,  was  man  in  dieser  Hinsicht  bisher  versucht 
hat  zur  Erklärung,  hat  nicht  stichgehalten. 

Ausser  dem  eisenhaltigen  Blattgrün  ist  für  die 
Assimilation  also  auch  das  Sonnenlicht  nötig,  es  sind 
besonders  die  rot-orangefarbigen  und  gelb-grünen 
Strahlen  des  Sonnenlichts,  die  auf  sie  günstig  ein- 
wirken. Wie  und  was  diese  Strahlen  bei  der  Assi- 
milation bewirken,  weiss  man  nicht.  Man  glaubt, 
dass  sie  die  Quelle  der  chemischen  Energie  sind, 
ohne  dass  man  sich  davon  ein  klares  Bild  machen 
kann.  Ebenso  kennt  man  noch  nicht  die  Wirkung 
des  grünen  Farbstoffs. 

Die  übrigen  Kohlenhydrate  werden  durch  Um- 
wandlung der  Stärke  gebildet,  vor  allem  der  Zucker,  ! 
und  indirekt  auch  wohl  die  Zellulose.  Ebenso  möchte 
es  auch  zweifellos  sein,  dass  die  Fette  aus  Stärke 
und  Zucker  gebildet  werden.  Dagegen  ist  die  Bil- 
dung der  Eiweissstoffe  weniger  einfach,  weil  diese 
ausser  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  auch 
noch  Stickstoff  und  Schwefel  enthalten.  Tatsächlich 
sind  darüber  die  Ansichten  auch  noch  geteilt,  man 
weiss  nicht,  ob  sie  auch  bei  der  Assimilation  ent- 
stehen oder  nicht.  Sachs  hält  die  Siebröhren  für 
ihren  Enstehungsort.  Jedenfalls  spielen  dabei  noch 
die  Kalium-  und  Magnesium -Salze  der  Salpeter-, 
Schwefel-  und  Phosphorsäure  eine  Rolle. 

d)  Stoff  Wechsel, Stoff  Wanderung,  Stoff- 
speicherung.  Aus  dem  eben  Gesagten  geht  schon 
hervor,  dass  sich  die  Stoffe  in  der  Pflanze  nicht  in 
starrer  Ruhe  befinden,  sie  wandern  und  wechseln 
vielmehr  fortwährend.  Die  Bildung  der  Nahrungs- 
stoffe bezweckt  deren  Verwendung  an  den  Orten 
kräftigen  Wachstums,  vor  allem  in  den  Vegetations- 
kegeln und  in  den  werdenden  Früchten ;  da  nun  aber 
die  drei  wichtigsten  Baustoffe:  Stärke,  Eiweissstoff 
und  auch  Fett  nicht  leicht  transportabel  sind  und 
nicht  durch  die  Zellwände  wandern  können,  so 
müssen  sie  in  lösliche  und  leicht  wandernde  Stoffe 
umgewandelt  werden.  Der  Verbrauch  von  Stoff  ist 
dabei  die  treibende  Kraft;  denn  durch  ihn  wird  das 
chemische  Gleichgewicht  zerstört,  und  um  es  herzu- 
stellen, strömen  die  neuen  Baustoffe  von  ihren  Bil- 
dungsstätten, den  Blättern,  herzu.  Zucker  wandert 
unmittelbar  (im  Wasser  gelöst»,  ebenso  ein  Kohlen- 
hydrat, das  Inulin  heisst,  sowie  das  Asparagin ,  ein 
Eiweissstoff.  Die  anderen  Stoffe  dagegen ,  welche 
nicht  durch  die  geschlossene  Zellwand  hindurchgehen 
können.  Stärke,  Fette  und  Eiweissstoffe,  werden 
durch  sog.  Enzyme  in  einen  Zustand  gebracht,  in 
dem  sie  dies  können.  Enzyme  sind  Stoffe,  welche 
auf  ihre  Umgebung  chemisch  verändernd  einwirken, 
ohne  dass   sie   sich  selbst   ändern.     Das   die  Stärke 


auflösende  Enzym  heisst  Diastase,  sie  bildet  aus 
der  Stärke  Zucker,  und  dieser  kann  durch  Diosmose 
die  Zellwand  durchwandern ;  von  den  Eiweissstoffen 
kennt  man  diese  Vorgänge  weniger  genau,  noch 
weniger  von  den  Fetten. 

Die  hier  besprochene  Stoffwanderung  findet  in 
dem  Parenchym  statt,  für  die  Eiweissstoffe  in  den 
Siebröhren,  deren  Querwände  ja  durchlöchert  sind, 
weshalb  jene  Stoffe  sich  in  ihnen  leichter  bewegen 
können. 

Hinsichtlich  anderer  Stoffe  ist  der  Stoffwechsel 
noch  wenig  aufgeklärt,  dahin  gehören  die  Säuren 
der  Früchte,  die  ihrem  Zucker  vorangehen  und  die 
unreifen  Früchte  vor  Tierfrass  schützen,  ferner  die 
auch  als  Schutzmittel  zu  betrachtenden  Alkaloide 
und  Bitterstoffe,  die  dem  Lockapparat  der  Blüte 
dienenden  Farbstoffe  und  ätherischen  Oele,  endlich 
auch  die  Gerbstoffe,  Harze  und  Gummiharze. 

Manche  sind  gewiss  Abfallstoffe,  die  im  Haus- 
halt der  Pflanze  noch  eine  Nebenrolle  spielen ,  an- 
dere sind  auch  sicherlich  durch  Desorganisation  (Ent- 
artung) anderer  Stoffe  entstanden,  so  die  letzt- 
genannten wohl  oft  aus  Zellulose. 

Die  Pflanze  arbeitet  instinktiv  sehr  vorsorglich: 
sie  verarbeitet  mehr  organischen  Stoff,  als  sie  gerade 
zur  Erhaltung  und  zum  Wachstum  ihres  Körpers 
nötig  hat,  damit  sie  ihn  in  Zeiten  der  Not  gebrauchen 
kann.  Sie  speichert  ihn  in  besonderen  Organen  auf, 
so  in  fleischigen  Wurzeln ,  Wurzelstöcken ,  Knollen 
und  Zwiebeln,  in  den  Markstrahlen,  im  Mark  und 
im  Parenchym  des  Holzes.  Hier  lagern  sich  im 
Herbst  die  Reservestoffe  ab,  als  solche  sind  anzu- 
sehen: Stärke  (Kartoffelknolle),  Rohrzucker  (Runkel- 
rübe), auch  Eiweissstoffe  und  Fette. 

Auch  in  Früchten  und  besonders  in  Samen 
sammeln  sich  solche  Stoffe  zur  Reserve  an ,  wir 
haben  ja  schon  von  dem  sog.  Sameneiweiss  (meist 
aus  Stärke  bestehend,  z.  B.  bei  den  Getreidegräsern) 
gesprochen  und  auch  gesehen,  dass  die  Samenlappen 
solche  Speicher  sein  können  (z.  B.  bei  den  Hülsen- 
früchtlern). 

Mit  Beginn  der  neuen  Wachstumsperiode  werden 
dann  jene  aufgespeicherten  Reservestoffe  durch  die 
Enzyme  wiederum  gelöst  und  wandern  nun  zu  den 
Knospen  bezw.  zum  wachsenden  Keimling,  um  dort 
das  neue  Leben  einzuleiten. 

e)  Die  Atmung.  Der  Assimilationsvorgang 
j  ist,  wie  oben  beschrieben,  mit  einem  lebhaften  Gas- 
austausch verbunden :  die  Pflanze  nimmt  Kohlen- 
säure auf  und  gibt  dann  eben  so  viel  Sauerstoff 
wieder  ab.  Daneben  aber  findet  in  ihr  auch  der 
umgekehrte  Vorgang  statt,  der  durchaus  der  tieri- 
schen Atmung  entspricht,  d.  h.  sie  nimmt  Sauer- 
stoff auf  und  gibt  Kohlensäure  ab. 

Man  beobachtet  diesen  Vorgang  leicht  an  den 


III.  Das  Leben  der  Pflanzen  (Physiologie). 


21 


nicht  grünen,  daher  also  auch  nicht  assimilierenden 
Teilen  der  Pflanze  (z.  B.  an  keimenden  Samen); 
auch  die  grünen  Blätter  atmen ,  aber  die  Assimi- 
lation überwiegt  bei  ihnen.  Wenn  ihnen  jedoch  das 
Sonnenlicht  fehlt,  so  wird  die  letztere  mehr  oder 
weniger  eingestellt,  und  nun  kann  man  auch  an 
ihnen  die  Atmung  beobachten,  also  besonders  bei 
Nacht. 

Die  Atmung  ist  das  Ergebnis  eines  Verbrennungs- 
vorgangs: der  aufgenommene  Sauerstoff  erwirkt  in 
den  Organen  sog.  Oxydationen ,  deren  Ergebnis 
Kohlensäure  ist,  welche  die  Pflanze  nun  aushaucht. 
Dabei  muss  dann  also  ein  Gewichtsverlust,  d.  h  ein 
Verlust  an  Stoff  stattfinden,  der  besonders  die  Kohlen- 
hydrate betrifft.  Dies  aber  ist  sehr  wichtig  für  das 
Leben  der  Pflanze.  Denn  dadurch  wir  das  che- 
mische Gleichgewicht  in  ihr  gestört;  dieser  Umstand 
aber  wird  zur  Haupttriebfeder  der  gesamten  Lebens- 
bewegung, die  durch  sie  immer  wieder  von  neuem 
angeregt  wird.  Jedenfalls  ist  die  Atmung  daher 
auch  eine  Lebensfunktion  des  Protoplasmas. 

Wie  bei  den  Tieren,  so  zeigt  sich  auch  bei 
den  Pflanzen  als  äusseres  Zeichen  der  Atmung  die 
Wärmebildung,  an  keimenden  Samen  und  auf- 
springenden Blütenknospen  lässt  sich  dies  direkt 
nachweisen.  Auch  das  Leuchten  mancher  Pilze 
möchte  vielleicht  auf  energische  Atmung  zurück- 
zuführen sein. 

2.  Wachstum  und  Entwicklung.  Die 
auffallendste  Lebensäusserung  der  Pflanze  ist  ihr 
Sprossen  und  Wachsen.  In  bestimmten  Zeitabschnitten 
bringt  eine  mehrjährige  Pflanze  an  bestimmten  Stellen 
immer  wieder  neue  Organe  hervor  und  nimmt  da- 
durch an  Umfang  zu.  Allein  dieses  Wachstum  ist 
noch  mit  etwas  anderem  verbunden ,  nämlich  mit 
einer  Ausgestaltung  aus  einfacheren  Anfängen  zu 
einer  vollkommeneren  Mannigfaltigkeit.  Das  ist  es, 
was  man  Entwicklung  nennt. 

a)  Das  Wachstum  ist  eine  bleibende  Ver- 
grösserung  von  innen  heraus,  oft  ist  sie  mit  Ge- 
staltveränderung verbunden.  Im  Grunde  genommen 
beruht  jedes  Wachstum  auf  Vermehrung  von  Zellen, 
und  diese  wieder  auf  Teilung  der  vorhandenen 
Zellen.  Wir  haben  schon  oben  gesehen,  dass  jede 
an  sich  freilich  mikroskopisch  kleine  Zelle  im  Laufe 
ihres  Lebens  an  Grösse  zunimmt,  und  dass  sie  sich 
dann  in  zwei  Tochterzellen  teilen  kann,  die  ihrer- 
seits auch  wieder  wachsen.  Dies  ist  die  Grundlage 
allen  Wachstums  an  der  Pflanze. 

Man  untersuche  die  Knospe  eines  Baumes,  ihre 
schützenden  Schuppen  umschliessen  schon  kleine 
unausgebildete  Blättchen,  diese  aber  wiederum  ein 
zartes  Gewebe,  den  sog.  Vegetationskegel.  Ist 
die  Knospe  aufgebrochen,  so  streckt  sich  das  Innere 
zu  einem  mit  Blättern  besetzten  Stengel,  dem  jungen 


Trieb.  Nachdem  dieser  sich  dem  Licht  erschlossen 
hat,  erstarkt  er  und  wächst  innedich  aus.  Diese 
drei  Wachstumsstufen  lassen  sich  immer  wieder  ver- 
folgen. Also:  L  Die  Stufe  des  Vegetations- 
kegels, er  besteht  aus  zarten  Zellen  mit  kräftigen 
Energiden,  welche  hier  andauernde  Zellteilungen  be- 
wirken, sowie  auch  die  Anlage  der  jungen  Blätter. 
Sind  diese  schon  deutlich  ausgebildet,  so  erfolgt: 
2.  die  Stufe  der  Streckung,  d.  h.  des  eigent- 
lichen Wachstums.  Der  junge  Stengel  verlängert 
sich  stark,  und  die  Blätter  schieben  sich  ausein- 
ander. Dies  geschieht  dadurch,  dass  sich  die  ein- 
zelnen Zellen  strecken  und  ihre  endgültige  Gestalt 
annehmen,  wobei  sich  auch  die  Gewebe,  wie  oben 
besprochen,  in  Haut-,  Grund-  und  Stranggewebe 
sondern.  Hierauf  folgt  dann  die  3.  Stufe  der 
inneren  und  äusseren  Erstarkung.  Die  Zellen 
erhalten  ihre  endgültige  Gestalt,  Dicke  und  Zeich- 
nung der  Zellwand,  sowie  deren  chemische  Ver- 
änderung (Verholzung  und  Verkorkung).  Hiermit 
hängen  dann  auch  äussere  Umbildungen  zusammen, 
wie  die  Erstarkung  des  Stengels  und  der  Blätter. 

Nun  wird  wohl  jedem  Denkenden  die  Frage 
aufsteigen:  weshalb  wächst  die  Pflanze  und  zwar  in 
allen  ihren  Teilen  in  gesetzmässiger  Weise,  und 
wiederum  jede  Pflanze  in  ihrer  Weise?  Wir  haben 
das  Wachstum  auf  die  Tätigkeit  der  Energiden  zu- 
rückgeführt und  müssen  nunmehr  sagen,  dass  in 
den  Energiden  eine  auf  ein  bestimmtes  Ziel  hin- 
arbeitende Kraft  wirkt.  Ohne  diese  kann  kein  Wachs- 
tum stattfinden,  aber  diese  Tätigkeit  der  Energiden 
i  wird  durch  äussere  Bedingungen  oder  Reize  aus- 
gelöst und  geregelt.  Von  diesen  in  der  Energide 
selbst  liegenden  Kräften  des  Wachstums  wissen  wir 
noch  sehr  wenig.  Sie  werden  daher  oft  leider  ver- 
nachlässigt oder  gar  geleugnet.  Dass  sie  aber  wirk- 
lich vorhanden  sind,  geht  daraus  hervor,  dass  die 
äusseren  Bedingungen  für  sich  allein  kein  Wachs- 
tum erzeugen  können,  sondern  dass  dazu  in  erster 
Linie  eben  die  Energide  oder  das  Protoplasma 
nötig  ist. 

Die  äusseren  Wachstumsbedingungen 
sind  Nährstoffe,  Wasser,  Schwerkraft,  Licht,  Tem- 
peratur und  Medium.  Die  schon  oben  genannten 
Nährstoffe  sind  natürlich  auch  zum  Wachstum  nötig, 
es  sind  dieselben  Stoffe,  aus  denen  alle  Organe  der 
Pflanze  entstehen.  Aber  die  uns  so  gleichartig  er- 
scheinenden Produkte  der  Assimilation  bilden  doch 
so  verschiedenartige  Organe,  so  dass  sie  vielleicht 
doch  einen  inneren  Unterschied  aufweisen ,  man 
spricht  daher  von  Wurzel,  Spross,  Blatt  und  Blüte 
bildenden  Stoffen. 

Eine  besondere  Bedeutung  hat  das  Wasser  für 
das  Wachstum.  Die  Zellen  des  Vegetationskegels 
sind  ganz  mit  Protoplasma  gefüllt.  Bei  der  Streckung 


22 


Die  Pflanzenwelt. 


der  Zellen  nehmen  sie  viel  Wasser  auf,  wodurch  die 
Zellwand  in  den  Zustand  der  Anspannung  („Turgor") 
versetzt  wird.  Hierauf  beruht  zum  Teil  das  Längen- 
wachstum bei  der  Stufe  der  Streckung. 

Die  Richtung  der  wachsenden  Pflanzenteile  wird 
durch  Schwerkraft  und  Licht  beeinflusst.  Die  Schwer- 
kraft bewirkt,  dass  die  Wurzel  nach  unten  und  der 
Stengel  nach  oben  wächst,  man  nennt  dies  posi- 
tiven bezw.  negativen  Geotropismus.  Erklären 
kann  man  diese  Erscheinung  noch  nicht. 

Wichtig  ist  auch  der  Reiz,  den  das  Licht  auf 
die  wachsenden  Organe  ausübt.  An  der  nicht  be- 
lichteten Seite  besteht  die  Neigung  Wurzeln  zu 
bilden,  während  an  der  belichteten  Blattorgane  ent- 
stehen. Im  Dunkeln  wachsende  Pflanzen  (z.  B.  Kar- 
toffeln im  Keller)  zeigen  die  Erscheinungen  des  Etio- 
1  em  en  ts,  d.  h.  sie  wachsen  stark  in  die  Länge  und 
wenig  in  die  Dicke,  die  Triebe  werden  dünn  und 
kleinblätterig,  dabei  blass  und  gelb. 

Wichtig  ist  ferner  auch  die  Temperatur  für  das 
Wachstum.  Es  gibt  für  dasselbe  eine  untere  und 
obere  Temperaturgrenze.  Dazwischen  liegt  eine 
Temperatur,  bei  der  das  Wachstum  am  stärksten 
ist ;  so  ist  z.  B.  die  untere  Temperaturgrenze  für 
Weizen  5"  C,  die  obere  42^,"  C,  am  kräftigsten 
wächst  er  bei  28'A. "  C.  Hiermit  hängt  natüriich 
die  Verbreitung  auf  der  Erde  zusammen.  Es  gibt 
übrigens  auch  Pflanzen  (Christrose,  Schneeglöck- 
chen),  die  in  der  kalten  Jahreszeit  kräftig  wachsen. 

Wichtig  ist  endlich  auch  das  Medium  für  das 
Wachstum.  Man  versteht  darunter  die  direkte  Um- 
gebung, wie  Luft  und  Wasser  und  die  Erde  für  die 
unterirdischen  Teile.  Es  lässt  sich  denken,  dass  auch 
dies   für   das  Wachstum   von  Bedeutung  sein  muss. 

EndHch  sei  noch  darauf  hingewiesen,  dass  ab- 
norme Wachstumsreize  auch  abnorme  Bildungen  er- 
zeugen :  so  entstehen  durch  den  Stich  mancher  In- 
sekten (Gallwespen,  Blattläuse,  Gallmücken  und 
Milben)  auf  Pflanzenteilen  Wucherungen,  die  man 
als  Gallen  bezeichnet;  dahin  gehört  auch  der  durch 
Pilze  erzeugte  Hexenbesen  der  Tanne. 

b)  Die  Entwicklung  ist  die  Ausgestaltung 
einer  grösseren  Mannigfaltigkeit  aus  einfacherer  An- 
fangstufe. Diese  Anfangsstufe  ist  für  die  Pflanze 
die  Eizelle,  nach  ihrer  Befruchtung  (s.  S.  24)  ent- 
wickelt sie  sich  in  verschiedener  Weise.  Beschränken 
wir  uns  hier  auf  die  höheren  (bedecktsamigen)  Pflan- 
zen, so  ist  folgendes  zu  sagen:  die  befruchtete  Eizelle 
verwandelt  sich  durch  Teilungen  in  einen  Zeilkörper, 
den  Keimling  (Embryo).  An  einem  Ende  bilden  sich 
als  Höcker  die  beiden  Samenlappen  und  zwischen 
ihnen  der  Vegetationskegel,  am  anderen  Ende  ent- 
steht die  erste  Wurzel.  Bei  einkeimblättrigen  Pflanzen 
(z.  B.  den  Gräsern)  entsteht  nur  ein  Samenlappen. 
Während  der  Embryo  sich  so  entwickelt,  bilden  sich 


auch   seine   schützenden    Hüllen:    die   Samenschale 

aus  den  Hüllen   der  Samenknospe  und   die  Frucht- 

!  schale  aus  dem  Fruchtknoten.     (Vgl.  dies  mit  S.  24). 

Der  so  gebildete  Same  macht  eine  Ruhezeit 
durch,  befindet  er  sich  nach  derselben  in  günstigen 
Feuchtigkeits-  und  Temperaturverhältnissen, so  wirken 
diese  als  Reize,  welche  die  schlummernden  Kräfte 
des  Samens  auslösen.  Nun  beginnt  eine  neue  Ent- 
wicklung, die  jedermann  leicht  an  keimenden  Erbsen 
oder  Bohnen  beobachten  kann.  Der  Keimling  dehnt 
sich  aus  und  verlässt  die  aufspringenden  Hüllen,  die 
junge  Wurzel  dringt  in  die  Erde,  der  Vegetations- 
kegel wächst  empor  und  bildet  bald  am  Licht  die 
ersten  Blättchen.  Die  Samenlappen  treten  dabei 
entweder  mit  hervor,  oder  sie  bleiben  in  der  Erde 
stecken.  Die  erste  Nahrung  saugt  das  junge  Pflänz- 
chen  aus  seinen  dickfleischigen  Samenlappen  oder 
aus  seinem  Sameneiweiss  auf  (s.  S.  12).  Bald  aber 
sind  die  jungen  Wurzeln  und  ersten  Blätter  zur 
eigenen  Ernährungsarbeit  kräftig  genug:  das  Säug- 
lingsalter des  Pfiänzchens  ist  zu  Ende. 

Nun  beginnt  die  Zeit  der  kräftigsten  Entwick- 
lung, die  Wurzel  wächst  immer  weiter  in  die  Erde 
hinein,  wobei  sich  fortwährend  die  oben  geschil- 
derten Wachstumsstufen  wiederholen :  lebhafte  Tei- 
lung im  Vegetationskegel,  Streckung  und  innere 
Ausbildung.  Hinter  der  Streckungszone  entstehen 
die  langen  Wurzelhaare,  welche  das  Wasser  auf- 
saugen und  hinter  ihnen  die  Nebenwurzeln,  die 
sich  nun  ebenso  verhalten  wie  die  Hauptwurzeln. 
Währenddessen  entwickelt  sich  im  Licht  der  junge 
Keimspross  zum  kräftigen  gegliederten  Stengel.  Der 
emporstrebende  Vegetationskegel  bildet  immer  neue 
Stengelglieder,  an  denen  sich  wiederum  stetig  jene 
drei  Wachstumsstufen  wiederholen.  Dabei  entstehen 
am  Vegetationskegel  selbst  die  jungen  Blätter  als 
Höcker,  sog.  Primordialblatt ,  mit  Bhittgrund  und 
Oberblatt.  So  verschieden  die  Blätter  auch  sind, 
sie  gehen  aus  solchen  äusserlich  gleichen  Anlagen 
hervor. 

Während  sich  der  Spross  so  immer  weiter  ent- 
wickelt, entstehen  in  den  Blattachseln  aus  kleinen 
Höckern  neue  Vegetationskegel ,  die  entweder  so- 
fort oder  später  ihre  Tätigkeit  in  derselben  Weise 
wie  der  Vegetationskegel  am  Hauptspross  beginnen 
und  dann  Seitenäste  bilden. 

Die  hier  geschilderte  Entwicklung  setzt  sich  bis 
zum  Eintritt  derjenigen  Stufe  fort,  die  man  als  Höhe 
des  Lebens  bezeichnen  muss,  bis  zur  Blütezeit.  Bei 
den  sogenannten  einjährigen  Pflanzen  tritt  diese 
schon  im  Lauf  des  Sommers  ein,  bei  den  zwei- 
jährigen, die  dann  durch  Dauerorgane  überwintern 
müssen,  erst  im  zweiten  Jahre.  Es  gibt  aber  auch 
vieljährige  Pflanzen,  welche  in  jedem  Jahr  eine  neue 
Blütezeit  durchmachen  und  dann  also  immer  wieder 


III.  Das  Leben  der  Pflanzen  (Physiologie). 


23 


durch  Dauerorgane  (Wurzelstöcke,  Knollen,  Zwiebeln 
oder  oberirdische  holzige  Stämme,  wie  die  Bäume) 
überwintern. 

Zur  Zeit  der  höchsten  Kraftentfallung  bildet  die 
Pflanze  am  Gipfel  oder  auch  seitlich  Sprosse  von 
besonderer  Art,  die  Blütensprosse.  Der  Vegetations- 
kegel derselben  ist  nur  begrenzt  tätig  und  wird  oft 
aufgebraucht.  Auch  an  ihm  entstehen  Blätter  aus 
kleinen  Höckern,  in  der  Reihenfolge  wie  S.  8  ff.  be- 
schrieben, also  zu  äusserst  Kelchblätter,  dann  Blumen- 
blätter, ferner  Staub-  und  Fruchtblätter.  Hat  die 
Blüte  später  nicht  getrennte  Blätter,  sondern  eine 
Kelch-  oder  Blumenkronenröhre,  so  entsteht  diese 
indem  sich  die  gemeinsame  Basis  der  kleinen  Höcker 
ringförmig  erhebt.  Die  Entwicklung  der  Staub-  und 
Fruchtblätter  ist  sehr  mannigfaltig,  der  Höcker  des 
Fruchtblattes  wölbt  sich  kapuzenförmig  und  ver- 
wächst an  den  Rändern.  In  der  so  entstandenen 
Höhlung  entstehen  die  Samenknospen,  wiederum  aus 
kleinen  Zellhöckern. 

Wie  die  Knospe,  so  entfaltet  sich  auch  der  reife 
Blütenspross,  um  den  Höhepunkt  des  Pflanzenlebens, 
die  Befruchtung  zu  erwarten  (über  diese  s.  S.  24). 
Ist  sie  erfolgt,  so  beginnt  der  letzte  Entwicklungs- 
abschnitt, die  Fruchtbildung:  Sprosse  und  Blätter 
bilden  sich  nun  nicht  mehr,  sondern  alle  in  den  vor- 
handenen Blättern  erarbeiteten  Bildungsstoffe  strömen 
in  die  Fruchtknoten,  um  hier  einem  neuen,  der 
Pflanze  selbst  ganz  gleichgültigen  Zweck  zu  dienen, 
nämlich    der  Bildung   von  Keimen    neuer   Pflanzen. 

Ist  auch  dieser  Zweck  erfüllt,  so  ist  das  Leben 
der  Pflanze  vollendet:  sie  selbst  stirbt  an  Entkräfti- 
gung, lebt  aber  in  ihren  Nachkommen  fort.  Bei 
mehrjährigen  Pflanzen  wiederholt  sich,  wie  schon 
gesagt,  dieser  Vorgang,  aber  auch  sie  und  selbst 
die  kräftigsten  Bäume  wirken  sich  endlich  aus,  sei 
es  auch  manchmal  erst  nach  Jahrhunderten. 

3.  Bewegungserscheinungen.  Dem  Laien 
erscheint  die  Bewegung  als  das  wichtigste  Lebens- 
zeichen. Wenn  die  Pflanze  sich  nun  auch  nicht  von 
der  Stelle  bewegt,  so  kann  sie  doch  vielfach  ihre 
einzelnen  Organe  bewegen.  Diese  Erscheinungen 
beruhen  auf  der  Reizbarkeit  des  Protoplasmas,  die 
ihrerseits  durch  äussere  Reize  ausgelöst  wird.  Jene 
Reizbarkeit  des  Protoplasmas  offenbart  sich  schon  in 
seiner  eigenen  Bewegung,  wie  sie  das  Mikroskop  er- 
kennen lässt.  —  Namentlich  wachsende  Organe  zeigen 
Bewegung.  Nu ta tionsbe wegungen  nennt  man 
sie,  wenn  äussere  Reize  nicht  erkennbar  sind,  z.  B. 
die  Krümmung  der  Knospenschuppen,  Entfaltung 
und  Streckung  der  Laubblätter,  Oeffnung  der  Blüten- 
hüllen. Hierbei  wächst  immer  eine  Seite  des  be- 
treffenden Organs  stärker  als  die  andere.  Bei  den 
Reizbewegungen  müssen  zwar  auch  innere  Vor- 
gänge stattfinden,    allein   daneben   sind   auch   aus- 


lösende Reize  erkennbar;  solche  können  sein  Schwer- 
kraft, Licht,  Wasser,  Berührung,  Wärme  und  chemische 
Stoffe.  Dass  auf  die  Schwerkraft  der  Geotropis- 
mus antwortet,  haben  wir  schon  gesehen,  wenn 
nun  zwar  diesem  zufolge  die  Wurzel  nach  unten, 
der  Stengel  nach  oben  wächst,  so  gibt  es  doch  auch 
Pflanzenteile,  welche  anders  wachsen;  so  wachsen 
die  Seitenwurzeln  schief  in  die  Erde  und  die  Erd- 
beerausläufer wagerecht  über  die  Erde  hin.  Jene 
geotropischen  Bewegungen  zeigen  sich  nur  an 
wachsenden  Organen ,  eine  Ausnahme  bilden  die 
sog.  Knoten  mancher  Pflanzen,  z.  B.  an  Nelken 
und  Gräsern.  Wenn  solche  Pflanzen,  etwa  durch 
Hagelschlag  niedergestreckt  sind,  so  können  sie  sich 
durch  Emporkrümmung  der  Knoten  wieder  erheben. 
Die  Sprossenden  von  Schlingpflanzen  (Winden)  be- 
schreiben Schraubenlinien,  suchen  damit  eine  Stütze 
und  legen  sich  schraubenförmig  um  dieselbe  herum. 
Auch  dies  ist  durch  stärkeres  Wachstum  der  Aussen- 
seite  des  sich  streckenden  Sprosses  zu  erklären. 
Dieses  Winden  folgt  nur  in  senkrechter  Richtung 
nach  oben.  Also  wird  auch  hier  die  Schwerkraft 
als  Reiz  wirken,  nicht  aber  etwa  nur  die  Berührung 
mit  der  Stütze;  denn  ohne  eine  solche  wächst  der 
Stengel  auch  in  der  Luft  gewunden  weiter.  Die 
Richtung  ist  bei  derselben  Art  stets  dieselbe,  meist 
links  herum. 

Auch  das  Licht  kann  Krünmiungsbewegungen 
veranlassen,  man  nennt  dies  Heliotropismus. 
Jeder  weiss  von  seinem  Blumentisch  her,  dass  sich 
der  Spross  mit  seinen  Blättern  dem  Licht  zuwendet, 
während  sich  die  Wurzel  von  ihm  abkehrt.  Die 
Blätter  stellen  sich  dabei  senkrecht  zu  den  Licht- 
strahlen. An  manchen  Pflanzen  kann  man  im  Lauf 
des  Tages  beobachten,  wie  die  Blätter  der  Stellung 
der  Sonne  folgen.  Eigentümlich  sind  die  sogenannten 
Kompasspflanzen  (besonders  in  tropischen  Ge- 
genden). Bei  ihnen  stehen  die  Blätter,  wie  schon  ge- 
sagt, senkrecht  in  Süd-Nord-Richtung.  Dadurch  wird 
erreicht,  dass  die  heissen  Mittagsstrahlen  die  Blätter 
nicht  zu  stark  treffen.  Die  Blütenstiele  stehen  auf- 
recht, aber  nach  der  Befruchtung  krümmen  sie  sich 
oft  vom  Lichte  weg  oder  schieben  die  reifende  Frucht 
gar  in  dunkle  Felsspalten  hinein.  Also  wirken  auch 
hier  nicht  nur  äussere  Lichtreize,  sondern  wieder 
innere  Kräfte. 

Von  den  Schlingpflanzen  sind  andere  Kletter- 
pflanzen zu  trennen,  die  sich  durch  Ranken ,  d.  h. 
lange  dünne  Fäden  festhalten.  Auch  diese  suchen 
eine  Stütze.  Wenn  sie  eine  solche  gefunden  haben, 
so  wirkt  die  Berührung  als  Reiz,  und  die  Ranke  legt 
sich  korkzieherartig  herum,  die  Richtung  der  Stütze 
hat  hierauf  keinen  Einfluss. 

Auch  die  Wärme  kann  als  Reiz  dienen,  das 
zeigt  sich  besonders   an   den  Blüten,    deren  Hüllen 


24 


Die  Pflanzenwelt. 


sich  bei  Wärme  und  Licht  öffnen  und  bei  Kälte  und 
Dunkelheit  schliessen,  z.  B.  bei  der  Tulpe.  Aehnlich 
wirkt  das  Wasser  des  Regens,  z.  B.  beim  Gänse- 
blümchen. 

Endlich  glaubt  man  auch,  dass  chemische  Stoffe 
Bewegungsreize  auslösen  können,  z.  B.  an  Wurzeln 
und  Pollenschläuchen. 

Auch  völlig  ausgewachsene  Teile  können  Be- 
wegungen ausführen,  das  sind  zunächst  die  Varia- 
tion sbewegun  gen.  Wir  sahen,  dass  bei  der 
Streckung  wachsender  Organe  der  Turgor,  d.  h.  die 
Ausdehnung  der  Zellwände  durch  aufgenommenes 
Wasser,  mit  eine  Ursache  ist.  Auch  bei  den  Varia- 
tionsbewegungen spielt  er  eine  Rolle,  dieselben  er- 
folgen an  Blättern  mit  einem  Gewebepolster,  dessen 
Zellwände  sehr  elastisch  sind  und  daher  durch  Turgor 
vorgewölbt  werden  können.  Dabei  senkt  oder  hebt 
sich  dann  das  betreffende  Blatt.  Die  den  Turgor 
hervorrufende  Wasserströmung  wird  durch  äussere 
Reize  (Licht,  Wärme,  Berührung)  hervorgerufen.  Zu 
diesen  Bewegungen  gehört  die  Schlafbewegung. 
Bei  manchen  Pflanzen,  Kleearten ,  Mimosen ,  Sauer- 
klee, senken  sich  die  Blätter  im  Dunkeln  und  heben 
sich  im  Hellen,  wobei  jene  Wasserströmungen  und 
Turgor  die  Ursachen  sind.  Bei  der  Mimose  tritt 
dieselbe  Erscheinung  ein,  wenn  die  Blättchen  be- 
rührt oder  die  Pflanzen  erschüttert  werden.  Auch 
manche  Staubfäden  zeigen  auf  Berührung  hin  solche 
Variationsbewegungen. 

4.  Die  Fortpflanzung.  Wir  haben  schon 
gesehen,  dass  die  Pflanze  auf  der  Höhe  ihres  Lebens 
eine  von  jedem  Egoismus  losgelöste  Arbeit  voll- 
führt: die  Bildung  von  Nachkommen  im  Schoss  der 
Blüte.  Diese  Lebensäusserung,  durch  welche  ein 
Individuum  entsteht,  heisst  Fortpflanzung.  Sie  kann 
vegetativ  oder  geschlechtlich  sein. 

a.  Bei  der  vegetativen  Vermehrung  lösen 
sich  gewisse  Teile  der  Pflanze  ab  und  wachsen  zu 
neuen  Pflanzen  heran.  Als  Beispiel  gedenken  wir 
der  Ausläufer  der  Erdbeere,  welche  weit  von  der 
Mutterpflanze  fortkriechen  und  sich  dort  schliesslich 
bewurzeln  und  neue  Sprosse  bilden.  Auch  Teile 
des  Wurzelstocks,  Zwiebeln  und  Knollen  können 
eine  ähnliche  Bedeutung  haben.  Der  Zweck  dieser 
Art  von  Vermehrung  ist  offenbar  Ersatz  der  ge- 
schlechtlichen Fortpflanzung,  findet  letztere  doch  bei 
manchen  dieser  Pflanzen  (Erdbeere,  Feigwurz)  über- 
haupt nicht  mehr  oder  sehr  gering  statt. 

b.  Die  geschlechtliche  Fortpflanzung. 
Diese  besteht  darin,  dass  die  Energiden  zweier  ver- 
schiedenartiger Zellen  miteinander  verschmelzen.  Man 
nennt  dies  die  B  ef  ru  ch  tung,  die  in  Verschmel- 
zung der  weiblichen  Eizelle  mit  dem  Inhalt  des 
männlichen  Pollenkorns  besteht.  Die  inneren  Vor- 
gänge sind  uns  noch  sehr  unklar.    Sicher  ist  wohl, 


dass    der  Kern  der   männlichen   Zelle  bei   der   Be- 
fruchtung eine  grosse  Rolle  spielt. 

Im  einzelnen  zeigt  die  Befruchtung  verschie- 
dene Formen.  Wir  können  hier  nur  diejenige  be- 
sprechen, die  für  die  höchsten  Pflanzen  (Samen- 
pflanzen) kennzeichnend  ist.  Hier  ist  die  männliche 
Zelle,  das  Pollenkorn,  nicht  frei  beweglich,  sondern 
wird  durch  fremde  Kräfte  zur  weiblichen  Eizelle,  die 
im  Embryosack  liegt,  gebracht,  nämlich  auf  die 
Narbe  des  Stempels;  es  treibt  einen  durch  den 
Griffel  hindurch  bis  zur  Mikropyle  der  Samenknospe 
herabwachsenden  Schlauch.  In  diesem  Pollenschlauch 
entstehen  einige  sog.  Spermakerne,  von  denen 
einer  mit  der  Eizelle  verschmilzt  (Fig.  79). 

Wir  haben  gesagt,  dass  das  Pollenkorn  durch 
fremde  Kraft  auf  die  Narbe  getragen  wird,  man 
nennt  diesen  Vorgang  Bestäubung.  Wir  werden 
auf  ihn  zurückkommen. 

Da  die  Pflanze  die  geschlechtliche  Fortpflanzung 
nach  Möglichkeit  erstrebt,  so  muss  sie  gegenüber  der 

!  vegetativen  Vermehrung  ihre   besondere  Bedeutung 

I  haben.  Beide  Zellen  sind  innerlich  gewiss  ganz 
verschieden.     Durch  ihre  Verschmelzung  werden  die 

j  Eigenschaften  beider  Eltern  auf  den  Abkömmling 
übertragen.  Derselbe  kann  also  im  Gegensatz  zu 
dem  durch  vegetative  Vermehrung  entstandenen  viel- 
seitiger werden  und  mehr  oder  weniger  abändern, 
was  zur  Bildung  von  sog.  Abarten  oder  Varie- 
täten führt.  Ausserdem  ist  zu  beachten,  dass  die 
geschlechtliche  Fortpflanzung  gegen  Nässe  und  Kälte 

'.  widerstandsfähigere  Gebilde  erzeugt,  als  die  vegeta- 
tive Vermehrung;  denn  die  hartschaligen  Samen  sind 
vielfach  als  Dauerorgane  besser  geschützt  als  Zwie- 
beln, Knollen  und  Wurzelstöcke. 

IV.   Die  Pflanze  in  ilirem  Verhältnis 
zur  Tierwelt. 

(Biologie  im  engeren  Sinne.) 

Wir  haben  schon  immer  auf  die  Beziehungen 
hingewiesen,  welche  die  Pflanze  nach  Gestalt,  Bau 
und  Leben  mit  ihrer  Umgebung  verknüpfen.  Hier 
wollen  wir  noch  besonders  ihrer  Beziehungen  zu 
anderen  Lebewesen  gedenken. 

L  Die  Bestäubung.  Wie  schon  gesagt, 
versteht  man  darunter  die  Uebertragung  des  Pollens 
auf  die  Narbe.  Geschieht  dies  in  ein  und  derselben 
(zwitterigen)  Blüte,  so  spricht  man  von  Selbst- 
bestäubung, im  anderen  Falle  von  Fremd- 
bestäubung. Da  die  letztere  vielfach  kräftigere 
Nachkommen  liefert,  so  wird  sie  von  der  Pflanze  in 
erster  Linie  erstrebt.  Der  Pollen  kann  nun  durch 
Wind  oder  durch  Tiere  übertragen  werden,  die  sog. 
windblütigen  Pflanzen,  z.  B.  Haselstrauch,  haben 
zahlreiche   kleine    und    unscheinbare   Blüten,    ohne 


IV.  Die  Pflanze  in  ihrem  Verhältnis  zur  Tierwelt. 


25 


leuchtende  Farben,  Duft  und  Honig,  z.  B.  Taf.  25, 
dagegen  mit  sehr  viel  trocknem  Blütenstaub.  Wenn 
dieser  reif  ist,  so  wirbelt  ihn  der  leichteste  Wind- 
stoss  in  die  Luft  und  trägt  ihn  auf  die  Narben  der  an- 
deren Blüten. 

Ganz  anders  ist  es,  wenn  Tiere  jenen  Boten-  j 
dienst  leisten.  Tiere,  die  hierbei  in  Betracht  kommen, 
liefert  vor  allem  das  muntere  Volk  der  Insekten, 
aber  auch  einige  Vögel  (Kolibris)  leisten  Boten- 
dienste. Wer  einmal  an  einem  sonnigen  Tag  das 
emsige  Treiben  von  Bienen,  Schmetterlingen,  Fliegen 
u.  s.  w.  auf  einer  Wiese  beobachtet  hat,  mag  wohl 
schon  einen  Einblick  gewonnen  haben  in  die  Wunder 
der  Natur,  die  sich  uns  in  diesem  Ausschnitt  ihres 
Lebens  eröffnen.  Keines  ihrer  Gebiete  ist  so  ge- 
eignet zu  selbständiger  Naturbetrachtung  wie  dieses, 
und  keines  wird  den  Naturfreund  mehr  befriedigen. 
Wir  können  daher  unsere  Leser  auch  nur  bitten, 
durch  eigene  Beobachtung  in  der  freien  Natur  selbst 
einen  Blick  in  diese  höchst  mannigfaltige  Wunder- 
welt zu  tun.  Fast  jede  Pflanze  zeigt  hierbei  ihre 
Eigenart  und  was  wir  hier  bieten  können,  sind  nur 
einzelne  zur  Anregung  dienende  Beispiele. 

Die  Natur  zeigt  ein  wunderbares  Gemisch  von 
Selbstsucht  und  Selbstlosigkeit:  wenn  sich  also  die 
Pflanzen  bei  der  Bestäubung  von  Tieren  helfen 
lassen ,  so  ist  es  nur  möglich ,  indem  sie  den  an 
sich  selbstsüchtigen  Tieren  dafür  irgend  etwas  bieten. 
Dies  ist  nun  entweder  eine  Wiege  für  die  Brut  oder 
ein  Unterschlupf  für  die  Tiere  selbst  oder  vor  allem 
Nahrung.  Für  den  ersten  Fall  bietet  das  nickende 
Leimkraut  ein  gutes  Beispiel.  Dasselbe  blüht  mehrere 
Nächte  hindurch,  während  die  Blumenblätter  bei 
Tage  nach  innen  eingerollt  und  unscheinbar  aus- 
sehen. Die  offene  Blüte  sieht  blendend  weiss  aus 
und  lockt  daher  Eulen  (Nachtschmetterlinge)  an, 
welche  den  Honig  suchen.  Die  Weibchen  legen  in 
den  Fruchtknoten  ihre  Eier.  In  den  ersten  beiden 
Nächten  ragen  die  reifen  Staubgefässe  aus  der  Blüte, 
in  der  dritten  an  ihrer  Stelle  die  offene  Narbe.  In- 
dem die  Schmetterlinge  von  Blume  zu  Blume  fliegen, 
bestäuben  sie  sich  mit  Pollen  und  bringen  ihn  auf 
die  Narbe  eines  anderen  Exemplars.  Dadurch  sorgen 
sie  für  die  Bildung  der  Samenanlagen  im  Frucht- 
knoten, also  für  die  Erhaltung  der  Pflanzenart,  aber 
auch  zu  gleicher  Zeit  für  die  Erhaltung  ihrer  eigenen 
Art:  denn  aus  ihren  Eiern  entwickeln  sich  im  Frucht- 
knoten die  kleinen  Räupchen,  welche  sich  von  den 
Samenanlagen  ernähren.  Da  das  Leimkraut  eine 
grosse  Fülle  der  letzteren  erzeugt,  so  bleiben  immer 
noch  genug  übrig,  die  zur  Reife  gelangen. 

Vielfach  finden  die  Insekten  selbst  Unterschlupf 
in  den  Blüten ,  wobei  noch  besonders  der  Um- 
stand wichtig  ist,  dass  die  Temperatur  in  den 
Blüten  höher  ist,   als  in  der  Umgebung.    Oft  wird 

H  off  mann-Dennert,  Botan.  Bilder-Allas.    3.  Aufl. 


man  z.  B.  Käferchen  und  andere  Insekten  in  den 
hängenden  Blüten  der  Glockenblume  und  des  Finger- 
huts finden.  Bei  manchen  Aronsgewächsen  gestaltet 
sich  die  Blüte  geradezu  als  Gefängnis  kleiner  Fliegen. 
Aehnlich  ist's  auch  bei  dem  bekannten  Osterluzei 
(Taf.  29,  2).  Die  Kronenröhre  dieser  Pflanze  er- 
weitert sich  am  Grunde  zu  einem  Kessel,  in  dem 
Staubgefässe  und  Stempel  liegen.  Die  Narbe  wird 
vor  den  Staubgefässen  reif,  in  der  Blumenkronen- 
röhre  befinden  sich  nach  innen  gerichtete  Borsten- 
haare, welche  gleich  einer  Mausefalle  wohl  den  Ein- 
gang, nicht  aber  den  Ausgang  gestatten.  Die  frisch 
geöffneten  Blüten  mit  reifer  Narbe  stehen  aufrecht 
und  locken  mit  ihrer  gelben  Farbe  kleine  Fliegen  an, 
die  hineinkriechen  und  in  dem  Kessel  einen  behag- 
lichen Aufenthalt  finden.  Das  saftige  Gewebe  der 
Wände,  vor  allem  aber  die  bald  sich  öffnenden  Staub- 
gefässe bieten  ihnen  reichlich  Nahrung.  Wenn  der 
Blütenstaub  reif  ist,  sind  die  Narben  zusammen- 
geschrumpft, so  dass  Selbstbestäubung  nicht  mög- 
lich ist.  Währenddessen  hat  sich  aber  auch  die 
Blüte  gesenkt,  die  Haare  in  der  Röhre  sind  ver- 
schwunden, und  mit  Blütenstaub  bepudert  suchen 
die  Fliegen  das  Freie.  Kriechen  sie  dann  wieder  in 
eine  junge  Blüte,  so  bewirken  sie  auf  der  frischen 
Narbe  die  Fremdbestäubung. 

In  den  meisten  Fällen  suchen  die  Insekten  in 
den  Blüten  Nahrung  und  zwar  vor  allem  Honig. 
Dieser  wird  in  grösseren  oder  kleineren  Mengen  an 
bestimmten  Stellen  der  Blüte  abgesondert,  jedes 
Organ  der  Blüte  kann  solche  sog.  Nektarien  (Honig- 
drüsen) tragen  oder  bilden :  bei  manchen  Enzian- 
arten der  Fruchtknoten,  bei  Heidelbeeren  die  Staub- 
blätter, bei  Lilien  und  Schneeglöckchen  die  Blumen- 
blätter; oft  bildet  die  Blumenkrone  für  den  Honig 
einen  Sporn  (Balsamine  und  Akelei).  Auch  beson- 
dere Honigblätter  kommen  vor,  so  die  Tüten  bei 
der  Christrose.  Bei  manchen  Pflanzen  liegt  der 
Honig  ganz  offen  und  kann  dann  von  Insekten  mit 
kurzem  Rüssel  genascht  werden.  Vielfach  aber  ist 
er  an  solchen  Stellen  zu  finden,  wo  ihn  nur  be- 
stimmte Insekten  mit  Rüssel  von  bestimmter  Länge 
und  Beschaffenheit  erhalten  können.  —  Auch  der 
Blütenstaub  bildet  ein  gesuchtes  Nahrungsmittel  für 
Insekten.  Es  lässt  sich  beobachten,  dass  Pflanzen 
mit  zahlreichen  Staubgefässen,  also  auch  mit  vielem 
Blütenstaub  keinen  Honig  enthalten,  denn  der  Blüten- 
staub ist  schon  Anziehungspunkt  genug,  so  beim 
Mohn  und  bei  den  Rosen.  Auf  solchen  Pflanzen 
treiben  sich  viele  Käfer,  Fliegen  und  Blasenfüsse 
herum,  tun  sich  an  den  Pollen  gütlich  und  ver- 
I  schleppen  ihn  dabei  von  Blüte  zu  Blüte.  Hurnmeln 
'  und  Bienen  aber  sammeln  ihn  direkt  ein  als  Nah- 
rung für  ihre  Brut. 

Wie    finden    denn    nun    aber   die  Insekten    den 

4 


26 


Die  Pflanzenwelt. 


Weg  zu  den  Blüten?  Vor  allem  werden  sie  durch 
leuchtende  Farben  angelockt,  welche  windblütige 
Pflanzen  (Hasel,  Gräser)  ganz  entbehren.  Vor  allem 
sind  es  die  Blumenblätter,  die  gross  und  bunt  sind. 
Oft  stehen  auch  viele  kleine  Blüten  in  einem  weit- 
hin sichtbaren  Blütenstand  zusammen  (Doldenpflanzen, 
Klee);  aber  auch  andere  Blütenteile  können  an- 
lockend wirken ,  so  sind  bei  der  Wiesenraute  die 
Staubblätter  gross,  gelb  und  lang  hervorragend,  und 
bei  der  Schwertlilie  sind  die  Narben  gross  und  bunt. 
Besonders  interessant  ist,  dass  innerhalb  eines  Blüten- 
stands eine  Arbeitsteilung  der  Blüten  eintreten  kann, 
indem  einzelne ,  meist  am  Rand  stehende  unfrucht- 
bare Blüten  den  Lockapparat  darstellen.  Bei  vielen 
Korbblütlern  kann  man  dies  beobachten,  mit  am 
schönsten  bei  der  Kornblume,  deren  am  Rande 
stehende  blauviolette  Trichter  lediglich  Lockapparate 
sind.  Die  Farben  selbst  zeigen  eine  schier  unend- 
liche Mannigfaltigkeit,  man  betrachte  nur  einmal 
eine  Wiese  zur  Sommerszeit.  Besonders  verdient 
es  noch  hervorgehoben  zu  werden ,  dass  die  im 
Dunkel  der  Nacht  sich  öffnenden  Blüten  nicht  bunt, 
sondern  weiss  oder  fast  weiss  und  leuchtend  sind. 
Nur  so  sind  sie  für  die  nächtlichen  Insekten  (be- 
sonders Schmetterlinge)  weithin  sichtbar. 

Ein  zweites  Mittel,  um  die  Insekten  anzulocken, 
ist  der  Duft  der  Blüten.  Auch  hierin  zeigt  sich 
wieder  eine  ausserordentliche  Mannigfaltigkeit.  Man 
kann  wohl  annehmen,  dass  sich  der  Duft  jedesmal 
gerade  dem  Geschmack  des  Insektes  anpasst,  auf 
dessen  Besuch  die  betr.  Pflanze  angewiesen  ist. 
Dass  die  Insekten,  von  deren  Geruchsorgan  man 
merkwürdigerweise  nur  wenig  weiss,  dabei  den- 
selben Geschmack  entwickeln  wie  wir ,  kann  man 
nicht  immer  behaupten,  denn  es  möchte  wohl  nicht 
gerade  einen  Menschen  geben ,  welcher  den  Ge- 
schmack gewisser  Fliegen  und  Käfer  teilt,  welche 
Blüten  mit  durchdringendem  Aasgeruch  besuchen. 
Andererseits  scheint  es  Düfte  zu  geben,  welche  wir 
nicht  wahrnehmen  können,  wohl  aber  die  Insekten. 
So  werden  die  Bienen  von  dem  wilden  Wein  trotz 
seiner  unscheinbaren  und  für  uns  duftlosen  Blüten 
auf  mehrere  100  m  angelockt. 

Während  nun  so  die  Pflanze  die  ihr  nützlichen 
Gäste  mit  allen  möglichen  Mitteln  heranlockt,  weiss 
sie  sich  auch  gegen  unberufene  Eindringlinge,  die 
ihr  bei  der  Bestäubung  nicht  nützen  können,  zu 
schützen:  aus  der  langen  Röhre  des  Geisblattes 
können  nur  langrüsselige  Schmetterlinge  den  Honig 
holen.  Von  unten  her  ankriechende  Insekten,  z.  B. 
Ameisen,  werden  bei  der  Pechnelke  durch  einen 
klebrigen  Ring  am  Stengel,  bei  der  Stachelbeere 
durch  Drüsenhaare  am  Fruchtknoten  abgehalten. 
Vielfach  ist  der  Zugang  zum  Honig  durch  Klappen 
oder   Haare   verwehrt.     Auch   kommt   es  vor,    dass 


die  Pflanze  die  honiglüsternen  Ameisen  durch  Honig- 
drüsen, die  ausserhalb  der  Blüte  liegen,  von  dieser 
ablenkt. 

Der  Bestäubungsakt  selbst  zerfällt  in  zwei  Szenen  : 
1.  Die  Aufladung  des  Blütenstaubs  in  der  einen 
Blüte  auf  das  Insekt;  2.  die  Abladung  desselben  in 
der  anderen  Blüte  auf  die  Narbe.  Um  diesen  Vor- 
gang und  damit  die  Fremdbestäubung  zu  sichern, 
sind  die  bewundernswertesten  Einrichtungen  ge- 
troffen. Am  einfachsten  ist  es,  wenn  Staubgefässe 
und  Narben  zu  verschiedenen  Zeiten  reif  werden,  und 
die  einen  verschrumpfen,  wenn  die  anderen  reif  sind ; 
damit  ist  ja  natürlich  Selbstbestäubung  ausgeschlossen, 
so  bei  dem  oben  erörterten  Fall  von  Osterluzei 
u.  V.  a.  Sodann  stehen  Staubgefässe  und  Narben 
derartig,  dass  sie  nacheinander  ganz  bestimmte  Or- 
gane und  Teile  der  Insekten  berühren,  und  oben- 
drein sind  sie  für  bestimmte  Insektenarten,  und  nur 
für  sie,  eingerichtet.  Die  Zahl  der  Fälle  ist  ausser- 
ordentlich gross.  Wir  werden  im  speziellen  Teile 
viele  kennen  lernen. 

Wir  haben  zwar  gesagt,  dass  die  Pflanze  meistens 
Fremdbestäubung  anstrebt,  allein  hierbei  zeigt  sich 
so  recht  überzeugend,  dass  sie  keine  blindwirkende 
Maschine  ist;  denn  es  hat  sich  herausgestellt,  dass 
viele  auf  Fremdbestäubung  eingerichtete  Arten,  dann, 
wenn  diese  aus  irgendwelchen  Gründen  nicht  einge- 
treten ist,  imstande  sind,  Selbstbetsäubung  eintreten 
zu  lassen.  Auch  hierfür  gibt  es  eine  erstaunliche  Man- 
nigfaltigkeit der  Einrichtungen,  die  wir  im  speziellen 
Teil    kennen    zu    lernen  Gelegenheit   haben  werden. 

2.  Das  Schmarotzertum.  Während  es  sich 
in  den  eben  besprochenen  Verhältnissen  um  einen 
Freundschaftsbund  handelt,  bei  dem  jedes  Wesen 
zu  seinem  Recht  kommt,  wollen  wir  jetzt  unser 
Augenmerk  auf  jene  andere  Beziehung  zwischen 
Pflanze  und  Tier  und  auch  Pflanze  und  Pflanze 
lenken,  bei  der  es  sich  um  Feindschaft  handelt,  weil 
eines  der  beiden  Wesen  dabei  Schaden  erleidet. 
Man  versteht  unter  Schmarotzern  und  Para- 
siten Wesen,  welche  sich  auf  Kosten  eines  an- 
deren ernähren.  Im  Grunde  sind  wir  Menschen 
ebenso  wie  die  Tiere  als  Schmarotzer  des  Pflanzen- 
reichs aufzufassen,  weil  wir  auf  die  von  diesem  er- 
zeugten organischen  Stoffe  als  Nahrung  angewiesen 
sind.  Nun  gibt  es  aber  auch  Pflanzen,  welche  den 
Spiess  umdrehen  und  sich  von  Tieren  oder  anderen 
Pflanzen  ernähren.  Pflanzliche  Schmarotzer  auf 
Tieren  sind  freilich  selten,  doch  gehört  dahin  fast  das 
ganze  Reich  solcher  Bakterien,  welche  Krankheiten 
erzeugen  und  verbreiten.  Viel  grösser  ist  dagegen 
die  Zahl  von  Pflanzen ,  die  auf  ihresgleichen  leben. 

Wenn  wir  bedenken ,  dass  es  sich  hierbei  um 
eine  völlig  veränderte  Ernährungsweise  handelt,  so 
ist   von  vornherein    anzunehmen,    dass   hierbei   die 


IV.  Die  Pflanze  in  ilirem  Verhältnis  zur  Tierwelt. 


27 


Ernährungsorgane  eineUmgestaltung  erleiden  müssen, 
und  so  ist  es  in  der  Tat:  die  Blätter  mit  ihrem 
Blattgrün  verschwinden,  und  die  Wurzeln  verlieren 
die  Möglichkeit,  Wasser  nebst  Nährsalzen  aus  dem 
Boden  aufzusaugen,  statt  dessen  sind  sie  zu  Or- 
ganen geworden,  mit  denen  sich  der  Schmarotzer 
an  und  auf  seinem  „Wirt"  festhält  und  ihm  die 
Nahrung  entzieht.  Nicht  immer  geht  diese  Um- 
wandlung so  weit.  Es  gibt  eine  ganze  Reihe  von 
Pflanzen,  denen  man  diese  hinterlistige  Lebensweise 
gar  nicht  ansieht,  die  Blätter  sind  noch  vorhanden 
und  auch  normale  Wurzeln  nebst  Wurzelhaaren, 
allein  daneben  haben  sie  Haftscheiben  u.s.  w.,  mit 
denen  sie  sich  auf  den  Wurzeln  anderer  Pflanzen  in 
ihrer  Umgebung  festhalten,  so  ist  es  z.  B.  beim 
Klappertopf,  Augentrost,  Läusekraut  u.  s.  w.  Man 
nennt  diese  Pflanzen  Wurzelschmarotzer.  Ein 
echter  Schmarotzer  dieser  Art  ist  der  Fichtenspargel, 
dessen  oberirdische  Organe  ganz  bleich  sind ,  also 
nicht  mehr  assimilieren,  die  Haftscheiben  oder 
Haustorien  der  Wurzeln  sitzen  den  Wurzeln  von 
Laubbäumen  auf.  Die  Orobanche  lässt  ihre  Wurzel 
mit  denen  der  Nährpflanze  (z.  B.  Klee)  zu  dick- 
hchen  Gebilden  verwachsen.  —  Blattlos  und  nicht 
grün  ist  auch  die  Flachsseide,  welche  in  der  Erde 
überhaupt  keine  Wurzel  mehr  hat,  sie  windet  sich 
um  ihre  Nährpflanze  (Flachs,  Brennessel)  herum  und 
sendet  in  sie  Saugwarzen  hinein. 

Harmloser  als  diese  Pflanzen  sind  die  sog.  Epi- 
phyten,  welche  besonders  in  den  Tropen  auf 
Baumstämmen  leben,  namentlich  Knabenkräuter  (so 
die  Vanille)  und  Farne;  zumeist  schaden  sie  dem 
Baum  weniger,  sie  leben  vielmehr  von  Humus,  der 
sich  auf  ihm  gebildet  hat.  Ein  Epiphyt  unserer 
Flora  ist  die  Mistel,  die  sich  zwar  mit  ihren  grünen 
Blättern  noch  selbst  ernähren  kann,  die  aber  doch  ihre 
kurzen  „Senker"  (Wurzeln)  in  den  Stamm  der  Bäume 
sendet,  nicht  nur  um  sich  festzuhalten,  sondern  um 
zu  schmarotzen. 

Jene  harmloseren  Epiphyten  führen  zu  einer 
ganz  anderen  Gruppe  von  Wesen  über,  die  man  im 
weiteren  Sinne  auch  noch  Schmarotzer,  im  engeren 
dagegen  Fäulnisbewohner  oderSaprophy  ten 
nennt.  Der  Name  sagt  es  schon,  dass  diese  Pflanzen 
nicht  von  lebenden  Wesen,  sondern  von  totem  orga- 
nischem Stoff,  vor  allem  auch  schon  zersetztem,  also 
von  Humus  leben.  Dahin  gehören  nur  wenige  höhere 
Pflanzen,  wie  z.  B.  die  Orchidee  Nestwurz,  dagegen 
ist  die  ganze  grosse  Abteilung  der  Hutpilze  zu 
diesen  Fäulnisbewohnern  zu  rechnen. 

3.  Insektenfressende  Pflanzen.  Es  gibt 
Pflanzen,  welche  ihre  Eigenart  verleugnen  und 
lebende  Tiere  aufzehren.  Zwar  besitzen  sie  noch 
grüne  Blätter  und  ernähren  sich  also  mit  diesen 
ebenso  wie  andere  redliche  Pflanzen,  allein  daneben 


haben  sie  noch  Mordinstrumente,  und  zwar  haben 
sie  gerade  die  Blätter  dazu  umgewandelt.  Um  die 
Tiere,  es  handelt  sich  dabei  besonders  um  kleine 
Insekten,  verdauen  zu  können,  müssen  die  Pflanzen 
einen  auflösenden  Saft  besitzen,  den  sie  aus  Drüsen 
absondern. 

Das  einfachste  Beispiel  bietet  ein  Pflänzchen 
unserer  Flora,  der  Sonnentau  (Taf.  32,  3):  auf 
seinen  rundlichen  Blättern  stehen  zahlreiche  gestielte 
rote  Drüsen ,  die  eine  glänzende  Flüssigkeit  abson- 
dern. Kleine  Fliegen  lassen  sich  täuschen,  halten  die 
Flüssigkeit  offenbar  für  Honig  und  fliegen  herbei, 
kaum  lassen  sie  sich  auf  das  Blatt  nieder,  so  klam- 
mern sich  die  Haare  um  das  Opfer  herum,  und  die 
klebrige  Flüssigkeit  hält  es  fest  und  erstickt  es,  um 
es  jiann  zu  verflüssigen.  Alles  Aufgelöste  wird  von 
dem  Blatt  aufgesogen  und  die  übrig  bleibenden 
Reste  der  Körperbedeckung  (Chitin)  abgestossen. 
Wenn  man  nun  bedenkt,  dass  der  Moorboden,  auf 
dem  der  Sonnentau  wächst,  arm  an  Stickstoff  ist, 
so  leuchtet  ein,  dass  der  Insektenfang  für  die  Pflanze 
tatsächlich  von  Bedeutung  ist. 

Besonders  eigenartig  sind  noch  die  Kannen- 
pflanzen. Es  sind  dies  Pflanzen  der  Sumpfvege- 
tation des  Urwaldes.  Als  Beispiel  mag  Nepenthes 
dienen.  Bei  dieser  ist  ein  Teil  des  Blattes  in  eine 
mit  Deckel  versehene  Kanne  verwandelt.  Dieselbe 
ist  oft  bunt  gefärbt  und  sondert  am  Rand  eine  süsse 
Flüssigkeit  ab;  durch  beides  werden  Insekten  an- 
gelockt, die  sich  dort  gütlich  tun  wollen.  Da  nun 
aber  der  Innenrand  der  Kanne  glatt  und  abschüssig 
ist,  so  fallen  viele  Tiere  rettungslos  in  das  Innere 
der  Kanne.  Hier  selbst  hat  sich  Regenwasser  an- 
gesammelt, in  welchem  jene  ertrinken.  Die  ver- 
wesenden Stoffe  werden  sodann  von  der  Pflanze 
aufgesogen. 

4.  Schutz-  un  d  Trutzbündnisse.  Es  ist 
wunderbar,  dass  manche  Pflanzen  mit  Tieren,  die 
anderen  Pflanzen  lästig  werden,  geradezu  ein  Bündnis 
schliessen,  es  sind  das  die  Ameisen.  Wir  haben 
schon  gesehen,  dass  die  Pflanzen  oft  die  nach  Honig 
lüsternen  Ameisen  von  den  Blüten  ablenken,  indem 
sie  ihnen  ausserhalb  Honig  bieten.  Nun  gibt  es 
aber  auch  Pflanzen ,  welche  Ameisen  zum  Schutz 
I  ihrer  Blüten  herbeilocken,  nämlich  einige  Korbblütler 
I  in  Südost-Europa  scheiden  auf  den  Hüllblättern  ihrer 
Blütenköpfchen  so  reichlich  Honig  ab,  dass  oft  der 
Zucker  auskristallisiert.  Auf  ihnen  finden  sich  daher 
zahlreiche  Ameisen  ein,  welche  diesen  Posten  durch 
drohende  Haltung  der  Beine  und  Kiefern,  wie  auch 
durch  Ausspritzen  von  Ameisensäure  gegen  andere 
Insekten  erfolgreich  verteidigen.  Zu  diesen  gehört 
besonders  ein  grosser  Käfer  (dem  Goldkäfer  nahe 
verwandt),  der  die  unbewachten  Blütenköpfchen  er- 
barmungslos zerfrisst. 


28 


Die  Pflanzenwelt. 


Man  spricht  sogar  von  Ameisenpflanzen. 
Dieselben  bieten  gewissen  Ameisen  in  Höhlungen 
des  Stengels,  ja  sogar  von  sicheren  Stacheln  oder 
in  Anschwellungen  der  Zweige  angenehme  Wohnung, 
obendrein  auch  noch  in  der  Nähe  derselben  in  Honig 
oder  Fett-  und  Eiweissstoffen  Nahrung  dar.  Was 
soll  dies  nun?  Jene  Pflanzen  sind  den  Angriffen 
anderer  Tiere  ausgesetzt,  manche  tropische  Bäume 
z.  B.  denen  der  Blattschneider-Ameisen,  die  einen 
Baum  in  kurzer  Zeit  entlauben  können.  Die  Mieter 
des  Baumes  nun  jagen  diese  Angreifer  fort  und 
dienen  so  dem  gastlichen  Baum  als  Schutzgarde. 

5.  Ernährungs  genossenschaf  ten.  In- 
mitten dieser  Welt,  in  der  sich  ein  Leben  auf  das 
andere  aufbaut  und  durch  seine  Vernichtung  erhält, 
gibt  es  auch  gar  wunderbare  Erscheinungen  gegen- 
seitiger Hilfeleistungen,  sog.  Lebensgemeinschaften, 
Genossenschaften  von  Wesen ,  die  sich  zu  gegen- 
seitiger Aushilfe  bei  der  Ernährung  vereinigen.  Im 
Grunde  genommen  bildet  schon  die  gesamte  Lebe- 
welt eine  derartige  Ernährungsgenossenschaft,  weil 
die  Pflanzen  von  der  Kohlensäure  leben,  welche 
Tiere  und  Menschen  ausatmen,  und  diese  wieder 
von  dem  Sauerstoff,  der  bei  der  Assimilation  der 
Pflanzen  entweicht. 

Eine  sonderbare  Genossenschaft  hat  man  bei 
Heide-  und  Humuspflanzen  entdeckt;  die  Wurzel- 
spitzen der  Heidekräuter,  Alpenrosen,  Eichen  u. s.w. 
besitzen  keine  Wurzelhaare  wie  gewöhnlich,  son- 
dern sind  mit  einem  Filz  von  Pilzfäden  umgeben. 
Diese  Pilzwurzeln  oder  Mykorrhizzen  werden 
die  Pflanze  wahrscheinlich  mit  Wasser  aus  dem 
Boden  versorgen ,  während  die  Pflanze  den  Pilzen 
selbst  einen  Teil  ihrer  Nahrungsstoffe  zukommen 
lässt.  Noch  bemerkenswerter  ist  eine  Genossen- 
schaft zwischen  den  Leguminosen  (Erbse,  Bohne, 
Klee,  Lupine)  und  Bakterien.  An  den  Wurzeln  der 
genannten  Pflanzen  befinden  sich  kleine  KnöUchen 
und  in  deren  Gewebe  zahllose  Bakterien.  Während 
die  höheren  Pflanzen,  wie  wir  früher  gesehen  haben, 
nicht  imstande  sind,  den  Stickstoff  der  Luft  für  sich 
zu  verwenden,  können  dies  jene  Bakterien  mit  Leich" 
tigkeit.  Daher  versorgen  die  Bakterien  die  Pflanze 
mitstickstoffhaltigerNahrung{Eiweiss)und  die  Pflanze 
jene  Bakterien  mit  Kohlehydraten.  Dies  erklärt  die 
schon  lange  bekannte  Tatsache,  dass  jene  Legu- 
minosen auch  auf  schlechtem,  sandigem  Boden  gut 
gedeihen.  Aber  diese  Genossenschaft  hat  noch  eine 
weitergehende  Bedeutung  für  den  Haushalt  der  Natur. 
Jene  Bakterien  führen  in  den  Knollen  ein  üppiges 
Leben,  schwellen  merkwürdig  an  und  gehen  zu  Grunde^ 
ihre  Eiweissstoffe  aber  gehen  in  den  Boden  über 
und  bereichern  diesen  mit  Stickstoffnahrung.  Dies 
erklärt  wiederum  eine  dem  Landwirt  schon  lange 
bekannte  Tatsache,   dass  nämlich  auf  einem  vorher 


unfruchtbaren  Boden  später  wieder  stickstoffbedürf- 
tige Pflanzen  gedeihen  können,  wenn  eine  jener 
Leguminosen  als  Zwischenfrucht  gewählt  wurde. 

Eine  andere  merkwürdige  Genossenschaft  bilden 
die  Pilzgärten.  Die  schon  genannten  Blatt- 
schneider-Ameisen sammeln  nämlich  Blätter  und 
züchten  auf  ihnen  einen  Pilz,  der  hierbei  reichlich 
Nahrung  findet  und  an  Nährstoffen  reiche  Aus- 
wüchse bildet,  welche  jene  Ameisen  als  Nahrung 
benutzen.  —  Es  gibt  niedere  Tiere,  wie  z.  B.  der 
Süsswasserpolyp,  deren  grüne  Farbe  durch  kleine 
in  ihnen  wohnende  Algen  veranlasst  wird.  Offenbar 
handelt  es  sich  auch  hier  um  einen  Austausch  der 
Nahrung.  Die  wichtigste  und  grossartigste  Ernäh- 
rungsgenossenschaft aber  bilden  die  Flechten,  die 
keine  einheitlichen  Wesen  sind,  sondern  aus  Pilzen 
und  Algen  bestehen.  Das  Nähere  über  sie  werden 
wir  unten  sagen. 

Die  Verbreitung  der  Pflanzen  auf  der 
Erde. 

Die  verschiedenen  Pflanzen  stellen  nicht  die 
gleichen  Ansprüche  an  ihre  Umgebung,  an  Nahrung, 
Boden,  Klima  u.  s.  w.  Daraus  ergibt  sich  die  ver- 
schiedene Anordnung  der  Pflanzen  auf  der  Erde, 
wobei  sie  den  Landschaftscharakter  vielfach  be- 
stimmen. Eine  sehr  bemerkenswerte  Aenderung  der 
äusseren  Verhältnisse  bemerken  wir  einmal  beim 
Emporsteigen  in  Hochgebirgen  und  dann  bei  der 
Wanderung  vom  Aequator  zum  Pol,  und  zwar  ent- 
sprechen sich  dabei  die  Vegetationsverhältnisse  in 
grossen  Zügen ,  weil  ja  auch  in  beiden  Fällen  die 
Temperatur  abnimmt. 

In  den  Alpen  (in  anderen  Gebirgen  ist  es  selbst- 
redend anders)  kann  man  unterscheiden:  1.  Re- 
gion des  Weinbaus  bis  810m,  2.  Region  des 
Laubwalds  bis  1300  m,  noch  mit  Getreide  und 
Obst,  3.  Region  des  Nadelwalds  bis  1650  m, 
4.  Region  der  Alpensträucher  bis  2300  m 
mit  Krummholz,  Alpenrosen,  Heide  u.  s.  w,  5.  Re- 
gion der  Alpenkräuter  bis  2600  m,  wo  der 
ewige  Schnee  beginnt,  besonders  Steinbrech  luid 
Enzian,  zuletzt  nur  noch  Aloose  und  Flechten. 

Die  Erde  zeigt  im  grossen  auch  Florengebiete, 
die  sich  also  nach  dem  Klima  richten,  von  scharfen 
Grenzen  zwischen  ihnen  kann  natürlich  keine  Rede 
sein.  Eine  der  besten  Uebersichten  lieferte  Griese- 
bach.  Von  seinen  24  Gebieten  seien  hier  die  wich- 
tigsten genannt:  1.  Arktische  Flora:  Nord-Asien 
und  -Amerika,  Nordost -Europa,  arktische  Inseln, 
sie  geht  verschieden  weit  nach  Süden:  in  Taimyr 
(Sibirien)  bis  71'/,.",  in  Hudsonien  bis  55",  vielfach 
nur  Tundren,  d.  h.  Moos-  und  Flechtensteppen, 
in   geschützten   Flusstälern  Graswiesen   mit  Heidel- 


Pflanzensammlungen  —  Herbarien. 


29 


beere  und  Brommbeerarten.  —  2.  Waldgebiet  des 
Ostkontinents:  Mittel-  und  Nordeuropa,  Nord- 
asien, überall  mit  Kiefer,  Eberesche  und  Trauben- 
kirsche; sonst  ist  es  nach  den  Waldbäumen  in 
mehrere  Provinzen  eingeteilt,  neben  Kamschatka 
und  Amurgebiet  vor  allem  das  Gebiet  sibirischer 
Nadelhölzer  (Fichte,  Tanne,  Lärche),  das  auch  Nord- 
ost-Russland umfasst  und  das  Gebiet  der  Stieleiche 
in  Süd-Skandinavien  und  Mittelrussland,  das  Gebiet 
der  Buche  in  Westeuropa. —  3.  Das  Mittelmeer- 
gebiet mit  Cistusarten,  Strandkiefer,  immergrünen 
Eichen  u.  s.  w.  Wirtschaftlich  bedeutsam  sind  Wein- 
stock, Olive,  Agrumen  (d.  h.  Zitrone,  Limone, 
Apfelsine  u.  s.  w.),  auch  Feigenkaktus,  Feige  und 
Artischocke.  —  4.  Das  Regengebiet:  Südwest- 
und  Mittelasien,  Südrussland,  ungarisches  Tiefland, 
vielfach  mit  Salzboden.  Statt  der  Bäume  finden  sich 
Dornsträucher,  ferner  Rhabarber  u.  a.  m. 

Von  aussereuropäischen  Gebieten  mögen  noch 
folgende  Erwähnung  finden:  5.  Chinesisch-ja- 
panisches Gebiet,  in  dem  der  Wald  auch  viel- 
fach   der  Steppe   Platz   macht,    hier   ist   die  Heimat 


mancher  Zierpflanzen  (Kamelie,  Aukuba,  Evonymus 
japonicus).  ~  6.  Indisches  Monsungebiet  in 
;  Südostasien.  —  7.  Sudan  im  tropischen  Afrika.  — 
8.  Kapflora  in  Südafrika.  —  9.  Australien.  — 
10.  Mexikanisches  Gebiet.  —  11.  West- 
indien. —  12.  Brasilianisches  Gebiet.  — 
13.  Tropische  Anden  Südamerikas.  —  14.  Pam- 
pasgebiet Argentiniens  u.  a.  m. 


Von  grösserem  Interesse  sind  für  uns  die  ein- 
zelnen Landschaftsgebiete  der  deutschen  Heimat, 
die  ebenfalls  oft  eine  recht  kennzeichnende  Flora 
besitzen.  Da  unterscheiden  wir  z.  B.:  1.  Meeres- 
'  und  Salinenflora,  im  Meer  selbst  natürlich  zu- 
'  meist  Algen,  auf  den  Inseln  vielfach  eigenartige 
Salzpflanzen;  2.  Flussufer;  3.  Moor,  welches 
den  Torf  erzeugt;  4.  Wiese  mit  zahlreichen  Futter- 
pflanzen; 5.  trockene  Hügel;  6.  Sandflächen; 
7.  Heide;  8.  Wald;  9.  Felsen.  Wir  werden  das 
Vorkommen  der  Pflanzen  besonders  nach  diesen 
Landschaf tsgfebieten  kennzeichnen. 


Pflanzensammlungen  —  Herbarien. 


Es  gehört  dazu  wenig  Rüst-  und  Handwerks- 
zeug: eine  grössere  Anzahl  Bogen  schwach  geleimten 
Papieres,  eine  Botanisierbüchse  oder  eine  etwas 
grössere  Mappe,  ein  gutes  Messer,  einen  Pflanzen- 
stecher, ein  Hakenstock  und  etwa  noch  eine  Pin- 
zette und  eine  massig  vergrössernde  Lupe.  Sehr 
praktisch  sind  die  jetzt  vielfach  gebräuchlichen  Draht- 
gitterpressen ,  in  welche  eine  grössere  Anzahl  von 
Papierbogen  gelegt  wird  und  welche  bequem  auf 
Ausflügen  mitgenommen  werden  können  und  es 
ermöglichen,  an  Ort  und  Stelle  einzulegen;  für 
grössere  Wanderungen  sind  sie  unentbehrlich  ^). 

Das  Verfahren  selbst  ist  sehr  einfach.  Die  in 
kräftigster  Blüte  stehende  Pflanze  wird  vorsichtig, 
womöglich  mit  unverletzter  Wurzel,  aus  dem  Boden 
gehoben,  gereinigt,  sorgfältig  auf  einem  Papierbogen 
ausgebreitet,  mit  einem  zweiten  Bogen  bedeckt  und 
so  in  die  Mappe  gelegt;  ebenso  wird  mit  den  wei- 
teren Pflanzen  verfahren.  —  Papier  ganz  ohne  Leim, 
sog.  Fliesspapier  (Schrenzpapier)  ist  nicht  zweck- 
mässig, da  es  zwar  die  Pflanzen  schneller  trocknet, 
aber  auch  häufig  die  Blumenfarben  ganz  oder  zum 
Teil  durch  Aufsaugung  zerstört.  Am  einfachsten 
ist  Zeitungspapier. 


')  Alle  nötigen    Utensilien   liefert  z.   B.   der  Nafiu- 
wissenschaftl.  Verlag  in  Oodesberg. 


I  Hierbei  ist  noch  zu  sagen,  dass  von  2  häusigen 

Pflanzen  männliche  und  weibliche  Exemplare  ein- 
gelegt werden  müssen ,  die  meistens  an  demselben 
Standort  nebeneinander  zu  finden  sind.  Von  Pflanzen, 
die  für  einen  Bogen  zu  gross  sind,  um  ganz  ein- 
gelegt werden  zu  können,    müssen   die   wichtigsten 

j  Teile  getrennt  eingelegt  werden  —  Blüte  —  Stengel- 
blatt —  grundständiges  Blatt  —  Stengelabschnitt  etc. 
Manchmal  hilft  auch  ein  mehrmaliges  Umbiegen  der 
Pflanze. 

Auch  zum  Einlegen  der  Pflanzen,  welches 
zu  Hause  vorgenommen  wird,  ist  dasselbe  schwach 
(halb-)  geleimte  Papier  brauchbar,  noch  besser  aber 
dient  ein  weiches,  nicht  leimhartes  Postpapier.  Das 
Einlegen  selbst  bietet,  wenn  es  nur  sorgfältig  ge- 
schieht, keine  Schwierigkeit.  Man  bedarf  dazu  6 — 10 
dünner  glattgehobelter  Brettchen  von  der  Grösse 
der  Papierbogen;  diese  werden,  je  8  —  12  Bogen 
mit  den  inliegenden  Pflanzen  zwischen  2  Brettern 
aufeinandergelegt  und  das  Ganze  zum  Pressen  mit 
schweren  Steinen  oder  Metallstücken  belegt. 

Hat  man  eine  einfache  Schraubenpresse  oder 
steht   eine  sogenannte  Buchbinderpresse  zu  Gebot, 

I  so  sind  diese  um  so  besser,  da  mit  denselben  die 
Pflanzen  kräftiger  gepresst  und  dadurch  schneller 
getrocknet  werden.   Doch  darf  das  Pressen  nicht  so 

[  stark  sein,  dass  die  Pflanzenteile,  insbesondere  die 


30 


Die  Pflanzenwelt. 


Blüten ,  gequetscht  werden.  Alle  2  bis  3  Tage 
werden  nun  die  Pflanzen  umgelegt,  d.  h.  aus  dem 
mehr  oder  minder  feucht  gewordenen  Papier  vor- 
sichtig herausgenommen ,  in  neue  Bogen  eingelegt 
und  von  neuem  in  die  Presse  getan.  Ist  eine  Pflanze 
vollständig  trocken,  bezw.  dürr,  so  wird  sie  heraus- 
genommen ;  das  feuchte  Papier  kann,  sobald  es  ge- 
trocknet ist,  recht  gut  wieder  von  neuem  verwendet 
werden.  Für  die  sogenannten  Fettpflanzen ,  die  in 
der  Presse  meist  noch  weiter  wachsen,  sei  bemerkt, 
dass  dieselben  vorher  in  siedendem  Wasser  schnell 
abgebrüht  werden  müssen,  da  erst  dann  eine  rasche 
Verdunstung  des  Pflanzensaftes  stattfindet. 

Die  getrockneten  Pflanzen  werden  zwischen 
Schreibpapier  (Konzeptpapier)  gelegt  —  das  Auf- 
kleben mit  Gummi  ist  nicht  praktisch  —  und  bilden 
zusammen  das  Herbarium ,  welches  nach  Pflanzen- 
klassen oder  -familien  geordnet  in  besonderen  Mappen 
aufbewahrt  wird. 

Bis  dahin  ist  die  Sache  immer  noch  eine,  wenn 
auch  in  mancherlei  Beziehungen  sehr  nützliche  Lieb- 
haberei; wer  aber  auch  nur  diese  bezweckt,  wer  seine 
Sammlung  nur  zum  Vergnügen  anlegt,  dem  empfehlen 
wir  doch  aus  naheliegenden  Gründen,  jeder  einzelnen 
Pflanze  auf  dem  betreffenden  Bogen  oder  auf  be- 
sonderem Zettel  folgende  Bemerkungen  beizufügen : 


1.  den  Namen,  womöglich  den  deutschen  und 
lateinischen,  der  Pflanze  und  den  des  Autors, 
von  welchem  sie  benannt  worden  ist; 

2.  die  Gegend,  wo  sie,  sowie 

3.  den  Tag,   an  welchem  sie  gefunden  wurde; 

4.  den  eigentlichen  Standort  (im  Walde,  am 
Wege,  auf  der  Wiese,  im  Sumpf  u.  s.  w.). 

Wer  sich  dann  ferner  die  geringe  Mühe  gibt, 
diesen  Bemerkungen  immer  —  einem  Tagebuche 
gleich  —  kurze  Notizen  über  die  weiteren  Verhält- 
nisse und  Vorkommnisse  des  betreffenden  Tages  bei- 
zufügen, der  wird  aus  seinem  Herbarium  in  späteren 
und  spätesten  Zeiten  grossen  Genuss  schöpfen. 

So  weit  über  das  Botanisieren  zum  Vergnügen, 
aus  Liebhaberei.  Soll  aber  diese  Beschäftigung 
ernster  und  in  streng  wissenschaftlicher  Weise  be- 
trieben werden,  so  gehört  hierzu  (wenn  auch  hier, 
wie  bei  jeder  Arbeit,  nur  der  Anfang  schwer  ist) 
Fleiss  und  Beharrlichkeit.  Es  muss  dann  eine  syste- 
matisch betriebene  Arbeit  werden  I  Eine  ausführ- 
lichere Anleituag  hierzu  erlauben  unser  Raum  und 
Zweck  nicht,  und  wir  müssen  auf  dazu  geeignete, 
speziellere  Werke  verweisen,  (z.  B.  Mylius,  das 
Anlegen  von  Herbarien.  Verlag  für  Naturkunde, 
Sproesser  &  Nägele,  Stuttgart). 


Blütenkalender. 


Manchem  jüngeren  Pflanzenfreunde  wird  nach- 
stehende, für  Deutschland  ziemlich  vollständige 
Angabe  der  Blütezeit  unserer  wildwachsenden  Ge- 
wächse willkommen  sein.  Wir  reihen  die  Pflanzen 
dabei  je  dem  Monat  ein,  in  welchem  sie  zuerst 
blühen. 

Die  Zahl  hinter  jedem  Pflanzennamen  bezeich- 
net die  Farbe  ihrer  Blüte;  so  die  Zahl  1:  rot  bis 
rötlich;  2:  gelb  bis  gelblich;  3:  weiss  bis  weiss- 
lich;  4:  braun  bis  bräunlich;  5:  blau  bis  bläulich; 
6.  schwarz  bis  schwärzlich ;  7.  grün  bis  grünlich.  — 
Die  Zahl  ist  weggelassen  bei  den  sehr  ver- 
schiedenfarbig oder  mit  schmutziger,  unbestimmter 
(etwa  grünlich-grauer,  rötlich-brauner  u.  s.  w.)  Farbe 
blühenden  Pflanzen. 

Die  wenigen  Gewächse,  welche  schon  vor  dem 
März  oder  nach  dem  September  blühen,  finden  sich 
im  März  oder  im  August  und  im  September  an- 
geführt. 

Im  März  blühen: 

Jdoxa  moschatellina,  Moschuskraut  7. 

Alnus,  Erle. 

Anemone  hepatica,  Leberblümchen  5. 


Asaram  europ.,  Haselwurz  5. 
Bellis  perennis,  Gäusebliimchen  3. 
Buxus  seinpervirens,  ßuchsbaum. 
Curex^  Riedgras,  verschiedeue  Arten. 
Cerastium,  Hornkraut  3. 
Cliri/sosplenium  alternifol ,  Milzkraut  2. 
Cornu-i  mas.,  Koruelkirscbe  2. 
Cofi/lun,  Haselstrauch. 
Crocus  rernus,  Safran. 
Dapline  Me^^ereiim,  Seidelbast  \. 
Draba  venia,   Hungerblümchen  3. 
Erodhim  cicutarhim,  Reiherschualiel  L 
Gc/lanthus  nivalis,  Schneeglöckchen  3. 
Glechoma  hederacea,  Gundelrebe  5. 
Oramineae,  verschiedene  Grasarten. 
Hellehorus  viridis,  grüne  Niesswurz  7. 

„  «/17er ,    schwarze    Niesswurz    '6 ,    blüht   vom 

Novemher  bis  März. 
Holosteum  iimbellaium,  Spurre  3. 
Lamiiim  purpur.,  rote  Taubnessel  1. 
Leucojum  rernuin,  Knotenblume  3. 
Peiasites  officinalis,  Pestwurz  L 
Populus  alba,  nigra,  tremula,  Pappeln. 
Pofentilla  verna,  Fingerkraut  2. 
Priinuki,  Schlüsselblume,  mehrere  Arten  2. 
Prunus  spinosa,  Schlehe  3. 
Pulmonaria  ofßc,  Lungenkraut  1  u.  5. 
Pulsatilla  vulg.,  Küchenschelle  5. 
Riismarimcs  offic,  Rosmarin  L 
Salix,   Weide,  mehrere  Arten. 
Scilla  bifolia,  Rleerzwiebel  5. 


Blütenkalender. 


31 


Senecio  vulg.,  Kreuzkraut  2. 

Stellaria  media,  Vogelmiere  3. 

Taxus  baccata,  Eibe. 

Tussüago  farfara,  Huflattich  2. 

Ulmus,  Ulme. 

Veronka  agrestis,  hederaefolia,  arvensis ,  Ehrenpreis  n. 

Viola  odorata  u.  canina,   Veilchea  5. 

Visctim,  Mistel  2  (blüht  schon  im  Februar). 

Im  April  blühen,  ausser  mehreren  im  März 
angegebenen : 

Actaea  spicata,  Christophskraut  3. 

Ajuga  reptans,  Günsel  5. 

AUiaria  ofßc,  Lauchhederich  3. 

Anemone  memorosa,  Anemone  1. 

Betula  alba^  Birke. 

Caltha  pal.,  Dotterblume  2. 

Cardaniine  pratensis,  Schaumkraut  1. 

ChaerophyUum  silr.,  Körbel   3. 

Corydalis,  Lerchensporn,  mehrere  Arten,  \. 

Ci/clamen  europaeum,  Saubrot  \. 

Draba  aizoides,  Hungerblümchen  2. 

Euphorbia  Ci/parisnias,  Wolfsmilch  2. 

Fraxinus  excetsior,  Esche. 

Galeobdulon  luteum,  Goldnessel  2. 

Gentiana  verna,  Enzian  5. 

Geum  rivale,  Nelkenwurz  1. 

Gramineae,  viele  Grasarten. 

Hippophae,  Sanddorn  2. 

Iris  germanica,  Schwertlilie  5. 

Juniperus  comtn..  Wachholder. 

Lainium  album,  Taubnessel  3. 

Laihgrus  vernus,  Frülilings-Platterbse  1.  5. 

Latliraeu  squamaria,  Schuppenwurz  1. 

Leontodon  Taraxacum,  Löwenzahn  2. 

Memianthes  trifoliata,  Fieberklee  L 

Muscari,  Traubenhyazinthe  5. 

Ornithogalum  umbellatdim,  Vogelmilch  3. 

Oxalis  Acetosella,  Sauerklee  3. 

Firns  communis,  Holzbirne  3. 

„      Malus,  Holzapfel  3. 
Primula,  Schlüsselblume,  verschiedene  Arten,  2. 
Prunus  avium,  Vogelkirsche  3. 
Ranunculus,  Hahnetifuss,  mehrere  Arten,  2. 
Salix,  Weide,  die  meisten  Arten, 
Veronica,  Ehrenpreis,  mehrere  Arten,  5. 
Vinco  minor,  Sinngrün  5. 
Viola  tricolor  6,  2  u.  3,  hirta  .5,  canina  5,  Veilchen. 

Im  Mai  blühen,  ausser  mehreren  im  April  benannten: 

Acer,  Ahorn. 

Aesculus  Hippocastanum,  Rosskastanie. 
AlchemiUa  vulg.,  Sinau  2. 
Algssum  cali/cinnm,  Steinkresse  2. 
Andromeda  polifolia,  Andromede   1. 
Anthericum  Liliago,  Graslilie  3. 
Anthriscus  Cerefoliuiii,  Kerbel  3. 
Anthi/llis  i'ulneraria,  Wundklee  2. 
Aquilegia  vulg.,  Akelei  5. 
Arctostaphijlos  Uva  ursi,  Bärentraube  3. 
Arenaria  verna,  Sandkraut  3. 
Aristolochia  Clematitis,  Osterluzei  2. 
Ariern  maculatum,  Aronswurz  1. 
Aperula  odorata,  Waldmeister  3. 
Barbaraea  vulg.,  Winterkresse  2. 
Berberis  vulg.,  Sauerdorn  2. 
Biscutella  laeoigata,  Brillenschote  2. 
Camelina  satira,  Leindotter  2. 
Carpinus  Beiulus,  Hainbuche. 
Carum  Carvi,  Kümmel  3. 
Chelidonium  majus,  Schöllkraut  2. 
Cochlearia  ofßc,  Löffelkraut. 
Colutea  arborescens,  Blasenstrauch  2. 
Convallaria  majalis,  Maiblume  3. 


Crataegus  Oxi/acantha,  Weissdorn  3. 

Cynanchum   Vincetoxicum,  Schwalbenwurz  3. 

Cynoglossum  offic,  Hundszunge  1. 

Cypripedium  Calceolus,  Frauenschuh  2,  auch  1. 

Cytisus  Laburnum,  Bohnenbaum  2. 

Dianthus  caesius,  Federnelke  1. 

Dictamnus,  Diptam  3  u.  1. 

Doronicum  Pardalianches,  Gemswurz  2. 

Dryas  octopdala,  Silberwurz  3. 

Erica  carnea,  Heide  L 

Euphorbia  Esula,  Wolfsmilch  2. 

Evonymus  europ.,  Spillbaum  2. 

Eagus  silvatica,  Buche. 

Eragaria  vesca,  Erdbeere  3. 

Eumaria  offic,  Erdrauch   1. 

Galium  cruciatum,  Mollugo,  Labkraut  3. 

Genista  tinctoria,  germanica,  Ginster  2. 

Geranium,  Storchsohnabel,  mehrere  Arten,  1. 

Gladiolus  comm.,  Siegwurz  \. 

Globularia  vulg.,  Kugelblume  5. 

Gramineae,  viele  Grasarten. 

Hieracium  Pilosella,  Habichtskraut  2. 

Hex  Aquifolium,  Stechpalme  3. 

Iris  florentina  u.  puniila,  Schwertel  5,  3  u.  2. 

Lathyrus  pratensis,  Platterbse  2. 

Ledum  pal.,  Sumpfporst  3. 

Lepidium  campestre,  Feldkresse  3. 

Lithospermum  offic,  Steinsame  3. 

Lonicera  Caprifolium  u.  Xylosteum,  Geissblatt  3. 

Lotus  corniculatus,  Schotenklee  2. 

Lunaria  rediviva,  Mondveilchen  5. 

Lychnis  Flos  cuculi,  Kuckucksblume  1. 

„  Viscaria,  Pechnelke  1. 

Majanthemum  bifolium ,  Schattenblume  3. 
Matricaria  Chamomilla,  echte  Kamille  3. 
Melittis  grandiflora,  Immenblatt  3. 
Menyanthes  trifoliata,  Fieberklee  3. 
Mespilus  germanica,  Mispel  3. 
Morus  alba,  Maulbeerbaum  7. 

Myosotis,  Vergissmeinnicht,  verschiedene  Arten,  5. 
Nasturtium  offic,  Brunnenkresse  3. 
Neslia,  Neslie  2. 
Onohri/chis  sativa,  Esparsette  1. 
Ophrys  aranifera,  Frauenträne  7. 
Orchis,  Knabenkraut,  mehrere  Arten,  1. 
Paeonia  offic,  Pfingstrose  1. 
Paris  quadrifolia,  Einbeere  7. 
Pedicularis  palustris,  Läusekraut  1. 
Pimpinella  Sa.rifraga,  Pimpinelle  3. 
Pinguicula  vulg.,  Fettkraut  5. 
Pinus,  Fichte,  Tanne,  Föhre,  Lärche  1.  2.  7. 
Pistim  sativum,  Erbse  3. 
Plantago  lanceolata  u.  media,  Wegerich  3. 
Platanus  occident ,  Platane. 
Polygala  amara  5,  u.  ««^17.  1,  Kreuzblümchen. 
Prunus  padus,  Traubenkirsche  3. 
Quercus  Robur  u.  pedunculata,  Eiche  7. 
Ranunculus,  Hahnenfuss,  mehrere  Arten,  2. 
Rhamnus  cathartica,  Kreuzdorn  2. 

„         Frangula,  Faulbaum  3. 
Rhinanthus  villosus,  Hahnenkamm   2. 
Ribes  rubrum,  nigrum,  Johannisbeere  7. 

„      Grossularia,  Stachelbeere  7. 
Rubia  tinctorum,  Krapp  2. 
Rubus  Idaeus,  Himbeere  3. 
Rtimex  crispus  u.  Acetosella,  Ampfer. 
Salvia  pratensis,  Salbei  5. 
Sanguisorba  minor,  Wiesenknopf  L  7. 
Sanicula  europ.,  Sanikel  3. 
Saroihamnus  scoparius,  Besenstrauch  2. 
Saxifraga  granulata,  Steinbrech  3. 
Sinapis  arvensis,  Ackersenf  2. 
Soldanella  alpina,  Drottelblume  5. 
Sonchus  oleraceus,  Gänsedistel  2. 
Sorbus  Aucuparia,  Vogelbeere  3. 


32 


Die  Pflanzenwelt. 


Sorbus  Aria,  Mehlbeere  3. 

„       tonninalis,  Eisbeere  3. 
Staphylea  pinnata,  Pimpernuss  3. 
Si/finga  vulg.,  Syringe  5. 
Thalictrum  aquüegifolium,  Wiesenraute  3. 
Tlilaspi  arrense.  Täsohelkraut  3. 
Tragopognn  pratensis,  Bocksliart  2. 
Trifolium,  Klee,  verschiedene  Arten. 
Trijtlius  europ.,  Trollblume  2. 
Tuli2>a  silvestris,  Waldtulpe  2. 
Ulex  europaeiis,  Hecksamenstrauch  2. 
Vacciniam  Mi/rtillus ,    lu'tis  Jdaea ,  wliginosum,  Heidel-, 

Preisel-,  Sumpfbeere  1. 
Veronica,  Ehrenpreis,  mehrere  Arten,  b.  1. 
Viburnum  Opiclus,  Schneeball  3. 
Vicia  sativa,  Futterwicke. 

„     sepiuni,  Zaunwicke. 
Viola  tricolor,  Ackerveilchen  2. 

„      jmliistris,  Sumpfveilchen  5. 

Im  Juni  blühen,  ausser  vielen  im  Mai  genannten: 

Aconitum  Napellus,  gem.  Eisenhut  ü. 

„         Lycoctonum,  Wolfs-Eisenhut  2. 
Acorus  Calamus,  Kalmus  7. 
Actaea  spicata,  Christophskraut  3. 
Aclonis  aestiralis,  Blutströpfchen  1. 
Aegopodium   Podagraria,  öieissfuss  3. 
Agrimonia  Etipatorio,  Odermennig  2. 
Alchemilla  vulgaris,  Sinau  7. 
Althaea  offic,  Eibisch   1. 
Anagallis  arrensis,  Gauchheil   1. 
Anchusa  offic  ,  Ochsenzunge  Ti. 
Anethiim  grareolens,  Dill.  2. 
Anthemis  nobilis,  Hundskamille  3. 
Anthericiim  ramosum,  Oraslilie  3. 
Arabis  hirsuta,  Gänsekraut  3. 
Armeria  rulg.,  Grasnelke  1. 
Arnica  montana,  AVohlverleih  2. 
Asperula  ci/nanchica,  Bräunewurz  1. 
Asperugo  proeiinibens,  Rauhkraut  5. 
Astragaltis  gli/c//phyllos,  Süssholz  2. 
Atropa  Belladonna,  Tollkirsche  1. 
Ballota  nigra,  Schwarznessel  7. 
Borago  offic,  Boretsch  5. 
Bri/onia  alba  3  u.  dioica  7,  Zaunrübe. 
Buphurum  rotiindifolium,  Hasenohr  2. 
Butomiis  umbellatus,  Blumenbinse  1. 
Calendula  arvensis,  Ringelblume  2. 
Calla  palustris,  Schlangenwurz  3. 

Campanula  glomerafa  ,  patula,   rotundifolia  ,    Glocken- 
blume 5. 
Cannahis  sativa,  Hanf  7. 
Caucalis  daucoides,  Haftdolde  3. 
Centaurea  Ci/anus,  Kornblume  5. 

„  nigra,  Jacea,  Scabiosa,  Flockenblume  1. 

Centunculus  niinimus,  Wiesenkleinling  3. 
Cerinthe  minor,  Wachsblume  2. 
Chenopodium  album,  Gänsefuss  7. 
Chrysanthemum  Leucanthemum,  Wucherblume  3. 
Cochlearia  Armoracia,  Meerrettig  3. 
ConrolruUis  arvensis,   Winde   1. 
Cornus  sanguinea,  Hartriegel  3. 
Coronilla  varia,  Kronwicke  3.  1. 
Cramhe  maritima,  Seekohl  3. 
Delphinium  Consolida,  Rittersporn  5. 
Dianthus  caesitts,  Federnelke  1. 

„         Carthusianorum ,  Karthäusernelke  1. 
Digitalis  purpurea  1,  lutea  2,  Fingerhut. 
Echium  rulg.,  Xatterkopf  ,ö,  auch  1.  3. 
Epilobium  hirsutum,  Weidenröschen  1. 
Erigeron  arris,  Berufskraut  1. 
Ervum  hirsutum,  tetraspermum,  Erve  5. 
Erysimum  cheiranthoides,  Schotendotter  2. 
Galium  Aparine,  Labkraut  3. 


Geranium  sanguineum  1,  pratense  5,  Storchschnabel. 
Geum  urbanum,  Nelkenwurz  2. 
Gladiolus  palustris,  Siegwurz  1. 
Glycyrrhiza  glabra,  Süssholz  3. 
Gramineae,  viele  Grasarten. 
Gi-atiola  offic,  Gnadenkraut  3. 
Helianthemum  rulg.,  Sonnenröschen  2. 
Heracleum  Sphondylium,  Bärenklau  3. 
Hieracium,  Habichtskraut,  viele  Arten,  2. 
Hippuris  vulg.,  Tannenwedel  7. 
Hottonia  palustris,  Wasserfeder  1. 
Hi/oscyaiiius  niger,  Bilsenkraut. 
Hypericum  perforatum,  Johanniskraut  2. 
Hypochoeris  maculata  u.  radicata,  Ferkelkraut  2. 
Iris  sibirica  r>,  Pseud-Acorus  2,  .Schwertlilie. 
Lactui-a  muralis,  Mauerlattich  2. 
Lampsana  comm.,  Hasenlattich  2. 
Lappula,  Igelsame  5. 
Lathyrus  niger,  Platterbse  1. 
Lemna  minor,  Wasserlinse  7. 
Leonurus  Cardiaca,  Löwenschweif  1, 
Ligustrum  vulg.,  Rainweide  3. 
Lilium  bulhiferum  u.  Martagon,  Lilie  1. 
Linum,  Lein  1. 

Liriodendron  tulipifera,  Tulpenbaum. 
Loliuni  temiiUntum,  Taumellolch  3. 
Lonicera  Periclymenum,  Geissblatt  1  u.  3. 
Lychnis  Githago,  Kornrade  l. 

Lysimachia  vulgaris,  nemorum  u.  Nummularia.  Pfennig- 
kraut 2. 
Malva  silv.  u.  rotundifolia,  Malve,  Käsepappel   \. 
Medicago  sativa,  Luzerne  5. 

Melampyrum  arv.  1,  prat.  2,  silv.  2,  Wachtelweizen. 
Melilotus  arv.  u.  offic,  Steinklee  2. 
Muscari  racemusum  u.  comosum,  Muskathyazinthe  5. 
Myrrhis  odorata,  Aniskerbel  3. 
Nigella  arv.,  Schwarzkümmel  5. 
Nuphar  luteum,  Sumpfrose  2. 
Nymphaea  alba.  Seerose  3. 
Oenanthe  fistulosa,  Rebendolde  3. 
Ononis  arvensis,  Hauhechel  1. 
Ophrys  apifera,  arachnitis,  fuciflora,  Frauenträue. 
Orchis  maculata,  Knabenkraut  1. 

„      bifolia,  Kuckucksblume  3. 
Orobanche  ramosa,  rubens,  Sommerwurz. 
Pa2)aver  Rhoeas,  Mohn  1. 
Parietaria  offic,  Glaskraut  7. 
Parnassia  pal.,  Herzblatt  3. 
Pedicularis  pal.,  Läusekraut  1. 
Phyaalis  Alke/cengi,  Judenkirsche  3. 
Pisum  sativum,  Erbse  3. 
Pulemonium  coeruleum,  Sperrkraut  ö. 
Pulygonum  viriparum  u.  Bistorta,  Knöterich  1. 
Potentilla  reptans,  Fingerkraut  2. 
Prunella  vulg.,  Brunelle  5.  l.  3. 
Prunus  padus,  Traubenkirsche  3. 
Pyrola,  Wintergrün,  verschiedene  Arten,  3. 
Sanunculus,  Hahnenfuss,  mehrere  Arten,  2. 
Rapistrum  perenne,  Rapsdotter  2. 
Reseda  lutea,  gelbe  Resede  2. 
Rhodiola  rosea,  Rosenwurz  1. 
Robinia  Pseud-Acacia,  Akazie  3. 
Rosa,   Rose,  viele  wildwachsende  Arten,  1. 
Rubus  caesius,  Idaeus,  Himbeere  3. 

„      fruticosus,  Brombeere  3. 
Sagittaria  sagittaefolia,  Pfeilkraut  3. 
Salvia  offic,  Salbei  5. 
Sambucus  nigra,  Holunder  3. 

„         Ebulus,  Attich  3. 
Sanicula  europ.,  Sanikel  3. 
Saponaria  offic,  Seifenkraut  L 
Scabiosa  arvensis,  Ackerskabiose  5.  1.  3. 
Scheuchzeria  palustris,  Scheuchzerie  7. 
Scilla  maritima,  Meerzwiebel  3. 
Scirpus  lacustris,  Simse,  Binse  1. 


Blütenkalender. 


33 


Schranthus  anniius,  Knäuel  7. 

Scrofularia  nodusa,  Braunwurz  4  u.  7. 

Sedum  album  3,  reflexum  u.  acre  2,  Fetthenne. 

Seneciti  Jacobaea,  Kreuzkraut  2. 

Silene  inflata  u.  nittons,  Leimkraut  S. 

Sinapis  alba,  arvensis,  Senf  2. 

Solanum  Dulcamara,  Bittersüss  5. 

Sonchus  ari).  u.  oleraceus,  Gänsedistel  2. 

Spergula  art'ensis,  Spark  3. 

Spiraea  ulmaria,  filipendula  u.  Artmcus,  Spierstrauch  3. 

Stachi/s  german.  u.  sihatica  1,  palustris  5,  Ziest. 

Sijmphijium  offic,  Beinwell  3. 

Tamarix  germ.,  Tamariske  1. 

Thalktrum  flavum,  AViesenraute  2. 

Thymus,  Thymian  1. 

Tilia  grandiflora,  Sommerlinde. 

Trientalis  europ.,  Siebenstern  3. 

Trifolium,  Klee,  die  meisten  Arten,  1  oder  2  oder  3. 

Typha  latifolia,  Rohrkolben  4. 

Vaccinium  Oxycoccos,  Moosbeere  1. 

Valeriana  offic,  Baldrian  1. 

Veronica  offic,  Ehrenpreis  5. 

Vicia  Cracca,  Wicke  5. 

Viola  tricolor,  Veilchen  2.  3.  5. 

Im  Juli  blühen,  ausser  sehr  vielen  im  Juni  an- 
gegebenen : 

Achillea  Millefolium  u.  nobilis,  Schafgarbe  3. 
Aethusa  Cynapium,  Hundspetersilie  3. 
Alisma  Plantago,  Froschlöft'el  3. 

Allium  Cepa,  sativum.,  oleraceum,  Zwiebel,  Lauch,  Knob- 
lauch. 
Angelica  sihatica   u.  Archangelica ,   Engelwurz  3.  2.  7. 
Antirrhinum  mcijus,  Löwenmaul. 
Arctium  Lappa,  Klette  1. 
Artemisia  vulg.,  Beifuss  2. 

,.  Absinthium,  Wermut  2. 

Atriple:)-  pattila.  Melde  7. 
Beta  vulgaris,  Mangold  7. 

„     vulgaris  rubra,  rote  Rübe  7. 
Betonica  officinalis,  Betonie  1. 
Blitum  eapitatum  u.  virgatum,  Erdbeerspinat  L 
Cacalia  atpina,  Alpendost  L 

Calamintha  Acinos  1   1    r^  i       â–    ,, 

cj-     -        >  Kalamiuthe. 
offic  o        / 

Campanula,  Glockenblume,  mehrere  Arten,  5. 

Carduus  benedictus,  crispus ,  nutans  und  andere  Arten, 

Distel   1. 

Carlina  vulg.,  Eberwurz  3. 

Carthamus  tinctorius,  Saflor  2. 

Caucalis  daucoides,  Haftdolde  3. 

Chenopodium,  Gänsefuss,  viele  Arten,  7. 

Chondrilla  juncea,  Knorpelsalat  2. 

Cichorium  Intybus,  Wegwarte  5. 

Cicuta  virosa,  Wasserschierling  3.  2. 

Circaea  lutetiana,  Hexenkraut  3. 

Glematis   Vüalba,  Waldrebe  3. 

Clinopodium  vulg.,  Wirbeldost  1. 

Conium  maculatum,  Schierling  3.  2. 

Convolvulus  arvensis  u.  sepium.  Winde  3. 

Coriandrum  sat.,  Koriander  3. 

Crepis  biennis,  Pippau  2. 

Cuscuta,  Flachsseide,  mehrere  Arten,  1. 

Datura  Stramonium,  Steohaiifel  3. 

Dianthus  Armeria,  Nelke  1. 

Dipsacus,  Rauhkarde,  einige  Arten,  L 

Drosera  rotundifolia,  Sonnentau  3. 

Elatine  hexandra,  Tännel  1. 

Epilobium,  Weidenröschen,  viele  Arten,  L 

Eryngium  camp.,  Männertreu  3. 

Erythraea  Centaurium,  Tausendguldenkraut  1. 

Euphrasia  offic.  3,  lutea  2,  Augentrost. 

Foeniculum  offic,  Fenchel  2. 

Galeopsis,  Hohlzahn,  mehrere  Arten,  1. 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Galium  verum  2,  Aparine  3,  silvaticum  3,  Labkraut. 

Gentiana  lutea  2,  cruciata  5,  Enzian. 

Geranium  prat.,  Storchschnabel  5. 

Gnaphalium  arenarium  u.  andere  Arten,  Ruhrkraut  2. 

Gypsophila  muralis,  Gipskraut  1. 

Helianthus  annuus,  Sonnenrose  2. 

Herniaria,  Bruchkraut,  mehrere  Arten. 

Humulus  Lupulus,  Hopfen  7. 

Bydrocharis  Morsus  ranae,  Froschbiss  3.  7. 

Hypericum,  .Johanniskraut,  viele  Arten,  2. 

Hypochoeris,  Ferkelkraut  2. 

Hyssopus  offic,  Ysop  5. 

Jasione  montana,  Jasonsblume  5. 

Iberis  amara,  Schleifenblume  3. 

Impatiens  noli  längere,  Balsamine  2. 

Illecebrum  verticillatum,  Knorpelkraut  3. 

Inula  Helen/um,  Alant  2. 

Juncus  effusus,  Simse  1. 

Lactuca  virosa,  Giftlattich  2. 

Lavandula  Spica,  Lavendel  5. 

Laserpitium,  Laserkraut,  mehrere  Arten,  5. 

Levisticum  offic,  Liebstöckel  2. 

Linaria  vulg.  2,  minor  5,  Lein. 

Linum  usitatissimum,  Flachs  5. 

Lycopus,  Wolfsfuss  3. 

Lythrum  salicaria,  Weiderich  1. 

Malva  silvestris,  AVilde  Malve  3. 

Marrubium  vulg.,  Andorn  3. 

Matricaria  Ghamomilla,  echte  Kamille  8. 

Medicago  falcata,  Schneckenklee  2. 

Melilotus  alba,  Steinklee  3. 

Melissa  offic,  Melisse  3. 

Mentha  arvensis,  aquat.,  silv.,  Minze  1. 

„       piperita  u.  crispa,  Minze  1. 
Mercurialis  annua.  Bingelkraut  7. 
Meum  athamanticum,  Bärwurz  3. 

Myriophi/llum  verticillatum  u.  spicatum,  Tausendblatt  7. 
Narthecium  ossifragum,  Beinheil  2. 
Nepeta  Cataria,  Katzenminze  3. 
Oenanthe  fistulosa,  Rebendolde  3. 
Onopordon  Acanthium,  Eselsdistel  1. 
Orchis  pyramidalis,  Knabenkraut  1. 
Origanum  vulg.,  Gem.  Dost  1. 

„  Majorana,  Majoran  3. 

Oxalis  corniculata,  Sauerklee  2. 
Oxytropis  pilosa,  Fahnenwicke  2. 
Petroselinum  sat.,  Petersilie  2. 
Feucedanum  offic,  Haarstrang  2. 
Phellandrium  aquaticum,  Wasserfenchel  3. 
Picris  hieracioides,  Bitterkraut  2. 
Pimpinella  Saxifraga.  Pimpinelle  3. 

„  Anisum,  Anis  3. 

Plantago  major,  AVegerich  3. 
Polygonum,  Knöterich,  viele  Arten,  \.  3.  7. 
Portulaca  oleracea,  Portulak  2. 
Potamogeton,  Laichkraut,  verschiedene  Arten,  1. 
Prenanthes  purpurea,  Hasensalat  1. 
Reseda  lutea,  Wau  2. 
Rhinanthus  Crista  galli,  Klappertopf  2. 
Rume.v,  Ampfer,  viele  Arten,  7. 
Ruta  graveolens,  Raute  2. 
Salsola  Kali,  Salzkraut. 
Sanguisorba  offic,  Wiesenknopf  1. 
Saponaria  offic,  Seifenkraut  1. 
Satureja  hört.,  Pfefi'erkraut  5. 
Saxifraga  Aizoon,  Steinbrech  2. 
Scabiosa  columbaria  u.  succisa,  Skabiose  5. 
Scirpus  pal.,  Schlammbinse. 
Schranthus  annuus,  Knäuel  7. 
Scutellaria  galericulata,  Schildkraut  \. 
Sempervivum,  Hauswurz,  mehrere  Arten,  1  u.  2. 
Senecio,  Kreuzkraut,  mehrere  Arten,  2. 
Serratula  tinctoria,  Färberscharte  1. 
Sherardia  arv.,  Sherardie  1. 
Solanum  nigrum,  Nachtschatten  3. 


34 


Die  Pflanzenwelt. 


Solanum  tuberosum,  Kartoffel. 

Solidago   Virgaurea,  Goldrute  2. 

Spargunium,  leelkoUjen,  mehrere  Arten,  7. 

Stachj/s  germanica,  Ziest. 

Slrafiotes  aloides,  Wassersäge  iJ. 

Tanaceium  inclg.,  Rainfarn  2. 

Teucrium  Chamaedrgs  u.  Scordium,  Gamander  1. 

Thalidrum  flavum,  Kaute  2. 

Thi/inns  Serpi/llum,  Thymian  1. 

lilia  parvifolia,  Winterlinde. 

Trapa  natans,  Wassernuss  3. 

Trifolium,  Klee,  mehrere  Arten,  2  u.  3. 

Ti/pha,  Rohrkolben  4. 

Urtica  urens  u.  dioica,  Brennessel  7.  2. 

ütriciilaria  viilg.,  Wasserschlauch  2. 

Valerianella  olitoria,  Ackersalat  5. 

VcrafruiH  alhum,  Germer  3. 

Verhascum   Thapsus,  AVollblume  2. 

Verbena  offic,  Eisenkraut  1.  5. 

Vicia  Faba,  Ackerbohne  3. 

Zannichellia  pal.,  Seidengras  7. 

Zea,  Mais  2. 

Im  August  blühen,  ausser  sehr  vielen  im  Juli 
bezeichneten : 

Aconitum  Lycoctonum,  Eisenhut  2. 
Apium  graveolens,  Sellerie  3. 


Aster  Amellus,  Sternblume  5. 

Astrantia  major,  Sterndolde  7. 

Bidens  tripartita,  Zweizahn  2. 

Callitriche  autiimnalis,  Wasserstern  7. 

Carlina  acaulis  u.  vulg.,  Eberwurz  3. 

Dianthus  superbus,  Nelke  1. 

Erica  inilg.,  Heide  1. 

Gentiana  acaulis,  Enzian  5. 

GnaphaliuDi  arenarium  u.  silvaticum,  Immerschön  2. 

Hedera  Heli.r,  Efeu  3. 

Uerniaria  glabra  u.  hirsuta,  Bruchkraut  2  u.  7. 

Linaria,  Leinkraut,  mehrere  Arten,  .5. 

Lycopus  europ.,  Wolfsfuss  3. 

Parnassia  pal.,  Herzblatt  3. 

Peucedanum  "ffic,  Haarstrang  2. 

Phragmites,  Schilfrohr  4. 

Salicornia  herbacea,  Glasschmalz  7. 

Scrofularia  aquat.,  Braunwurz  1.  2. 

Spiranthes  autumnalis,  W^endelorche  3. 

Im  September  blühen,  ausser  den  meisten  im 
im  August  angegebenen : 

Colchicum  autumnale,  Herbstzeitlose  1. 

Crocus  satiims,  Safran  5. 

Gentiana  camp.,  ciliata  u.  germanica,  Enzian  5. 


Autorenregister. 

Verzeichnis  einiger  in  botanischen  Werken  zitierter  Gelehrter,   die  einzelne  Pflanzen  benannt  haben; 

nebst  den  gebräuchlichen  Abkürzungen. 


Ach.  =  Acharius,  1757—1819.     Prof.  in  Stockliolra. 
Ad.  oder  Adns.  =  Adanson,    1727 — 1806,    geb.  zu  Aix, 

I  in  Paris. 
Afz.  =  Afzelius,  1750 — 1837,  geb.  zu  Larf,  \  in  Upsala. 
Ag.  oder  Agd.  =  Agardh,  1785 — 1859.     Prof.  in  hund. 
Agass.  =  Agassiz,    geb.  1807  in  Orbe ,   -]-  1873  in  Cam- 
bridge, Prof.  der  Naturgeschichte. 
Ait.  =  Alton,  1731 — 1793.  Gartenaufsehcr  in  Kew. 
Alb.  =  Albertini,  1769—1831.     Bischof  in  Herrnhut. 
Alfld.  =  Alefeld,  1732—1774.     Prof.  in  Giessen. 
Andr.  =  Andrews,  geb.  1813  in  Belfast,  Prof.  d.  Chemie 

das. 
Ard.  =  Arduiuo,  1728—1805.    Prof.  der  Landwirtschaft 

in  Padua;   Werke:   1764  u.  ff. 
Audouin  =  Audouin,  1737 — 1841.     Naturf.  in  Paris. 
Bab.  =  Babington,  1757 — 1833.     Arzt  in  London, 
ßalb.  =  Balbis,  1765—1831.     Prof.  in  Lyon. 
Bald.  =  Baidinger,  1738—1804.     Prof.  in  Marburg. 
Bart.  =  Barton,   1766-1815.     Prof.  in  Philadelphia. 
Barth  =  Bartling,  1798—1875.     Prof.  in  Göttingen. 
Batsch  =  Batsch,  1761  —  1802.     Prof.  in  .Jena. 
Bauh.  ==  Bauhin,  1560—1624.     Prof.  in  Basel. 
Baumg.  =  Baumgarten,     1765 — 1843.     Arzt    in    Schäss- 

burg. 
Beauv.  (Bv.)  =  Beauvais,  1752 — 1820.    Advokat  in  Arras, 

•j-  in  Paris. 
Benth.  =  Bentham,    1800 — 1884,    englischer  Botaniker; 

Werke;   1826  u.  ft'. 
Bertol.  =  Bertoloni,  1775—1869.   Prof.  in  Bologna;  Werke  : 

1803  u.  ff. 
Besl.  =  Besler,    1561  — 1629.      Apotheker   in   Nürnberg. 
Bl.  =  Bluff,  1805—1837.     Arzt  in  Aachen. 
Boengh.  =  Bönninghausen,    1785 — 1864.     Vorstand   des 

botanischen  Gartens  in  Münster ;  Werke :  1824  u.  ff'. 


I  Boerh.  =  Boerhave,  1668—1738.     Prof.  in  Leyden. 

Boiss.  =:  Boissier  de  Sauvages,  1706 — 1767.  Prof.  in 
Montpellier. 

ßolt.  =  Bolton,  engl.  Botaniker;  Werke:   1785  u.  fl'. 

Bonpl.  =  Bonpland ,  1773—1858.  Prof.  ,  geb.  in  Ro- 
chelle,  f  in  Paraguay. 

Borkh.  =  Borkhausen,  1760 — 1806.  Assessor  des  Ober- 
forstkollegiums in  Darmstadt. 

Brandt  =  Brandt,  geb.  1793  in  Berlin,  Prof.  in  Peters- 
burg. 

Brign.  =  ßrignoli.  Prof.  in  Verona ;  Werke :  1810  u.  ff. 

Brnh.  =  Bernhardi,  1774  —  1850.     Prof.  in  Erfurt. 

Brogn.  =  Brongniart,  geb.  1801.  Prof.  in  Paris;  f  1876. 

Brot.  =  Brotera,  Gartendirektor  in  Lissabon,  -j-  1829. 

Buchan.  =  Buchanan.  Engländer,  Reisender  in  Ostindien. 

Bung.  =  A.  V.  Bunge,  geb.  1803  in  Kiew,  Prof.  in 
Dorpat. 

Burm.  =  Burmeister,  geb.  1807  in  Stralsund,  Prof.  in 
Halle,  dann  in  Buenos  Aires,  \  dort  1892. 

Camb.  =  Cambessedes,  Franzose;   Werke  von  1828  u.  ff. 

Cass.  =  Cassini,  1781  —  1832.     Pair  von  Frankreich. 

Cav.  =  Cavanilles,  1781—1831.  Dichter  und  Naturf.  in 
Berlin. 

Corda  =  Corda,  1809—1849.     Bot.  in  Prag. 

Crntz.  =  Crantz,  1722-  1799.     Arzt  in  Judenburg. 

Cunngh.  =  Cunninghara ,    1793—1835.     Bot.    in    Sidney. 

Curt.  =  Curtis,  1746—1799.     Bot.  in  London. 

Cuss.  =  Cusson,  1727 — 1785.     Prof.  in  Montpellier. 

D.  C.  und  De  Cand.  =  De  Candolle,  1778—1841.  Prof. 
in  Genf. 

Desf.  =  Desfontaines,  1750—1833.  Prof.  der  Botanik 
in  Paris. 

Desv.  =  Desvaux,  1784 — 1856.  Franz.  Botaniker.  W'erke: 
1808—1827. 


Autorenregister. 


35 


Dierb.  =    Dierbaoh,    1788-1845.    Prof.   in   Heidelberg. 

Dietr.  =  Dietrich,  geb.  1800  in  Ziegenhain,  Universitäts- 
gärtner in  Jena. 

Dill.  =  Dillenius,  geb  1687  in  Darrastadt,  starb  1747  als 
Gartendirektor  in  Oxford. 

Dod.  =  Dodonaeus,  1518—1586.     Prof.  in  Leyden. 

D.  Don.  =  David  Don,  1800-1841  in  London. 

Dougl.  —  Douglas,  1799—1834,  Schotte,  reiste  von  1823 
an  in  Amerika. 

Drumni.  =  Drummond.  Bereiste  Amerika  als  Natur- 
forscher, â– ]-  1835  auf  Kuba. 

Duby  =  Duby,  geb.  1798.  Franz.  Botaniker,  Pfarrer  in  Genf. 

Duh.  =  Duhamel,    1700—1781.    Franz.  Marineinspektor. 

Dum.  --=  Dumortier,  geb.  1797  in  Tournay,  Staatsmann 
in  den  Niederlanden. 

Ehrbg.  =  Ehrenberg,  1795—1876.     Prof.  in  Berlin. 

Ehrh.  =  Ehrhart,  1742—1795.  Garteninspektor  in  Herren- 
hausen bei  Hannover. 

Bndl.  =  Endlicher,  1804—1849.     Prof.  in  Wien. 

Eschsch.  =  Esohscholtz,    1793—1831.     Prof.  in    Dorpat. 

Esp.  =  Esper,  1742—1810.     Prof.  in  Erlangen. 

Fenz.  oder  Fnz.  =  Fenzl,  1808—1879  in  AVien. 

Feruss.  =  Ferussac,  1786—1836.     Franz.  Naturf. 

Fing.  :=  Fingerhuth.  Deutscher  Botaniker.  Werke:  1822 
u.  ff. 

Flk.  =  Flörke,  1764—1835.  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Rostock. 

Forsk.  =  Forskai,  1736—1763.     Prof.  in  Kopenhagen. 

Forst.  =  Forster,  1754—1794.     f  in  Paris. 

Fr.  =  Fries,  1794-1878.     Prof.  in  Upsala. 

Eres.  =  Fresenius,  1808—1866.  Direktor  der  Senken- 
bergschen  Stiftungen  in  Frankfurt;  Werke:  1832 
bis  1853. 

Freyc.  =  Freycinet,  1779—1842.     Franz.  Naturf. 

Froel.  =  Froelich,  1766—1841.  Medizinalrat  in  Ellwangen. 

Fror.  =  Froriep,  1779—1817.     Naturf.  in  Weimar. 

Gaert.  oder  Gaertn.  =  Gaertner,  1732  —  1791.  Geb.  zu 
Calw,  Prof.  in  Petersburg,  f  in  Calw. 

Grok.  =  Garcke,  1819—1904.  Prof.  der  Botanik  in  Berlin. 

Gaud.  =  Gaudin,  1766  —  1833.  Prediger  in  Nyon  (Kan- 
ton Waadt). 

Gesn.  =  Gesner,    1516 — 1565.    Schweizer  Naturforscher. 

Gilib.  =  Gilibert,  1741—1814.     Prof.  in  Lyon. 

Gm.  oder  Gmel.  =  Gmelin,  1748 — 1804.  Prof.,  geb.  in 
Tübingen,  f  in  Göttingen. 

Gochn.  =  Gochnat.     Franz.  Botaniker.     Werke:  1808. 

Goepp.  =  Goeppert.  1800—1884.     Prof.  in  Breslau. 
Werke:  1827  u.  ff. 

Grab.  =  Grabowski,  1792 — 1842.   Apotheker  in  Oppeln. 

Graum.  ^  Graumüller,   1770  —  1825.     Prof.  in  .Jena. 

Gray  :=  Gray,  geli.  1810,  amerik.  Botaniker;  Werke: 
1836  u.  ff. 

Griess  =  Griesselich,  1809 — 1848.     Arzt  in  Karlsruhe. 

Grisb.  :=  Grisebach,  1814 — 1879.     Prof.  in  Göttingen, 

Haenk.  =  Haenke,  1761—1817,  in  Bolivia. 

Hall.  =  Haller,  1708—1777.  Prof.  der  Botanik.  Grosser 
Dichter  und  Staatsmann  in  Bern. 

Hamilt.  :=  Hamilton.     Bot.  in  England;  Werke:  1825. 

Hartm.  =  Hartmann,    1790—1849.     Arzt   in  Stockholm 

Hayn.  =  Hayne,  1763  —  1832.     Prof.  in  Berlin. 

Höhst.  =  Hoohstetter,  1787—1860.  Stadtpfarrer  in  Ess- 
lingen. 

Heg.  oder  Hedw.  =  Hedwig.  1730  —  1799,  geb.  in  Kron- 
stadt, f  als  Prof.  in  Leipzig. 

Hegetsch.  =  Hegetschweiler,  1789—1839.  Prof.  der  Bot. 
und  Regierungsrat  in  Zürich. 

Heist.  =  Heister,  1683  —  1758.     Prof.  in  Helmstedt. 

l'Herit.  =  l'Heritier,  1746-1800.  Paris.  Werke:  1784 
1790. 

St.  Hil.  =  St.  Hilaire,  1799—1853.  Naturforscher  in 
Orleans. 

Hoffm.  =  Hoffmann,  1761  —  1826.  Prof.  in  Göttingen, 
f  1826  in  Moskau. 

Hoffmsg.  =  Hoffmannsegg,  1766 — 1849.  Naturforscher 
in  Dresden. 


Hook.  ^  James  Hooker,  geb.  in  Exeter  1785,  Garten- 
direktor in  Kew,  -f  1865. 

Hörnern.  =  Hornemann,  1770—1841.  Prof.  der  Bot.  in 
Kopenhagen. 

Hpp.  =  Hoppe,  1760—1846.  Prof.  der  Bot.  in  Regens- 
burg. 

Hst.  =  Host,  1761  —  1834.     K.  K.  Leibarzt  in  Wien. 

Huds.  =  Hudson,    1730 — 1793.     Apotheker   in   London. 

Hüg.  =  Hügel,  geb.  1796  in  Regensburg,  Reisender  und 
Botaniker;  Werke:   1837—1852. 

Humb.  =  Humboldt,  1769 — 1859,  einer  von  Deutschlands 
grössten  Naturforschern. 

H.  B.  K.  =  Humboldt,  Bonpland  et  Kunth. 

Jacks.  =  .Tackson,  1767 — 1845.  Präsident  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika. 

.Jacq.  =  Jacquin,  1727 — 1817.  Gartendirektor,  f  in 
Wien. 

■Tuss.  =  .Tussieu,    1748 — 1836,   geb.  in  Lyon,  f  in  Paris. 

K.  oder  Kch.  =  Koch,  1768—1839.     Maler  iu  Rom. 

Karw.  =  Karwinsky.     In  München,  bereiste  Mexiko. 

Kielm.  =  Kielmeyer,    1765 — 1844.     Prof.   in   Tübingen. 

Kit.  =  Kitaibel,  1757—1817.  Prof.  der  Bot.  in  Buda- 
pest. 

Kitl.  =  Kittel,  1798—1885.     Prof.  in  Aschaffenburg. 

Kl.  =  Klotzsch,  180.5 — 1860.     Kustos  in  Berlin. 

Knz.  ^  Kunze,   1793 — 1851.    Prof.  der  Bot.  in  Leipzig. 

Koch  =  Koch,  1771—1849.     Prof.  in  Erlangen. 

Koel.  =  Koeler,  Prof.  in  Mainz;  Werke:  1802  u.  ff. 

Koelr.  =  Koelreuter,    1734 — 1806.     Prof.   iu    Karlsruhe. 

Koert.  =  Koerte,  1782—1845.     Prof.  in  Möglin. 

Krombh.  =  von  Krombholz,  1782 — 1843.    Prof.  in  Prag. 

Kth.  =  Kunth,  1788—1850.  Prof.,  geb.  in  Leipzig, 
f  in  Berlin. 

Kütz.  =  Kützing,  1807—1893.     Prof.  in  Nordhausen. 

L.  oder  Linn.  =  Linne,  1707 — 1778.  Berühmtester  Bo- 
taniker. 

Lamk.  =  Lamarck,  1744—1829.     Prof.  in  Paris. 

Langsd.  =  von  Langsdorff,  1794 — 1852.  Berühmter 
Reisender  und  Naturforscher,  f  in  Froiburg  i.  Br. 

Lap.  =  Lapeyrouse,  1744 — 1818.     Prof.  in  Toulouse. 

Lede.b  =  Ledebour,  1785—1851.  Prof.  der  Bot.  in  Dor- 
pat, f  in  München. 

Lehm.  =  Lehmann,  1792 — 1860.  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Hamburg;  Werke:  1817—1844. 

Less.  =:  Lessing,  geb.  1810.  Botaniker,  bereiste  1832 
bis  1837  Russland,  Norwegen  u.  s.  w. 

Lestib.  =  Lestiboudois.  (Vater,  Sohn  und  Enkel),  Bot. 
in  Lille.     AVerke:  1800  u.  ff. 

Lghtf.  =  Lightfoot,  1735—1788,  Pfarrer  zu  Gotham. 

Lichtst.  =    Lichtenstein,    1780-1857.      Prof.    in   Berlin. 

Lindl.  =  Lindley,  1799—1865.     Prof.  in  London. 

Lk.  oder  Lnk.  =  Link,  1767—1850.     Prof.  in  Berlin. 

Lmk.  =  Lamarck,  1744—1829.     Prof.  in  Paris. 

Loud.  =  London,  1783 — 1843.     Botaniker  in  London. 

Lz.  =  Lenz,  1799-1870.     Prof.  in  Schnepfenthal. 

M.  et  K.  =  Mertens  et  Koch.  Mertens,  f  1831  als 
Direktor  der  Handelsschule  in  Bremen. 

Mart.  ^  Martens,  geb.  in  Venedig  1788,  f  in  Stuttgart 
1872. 

Marts.  r=  Martins,  1794  —  1868.     Prof.  in  München. 

M.  B.  =  Marschall  von  Bieberstein,  1768—1826. 

Med.   =  Medicus,   1771  —  1850.     Prof.  in  München. 

Bleig.  =  Meigen.  Lehrer  in  Stolberg  bei  Aachen.  Werke: 
1804—1842. 

E.  Mey.  =  G.  F.  W.  Meyer,  1782—1856.  Prof.  der 
Botanik  in  Göttingen. 

Michx.  =  Michaux,  1746—1802.     Madagaskar. 

Mik.  =  Mikan,  1769—1844.     Prof.  der  Bot.  in  Prag. 

Mill.  =  Miller,  1691  —  1771.     Gartendirektor  iu  Chelsea. 

Mnch.  =  Moench,  1744—1805.     Prof.  in  Marburg. 

Moehr.  =  Moehring.    Arzt  aus  Danzig,  f  1702  in  .Jever. 

V.  M.  =  H.  von  Mohl,    1805—1872.   Prof.  in  Tübingen. 

Mol.  =  Molina,  geb.  1777  in  Guatemala,  Arzt  und  Prof. 

Murr.  =  Murray,  1740—1791.  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Göttingen. 


36 


Die  Pflanzenwelt. 


N.  oder  N.  v.  E.  =  Nees  von  Esenbeck.  Zwei  Brüder, 
beide  berühmte  Botanilier.  Der  ältere  1776 — 18.i8 
in  Breslau,  der  jüngere  1787 — 1837,  Prof.  in 
Bonn. 

Naeg.  =  Naegeli.  1817—1891,  Prüf,  in  München. 

Neck.  =  Neoker,  1729—1793.     Bot.  in  Mannheim. 

Nestl.  =r  Nestler.     Prof.,  Grartendirektor  in  Strassburg. 

Neuw.  =  Neuwied.     Geb.  1782.     Werke:  1815  u.  &/ 

Nlt.  =  Nolte.     Prof.  in  Kiel.     AVerke:  1826  u.  ft'. 

Nocca  =  Nocca.    Im  14.  .Jahrb.  Gartendirektor  in  Pisa. 

Nutt.  =  Nuttal,  1885-18.59.  Prof.  in  Philadelphia 
Werke:  1818  u.  ff. 

Pall.  =  Pallas,  1741—1811.  Lebte  in  Russland,  f  in 
Berlin. 

Panz.  =  Panzer,  1755—1829.     Arzt  in  Herbruck. 

P.  Br.  =  Patrik  Browne,  1720—1790.  Arzt  und  Bot. 
in  Irland. 

Pers.  =  Persoon,  1755 — 1837.     Arzt  in  Paris. 

Peterm.  =  Petermann,  1806 — 1855.   Geograph  in  Gotha. 

Pfr.  =  PfeiiJer,  geb.  1805  in  Kassel,  Arzt  und  Bot. 

Phoeb.  =  Phoebus,  1804-1300.     Prof.  in  Giessen. 

P.  M.  E.  =  Patze,  Meyer  et  Klkan. 

Poepp.  =  Poeppig,  1798—1868.     Prof.  in  Leipzig. 

Pohl  =  Pohl,  1770—1850.     Prof.  in  Leipzig. 

Poir.  =  Poiret,  1755—1634.  Franz.  Geistlicher.  Werke: 
1789  u.  fl'. 

Poll.  =  Pollich,  1740—1780.     Arzt  in  Kaiserslautern. 

Presl  =  Presl,  1794—1852.  Bot.  in  Prag.  AVerke:  1826 
bis  1844. 

Pursh  =  Pursh,  1794—1820.  Bereiste  1799—1811  Nord- 
amerika. 

Raddi  =  Raddi,  1770—1829.     Naturforscher  in  Florenz. 

Rafin.  =  Ratinesque.     Sizilianer.     AA^erke:  1807 — 1830. 

Ram.  =  Ramond,  1763  —  1827.  Prof.  der  Naturgeschichte 
zu  Tarbes. 

Ratz.  ==  Ratzeburg,    1801  —  1871.     Prof.    in  Eberswalde. 

R.  Br.  =  Robert  Brown.  1781  —  1858.  Präsident  der 
Linneschen  Ges.  in  London. 

Rcbb.  =  Reiohenbach,  1793—1879.  Prof.  in  Dresden, 

Rchb.  fil.  =  G.  Reichenbach  Sohn,  geb.  1823,  Prof.  der 
Bot,  in  Leipzig. 

Rchd.  =  Reichard,  1685—1775.     Naturf.  in  Erfurt. 

Red.  =  Redoute,   1759—1840.    Maler  und  Prof.  in  Paris. 

Regl.  =  Regel,  geb.  1815,  Direktor  des  botanischen  Gar- 
tens in  Petersburg. 

Reinw.  =  Reinwardt,  1773—1854.     Prof.  in  Leyden. 

Retz.  =  Retzius,  1742—1821.     Prof.  in  Lund. 

Rey.  =  Reynier,  1762  —  1824.    Postdirektor  in  Lausanne 

Rieh.  =   Richard,  1754—1821.     Prof.,  f  in  Paris. 

Riv.  =  Rivinus,   1652—1723.    Prof.  der  Bot.  in  Leipzig. 

heim. 

Roem.  =  Roemer,  1763—1819.    Arzt  u.  Prof.  in  Zürich. 
Roess.  =  Roessig,  1752 — 1805.     Prof.  in  Leipzig. 
Rottb.  =  Rottboell,  1727—1797.     Prof.  in  Kopenhagen. 
Roxb.    =    Roxburgh,    1759 — 1815.      Gartendirektor    zu 

Madras. 
Roz.  =  Rozier,  17.34 — 1793,  f  in  Lyon. 
R.    et   Pav.    =   Ruiz    (1754—1815)    et    Pavon.     Spanier. 

Bot.,  Reisende  in  Südamerika.   AVerke  :  1794  u.  f.  .T. 
R.  et  Schult.  =  Roemer  et  Schuttes. 
Rth.  =  Roth,  1757—1834.     ■;-  als  Arzt  in  Bremen. 
Rumpf  =  Rumpf,  1627 — 1702.   Kaufmann  auf  Ämboina. 
Sad.  =  Sadler.  Prof.  der  Bot    in  Budapest.  AVerke:  1825 

u.  f.  J. 
Sah  =  Salisbury,  1761—1829.     Englischer  Botaniker. 
Sav.  =  Savi,  1769—1844.     Prot,  in  Pisa.     AVerke:  1798 

u.  ff. 
Schaeff.    =    SchaetFer ,   1718 — 1790.      Superintendent   in 

Regensburg. 
Schbl.  et  Mart.  :=  Schübler  et  Martens. 
Schk.    =    ScUkuhr,    1741—1811.     f    in    Wittenberg    als 

Univers.-M  echanikus. 
Sohldl.  =  Schlechtendal.  1794—1866.    Prof.  der  Bot.  in 

Halle. 


Schieid.  =  Schieiden,  1804—1831.     Prof.  in  Jena. 

Schloth.  =  Schlotheim,  1764—1832.  Oberhofmarschall 
in  Gotha. 

Schlz.  =  Schultz,  1765  —  1837.   Arzt  in  Neubrandenburg. 

Schmch.  od.  Schum.  =  Schuhmacher,  geb.  in  Holstein, 
f  1830  als  Prof.  der  Anatomie  in  Kopenhagen. 

Schmp.  =  Schimper,  1808  —  1880.  Prof.  u.  Direktor  des 
naturh.  Museums  in  Strassburg. 

Sohomb.  =  Schomburgk,  1804  —  1865,  brit.  Konsul  in 
AVestindien. 

Schouw  =  Schouw,  1789—1852.     Prof.   in  Kopenhagen. 

Schrd.  =  Schrader,   1767—1836.     Prof.  in  Göttingen. 

Schreb.  oder  Schb.  =  Schreber ,  17.39—1810.  Natur- 
forscher und  Arzt  in  Erlangen. 

Schrnk.  oder  Schk.  =  Schrank,  1747  —  1835.  Garten- 
direktor in  München. 

Schtt.  =  Schott,  1794-1865.  Garteninspektor  in  Schön- 
brunn.    AVerke:  1804—1836. 

Schübl.  =  Schübler,  1787—1834.  Prof.  der  Naturge- 
schichte in  Tübingen.     AVerke:   1815  u.  ff. 

Schult.  =  Schultes,  1773—1831.  Prof.  in  AVien,  Krakau, 
Innsbruck,  Landshut. 

Schw.  =  Schweigger,  1779—1857.  Prof.  in  Erlangen 
und  Halle. 

Schwein.  =  Schweinitz,  1780 — 1834.  Botaniker  in  Bethlem 
(Amerika.).     AVerke:   1805  u.  f.  .J. 

Scop.  =  Scopoli ,    1723—1788.     Tiroler;  Prof.  in  Pavia. 

Seb.  =  Sebastian!.     Ital.  Bot.     AVerke:  1813—1818. 

Sibth.  =  Sibthorp,  1758-1796.  Botaniker  in  Oxford. 
Reiste  in  Griechenland. 

Siebold  =  Siebold,  1796 — 1866.  Oberst  im  niederländi- 
schen Generalstabe. 

Sm.  =  .James  Smith,  1759 — 1828,  f  in  London. 

Solaud.  =    Solander,    1736—1782.     Naturf.   in    London. 

Sonn.  =  Sonnerat,  1745 — 1814,  geb.  in  Lyon,  f  in  Paris. 

Soy.  Will.  =  Soyer  Willemet,  1791—1867.  Garten- 
direktor in  Nancy. 

Spenn.  =■  Spenner,  1798 — 1841.  Prof.  in  Freiburg  im 
Breisgau 

Spr.  =  Sprengel,  1766—1833.     Prof.  in  Halle. 

St.  ^  Sturm,    1771  — 1848.     Naturforscher   in  Nürnberg. 

St.  Hil.  =  St.  Hilaire,  1799-1853.  Botaniker  in  Paris. 
Werke:  1824  u.  ff. 

St.  oder  Sternb.  =  Sternberg,  1761 — 1838.  Geheimerat 
in  Prag. 

Stev.  =  Steven,  1781 — 1863.     Russisoher  Staatsrat. 

Suck.  =  Suckow,  1751  —  1813.     Prof.  in  Heidelberg. 

Sw.  =  Swartz,  1760—1819.     Prof.  in  Stockholm. 

Sweet  =  Sweet.  Handelsgärtner  in  London.  AVerke: 
1818  u.  ü'. 

Tausch  =  Tausch,  1792-1840.  Prof.  in  Prag.  AVerke: 
1823  u.  fl". 

Thom.  =  Thomas.  Zwei  Brüder  in  Bex ,  welche  Her- 
barien von  Schweizerpflanzen  herausgaben. 

Thor.  =  Thore,  1762—1823.     Französ.  Botaniker. 

Thbg.  =  Thunberg,  1743—1828.  Prof.  der  Botanik  in 
Upsala. 

Torr,  et  Gray  =  Torrey  et  Gray.  Torr.  =  Torrey,  Prof. 
in  New  York.     AA'erke :  1834  u.  S. 

Tomm.  =  Tommasini,  1794 — 1880.  Magistratspräsident 
in  Triest. 

Tourn.  =  Tournefort,  1656  —  1708,  f  in  Paris. 

Trev.  =  Treviranus,  1779—1864,  Prof.  der  Botanik  iu 
Bonn. 

Trin.  =  Trinius,    1778  —  1844.     Staatsrat   in    Petersburg. 

Trtt.  =  Trattinick,  1764—1849.  Kustos  der  Naturalien- 
sammlung in  AVien. 

Turr.  =  Turra,  Prof.  in  Vicenza.     AVerke:  1780  u.  ff. 

Tuss.  =  Tussak.     Französ.  Bot.     AVerke:  1808  u.  fl'. 

Ungar  =  Unger,  1800—1870.     Prof.  in  Graz. 

d'Urv.  =  d'Urville,  1790—1842.     Französ.  Admiral. 

A'aill.  =  Vaillant,    1669—1722.     Prof.  der  Bot.  in  Paris. 

Vent.  =  Ventenat,  1757—1805.     Prof,  f  in  Paris. 

Vhl.  =  Vahl,  1749—1804.    Prof.  der  Bot.  in  Kopenhagen. 

Viv.  =  Viviani,    1772  —  1840.     Prof.  der  Bot.  in  Genua. 


Das  Pflanzenreich  und  die  Pflanzensysteme. 


37 


W.  et  Grab.  =  Wimmer   et   Grabowski.     Beide   Bot.  in 

Breslau.     Werke:  1827  u.  ff. 
W.  und  Wild.  =  Wildenow,  1765—1812.    Prof.  in  Berlin. 
AVahlnbg.  =  Wahlenberg,  1780—18.51.    Prof.  in  Upsala. 
W.  K.  =  Waldstein  et  Kitaibel.     Waldstein  1759—1823, 

bereiste  mit  Kitaibel  mehrere  Jahre  Ungarn. 
W.  et  M.  =  White  et  Maton. 
W.  et  N.  =  Weihe  et  Nees. 
Wall.  =  Wallich,    1787—1854.     Arzt  und  Naturforscher 

in  Kopenhagen. 
Wallr.  =  Wallroth,    1792—1857.     Arzt   in   Nordhausen. 
Walt.  =   Walther,  1759-1824.     Prof.  in  Giessen. 
Web.  =  Weber,  1781  —  182.3.     Etatsrat  in  Kiel. 
AVeig.  =  Weigel,  1748—1831.     Prof.  in  Greifswald. 
Weinm.  =  Weinmann,   1782—1858.     Garteninspektor  in 

Pawlowsk. 


Wendl.  =  AVendland,  1755—1828.  Kunstgärtner  in  Han- 
nover. Werke:  1798  u.  ff. 

Wendr.  =  Wenderoth.  Prof.  in  Marburg.  Werke:  1821 
u.  ff. 

Wiokstr.  =  Wickstroem,  1789—1856.  Bot.  in  Stock- 
holm. 

Wilbr.  =  AVilbrand,  1781  —  1846.     Prof.  in  Giessen. 

Wimm.  =  AVimmer,    1803—1868.     Schulrat   in  Breslau. 

Wirtg.  =  Wirtgen,   1806-1870.     Lehrer  in  Cohlenz. 

Wulf,  oder  Wulff.  =  Wulfen  oder  Wulffen.,  1728—1805. 
Abt  zu  Klagenfurt. 

Zahlb.  =  Zahlbruckner,  1782—1853.     Bot.  in  Grätz 

Zenk.  =  Zenker,  1799—1837.     Prof.  in  Jena. 

Zeyh,  =  Zeyher,  1770—1843.  Gartendirektor  in  Schwet- 
zingen. 

Zucc.  =  Zuccarini,  1797—1848.     Prof.  in  München. 


Das  Pflanzenreich  und  die  Pflanzensysteme. 


Wir  haben  bisher  die  Pflanzen  nach  ihrem  ge- 
meinsamen Bau  und  ihren  gemeinsamen  Lebens- 
äusserungen betrachtet.  Allein  wir  können  sie  noch 
nach  einem  ganz  anderem  Gesichtspunkt  erforschen, 
nämlich  nach  ihrer  Zusammenordnung  in  Gruppen, 
in  ein  sog.  System.  Manche  Pflanzen  sind  einander 
ähnlicher  als  anderen,  man  sagt,  sie  sind  mitein- 
ander verwandt,  wie  man  auch  aus  der  Aehnlichkeit 
der  Menschen  auf  deren  Verwandtschaft  schliesst ; 
und  wie  man  auch  bei  den  Menschen  engere  und 
weitere  Verwandtschaftskreise  bilden  kann,  so  auch 
bei  Pflanzen  und  Tieren.  Die  einander  ähnlichsten 
Formen  bilden  eine  Art,  die  ähnlichsten  Arten  ge- 
hören zu  einer  Gattung,  ähnliche  Gattungen 
bilden  Familien,  diese  wieder  Ordnungen  oder 
Reihen,  wobei  man  wohl  bei  grosser  Formen- 
mannigfaltigkeit auch  noch  Unterfamilien  und  Unter- 
ordnungen unterscheidet.  Die  Ordnungen  bilden 
Klassen,  diese  Kreise  und  diese  endlich  ein 
Reich;  es  ist  also  ähnlich  wie  die  Anordnung  der 
Häuser  zu  Ortschaften ,  diese  zu  Kreisen ,  diese  zu 
Regierungsbezirken,  diese  zu  Provinzen,  diese  zu 
Staaten.  Nur  die  Arten  sind  als  solche  in  der  Natur 
vorhanden ,  die  anderen  genannten  Begriffe  sind 
nichts  als  begriffliche  Zusammenfassungen  nach  der 
Aehnlichkeit.  Die  Arten  hielt  man  früher  für  starr 
unveränderlich,  heute  weiss  man,  dass  viele  in  ge- 
wissen Grenzen  abändern  und  sog.  Abarten  oder 
Rassen  bilden  können,  ohne  dass  sie  aber  etwa,  wie 
manche  behaupten,  ohne  Grenzen  ineinander  über- 
fliessen  könnten.  Das  ist  nirgends  beobachtet  worden. 
Es  scheint  vielmehr  so,  als  ob  wir  heute  für  die 
meisten  Arten  in  eine  Zeit  des  Stillstandes  ein- 
getreten sind,  dass  sie  vielleicht  aber  eine  Zeit 
regerer  Abänderung  durchgemacht  haben,  so  dass 
sie     von     einer    Gruppe    einfacherer    Formen    ab- 


stammen (Deszendenzlehre).  Nunmehr  soll  uns  also 
jene  Anordnung  der  Pflanzen  in  ein  System  be- 
schäftigen, wobei  wir  gleichzeitig  die  Hauptformen 
des  Pflanzenreichs  kennen  lernen  wollen. 

Die  Zahl  der  verschiedenen  Pflanzen  und  Pflan- 
zenarten ist  ungemein  gross.  Schon  Karl  von  Linne 
(geb.  13./24.  Mai  1707  zu  Rashult  in  Schweden, 
gest.  10.  Januar  1778  in  Upsala)  kannte  nnd  klassi- 
fizierte über  10000  Arten.  Unger  berechnete  1851 
über  90  000,  und  heute  schätzt  man  die  wahr- 
scheinliche Zahl  aller  Pflanzen  auf  mehr  als  100  000 
Arten.  Die  Zahl  der  zu  besonderen  Zwecken  kulti- 
vierten oder  in  den  Handel  gebrachten  Pflanzen- 
arten beträgt  etwa  3000;  davon  sind  gegen  2000 
heilkräftig  und  über  700  Nahrungspflanzen.  Unter 
letzteren  zählt  man  40 — 50  Kornfrüchte,  über  200 
Obst-  und  Fruchtarten,  100  Arten,  deren  Zwiebeln, 
Knollen  und  Wurzeln  zur  Nahrung  dienen,  140  Ge- 
müse-, 40  Oelpflanzen ,  40  Zucker-,  16  Tee-  und 
Kaffee-,  6  Wein-,  70  Gewürzpflanzen.  Ueber  40 
dienen  zu  Viehfutter,  über  60  zur  Bekleidung,  zum 
Polstern,  zu  Papier  u.  s.  w.,  gegen  100  zum  Färben, 
über  300  zu  andern  technischen  Zwecken. 

Um  diese  grosse  Menge  genauer  kennen  zu 
lernen,  wurden  schon  zu  den  verschiedensten  Zeiten 
Einteilungen  versucht;  so  zuerst  im  Jahre  1583  von 
Cäsalpin  (gest.  1603),  1694  von  J.  P.  Tournefort 
(gest.  1798),  u.  a.  m.,  deren  keine  aber  der  wach- 
senden Erkenntnis  auf  die  Dauer  genügen  konnte. 

Das  erste  wertvolle  System  erschien  im  Jahre 
1735,  es  war  das  Pflanzensystem  von  Linne.  Es 
heisst  Geschlechts-  oder  Sexualsystem,  weil  es  wesent- 
lich auf  die  Verhältnisse  der  Befruchtungsorgane 
gegründet  ist,  und  künstliches  System  wird  es  ge- 
nannt, weil  es  seine  Einteilungsgründe  eben  nur 
von  wenigen  Hauptorganen   ableitet,   während  sich 


38 


Die  Pflanzenwelt. 


die  unendliche  Mannigfaltigkeit  der  Natur  nicht  in 
ein  so  streng  geregeltes  Fachwerk  einschliessen  lässt. 

Linne  teilte  die  Pflanzen  nach  der  Ausbildung 
der  Staubgefässe  in  24  Klassen  und  diese  nach  der 
Zahl  der  Stempel  in  Ordnungen  ein.  Seine  Ord- 
nungen zerfallen  in  Gattungen   und  diese  in  Arten. 

Die  ersten  23  Klassen  umfassen  die  Blüten- 
pflanzen (Phanerogamen),  d.  h.  diejenigen  Pflanzen, 
welche  sichtbare  Staubgefässe  und  Stempel  (selten 
an  Stelle  der  Stempel  nur  Samenknospen)  be- 
sitzen. 

In  die  letzte,  die  XXIV.  Klasse,  verwies  Linne 
die  Kryptogamen,  d.  h.  diejenigen  Pflanzen,  deren 
Befruchtungsorgane  mit  blossem  Auge  nicht  wahr- 
nehmbar sind.  Innerhalb  dieser  Klasse  unterschied 
er  nach  der  natürlichen  Verwandtschaft  4  Ordnungen ; 
die  Farne,  Moose,  Algen,  Pilze. 

Von  denen ,  welche  ein  zweckentsprechendes 
natürliches  System  aufzustellen  versuchten,  war  Anton 
Lorenz  von  Jussieu  (geb.  zu  Lyon  1748,  gest.  in 
Paris  1836)  der  erste,  welcher  ein  brauchbares,  noch 
heute  den  Grund  aller  natürlichen  Systeme  büden- 
des   natürliches  System   erfand   und  veröffentlichte. 

Auch  dieses  System  wurde  aber  vielfach  abge- 
ändert und  mit  mehr  oder  weniger  Glück  verbessert; 
so  namentlich  von  A.  P.  de  Candolle  (geb.  zu  Genf 
1778,  gest.  daselbst  1841),  ferner  von  Endlicher  in 
Wien  (1826),  von  H.  G.  Ludw.  v.  Reichenbach  in 
Dresden  (1828),  sowie  von  mehreren  anderen. 

Das  Fundament  des  Jussieu'schen  Systems  ist 
die  Einordnung  aller  Pflanzen  in  drei  Abteilungen: 
Pflanzen  ohne  Samenlappen,  Akotyledones ,  solche 
mit  einem,  Monokotyledones,  und  solche  mit  zwei 
oder  mehr  Samenlappen,  Dikotyledones. 

Diese  drei  Abteilungen  zeigen  in  ihrer  gesamten 
Organisation  eine  so  klare  Grundverschiedenheit 
von  einander,  dass  sie  ohne  Zweifel  für  wirklich  in 
der  Natur  begründete  Hauptgruppen  anzusehen  sind. 

De  Candolle  gründete  die  Hauptabteilungen 
seines  natürlichen  Systems  auf  den  ganzen  innern 
anatomischen  Bau  der  Gewächse  und  erhielt  dadurch 
die  Einteilung  in  Zellpfianzen  und  Gefässpflanzen. 
Die  Zellpflanzen  unterschied  er  in  blattlose  und  blatt- 
bildende, die  Gefässpflanzen  in  Endogene  (von 
innen  wachsende)  und  Exogene  (von  aussen  wach- 
sende). Seine  Zellpflanzen  entsprechen  (mit  Aus- 
nahme der  Farne,  von  denen  er  fälschlich  annimmt, 
dass  sie  mit  einem  Samenlappen  keimen)  den  Ako- 
tyledonen  Jussieus,  seine  Endogenen  den  Mono- 
kotyledonen,  die  Exogenen  genau  den  Dikotyledonen 
Jussieus. 

De  Candolles  System  entspricht  wie  alle  natür- 
lichen Systeme  in  den  grossen  Abteilungen  genau 
dem  von  Jussieu,  nur  sind  die  Dikotyledonen  an- 
statt in  11,   bloss  in  4  Klassen  eingeteilt,   nämlich 


in  Thalamifloren,  Kalyzifloren,  Korollifloren  und  Mo- 
nochlamydeen. 

Bedeutsam  war  dann  weiterhin  das  System  von 
Endlicher  (1836—1841)  nach  morphologischen 
und  anatomischen  Prinzipien;  ferner  das  von  Braun 
und  Hanstein  (1864  und  1867),  sowie  endlich 
das  von  Eichler  (1876),  das  zu  dem  von  Engler 
führte.  Nach  letzterem  haben  wir  uns  im  Folgenden, 
abgesehen  von  einigen  Aenderungen ,  die  zum  Teil 
lediglich  aus  praktischen  Gründen  nötig  waren,  ge- 
richtet. Wir  geben  zunächst  eine  Uebersicht  über 
dieses  System,  wobei  wir  fast  nur  deutsche  Familien 
berücksichtigen. 

A.  Sporenpflanzen  (Kryptogamen). 

I.  Kreis:    S  ohl  e  i  m  sp  o  renp  f  tanzen  (Myxo- 

my  c  e  tes). 
II.    Kreis:    Lagersporenpflanzen    (Thallo- 
phyta). 

I.  Klasse:  Algen  (Algae). 
II.  Klasse:  Pilze  (Fungi). 
III.  Klasse :  Flechten  (Lichenes). 
III.  Kreis:  Blattsporenpflanzen. 

A.  Moospflanzen. 

I.  Klasse:  Lebermoose  (Hepaticae). 
IL  Klasse:  Laubmoose  (Musci). 

B.  Gefässsporenjjflanzen. 

L  Farn.  Farnkräuter  (Filices). 

2.  Fam.  Wurzelfrüchtler  (Rhizocarpeae). 

3.  Fam.  Bärlappgewächse  (Lycopodiaceae). 

4.  Fam.  Selaginellen  (Selaginellaceae). 

5.  Fam.  Schachtelhalme  (Equisetaceae). 

6.  Fam.  Natternzungen  (Ophioglossaceae). 

7.  Fam.  Brachsenkräuter  (Isoetaceae). 

B.  Samenpflanzen  (Phanerogamen). 
1.  Gruppe:  Nacktsamige  (Gymnospermen). 

/.  Klasse:  Nadelhölzer  (Coniferae). 

8.  Fam.    Eibengewächse  (Taxaceae). 

9.  Fam.    Kieferngewächse  (Pinaceae). 

2.  Gruppe:  Bedecktsamige  (Angiospermen). 
//.  Klasse:  Einsamenlappige  (Monokotylen). 

I.  Reihe:  K  o  1  b  e  n  b  1  ü  t  i  g  e. 

10.  Fam.    Rohrkolbengewächse  (Typhaceae). 
IL  Reihe:  S  um  pf  lili  enb  lüti  ge. 

11.  Fam.    Laichkräuter  (Potamogetonaceae). 

12.  Fam.    Nixenkräuter  (Najadaceae). 

13.  Fam.    Blumenbinsen  (Juncaginaceae). 

14.  Fam.    Froschlöffelgewächse  (Alismaceae). 

15.  Fam.    Wasserlieschgewächse  (Butomaceae). 

16.  Fam.    Froschbissgewächse  (Hydrocharitaceae). 

III.  Reihe:  Aronsblütige. 

17.  Fam.    Aronsgewächse  (Aroidaceae). 

18.  Fam.    Wasserlinsen  (Leranaceae). 

IV.  Reihe:  Grasblütige. 

19.  Fam.    Gräser  (Gramineae). 

20.  Fam.    Seggen  (Cyperaceae). 


Das  Pflanzenreich  und  die  Pflanzensysteme. 


39 


V.  Reihe:  L  i  1  i  e  n  b  1  ü  t  i  g  e. 

21.  Pam.    Binsengcwäohse  (Juücaceae). 

22.  Fam.   Liliengewächse  (Liliaceae). 

23.  Fam.    Äraaryllisgewächse  (Amaryllidaceac). 

24.  Fara.    Sohwertliliengewächse  (Iridaceae). 

VI.  Reihe:  Kleinsamige. 

25.  Fam.    Knabenkrautgewächse  (Orchidaceae). 

///.  Klasse:  Zweisamenlappige  (Dikotylen). 

I.  Unterklasse :   Getrenntblätterige 
(Choripetalae). 

VII.  Reihe:  Weidenartige. 

26.  Fam.    Weidengewächse  (Salicaoeae). 

27.  Fam.    Gagelgewäohse  (Myricaceae). 

VIII.  Reihe:  AValnussartige. 

28.  Fam.    Walnussgewächse  (Juglandaceae). 

rX.  Reihe:  Buchenartige. 

29.  Fam.    ßuchengewächse  (Fagaceae). 

30.  Fam.    Birkengewächse  (Betulaceae). 

X.  Reihe:  Nesselartige. 

.31.  Fam.  Ulmengewächse  (Ulmaceae). 

32.  Fam.  Maulbeergewächse  (Moraceae). 

33.  Fam.  Hanfgewächse  (Cannabaceae). 

34.  Fam.  Brennesselgewäohse  (Urticaceae). 

XI.  Reihe:  Wolfsmilchartige. 

35.  Fam.    Wolfsmichgewächse  (Euphorbiaceae). 
86.  Fam.    Buxbaumgewächse  (Buxaceae). 

37.  Fam.    Rauschbeerengewächse  (Empetraceae). 

38.  Fam.    Wassersterngewächse  (Callitrichaceae). 

XII.  Reihe:  Seidelbastartige. 

39.  Fam.    Oleastergewächse  (Elaeagnaceae). 

40.  Fam.    Seidelbastgewächse  (Thymelaeaceae). 

XIII.  Reihe:  Santelartige. 

41.  Fam.    Santelgewächse  (Santalaoeae). 

42.  Fam.    Mistelgewächse  (Lorantbaoeae). 

XIV.  Reihe:  Osterluzeiartige. 

43.  Fam.    Osterluzeigewächse  (Aristolochiaceae). 

XV.  Reihe:  Knöterich  artige. 

44.  Fam.  Knöteriohgewächse  (Polygonaceae). 

XVI.  Reihe:  M  i  1 1  e  1  s  a  m  i  g  e. 

45.  Fam.  Gänsefussgewächse  (Chenopodiaceae). 

46.  Fam.  Amarantgewächse  (Amaranthaceae). 

47.  Fam.  Portulakgewächse  (Portulacaceae). 

48.  Fam.  Nelkengewächse  (Caryophyllaceae). 

XVII.  Reihe:  Wand  sämige. 

49.  Fam.  Sonuentaugewächse  (Droseraceae). 

50.  Fam.  Veilchengewächse  (Violaceae). 

51.  Fam.  Sonnenrosengewäcbse  (Cistaceae). 

52.  Fam.  Resedagewächee  (Resedaceae). 

53.  Fam.  Hartheugewächse  (Hypericaceae). 

54.  Fam.  Tännelgewächse  (Elatinaceae). 

XVIII.  Reihe:  Mohnblutige. 

55.  Fam.    Kreuzblütler  (Cruciferae). 

56.  Fam.    Erdrauchgewächse  (Fumariaceae). 

57.  Fam.    Mohngewächse  (Papaveraceae). 


XIX.  Reihe:  Hahnenfussblütige. 

58.  Fam.    Seerosengewächse  (Nymphaeaceae). 

59.  Fam.    Hornblattgewächse  (Ceratophyllaceae). 

60.  Fam.    Hahnenfussgewächse  (Rauunculaceae). 

61.  Fam.    Sauerdorngewächse  (Berberidaceae). 

XX.  Reihe:  Malvenblütige. 

62.  Fam.    Lindengewächse  (Tiliaceae). 

63.  Fam.    Malvengewäohse  (Blalvaceae). 

XXI.  Reihe:  Storchschnabelblütige. 

64.  Fam.  Storchschnabelgewächse  (Geraniaceae). 

65.  Fam.  Leingewächse  (Linaceae). 

66.  Fam.  Bitterlinge  (Polygalaceae). 

67.  Fam.  Sauerkleegewächse  (Oxalidaceae). 

68.  Fam.  Rautengewäohse  (Rutaceae). 

69.  Fam.  Orangengewächse  (Citraceae. 

XXII.  Reihe:  Seifenbaum  artige. 

70.  Fam.  Stechpalmengewächse  (Aquifoliaceae). 

71.  Fam.  Celastergewächse  (Celastraceae). 

72.  Fam.  Pimpernussgewäcbse  (Staphylaeaceae). 

73.  Fam.  Balsaminengewächse  (Balsaminaceae). 

74.  Fam.  Ahorngewächse  (Aceraceae). 

75.  Fam.  Rosskastanien  (Hippocastanaceae). 

XXIII.  Reihe:  Kreuzdornartige. 

76.  Fam.    Rebengewächse  (Vitaceae). 

77.  Fam.    Kreuzdorngewächse  (Rhamnaceae). 

XXIV.  Reihe:  Rosenblütige. 

78.  Fam.    Hülsenfrüchtler  (Papilionaceae). 

79.  Fam.    Steinbrechgewächse  (Saxifragaceae). 

80.  Fam.    Dickblattgewächse  (Crassulaceae). 

81.  Fam.    Rosengewächse  (Rosaceae). 

82.  Fam.  Platanen  (Platanaceae). 

XXV.  Reihe:  Myrtenblütige. 

83.  Fam.    Nachtkerzengewächse  (Onagraceae). 

84.  Fam.    Weiderichgewächse  (Lythraceae). 

85.  Fam.    Haloragisgewächse  (Haloragaceae). 

XXVL  Reihe:  D  oldenblütige. 

86.  Fam.    Doldengewächse  (Umbelliferae). 

87.  Fam.    Hornstrauchgewächse  (Cornaceae). 

88.  Fam.    Efeugewächse  (Hederaceae). 

2.    Unterklasse :  Vereintblättrige    (Sympetalae). 

XXVII.  Reihe:  Heideartige. 

89.  Fam.    Wintergrüngewächse  (Pirolaceae). 

90.  Fam.    Heidekrautgewächse  (Ericaceae). 

XXVIIL  Reihe:  Primelblütige. 

91.  Fam.   Primelgewächse  (Primulaceae). 

92.  Fam.    ßleiwurzgewächae  (Plumbaginaceae). 

XXIX.  Reihe:  Wegerichartige. 

93.  Fam.    Wegerichgewächse  (Plantaginaeeae). 

XXX.  Reihe:  Röhrenblütige. 

94.  Fam.    Verbenengewächse  (Verbenaceae). 

95.  Fam.    Lippenblütler  (Labiatae). 

96.  Fam.   Nachtschattengewächse.  (.Solanaceae). 

97.  Fam.    Würgergewächse  (Orobanchaceae). 

98.  Fam.  Braunwurzgewächse  (Scrophulariaceae). 


40 


Die  Pflanzenwelt. 


99.  Fam.  Ranhblättler  (Boraginaceae). 

100.  Fam.  Windengewächse  (Convolvulaceae). 

101.  Fam.  Himmelsleitergewächse  (Polemoniaceae). 

102.  Fam.  Wasserschlauchgewächse  (Utriculariaceae). 

103.  Fam.  Kugelblumengewächse  (Globulariaceae). 

XXXI.  Reihe:  Drehblütige. 

104.  Fam.    Enziangewächse  (Gentianaceae). 

105.  Fam.  Hundstodgewächse  (Apooynaceae). 

106.  Fam.    Seidenpflanzengewächse  (Asclepiadaceae). 

107.  Fam.    Oelbaumgewächse  (Oleaceae). 


XXXII.  Reihe:  Krapp  artige. 

108.  Fam.    Geissblattgewächse  (Loniceraceae). 

109.  Fam.    Moschuskräuter  (Adoxaceae). 

110.  Fam.    Krappgewächse  (Rubiaceae). 

111.  Fam.    Baldriangewächse  (Valeriaiiaceae). 

112.  Fam.  Kardengewächse  (Dipsaeeae). 

XXXIII.  Reihe:  ölockenblumenartige. 

113.  Fam.    Kürbisgewächse  (Cucurbitaceae). 

114.  Fam.    Glookenblumengewächse  (Campanulaceae). 

115.  Fam.   Korbblütler  (Compositae). 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 

A.    Pflanzen  ohne  Staubgefässe  und  Stempel   mit   Sporen  (einzelne  Zellen   ohne  Gliederung)   in 
Kapseln  (untersuche  ein  erwachsenes  Exemplar):  Sporenpflanzen  (K  ry  p  t  o  gam  en). 

I.  Stengel  gegliedert  mit  gezähnten  Scheiden  (Fig.  107):  5.  Schachtelhalme. 
II.  Stengel  nicht  so  gegliedert. 

a)  Mit  zweierlei  Blättern   (breite  Schwimm-  und  faserförmige  Wasserblätter) 
und  kugeligen  Kapseln  (Fig.  108):  2.  Wurzelfriichtler. 

1.  Lange,  linealische,  unten  scheidige  Blätter,  am  Grunde 


Wasser  pflanzen 


Landpflanzen. 


in  der  Scheide  (seh.)  die  Sporenkapseln  (Fig.  109): 
7.  Brachsenkräuter. 

Blätter  lineal  oder  4  teilig  mit  besonderen  Sporen- 
kapseln (Fig.  110):  2.  Wurzelfrüchtler. 

1.  Alle  Sjjorenkapseln  nierenför- 
m  i  g  mit  Querspalte  aufsprin- 
gend, mit  vielen  kleinen  Spo- 
ren (Fig.  112):  3.  Bärlappgew. 

2.  Die  unteren  Sporenkapseln  v  i  e  r- 
knöpfig  mit  4 — 6  Klappen 
aufspringend  und  mit  3 — 4  Spo- 
ren (Fig.  113):  4.  Selaglnellen. 

b)  Stengel  mit  langen,  linealischen  Blättern,  in  deren  Scheiden  die  Sporen- 
kapseln sitzen  (Fig.  109) :  7.  Brachsenkräuter. 

c)  Stengel  mit  nur  2  (ganzen  oder  geteilten)  Blättern,  von  denen  eines  die 
Sporenkapseln  trägt  (Fig.  114):  6.  Natternzungen. 

d)  Stengel  mit  grossen,  meist  geteilten  Blättern  (Wedeln),  die  auf  der  Unter- 
seite die  Sporenkapseln  tragen  oder  ein  Blatt  ist  teilweise  zum  Träger  der 
letzteren  umgewandelt  (Fig.  llö):  1.  Farnkräuter. 


b)   Mit   einerlei 
Blättern. 


a)  Stengel  gestreckt  mit  kleinen  Blät- 
tern dicht  besetzt,  in  deren  Ach- 
seln oder  in  Aehren  die  Sporen- 
kapseln  (Fig.  111). 


107. 


ITF 


108. 


110. 


Erklärungen  ;  Fig.  107,  Equisetum,  Schachtelhalm,  Stengelstück,  —  108.  Salvinia,  Stengelstück.  —  109.  Isoetes,  Habitus.  —  HO.  Pilu- 
laria,  Stengelstück. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


41 


113. 

B.  Pflanzen  mit  Staubgefässen  und  Stempeln,  sowie  mit  gegliederten  Samen  und  Früchten:  Samenpflanzen 
(P  h  a  n  e  r  o  g  a  m  e  n). 

I.   In  allen  Blüten  entweder  S t au bge fasse    oder    Stempel    (untersuche    möglichst   viele    Blüten    des- 
selben Stockes). 

f(.   Einhäusige  Pflanzen  (S  t  aub  ge  f  äs  s  -  und  Ste  mp  el  b  lü  ten  auf  de  rs  elb  en  Pf  1  anz  e  ,  unter- 
suche alle  Blüten  desselben  E.xemplars). 

a)  Holz  pflanzen  (Bäume  oder  Sträuche  mit  braunen,  harten,  holzigen  Zweigen). 
1.  Blüten  geknäuelt  achselständig:  Sti.  Buchsbaumgewächse. 

Blätter  n  a  d  e  1-        ( 
förmig   (Fig.   116)  )   a)  Frucht  fleischig.     8.  Eibengewächse. 
odersehuppenförmig  1   b)  Frucht  trocken.     9.  Kieferngewächse. 
(Fig.  117)  I 

1.  Staubgefäss-  und  Stempelköptchen  kugelig 
(Fig.  118),  einzelne  Blüte  ohne  Hülle: 
82.  Platanen. 

2.  Beide  Arten  von  Köpfchen  kugelig  (Fig. 
119),  einzelne  Blüte  aber  mit  4 blättriger 
Hülle  (Fig.  120):  32.  Maulbeergewächse. 

3.  Beide  Blutenstände  in  Kätzchen  oder 
die  Stempelblüten  in  knospenförmigen  oder 
walzigen  Blütenständen,  mit  schuppigen 
Deckblättern  (Fig.  121):  30.  Birken- 
gewächse. 

1.  Blätter  gefiedert  (Fig.  122)  und  aromatisch:  28. Walnussgewächse. 

2.  Blätter  einfach  oder  gelappt,    Frucht    mit    Becher  (Fig.  123) 
oder  krautiger  Hülle  (Fig.  124):  29.  Buchengewächse. 


2.  Blüten 
nicht  so. 


Beide   Arten   von   Blüten 

in  Kätzchen  oder  Köpfchen 

(Fig.  118—121). 


Blätter  breit  und 
blattförmig. 


Nur  die  Staubgefäss- 
bluten  in  Kätzchen  oder 
Köpfchen ,  die  Stempel- 
blüten zu  2 — 3  oder  einzeln. 


116. 


b)  Krautige  Pflanzen  (Stengel  grün 


Unterge tauch t ( 
Wasserpflanzen. 


meist  weich,  nicht  holzig). 

a)  Blätter  fadenförmig  (Fig.   125):    Zannichelia  siehe 
11.  Laichkräuter. 
Blätter    unge-  b)  Blätter  breit  lineal  (Fig.  126). 

teilt.  1.  Fruchtknoten  ein  fach  (Fig.  127):  12.  Nixenkräuter. 

2.  Fruchtknoten  i  n  4  Teile  z  e  rf  al  le  nd  (Fig.  128)  : 
38.  Wassersterngewächse. 

2.  Blätter  gabelig  geteilt  (Fig.  129):  59.  Hornblattgewächse. 

3.  Blätter  kammartig  gespalten  (Fig.  130):  85.  Haloragisgewächse. 


Erklärungen:  Fig.  lil.  Lycopodium,  Habitus  mit  Sporenliapseln.  —  112.  Lycopodium,  Sporenblatt  mit  Kapsel.  —  113.  Selaginella, 
4klappige  Sporenkapsel.  —  114.  Ophioglossum,  Habitus.  —  115.  Farnkraut.  Polypodium  vulgare  Habitus  sp.  =  Sporenkapseln.  —  116.  Pinus 
silvestris,  nadeiförmige  Blätter.  —  117.  Thuja  orientalis,  schuppenförmige  BläUer.  —  118.  Platanus,  kugelige  Blütenstände.  —  119.  Morus 
alba,  Fruchtstand.  —  120.  Morus  alba,  Staubgetäss-Blüle.  —  121.  Betula  alba,  Kätzchen  mit  Stanbgefäss-Blüten.  —  122.  Juglans  regia,  ge- 
fiedertes Blatt.  —  123.  Quercus,  Becher  mit  I  rucht.  —  124.  Carpinus,  blattförmiger  „Becher"  mit  Frucht. 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-.'\tlas.    3.  Aufl.  fi 


42 


Die  Pflanzenwelt. 


125. 


126. 


127. 


128. 


130. 


Nicht  untergetauchte 
Wasser-     oder     Land- 

Ijflanzen  mit  schmalen 
grasartigen     Blättern. 


a)  Staubgefässbliiten  in  gipfelständiger  Rispe,   St  emp  e  1  b  1  ü  t  e  n    seit- 
lich in  Kolben  (Fig.  131):  Mais,  s.  19.  Gräser. 

1.  Die  Blüten  in  Aehrchen  mit  Spelzen  (d.  h.  grünen 
Deckblättern),  die  Aehrchen  wieder  in  Blütenständen 
(Fig.  1.32):  Carex,  s.  20.  Seggen. 

2.  Die  Blüten  in  Kolben  (Fig.  13H)  oder  kugeligen 
Köpfchen  (Fig.  1.%):  10.  Rohrkolbengewächse. 


Beide  Blüten- 
arteningl  ei  Ch- 
art i  g  e  n  Blü- 
tenständen. 


Land-  oder  S  u  m  p  f- 

pflanzen.  aber  nicht 

grasartig. 


Blätter  gefiedert  (Fig.  135):  Poterium,  s.  81.  Rosengewächse. 

Fruchtknoten  gestielt,  3knöptig(Fig.l36) :  35.  Wolfsmilchgewächse. 
mit  grosser  tütenförraiger  S  ch  e  i  d  e  um  den  kolben- 
förmigen Blütenstand  (Fig.  137) :  17.  Aronsgewächse. 
a)  Mit  Ranken  (Fig.  138): 


Blätter 
un- 
geteilt. 


Frucht- 
knoten 
un- 
;â–   e  s  t  i  6 


lt. 


Blüten 
ohne 
eine 
Scheide 
um  den 
Blüten- 
Stand. 


Mit  voll- 
ständi- 
gen Blü- 
ten(Keloh, 
Krone, 

Staubge- 
fasse    und 

Stempel). 


Mit  u  u- 
voll  stän- 
digen 
Blüten 
(die  Hülle 
fehlt   oder 
ist  einfach) 


Erklärungen:    Fig.    125.    Zanniclielia,    fruchttragender   Zweig.    —    126.    Najas    major,   Blatt. 
128.  Callitrictie,  Fruchtknoten.  —  129.  Ceralophyllum,  Blatt.  —  130.  Myriophyllum,  Blatt. 


113.  Kürbisgewächse. 

I.Blatt    pfeil- 
förmig   (Fig. 
139):   Sagitta- 
b)  Ohne        ria,  46.  Frosch- 
Ran-  löffelgewächse 

ken.        2.  Blatt    liueal: 
Litoi  ella ,    Ü3. 

Wegerich- 
gewächse. 
Blüten      in     Köpfchen: 
Xanthium  und  Ambrosia, 
s.  115.  Korbblütler. 

1.  Fruchtknoten  mit 
einer  pinselför- 
migen Narbe  (Fig. 
140):  24.  Brenn- 
nesselgewächse. 

2.  Fruchtknoten  mit 
zwei  Narben  und 
krautiger  Hülle 
(Fig  141) :  Melde, 
s.  45.  Gänsefuss- 
gewächse. 

3.  Fruchtknoten  mit 
drei  Narben  und 

^  trockenbäu- 

t  i  ge  r  Hülle  : 
46.  Amaranthge- 
wächse. 


127.    Najas    major,    Fruchtknoten. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


43 


131. 


132. 


133. 


134. 


135. 


136. 


137. 


13S. 


139. 


140  u.   141. 


j9.  Zwei  häusige  Pflanzen  (Staubgefäss-  und  Stern  pellilüten  auf  verschiedenen  Pflanzen, 
untersuche  danach  mehrere  Exemplare). 


Grüner  Schmarotzer  auf  Bäumen  mit  gegabeltem  Stengel  (Fig.  142) :  42.  Mistelgewächse. 

1.  Blüte  nackt,  aber    mit  Schuppen  (Fig.  143) :    Taxus,    8.  Eiben- 
gewächse,  und  Juniperus,  s.  9.  Kieferngewächse. 

2.  Blüte  mit  Kelch  und  Krone  (Fig.  144):  37.  Rauschbeeren- 
gewächse. 


A.  Holzpflanzen       < 


Nicht 
Schma- 
rotzer. 


mige  oder 
schuppige 

Blätter 
Fig.116u.117. 


Blatt 
breiter. 


Blatt  ein- 
fach   (unge- 
teilt und  nicht 
gelappt) 

(Fig.  146). 


Blatt 
gelappt 
(Fig.  147). 


Blüten 
in  Kätz- 
chen. 


Blatt  gefiedert  (Fig.  145),  Blüte  nackt:  Esche,  s.  104.  Oelbaum- 
gewächse. 

Zweige  dornig  (Fig.  146):  Hippophae,  s.  39.  Ole- 
astergewächse. 

1.  Alle     Teile     mit 

gelben      Drüsen 

(aromatisch) :   27. 

Zweige  ohne  chen  GagelgswächSB. 

Dornen  2.  ohneDrüsen:26. 

Weidengewächse. 

Blüten    nicht    in    Kätzchen:    77. 

Kreuzdorngewächse. 

1.  Blätter  geg  en  stand  ig  (d  h.  2  einander  gegen- 
über, wie  in  Fig.  49),  Frucht  eine  Beere:  79. 
Steinbrechgewächse . 

2.  Blätter  w  e  ch  s  e  1  s  t  an  d  i  g  (d.  h.  einzeln  wie 
in  Fig.  134),  Frucht  geflügelt  (Fig.  148):  75. 
Ahorngewächse. 


Erklärungen:  Fig.  131.  Zea  mais,  Habitus.  St  =  Staubgefäss-  u.  Fr  =  Stempel-Blüten.  —  132.  Carex,  Blütenstand,  St.Ä  =  Staub- 
gefass-Aehren,  Fr.-A  =  Frucht-Aehren.  —  1.33.  Typha,  Kolben  (K)  -Blütenstand.  —  134.  Sparganium,  kugelige  Blütenstände.  —  1.35.  Poterium, 
Blatt.  —  136.  Euphorbia,  gestielter  Fruchtknoten.  —  137.  Aron ,  Blutenstand  mit  seh  =  Scheide,  St.bl.  =  Staubgefässblüten,  Fr.bl.  =  Frucht- 
knotenbluten. —  138.  Bryonia,  Stengelstück.  —  139.  Sagittaria,  Blatt.  —  140.  Urtica,  Fruchtknoten  mit  pinselförmiger  Narbe.  —  141.  Atri- 
plex,  Frucht  mit  2  Narben. 


44 


Die  Pflanzenwelt. 


142. 


143. 


144. 


145. 


148. 


C.  Wasserpflanzen, 
nicht  gras- 
artig. 


Blüten  mit  ei  n- 
f acher  Hülle. 


B.  Grasartige  Sumiif-  oder  Lun  il  pflanzen,    Blüten  in  Aeliren,    Jiese    oft  wieder   in    Aeliren  oder  Spirren  (wie 
in  Fig.  132):  20.  Seggen. 

Bluten  mit  Kelch  und  Krone:   16.  Froschbissgewächse. 

1.  Ohne  Blätter,  die  ganze  Pflanze  blattförmig  (Fig.  149): 
18.  Wasserlinsen. 

2.  Blätter  vorhanden,  am  Rand  stachelig  (Fig.   126):  12.  Nixen- 
kräuter. 

Blätter  gelai>pt  (Fig.  150)  oder   geteilt  (Fig.  l.öl);  33.  Hanfgewächse. 
Pflanze  mit  Brennhaaren:  34.  Brennesselgewächse. 

Ohne  Nebenlilätter  (Fig.   152):  Spi- 
nacia, s.  45.  Gänsefussgewächse. 

1.  Nebenblätter  zu  einer 
Scheide  verwach- 
sen (Fig.  153):  Am- 
pfer ,  s.  44.  Knöte- 
richgewächse. 

2.  Nebenblätter,  nicht 
zur  Scheide  verwach- 
sen (Fig.  154) ;  Bingel- 
kraut ,  s.  38.  Wolfs- 
milchgewächse. 

1.  Mit   Ranken,    Blätter   wechselständig    (Fig.    138): 
113.  Kürbisgewächse. 

2.  Ohne    Ranken,    Blätter   gegenständig   (Fig.    155): 
Baldrian,  s.  111.  Baldriangewächse. 

b.  Krone  aus  mehreren  fr  eien  Blättern :  48.  Nelkengew. 


D.  Kräuter      auf 
dem  Lande. 


Blüte    nackt  oder 

mit  einfacher 

Hülle. 


Blätter 
ungeteilt, 

einfach 

(Fig.  1.52    bis 

154). 


Pflanzen 

ohne 

Brennhaare. 


Mit 
Neben- 
blättern 
(Fig.  153 
u.  154). 


Blüte  mit  Kelch 
und  Krone. 


I, 


a.  Krone 
erwachsen- 
bUittrig. 


153. 


150. 


Erklärungen:  Fig.  142.  Viscum ,  Stengelstück.  —  143.  Taxus,  Blüte  mit  Schuppen.  —  144.  Empetrum,  Slaubgefässblüte.  —  145. 
Fraxinus,  Blatt.  —  146.  Hippophae,  Stengelslück.  ~  147.  Ahorn,  Blatt.—  148.  Ahorn,  Frucht.  —  149.  Lemna,  Habitus.  —  ISO.  Humulus, 
Blatt.  —  151    Cannabis,  Blatt.  —  152,  Spinacia,  Blatt.  —  153.  Rumex,  Blatt.  —  154.  Mercurialis,  Blatt.  —  155.  Valeriana,  Blatt. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


45 


II.   St aubgef ässe   und   Stempel   in   derselben    Blüte   (Zwitterblüten)    (untersuche   mögliebst  viele 


Blüten). 


A.  B  lü  ten    in    Körb 
Röhre  verwachsen 

B.  Blüten  nicht  in 
a.  Blüten   mit   ei 

oder  ohne  jed 


Blätter  schmal 
und  parallel- 
nervig(Fig.l58), 
Blüte  meist  nach 
der  Zahl  3  gebaut 
(Fig.  160— ItiS, 
171—174). 


Mit 

grünen 

Blüten. 


Mit 
weissen 

oder 

bunten 

Blüten. 


dien    von    einer    grünen    Hülle    umgeben    (Fig.  156),    Staulibeutel    zu    einer 

(Fig.  157),  (wie  z.  B.  bei  den  bekannten  Gänseblümchen):  11.5.  Korbblütler. 

Körbchen. 

nfacher   Hülle    (jedenfalls   nicht   in    grünen  Kelch    und   bunte  Krone   geschieden) 

e  Hülle. 

Untergetauchte    Wasserpflanzen  mit  4  Staubgefässen  (Fig.  159):   11.  Laich- 
kräuter. 

1.  Blüte  mit  1  Griffel  und  3  Nar- 
ben (Fig.  160):  21.  Blnsengew. 

2.  mit  ;j— 6  Griffeln  (Fig.  161): 
13.  Blumenbinsen. 

1.  Stengel  hohl,  mit  Knoten, 
Blattscheide  gespalten  (Fig.165): 
19.  Gräser. 

2.  Stengel  nicht  hohl,  ohne 
Knoten,  Blattscheidege  schlös- 
sen (Fig.  166):  20.  Seggen. 

Blüten  symmetrisch  (nur  in  zwei  spiegelbildlich  gleiche  Teile  teilbar,  Fig.  167  u. 
168),  e  i  n  (od.2)  Staubfaden,  mit  d.  Griffel  verwachsen (Fig  M9):  25.  Knabenkräuter. 

Mit  3  Staubgefässen  (Fig.  171):    24.  Schwert- 
lilien. 


L  a  n  d-  oder 
S  u  m  p  f - 

pflanzen  mit 
3  od.  6  Staub- 
gefässen. 


Blüten  mit  2  dreiblättrigen 
Hüllen  (Flg.  160). 

Blüten  ohne  Hülle,  nur  mit 
kleinen  Schuppen  (Fig. 
162)oderBorsten(Fig.l68), 
in  Aehrchen  (Fig.  164)  mit 
Deckblättern. 


Blüte  regelmässig,  durch 
mehrere  Schnitte  in  2  gleiche 
Teile  teilbar  (Fig.  170),  mit 
mehr  als  2  Staubgefässen. 


Mit  mehr 
als  3 
Staub- 
gefässen. 


1.  Fruchtknoten  unterständig 
(Fig.  172):  23.  Amaryllisgew. 

2.  Fruchtknoten  oberständig 
(Fig.  173),  (bei  der  Herbstzeit- 
lose [Fig.  174]  unter  der  Erde). 
22.  Liliengewächse. 


159. 


157. 


163. 


165. 


166. 


168. 


170. 


Erklärungen:  Fig.  156.  Anthemis,  Körbchen  mit  Hüllblättern  (hk)  und  Blüten  (bl).  —  157.  Bellis  ,  verwachsene  Staubbeutel.  —  158. 
Grasblatt.  —  159.  Potamogeton  natans,  Blüte  von  oben.  -  160.  Juncus  bufonius,  Blüte.  —  161.  Scheuchzeria,  Blüte.  —  162.  Triticum  repens, 
Blüte,  seh  Schwellschüppchen.  —  163.  Scirpus  lacustris,  Blüte.  —  164.  Triticum  repens,  Aehrchen.  —  165.  Grashalm.  —  166.  Eriophorum, 
Stengelstück.  —  167.  Schema  der  symmetrischen  Blüte.  —  168.  Orchis  morio,  Blüte,  hb  Hochblatt,  Fr  Fruchtknoten,  a  .lussere ,  i  innere 
Blütenhüllblätter,  sp  Sporn.  —  169.  Orchis  morio,  Griffelsäule  mit  Narbe  n  und  Staubbeutel  st,  p  Pollenkeule.  —  170.  Schema  der  regel- 
mässigen Blüte.  —  171.  Iris,  Blüte,  a  äussere,  i  innere  Perigonblätter.  n  Narbe,  st  Staubgefässe.  —  172.  Galanthus  nivalis,  Blüte,  Fr  Frucht- 
knoten, p  Perigon.  —  17,3.  Ornithogalum  umbellatum,  Blüte  mit  oberständigem  Fruchtknoten.  —  174.  Colchicum,  Blüte,  Fruchtknoten  in 
der  Kronenröhre,  oberständig. 


46 


Die  Pflanzenwelt. 


Holz- 
gewäehse. 


Kletternde 
Sträucher. 

Nicht 
kletternd. 


1. 


Blätter 

zumeist  breit 

oder  sonst  doch 

n  e  t  z  a  d  r  i  g, 

und  wenn  schmal, 

dann  ist  die  Blüte 

nicht   nach  der 

Zahl  1}  gebaut. 


K  r  a  u- 

t  i  ge 
Pflanzen. 


Mit  5  Sfaubgefüssen  (Fig.  175):  76.  Rebengew. 

Wit    zahlreichen  Staubgefässen  (Fig.  17(5):    Waldrebe,  siehe 

t)0.  Hahnenfussgew. 

1.  Hülle    klein,    grün,   unscheinbar; 
:U.  Ulmen. 

2.  Hülle  rot:  40.  Seidelbasfgew. 
Blüten  nach    den  Blättern  erscheinend,  dorniger  Strauch  (Fig. 

I        171):  61.  Sauerdorngew. 

Untergetauchte  Wasserpflanzen:  8.ö.  Haloragisgewächse. 


Blüten  vor  den  Blättern 
erscheinend. 


b, 


b.  S  um  p  f- 

oder  (meist) 

L  a  n  d- 

pflanzen. 


Blätter 
gegen- 
ständig 
und  ohne 
Neben- 
blätter 
(ähnlich 
wie  in 
Fig.  176) 


Blätter 
wechse  1- 
ständig, 
oder  wenn 
gegen- 
ständig, 
dann   mit 
Neben- 
blättern. 


Stauljfäden  der 

Krone    an  g e - 

wachse  n 

(schneide  diese 

auf),  (Fig.  179  u. 

180). 
Staubfäden    dem 
Blütenboden 
eingefügt  (sie 

bleiben  stehen 

beim     Entfernen 

der  Krone). 


1.  Hülle  5  teilig,  1(J  Staubgefässe, 
(Fig.   179  u.  1811):   Scleranthus, 

48.  Nelkengew. 

2.  Hülle  4 teilig,    8    Stauligefässe 
(Fig.  181):    Chrysosplenium,  s. 

49.  Stelnbrechgew. 

1.  Hülle 4-  teilig  (Fig.  182):  Sagina, 
s.  48.  Nelkengew. 

2.  Hülle  .'}  teilig  (Fig.  183):  Glaux, 
8.  91.  Primelgew. 


Blätter 

m  i  t 

Scheide 

(Fig.  153). 


Blätter 
ohne 
Scheide. 


a) 


Fruchtknoten 
ober  ständig. 


1.  Blüte  gross, gelb, 
viele  Staubge- 
fässe (Fig.  184): 
Caltha,  s.  60.  Hah- 
nenfussgew. 

2.  Blüte  klein,  5 
bis  8 Staubgefässe 
(Flg.  185) :  44. 
Knöterichgew. 

b)  Fruchtknoten    unterständig:    einige 
84.  Doldengew. 

1.  Zahlre  iche 
Staubgefässe 
und  Stempel : 

a)  Frucht-  einige  58. Hah- 
knoten  nenfussgew. 
ober-      2_  ^^^  4  .Staub- 
ständig, gefässenundl 

Stempel:  eini- 
ge 53.  Kreuz- 
blütler. 

b)  Fruchtknoten  unter  stän- 
dig: einige  86.  Doldengew. 

Hülle  gross  und  symmetrisch 
(Fig.  186):  43."0sterluzei- 


Blätter 
ohne 
Ne- 
ben- 
blätter. 


m 


gew. 


Hülle 
klein 
und 
un- 
schein- 
bar. 


Fruchiknoten  un- 
te  rständig(Fig. 
187):  41.  Santel- 
gew. 


Frucht- 
knoten 
ob  e  r- 

ftändig. 


Mit  SSlaub- 
gpfässeniFg. 
I8S1;  Thy- 
nielaea.s.öO. 
Seidelbast- 
gewächse. 
Jlit  2  bii  r> 
r^tanhgeläs- 
flen  (tV.lS9i: 

41.     Gänse- 
pq  lussge«. 

Blätter  gefiedert    (Fig.  135): 
Sanguisorba,   s.   81.  Rosengew. 
Blätter  w  e  c  h  s  e  1  s  t  ä  n  d  i  g 
(Fig.   191) :  Parietaria,  s. 
34.  Brennesselgew. 

1.  Fruchtknoten 
ober  ständig : 


M 


Blätter 
gegen- 
ständig 


48.  Nelkengew. 

Fruchtknoten 
unter  stän- 
dig: einige  110 
Krappgew. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


47 


175. 


0 


188. 


189. 


191. 


b)  Blüten  mit  doppelter  Hülle  (grüner 
«.  Krone  schmetterlingsförmig    (wie 
ß.  Krone  nicht  schmetterlingsförmig. 
I.Krone  aus  bis  zum  Grunde  freien  Bl 

Staubgefässe  auf  dem 
engenf  lachenBlü- 
tenboden   (Fig.  193), 
(Blüte   längs   durch- 
schneiden !) 
Staubgefässe  am 
Rande  des  becher- 
förmigen oder  doch 
verbreiterten 
Blütenbodens 
(Fig.  195). 


Blüten  mit 
mehr  als  12 
Staubgefässen 

(z.  B.  Fig. 
193,201,202). 


Mit 
mehreren 

fr  e  i  e  n 

Fruchtknoten 

(Fig.  193). 


Kelch  und  mehr  oder  weniger  bunte  Krone). 

bei   der  Erbse    und  Bohne,  Fig.  192):   78.  Hülsenfrüchtler. 

ä  1 1  e  r  n  b  e  s  t  e  h  e  n  d  (sie  lassen  sich  einzeln  ausreissen,  z.B.Fig.l93). 

1.  Mit  3  Kelch-  und  3  Kronenblättern  (Fig  194),  (Sagit- 
taria  ähnlich,  aljer  mit  zahlreichen  Staubgefässen):  14. 
Froschlöffelgew. 

2.  Xiclit  in  derselben  Blüte  3  Kelch-  und  3  Kronenblätter: 
60.  Hahnenfussgew. 

1.  Blätter  dick  und  fleischig:  78.  Dickblattgew. 

2.  Blätter  dünn  und  krautig:  81.  Rosengew. 


JJur  ei  n 
Fruchtknoten 
oder  mehrere 

zu  einem 
verwachsen 

(Fig.  196). 


Staubgefässe  alle 
frei  bis  zum  tirunde 
(man  kann  sie  ein- 
zeln ausreissen). 


Staubgefässe  mehr 
oder    weniger    ver- 
wachsen 
(Fig.  201  u.  202). 


a.  Mit  mehr 
als  16  Staub- 
gefässen. 


Ii)  Mit  weni- 
ger als  16 
Staubge- 
fässen. 


a.  Blumenblätte 

Resedagew, 

b.  Blumenblät- 
ter gleich, 

nicht  zer- 
schlitzt (Fig. 
200  u.  201). 


1.  Zahlreiche  Kronenblätter  (Fig.  196):  58. 
Seerosengew. 

2.  Mit  ö  Kelch-  und  5  Kronenblättern: 
81.  Rosengew. 

Kelch  2  blättrig  (weil  er  leicht  abfällt,  so 
beobachte  die  Knospe),  (Fig.  197):  57. 
Mohngew. 

1 .  Sehr  k  1  e  i  n  e  r  S  t  r  a  u  c  h, 
Frucht  eine  Kapsel: 
51.  Sonnenrosengew. 

2.  Grosser  Baum  mit 
Schliessf  ruch  t  (Fig. 
198):  63.  Linden. 

ungleich,  z.  T.   zerschlitzt  (Fig.  199):  52. 


I\elch  aus 
mehr  als 
2  Blättern. 


1.  Staubgefässe    in   ein  Bündel  verwachsen 
(Fig.  200):  63.  Malvengew. 

2.  Staubgefässe    in    3     Bündel    verwachsen 
(Fig.  201):  53.  Hartheugew. 


Erklärungen:  Fig.  175.  Vitis.  Blüte,  h  Honigdrüsen.  -  176.  Clematis,  Blüte.  —  177.  Berberis,  Stengelstück  mit  Dornen.  —  178.  Scler- 
anthus,  Stengel  mit  gegenständigen  Blättern.  —  179.  Scleranthus,  Blüte  von  aussen.  —  180.  Scleranthus,  Blüte  aufgeschnitten.  —  181.  Chryso- 
splenium,  4gliedrige  Blüte.  —  182.  Sagina,  4gliedrige  Blüte;  —  183.  Glaux  ,  Sgliedrige  Blüte.  —  18J.  Caltha  palustris,  Blüte  mit  zahlreichen 
Staubgefässen  st  und  Fruchtknoten  Fr.  —  185.  Polygonum  aviculare,  Blüte.  —  186.  Aristolochia  clematitis,  Stengelstüek  mit  Blüte.  --  187. 
Thesium  ,  Blüte  mit  unterständigem  Fruchtknoten.  —  188.  Thymelaea ,  Stengelstück,  daneben  Frucht  mit  Blütenhülle.  —  189.  Chenopodium 
bonus  Henricus,  Blüle.  —  190.  Galium  aparine,  Stengelstüek,  —  191.  Parietari.^  officinalis,  Stengelstück. 


48 


Die  Pflanzenwelt. 


Blüten 

mit  12  oder 

weniger 

Staub- 
gefässen. 


Kronen- 
blätter un- 
gleich, 
Blüte  sy  m- 
metrisch 
(Fig.  167). 


199. 

Blüte  m  i  t 

Sporn  oder 

Höcker    (Fig 

202—208). 


200.  201. 

1.  Mit  2  Kelch-  und  4  Kronenblättern  (Fig.  202) :  .56.  Erdrauchgew. 

2.  ;i\Iit  3  Kelch-  u.  5  Kroneablättern  (Fig.  20.3):  73.  Balsaminengew. 
•'i.  Mit  'y  Kelch-  und  5  Kronenblättern  (Fig.  204  u.  205) :  50.  Veilchen- 

gewächse 
a)  Bäume   mit   gefingerten  Blättern  (Fig.  206):    75.  Rosskastanlen. 
/    1. 


Kronen- 
blätter gleich, 
Blüte    regel- 
m  ääsi  g 
(Fig.  170). 
(Anm.  Fort- 
setzung S.  49). 


Blüte  ohne  ,  i.  Mit  6  .Staubgefässen  (Fig.  207):   Teesdalia  und 

Sporn  und  Iberis,  s.  55.  Kreuzblütler. 

Höcker   (Fig.       ),,   Kräuter  2.  Mit8Staubgefässen(Fig.208u.209):66.Bitlerlinqe. 

207  u.  208).  s.  Mit  12    oder    m  e  h  r  Staubgefässen  (Fig.  199): 

I        52.  Resedagew. 

A.  Bäume  oder  St  rauch  er.  (.\nm.  ß  siehe  auf  S.  49). 

a)  Mit   3   Staubgefässen,    Kelch-   und   Kronenblättem   (Fig.  144): 
37.  Empetraceen. 

b)  Mit    6  Staubgefässen,    Kelch-    und   Kronenlilättern    (Fig.  210): 
Blatt  einfach  (Fig.  177):  61.  Sauerdorngew. 

K.  Rankende  Sträucher:  76.  Rebengew. 

1.  Frucht  eine  B  ee  re  (Fig. 
21 1  u.  212),  Staubgefässe 
vor  den  Kronenblättern 
(Fig.213):77.Kreuzdorn- 
Mit  gewächse. 

4 — i)        2.  Frucht  eineKapsel(Fig. 
,1.  iiiiiiL       Staub-   I        214),    Staubgefässe    mit 
ge-  den  Kronenbiättern  a  b- 

fässen.  \v  e  c  hs  el  n  d  (Fig.  215) : 

,  Kelch  u.  Krone  4blättrig: 
I  71.  Ceiastergew.  —Kelch 
I  und  Krone  öblättrig:  72. 
Pimpernussgew. 
Mit  8  Staubgefässen  (Fig.216),  Frucht 
eine  geflügelte  Schliossfrucht 
(s.  Fig.  148):  74.  Ahorngew. 
2—4  Staubgefässen  (Fig.  217):  87.  Hornstrauchgew. 
Mit  (   1.  Mit  Luftwurzeln  kletternd,  Blüten  in  Dolden 

—10  Staub-   I        (Fig.  218):  88.  Efeugew. 

gefässen        j   2.  Nicht  kletternd.  Blüten  einzeln  (Fig.  219)  oder 
(Fig.  219).      I        in  Trauben  (Fig.  220):  79.  Steinbrechgew. 


Fruchtknoten 

o  b  e  r  ständig 

(Fig.210,213, 

215). 


Fruchtknoten 
unterständig 
(Fig.217,219). 


c)  Mit4oder5 
Staubgef. 
od  andere 
Zahl,  dann 
aber  das 
Blatt  g  e- 
läppt  liis 
geteilt 
(Fig.  147). 


Mit 


i-f.  Nicht 
rankende 

Sträu- 
cher od 
Bäume. 


203. 


204. 


205. 


20«. 


207. 


Erklärungen:  Fig.  192.  Schmelterlingsblüte.  —  193  Ranunculus,  Blüte  im  Längsschnitt,  bl  Kronblatt,  st  Staubgefässe,  Fr  Frucht- 
knoten. —  194.  Alisma,  Blüte.  —  195.  Rosa,  Blüte  längsdurchschnitten,  blb  becherförmiger  Blütenboden,  k  Kelch,  bl  Kronblätter,  st  Staub- 
gefässe, Fr  Fruchtknoten.  —  196.  Nymphaea,  Blüte  im  Längsschnitt,  mit  zahlreichen  Ktonenblätlern.  —  197.  Papaver ,  Blütenknospe  mit 
abfallendem  Kelch.  —  198.  Tilia,  Schliessfrucht.  —  199.  Reseda  luteola.  Blüte  mit  zerschlitzten  Kronblättern.  —  200.  .Malva,  Blüte,  k  Kelch, 
bl  Kronblatt,  st  unten  verwachsene  Staubgefässe,  g  Griffel,  —  201.  Hypericum,  Blüte,  Staubgefässe  in  3  Bündel  verwachsen,  —  202-  Fumaria, 
symmetrische  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblatt  mit  Sporn.  —  20.3.  Impatiens,  symmetrische  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblätter,  sp  Sporn.  —  204.  Viola, 
Blüte.  -   205.  Viola,  Knospe  mit  Kelch,  —  20S.  Aesculus,  Blatt,  gefingert.  -    207.  Iberis,  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblatt, 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


49 


Blüten 

mit  12  oder 

weniger 

Staub- 
gefässen. 


Kronen- 
blätter gleich, 
Blüte   regel- 
mässig 
(Fig.  170). 


B 


Kräuter. 

a)  Fruchtknoten  ober  st  an  di  g, 
Ohne 

Ohne  Drüsen  in  den  Blüten:  einige 


Griffel, 
Narbe 

aho 
sitzend 

(Flg. 

2äl). 


Mit  1 

Griffel 
(Fig. 
224). 


Mit  2 

oder 
mehr 
Grif- 
feln. 


1. 


Mit    gestielten 
Steinbrechgew. 


48.  Nelkengew. 

Drüsen    in    den   Blüten    (Fig.   222):    Parnassia,    s.  79. 


a) 


Schmarotzerpflanzen 
Wlntergrüngew. 


mit   weiss  gelben   Blättern:    Monotropa   s.  89. 


b) 


Pflanzen 

mit 
g  r  ü  n  e  n 
Blättern. 


Mit  ßodermehr 

Staubgefäsfen, 
wenn 6,  dann  dem 
K  eleh  eingefügt 
(Fig.  225). 


Blätter 
gelappt 

oder 
geteilt. 


Blätter 

nicht 

geteilt. 


a) 


Mit  ()  oder  weniger  Staubgefässen  auf  den  Blüten- 
boden, 4  Kelch-  und  Kronenblättern  (Fig.  22.3  und  224): 
■55   Kreuzblütler. 

Kelch  4-5  teilig  (Fig.  225), 
aromatische  Pflanzen:  68.  Rauten- 
gew. 

Kelch  12  z  ahn  i  g  (Fig.  226),  nicht 
aromatisch:  84.  Weiderichgew. 
Blätter  3  zälilig  (Fig.  227),  Fruchtknoten  nicht  geschnä- 
belt (Fig.  228):  67.  Sauerkleegew. 

Blätter  gelappt  bis  gefiedert  (Fig.  229),  Frucht- 
knoten geschnäbelt  (Fig.  230):  64.  Storchschnabelgew. 
Blätter  fast  alle  eine  grundständige  Rosette  bildend, 
oft  mit  gestielten  Drüsen  (Fig.  231) :  49.  Sonnentaugew. 
Mit  3  Kelch-  und  Kronenblättern  und  9 
Staubgefässen  (Fig. 232):  15.  Wasserlleschgew. 
Zahlenverhältnisse  der  Blüte  anders. 

Mehrere     getrennte     Fruchtknoten 
(Fig.    234)',    dickfleischige    Blätter 


b) 


Blätter 
auch 
stengel- 
ständig, 
meistens 
keine 

Ro- 
sette 
bildend. 


Staiib- 
gefässe 

dem 
Kelch 

ein- 
gefügt 

(Fig. 

233). 


ohne 
gew. 


Xur  ein 
Frucht- 
knoten 


Nebenblätter:    80.   Dickblatt- 

M  i  t  trockenhäutigenNeben- 
blättern,  Stengel  nicht 
gabelästig  (Fig.  235):  48. 
Nelkengew. 

l.Mit  2  Kelch- 
blättern (Fig. 
MphPn-         236):47.Por. 
tulakgew. 
Mit   4  bis  5 


Ohne 

Neben- 
blätter, 
Stengel 
gabelästig 
(Fig.  236). 


.Staub - 

ge fasse 

dem 

B  lü  ten- 

boden 

eio- 
gefUgt. 


Kelchblättern 
(Fig.  237):  79. 
Steinbrech- 
gew. 

Staubgefässe  am  Grunde  verwach- 
sen (Fig.  238):  65.  Leingew. 

a)  Kapsel  einfächerig  (Fig. 
239):  48.  Nelkengew. 
(Kelch  röhrig  Fig.  240: 
Abteil.  A;  Kelch  5  teilig 
Fig.  241:  Abteil.  B). 

b)  Kapsel  3  bis  ."i  fächerig 
(Fig.  242) :  54.  Tänner- 
gew. 


Staub- 
gefässe 
frei. 


b)  Fruchtknoten  unterständig. 

1.  Blütenstand  eine  Dolde  (Fig.  243):  86.  Doldengew. 

■.  Mit  2—4  Staubgefässen   (Fig.  244):   Circaea 
83.  Nachtkerzengew. 


2.  Blutenstand 
keine 
Dolde. 


ad   T 


rapa . 


siehe 


Mit  .5—10 

Staubge- 
fässen. 


Wasser- 
pflanzen. 


Keine 
Wasser- 
pflanzen. 


Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl, 


1.  Mit  kammföimig  geteilten 
Blättern  (Fig.  130):  85.  Halora- 
gisgew. 

2.  Mit  einfachen  Blättern  (Fig. 
236):  47.  Portulakgew. 

Mit  2  Griffeln  (Fig.  245):  79. 
Steinbrechgew. 

i     1.   Kelch  122älinig  (Fig.  226), 
I         ü    oder   12    .Staubgefässe: 
Mit  1     I        84.  Weiderichgewächse. 
GriH'el.    |       .  Kelch  2— 4teilig,  8  Staub- 
gefässe (Fig.    246):   einige 
es.  Nachtkerzengew. 

7 


50 


Die  Pflanzenwelt. 


237. 


238. 


2.  Krone  einblätterig,  di  e  Abschnitte  sind 
suche  die  ganze  Krone  auszureissen,  Fig.  249  u.  ff), 
a)  Fruchtknoten  ober  stand  ig. 

*  f  r'"'-oM°?,'"'       I   1.  Mit  2  oder  4  Staubgefässen  (Fig.  248):   95.  Lippenblütler, 
um   1   iTrirtel   herum  ,  _  „ 

(Fig.  247).  I   -•  ^^^^  -^  Staubgefüsseu  (Fig.  249j:  99.  Rauhblältler. 


239.  240.  241. 

wenigstens   am  Grunde     verwachsen     (ver- 


Erklärungen: Fig.  208.  Polygala,  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblatt.  —  209.  Polygala,  Staubgefässe.  —  210.  Berberis,  Blüte.—  211.  Rham- 
nus  frangula,  Beere.  —  212.  Rhamnus  frangula.  Beere  querdurchschnitten.—  213.  Rhamnus  frangula,  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblätter,  st  Staub- 
gefässe. —  214.  Evonymus,  Frucht,  bei  a  Samen.  —  215.  Evonynius,  Blüte.  —  216.  Acer,  Blüte.  —  217.  Cornus  mas,  Blüte  mit  unterständigem 
Fruchtknoten  Fr.  —  218.  Hedera,  Dolde.  —  219.  Ribes  grossularia,  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblatt,  Fr  Fruchtknoten.  —  220.  Ribes  rubrum,  Traube. 

—  221.  Parnassia,  Fruchtknoten.  —  222.  Parnassia,  Honigdrüse.  —  223.  Brassica  napus,  Blüte,  k  Kelch,  bl  Kronblatt,  st  Slaubgefässe,  n  Narbe. 

—  224.  Brassica  napus,  Blüte  ohne  Kelch  und  Krone.  —  225.  Ruta  graveolens  ,  Blüte,  —  226.  Lythrum  salicaria,  Kelch.  —  227.  Oxalis, 
Blatt.  —  228.  Oxalis,  Fruchtknoten.  -  229.  Geranium  pratense,  Blatt.  —  2.30.  Qeranium  pratense,  Fruchtknoten.  —  231.  Drosera  rotundifolia, 
Habitus,  b  Blatt  mit  Drüse,  bl  Blüte.  -  232.  Butomus,  Blüte.  —  233.  Monlia ,  Blüte.  —  2.34.  Sedum  acre,  Fruchtknoten.  —  235.  Herniaria 
glabra,  Stengelstück  mit  Nebenblättern.  —  236.  Montia  fontana,  Stengelstück,  k  Kelch  —  237.  Saxifraga  granulata,  Kelch.  —  238.  Linum 
usitatissimum,  Staubfäden  unten  verwachsen.  —  239.  Lychnis,  Kapsel,  quer  durchschnitten.  —  240.  Agrostemma,  Kelch.  —  241.  Arenaria, 
Blüte  von  unten,  k  Kelch,  bl  Kronblätler. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


51 


242. 


243. 


244. 


245. 


246. 


247.  248.  249. 


2  Fruchtknoten 
(Fig.  250). 


l   1.  Kräuter,    deren  5  Staubgefässcn    (mit  Anhängseln)    zu    einem  Kranz   verwachsen   sind 

'        (Flg.  251):  106.  Seidenpflanzengew. 

(  2.  Kleine  Sträucher  mit  .5  freien  Staubgefässen  (Fig.  252);   105.  Hundstodgew. 


1  Fruchtknoten. 


2—4  Staub- 
gefässe  (z.  B. 
Fig.954u  260). 


5-10 

Staubgetässe. 


a)  Pflanzen 
Blätter. 


ohne    grüne  1 


Zipfel  der 
Krone  un- 
gleich 
(Fig.  254) 
b.  3  wenig 
(Fig.  255). 


Erd-Schmarotzer,  n  i  c  h  t  w  i  n  d  en  d  :  il7.  Wür- 

253):   Cus- 


b)  Pflanzen 
mitgrünen 
Blättern. 


Zipfel 
der  Krone 

gleich 
(Fig.  259). 


gergew. 

W  i  n  d  e  n  d  e   Schmarotzer  (Fig. 
cuta,  s.  114.  Glockenblumengew. 
Fruchtknoten  1  fächerig  (Fig.  256),  Wasser- 
pflanzen :  102.  Wasserschlauchgew. ;  —  Land- 
pflanzen: 103.  Kugelblumengew. 
Fruchtknoten  2  fächerig  (Fig.  257) :  98.  Braun- 
wurzgew. 

Fruchtknoten  4  fächerig  (Fig.  258):  94.  Ver- 
benengew. 

I   1.  Mit  2  Staubgefässen  (Fig.  259): 

I        97.  Oelbaumgew. 

{   2.  »lit  4  Staubgefässen  (Fig.  260): 

I       70.  Stechpalmengew. 

1.  Alle  Blätter  grundständig 
(Fig.  261):  93.  Wegerlchgew. 

2.  Blätter  Wechsel  ständig  (Fig. 
262):  Centunculus,  s.  91.  Pri- 
melgew. 

3.  Blätter  gegenständig  (Fig. 
263):  einige  104.  Enziangew. 


Holz- 
pflanzen. 


Kräuter 


a) 


b) 


Kleine 
eher. 


Sträu-  \ 


1. 


Mit  K— 10  Staubgefässen:    einige  90.  Heidekraut- 
gewächse. 
2.  Mit  .^  Staubgefässen :  einige  96.  Nachtschattengew. 

Bleiche   (nicht  grüne)   schmarotzende   Kräuter:   Monotropa,   89.  Wlnter- 
grüngew. 

(I.  Windende  Pflanzen  (Fig.  264),  (z.  T.  ohne 
Blätter,  Fig.  253):  100.  WIndengew. 
1. 


c) 


Grüne 
Kräuter 

(nicht 
schmarot- 
zend). 


Blätter 
wechsel- 
ständig 

(oder 
fehlend). 


Blätter 
nicht 
wechsel- 
ständig. 


ß.    nicht 
windend. 


mit 


ß.  mit      1 
Grittel. 


Staubfäden  mit  Wollhaaren 
(Fig.  265):  Verbascum,  s.  98. 
Braunwurzgew. 
2.  Staubfäden  ohne  Wollhaare, 
glatt :  a)  Frucht  2  fächerig  :  96. 
Nachtschattengew. ;  b)  Frucht  3- 
fächerig:  101. Himmelsleitergew. 
5  Griffeln  (Fig.  266):  92.  Bleiwurzgew. 

1.  Fruchtknoten    1  fächerig    (Fig. 
267):  91.  Primelgew. 

2.  Frucht  2  u.  mehrfächerig  (Fig. 
267). 

(t.  5  Staubgef. :   101.  Himmels- 
leitergew. 
ß.  mehr  als  5  Staubgefässen. 

a)  Mit  8  Staubgefässen,  Blät- 
ter mehr  oder  weniger  na- 
delförraig:  einige  90. 
Heidekrautgew. 

b)  Mit  10  Staubgefässen, 
Blätter  eirund:  89.  Win- 
tergrüngew. 


Erklärungen:  Fig.  242.  Elatine,  Kapsel  im  Querschnitt.  —  243.  Dolde.  —  244.  Circaca,  Blüte.  —  245.  Saxifraga,  Blüte  im  Längs- 
schnitt, k  Kelch,  Fr  Fruchtknoten,  gr  Griffel.  —  246.  Oenothera,  Blüte.  —  247.  Lamium  album,  Stempel,  h  Honigdrüsen,  Fr  4teiliger  Frucht- 
knoten, gr  Griffel,  n  Narbe.  —  248.  Lamium  album,  Staubgetässe.  —  249.  Echium  vulgare,  Blüte. 


52 


Die  Pflanzenwelt. 


262.  263.  264. 


b)  Fruchtknoten  unterständig. 


f/.  Jede  einzelne  Blüte  für  sich  gestielt  (Fig.  269):  Jasione,  s.  114.  Glockenblumengew. 
ß.  Jede     ein-  ,    a)  Staubbeutel  zu  einer  Röhre  verwachsen  (Fig.  157):  115.  Korbblütler. 

zelne    Blüte       , ,  o,     ,.      ,  ,  „•    ,,   I   1.  Blätter  gegenständig  (Fig.  271):  112.  Kardengew. 

ungestielt       ^^  Staubbeutel  nicht       ^    ^y^^^^^   Wechsel  ständig   (Fig.   272):    Phyteuma, 
verwachsen.  |        ^    jj^    Giockenblumengew. 


1.  Blüten  in  k  o  p  f- 
förmigen  Blü- 
tenständen mit  ge- 
meinsamer Hülle 

(Fig.  156).  I      (Fig.  270). 

2.  Blütenstand  köpf  förmig,  aber  ohne  gemeinsame  Hülle  (Fig.  273):  109.  Moschuskräuter 


-U 


269. 


270. 


271. 


273. 


274. 


275. 


278. 


280. 


277. 


....^^^:\ij:^:^^^t^^.^:tfjsä^^^^ 


massige 

knoten  im  Querschnitt, 


5cnniHc:  ^Igen  (Algae). 


5ig.  1.  Sptralotge,  Spirogyra  (la  jefir  jtarti  Dcrgrögett).    2.  nteerlatttd),  Ulva  lactuca.    3.  flu6enfrud)t,  Ectocarpus 
littoralis.    4.  Riementang,  Laminaria  digitata.    5.  ffiemeiner  Blajentang,  Fucus  vesiculosus.    6.  ©ejägtcr  lang, 

Fucus  serratus. 


5atnilic:  Htgen  (Algae) 


1-^-^i'rfii'iTfT 


Tmmtrmimtnmmm 


Jtg.  1.    Beerentong,  Sargassum  bacciferum.    2.  PorpI(t)rtang ,  Porphyra  laciniata.    3.  Kammlang,  Plocamium 
coccineum.    4.  Delajferie,  Delesseria  hypoglossa.    5.  Knopftang,  Sphaerococcus  verruculosus. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


53 


Holzige 
Pflanzen. 


3.  Blütenstand 
d  e  r  s. 


an-   ,   ß. 


Krautige 
l'tianzen. 


1.  Mit  5  Staubgefässen,  der  Krone  eingefügt  (^beim  Herausreissen  der  letzteren 
bleiben  die  Staubgefässe  an  ihr  sitzen)  (Fig.  274) :   1U8.  Geissblattgew. 

2.  Mit  8 — 10  Staubgefässen,  einer  oberständigen  Scheibe  eingefügt  (Fig.  275, 
die  Krone  lässt  sich  allein  abreissen):  90.  Heidekrautgewächse. 

a)  Stengel  mit  Ranken  (s.  Fig.  138):  113.  KUrblsgew. 


li)  Stengel 

ohne 

Ranken. 


1.  Blätter  quirlständig  (s. 


(r.  Blättergegen- 
ständig. 


Blätter 

nicht 

quirl- 

ständig. 


ß. 


Fig. 

I'- 

1  "â–  


Blätter  niclit 
gegenständig 
(Krone  regel- 
mässig wie  etwa 
Fig.  278,  z.  T. 
aber  auch  sym- 
metrisch) (Fig. 
279  (Lobelia). 


lÖO):  110.  Krappgew. 
Mit   3    Staubgefässen   (Fig. 
276):  111.  Baldriangew. 
Mit    5   Staubgefässen   (Fig. 
277):  einige  108.  Geissblatf- 
gew. 


1.  Fruchtknoten  lfächerig(Fig. 
280):  Samolus,  s.  91.  Prl- 
melgew. 

2.  Fruchtknoten  2  — 5  fächerig: 
114.  Glockenblumengew. 


I.  Kreis:  Schleim-Sporenpflanzen. 

Es  sind  dies  wunderbare,  früher  zu  den  Pilzen 
gerechnete  Wesen,  nackte  Protoplasmamassen  ohne 


f^ 


'^f 


Fig.  282.  Chondrioderma  difformis.  ii20mal  vergr.,  n— m540mal  vergr. 
a  eine  trockene  zusammengefaltete  Spore,  b  eine  geschwollene  Spore, 
r  und  d  Austritt  des  Inhalts  aus  der  Spore,  c,  ^undsr  Schwärmspore, 
//  Uebergang  des  Schwärmers  zur  Myxamöbe,  i  jüngere,  A-  ältere 
Myxamöben ,  t  auseinanderliegende  Myxamöben,  kurz  vor  der  Ver- 
schmelzung, »I  ein  kleines  Plasmodium,  n  Ast  eines  ausgewachsenen 
Plasmodiums. 


Zellhaut  und  ohne  Blattgrün,  sie  kriechen  mit  fuss- 
artigen  Fortsätzen  (Pseudopodien),  die  sie  beliebig 
einziehen  können ,  umher  und  verschmelzen  oft  zu 
grösseren  Massen  (Plasmodien).  Die  Fortpflanzung 
ist  ungeschlechtlich,  sie  erfolgt  durch  kleine  Körper- 
chen ,  die  Sporen ,  die  frei  oder  in  besonderen  Be- 
hältern entstehen.  Die  Sporen  bilden  oft  erst  kleine 
mit  Geissein  versehene  Schwärmer.  Fig.  282  zeigt 
die  Entwicklung  dieser  Wesen. 

Sie  leben  auf  faulenden  Stoffen,  Laub,  Holz, 
Mist,  Milch  u.  s.  w.  Es  gibt  gegen  450  Arten.  Am 
bekanntesten  ist  die  schwefelgelbe  Lohblüte,  die 
auf  der  Gerberlohe  lebt.  Ein  anderes  dahin  gehöriges 
Wesen  erzeugt  die  sog.  Kohlhernie,  d.  h.  knollige 
Auswüchse  an  Kohlpflanzen. 

II.  Kreis:  Lager-Sporenpflanzen. 

Diese  Pflanzen  bestehen  entweder  nur  aus  einer 
Zelle  oder  aus  vielen  Zellen,  die  eine  Zellhaut  besitzen, 
sie  sind  aber  nicht  in  Stamm  und  Blatt  gegliedert, 
diese  Pflanzen  besitzen  daher  nur  Zellen,  keine 
Gefässe.  Auch  hier  kann  die  geschlechtliche  Fort- 
pflanzung fehlen ,  vielfach  sind  die  Sporen  oder 
deren  Behälter  aber  doch  das  Ergebnis  einer  Be- 
fruchtung. Allein  diese  Pflanzen  haben  keine  Blüten 
im  eigentlichen  Sinn.  Wir  teilen  diesen  Kreis  in 
drei  grosse  Klassen  ein:  1.  Algen  mit  Blattgrün, 
2.  Pilze  ohne  Blattgrün.  3.  Flechten  als  Ver- 
einigung von  beiden,  von  Algen  und  Pilzen.  Diese 
Einteilung  ist  zwar  heute  von  der  Wissenschaft  auf- 
gegeben, allein  sie  ist  für  ein  volkstümliches  Buch 
nach  wie  vor  am  besten. 

I.  Klasse:   Algen. 

Diese  Pflanzen  sind  fast  sämtlich  Wasserbewoh- 
ner,   zumeist  leben  sie  im  Meere,   manche  besitzen 


54 


Die  Pflanzenwelt. 


Kalk-  oder  Kieselgerüste.  Viele  sind  mikroskopisch 
klein.  Einige  werden  gegessen,  andere  liefern  Arznei 
und  Dünger  oder  Jod.  Man  kann  7  Unterklassen 
mit  einigen  1000  Arten  unterscheiden. 

1 .  S  p  a  1 1  a  1  g e  n ,  sie  bestehen  aus  mikroskopisch 
kleinen  Einzelzellen  oder  Zellfäden ,  oft  sind  sie 
innerhalb  einer  Schleimhülle  zu  Kolonien  vereinigt. 
Sie  haben  einen  blaugrünen  Farbstoff,  und  manche 
bilden  hartwandige  Dauersporen,  welche  ungünstige 
Verhältnisse  überdauern  können.  Sie  leben  auf  feuch- 
tem Standort,  manche  in  Flechten.  Der  grüne  Ueber- 
zug  an  Mauern  und  Felsen  besteht  aus  Spaltalgen. 
Am  bekanntesten  ist  die  Froschregenalge  (No- 
stoc)  aus  perlschnurartig  verbundenen  Zellen,  die 
nach  Regen  gallertartige,  später  wieder  eintrock- 
nende Massen  (dem  Froschlaich  ähnlich)  bilden. 

2.  Jochsporenatgen  (Konjugaten).  Hierhin 
gehören  einzellige  oder  fadenförmige  grüne  Algen, 


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Fig.  283.  Kieselalgen,  Diatomeen.    Stark  vergrössert. 

1.  Pinnularia,  2.  Navicula,  3.  Stauroneis,  4.  Pleurosigma,  5.  Cymbella,  6.  Amphora,  7.  Oom- 

plionema,  8.  Nitscliia,  9.  Surirella,  10.  Synedra.  11.  Epithemia,  12.  Meridion,  13.  Fragillaria. 

14.  Diatoma,  15.  Melosira,  Ifi.  Campylodiscus  (n  von  der  Seite,  b  von  oben). 


die  sich  durch  Teilung  und  durch  sog.  Jochsporen 
vermehren;  bei  deren  Bildung  wachsen  sich  zwei 
Zellen  entgegen  und  vereinigen  ihren  Inhalt. 

Als  Vertreter  nennen  wir  die  Schraubenalge 
(Spirogyra,  Taf.  1,  1  a  und  b  bei  starker  Vergr.),  bei 
denen  die  Blattgrünkörper  schraubige  Bänder  bilden, 
die  Zellen  sind  zylindrisch  und  bilden  Fäden. 

3.  Die  Diatomeen  oder  Kieselalgen, 
welche  ein  äusserst  zierliches  Kieselgerüst  besitzen, 
von  denen  man  gegen  800  im  Süss-  und  Salzwasser 
kennt.    Wegen   ihrer  starken  Vermehrung  sind   sie 


erdbildend  (Tripel,  Kieseiguhr).  Vergl.  die  in  Fig.  283 
dargestellten  Formen. 

4.  Grünalgen,  welche  sich  mit  ungeschlecht- 
lichen Schwärmsporen  vermehren;  ausserdem  haben 
sie  auch  geschlechtliche  Fortpflanzung,  bei  der  sich 
den  Schwärmsporen  ähnliche  Gebilde  verschmelzen. 
Sie  sind  grün  und  leben  an  feuchten  Orten  und  im 
Süsswasser,  manche  auch  im  Meer.  Hierhin  gehört 
z.  B.  die  Alge,  die  den  grünen  Ueberzug  an  der 
Wetterseite  der  Bäume  bildet,  ferner  die  Alge  des 
Blutschnees  in  den  Alpen  und  auch  manche  höher 
organisierte  Formen. 

Hier  führen  wir  auch  den  Meerlattich  oder 
Meersalat  (Ulva  lactüca  L.,  Taf.  1,  2)  an.  Er 
bildet  wellige,  geteilte  oder  zerschlitzte  blattartige 
Häute  von  lebhaft  grüner  bis  olivengrüner  Farbe 
und  von  10-  -20  cm  Länge.  Diese  Alge  findet  sich 
häufig  in  den  europäischen  Meeren  und  wird  von 
den  Küstenbewohnern  wie  Salat 
'!  gegessen  (z.  B.  auch  in  England). 

5.  Braunalgen  oderTan- 
ge,  sind  zumeist  grosse,  im  Meer 
festsitzende  Algen  von  grosser 
Verschiedenheit,  oft  sind  sie  auch 
blattartig,  vielfach  haben  sie 
Schwimmblasen.  Sie  zeigen  eine  ge- 
schlechtliche Fortpflanzung  durch 
Befruchtung,  die  z.  T.  sehr  be- 
stimmt ausgebildet  ist  und  deren 
Ergebnis  bei  manchen  fruchtartige 
Gebilde  sind.  Sie  sind  durch  einen 
besonderen  Farbstoff  braun  ge- 
färbt und  liefern  in  ihrer  Asche 
(Kelp  genannt)  Jod  und  Soda,  der 
Zuckertang  wird  gegessen, 
andere  liefern  Dünger.  Man  hat 
1000  Arten  gezählt. 

Einige  Formen  sind  auf  Taf.  1 
abgebildet:  Die  Aussenfrucht 
(Ectocärpus,  Taf.  1,  Fig.  3)  bildet 
ästige  Fäden,  an  deren  Seiten  oder 
zwischen  deren  Zellen  die  Sporen- 
früchte sitzen.  Die  europäischen 
Meere  bergen  etwa  20  Arten.  — 
Der  Riementang  oder  Neptunsgürtel  (Lami- 
näria  digitäta  Lamour,  Taf.  1 ,  Fig.  4)  wird  bis  5  m  lang, 
er  hat  einen  runden  Stiel,  der  unten  wurzelartig  ver- 
ästelt ist,  der  obere  Teil  ist  breit  und  bandförmig 
gespalten,  olivengrün.  Er  ist  in  der  Nordsee  sehr 
häufig.  Er  enthält  einen  zuckerartigen  Stoff,  den 
man  in  Norwegen  gewinnt;  ausserdem  liefert  seine 
Asche  das  „Kelp",  aus  dem  man  Jod  bereitet.  — 
Vom  Blasentang  (Fucus)  zeigt  die  Taf.  1  mehrere 
Arten;  der  gemeine  L.  (F.  vesiculösus  L. ,  Taf.  1, 
Fig.  5)  ist  eine  olivengrüne,  gabelig  geteilte  Meeres- 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


55 


pflanze,  die  an  seichten  Stellen  meterlange,  buschige 
Rasen  bildet,  am  Grunde  halten  sie  sich  mit  einer 
Haftscheibe  fest,  zahlreiche  Luftblasen  an  den  band- 
artigen Zweigen  halten  die  Pflanze  im  Wasser  auf- 
recht. Häufig  an  den  Küsten  der  Nord-  und  Ost- 
see. Man  düngt  mit  ihm  die  Felder  und  gewinnt 
aus  seiner  Asche  Jod.  F.  serrätus  L.,  Taf.  1,  Fig.  6, 
hat  gesägte  Lappen.  —  Der  Beerentang  (Sar- 
gässum  bacciferum  Ag.,  Taf.  2,  Fig.  1)  hat  über  1  m 
lange  ästige  Zweige  mit  gesägtem  Laub  und  ge- 
stielten Luftblasen.  Er  ist  eine  sehr  gesellige  Pflanze, 
die  im  atlantischen  Ozean  „schwimmende  Inseln" 
von  sechsmal  so  grosser  Ausdehnung  wie  Deutsch- 
land bildet  („Sargossa-Meer"). 

6.  Rotalgen  (Florideen),  dies  sind  hoch- 
organisierte Algen  mit  mannigfacher  Gliederung.  Sie 
sind  rot  oder  violett  und  vermehren  sich  unge- 
schlechtlich oder  mittels  Befruchtung.  Meistens 
leben  sie  im  Meer,  manche  sind  riffbildend,  indem 
sie  Kalk  absondern.  Eine  beim  Kochen  quellende 
Form  liefert  das  arzneiliche  isländische  Moos 
oder  Karragheen  (gegen  Husten),  das  ostindische 
Ceylonmoos  dagegen  das  Agar-Agar.  Man 
kennt  1800  Arten.  Einige  Formen  sind  auf  Taf.  2 
dargestellt.  —  Da  ist  zunächst  eine  Art  Rotblatt 
oder  Porphyrtang  (Porphyra  laciniäta  Ag., 
Taf.  2,  2),  sie  bildet  zarte  blattartige  Häute,  wellig, 
ungeteilt,  von  rotvioletter  Farbe,  bis  15  m  lang, 
besonders  in  der  Nordsee  ist  sie  häufig.  -  Der 
K  a  m  ni  t  a  n  g  (Plocämium  coccineum  Lyngb.,  Taf. 2, 3) 
ist  kammartig  verästelt  und  hat  eine  prächtige  schar- 
lachrote Farbe,  bis  30  cm  lang,  besonders  häufig  in 
der  Nordsee  Die  Römer  benutzten  den  Farbstoff 
zum  Schminken. —  Der  K  n  orp  elta  n  g  (Chondrus 
crispus  Lyngb.)  liefert  das  Karragheen  (s.  oben).  — 
Die  Delesserie  (Delesseria  hypoglössa,  Taf.  2,  4) 
hat  blattförmige,  sprossende  Lager  von  einigen 
Zentimeter  Länge,  sie  lebt  in  den  Meeren  der  ge- 
mässigten und  kalten  Zone.  —  Der  Knopftang 
(Sphaerocöccus  verruculösus,  Taf.  2,  5)  ist  häutig- 
knorpelig und  oft  gabelig  verzweigt. 

7.  Armleuchteralgen  (Characeen),  hoch- 
stehende grüne  Algen  mit  quirlständigen  Seiten- 
achsen. Sie  pflanzen  sich  nur  durch  Befruchtung 
der  rundlichen  Eiknospen  durch  Spermatozoiden 
der  roten  Antheridien  fort,  wobei  eine  dickwandige 
Frucht  entsteht  Die  200  Arten  des  Süss-  und  Brack- 
wassers sondern  Kalk  ab,  wodurch  sie  vielfach  sehr 
spröde  werden.  Zwei  Gattungen :  Nitella  und  Arm- 
leuchteralge (Chara).  Die  letztere  wächst  herden- 
weise auf  dem  Grunde  stehender  Gewässer. 

n.  Klasse:  Pilze. 

Man  findet  in  dieser  Gruppe  Formen ,  die  den 
Ordnungen  der  Algen  entsprechen,  sie  sind  aber  alle 


ohne  Blattgrün,  daher  unselbständig;  entweder  sind 
sie  Schmarotzer  oder  Fäulnisbewohner  (s.  S.  26  u.  27). 
Manche  sind  einzellig,  andere  bilden  Fäden,  es 
kommt  auch  vor,  dass  sich  diese  Fäden  zu  einer  Art 
Gewebe  (Myzel)  vereinigen,  das  auch  hart  werden 
kann,  wodurch  es  als  Sklerötium  zum  Ueberwintern 
geeignet  wird-  Eine  geschlechtliche  Fortpflanzung 
ist  bei  vielen  noch  nicht  entdeckt,  meistens  ver- 
mehren sie  sich  durch  kleine,  sich  abschnürende  oder 
im  Innern  von  Behältern  entstehende  Zellen  (Sporen). 
Die  Pilze  sind  meistens  Landpflanzen. 

Wir  unterscheiden  4  Abteilungen. 

L  Spaltpilze,  Bakterien,  einzelne,  sehr  ein- 
fache Zellen  oder  Fäden ,  darunter  die  kleinsten 
Wesen ,  die  es  gibt.  Sie  vermehren  sich  einfach 
durch  Teilung  und  bilden  auch  ungeschlechtlich 
dickwandige  Dauersporen,  um  ungünstigen  Verhält- 
nissen zu  entgehen.  Sie  bewegen  sich  durch  sehr 
feine  Plasmafäden.  Sie  haben  verschiedene  Formen  : 
kugelrund  (Kokken),  stäbchenförmig  (Bazillus), 
schwach  gekrümmt  (S  p  i  r  i  1 1  u  m),  schraubig  (Spiro- 
c  h  a  e  t  e).  Manchmal  bleiben  sie  nach  der  Teilung  noch 
kettenartig  in  Zusam- 
menhang. Sie  zerset- 
zen durch  ihre  Lebens- 
verrichtung die  Flüs- 
sigkeit,in  der  sie  leben, 
und  erzeugen  dadurch 
Gärung  oder  Fäulnis 
oder  Krankheiten,  wo- 
bei die  von  der  Luft 
leicht  fortgetragenen 
Sporen  ansteckend 
wirken  können.  Die 
Fig.  284  zeigt  einige 
wichtige  Formen.  Fig. 
285  stellt  Tuberkel- 
bazillen, Fig.  286  Cholerabazillen  (Kommabazillen )  dar. 

2.  Algen pilze,  sie  bestehen  aus  verzweigten 
fadenförmigen  Zellen  und  vermehren  sich  unge- 
schlechtlich durch  Sporen  oder  auch  mittels  eigen- 
artiger Befruchtungsvorgänge.  Sie  leben  auf  fau- 
lenden Stoffen  oder  auch  parasitisch  in  höheren 
Pflanzen  oder  Insekten.  Dahin  gehört  der  gefürch- 
tete Pilz  der  Kartoffelkrankheit  (Phytöphthora 
infestans),  der  Pilz  der  die  Fliegenkrankheit 
(Empüsa  Müscae)  erzeugt  und  manche  Schim  mel- 
pilze. 

3.  Faden  pilze  (Ascomyceten),  sie  bilden  ein 
Lager  (Thallus)  von  reich  verzweigten,  gegliederten 
Zellfäden,  welche  in  faulenden  Stoffen  oder  lebenden 
Wesen  vegetieren  und  eine  Art  Gewebe  (Myzel) 
bilden,  das  auch  zum  Ausdauern  sehr  stark  werden 
kann  (Sklerötium).  Nach  ihren  Fruchtkörpern  unter- 
scheidet man : 


Fig.  284.  Bakterien.  Sehr  starli 
vergrössert. 
fi  Micrococcus  prodiglosus,  h  Ba- 
cillus megaterium,  c  Vibrio  regula, 
ä  Leptotlirix  buccalis,  e  Spirilium, 
f  Spirochaete  buccalis,  g  Clado- 
thrix  dichotoma. 


56 


Die  Pflanzenwelt. 


a)  Schlauchpilze,  bei  ihnen  entsteht  (meist  esculenta  Pers.)  hingegen  unregelmässig  lappig  und 
durch  Befruchtung)  eine  Art  Fruchtkörper  mit  schlauch-  blasig  aufgetrieben,  wachsartig  zerbrechlich.  Beide 
förmigen  Zellen,   in  denen  8  Sporen  liegen.     Hier-     leben  in  sandigen  Wäldern,  die  Lorchel  ist  im  Alter 


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Fig.  285.    Tuberkelbazillen.    Schnitt  durch  einen  Tuberkelknoten  der 

Lunge,  darin  zwei  mit  zahlreichen  Bazillen  erfüllte  sog.  Riesenzellen. 

OOOmal  vergr. 

her  gehören:  Die  Mehltaupilze  mit  geschlosse- 
nem Fruchtkörper,  sie  leben  auf  Blättern  höherer 
Pflanzen,  z.  B.  Oi'dium  Tuckeri  auf  Weinblättern.  — 


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Fig.  286.    Spirillum  Cholerae  asiaticae,   Komma- 
bazillen der  Cholera.     lODOmal  vergr. 

Die  Schimmelpilze,  die  sich  zumeist  mit  ab- 
geschnürten „Konidien"  (Sporen)  vermehren,  z.  B. 
der  Pinselschimmel  (Fig.  287).  —  Die  Schei- 
benpilze haben  an  den  Früchten  eine  offene 
Scheibe  mit  Sporenschläuchen,  sie  leben  meist  auf 
toten  oder  lebenden  Pflanzen.  Hierhin  gehören 
auch  einige  hervorragende  Speisepilze;  die  Mor- 
cheln (Taf.  6,  5)  und  Lorcheln  (Taf.  6,  6), 
beide  haben  grosse  aufrechte,  aus  der  Erde  hervor- 
tretende Fruchtkörper  (Hut  genannt,  das  Myzel 
wuchert  im  Humusboden),  bei  jenen  ist  der  Hut 
rundlich  oder  kegelförmig,  mit  netzartig  grubiger 
Oberfläche  (die  kleinere  Speise morc hei,  Mor- 
chella  esculenta  Pers.,  ist  gelb  und  rundlich,  die 
grössere  Spitzmorchel,  M.  cönica  Pers.,  dunkel- 
braun und  kegelförmig),  bei  den  Lorcheln  (Helvella 


Fig.  287.  Penicillium  crustaceum ; 

Konidienträger  mit  Zweigquirlen  (s'  und 

fi"),  &  ß'  Sterigmen  mit  Konidienketten. 

540mal  vergr. 


Fig.  288.  Claviceps 

purpurea.     Roggenähre 

mit     reifen     Sklerotien 

(natürl.  Grösse). 


verdächtig,  sollte  also  lieber  nur  jung  oder  wenig- 
stens mit  siedendem  Wasser  behandelt,  genossen 
werden.  —  Die  Kernpilze  sind  sehr  mannigfach, 
sie  haben  krugförmige  Schlauchfrüchte.  Der  wich- 
tigste Vertreter  ist  der  Mutterkornpilz  (Claviceps 


Fig.  289  u.  290.  Alutterkorn,  Claviceps  purpurea. 

289.  Sklerotium  mit  gestielten  Fruchtkörpern  (2mal  vergr.). 

290.  Köpfchen  eines  Fruchtkörpers  im  Längsschnitt  mit  zahlreichen 

eingesenkten  Perithecien,  d.  h.  Früchten  (vergr.). 


purpurea  Thal.),  der  in  jungen  Fruchtknoten  der 
Gräser,  besonders  im  Roggen,  lebt  und  hier  den 
süssen  Honigtau  erzeugt,  mit  welchem  die  Insekten 
die  darin  befindlichen  Sporen  auf  andere  Blüten 
übertragen.  Später  entsteht  an  Stelle  des  Frucht- 
knotens ein  grosses  dunkelviolettes,  aus  der  Blüte 
ragendes   Sklerotium    (Mutterkorn,    Fig.   288),   das 


Klaffe:  pitac  (Fungi). 


5tg.  1.  ®emetner  Stäubling,  Lycoperdon  gemmatum.    2.  Kapu3incrpil3,  Boletus  scaber.    3.  Pfefferpils, 

Boletus  piperatus.      4.  Silsiger  Ringptlä,  Boletus  subtomentosus.    5.  ITlordiel,  Morchella  esculenta.    6.  £ordieI, 

Helvella  esculenta.    7.  Spei[e=arüffel,  Tuber  melanosporum.    8.  rOeige  ütüffel,  Choiromyces  meandnformis. 


Kloffc:  p{l3C  (Fungi). 


5ig.  1.  Stcinpil3,  Boletus  edulis  Bull.     2.  (Banenptl3,  Boletus  felleus  Bull.    3.  Rotbrauner  Röf|renpil3, 
Boletus  rufus  Schaeff.    4.  Butterpilj,  Boletus  luteus  L.    5.  Kufjpilj,  Boletus  bovinus  L. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


57 


überwintert  und  im  Frühjahr  keulenförmige  Frucht- 
körper mit  eingesenkten  Sporenbehältern  bildet 
(Fig.  289  und  290).  Die  Sporen  sind  fadenförmig 
und  erzeugen  auf  dem  Fruchtknoten  der  Gräser 
ein  neues  Mutterkorn.  Das  Mutterkorn  wird  medi- 
zinisch verwendet.  — 

Die  Trüffel pilze  leben  im  Humusboden  der 
Wälder.  Ihre  Früchte  sind  knollige,  unterirdische 
Gebilde,  die  im  Innern  Schlauchsporen  besitzen. 
Es  sind  sehr  geschätzte  Speisepilze.  —  Die  schwarze 
Trüffel,  Speisetrüffel,  Perigordtrüf f el.  Tu- 
ber melanösporum  Vittad,  Taf.  3,  Fig.  7,  bildet 
nuss-  bis  faustgrosse  Knollen,  schwarz,  innen  grau 
marmoriert.  Sie  ist  in  Südfrankreich  und  Italien 
verbreitet,  bei  uns  selten  (Rheingegenden).  Die 
weisse  Trüffel,  Choiromyces  maeandriförmis 
Vittad.,  Taf.  3,  8,  ist  kartoffelähnlich,  blassbraun, 
innen  weiss,  gelblich  geädert.  Sie  findet  sich  in 
Laubwäldern  in  Russland,  Böhmen,  Oberitalien  und 
England,  in  Deutschland  zerstreut.  Die  wohl- 
schmeckenden Trüffeln  sind  seit  alters  hochgeschätzt 
und  bilden  besonders  für  Südfrankreich  einen  wert- 
vollen Handelsartikel ;  sie  werden  mit  eigens  dazu 
abgerichteten  „Trüffelhunden"  aufgesucht  und  aus- 
gegraben. 

Zu  den  Schlauchpilzen  gehören  auch  die  Pilze, 
welche  die  Hexen b es en  mancher  Bäume,  die 
Kräuselkrankh  eit  des  Pfirsich  u.a.  m.  bewirken, 
sowie  die  Hefepilze;  letztere  sind  einzellige  Pilze, 
die  sich  durch  Sprossung  vermehren  und  in  Flüssig- 
keiten leben,  welche  sie  wie  die  Bakterien  durch  ihre 
Lebenstätigkeit  zersetzen  (Gärung  von  Wein  und 
Bier).  Ist  die  Flüssigkeit  für  sie  erschöpft,  so  bilden 
sie  Schlauchsporen. 

b)  Basidiomyceten.  Bei  diesen  entstehen 
die  Sporen  nicht  in  Schläuchen,  sondern  auf  keulen- 
förmigen Trägern, Basidien,  durch  Sprossung(Fig.291i, 
wobei  eine  Befruchtung  als  Ausgang  der  Bildung  der 


Fig.  291.   Russula  rubra;   Teil  des  Hymeniums  (Fruchtlager),  S40mal 

vergr.    h  Schicht  unter  dem   Hymenium,   h  Basidien,   s  Sterigmen, 

sp  Sporen,  p  Paraphysen  {Saftfäden),  .■  Cystide. 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Fruchtkörper  nicht  stattzufinden  scheint.  Die  Sporen 
sitzen  auf  dünnen  Stielchen ,  den  sog.  Sterigmen. 
Hierhin  zählen  wir  folgende  Ordnungen: 

I.Brandpilze  sind  Parasiten  höherer  Pflanzen 
namentlich  von  Gräsern,  die  den  Getreidearten  sehr 
verderblich  werden.  Das  Myzel  zerfällt  durch  Ab- 
gliederung  von  Dauersporen  in  eine  dunkle  pulverige 
Masse,  die  sich  vom  Wind  leicht  verbreiten  lässt. 

2.  Rostpilze  erzeugen  die  Rostkrankheit 
höherer  Pflanzen.  Am  bekanntesten  ist  der  G  e- 
treiderost  mit  seinem  eigenartigen  Generations- 
wechsel: er  erzeugt  verschiedene  Formen,  die  nach- 
einander auf  verschiedenen  Pflanzen  auftreten,  die 
Frühlingssporen,  welche  durch  Keimung  der  Dauer- 
sporen entstehen,  erzeugen  auf  den  Blättern  der 
Berberitze  ein  Myzel ,  rötliche  Flecken  mit  Sporen, 
die  nur  auf  Grasblättern  keimen  und  hier  Rostflecke 
mit  mehrfach  entstehenden,  leichten  und  daher  durch 
den  Wind  verbreiteten  Sommersporen.  Erst  gegen 
den  Herbst  entstehen  ebenda  die  dickwandigen 
Winter-Dauersporen. 

3.  Ziffer  pilze  auf  faulenden  Baumstämmen, 
mit  gallertartigen  unregelmässigen  Fruchtkörpern, 
z.  B.  das  ohrförmige  braunschwarze  Judasohr, 
Hirneola  aurfculae  Judae. 

4.  Bauchpilze  mit  kugeligem  oder  eiförmigem 
Fruchtkörper,  in  dem  die  Sporen  als  grünbrauner 
Staub  entstehen,  im  reifen  Zustand  platzt  er  auf  und 
entlässt  die  Sporen,  die  der  Wind  leicht  aufwirbelt. 

—  Der  Gemeine  Stäubling,  Lycoperdon  gem- 
mätum  Batsch,  Taf.  III,  1,  hat  einen  gestielten  Frucht- 
körper, anfangs  weiss,  später  gelblich,  aussen  war- 
zig. Häufig  in  Wäldern.  Er  und  andere  Arten  sind 
in  der  Jugend,  wenn  die  Innenmasse  noch  derb  und 
weiss  ist,  essbar.  Die  Volksmeinung,  der  Sporen- 
staub  sei  den  Augen  schädlich,  ist  irrig.  Der  Eier- 
bovist, Bovista  nigrescens  Pers. ,  Taf.  5,  1,  ist 
kugelig  ungestielt,  jung  weiss,  reif  schwärzlich.  Auf 
Wiesen. 

5.  Löcherpilze,  ihre  hutartigen  Fruchtkörper 
wachsen  seitlich  an  Bäumen  und  haben  unterseits 
Löcher,  in  denen  die  Sporenschicht  liegt.  —  Der 
Feuer-  oder  Zunderschwamm,  Polyporus  fomen- 
tärius  Fr.,  wird  im  Durchmesser  30  cm  gross;  der 
Hut  ist  innen  weich  und  braun,  aussen  holzig  und 
aschgrau ,  jährlich  bildet  sich  aussen  eine  neue 
Schicht.  An  Laubbäumen ,  besonders  Buchen.  Er 
liefert  den  zum  Feueranmachen  und  als  blutstillendes 
Mittel  benutzten  Zunder,  indem  man  ihn  mit  heisser 
Lauge  behandelt  und  dann  mit  Keulen  weichklopft. 

—  Hierhin  gehört  auch  der  Hausschwamm, 
Merülius  destruens  Pers.,  der  auf  totem  Holz  grosse, 
schwammig-fleischige,  gelbe  bis  rostbraune  Massen 
bildet,  unten  sammethaarig,  am  Rande  geschwollen, 
weissfilzig,   von  eigenartigem  Modergeruch.    Wenn 

8 


58 


Die  Pflanzenwelt. 


nicht  genug  Lüftung  vorhanden  ist,  wächst  der 
Hausschwamm  sehr  schnell  und  zerstört  das  Holz- 
werk der  Gebäude.  Er  ist  sehr  schwer  zu  bekämpfen, 
man  sorge  vor  allem  für  gute  Ventilation. 

6.  Röhrenpilze  haben  hutförmige  gestielte 
Fruchtkörper,  die  auf  einem  im  Humusboden  des 
Waldes  wuchernden    „Myzel"  entstehen  (Fig.  292), 


Fig.  292. 
A.  Pilzgewebe  mit  jungen  Fruchtl<örpern.  B.  Frucht- 
körper im  Längsschnitt,  l  Lamellen,  v  Schleier,  sl  Stiel. 


auf  der  Unterseite  des  Hutes  finden  sich  dicht- 
stehende Röhren,  die  sich  vom  Hut  leicht  ablösen 
lassen;  in  ihnen  bilden  sich  die  Sporen.  Hierhin 
gehören  zahlreiche  essbare  Pilze ,  z.  T.  sehr  ge- 
schätzte. 

Wir  nennen  folgende  auf  Taf.  3  und  4  dar- 
gestellte Arten  von  Boletus.  —  Birken-  oder 
Kapuzinerpilz,  B.  scaber,  Taf.  3,  2,  jung  dem 
Steinpilz  (s.  unten)  ähnlich ,  später  mit  hohem, 
schlankem,  weissem  Stiel,  der  durch  schwärzliche 
Schuppen  rauh  ist;  der  gewölbte  Hut  ist  lederbraun 
bis  lebhaft  braunrot,  die  Röhren  sind  weiss,  mit  dem 
Stiel  verwachsen,  ebenso  das  Fleisch,  das  aber  beim 
Zerbrechen  bald  schwärzlich  wird.  Im  Sommer  und 
Herbst  häufig,  besonders  unter  Birken.  Beliebter 
Speisepilz.  —  Nahe  verwandt  ist  der  rotbraune 
Röhrenpilz,  B.  rufus  Schaeff.,  Taf.  4,  3.  Die 
Röhren  sind  aber  nicht  mit  dem  Stiel  verwachsen, 
und  das  Fleisch  ist  meist  unveränderlich.  Unschäd- 
lich. Pfefferpilz,  P.  piperätus  Bull.,  Taf.  3,  3 
(nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Pfifferling,  s.  unten),  der 
Hut  ist  klebrig,  der  Stiel  kahl  und  ohne  Ring, 
beide  ockergelb,  die  Röhren  rotbraun,  das  Fleisch 
gelb,  von  beissendem  Geschmack.  Verdächtig,  da- 
her zu  meiden.  —  Nahe  verwandt  ist  der  essbare 
Kuhpilz,   B.  bovinus  L. ,   Taf.  4,  5.     Hut   braun- 


gelb. Stiel  ähnlich,  Röhren  gelb,  dann  rostbraun, 
Fleisch  weiss.  Gesellig  in  Nadelwäldern,  nicht 
selten.  —  Der  Ring-  oder  Butterpilz,  B.  In- 
tens Pers. ,  Taf.  4,  4 ,  hat  wie  die  beiden  vorigen 
einen  klebrigen  Hut,  aber  am  Stiel  einen  vergäng- 
lichen Ring,  jener  ist  braun,  der  Stiel  weiss- 
lich,  über  dem  weissen  (später  braunen)  Ring  rauh 
punktiert  und  gelblich,  Röhren  gelb ,  Fleisch  weiss, 
Geschmack  und  Geruch  angenehm  obstartig.  In 
Nadelwäldern  zerstreut,  vorzüglicher  Speiseschwamm. 
—  Einen  trocknen  filzigen  Hut  hat  dagegen  der 
essbare  filzige  R.,  B.  subtomentösus  L.,  Taf.  3,  4, 
er  ist  oliv-  bis  rostbraun,  der  blassgelbe,  später 
rötliche  Stiel  mit  Rippen  und  Gruben,  die  Röhren 
gelb,  das  Fleisch  gelb,  gebrochen  oft  blau  anlau- 
fend. —  Der  Gallen-R.,  B.  felleus  Bull.,  Taf.  4,  2, 
hat  einen  breiten,  weichen  und  glatten  Hut,  grau 
oder  gelb  bis  braun,  der  gleichfarbige  Stiel  ist  etwas 
knollig,  jung  mit  spinnwebartigem  Schleier,  die  an- 
gewachsenen Röhren  weiss,  zuletzt  rötlich,  das 
Fleisch  ist  weiss,  im  Bruch  rötlich.  In  Nadelwäldern, 
schmeckt  bitter.  —  Einer  der  wertvollsten  Pilze  ist 
der  Stein-  oder  Herrn pilz,  B.  edülis  Bull., 
Taf.  4,  1,  der  oft  sehr  grosse  Hut  ist  gelbbraun 
bis  dunkelrotbraun,  der  gelblichweisse  Stiel  hat  oben 
ein  feines,  weisses  Adernetz,  in  der  Jugend  knollig, 
die  Röhren  weiss,  später  gelblich,  das  feste,  weisse 
Fleisch  hat  nussartigen  Geschmack.  Besonders  in 
Eichenwäldern.  —  Ein  sehr  giftiger  Pilz  ist  der 
Satanspilz,  B.  sätanas  Lenz,  mit  kahlem,  etwas 
klebrigem,  gelbem  oder  gelbbraunem  Hut,  blutrotem 
Stiel  und  Röhren  und  weiss-gelblichem  Fleisch, 
das  an  der  Luft  erst  rötlich,  dann  blau  wird.  Selten, 
in  Laubwäldern.  Er  ist  um  so  gefährlicher,  als  Ge- 
ruch und  Geschmack  nicht  unangenehm  sind,  also 
Vorsicht ! 

7.  Keulen pilze.  Die  keulen-  oder  korallen- 
förmigen  Fruchtkörper  tragen  die  Fruchtschicht  an 
der  Oberfläche.  —  Der  gelbe  Korallenpiiz, 
Ziegenbart,  Hahnenkamm,  Hirschpilz, 
Claväria  flava  Pers.,  Taf.  5,  7,  ist  korallenartig, 
schlank,  dichtästig,  zerbrechlich,  gelb  bis  rötlich, 
das  Fleisch  ist  weiss,  roh  etwas  bitter.  Ueberall  in 
Laub-  und  Nadelwäldern.  —  Der  rote  Korallen- 
pilz u.  s.  w.,  C.  Botrytis  Pers.,  Taf.  5,  8,  ist  kurz- 
gedrungen, dick,  blumenkohlartig,  weiss  mit  roten 
Enden  der  Zweige.  In  lichten  Wäldern ;  beide  essbar. 

8.  Stachel  pilze.  Die  krustenartigen  oder 
hutförmigen  Fruchtkörper  haben  Stacheln  mit  der 
Fruchtschicht.  —  Der  Stachel-  oder  Stoppel- 
pilz, Hydnum  repändum  L. ,  Taf.  5,  6,  hat  einen 
flachen,  buchtig  verbogenen  Hut,  ledergelb  bis 
fleischfarben,  fettig,  zerbrechlich,  die  ungleich  langen 
Stacheln  ähnlich  gefärbt,  der  etwas  seitlich  stehende 
Stiel  ist  gelbweiss.  —  Der  Habichtspilz,  H.  im- 


Klaffe:  pilac  (Fungi). 


S«9-  1-  (Eterbooiit,  Bovista  nigrescens.    2.  SKcgenpirs,  Amanita  muscaria.    3.  tjanimajd),  Armillaria  mellea. 

4.  Ret3k«,  Lactarius  deliciosus.    5.  Pfefferjt^tDamm ,  Lactarius  piperatus.     6.  Stad)elpil3,  Hydnum  repandum. 

7.  3tegenbait,  Ciavaria  flava.    8.  Roter  KoralIenpil3,  Ciavaria  Botrytis. 


Klaffe:  pil3c  (Fungi). 


Sig.  1.  (Tliampignon,  Psalliota  campestris  L.   2.  Knoncn«Brätterpil3,  Amanita  phalloides  Fr.  3.  {töubling,  Russula 

rubra  Fr.    4.  ®ift.Ret3fter,  Lactarius  torminosus  Fr.    5.  Pfifferling,  Cantharellus  cibarius  Fr. 

6.  5alid|er  Pfifferling  (.(Eierpils),  Cantharellus  aurantiacus  Fr. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


59 


bricätum  L.,  ist  dunkelbraun,  mit  zottigen  Schuppen, 
die  Stacheln  heller,  das  Fleisch  schmutzigweiss. 
Beide  essbar  und  besonders  in  Nadelwäldern. 

9.  Blätterpilze.  Diese  Pilze  bilden  im  Humus- 
boden ein  Fadengewebe  (Fig.  292),  an  dem  die 
Fruchtkörper  entstehen.  Die  gestielten  Hüte  der- 
selben tragen  unten  senkrecht  stehende  Blätter,  sog. 
Lamellen,  mit  der  Fruchtschicht.  Hierhin  gehört  die 
grösste  Zahl  der  gewöhnlichen  Pilze.  —  Der  Fliegen- 
pilz, Ammanita  niuscäria  Pers.,  Taf.  5,  2,  hat  einen 
anfangs  kugeligen,  dann  flachen  Hut,  prächtig  schar- 
lachrot, mit  weissen ,  zuletzt  verschwindenden  War- 
zen, der  weisse  Stiel  ist  zuletzt  hohl,  am  Grunde 
knollig  verdickt,  mit  weissem,  vergänglichem  Ring. 
Die  Lamellen  sind  weiss.  Das  weisse  Fleisch  ist 
geruch-  und  geschmacklos  aber  sehr  giftig.  In 
Wäldern  häufig.  Mit  Milch  Übergossen  wird  er  als 
Fliegengift  benutzt.  —  Ebenfalls  sehr  giftig  ist  der 
Knollen-Blätterpilz,  A.  phallöides  Fr.,  Taf. 6,  2, 
der  am  Hut  keine  Warzen ,  aber  an  der  knolligen 
Basis  eine  sackförmige  Haut  hat,  er  ist  in  allen 
Teilen  weiss  bis  weissgrünlich.  In  Wäldern  nicht 
selten.  Der  naheverwandte  essbare  Kaiser pilz, 
A.  caesärius  Scop.,  hat  gelben  Stiel ,  Ring  und  La- 
mellen ,  der  Hut  ist  pommeranzenrot.  In  Deutsch- 
land sehr  selten,  dagegen  in  Südeuropa  und  Oester- 
reich  häufiger. 

Ein  grosser  (bis  60  cm)  prächtiger,  auch  ess- 
barer Pilz  ist  der  Parasolschwamm,  Lepiöta 
procera  Scop.,  mit  beweglichem  Ring,  Hut  weiss 
mit  braunschuppiger  Hülle,  Stiel  unten  knollig,  braun- 
schuppig,  Lamellen  weiss.  Auf  Waldplätzen  und 
Brachäckern,  in  Gärten.  —  Als  Speisepilz  (in  Oester- 
reich)  geschätzt  ist  auch  der  Hallimasch  oder 
Stockschwamm,  Armilläria  m^llea  Vahl,  Taf.  5,  3, 
dessen  brauner  Hut  in  der  Mitte  gebuckelt  ist,  mit 
dunkleren  Schuppen,  der  zähe,  fleischige  Stiel  ist  oft 
gekrümmt,  mit  weissem  Ring  und  Lamellen,  diese 
später  bräunlich.  Truppweise  an  faulen  Stämmen 
(den  Bäumen  schädlich). 

Einer  der  bekanntesten  Blätterpilze  ist  der 
Champignon  oder  Brachpilz,  Psalliöta  cam- 
pestris  L.,  Taf.  6,  1,  mit  weissem  Ring.  Der  Hut 
ist  anfangs  kugelig,  dann  flacher,  weiss  bis  gelb- 
lich, trocken  seidenglänzend.  Die  Lamellen  sind 
zuerst  rosa,  dann  werden  sie  trüb  und  dunkler,  zu- 
letzt braunschwarz.  Das  nussartig  schmeckende 
Fleisch  liefert  eine  vorzügliche  Speise.  In  Wäldern, 
auf  Grasplätzen,  Weiden  u.  s.  w. ;  auch  in  Pferde- 
mistbeeten gezüchtet.  Er  darf  jung  nicht  mit  dem 
oben  genannten  Knollen-B.  verwechselt  werden,  dieser 
hat  stets  weisse  Lamellen. 

Sehr  verbreitet  an  alten  Baumstämmen  befindet 
sich  der  Schwefelkopf,  Hypholöma  fasciculäris 
Huds.,  ohne  Ring;  Hut,  Stiel,  Lamellen  und  Fleisch 


sind  lebhaft  ockergelb,  die  Lamellen  werden  zuletzt 
grünlich.  Gesellig  lebend.  Geruch  angenehm,  Ge- 
schmack ekelhaft  bitter,  giftig. 

Der  Täubling,  Rüssula  rubra  Fr.,  Taf.  6,  3, 
hat  zerbrechliche  Lamellen ,  ohne  Ring  und  Hülle, 
der  Hut  ist  fast  zinnoberrot,  später  blasser,  Stiel 
und  Lamellen  weiss.  Geschmack  bitter.  Hier  und 
da  in  Wäldern,  soll  giftig  sein.  Andere  Täublinge 
sind  essbar. 

Gewisse  Blätterpilze  entlassen  beim  Zerbrechen 
einen  Milchsaft:  von  Anfang  an  rotgelb  ist  er  beim 
Reizker,  Rietschling  oder  Wacholderpilz, 
Lactärius  deliciösus  Fr.,  Taf.  5,  4,  mit  flachem,  ein- 
gedrücktem Hut,  orangerot  oder  graugrün  mit  kon- 
zentrischen, grünlichen  Ringen;  Lamellen  und  Stiel 
safrangelb.  An  lichten,  moosigen  Waldstellen ;  junge 
bis  5  cm  breite  Exemplare  werden  als  vorzügliche 
Speisepilze  geschätzt.  —  Nicht  verwechseln  darf 
man  sie  aber  mit  dem  Gif  t  reizker,  L.  torminösus 
Fr.,  Taf.  6,  4,  der  oberseits  ähnlich  ist,  aber  weiss- 
zottigen  Rand,  weissliche  Lamellen  und  scharfen 
w  e  i  s  s  e  n  Milchsaft  hat.  —  Dagegen  ist  der  ähnliche 
Pfefferschwamm,  L.  piperätus  Fr.,  Taf.  5,  5a  u.  b, 
wohl  unschädlich ,  in  allen  Teilen  weiss  oder  gelb- 
lich, Milchsaft  weiss  und  scharf.     In  Wäldern. 

Ein  schöner,  leicht  kenntlicher  und  vorzüglicher 
Speisepilz  ist  der  Pf iff erlin g,  Eierpilz,  Reh- 
ling  oder  Geeichen,  Cantharellus  cibärius  Fr., 
Taf.  6,  5,  ganz  dottergelb,  Hut  unregelmässig  buch- 
tig, sein  Rand  abwärts  gebogen ,  zuletzt  trichter- 
förmig. Die  Lamellen  laufen  am  Stiel  herab.  Ge- 
ruch und  Geschmack  angenehm.  Besonders  in 
Laubwäldern,  überall.  —  Giftig  soll  der  ähnliche 
falsche  Eierpilz,  C.  aurantiacus  Fr.,  Taf.  6,  6, 
sein,  er  ist  mehr  orangerot,  feinfilzig,  am  Rande  ein- 
gerollt, die  Lamellen  sind  dunkler.  Nicht  selten  in 
Nadelwäldern. 

Anm.  Hinsichtlich  der  Benutzung  der  Pilze 
als  Nahrungsmittel  muss  man,  so  vorzüglich  sie 
sind,  stets  vorsichtig  sein.  Kennt  man  sie  nicht 
genau,  so  beschränke  man  sich  auf  die,  welche 
kaum,  vor  allem  nach  unsern  Bildern,  verwechselt 
werden  können,  d.h.  auf  Champignon,  Stein- 
pilz, echten  Reizker  und  Pfifferling,  sowie 
K  0  r  a  1 1  e  n  p  i  1  z. 

in.  Klasse:  Flechten. 

Die  Flechten  sind  heute  als  besondere  Abteilung 
aufgegeben ,  wenn  wir  sie  hier  trotzdem  als  solche 
behandeln,  so  geschieht  es  lediglich  aus  praktischen 
Gesichtspunkten  für  den  Laien.  Die  Flechten  haben 
sich  nämlich  als  Pilze  herausgestellt,  die  mit  Algen 
in  einer  eigenartigen  Genossenschaft  leben ,  allein 
beide  bilden  miteinander  so  abgeschlossene  und  gut 
gekennzeichnete  Wesen,    dass   sie  sich   sofort  vor 


60 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  293.  Collema  pulpösa:     Thallus  aus 
Pilzfäden  h  und  Algen  <j. 


allen  anderen  bisher  betrachteten  Pflanzen  erkennen 
lassen.  Der  Thallus  bildet  bei  den  Gallert- 
flechten ein  laubartiges,  schleimiges  Lager,  in 
welchem  Algenzellen  und  Pilzfäden  gleichartig  ver- 
teilt sind  (Fig.  293),  während  sich  bei  den  anderen 

Flechten  eine  al- 
genfreie Rinden- 
schicht erkennen 
lässt.  Das  Lager 
ist  bei  diesen  ent- 
weder krusten-, 
oder  laub- ,  oder 
strauchförmig,  wo- 
nach man  sie  ein- 
teilt. —  Sie  bilden 
sich,  indem  ein 
Pilz  die  Algenzellen 
umspinnt  und  ihnen  Schutz  gewährt,  auch  Wasser 
zuführt,  während  er  sich  von  den  durch  die  grünen 
Algen  erarbeiteten  Stoffen  miternährt.  Vielfach 
vermehren  sich  die  Flechten  nur  mit  losgerissenen 
Lagerstücken,  die  meisten  auch  durch  Soredien, 
d.  h.  kleine  Gruppen  von  Algenzellen,  die  mit  feinen 
Pilzfäden  umsponnen  sind  und  die  der  Wind  leicht 
fortträgt.  Endlich  bilden  die  Pilze  auch  Frucht- 
körper, sog.  Apothecien,  die  als  kugelige  oder 
scheibenförmige,  oft  anders  gefärbte  Teile  des  Lagers 
auffallen  und  Schläuche  mit  Sporen  bilden  (Fig.  294 
u.  295).  —  Die  Flechten  sind  wegen  ihres  Genossen- 
schaftswesens sehr  genüg- 
same Pflanzen,  welche  schon 
auf  unwirtlichen  Felsen  ge- 
deihen  und  diese    im   Lauf 


Fig.  294.  Physcia  parietina,  Apo- 
thecien,  a  im  Längsschnitt  mit  dem 
Sporenlager  h. 


Fig.  295.   Flechten-Sporen- 
lager mit  Sporenschläuchen 
a  und  Saftfäden  b. 


der  Zeit  zerbröckeln  lassen,  so  dass  auf  ihnen  dann 
andere  Pflanzen  leben  können,  so  werden  sie  zu 
Pionieren  der  Pflanzenwelt.  Sie  leben  auch  auf 
Baumrinde  und  auf  dem  Boden  und  zeichnen  sich 
durch  graue,  gelbe  und  braune  Farben  aus,  sind 
also  meist  nicht  grün,  sie  werden  daher  nur  fälsch- 
lich als  Moose  bezeichnet-  Medizinisch  verwertet 
wird  das  Isländische  Moos  und  auch  wohl  die 
Lungenflechte;  einen  blauen  Farbstoff  liefert  die 
Lackmusflechte. 

Nach  den  oben  gesagten  Merkmalen  unter- 
scheidet man  ausser  den  Gallertflechten  am  besten 
3  Ordnungen: 


1.  Krustenflechten  mit  krustenförmigem 
Lager.  Dahin  gehört  die  Schriftflechte,  Grä- 
phis  scripta  L. ,  Taf.  7,  1  und  1  a,  deren  schwarze 
Fruchtkörper  strichförmige  Schriftzeichen  auf  Baum- 
rinde nachahmt,  (siehe  besonders  die  stärkere 
Vergr.  1  a);  die  Mannaflechte,  Sphaerothällia 
esculenta,  Nees  ab  Es.,  auf  Erde,  deren  knollige 
Masse  in  der  Kirgisensteppe  gegessen  wird;  die 
Scheibenflechte,  Lecidea  Ach.,  auf  Steinen. 
Taf.  7,  Fig.  2  stellt  noch  2  andere  Krustenflechten 
auf  Baumrinde  dar,  in  der  Mitte  die  Krustenflechte 
Pertusaria  communis,  an  beiden  Seiten  Lecanora 
subfusca,  endlich  zeigt  Fig.  3  eine  andere  Krusten- 
flechte auf  einem  Stein. 

2.  Laubflechten,  mit  blattartigem  Lager 
auf  der  Unterlage  kriechend:  Hundsflechte, 
Peltigera  caninaHoffm.,  Taf.  7,4,  die  mit  ihrem  grau- 
grünen, unten  weissen  Lager  und  rotbraunen  Frucht- 
körpern besonders  zwischen  Moos  kriecht;  Lungen- 
flechte, Sticta  pulmonäcea  Ach.,  Taf.  7,  5,  leder- 
artig, grubig,  grünlich,  unten  blass  rotbraun  mit  weissen 
Flecken,  am  Rande  die  rotbraunen  Fruchtkörper,  an 
alten  Buchen  und  Eichen;  hellgelbgrüne 
Schüsselflechte,  Imbricdria  conspersa  C, 
Taf.  7,  6,  wellig  faltig,  unten  schwärzlich,  grosse 
Ueberzüge  an  Steinen  und  Baumrinde  bildend,  überall 
häufig;  Wandflechte,  Physcia  parietina  Kbr., 
Taf.  7,  7,  überall  bekannt  mit  ihrem  gelbem,  rosetten- 
artigem Lager  und  schüsseiförmigen  Früchten, 
Nabelflechte,  Umbilicäria  pustuläta  Hoffm., 
die  nur  in  der  Mitte  mit  Haftscheibe  befestigt  ist, 
aschgrau  und  blasig  aufgetrieben,  an  nackten  Felsen; 
Kreisflechte,  Gyröphora  cylindrica  Ach.,  Taf.  7,  8, 
an  Felsen,  aschgrau,  unten  rötlich.  —  Alle  diese 
Arten  sind  in  Deutschland  häufig. 

3.  Strauchflechten,  mit  aufstrebendem,  oft 
strauchartigem  Lager.  Die  Säulchenflechte, 
Cladönia  Hoffm.,  zeigt  mannigfache  Formen,  so  die 
Scharlachflechte,  Cl  coccifera  Flk.,  Taf.  8,  1, 
mit  auseinanderspriessenden  graugrünen  Bechern 
und  roten  Fruchtkörpern,  in  sandigen  Wäldern  und 
Heiden;  die  Rentierflechte,  Cl.  rangiferina 
Hoffm.,  Taf.  8,  2,  mit  zierlichem,  grauem  Geäst  und 
knopfigen  braunen  Früchten ,  in  trocknen  Wäldern, 
bildet  im  hohen  Norden  die  Hauptvegetation  und 
die  Nahrung  der  Rentiere ;  die  L  a  c  k  m  u  s  f  1  e  c  h  t  e  n, 
Roccella  tinctöria  De.  und  fuciformis  Taf.  8,  3,  am 
Mittelmeer,  Kap,  Ostindien,  Südamerika  u.  s.  w.,  liefert 
die  Orseille-  und  Lackmusfarbe  ;Bartfiechte,  Usnea 
barbäta  Fr.,  Taf.  8,  8,  die  besonders  an  abge- 
storbenen Bäumen  lang  herabhängende  bartartige 
Gebilde  mit  breiten,  flachen,  am  Rand  gewimperten 
Fruchtkörpern  bildet;  Astflechte,  Ramalinafraxinea 
R.  Fr.  Ach.,  Taf.  8,  5,  bandartig,  büschelig,  knor- 
pelig, an  Baumstämmen  und  Felsen  ;  Bandflechte, 


SarnUic:  Siebten  (Lichenes). 


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i^ä^'-^ 


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/â–   i  r^.f 


5ig.  1.  Sdjriftfledite,  Oraphis  scripta  (la  ttarft  oergr.).  2.  Kru(tenfled)ten :  in  bcr  mitte  Pertusaria  communis, 
an  beiöen  Seiten  Lecanora  subfusca.  3.  Lecanora  elegans.  4.  fjiinbsfleditc,  Peltigera  canina.  5.  Cungenfledite, 
Sticta  pulmonacea.    6.  IDanbfIed)te,  Physcia  parietina.    7.  Sd|lü|felflc(i)te,  Imbricaria  conspersa.    8.  Kteisfle(i)te, 

Gyrophora. 


5amilic:  Slß^ten  (Lichenes). 


5ig.  1.  Säuldienfled)te,  Cladonia  coccifera.    2.  Rennticrfledite ,  CI.  rangiferina.    3.  ©rjetüeflcdite,  Roccella  fuci- 

formis.    4.  u.  5.  Bartfled|tc,  Usnea  barbata  (4  mit  ^rüditcn).    6.  fl|tfled(te,  Ramalina  fraxinea.    7.  Ban&fled(te, 

Evernia  prunastri.    8.  3slänbiict|es  lltoos,  Cetraria  islandica. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


61 


Evernia  prundstri  Ach.,  Taf.  8,  6,  graugrün,  vielfach 
gabelästig,  besonders  an  Pflaumenbäumen  u.  s.  w. ; 
IsländischesMoos,  Cetraria  isländica  Ach.,  Taf. 
8,  7,  etwas  breiter,  lappig,  graugrünlich  oder  braun, 
in  deutschen  Gebirgen,  wird  noch  medizinisch  ver- 
wendet. 

III.  Kreis:  Blatt-Sporenpflanzen. 

Bei  ihnen  ist  die  Sonderung  von  Blatt  und 
Stamm  zumeist  sehr  deutlich.  In  ihrer  Entwicklung 
zeigen  sie  zwei  Generationen;  eine  ungeschlechtliche, 
bei  der  mikroskopisch  kleine  flaschenförmige  Ge- 
bilde, sog.  Archegonien,  mit  der  Eizelle  entstehen 
und  keulenförmige  „Antheridien"  mit  Spermato- 
zoiden  (d.  h.  kleine  gewundene,  durch  Wimpern  sich 
bewegende  Fäden),  die  zur  Eizelle  kriechen,  mit  ihr 
verschmelzen  und  sie  dadurch  befruchten.  Aus  der 
Eizelle  entsteht  dann  die  zweite  geschlechtliche  Ge- 
neration, d.  h.  die  Sporenkapsel  oder  die  fertige 
Pflanze.  Zu  ihnen  gehören  als  zwei  Unterabtei- 
lungen: Moospflanzen  und  Farnpflanzen. 

A.  Moospflanzen. 

Aus  den  Sporen  geht  erst  ein  meist  faden- 
förmiger Vorkeim  hervor,  auf  dem  durch  Sprossung 
die  eigentliche  Moospflanze  entsteht  (Fig.  296). 
Aus  der  befruchteten  Eizelle  geht  eine  Sporenkapsel 
hervor,  welche  ungeschlechtlich  die  Sporen  erzeugt. 


Fig.  296.  A  Moospflanze,  Vorkeiin  /;  mit  junger  Pflanze  »i,  p  grüne 

Zweige,  welcfie  Knospen  bilden,  v  blasse  Zweige,   die  als   Wurzeln 

dienen.    B  ein  Stück  stärker  vergrössert. 


—  Die  Moose  bestehen  nur  aus  Zellen.  Gefäss- 
bündel  fehlen ,  daher  haben  sie  auch  keine  echten 
Wurzeln ,  an  deren  Stelle  sind  Wurzelhaare  (Rhizo- 
iden)  vorhanden.     Die  Sporen  sind  einzelne  Zellen. 

—  Die  Moose  leben  an  feuchten  Orten  (in  Quellen, 
an  feuchter  Erde,  auf  Baumrinde,  Felsen,  Dächern), 
schon  deshalb,  weil  die  Befruchtung  als  Medium 
der  Spermatozoiden  zur  Eizelle  hin  Wasser  verlangt. 
Die  ca.  5000  Arten  ziehen  kältere  Gegenden  vor, 
sie  vollenden  vielfach  an  verwitternden  Felsen  die 
Pionierarbeit  der  Flechten.  Ihre  dichte  Decke  im 
Waldboden  begünstigt  die  Humusbildung.  Manche 
Moose  sind  bei  der  Torfbildung  beteiligt.  —  Wir 
unterscheiden  zwei  Klassen:  1.  Lebermoose  mit 
noch  mehr  lagerartigen  Sprossen,  doch  schon  viel- 
fach Blattbildung  anzeigend.  Die  Sporenkapsel  hat 
keine  Haube.  —  2.  Die  Laubmoose  lassen  stets 
Stamm  und  Blätter  unterscheiden.  Die  Sporenkapseln 
haben  eine  aus  der  Wand  des  Archegoniums  be- 
stehende Haube  (Calyptra). 

I.  Klasse:  Lebermoose. 

Bemerkenswerte  Formen :  Riccia  fluitans  Mich., 
Taf.  9, 1,  klein,  mit  gabelig  geteiltem  Laub  ohne  Blätter, 
auf  feuchten  Aeckern  oder  auf  der  Wasseroberfläche 
schwimmend  (8  deutsche  Arten).  Leberkraut, 
Marchäntia  polymörpha  L.,  Taf.  9,  2  u.  3,  mit  breiten, 
verzweigten  Lappen  kriechend,  die  neben  den  männ- 
lichen „Antheridien"-  und  weiblichen  „Archegonien"- 
ständen  (beide  gestielt)  auch  Brutknospen  und  unter- 
seits  Blattgebilde  (Amphigästrien)  tragen.  An  Bächen 
und  feuchten,  berieselten  Felsen.  Fruchthorn, 
Anthöceros  Mich.,  mit  laubartigem 
rundem  Lager  und  schotenartiger 
Sporenkapsel ,  auf  feuchtem  Boden, 
2  deutsche  Arten  (A.  laevis  oben 
glatt,  A.  punctätus  oben  warzig). 
Jungermannia,  Jungermännia  L., 
auf  Erde  und  Baumrinde  lebende 
Moose,  mit  zweizeilig  angeordneten 
Blättern,  ca.  70  deutsche  Arten. 
F  r  u  1 1  a  n  i  a ,  FruUänia  dilatäta  Nees 
ab  Es.,  Taf.  9,  4,  zierlich  verästelte, 
dunkelgrüne  oder  braune  Moose  auf 
Baumrinde  oder  Felsen;  Haarkelch, 
Trichocölea  tomentiUa  Nees  ab  Es., 
Taf.  9,  5,  bildet  bleiche  weisse  Rosen 
in  schattigen  Wäldern.  —  Bei  man- 
chen der  beblätterten  Formen  haben 
die  Blätter  einen  nach  unten  geschla- 
genen Lappen,  der  sich  bei  anderen 
in  ein  krugförmiges  Organ  umwan- 
delt, dasselbe  sammelt  Wasser  an  für  die  Zeit  der 
Trockenheit  (Fig.  297  u.  298). 


Fig.  297. 
Jungermannia, 
Spross   mit   um- 
geschlagenem 
Blattrand. 


Fig.  208. 
Jungermannia 
pumila,    Blätter 
mit  Wasser- 
behältern. 


62 


Die  Pflanzenwelt. 


II.  Klasse:   Laubmoose. 

1.  Ordnung.  Torfmoose:  Gesellige  Moose 
auf  feuchten  Moorwiesen,  die  oben  weiter  wachsen, 
während  sie  unten  vertorfen,  reichverzweigt  mit 
schlanken  Aesten  und  spitzen  Blättern,  blassgrün; 
die  kugelige  Kapsel,  ohne  eigentliche  Haube,  springt 
mit  Deckel  auf.  Die  einzige  Gattung  Sphagnum 
Ehrh.  hat  15  deutsche  Arten,  von  denen  Taf.  9,  6, 
Sph.  cymbifölium  Erh.,  das  kahnblättrige  Torf- 
moos zeigt.  Die  Torfmoose  bilden  hohe,  elastisch- 
schwammige Polster.   Sie  tragen  zur  Torfbildung  bei. 

2.  Ordnung.  Bartmoose:  kleine  Moose 
auf  lehmigem  Boden  mit  kurzgestielter  Büchse  ohne 
Deckel.  Bartmoos,  Phascum  cuspidätum  Schreb., 
schmutziggrün. 

3.  O  r  d  n  u  n  g.  B  ry  i  n  e  n :  mannigfaltige  Moose 
mit  Deckelkapseln ,  die  oft  auch  noch  einen  Zahn- 
besatz (sog.  Peristom)  an  der  Mündung  haben. 
Derselbe  ist  „hygroskopisch",  d.  h.  er  öffnet  sich 
bei  trocknem  Wetter,  um  die  Sporen  zu  entlassen. 
Die  wichtigsten  Familien  sind: 

1.  Astmoose  mit  reich  verzweigtem  Stengel, 
der  die  Büchse  seitlich  trägt;  900  Arten.  Unsere 
Tafel  9  zeigt:  Dreiseitiges  Waldmoos,  Hylo- 
cömium  triquetrum  Schimp,  Fig.  7;  Tamarisken- 
Astmoos,  Hypnum  tamariscinum  Hedw. ,  Fig.  8, 
ein  sehr  zierlich  verästeltes  Moos,  Seh  rebers  A. 
H.  Schreberi  Willd.,  Fig.  9,  aufwiesen,  Heiden,  in 
Wäldern,  Pappel-Kurzbüchse,  Brachythecium 
popüleum  Schimp.,  Taf.  9,  10,  an  Felsen  und  Baum- 
stöcken. 

2.  Widertonmoose  tragen  die  Büchse  auf 
dem  Gipfel,  die  Zähne  des  Peristoms  sind  an  der 
Spitze  durch  eine  Haut  verbunden,  Deckel  geschnä- 
belt; 50  Arten:  Gemeiner  Widerton,  Poly- 
trichum  commune  L.,  Taf.  10,  1,  ansehnliches  rasen- 
bildendes dunkelgrünes  Moos,  welliges  Katha- 
rinenmoos  Catharinea  unduläta  Web.  et  Mohn, 
Taf.  10,  2,  an  schattigen  grasigen  Orten. 

3.  Knotenmoose:  mehrjährig,  mit  regel- 
mässiger birnförmiger  Büchse,  die  mehr  oder  weniger 
überhängt,  Deckel  ohne  Schnabel,  männliche  Blüten 
knospenförmig;  170  Arten;  ro  settenf  örmiges 
Kn.,  Bryum  röseum  Scheb.,  die  oberen  Blätter  bilden 
eine  offene  Rosette. 

4.  Sternmoose:  ähnlich,  aber  die  männlichen 
Blüten  scheibenförmig;  30  Arten;  punktiertes 
St.,  Mnium  punctätum  Hedw.,  Taf.  10,  3. 

5.  Drelimoose:  einjährige  kleine  Moose,  Ge- 
rn e  i  n  e  s  D  r.,  Funäria  hygromctrica  Hedw.,  Taf.  10,  4, 
Büchse  birnförmig  schief,  ihr  Stiel  dreht  sich  bei 
Feuchtigkeit  strickförmig  zusammen. 

6.  Grimmienartige  Moose:  perennierende, 
niedrige,     dichtstehende    Moose     auf    Steinen    und 


Dächern,  Polster  bildend,  mit  einfachem  Peristom ; 
70  Arten;  kissenförmige  Grimm ie,  Grfmmia 
pulvinäta  Sm.,  Taf.  10,  5. 

7.  Gold h aar moose:  perennierende  Moose 
in  lockeren  Polstern  an  Bäumen  und  Steinen,  Peri- 
stom mit  16  paarweise  verbundenen  gelben  Zähnen; 
150  Arten;  Trügerisches  G.,  Orthötrichum  fallax 
Schimp.,  Taf.  10,  6,  an  Baumstämmen. 

8. Po ttien artige  Mo  ose: Mündung  der  Büchse 
mit  langen,  schmalen,  doppelschichtigen  Zähnen  oder 
fehlend;  150  Arten;  gestutzte  Pottie,  Pöttia 
truncäta  Schimp,  Taf.  10,  7,  ohne  Peristom;  Mauer- 
Bartmoos,  Bärbula  murälis  Timm.,  Taf.  10,8,  mit 
32  langen  gedrehten  Peristomzähnen ;  Hornzahn, 
Cerätodon  purpüreus  Brid.,  mit  purpurrotem  Stiel 
und  Peristom. 

9.  Weiss  moose:  mit  weisslichen  Blättern, 
grosse  rundliche  Polster  auf  der  Erde  bildend; 
20  Arten;  gemeines  W.,  Leucobryum  vulgäre 
Hampe,  Taf.  10,  9. 

10.  Gabel  zahnmoose:  Peristom  mit  geglie- 
derten zweizinkigen  Zähnen;  140  Arten;  wellen- 
blättriges G.,  Dicränum  undulätuni  Turn.,  Taf.  10, 
11,  an  Felsen  und  Bäumen. 

11.  Weisienartige  Moose:  mit  regelmässiger 
Büchse,  der  das  Peristom  oft  fehlt;  40  Arten  z.  B. 
Nacktmund,  Gymnöstomum  rupestre  Schwaegr. 
Taf.  10,  11,  an  Felsen,  im  Gebirge. 

B.  Gefäss-Sporenpflanzen. 

Dies  sind  die  am  höchsten  entwickelten  Sporen- 
pflanzen, einmal  äussert  sich  dies  in  der  Gliederung 
in  Wurzel,  Sprossachse  und  Blatt,  dann  innerlich,  in 
dem  viel  komplizierteren  Bau,  vor  allem  in  dem 
Vorhandensein  von  Gefässbündeln.  Auch  diese  Pflan- 
zen haben  einen  ausgesproche- 
nen Generationswechsel:  aus 
der  Spore  entsteht  ein  kleiner 
Vorkeim,  der  Archegonien  und 
Antheridien  trägt.  In  diesen 
bilden  sich  Eizellen  bezw.  Sper- 
matozoiden,  welche  jene  be- 
fruchten (Fig.  299  u.  300).  Mit 
der  befruchteten  Eizelle  beginnt 
die  zweite  (geschlechtliche) 
Generation;  aber  aus  ihr  ent- 
steht nicht   die  Sporenbüchse, 


Fig.  299.  Farnkraut. 

ArchegoniuiTi,  im  Innern 

die  Eizelle, 


Fig.  300.  Farnkraut,    n  Antheridium,  im  Innern  Zellen  mit  Sperniato- 
zoiden,  b  ein  einzelnes  Spermatozoid. 


Satnilie:  £cbcrmoo|c  (Hepatici).    Caubmoofc  (Musci). 


5tg.  1.  Riccic,   Riccia  fluitans.    2.  u.  3.  £eberftraut,  Marchantia  polymorpha.    4.  Sruflanie,   Frullania  dilatala. 

5.  Ijaorfteld),  Trichocolea  tomentella.    6.  lorfmoos,   Sphagnum  cymbifolium.    7.  IDalbmoos,   Hylocominum 

triquetrum.    8.  fljtmoos,  Hypnum  tamariscinuni.    9.  Sd|rebers  flftmoos,  H.  Schreberi.    10.  Kutjbüdije, 

Brachythecium  populueum. 


Somilic:  Caubmoofe  (Musci). 


10 


5ig.  1.  tDtberton,  Polytrichum  commune  (blüf|cn6cs  unb  früdjtctragenbcs  (Ejemplar).  2.  KatfjarinciuTIToos, 
Catharinea  undulata.  3.  Sterttmoos,  Mnium  punetatum.  4.  Orefjiroos ,  Funaria  hygrometrica.  5.  ©rimmie, 
Grimmia  pulvinata.  6.  ©olbliaar,  Orthotrichum  fallax.  7.  pottte,  Pottia  truncata.  8.  Bartmoos,  Barbula 
muralis.    9.  TDeifemoos,  Leucobryum  glaucum.    10.  6abcl3aI)nmoos ,  Dicranum  undulatum.    II.  Xladttmunb, 

Gymnostomum  rupestre. 


Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


63 


sondern  die  eigentliche  Pflanze  mit  Blättern  (Fig.  301). 
Auf  letzteren  bilden  sich  vegetativ,  d.  h.  ungeschlecht- 
lich, die  Sporen  (in  besonderen  Kapseln).  Bei  man- 
chen dieser  Pflanzen  unter- 
scheidet man  kleine  (Mikro-) 
und  grosse  (Makro-)Sporen 
(Fig.  316),  dann  ist  die 
Pflanze  zweigeschlechtig,  in- 
dem aus  jenen  Vorkeime 
mit  Antheridien,  aus  diesen 
solche  mit  Archegonien  ent- 
stehen. —  Wir  unterscheiden 
7  Familien. 

1.  Farn.  Farnkräuter, 

Filices. 


Fig.  301.  Adiantum,  älterer 
Vorkeim/J  von  unten  gesellen 
mit  Saughaaren  h,  auf  ihm 
ist  eine  junge  Moospflanze 
entstanden  mit  den  ersten 
Wurzeln  w  und  dem  ersten 
Blatt  l>. 


Die  unverzweigte  Spross- 
achse ist  bei  unseren  Arten 
ein  durch  braune  Spreu- 
schuppen gegen  Tierfrass 
geschützter  kriechender  Wur- 
zelstock, mit  dem  die  Pflanze  überwintert,  die  „Wedel" 
genannten  Blätter  sind  gross,  meistens  geteilt  und  in 
der  zarten  Knospe  aufgerollt  (Tal  12, 2) ;  dadurch  sind 
sie  beim  Durchbruch  durch  die  Erde  geschützt;  die 
flächenförmigen  Vorkeime  tragen  Archegonien  und 
Antheridien,  sowie  Wurzelhaare  und  wachsen  anfeuch- 
ten Orten;  dies  ist  wegen  der  durch  Wasser  ver- 
mittelten Befruchtung  nötig;  denn  die  Sperma- 
tozoiden  können  nur  im  Wasser  zur  Eizelle  schwim- 
men. Auf  den  Wedeln  älterer  Pflanzen  entstehen 
(eigentlich  als  Haargebilde)  Häufchen  (sog.  Sori) 
von  gestielten  Kapseln  (Sporangien);  oft  sind  die- 
selben von  einer  Schuppe  (Schieier  oder  Indüsium) 
geschützt.  Diese  Kapseln  haben  einen  Ring  von 
dickwandigeren  Zellen.  Durch  deren  Streckung  bei 
Trockenheit  springen  sie  auf,  damit  dann  die  sehr 
leichten  Sporen  durch  den  Wind  weithin  verbreitet 
werden  können. 

Die  Farne  sind  ansehnliche  Pflanzen,  die  sich 
mit  ca.  8000  Arten  über  die  gemässigte  und  be- 
sonders warme  Zone  verbreiten.  Hier  kommen  sie 
oft  als  riesige  Bäume  mit  palmartiger  Krone  vor. 

A.  Die  Fruchthäufchen  sitzen  an  besonders  ge- 
stalteten Wedeln : 

a)  und  zwar  am  oberen  Teil  von  sonst  normalen 
Blättern. 

1.  Köuigsfarn ,   Osmüiida  regälis  L.    Taf.  12,  1. 

Auch  Trauben-  oder  Rispenfarn.  Die  auf- 
rechten doppelt  gefiederten  Wedel  sind  ein  schönes 
Beispiel  von  Arbeitsteilung,  sie  dienen  zumeist  natür- 
lich der  Ernährung,  Assimilation;  aber  die  älteren 
haben  in  ihren  oberen  Teilen  Sporenträger,  dienen 
hier   also    der   Fruchtbildung   (Fruktifikation),   Juli- 


Okt.     Ansehnliche   (bis   1  m  hoch)  Farne  in  sump- 
figen, torfigen  Wäldern,  auf  Heiden,  doch  zerstreut, 
b)  Fruchthäufchen  an  besonderen  Blättern. 

2.  Rippenfani,  Blechniim  spicänt  With.  Taf.  11,  3.  i.  wedei  einfach 

.  ,    ,  fiederteilig,    Taf. 

Hier  ist  jene  Arbeitsteilung  noch  weiter  fort-  n,  3. 
geschritten ,  indem  sich  Assimilation  und  Frukti- 
fikation auf  verschiedene  Wedel  verteilen.  Die  im 
Umriss  länglich  lanzettlichen  Wedel  stehen  oft  des 
Lichtgenusses  wegen  trichterförmig,  da  der  R.  in 
schattigen,  feuchten  Wäldern  wächst;  nur  stellen- 
weise, im  Gebirge  häufig.     Bis  ^/o  m.    Juli — Okt. 

3.  Straussenfam,  Struthiöpteris  germanica  Willd.  2.   Fiedern   der 

p.        qr»o  unfruchtbaren 

ng.    OUZ.  Wedel     nurhmnla 


Die  Arbeitsteilung    und   Wedelstellung  ist  wie 
beim  vorigen.    Die  unfruchtbaren  Wedel  haben  fast 

doppelt  so  grosse  Wedel 
wie  die  fruchtbaren.  Die 
rundlichen  Fruchthäufchen 
stehen  in  Längsreihen  bei- 
derseits von  der  Mittel- 
rippe. Schöner,  bis  1  ni 
hoher,  seltener  Farn  an 
steinigen ,  schattigen  Ge- 
birgsbächen,  in  Deutsch- 
land selten,  als  Zierpflanze 
angebaut. 

B.  Fruchthäufchen  auf 


fiederspaltig 
(Fig.  302). 


-iSS 


Fig.  302. 
Struthiöpteris  germanica. 


Fig.  303.  Polypodium  vulgare, 
Fruchthäufchen  ohne  Schleier. 


der  Unterseite  der  gewöhnlichen  Wedel  (z.  B.  Taf.  12, 2). 
a.  Fruchthäufchen  olme  häutigen  Schleier,  Fig.  303. 

4.  Schrlftfaru,  Ccterach  offii-iiiärum  Willd.       1.     Fruchthäuf- 

PJrr     ^fl/L  chenlmieiiförmig. 

rig.  öut.  pig    304   y„,g^ 

Auch  Voll farn  oder  Milzfarn.  Wedel  fieder-  ''""'• 
teilig,  kurzgestielt  mit  breiten,  stumpfen  Lappen; 
oben  grün  und  kahl, 
unten  dicht  mit  braunen 
Schuppen  (Fig.  304)  und 
bei  trocknem  Wetter  ein- 
gerollt, so  dass  die  Unter- 
seite nach  oben  liegt, 
dies  ist  ein  wirksamer 
Schutz  gegen  Verdun- 
stung; denn  dieser  Farn 
wächst  an  trocknen  Fel- 
sen u.  s.  w.  Besonders 
im  Rhein-  und  Moseita], 
sonst  selten.  7  bis  15  cm. 

Juni — Sept.  Fig.  304.  Ceterach  officinarum. 


64 


Die  Pflanzenwelt. 


2.      Fruchthäuf- 
chen  rund.    Fig. 
303  u.  305. 


5.  Tüpfelfarn,  Polypödium. 

1.  Wedel  h'derig  und  ein  fach  fiederspaltig: 
Engelsüss,  P.  vulgäre  L. ,  Taf.  12,  2,  wegen  des 
trockneren  Standorts  (Mauern ,  Felsen)  mit  derben, 
lederigen  Blättern,  die  daher  auch  überwintern 
können.  Gegen  Trockenheit  schützt  sich  dieser 
Farn  auch  durch  Rollung  und  Eindrehung  der  Wedel. 
Die  goldgelben  Fruchthäufchen  stehen  in  2  Reihen. 
Ueberall  häufig  in  schattigen  Wäldern ,  an  Mauern 
und  Felsen.    Bis  30  cm.    Juni— Dez. 

2.  Wede\  zart,  die  Fieder  «or//;»a/s  fiederspaltig: 
Buchen-T.,  P.  Phegöpteris  L.  Fig.  305.  Zerstreut 
in  feuchten  Gebirgswäldern,  daher  auch  die  zarteren 
Wedel.     Bis  30  cm.    Juli— Sept. 

3.  Wedel  dreifach  gefiedert:  Eichen-T.,  P.  Dry- 
öpteris  L.  (Fig.  306), "die  Fruchthäufchen  sind  rand- 


Fig.  305.  Polypödium  phegöpteris.     Fig.  306.  Polypödium  dryopteris. 

Ständig;  mit  kahlen  ausgebreiteten  Wedeln,  weil  in 
schattigen  Wäldern,  dort  ziemlich  häufig.  Bis  30  cm. 
Juni— August. 

Anm.     Diesem  ähnlich,  aber  an  Stiel  und  We- 
deln zum  Schutz  gegen  Tierfrass  mit  Drüsenhaaren 
besetzt,   ist  der  seltenere  Kalk- 
farn  oder    Storchschnabel- 
^.    ,„  „    ,       ,  .  F.,  P.  Robertiänum  Hoffm. 

Flg.  307.  Scolopendrium, 

gradliniges    Fruchthäuf-  b)    Die  Frucllthäufchen  »l/'l 

chen 

häutigem  Schleier,  Fig.  307. 
1.  Fruchthäufchen  in  (/ennhii  Linien.    Fig.  307. 


1.     Der     umge- 
schlagene   Hkill 


6.  Adlerfarn,  Pteris  aquiliiia  L.  Taf.  11,  2. 
rnwrf  bildet  den         Ansehuhcher  steifstengeliger,   je  nach  Standort 

Schleier.        T.-if.  t,      &      )    j 

11,  2.  bis  3  m  hoher  Farn  mit  mehrfach  geteilten  Wedeln, 
die  lederig  sind,  weil  die  Standorte  meist  trockne 
Wälder  sind.  In  jedem  Jahr  entsteht  nur  ein  Wedel. 
Die  jungen  Fiederblättchen  haben  Saftmale  und 
Honigdrüsen,  wodurch  sie  vielleicht  Ameisen  an- 
locken als  Schutzgarde  gegen  andre  Tiere.  Der  an 
der  Basis  verdickte  Stengel  zeigt  im   Durchschnitt 


die  Gefässbündel  wie  ein  Doppeladler  angeordnet. 
Häufig,  über  ganz  Europa  verbreitet;  bei  uns  Juli 
bis  Sept. 

7.  Hirsclizimge ,  Scolopendrium  officiiiäruin  Sw.    2.  Besondere 

Schleier  vorhan- 
Taf.    11,    4.  den,   diese: 

Grösse   (15 — 60  cm)   und   die  Gestalt   der  un-wei's"en Häufdien 
geteilten  Wedel   sind  sehr  veränderlich ,   selten ,   an  w"e'"""rf"-  «f- 

"^  ,  .  '  '  fen.  Fig.  307. 

schattigen,  felsigen  Orten,  in  Mittel-  und  Süddeutsch- 
land, besonders  im  Rheingebiet.    Juli — Sept. 

8.  Streifenfarn,  Asplenium.  b.schieier aussen 

befestigt,       nach 

Auch  Milzfarn,  eine  artenreiche  Gattung.       dm    New    hm 
1.   Wedel  2—4teilig:  nordischer  Str.,  A.  sep- ""''"•    ^''^-  ^™- 
tentrionäle  Hoffm.  Fig.  308.   Die  büschelig  stehenden 


Fig.  308.  Asplenium 
septentrionale. 


Fig.  309.  Asplenium  ruta 
muraria. 


Wedel  mit  linealen  Abschnitten,  sie  sehen  daher  fast 
nur  wie  Stiele  aus.  Stiele  grün,  klein,  bis  15  cm, 
und  derb,  weil  auf  trocknem,  felsigem  Standort,  be- 
sonders in  Gebirgen,  zerstreut,  in  Mittel-  und  Süd- 
deutschland häufiger.     Juli,  August. 

2.  Wedel  einfach  gefiedert,  mit  eirunden  Fieder- 
blättchen, —  wenn  dann  mit  Iraunem  Stiel:  brauner 
Str.,  A.  trichomänes  L. ,  Taf.  11,  5;  —  wenn  da- 
gegen mit  (jriineiii :  grüner  Str.,  A.  viride  Huds.;  beides 
hübsche,  4  —  15  cm  hohe  Farne  an  felsigen  Orten, 
der  grüne  wesentlich  seltner,  im  Gebirge.  Juni  bis 
Sept. 

3.  Wedel  2— 3  fach  gefiedert. 

*  Fiedern  auf  jeder  Seite  2—5.  Fig.  309,  — 
wenn  mit  f/rilnem  Stiel  und  am  Rande  (/eirimperfem 
Schleier:  Mauerraute,  A.  ruta  muräria  L.  Fig.  309; 
—  wenn  dagegen  mit  am  Grunde  glänzend  braunem 
Stiel  und  Icahlem  Schleier:  Deutscher  Str.,  A.  ger- 
mänicum  Weis,  beides  kleine  (bis  15  cm)  Farne 
in  Felsspalten,  als  Trockenpflanzen  derb,  jenes  über- 
all, dieses  selten.    Juni— Sept. 

â– â– 'â– â– â– â–   Fiedern  jederseits  mehr  alu  10  Fig.  310. 
Schwarzes  Frauenhaar,  A.  adiäntum  nigrum  L. 
Fig.  310.  Stiel  glänzend  braun,  länger  als  die  Spreite, 


5amilicn:  5otnfiräulcr  (Rlices),  tlattcr3ungcn  (Ophioglossaceae).         n 


Jig.  I.  lDeibIid)er  Streifenfarn,  Athyrium  filix  femina.    2.  flblerfarn,  Pteris  aquilina.     3.  (Bcmeincr  Rippenfarn, 

Blechnum  spicant.    4.  £jtrj(i)3unge,  Scolopendrium  officinarum.    5.  Braunftieliger  Streifenfarn,  Asplenium 

trichomanes.    6.  (Demcine  Itattetäunge,  Ophioglossum  vulgatum. 


Die  Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


65 


an  schattigen,  felsigen  Stellen  im  Gebirge  selten. 
8—30  cm.    Aug.— Okt. 

Anm.  Diesem  ähnlich,  doch  mit  grünem  kur- 
zem Stiel,  ist  der  nur  an  einzelnen  Stellen  Süd- 
deutschlands gefundene  Quellen-Str.,  A.  fontänum 
Bernh. 

2.  Fruchthäufchen  rund,  nierenförmig  oder  luif- 
eise/iiförmui.     Fig.  311. 

a.  Schleier  am  Grunde  des  Häufchens  befestigt. 

1.  Schleier teiter- 9.  Woodsic,  Woödsia  liypcrbörea  Koch.  Fig.  311. 

förmig  unter  dem  „   ,  ,    .  .    ,         ...  .  i     iir    j    i  /.  -i 

Fruchthäufchen.         Schleier  vielspaltig  gewimpert,  Wedel  unterseits 
Fig.  311.      jj^jf   yjgien   Spreuschuppen   als    Schutz    gegen   Ver- 


Fig.  310.  Asplenium  Adiantum 
nigrum. 


Fig.  311. 
Woodsia  ilvensis. 


2.  Schleier  eiför- 
mig von  der  Seile 
her  das  Frucht- 
häufchen be- 
deckend. Fig. 
312. 


dunstung,  weil  an  trocknen  Felsen  wachsend,  sehr 
selten.    7—12  cm.    Juli,  August. 

10.  Blasenfarn,  Cystöpteris  frägilis  Bernh. 
Taf.  12.  4. 
Zarte,  kahle  Wedel,  weil  an  schattigen  Felsen- 
orten wachsend,  leicht  zerbrechlich,   doppelt  gefie- 
dert, die  Fiederchen  lanzettlich,  tief 
fiederteilig.      In    ganz    Europa,     in 
Deutschland. 


3.  Schleier  scÄiVd- 

od.  nierenförmig, 

rings    frei,      Fig. 

313  bis  315. 


Fig.  312. 

Cystöpteris, 

Fruchthäufchen. 


11.  Schildfarn,  Aspidium. 

Artenreiche  Gattung  mit  braun- 
schuppigen Stielen. 

a)  Rundliche,  in  der  Mitte  befestigte  Schleier  — 
wenn  dann  einfach  fiederteilig:  scharfer  Seh.  A.  lon- 
chitis  Sw.,  Fig.  313;  —  wenn  dagegen  dopjn'lf  fieder- 
spaltig:  stacheliger  Seh.  A.  aculeätum  Sw.,  beides 
sehr  seltene  Farne  der  Gebirgsflora,  mit  lederigen, 
daher  überwinternden  Wedeln,  jenes  15— 45  cm  hoch, 
August  und  Sept.,  dieses  bis  60  cm  hoch,  Juli,  Aug. 

ß)  Nierenförmige,  in  der  Bucht  befestigte  Schleier, 
Fig.  314  unten  links. 

*  Fiederchen  der  Wedel  fast  yamrandig,  wenn 
dann  die  Fiederchen  spitz  und  unten  kahl   und  die 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Wedel  lang  gestielt  sind :  Sumpf-Sch.,  A.  Thelypteris 
Sw. ;  —  wenn  dagegen  jene  stumpf  sind  und  unten 
mit  gelben  Drüsen  und  die  Wedel  kurz  gestielt :  Berg- 
Sch.,  A.  oreöpteris  Sw.    Wie  der  Name  sagt,   liebt 


Fig.  313.    Aspidium  lonchitis. 


Fig.  314.  Aspidium  oreöpteris. 


"^ 


jener  sumpfige  Stellen,  dieser  trockene  Bergwälder. 
30—60  cm  hoch.     Juli  und  August. 

■•■■•'■  Fiederchen  gezähnt,  —  wenn  dann  die  Zähne 
stumpf  und  der  s^r^/grüne  Wedel  hrcit-VängUch :  Wurm- 
farn oder  männlicher  Seh.,  A.  filix  mas  Sw.  (bis 
1  m  hoch),  Taf.  12,  3,  wenn  dagegen  die  Zähne 
sjiitz  und  der /(r?/grüne  Wedel  .sr///;((r/-länglich:  kamm- 
förmige  Seh.,  A.  cristätum  Sw.  (bis  Vs  cm  hoch) ; 
jener  ansehnliche,  bis  1  m  hohe  Farn,  mit  spreu- 
blättriger Spindel  findet  sich  überall  in  schattigen 
steinigen  Wäldern,  dieser  selten  und  mehr  auf  Moor- 
boden.   Juli— Sept. 

■■■■■^  Fiederchen  mit  dornigen  Zähnen.  Fig.  315. 
Dorniger  Seh.,  A.  spinulösum  Sw.,  der  dunkel- 
grüne Wedel  fast  dreifach 
gefiedert,  häufig  in  feuch- 
ten, schattigen  Wäldern. 
%,  bis  1  m  hoch.  Juli 
bis  Sept. 

b)  Schleier  elliptisch 
oder  halbmondförmig, 
zerschlitzt,  an  der  Seite 
des  Häufchens  befestigt. 

12.  Weibliclier  Wald- 
farn, Streifenfarn, 
Athyrium  filix  fe- 
mina  Roth.    Taf.  11.  1. 

Dem  Wurmfarn  ähn- 
lich, aber  zierlicher.    Die 
2— 3fach  geteilten  Wedel 
sind   dunkelgrün    und   weich,    weil   dieser   Farn   in 
feuchten,  schattigen  Laubwäldern  wächst,  die  Spindel 

9 


Fig.  315.  Aspidium  spinulösum. 


66 


Die  Pflanzenwelt. 


ist  kahl,  die  Sporenfrucht  länglich;  überall  häufig. 
2|,  bis  60  cm  hoch.  Juni  bis  Aug.  Dieser  Farn 
ändert  übrigens  in  dem    Laub  sehr  ab. 

Anm.  Nahe  verwandt  ist  der  Gebirgs-W.,  A. 
alpestre  Nylands,  bei  dem  der  Schleier  bald  schwin- 
det und  die  Sporen  schwärzlich  und  warzig  sind 
(beim  weiblichen  W.  gelb  und  glatt). 

2.  Farn.     Wurzelfrüchtler,  Rhizocarpeen. 

Nur  eine  Gattung  und  eine  Art: 

13.  Pillenkraut,  Piluläria  globulifera  L.  Fig.  316. 

Sumpfpflanze  mit  kriechendem,  dünnem  Stengel 
und  2 — 10  cm  langen,  binsenartigen  Blättern,  an 
deren  Grund  kugelige  Sporenbehälter  mit  Makro- 
und  Mikrospuren  sitzen  (ma  bezw.  mi  in  Fig.  316), 

an  Sumpf-  und  Teich- 
rändern, selten.  2|, 
Aug.  bis  Sept. 

Anm.  Die  nahe  ver- 
wandte Marsilie,  Marsi- 
lia  quadrifölia  L. ,  mit 
kleeartigen  Schwimm- 
blättern, ist  sehr  selten. 
2[,  Juli^-Sept. 

3.  Fam.  Bärlapp- 
gewächse, Lycopo- 
diaceen. 
Kleine  moosähn- 
liche Pflanzen  mit  krau- 
tiger, weithin  kriechen- 
der Achse,  durch  die 
sie  sich  verbreiten.  Sie  ist  mit  kleinen  einfachen 
Blättern  dicht  besetzt.  Die  derbe  Beschaffenheit  der 
Blätter  deutet  auf  Ueberwinterung.  Die  Sporangien 
tragenden  Blätter  sind  meistens  etwas  anders  ge- 
staltet. Die  Sporen  sind  tetraedrisch  und  haben  netz- 
förmige Verdickungen,  sie  sind  als  „Hexenmehl" 
offizineil,  zum  Bestreuen  der  Pillen ,  um  deren  An- 
einanderkleben  zu  verhindern.  100  Arten,  besonders 
in  schattigen  Gebirgswäldern  (im  Humusboden)  der 
warmen   und   gemässigten  Zone.     Nur   1    Gattung. 

14.  Bärlapp,  Lycopödium. 

A.  Früchte  einzeln  in  den  Winkeln  gewöhnlicher 
Blätter  (diese  8  zeilig  und  rauh). 

Tannen-B.  L.,  Selägo  L.  Fig.  317.  In  den  Blatt- 
achseln entstehen  sich  loslösende  Knöspchen  mit 
Flügelblättern,  welche  der  leichteren  Verbreitung 
dienen.  Im  Tiefland  selten,  häufiger  in  schattigen 
Gebirgswäldern,  auf  felsigen  Bergen.  Im  grössten  Teil 
Europas  bis  zum  Polarkreis.  2j.,  bis  15  cm  hoch.  Juli, 
August. 


Fig.  316.  Piluläria  germaniae. 


B.  Früchte  in  Aehrfn,  wenigstens  mit  grösseren 
Deckblättern,  Fig.  318. 

a)  Aehren  einzeln. 

I.  Aehre  nicht  scharf  abgesetzt  und  die  Deck- 
blätter von  den  anderen  weni(j  vertichieden  (vom 
Tannen-B.  aber  verschieden  durch  5  zeilige  weiche 
Blätter):  Sumpf-B.  L.  inundätum  L. ,  mit  stumpfen. 


Fig.  .317.  Lycopödium  selago. 


Fig.  318.  Lycopödium annotinum. 


ganzrandigen  Blättern,  zerstreut  auf  Torfmooren  und 
feuchten  Sandplätzen.  2i,  bis  8  cm  hoch.  Juli  bis 
August. 

2.  Aehre  scharf  abgesetzt  und  Deckblätter  spitz 
Fig.  318,  —  wenn  dann  die  Blätter  5-  oder  Sze.ilig 
und  f/esägi :  sprossender  B.  L.  annotinum  L.,  Fig.  318; 
—  wenn  dagegen  4 zeilig  und  gaitzrandig:  Alpen-B. 
L  alpinum  L.,  jener  ist  höher  (bis  15  cm)  als  dieser 
(bis  6  cm),  jener  zerstreut  in  Nadelwäldern,  dieser 
nur  auf  hohen  Gewirgsweiden.     %-,  Juli,  Aug. 

b)  Aehren  zu  2 — 6  stehend,  —  wenn  dann  die 
Blätter  ullseitig  stehen ,  /reich  sind  und  eine  lange 
Haarspitze  haben:  Kolben-B. ,  Schlangenmoos,  L. 
clavätum  L.,  Taf.  12,  5;  —  wenn  dagegen  4-  oder 
S zeilig,  starr  und  zugespitzt:  flacher  B. ,  L.  com- 
planätum  L.  Jener  mit  20—50  cm  hohen  Aehren- 
stielen  ist  der  häufigste  B. ,  in  trocknen  Nadelwäl- 
dern von  Mittel-  und  Nord- 
europa; dieser  mit  12  cm 
hohen  Aehrenstielen  hat 
flache  Aeste  und  ist  sel- 
tener, auf  hochgelegenen 
Weiden.     %,  Juli,  Aug. 

4.  Fam.    Selaginellen, 

Selaginellaceen. 

Nur  1  Gattung  mit  1 
deutschen  Art:  Dorniger 
Moosfarn,  Selaginella  se- 
laginöides  Link,  Fig.  319, 
eine  zarte  Pflanze  mit  moos- 

Fig.  319. 
ähnlichen   Blättern,    MikrO-  Selaginella'sclaginoidea. 


Die  Bestimmung  der  Pflanzenfamilien. 


67 


Fig.  320.  Equisetum  palustre. 


und    Makrosporangien ,    deren    Deckblätter    blasser  —  wenn  dann  die  aiiff/ehla.ie>ien  Scheiden  des  Haupt- 

und  fast  doppelt  so   gross   sind    wie  die   anderen  Stamms    <J—1S    Zähne    haben:    Acker-Sch.     oder 

Blätter,   auf  feuchtem  Boden,   meist  nur  in  Hoch-  Zinn  kraut,   E.  arv^nse  L.,   Taf.  12,  6;  —  wenn 

gebirgen,  selten.     2|,  bis  8  cm  hoch.     Juli,  Aug.  dagegen    trichterförmiij    und    mit    30—40   Zähnen: 

5.  Farn.     Schachtelhalme,  Equisetaceen. 

Die  Seh.  haben  aufrechte,  deutlich  gegliederte 
hohle  Stengel,  an  den  soliden  Knoten  kurze  schei- 
denförmig  verwachsene  Blätter,  die  dadurch  den 
dort  zarten  Stengel  schützen.  Ihr  ganzer  blattarmer 
Wuchs  erweist  sie  als  Trockenpflanzen  (diejenigen 
auf  feuchtem  Standort  sind  stark  verzweigt).  Das 
Gewebe  ist  reich  an  Kieselsäure  (daher  zum  Scheuern 
und  Putzen  von  Metall  benutzt),  was  sie  gegen 
Tierfrass  und  zu  starke  Verdunstung  schützt.  Unter- 
irdisch haben  sie  weitkriechende  Ausläufer  mit  Stock- 
sprossen,  oft  auch  Knollen  bildend,  wodurch  sie 
sich  verbreiten  und  vermehren,  sowie  überwintern. 
Manche  Arten  zeigen  eigenartige  Arbeitsteilung  in 
fruchtbare  Frühlings-  und  unfruchtbare  Sommer- 
sprosse, jene  blass  (aus  den  Reserveknollen  sich  er- 
nährend), diese  grün.  Die  Sporangien  stehen  auf 
besonders  gestalteten  (schildförmigen)  Blättern,  auf 
dem  Gipfel  der  Sprosse,  die  Sporen  haben  hygro- 
skopische Bänder,  mit  denen  sie  sich  aus  den  Kap- 
seln herausdrängen  und  später  beim  Keimen  fest- 
halten. —  Meist  niedrige  Pflanzen  auf  Aeckern  und 
in  Wäldern.  40  Arten  in  allen  Zonen.  Nur  eine 
Gattung. 

15.  Schaehtellialiii,  Equisetum. 

A.  Fruchtbare  und  unfruchtbare  Hahne  gleich- 
zeüiff  und  (jlrichinii)/. 

a)  Halme  sehr  ranli  und  Fruchtähre  .tpHz. 

1.  Stengel  fast  nicht  m-siveigt  mit  15 — 25  Fur- 
chen, Scheiden  emj  anUniemJ :  Wititer-Sch.,  E.  hi- 
emäle  L.,  selten.     2|,  bis  90  cm  hoch.    Juli,   Aug. 

2.  Stengel  ästig,  Scheiden  tiicht  eng  anliegend, 
weniger  Furchen,  —  wenn  dann  mit  (S— i.5  Furchen  : 
ästiger  Scli. ,  E.  ramösum  DC;  —  wenn  da- 
gegen mit  6—S  Furchen:  bunter  Seh.,  E.  variegätum 
Schleich.,  jener  ist  einjährig  bis  1  m  hoch,  dieser 
überwinternd  und  bis  60  cm  hoch,  beide  leben  auf 
Sandboden  und  sind  sehr  selten. 

b)  Halme  fast  glatt  und  ircich,  Fruchtähre  stumpf, 
—  wenn  dann  mit  10—20  flacJim  Furchen  und  lockeren 
Scheiden:  Sumpf-Sch.,  E.  palustre  L.  Fig.  320;  — 
wenn  dagegen  mit  6—8  tiefen  Furchen  und  eng  an- 
liegenden Scheiden:  Schlamm-Sch.,  E.  limösum  L., 
beides  sind  häufige  Seh.,  in  ganz  Europa  an  feuchten 
Standorten,  jener  bis  60  cm,  dieser  bis  1  m  hoch. 
21,  Juni — Sept. 

B.  Fruchthalme  l>lass-rötIicJigeR>  und  einfach, 
unfruchtbare  grün  und  rerziveigt.     Taf.  12,  6. 

a)  Fruchthalm  erscheint  zuerst,  später  welkend, 


Fig.  321.    Equisetum   maximum. 

grösster  Seh.,  E.  mäximum  Lmk.,  Fig.  321,  jener 
ist  überall  auf  Aeckern  gemein  und  durch  weit- 
kriechenden Ausläufer  lästig,  bis  20  cm  hoch,  dieser 
ist  selten,  liebt  feuchte,  schattige  Orte  und  wird 
P/2  m  hoch.  ^,  Acker-Sch.  März,  Aprü,  der  an- 
dere April,  Mai. 

b)  Beide  Arten  Halme  gleichzeitig,  Fruchthalm 
bleibend,  —  wenn  dann  die  Scheiden  des  Haupt- 
stamms 3—6  angleiche 
Zähnehaben  :Wald-Sch., 
E.silväticumL.,  Fig.322; 
—  wenn  dagegen  10  bis 
30 gleiche  Zähne :  Wiesen- 
Sch.,  E.  pratense  Ehrh., 
beide  lieben  feuchte  Wäl- 
der, jener  ist  häufig  und 
30—50  cm  hoch,  dieser 
selten  und  nur  bis  30  cm 
hoch.    2|,  April— Juni. 

6.  Farn.  Natternzun- 
gen, Ophioglossaceen. 
Diese  Pflanzen  ha- 
ben in  der  Erde  einen 
langsam  wachsenden  kur- 
zen Stamm,  der  jährlich 

nur  ein  Blatt  erzeugt,  an  diesem  ist  Arbeitsteilung 
eingetreten,  indem  ein  Teil  der  Ernährung  dient  und 
ein  anderer  die  Sporenkapseln  trägt.  Die  Vorkeime 
sind  knollenförmig. 


Fig.  322. 

Equisetum  süvaticum. 


16.  Natternzunge,  Opliloglössum  vulgätum  L.    J,„V"[;""',;^"" 
Taf.  11,  6. 
Auf  feuchten  Wiesen,  aber  ziemlich  selten.    Ij, 

bis  30  cm  hoch.     Juni,  Juli. 


Blatteil      einfach 

länglich  eiförmig 

Taf.  11,  6. 


Die  Pflanzenwelt. 


2.  Unfruchtbarer  17   Mondraxite,  Botr;('chiuin  lunärfa  Sw.  Fig.  323. 

Blatteil  gefiedert. 

Fig.  323.  Humusbewohner  auf  Bergweiden ,  die  Klappen 

der   Sporenkapseln    schliessen    sich    bei    feuchtem 

Wetter,  um  die  Sporen 
vor  Feuchtigkeit  zu  schüt- 
zen. Das  Laub  fast 
sitzend,  die  untere  Fie- 
der halbmondförmig,  die 
obere  mehr  keilförmig. 
Selten,  %,  bis  20  cm 
hoch.     Juni. 

Anm.  Noch  selte- 
ner sind  folgende  Arten, 
bei  denen  der  fruchtbare 
Blatteil  nicht  wie  bei 
obiger  M.  mitten  an  der 
Pflanze  sondern  dicht 
unter  der  Rispe  B.  rutä- 
ceum  Willd.  (Blatt  flei- 
schig, länglich  eiförmig) 
Fig.  323,  Botryciiium  lunaria.        Steht  —   oder    Über    der 


Mitte  B.  virginiänum  Swartz  (krautig,  dreieckig- 
eiförmig). Gedreit  ist  das  Blatt  bei  B.  simplex 
Hitchcock  (kahl)  und  B. 
matricäriae  Sprengel 
(weisslich-behaart). 

7.   Farn.      Brachsen- 
kräuter, Isoetaceen. 

Nur    1   Gattung   mit 
2  Arten: 

18.  Brachsenkraut, 
Isoetes  lacüstris  L, 

Fig.  324, 

dessen  kurzer  Stamm 
binsenähnliche  Blätter 
trägt,  in  deren  Achsel 
die  Sporangien  sitzen; 
sehr  selten.  '^â– ,  bis  16  cm  hoch.  Juli,  Sep- 
tember. 


Fig.  324.  Isoetes  lacüstris. 


Satnilicn:  Sarnkräuter  (Filices),  Bärlq)pc  (Lycopodiaceae),  S(f}ad)tcll)alTnc 

(Equisetaceae).  12 


Stg.  1.  Königsfatn,  Osmunda  regalis.    2.  «ngeljüö,   Polypodium  vulgare.    3.  IDurmfarn,  Aspidium  filix  mas. 
4.  Blajcnfarn,  Cystopteris  fragilis.    5.  KolbcnsBnrlopp,  Lycopodium  clavatum.    6.  flÄer=Sdiad|teIfjalm, 

Equisetum  arvense. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


Die  Pflanzen  dieser  letzten  grossen  und  höch- 
sten Abteilung  zeigen  fast  stets  Wurzel,  Sprossachse 
und  Blätter.  Ihr  anatomischer  Bau  ist  bedeutend 
komplizierter  als  bei  den  bisher  betrachteten:  stets 
mit  Gefässbündeln  neben  den  Zellen.  Neben  vege- 
tativer Vermehrung  kommt  fast  stets  geschlechtliche 
vor,  bei  welcher  das  männliche  Fortpflanzungs- 
gebilde, ein  Teil  des  Inhalts  {Spermakern )  der  Pollen- 
zelle, unbeweglich  ist,  ebenso  wie  die  Eizelle  im 
Embryosack,  weshalb  der  Wind  oder  Insekten  sie 
transportieren  müssen.  Der  Generationswechsel  der 
Kryptogamen  ist  hier  verborgen,  allein  man  hat  die 
Pollenkörner  als  Mikrosporen,  die  Pollensäcke  als 
Mikrosporangien  und  den  Embryosack  als  Makro- 
spore, die  Samenknospen  als  Makrosporangien  an- 
zusehen. Vorkeim,  Antheridien  und  Archegonien 
sind  dagegen  ganz  reduziert. 

L  Gruppe :  Nacktsamige,  Gymno- 
spermen. 

Hier  haben  die  Blüten  keine  besondere  Hülle, 
die  männliche  besteht  aus  zahlreichen  ährenförmig 
zusammenstehenden  schuppenförmigen  Staubblättern 
und  die  weibliche  aus  offenen  schuppenförmigen 
Fruchtblättern  mit  den  Samenknospen.  Eine  Art 
Vorkeim  ist  noch  vorhanden ,  selbst  auch  eine  Art 
Archegonium.  Die  einzige  für  Deutschland  in  Be- 
tracht kommende 

Klasse:  Nadelhölzer  oder  Zapfenfrüchtler, 
Koniferen, 

enthält  reich  verzweigte  Holzgewächse  mit  nadel- 
oder  schuppenförmigen  Blättern,  alle  Teile  enthalten 
meistens  Harz  als  Schutz  gegen  Tierfrass.  Die  Be- 
stäubung erfolgt  durch  den  Wind.  Diese  Pflanzen 
sind  ein-  oder  zweihäusig,  so  dass  Fremdbestäubung 
selbstverständlich  ist.  Die  Frucht  ist  ein  holziger 
Zapfen,  selten  eine  Beere,  der  Same  hat  oft  Flügel- 
anhänge   zur   Verbreitung    durch    den    Wind.      Die 


340  Arten  sind  über  die  ganze  Erde  verbreitet,  be- 
sonders in  der  gemässigten  und  kalten  Zone,  wo 
sie,  ebenso  wie  im  Hochgebirge,  hoch  hinaufsteigen. 
Sie  haben  als  Waldbäume  oft  eine  grosse  forstwirt- 
schaftliche Bedeutung  und  liefern  ein  gut  zu  be- 
arbeitendes Holz,  sowie  Harz  und  Teer. 

8,  Farn.    Eibengewächse,  Taxaceen. 

Die  Frucht  ist  beeren-  oder  steinfruchtartig,  in- 
dem der  Same  einen  fleischigen,  süssen  „Arillus" 
besitzt;  durch  leuchtendrote  Farbe  lockt  dieser  Vögel 
an,  die  den  Samen  verbreiten.  Immergrünes  Holz- 
gewächs mit  Gift  statt  Harz  zur  Verhütung  von 
Tierfrass.  Nur  eine  Gattung  und  Art  in  Deutsch- 
land: 

19.  Eibe,  Taxus  baceäta  L.     Fig.  325. 

Die  Nadeln  sind  ziemlich  breit,  zugespitzt,  oben 
glänzend  grün,  unten  heller.  Sehr  kleine  Kätzchen 
in  den  Blattachseln.  In 
Gebirgswäldern ,  selten, 
fi ,  März,  April  Früher 
spielte  die  E.  in  den  Park- 
anlagen des  Rokokoge- 
schmackes eine  grosse 
Rolle;  heute  ist  sie  un- 
modern und  scheint  auch 
auszusterben. 

9.  Fam.    Kiefern- 

gewächse,  Pinaceen, 
mitholzigenSamen,  meist 
mit  Nadeln,  mit  Harz. 

A.  Scliiippeufönii/f/i/  Blätter  an  platten  Zweigen. 


Fig.  325.  Taxus  baccata. 


20.  Lebensbaum,  Thuja. 

Wenn  dann  die  Blätter  oben  mit  Höcker:  ge- 
meiner L-,  Th.  occidentälis  L. ;  —  wenn  dagegen 
oben  glatt:  morgenländisch  er  L.,  Th.orientälisL. ; 


70 


Die  Pflanzenwelt. 


1.    Frucht     eine 

Beere,  Nadeln  zu 

je  3  quirlig.  Taf. 

13,  1. 


beides   sind   Ziersträucher,  jener  aus  Nordamerika, 
dieser  aus  China,     f,,  1—3  m  hoch.    April,  Mai. 
B.  Blätter  stets  midelförmig. 

21.  Wacholder,  Juiiiperus  eommüiiis  L. 

Taf.  13,  1. 
Immergrüner,  starkverzweigter  Strauch  mit  ste- 
chenden blaubereiften  Nadeln,  welche  sehr  wirksam 
gegen  Tierfrass  schützen.  An  freiem  Standort  wächst 
der  Strauch  niedrig,  ja  niederliegend,  in  Wald  und 
Schatten  hoch  und  pyramidal,  das  liegt  einmal  am 
trockneren  bezw.  feuchteren  Standort  und  anderer- 
seits an  den  Windverhältnissen.  Gewöhnlich  zwei- 
häusig.  Die  schwarzbraunen,  blaubereiften,  rund- 
lichen Beeren  werden  durch  Vögel  verbreitet,  sie 
reifen  im  2.  Jahre.  Die  Früchte  sind  offizineil  und 
dienen  als  Gewürz,  als  Räuchermittel  und  zur  Be- 
reitung von  Branntwein.  In  ganz  Europa,  vom 
Mittelmeer  bis  zum  Polarkreis;  auf  Heiden  und 
sonnigen  Hügeln ,  in  Deutschland  häufig,  fi  ,  bis 
2  m  hoch.     April,  Mai. 

Eine  in  Deutschland  seltene  Art  ist  der  Sade- 
oder  Sevenbaum,  J.  sabina  L.,  mit  schuppenförmi- 
gen,  in  der  Mitte  drüsigen  Blättern,  die  in  4  Zeilen 
stehen,  der  Strauch  hat  einen  unangenehmen  Geruch 
und  ist  giftig.  Die  nickenden  Beeren  sind  schwarz, 
bereift.  In  Deutschland  findet  er  sich  wohl  in  der 
Eifel,  sonst  als  Zierpflanze  angepflanzt.  1i  ,  bis 
5  m  hoch.     April,  Mai.  j 

22.  Lärche,  Larix  europaea  DC.     Fig.  326. 

^  _^^^^ ^  Sommergrüner  Baum   von    pyramidalem  Wuchs 

znhhgen  Bütchehi  ^^1^  dicker ,   rissiger  Rinde,   einhäusig,   mit  eirund- 

zUrneinzr,  ücheu ,   aufrechten,   hol- 

zart,    ahfaiiend.    .  \\  ,*/^f         zigen  Zapfen,  zur  Blüte- 

Fig.  326.         '^j,^      ^W    ^      f'fc.iT;        2gjj  gjj^^  5jg    purpurrot. 

Wälder  bildend,  bei  uns 
angepflanzt  und  verwil- 
dert. Die  Stämme  sind 
in  wärmeren  Gegenden 
weniger  stark  als  im 
Gebirge.  Das  rötliche 
Holz  ist  sehr  wider- 
standsfähig gegen  Nässe, 
daher  vorzüglich  für  Was- 

Ä^^^p^-  serbauten,  Röhrenleitun- 

^^|K\    ^,<3^^  gen  u.  s.  w.,  und  aus  dem 

IIP       '^Ä'-^  Harz  macht  man  venezia- 

nischen Terpentin,  fi ,  bis 
35  m  hoch.    April,  Mai. 

23.  Tanne,  Abies. 

'â– '  Die  Nadeln  fach,  seitlich  ziveizdlkj :  Edel- 
tanne, Weisstanne,  Abies  pectinäta  DC,  Taf.  13,  2, 
mächtiger  bis  60  m  hoher  pyramidaler  Waldbaum 
mit  weisslicher  und  glatter  Rinde.     Die   kurzen,   in 


2  Zeilen  kammförmig  stehenden  Nadeln  haben  unten 
zwei  Wachsstreifen  zum  Schutz  der  dort  liegenden 
Spaltöffnungen  gegen  Regen.  Die  bis  15  cm  langen 
walzenförmigen  aufrechtstehenden  Zapfen  ver- 
lieren im  Herbst  des  1.  Jahres  die  sehr  stumpfen, 
lederigen  Schuppen,  so  dass  die  Spindel  allein 
stehen  bleibt ;  dadurch  werden  die  Samen  verbreitet, 
wozu  diese  dann  noch  mit  Flügelhäuten  versehen 
sind.  Liefert  gutes,  etwas  rötliches  Nutzholz  (zu 
Schachteln,  Streichhölzern,  Resonanzböden  für  Kla- 
viere u.  s.  w.).  Waldbaum,  besonders  der  süd-  und 
mitteldeutschen  Gebirge.     1,,  Mai— Juni. 

■■  ■■•  Die  Nadeln  rin-hanfig,  allseitig  stehend :  Fichte, 
Schwarztanne,  Rottanne,  A.  excelsa  Poir.,  Taf.  13,  3, 
von  ähnlichem  Wuchs,  aber  mit  graurötlicher  Rinde, 
die  unteren  Seitenzweige  hängen  oft  herab,  die 
Nadeln  haben  keine  Wachsstreifen,  die  Zapfen  sind 
denen  der  Tanne  ähnlich,  aber  sie  h  ä  n  g  e  n  abwärts  und 
fallen  zur  Samenverbreitung  (dieser  Samen  auch  ge- 
flügelt) ganz  ab  (im  Frühjahr  des  2.  Jahres).  Lie- 
fert gutes  Nutz-  und  Brennholz  und  ist  unser  Weih- 
nachtsbaum ;  zermahlen  wird  das  Holz  zur  Papier-  und 
Zellulosefabrikation  verwendet.  In  Mitteleuropa  bis 
Russland  hinein;  in  den  Alpen  bis  über  2000  m 
hoch  steigend,  sie  fordert  mehr  Feuchtigkeit  als  die 
Kiefer,     j, ,  Mai. 


2.     Frucht      ein 

Zapfen, 
a.  Nadeln  in  rief- 


Fig.  326.  Larix  europa 


h.Nade\neinzel", 
derb,  perennie- 
rend. Taf.  13,  2. 


24.  Kiefer,  Pinus  silvestris  L.    Taf.  13,  4. 


c.  Nadeln  zu  Je  2 
oder  ü  vereinigt. 

Ansehnhcher  Baum  mit  ausgebreiteter,   kuppel-     Tat.  13, 4. 
förmig    gewölbter   Krone    und   rötlicher   schuppiger 
Rinde  (Borke),  auf  trocknem  Boden,  daher  mit  weit- 
verzweigten, tiefgehenden  Wurzeln,  die  ihn  gut  ver- 
ankern und  mit  Wasser  versorgen.     Oft   zeigen    die 
Wurzeln  ein  Pilzgewebe  (Ernährungsgenossenschaft, 
vergl.  S.  28).     Die  langen  steifen  Nadeln  stehen  zu 
zwei,   von   einer  Hautscheide  umgeben  (Kurztrieb). 
Die   männlichen  Blüten   mit  vielem   schwefelgelben 
Blütenstaub     wie     die 
weiblichen  an  der  Aus- 
senseite  des  Baumes,wo- 
durch   die  Windbestäu- 
bung   erleichtert   wird. 
Die  Zapfen  sind  eirund- 
hch  mit  holzigen  Schup- 
pen ,    sie    haben   vorn 
ein  viereckiges  Schild. 
Der    Zapfen    steht    im 
1.  Jahr  aufrecht,  im  2. 
senkt  er  sich  und  öffnet 
die    Schuppen     im    3. 
Jahr  zur  Entlassung  der 
geflügelten  Samen,  zu- 
letzt erst  fällt  der  Zapfen 

selbst  ab.    Er  öffnet   sich    nur   bei   trocknem  Wetter 
und   schliesst   sich   bei   feuchtem   wieder,    um   den 


Fig.  327.  Pinus  mughus. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


71 


Fig.  328.  Pinus  cembra. 


Samen  zu  schützen.  Bedeutsamer  nordischer  Wald- 
baum, der  gutes  Holz  liefert,  und  dessen  Harz  Ter- 
pentin, Kolophonium,  Teer,  Pech  liefert,  fi ,  20  bis 
— 30  m  hoch.     Mai. 

A  n  m.  Die  niedrigwachsende  strauchartige  Krumm- 
holz-K.,  Knieholz,  Latsche,  Legföhre,  Zwerg- 
kiefer, P.  Mughus  Scop.,  Fig.  327,  hat  rein  grüne 
Nadeln  und  glänzende  Zapfen  mit  kurzen  geflügelten 
Samen,   sie  wächst  im  Hochgebirge,    in  den  Alpen 

bis  2500  m  hoch.  —  Die 

0^^^  ,.  Weymuths-K.    P.  Stro- 

^^^^■küllll  ^^^  ^■'  ^^'  ^  zusammen- 
stehende dreikantige  Na- 
deln und  walzige  Zapfen; 
sie  ist  kein  deutscher 
Baum,  sondern  stammt 
aus  Nordamerika  und 
wird  in  Parks,  hier  und 
da  auch  als  Forstbaum 
angepflanzt;  —  die  Zir- 
bel-K.  oder  Arve,  P. 
cembra  L.,  Fig.  328,  ist 
ein  hoher  Baum  mit  ziem- 
lich langen  grünen  Na- 
deln (zu  5  stehend),  mit 
eirunden  Zapfen.  Die  Rinde  der  jüngsten  Zweige 
hat  zum  Schutz  einen  rostgelben  Haarfilz.  Auf  dem 
Hochgebirge.  Die  Samen  sind  essbar.  Das  feste 
Holz  wird  für  Geigen  und  Möbel  benützt. 


IL  Gruppe:  Bedecktsamige,  Angio- 
spermen. 

Bei  diesen  nach  ihrer  inneren  und  äusseren 
Gestaltung  höchst  mannigfaltigen  Pflanzen  bilden 
die  Fruchtblätter  stets  ein  Gehäuse  (Fruchtknoten), 
in  dem  sich  die  Samenknospen  (Makrosporangien) 
befinden,  dahinzu  kommt  noch  eine  besondere  Blü- 
tenhülle (Perigon  oder  Kelch  und  Krone).  Die  Be- 
fruchtung geschieht  nach  der  durch  Wind  oder  In- 
sekten bewirkten  Bestäubung  (vergl.  S.  25),  ihr  Er- 
gebnis ist  die  Bildung  eines  Embryo,  der,  als 
Keimling  in  dem  Samen  eingeschlossen,  eine  Ruhe- 
zeit durchmacht,  bis  er  zur  fertigen  Pflanze  aus- 
wächst. Je  nachdem  der  Embryo  1  oder  2  Samen- 
lappen hat,  unterscheidet  man  zwei  grosse  Klassen. 

I.  Klasse:  Einsamenlappige, 
Monokotyledonen. 

Es  sind  dies  zumeist  holzige,  unverzweigte 
Pflanzen  mit  einfachen,  parallel-nervigen  Blättern. 
Die  Blüten  sind  nach  der  Zahl  3  gebaut  und  haben 
nur  selten  eine  kelchartige  Hülle,  also  ein  Perigon. 


I.   Reihe:    Kolb  e  nblü  tige. 

10.  Farn.  Rohrkolbengewächse,  Typhaceen. 

Die  einhäusigen  Blüten  stehen  in  dichten  Kolben 
oder  Kugeln,  die  Hülle  besteht,  wenn  vorhanden, 
aus  Borsten  oder  Schuppen,  duft-  und  honiglos,  sie 
sind  daher  Windblütler.  Frucht  eine  Nuss  mit 
Sameneiweiss.  Es  sind  schilfähnliche  Sumpfpflanzen 
mit  kriechendem  Wurzelstock. 

25.  Rohrkolben,  Typha.     Taf.  14    1  i.  Kolben  k«;:,,,, 

Taf. ]4,1,  Hüllen 

Die  Pflanze  verbreitet  sich  und  überwintert  mit  ^"s  «o>-s(c«.  Fig. 
kurzem,  kriechendem  Wurzelstock,  ausserdem  bildet         ^^^" 
sie  Stocksprossen   als  Ableger  zur  vegetativen  Ver- 
mehrung,   die    mit    Lufthöhlen   ver- 
sehenen, weniger  fest  gebauten  band- 
förmigen Blätter  (am  Grunde  schei- 
dig) drehen  sich  schraubig  zum  Schutz 
gegen  Windstösse.   Die  Blütenstände    ^.    ,,„  .,    ,. 

.      .       .    ,  r]g.  329.   Typha, 

Sind  einhäusig  und   die  Narben   der    ß'^te  mit  borsten- 

,  ,    ,  .  .,  ,.    ,  „  förmigem  Perigon. 

unten  stehenden  weiblichen  Blüten 
werden  zuerst  reif  zur  Sicherung  der  Fremdbestäu- 
bung durch  den  Wind.    Die  Frucht  hat  einen  Haar- 
schopf zur  Verbreitung  durch  Wind  oder  vorüber- 
streifende Tiere. 

Wenn  die  weiblichen  Blüten  </ichf  imfer  den 
männlichen  stehen  und  das  Blatt  flach  und  1—2  cm 
hrc/t  ist:  breitblättriger  R.,  T.  latifölia  L.,  Taf.  14,  1 ; 
—  wenn  dagegen  die  weiblichen  und  männlichen 
Blüten  am  Kolben  roneiHunder  entfernt,  und  die 
mehr  rinnigen  Blätter  nur  4 — 8  mm  breit  sind:  schmal- 
blättriger R.,  T.  angustifölia  L.  Beide  wachsen  an 
Ufern  stehender  oder  langsam  fliessender  Gewässer 
in  einem  grossen  Teil  Europas,  die  2.  Art  ist  kleiner 
und  seltener.     H,  1—2  m.     Juli,  Aug. 

Anm.  Der  kleine  R.,  T.  minima  Funk,  ist  nur 
30-60  cm  hoch,  mit  ganz  schmalen,  pfriemlichen 
Blättern,  sehr  selten. 


26.  Igelkolben,  Spargäniiun.    Taf.  14,  2. 


2. Kolben  tK^e//^, 
,,r      ,         ,  ^  Taf.  14,  2,  Hülle 

Wuchs  dem  vorigen  ähnlich.  Die  unscheinbaren  aus  schuppe,,. 
Blüten  haben  trocknen  Blütenstaub  in  langstieligen  ^'^-  ^^°- 
Antheren,  sowie  langbehaarte  Narben 
zur  Windbestäubung,  die  Stempelblüten 
stehen  über  den  Staubgefässen,  aber 
diese  werden  zuerst  reif,  wodurch 
Fremdbestäubung  gesichert  wird.  Die 
Früchte  sind  durch  Lufthüllen  sehr  leicht 
undverbreitensichdahermittelsSchwim- 
men. 

1.  Stengel  nach  oben  ästig:  ästiger 
I.,  S.  ramösum  Huds.  (bis  60  cm). 

2.  Stengel  einfne/i ,  _  vvenn  dann  aufrecht: 
einfacher  L,  S.  simpIex  Huds.  (bis  60  cm),  — 
wenn  dagegen   ^chn-immeiul  oder  liegend:  schwim- 


Fig.  330. 

Sparganium. 

Blüte  mit  schup. 

penförmigem 

Perigon. 


72 


Die  Pflanzenwelt. 


mender  L,  S.  natans  L.  (bis  30  cm).  Die  erste 
Art  ist  am  häufgsten,  die  letzte  selten.  An  Seeufern 
und  fliessenden  Gewässern.     2|,  Juni— Aug. 

II.  Reihe:   Sumpflilienblü tige. 

11.  Farn.    Laichkräuter,  Potamogetonaceen. 

Zwitterige  Blüten  mit  grünem ,  4  blättrigem  Pe- 
rigon  in  Aehren ;  perennierende,  untergetauchte  oder 
schwimmende,  zarte,  daher  vom  Wasser  getragene 
Pflanzen  mit  sehr  veränderlicher  Blattform  (daher 
auch  schwer  zu  bestimmen),  die  untergetauchten 
Arten  haben  schmale  Borstenblätter,  die  anderen 
breite  Schwimmblätter,  was  auf  Einfluss  des  Mediums 
beruht.  Manche  haben  als  Schutz  Kalkkrusten.  Die 
Blüten  (Juni — Sept.)  weisen  auf  Windbestäubung 
hin.  Die  höher  stehenden  Narben  sind  zuerst  reif, 
wodurch  Fremdbestäubung  gesichert  ist.  Die  schalen- 
förmigen Hüllblätter  nehmen  dabei  oft  den  Blüten- 
staub zeitweilig  auf,  bis  günstiger  Wind  weht.  Die 
Früchte  sind  leichte  Nüsschen,  die  sich  durch  Schwim- 
men oder  durch  Anhaften  an  Wasservögeln  ver- 
breiten. Einige  (P.  crispus,  obtusifolius,  pusillus) 
bilden  im  Herbst  kurze  dicke  Sprosse  mit  hornigen 
Blättern,  die  zu  Boden  sinken  und  im  Frühjahr  zu 
neuen  Pflanzen  auswachsen.  Dies  dient  zur  Ver- 
breitung, Ueberwinterung  und  Vermehrung. 

Anm.    Ausser  dem  Laichkraut  gehören  hierhin: 

1.  Als  ebenfalls  zic/tfi-n]/,  aber  mit  ganz  nackten 

Blüten:   Riippia    (schlanke    flutende    Kräuter)    und 

zwar  R.  maritima  L. ,    Fig.  331 ,    mit   kxrz  geschnä- 


Fig.  331. 
Ruppia  maritima. 


Fig.  332. 
Zannichelia  palustris. 


belter,  R.  rostelläta  L.  mit  lai/i/  geschnäbelter  Frucht, 
jene  in  Sümpfen  an  Nord-  und  Ostsee,  dieses  auch 
in  Salinen.     U,  Mai— Aug. 

2.  Als  eim/eschlechtig ,  wenn  die  Blüten  hi  der 
Nebenblaffaclises\tzen,  Fig.  332 :  Zannichelia  palustris 
L.,  Fig.  330;  —  wenn  in  Aehren,  Seegras,  Zostera 


marina  L.,  Fig.  333  (beide  am  Meere),  jene  auch 
in  langsam  fliessenden  Gewässern  im  Binnenland; 
letztere  Pflanze  wird  von 
der  Flut  in  grossen  Men- 
gen an  die  Küste  ge- 
spült und  dient  zur  Fül- 
lung von  Polstermöbeln. 

27.  Laichkraut, 
Potainogeton. 

23  Arten,  von  denen 
wir  die  wichtigsten  an- 
führen. 

A.  Blüten  scheinbar 
gegensfünil i<i .  ohne  deut- 
liche Nebenblätter  und 
Blattscheide,  Fig.  334: 
dichtblättriges     L.,     P. 

densus  L.,  sehr  selten,  in  fliessenden  Gewässern. 

B.  Blätter  icechfidständig,  niil  Nebenblättern  oder 
Scheiden,  z.  B.  Fig.  335. 

a)  AUc  Blätter  untergetaucht. 
1.  Blatt  (jesiirU  und  glänzend:   spiegelndes  L., 
P.  lucens  L.,  Fig.  335,   bis  1,3  m,   das  schmale  Blatt 


Fig.  333.  Zostera  marina. 


Fig.  334. 
Potamogeton  densus. 


Fig.  33S. 
Potamogeton  lucens. 


am  Rand  rauh  gesägt;  zerstreut,  in  stehenden  oder 
langsam  fliessenden  Gewässern  (über  die  ganze  Erde 
verbreitet). 

2.  Blatt  sitzend. 

*  Blatt  Jineal,  grasartig,  Fig.  336  u.  337. 

a.  Scheide  am  Grunde  dem  Hauptblatt  ange- 
ivuchsen :  Kamm-L.,  P.  pectinätus  L  ,  Fig.  336, 
in  stehenden  Gewässern,  zerstreut. 

b.  Scheiden  ron  unten  an  frei. 

O  Blatt  bitr.tfenfönniif,  einnereig :  Haar-L.,  P.  tri- 
chöides  Cham.  u.  Schi.,  sehr  selten,  Gräben. 

OO  Blatt  flach  mit  5—5  Nerven  (Fig.  337  rechts). 


5amUie:  KicfcrngctDäd|fe  (Pinaceae). 


13 


Sig.  1.  IDad)liolbct,  Juniperus  communis.    2  a.  b.  c.  (Ebeltanne,  Abies  pecünata.    3  a.  b.  5«^*«.  Abies  excelsa. 

4  a.  b.  (Bemeine  Kiefer,  Pinus  silvestris. 


Samiltcn:  Rof)rfeoIben=  (Typhaceae),  5rof(i)Iöffel=  (Alismaceae),  tDaj)"erUejd)= 
(Butomaceae),  HronsgetDäd)fc  (Aroideae). 


14 


5ig.  1-  Brettblättrigct  Rolitholben,  Typha  latifolia.    2.  flejtiger  3geIhoIfaen,  Sparganium  ramosum.    3.  Pfeilkraut, 
Sagiltaria  sagittaefolia.     4.  (Bemeinet  fvroicötöffel,  Alisma  planingo.    5.  IDajferlicjd),  Butomus  uinbeüatus. 

6.  (Befledtter  flronjtob,  Arum  maculatum. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


73 


1.  Stengel  2  schneid  ig ,  wenn  dann  die  Aehre 
dicht  und  4— 6 blutig  ist:  spitzblättriges  L., 
P.  acutifölius  Lk. ;  —  wenn  dagegen  locker 
und  JO—löhliiti;/:  flaclies  L.,  P.  comprössus 


Fig.  336. 
Potamogeton  pectinatus. 


Fig.  .337. 
Potamogeton  pusillus. 


Fig.  340. 
Potamogeton  perfoliatus. 


L.  (bis  1  m),  beide  selten,  in  stehenden  Ge- 
wässern. 

Stengel  rundlich  oder  xtKinpflcantig,  —  wenn 
dann  die  Aehre  dicht  und  xo  lang  wie  ihr 
Stiel:  stumpfblättriges  L.,  P.  obtusifölius 
M.  et  K.  (bis  1,3  m);  —  wenn  dagegen  hicl-er 
und  kürzer  als  ihr  Stiel :  kleines  L. ,  P.  pu- 
sillus L.,  Fig.  337  mit  fadendünnem  Stengel 
(bis  60  cm) ,  beide  in  Flüssen  oder  Gräben, 
auch  im  Salzwasser,  jenes  seltener. 
Blatt  hreit  lanzettlich,  Fig.  338—340. 
Blatt  sehr  kraus,  Fig.  338:  krauses  L. ,  P. 
crispus  L. ,  Fig.  338  (bis  1  m),  vierkantiger 


■yiitzig:  trügerisches  L.,  P.  decipiens  Nolte,  selten, 
in  Seen  und  Flüssen. 

OO  Blatt  am  Grunde  stemjeltim fassend,  nicht  sta- 
chelspitzig, Fig.  337  u.  340,  —  wenn  dann  Blatt  am 
Rand  </hitt:  gestrecktes 
L.,  P.  praelöngus  Wulf., 
Fig.  339;  —  wenn  da- 
gegen rauh :  durchwach- 
senes L.,  P.  perfoliatus 
L.,  Fig.  340.  Stengel 
kielrund,  bis  1  m ;  beide 
selten,  besonders  jenes, 
in  Teichen  und  Flüssen, 
b )  Wcnitjstenrf  die 
oberen  Blätter  flach  (inf 
dem  Wx-'^ser  schwimmend. 
1.  Alle  oder  doch 
die  unteren  Blätter  un- 
yestielt,  Fig.  340. 

*  Die  untergetauch- 
ten Blätter  am  Grunde  ah- 

ijernndet,  Fig.  341:  glänzender  L.,  P.  nitens  Web., 
selten,  in  fliessendem  und  stehendem  Wasser. 

■■■■•  Die  untergetauchten  Blätter  am  Grunde  cer- 
schmiilert,  Fig.  342,  —  wenn  dann  der  Aehrenstiel 
oben  dicker  und  die  untern  Blätter  am 
Rand  >-anli :  Gras-L.,  P.  gramineus  L., 
Fig,  343,  bis  1,3  m;  — 
wenn  dagegen  der  Aeh- 
renstiel oben  nicht  dicker 
und  die  unteren  Blätter 
nicht  muh:  rötliches  L., 
P.  rufescens  Schrad.,  bei- 
de selten,  in  stehendem 
Wasser. 

2.  Alle  Blätter<yftv//t;//, 
Fig.  344  ff. 
■'■  Schwimmblätter  am  Grunde  cersch malert,  Fig. 
344,  Aehrenstiel  oben  dicker,  —  wenn  dann  Schwimm- 
blätter 2 — 3mal  kürzer  als 
11    der    Stiel :    spatelblätt- 
riges L.,    P.  spathulätus 
Schrad. ;  —  wenn  dagegen 


Fig.  341. 
Potamogeton 
nitens,  Blatt. 


Fig.  342. 

Potamogeton 

gramineus,  Blatt. 


Fig.  338. 
Potamogeton  crispus 


Stengel,  rötlich,  in  stehenden  oder  langsamen 

Gewässern. 

b.  Blatt  nicht  oder  iceuig  kraus,  Fig.  339  u.  340. 
O  Blatt    am    Grunde    abgerundet,    kurz    stachel- 

iloffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Fig.  343. 
Potamogeton  gramineus. 


Fig.  344.  Fig.  345. 

Potamogeton         Potamogeton 

spatulatus.Blat.t      natans,  Blatt. 

10 


74 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  346. 
Potamogeton  natans. 


Fig.  348.  Triglücliiii  palustris. 


Fig.  347.  Najas  flexilis. 


29.  Bliiinenbiiise,  SiOieuchzeria  palustris  L.     '  stengei  behi/n- 

tfft,  ireiiit/blüüge 

Seltene  Pflanze  der  Torfsümpfe.    2j,  10 — 20  cm.         Ähre. 
Juni,  Juli. 

30.  Dreizack,  Trigloehiii.     Fig.  348.  2.    Blatter   aiie 

Binsenahnliche  Pflanzen  am  Meeresstrand,  bei,, wbiütige  Ähre, 
denen  schlanke  Aehre,  trockner  Blütenstaub  und  ^'^-  '*'"*• 
behaarte  Narbe  den  Wind- 
blütler offenbaren ;  die 
schalenförmigen  Hüllblätter 
nehmen  den  Blütenstaub 
auf,  bis  günstiger  Wind 
weht;  die  Narben  sind  vor 
den  Staubgefässen  reif,  was 
Fremdbestäubung  sichert. 
Die  Früchte  haben  eine 
Spitze  (Fig.  348  rechts 
oben),  mit  der  sie  sich 
in  vorübergehende  Tiere 
bohren  (zur  Verbreitung). 
—  Wenn  die  Traube  d/c/i/- 
hliftii/  und  die  Frucht  ßfcilii/ 
ist:  Meeres-Dr.,  Tr.  mari- 
tima L. ;  —  wenn  dagegen 
jene  lorkrr,  diese  Stdiii/  ist: 

Sumpf-Dr. ,  Tr.  paliJstris  L. ,  Fig.  348;  beide  auf 
nassen  Wiesen,  an  Flussufern  u.  s.  w.,  dieses  beson- 
ders auf  salzhaltigem  Boden.    2|,  bis  60  cm.  Juni,  Juli. 


14.  Fam.   Froschlöffelgewächse, 

Aiismaceen. 
Sumpf-  und  Wasserkräuter   mit   grundständigen 
Blättern  und  kleinen  Blüten  in  weiten  Blütenständen. 

31.  Pfeilkraut,  Sagitläria  sagittaefülia  L. 

Taf.  14,  3. 
Blätter  und  Stengel  zeigen  an  Lufthöhlen  den 
Wasserstandort,  flutendem  Wasser  passt  sich  die 
Pflanze  mit  schmalen ,  riemenförmigen  Blättern  an. 
Im  Herbst  bilden  sich  Ausläufer  mit  knollenartiger 
Verdickung  am  Ende  und  umhüllt  von  einem  Blatt 
mit  starrer  Spitze,  die  als  Schlammbohrer  dient  (zur 
Ueberwinterung  und  vegetativen  Vermehrung).  Die 
ziemlich  grossen  Blüten  stellen  in  entfernten  Wirtein, 
sie  sind  weiss  mit  rotem  Nagel,  haben  freiliegenden 
Honig  und  locken  Fliegen  an.  Die  Frucht  iiat 
Lufthöhlen  und  wird  durch  Schwimmen  oder 
Anhaften  an  Wassertieren  verbreitet.  Zerstreut,  in 
allerhand  Gewässern;  über  ganz  Europa  verbreitet; 
bis  1  m.    Juni— Aug. 

32.  Fro.sclilöffel,  Ali.sma.     Taf.  14,  4. 


kaum  kürzer  als   der  Stiel:   flutendes  L.,  P.  flüitans 

Roth,  1  m,  sehr  selten,  in  Bächen. 

**  Schwimmblätter  am  Grunde  hrfif :  Fig.  345, 

Aehrenstiel  i/JcicJi weiss/)/  dick. 

a.    Blattstiel   oben    rinnn/:   schwimmendes  L., 

P.  natans  L.,  bis  1,3  m,  Fig.  346,  die  untergetauch- 
ten Blätter  bestehen  z.  T. 
nur  aus  dem  Stiel.  Häufig, 
in  stehenden  und  lang- 
samen Gewässern;  auf  ei- 
nem grossen  Teil  der  gan- 
zen Erde  verbreitet,  für 
Fischzucht  wertvoll ,  weil 
manche  Fische  auf  die 
Unterseite  der  Blätter  gern 
den  Laich  absetzen.  Juli 
bis  Okt. 

b.  Blattstiel  oben  pach, 
—  wenn  dann  Stengel  ein- 
f'tii-h :  längliches  L.,  poly- 
gonifölius  Pourr. ; —  wenn 
dagegen  Stengel  ästi;/: 
wegebreitblättriges  L.,  P. 

plantagineus    du    Croz,    beide   selten,    in    Brüchen 

und  Sümpfen. 

12.  Fam.    Nixenkräuter,  Najadaceen. 

Untergetaucht  im  Wasser  lebende  Kräuter,  deren 
elastische  Stengel  und  Blätter  dem  fliessenden  Wasser 

nachgeben.  Die  stachel- 
zähnigen  (Fig.  347)  Blät- 
ter sind  ein  guter  Schutz 
gegen  Tierfrass.  Die  Blü- 
ten sind  meistens  zwei- 
häusig,  aus  nur  1  Staub- 
gefäss  bezw.Fruchtknoten 
bestehend.  Frucht  nuss- 
artig. 

28.  Nixenkraut,  Najas. 

Fig.  347. 

Seltene  Pflanzen  in 
stehendem  Wasser,  — 
wenn  dann  die  Blattschei- 
den     ganzrandig     sind: 

grosses   N. ,   N.  major  All.   (bis  50  cm  lang);   — 

wenn  dagegen  feinwimperig:  kleines  N.,   N.  minor 

All.,   4—20  cm   lang,    dieses    ist   sehr  zerbrechlich 

(wenn  biegsam  N.  flexilis  Rostk.  Fig.  347). 

13.  Fam.    Blumenbinsen,  Juncaginaceen.       ,  a2.  Frosclilollel,  AU.sma.     tat.  14,  4.  2.  x,.,»,-,,,  Biät- 

ter  }iirht  pfeilför- 

Krautige  Sumpfpflanzen  mit  grasartigen  Blättern,  !  Blätter  und  Stengel  zeigen  Aehnliches  wie  beim  mig.  Tat.  14,  4. 

Zwitterblüten  in  Aehren,  mit  grüner  Hülle.  |  Pfeilkraut.     Die   Blätter   stehen    bei  manchen  Arten 


1 .  EiiiMmigtBläl- 

ter     pfeitförmiff. 

Taf.  14,  3. 


iV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


75 


senkrecht  gegen  zu  starke  Sonnenwirkung;  denn 
sumpfig-kalter  Boden  wirkt  ähnlich  wie  trocknen 
Beim  schwimmenden  Fr.  zeigt  sich  an  den  Blättern 
Einfluss  des  Standorts  und  Arbeitsteilung,  da  die 
untergetauchten  rinnenförmig,  die  oberen  flach  sind 
und  auf  dem  Wasser  schwimmen.  Die  Blüten  haben 
Honig  und   Saftmal  als  Lockmittel.     Die   mit  Luft- 


Fig.  349.  Alisma  natans. 


Fig.  350.  Alisma  ranunculoides. 


höhlen  versehene  Blütenhülle  bleibt  auch  an  der 
Frucht,  die  daher  sehr  leicht  ist  und  sich  wie  die 
vom  Pfeilkraut  verbreitet.  4  deutsche  Arten  in 
stehenden  Gewässern,  alle  2j.-    Juli,  Aug. 

a)  Mit  Schwimmblättern,  Fig.  349:  Schwim- 
mender Fr.,  A.  natans  L.  (Fig.  349),  in  Mittel- 
europa, in  stehenden  Gewässern,  bis  über  1  m  lang. 

b)0/r«f  Schwimmblätter,  alle  Blätter  grundständig. 
Fig.  350. 

*  Blätter  lunzetüich ;  Blütenstand  dohlig ,  Fig. 
350:  Hahnenfuss-Fr.,  A.  ranunculoides  L.,  Fig  350. 

*■"  Blätter  breit  i-iförmig  ,■  Blütenstand  r/s/iig, 
Taf.  14,  4,  —  wenn  dann  /irr::förnn(/c'  Deckblätter 
grün  und  Frucht  geschnäbelt:  herzblättriger  Fr., 
A.  parnassifölium  Bassi  (bis  45  cm) ;  —  wenn  da- 
gegen iiicl/t  herzförmig,  Deckblätter  häutig  und 
Frucht  nicht  geschnäbelt :  gemeiner  Fr.  A.  plantägo  L., 
Taf.  14,  4,  blass-rosenrote  Blüte,  Schaft  bis  1  m  hoch; 
jener  sehr  selten,  dieser  überall  in  Deutschland,  über 
einen  grossen  Teil  der  Erde  verbreitet,  an  Ufern. 

15.  Farn.   Wasserlieschgewächse, 

Butomaceen. 
Nur  1  Gattung  und  1  deutsche  Art. 

33.  Wasserliesch,  BütoniiLS  umbellätus  L. 

Taf.  14,  5. 

Auch Schwanenblume  oder  Blumen  binse, 

Wasserpflanze    mit    kriechendem    Wurzelstock.     Die 

Blätter  sind  grundständig,  schmal  lineal,  dreikantig 

und  haben  Lufthöhlen.     Die  Blüten  sind  gross  und 


1.  Blätter  slachel- 
zühnUi,  schwert- 
förmig. Fig.  351. 


rosenrot,  auch  Staubbeutel  und  Stempel  sind  ge- 
färbt, wodurch  zahlreiche  Insekten  angelockt  werden, 
die  in  der  Blüte  Honig  finden.  Um  die  Bestäubung 
zu  sichern,  blüht  der  doldige  Blütenstand  auch  lange. 
Die  leichte  Schwimmfrucht,  welche  im  Gegensatz 
zum  einsamigen  Froschlöffel  zahlreiche  Samen  be- 
sitzt, wird  wie  die  des  Pfeilkrauts  verbreitet.  Im 
grössten  Teil  Europas.  An  Teichen  Sümpfen  und 
Flussufern,  in  Deutschland  nicht  überall  häufig. 
Aus  den  Blättern  werden  wohl  Körbe  und  Matten 
geflochten.     4,  bis  1V|  m  hoch.     Juni — Aug. 

16.  Farn.   Froschbissgewächse, 

Hydrocharidaceen. 
Ausdauernde    Wasserpflanzen    mit    verschieden 
gestalteten    Blättern,    die   aber   stets   ungeteilt   sind. 
Die  Blüten  sind  zweihäusig  und  stehen  einzeln,  mit 
Hülle.   Der  unterständige 
Fruchtknoten   reift   unter 
dem    Wasser    zu     einer 
nuss-  oder  beerenartigen 
Frucht. 

34.   Wasseralop, 
Stratiötes  alöides  L. 

Fig.  351. 

Auch  Krebsschere 
oderWassersäge.  Diese 
seltene  Pflanze  kriecht 
mit  ihrem  Wurzelstock  im 
Schlamm  stehender  Ge- 
wässer. Die  Rosette  sitzen- 
der stacheliger  Blätter  ist 
ein  vorzüglicher  Schutz 
gegen  Tierfrass.  Im  Herbst 
steigt  die  Pflanze  an  die 
Wasseroberfläche  und  treibt  an  Langtrieben  Knospen, 
welche  sich  durch  Abfaulen  loslösen,  weiterschwim- 
men und  dann  niedersinken,  um  zu  überwintern,  wo- 
durch die  Pflanze  sich  gleichzeitig  vermehrt  und  ver- 
breitet. Im  Schutz  der  Stachelblätter  entwickelt  sich 
die  Blüte.  Ist  sie  reif,  so  steigt  die  Pflanze  empor, 
um  nach  der  Bestäubung  wieder  hinabzusinken,  da- 
mit die  Frucht  auf  dem  Grunde  des  Wassers  un- 
gestört reift.    Mai— Aug. 

35.  Froschbiss,  Hydröcharis  mor.sus  ranae  L.   2.   Blätter  >»>/,( 
Fig.  352.  ^'^';''f,'^P''"5- 

^^  a.  Blatter  gestielt 

Eine  flottierende  Pflanze,  die  nur  Nährwurzeln,''''''''"'*'''''''''™- 

'  mend.    Fig.  352. 

keine  Haftwurzeln  hat.  Die  mit  Lufthöhlen  ver- 
sehenen Blätter  schwimmen  flach  auf  der  Wasser- 
fläche und  ordnen  sich  hier  des  gleichmässigen  Licht- 
genusses wegen  mosaikartig  an.  Sie  sind  oben 
grün,  unten  violett,  wodurch  die  aufgefangenen 
Lichtstrahlen    in   Wärmestrahlen    umgesetzt  werden. 


Fig.  351. 
Stratiötes  aloides. 


76 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  352. 
Hydrocharis  morsus  ranae. 


b.    Blatt    »i(2eiid 

f.ilanzettlich.  Fig. 

353. 


Die  Blüten  locken  mit  ziemlich  grosser  weisser  Hülle 
die  Bienen  zu  ihrem  Honig,  sie  sind  zweihäusig, 
was  der  Fremdbestäubung  dient.  Da  jedoch  die 
Blütezeit   kurz   ist,    so  setzen    sie   selten  Frucht  an. 

Als  Ersatz  bildet  die 
Pflanze  viele  Ausläufer 
mit  Brutknospen,  welche 
der  Vermehrung  dienen. 
Im  Herbst  aber  entstehen 
für  die  Ueberwinterung 
(auf  dem  Boden)  sogen. 
Hibernakeln,  d.  h.  Winter- 
knospen mit  eng  an- 
schliessenden Hüllblät- 
tern und  viel  Reserve- 
stoff, im  Frühjahr  füllen 
sie  sich  mit  Luft,  steigen 
empor  und  wachsen  zu 
neuen  Pflanzen  aus.  Da 
diese  Winterknospen  eine 
schleimige  Hülle  haben, 
so  können  sie  sich  auch  an  Tieren  anhaftend  ver- 
breiten. Zerstreut,  in  Gräben  und  Teichen;  mit  Aus- 
nahme des  hohen  Nordens  in  ganz  Europa,  '^l, 
Juli,  August. 

36.  Wasserpest,  Elodea  canadensis  Rieb. 

Fig.  353. 
Dunkelgrüne,  leicht  zerbrechliche  Pflanze,  stark 
verzweigt    und    mit  vielen    schmalen ,    ganzrandigen 

Blättern.  Die  Pflanze  ist 
aus  Nordamerika  nach 
Europa  eingewandert,  sie 
ist  zweihäusig,  bei  uns 
aber  nur  in  weiblichen 
Exemplaren  vorhanden, 
weshalb  sie  keine  Früchte 
trägt.  Dafür  besitzt  die 
Pflanze  ein  grosses  Rege- 
nerationsvermögen ,  in- 
dem sie  leicht  zerbrechlich  ist  und  die  Bruchstücke 
schnell  selbständig  weiterwachsen.  Sie  wird  daher 
auch  sehr  lästig  und  lässt  sich  schwer  ausrotten. 
2|,  Mai  bis  August. 

III.  Reihe:    Aronsblütige. 

17.  Farn.   Aronsgewächse,  Aroideen. 

Hierhin  gehören  Kräuter  mit  kriechendem  Wurzel- 
stock, der  häufig  knollenartig  ist  und  durch  seinen 
Mehlreichtum  zur  Ueberwinterung  und  als  Vorrats- 
speicher dient.  Die  Blüten  sind  zwitterig  oder  ein- 
geschlechtig, die  Hülle  besteht  höchstens  aus  Schup- 
pen oder  Borsten,  sie  stehen  dicht  um  eine  dicke, 
fleischige  Achse  herum  (Kolben),  an  dessen  Grunde 


Fig.  353.  Elodea  canadensis. 


förmiif.  Taf.  14-,  6. 


ein  grosses  Hochblatt,  (Scheide)  sitzt.  Die  Frucht 
ist  eine  Beere.  In  den  Tropen  gibt  es  zahlreiche, 
bei  uns  nur  wenige  Vertreter. 

37.  Aronstab,   Arilin  maeiilätuin  L.    Taf.  14,   6. '•  ^'"''^"sciieide 

gross,  die  Blüten 

AuchgefleckterAron.   Eine  Pflanze  feuchter  einhüllend,  diese 
und  schattiger  Wälder,  das  zeigen  die  pfeilförmigen    "pig.  u'^e!" 
Blätter ;    denn   sie   sind   gross,    zart,    glänzend-elatt,  ^-  Kolben   j,tm 

'  &  '  '      &  fc.         >  nackt    ohne    Blu- 

dabei  oft  braun  gefleckt  zur  Umsetzung  von  Licht,  ten,  Blätter /»rc«- 
in  Wärmestrahlen  (?) ,  was  bei  ihrer  früheren' 
Vegetations-  und  Blütezeit  sehr  wichtig  ist.  Die 
Blätter  sind  schräg  aufwärts  gerichtet  und  leiten 
daher  das  Regenwasser  abwärts  zum  Wurzelstock, 
ferner  sind  sie  ebenso  wie  der  Wurzelstock  giftig 
(oxalsaurer  Kalk),  wodurch  sie  sich  gegen  Tierfrass 
(besondersderSchnecken)  schützen.  Der  Blütenkolben 
hat  an  Stelle  der  fehlenden  eigenflichen  Blütenhülle 
ein  grosses  (freilich  grünes)  Scheideblatt,  aus  dem 
der  nackte,  dunkelviolette,  keulenförmige  Teil  des 
Kolbens  hervorschaut,  hierdurch  und  durch  unan- 
genehm fauligen  Geruch  werden  Fliegen  angelockt, 
denen  die  Scheide  eine  willkommene  Anflugstelle 
bietet.  Die  Scheide  hat  eine  Verengerung,  an  der 
nach  innen  Borstenhaare  sitzen ,  sie  gestatten  den 
Fliegen  wohl  das  Hinein-  nicht  aber  das  Heraus- 
kriechen, weshalb  sie  eine  Zeit  lang  gefangen  bleiben. 
Im  unteren  Teil  der  Scheide  ist  es  ihnen  aber  recht 
wohl,  denn  dort  ist  es  warm  (wobei  vielleicht  auch 
der  violette  Kolben  Wärme  erzeugend  wirkt?),  und 
es  wird  ihnen  auch  viel  mehliger  Blütenstaub  und 
Honig  (an  den  eintrocknenden  Narben)  geboten. 
Beim  Herumkriechen  bewirken  sie  Bestäubung.  Die 
untenstehenden  Narben  werden  zuerst  reif  (Fremd- 
bestäubung). Zuletzt  schrumpfen  die  Haare  ein  und 
lassen  den  Eingang  für  die  Fliegen  frei.  Die  Beeren 
sind  rot  und  saftig,  weshalb  sie  Vögel  zur  Verbrei- 
tung der  Samen  anlocken.  In  Mittel-  und  Süd- 
deutschland ziemlich  häuflg,  in  Russland  macht  man 
aus  dem  gekochten  und  gedörrten  Wurzelstock  Brot. 
21,  bis  Vo  m  hoch.  April, 
Mai. 


\ 


38.  Schlaiigeiiwurz, 
Calla  palustris  L. 

Fig.  354. 

Auch  Schweine- 
kraut. Seltene  Pflanze 
der  Sumpfvegetation  mit 
gegliedertem  Wurzelstock, 
der  zum  Schutz  gegen 
Tierfrass  giftig  ist.  Die 
jungen  Blätter  sind  ein- 
gerollt, wodurch  sie  gegen 
zu  starke  Verdunstung 
und  Kälte  geschützt  sind. 


b.  Kolben  gnm 
mit  Blüten  be- 
setzt, Blätter 
herzeiförmig. ?\%, 
354. 


I 


Fig.  354.  Calla  palustris. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


77 


Das  grosse  weisse  Hochblatt  (Scheide)  lockt  auch 
hier  die  Insekten  an,  doch  ist  es  weit  offen,  bildet 
also  für  sie  kein  Gefängnis.  Neben  echten  Zwitter- 
blüten (Fig.  354)  kommen  auch  reine  Staubbeutel- 
blüten vor,  was  Fremdbestäubung  sichert.  Die  roten 
Beeren  locken  auch  hier  Vögel  an.  Den  durch  Dörren 
oder  Kochen  giftfrei  gemachten  Wurzelstock  backt  man 
in  Skandinavien  und  Russland  seines  Stärkereichtums 
wegen  ins  Brot  ein.  % ,  15  50  cm  hoch.  Juni  bis 
August. 

Anm.  Nahe  verwandt  ist  die  bekannte  Zier- 
pflanze C.  aethiöpica  mit  pfeilförmigen  Blättern  und 
grosser  weisser  Blütenscheide. 


39.  Kalmus,  Acorus  cälamus  L. 


Fig.  355. 


Fig.  3.55.  Acorus  calamus 


2.  Blütenscheide 
wie  ein  endstän- 
diges Laubhiaii,         Wasserpflanze,    deren  gewürzreicher,   stark   rie- 

Perigon     vorhnn-  ^  r-  L       1  , 

rfe«.    Fig.  355.  chender   Wurzelstock    Tiere    vom    Frass    abschreckt 

und  ausgiebig  zur  vege- 
tativen Vermehrung  dient, 
welche  hier  als  Aushilfe 
nötig  ist  (s.  unten).  Die 
Blätter  sind  lang  und 
schmal,  die  Blüten  un- 
scheinbar, grünlich,  aber 
sie  stehen  dicht  am  Kol- 
ben ,  so  dass  sie  doch 
weithin  sichtbar  sind.  Das 
nützt  hier  jedoch  nichts, 
weil  die  nötigen  Insekten 
bei  uns  fehlen.  Die  Pflanze 
stammt  nämlich  von  Ost- 
asien. Ihr  Wurzelstock  ist 
offizinell  und  wird  zu  Li- 
kören u.  s.  w.  benutzt. 
Durch  ganz  Europa  verbreitet,  bei  uns  zerstreut,  an 
Ufern;   '^,  bis  1   m  hoch.     Juni,  Juli. 

18.  Farn.   Wasserlinsen,  Lemnaceen. 

Kleine  eigentümliche  Wasserpflanzen  ohne  oder 
mit  wenigen  Wurzeln,  der  Spross  ist  zu  einem 
Schwimmblatt  umgewandelt,  eigentliche  Blätter  fehlen, 
deren  Arbeit  hat  also  jener  blattartige,  grüne  Spross 
übernommen.  Aus  ihm  sprossen  neue  gleichartige 
hervor,  die  sich  isolieren  können,  wodurch  die  Ver- 
mehrung erfolgt;  denn  Blüten  bilden  sich  sehr  selten, 
sie  stehen  ohne  Hülle  in  Vertiefungen  der  Sprosse 
und  bestehen  aus  1 — 2  Staubgefässen  und  1  Frucht- 
knoten in  einer  häutigen  Scheide.  Im  Herbst  sinken 
die  Pflänzchen  auf  den  Boden  der  Gewässer,  wo 
sie  überwintern.  Sie  leben  weit  verbreitet  auf 
stehenden  Gewässern  der  nördlichen  gemässigten 
Zone,  dort  überziehen  sie  das  Wasser  mit  lebhaftem 
Grün.  Sie  werden  gern  von  Enten  gefressen  (daher 
auch  Entengrütze  genannt).     %,  Mai. 


40.  Wasserlinse,  Lenina. 

A.  0/iiK'  Wurzeln,  Spross  nur  senfkorngross : 
Wurzellose  W.,  L.  arrhiza  L. ,  sehr  selten ,  nur  im 
Osten. 

B.  M/f  Wurzeln. 

1.  Glieder  unterseits  je  mit  einem  WmzeWüsrhi'I . 
Vielwurzelige  W.,  L.  polyrrhiza  L.,  zerstreut.  Auf 
der  Unterseite  braunviolett,  was  der  Umsetzung  von 
Licht  in  Wärme  dient,  im  Herbst  bilden  sich  taschen- 
förmige  Winterknospen,  die  mit  Stärke  vollgepfropft 
zu  Boden  sinken,  im  Frühjahr  hingegen  mit  Luft 
gefüllt  emporsteigen. 

2.  Jedes  Glied  mit  m/r  1  Wurzel,  Fig.  356. 

a)  Glieder  auf  beiden  Seiten  f/arh,  —  wenn  dann 
eirund,  Fig.  356:  kleine  W.,  L.  minor  L. ;  — 


Fig.  356.  Lemna  minor. 


Fig.  357.  Lemna  trisulca. 


wenn  dagegen  lanzf.tflich  und //»'.■^f/flf,  Fig.  357: 
dreifurchige  W.,  L.  trisulca  L.,  beide  sehr 
häufig,  über  einen  grossen  Teil  Europas  ver- 
breitet, 
b)  Glieder  xiiti'v  (/firölh/ .-  buckelige  W.,  L.  gibba 
L.,  meistens  weniger  häufig. 

IV.  Reihe:  Grasblütige. 
19.  Fam.  Gräser,  Gramineen. 
Die  Gräser  sind  meistens  ein-  oder  zweijährige 
Kräuter,  nur  das  Bambusrohr  ist  strauchartig;  sie 
halten  sich  mit  Faserwurzeln  im  Boden  fest.  Ihre 
Sprossachse  ist  sehr  gut  als  ein  fast  stets  hohler, 
dünner,  stielrunder  Halm  gekennzeichnet,  der  trotz- 
dem eine  grosse  Biegungsfestigkeit  dem  Wind 
gegenüber  besitzt,  weil  die  mechanisch  wirksamen 
Zellen  den  Gesetzen  der  Biegungsfestigkeit  ent- 
sprechend nach  aussen  liegen.  An  den  Ansatz- 
stellen der  Blätter  ist  der  Halm  knotig  verdickt.  Die 
Blätter  haben  eine  hohe,  seitlich  gespaltene  Scheide 
zum  Schutz  des  an  dieser  Stelle  schwachen  Halmes. 
Die  Spreite  selbst  ist  schmal,  bandartig,  parallelnervig, 
wegen  dieser  Gestalt  ist  sie  leicht  drehbar,  so  dass 
sie  den  Windstössen  nachgibt  und  nicht  zerrissen 
wird.  An  ihrer  Ursprungsstelle  sitzt  ein  kleines 
Häutchen  (Ligula) ,  welches  wohl  verhindert,  dass 
Regenwasser  ins  Innere  der  Scheide  dringt.  Blätter 
und  Halm  enthalten  viel  Kieselsäure,  so  dass  sie  rauh 
erscheinen;  dadurch  wird  wohl  einmal  die  Festigkeit 
erhöht,  dann  aber  auch  ein  wirksamer  Schutz  gegen 
Tierfrass,  besonders  gegen  Schnecken  eneicht. 


78 


Die  Pflanzenwelt: 


Eigenartig  sind  nun  vor  allem  die  Blütenver- 
hältnisse. Die  Blüten  sind  zumeist  zwitterig  und  in 
kleinen  Aehrchen  vereinigt,  die  dann  wiederum  in 
verschiedenartigen  Blütenständen  stehen.  Das  ein- 
zelne Aehrchen,  Fig.  358,  hat  unten  zunächst  (meist) 
2  sog.  Hüllspelzen  h.  Dann  folgen  sog.  Deck- 
spelzen d  (oft  mit  Borste,  der  sog.  Granne),  in 
deren  Achsel  jedesmal  eine  Einzelblüte  sitzt,  vor  der 
letzteren  befindet  sich  jedoch  zunächst  noch  eine 
Vorspelze  v,  dann  kommen  zwei  kleine  Schuppen 
seh  (Lodiculae)  und  endlich  die  aus  3  Staub- 
gefässen  und  einem  Fruchtknoten  bestehende  Blüte 


Fig.  358  A. 

Schema  eines  Grasährchens, 

Buchstabenbezeichnung 

im  Text. 


Fig.  358  B. 
Das  Grasährchen,  nicht  schema- 
tisch, Buchstabenbezeichnung 
dieselbe. 


bl.  Im  Aehrchen  sind  dann  noch  oft  einige  Deck- 
spelzen enthalten,  die  aber  nicht  immer  fruchtbare 
Blüten  tragen.  Alle  Spelzen  sind  als  Hochblätter, 
die  beiden  Schuppen  als  Perigon  anzusehen.  Fig.  358  A 
zeigt  diese  Verhältnisse  schematisch,  wobei  alles  aus- 
einandergezogen ist,  damit  vergleiche  man  Fig.  358  B, 
in  welcher  das  Aehrchen  des  Hafers  nicht  sche- 
matisch dargestellt  ist.  Diese  Blütenverhältnisse 
müssen  erst  einmal  ganz  klar  sein ,  ehe  man  Gräser 
richtig  bestimmen  kann,  vor  allem  mache  man  sich 
mit  den  Bezeichnungen  und  Stellungsverhältnissen 
der  3  Arten  von  Spelzen  genau  bekannt,  wozu  es 
gut  ist,  erst  einige  Gräser  selbständig  zu  untersuchen. 

In  diesen  Blütenverhältnissen  zeigen  sich  nun 
aber  auch  sehr  bemerkenswerte  biologische  Eigen- 
tümlichkeiten ,  die  insgesamt  mit  der  Windbestäu- 
bung zusammenhängen:  die  unscheinbaren,  duft-  und 
honiglosen  Blüten  stehen  auf  hohen  Halmen,  oft  in 
weit  ausgebreiteten  und  also  dem  Wind  ausgesetzten 
Rispen  mit  leicht  beweglichen,  dünnen  Achsen;  die 
Staubfäden  sind  lang  und  dünn  und  schieben  die 
grossen  Staubbeutel  weit  aus  der  Blüte  heraus, 
letztere  sind  sehr  eigenartig,  leicht  beweglich  ein- 
gelenkt, so  dass  sie  bei  aller  festen  Anheftung  doch 
im  Wind  leicht  hin  und  her  pendeln;  die  Narben 
sind  federig  und  ragen  auch  weit  aus  den  Aehrchen 
heraus,  um  den  Blütenstaub  aufzufangen.  Die  Staub- 
beutel sind  löffeiförmig,  und  in  diese  Löffel  fällt 
der  Blütenstaub  allmählich   herunter,   um  dann   ge- 


legentlich von  einem  Windstoss  fortgenommen  zu 
werden.  Von  Bedeutung  für  die  Windbestäubung 
ist  es  auch ,  dass  die  Gräser  in  grossen  Beständen 
dicht  nebeneinander  stehen.  —  Einen  eigenartigen 
Zweck  haben  jene  beiden,  das  Perigon  vertretenden 
Schüppchen  (Lodiculae),  sie  stellen  nämlich  Schwell- 
körper dar,  welche  vor  dem  Aufblühen  anschwellen 
und  dadurch  die  Spelzen  auseinandertreiben,  so 
öffnet  sich  die  Grasblüte.  Nach  der  Bestäubung 
hingegen  schrumpfen  sie  wieder  zusammen ,  die 
Spelzen  schliessen  sich  und  hüllen  die  werdende 
Frucht  schützend  ein.  Die  freilich  nicht  immer  vor- 
handenen, oft  aber  sehr  langen  Grannen  der  Deck- 
spelzen, die  manchmal  auch  noch  mit  Widerborsten 
versehen  sind,  bilden  einen  sehr  wirksamen  Schutz, 
sowohl  der  Blüte  wie  der  noch  nicht  reifen  Frucht, 
dann  aber  spielen  sie  noch  eine  weitere  Rolle  bei 
der  Verbreitung  der  reifen  Frucht,  indem  sie  sich 
wohl  mit  dieser  in  das  Fell  vorüberziehender  Säuge- 
tiere einbohren  können.  —  Die  Frucht  selbst  ist 
eine  trockenhäutige,  nicht  aufspringende  Schliess- 
frucht,  mit  deren  Hülle  (oft  auch  mit  den  bleibenden 
Spelzen)  der  Samen  verwächst.  Der  Same  besitzt 
ein  reichliches  Nährgewebe  mit  Stärkemehl  zur  Er- 
nährung der  jungen,  bei  der  Keimung  entstehenden 
Pflanze.  Der  einzige  schildförmige  Samenlappen 
(Scutellum)  liegt  dabei  dem  Nährgewebe  eng  an 
und  saugt  aus  ihm  die  Stärke  auf. 

Die  Gräser  bilden  eine  der  grössten  und  wich- 
tigsten Pflanzenfamilien ,  die  sich  mit  3800  Arten 
über  die  ganze  Erde  hin  verbreiten.  Ihre  Bedeutung 
liegt  darin,  dass  sie  in  weit  ausgedehnten  Beständen 
wachsen,  bezw.  sich  anpflanzen  lassen  (Weiden  imd 
Wiesen,  Getreidefelder),  auf  denen  sie  entweder  in 
ihrem  Laub  dem  Vieh  beste  Nahrung  oder  in  ihrem 
Samen  dem  Menschen  die  Grundlage  für  sein  Mehl 
und  Brot  liefern;  sie  dienen  also  einmal  als  Futter- 
und  dann  als  Getreidepflanzen.  Die  wichtigsten  der 
letzteren  sind:  Mais,  Weizen,  Gerste,  Roggen,  Hafer, 
Reis.  Hierdurch  sind  die  Gräser  die  Grundlage  der 
gesamten  menschlichen  Kultur  geworden.  Ausser- 
dem liefert  das  Zuckerrohr  den  besten  Zucker;  die 
Halme  vieler  Arten  benützt  man  als  Flechtwerk.  — 
Spielen  die  Gräser  einerseits  in  ihren  dichten  Be- 
ständen eine  grosse  Rolle  in  dem  Charakter  unserer 
Landschaften,  so  ist  andererseits  z.  B.  noch  die 
grosse  Bedeutung  mancher  Strandgräser  hervorzu- 
heben ,  welche  durch  ihre  weithin  kriechenden 
Wurzelstöcke  und  Ausläufer  den  Sand  der  Dünen 
und  Deiche  binden  und  festhalten. 

Bei  der  ausserordentlichen  Fülle  von  Gattungen 
ist  es  angebracht,  zunächst  die  Unterfamilien  zu  be- 
stimmen. 

A.  Blüten  einhäusig,  die  weiblichen  in  seiten- 
ständigen Kolhen,  Fig.  361:  1.  Maisgräser. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phaneroganien. 


79 


B.  Blüten  zw/fterig,  nie  in  Kolben. 

I.  Aehrchen  mehr  oder  weniger  (ji-atielt  in  Bi.yicn 
oder  fingerartigen  Aehren  (bei  Chamagrostis  einzeln), 
nicht  in  eine  einzige  Aehre  geordnet  (man  muss, 
um  dies  zu  erkennen,  bei  einigen  Arten  die  oft  sehr 
dichte  Rispe  auseinanderzupfen). 

1.  Aehrchen  nur  mit  diifr  Blüte  (also  nur  3 
Staubgefässe  hervortretend)'). 

a)  Ohne  Hüllspelzen   oder  nur   4  Borsten ,    Fig. 
359,  2.  Reisgräser. 

b)  Mit  2  Hüllspelzen. 

aa.  Aehrchen  kurz  ijeMieU  in  fingerartigen  Aeh- 

rm  Fig.  363:  3.  Chlorideen, 
bb.  Aehrchen  dtutlich  (/esUc/t  in   Eispen  oder 
sitzend  in  Aehren  (wie  z.  B.  Fig.  366). 
*  Aehrchen  s-fielnind,  in  Rispen  (Fig.  364) : 
4.  Pfriemengräser. 
■>.s  Aehrchen  seiflich  zitsumniengedrücH. 
O  Aehrchen     in     ährenfönnitjen     Risjien 
(Fig.  366)    oder    in   Aehren ,    Narben 
(jesfieff,   an   dei-  Spi/zc  des  Aehrchens 
hervortretend  :    5.   F  u  c  h  s  s  c  h  w  a  n  z- 
gräser. 
OO  Aehrchen  in  uia^jehreHeten  llispen  (Fig. 
370),  Narbe  fast  si/zend ,   seitlieli   her- 
vortretend:   6.    Windhalmgräser. 


Fig.  359  A. 

Oryza  clande- 

stina,  Aehrchen. 


Fig.  .3.5yB. 
Sesleria,     Aehr- 
chen mit  stachel- 
spitzigen   Deck- 
spelzen. 


c)  Mit  3   Hüllspelzen    (wie    in    Fig.   375    unten 
links), 
aa.  Die    obere  Hüllspelze  ist  die  k-iirzere:   7. 

Bartgräser, 
bb.  Die   obere   Hüllspelze  ist  die  lämjere:  8. 
Hirsegräser. 
A)  Mit  4  Hüllspelzen:  9.  Glanzgräser. 
2.  Aehrchen  mit  u-migstnis  2  Blüten  (also  wenig- 
stens 6  Staubgefässe)  -).   Deckspelzen  mit  1  oder  mehr 
Stachelspitzen,  Fig.  359  B. 

a)  Narben    fadenföniiiij ,    oben    austretend:     lü. 
Seslerien. 


')  Nur  Mariengras,  Hierochloa,  zu  den  Glanzgräsern 
gehörig,  hat  3  Blüten,  s.  unten. 

^)  Hier  würde  man  auch  auf  Mariengras,  Hierochloa, 
stossen,  das  zur  vorigen  Unterfamilie  gehört,  es  ist  dann 
daran  zu  erkennen,  dass  es  .'i  Blüten  hat,  von  denen  die 
beiden  unteren  nur  je  3  Staubgefässe,  die  obere  dagegen 
1  Stempel  und  2  Staubgefässe  hat. 


Fig.  360. 


b)  Narben  feder-  oder  pinselförmig,  seitlich  aus- 
tretend. 

K.  Spindel  desAehrchensöc- 
//«(o-/ (später  länger),  Fig. 
360 :    11.  Rohrgräser. 
ß.  Spindel  kuhl. 
■■■  Hüllspelzen   kurz,    nur 
den    unteren    Teil    des 
Aehrchens    bedeckend 
(Fig.388):12.Schwin- 
gelgräser. 
"'"  Hüllspelzen  lang,  fast  das  ganze  Aehrchen 
umfassend   (z.  B.  wie   in   Fig.  397) :   13. 
Hafergräser. 
II.  Aehrchen  in  eine  einzige  ausgesprochene  Aehre 
geordnet  (Fig.  406). 

1.  Mit  2  Griffeln    und    2  fed erförmigen   Narben: 

14.  Gerstengräser. 

2.  Mit   1    Griffel    und    1  fadenfönnigen   Narbe: 

15.  Nardengräser. 

1.  Unterfam.  Maisgräser,  Zeaceen. 
41.  Mais,  Zeil  mays  L.    Taf.  17,  1. 

Einzige  Gattung  und  Art.  Ein  grosses  rohr- 
artiges Gras,  dessen  untere  Stengelglieder  starke 
Luftwurzeln  bilden,  um  den  starken  Halm  zu  stützen, 
in  der  Erde  werden  sie  zu  gewöhnlichen  Wurzeln. 
Die  breiten  Blätter  hängen  bogig  abwärts,  wodurch 
sie  gegen  Windstösse  geschützt  sind.  Die  männ- 
lichen Aehrchen  stehen  oben  in  Rispen  ohne  be- 
sondere Hülle,  Fig.  361,  und  vergehen  bald,  da- 
gegen haben  die  unten 
stehenden,  einen  Kol- 
ben bildenden  weib- 
lichen Blüten  eine  Hülle 
aus  Blattscheiden  zum 
Schutz  der  reifenden 
Frucht,  die  Narben  hän- 
gen, um  den  Blüten- 
staub aufzufangen,  sehr 
lang  herab.  In  allen 
wärmeren  Erdgegenden 
zur  Gewinnung  von 
Mehl  kultiviert.  Die 
Italiener  bereiten  aus 
demselben  ihre  „Polen- 
ta" ;  mit  Roggen-  und 
Weizenmehl  zusammen 
wird  es  auch  zu  Brot  ge- 
backen. Der  bei  uns  nicht  reifende  Pferdezahn 
wird  als  Grünfutter  benutzt;  auch  die  jungen  Pflanzen 
liefern  ein  gutes  Grünfutter.  Das  Vaterland  vom 
Mais  ist  Südamerika.  ©,  bis  2  m  hoch.  Juni  bis 
August. 


Fig.  361.  Zea  mays. 


80 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  362.  Oryza  dandestinn. 


2.  Unterfam.    Reisgräser,   Oryzeen. 

42.  Reisgras,  Oryza  claiidestiiia  A.  Br.    Fig.  362. 
Ein    Gras    mit    rauhen    Blättern    und    lockeren 

Rispen,   an  denen  bemerkenswert  ist,   dass  sie  die 

Scheiden  nur  bei  warmem 
Wetter     ganz      verlassen. 
Ferner    tritt    hier  der  bei 
Gräsern    seltene   Fall    ein, 
dass  sich  die  Blüten,  we- 
nigstens die  an  den  unteren 
Rispenästen,  nicht  öffnen, 
so   dass  Selbstbestäubung 
eintreten    muss.     Stellen- 
weise, an  Ufern  und  ande- 
ren nassen  Stellen.    2|,  bis 
60  cm  hoch.    Aug.,  Sept. 
Anm.      Taf.    15,    8 
zeigt  den  angebauten  Reis, 
O.  sativa  L.,   der  in  Süd- 
asien ,   auch  im  wärmeren 
Amerika,    sowie    in    Süd- 
amerika und  Aegypten  in 
sumpfigen  Flussniederungen  gezogen  wird  und  das 
Hauptnahrungsmittel    der   Ostasiaten    bildet;    auch 
macht  man  Arak   aus  dem  Reismehl   und   aus   dem 
Stroh  Strohpapier. 

3.  Unterfam.    Chlorideen. 

43.  Hundszalin,  Cj  nodon  dactylon  Pers.  Fig.  363. 
Kleines  kriechendes  Gras,  dessen  Rispenzweige 

fingerartig  gestellte  Aehren   sind.    Die  Deckspelzen 

sind  gross  und  werden 
hart,  zum  Schutz  der  Frucht. 
Dieses  bei  uns  auf  Sand- 
feldern seltene  Gras,  wird 
in  Ostindien  und  in  den 
Südstaaten  von  Nordame- 
rika sehr  als  Futtergras  ge- 
schätzt, weil  es  der  som- 
merlichen Dürre  widersteht 
und  dabei  doch  zart  bleibt. 
Die  Hindus  halten  es  heilig. 
'U-,  30  bis  50  cm  hoch. 
Juli,  Aug. 

4.  Unterfam.  Pfrie- 
mengräser, Stipaceen. 
44.  Pfriemengras,  Stipa. 

i.Deckspeize»..!         Das   gefaltete,   daher  borstenartig  erscheinende, 
kitiete'r'Tr^anne"  blaugrün    (von    Wachs)    bereifte    Blatt    deutet    auf 
Fig.  364.      trocknen    Standort  (dürre,    sonnige  Hügel) ;  die  un- 
teren Teile  der  Rispe  bleiben  zum  Schutz  von  der 
Blattscheide  umschlossen.    Die  Rispe  ist  lang,  aber 
armblütig,    die    knorpelige   Deckspelze  besitzt   eine 


Fig.  363.  Cynodun  dactylon. 


der 
un- 


sehr  lange  Granne,  welche  der  Verbreitung 
Frucht  dient.  —  Wenn  die  Granne  i/unz  kahl , 
regelmässig  geschlängelt : 
Haarförmiges  Pf  r.  Haar- 
gras, H.  capillata  L.,  Fig. 
364 ;  —  wenn  dagegen 
iihi'ii  fri/i'riij ,  nicht  ge- 
schlängelt: Federgras.St. 
pennäta  L. ,  bei  jenem 
wird  die  Frucht  durch 
Wind  und  vorüberstrei- 
fende Säugetiere  verbrei- 
tet, bei  diesem  bohrt  sie 
sich  in  den  Boden  ein. 
Beide  Gräser  sind  selten. 
2J.,  bis  60  cm  hoch,  das 
erstere  Juli,  Aug.,  das 
zweite  Mai,  Juni. 

Fig.  364.  Stipa  capillata. 


45.  AValdliirse,  Milium  affiisum  L.    Taf.  15,  3.    -'.     Deckspeize 

"/ij/e  Granne.  Taf. 

Auch  Flattergras.  Hohes  und  schlankes  15. 3. 
Gras  mit  „Bogenblättern"  (Schutz  gegen  Windstösse) 
und  lockerer  feinästiger  Rispe.  Im  Hochgebirge 
sind  die  Spelzen  oft  violett  gefärbt,  was  die  Um- 
setzung von  Licht  in  Wärme  fördern  soll.  In  Nord- 
und  Mitteleuropa  in  feuchten,  schattigen  Wäldern  ver- 
breitet, bei  uns  häufig.  2|.,  bisl' 3  mhoch.  Mai— Juli. 


5.  Unterfam.    Fuchsschwanzgräser, 
Alopekuroideen. 

46.  Zwerggras,  Chamagröstis  minima  Borkh. 
Fig.  365. 
Feines  (bis  6  cm  hohes)  Gras  mit  kurzen,  borsten- 
förmigen  Blättern  und  einfacher  violetter  Aehre.   Sehr 
selten  (Grossherzogtum 
Hessen),    an    sandigen 
Standorten.     © ,   März, 
April. 


1.  Aehrchen  sit- 
zenrt  in  Szeitiger 
Aehre.    Fig.  365. 


47. 


Lieschgras, 
Piileum. 


An  den  walzenför- 
migen rauhen  Rispen 
kenntliches  Gras,  dessen 
Hauptvertreter,  das  Ti- 
motheusgras,  eines  der 
besten  Futtergräser  (be- 
sonders für  Pferde),  sehr 
ergiebig  und  genüg- 
sam ist. 

1.  Hüllspelze  (jenidc  abgestutzt,  am  Grunde  der 
Deckspelze  kein  stielartiger  Fortsatz;  Timotheus- 
gras,  Ph.  pratense  L.,  Fig.  366.  -1,  bis  1  m  hoch. 
Juli,  .\ugust. 


2.  Aehrchen  ge- 
stielt, dicht  um 
d.  Spindel  herum 
sitzend.  Fig.  366, 
a.  Hüllspelzen 
starheUpitzig ,  am 
Grund  nicht  rer- 
irarhseii ,  Deck- 
spelze meist  tthiie 
(rffinne. 


Fig.  365. 
Chamagröstis  minima. 


5amiUc:  (5räfcr  (Gramineae). 


15 


Sig.  1.  Ru^gros,  Anthoxanthum  odoratum.    2.  rDielonfudisiditoana,  Alopecurus  pratensis^  3.  tDclMiir  e, 

MUium  effusum.    4.  Rolir,  Arundo  Phragmites.    5.  IDoniges  £)oniggras,  Holcus  lanatus.    6.  m*enbes  petlgras, 

Melica  nutans.    7.  öittergros,  Briza  media.    8.  (Bern.  Reis,  Oryza  sativa. 


IV.  Kreis:  Saiueapflaiizen,  Fhanerogaiiieii. 


!1 


b.  Hüllspelzen 
Hirfii  stachelspit- 
zig, am  Grunde 
vericachsen ,  die 
Deckspelze  mit 
Grnnne.  Fig.  367. 


2.  Hüllspelze  si-hh-f  abgestutzt,  am  Grunde  der 
Deckspelze  ein  stielartiger  Fortsatz;  —  wenn  dann  die 

Hüllspelzen  /(mzcttl/rh  und 
oben  ((iifyehJasi-n:  Böhmers 
L.,  Ph.  Boehmt^ri  Wib. 
'4,  Juli,  Aug.;  —  wenn 
dagegen  die  Hüllspelzen 
l.ciJföriiiiy,  iiiclif  aufgebla- 
sen: rauhes  L.,  Ph.  äspe- 
rum  Vill.  0,  Mai  bis  Juli. 
Die  beiden  letzteren  Gräser 
sind  selten ,  an  trocknen 
Standorten. 

48.  Fuchsschwanz, 
Alopecürus. 

Den  Lieschgräsern  ähn- 
liche  Gräser,    jedoch    mit 
weicheren,  weniger  langen, 
in  der  Mitte  etwas  dickeren 
Blütenständen.  Der  Wiesen- 
fuchsschwanz ist  eines  un- 
serer besten  Futtergräser,  das  von  Pferd  und  Rind 
gern    gefressen    und   viel  angebaut   wird,    auch   für 
Rasenplätze. 

a)  Oberste  Blattscheide  sr/i/anrk/;/  aufgehlaseii: 
Schlauch-F.,  A.  utriculätus  Pers. ,  aufwiesen  des 
oberen  Moselgebiets.     ©,  15  cm  hoch.    Mai,  Juni. 


Fig.  .iee. 

Phleuni  pratense. 


Fig.  367. 
Mopecurus  agresUs. 


Fig.  368. 
Alopecürus   geniculatus. 


A.  pratensis  L.  Tat.  15,  2,  auf  feuchten 
Wiesen ;  —  wenn  b/aidic/i,  mit  langen 
Ausläufern :  Rohr-F. ,  A.  arundinäceus 
Poiret,  Salzwiesen,  jener  überall,  dieser 
selten,  beide  % .  Mai,  Juni. 
2.  Halm  iiicdriij,  am  Grunde  i/'-foi/c/',  Fig.  368, 
—  wenn  dann  die  Granne  lii)i<ier  ist  als 
die  Deckspelze:  geknieter  F.,  A.  geni- 
culatus L.,  Fig.  368,  —  wenn  dagegen 
kürzer:  gelber  F.,  A.  fulvus  Sm.,  beide 
häufig  auf  nassen  Wiesen,  2|,  bis  45  cm 
hoch.     Mai— Aug. 

6.  Unterfam.    Windhalmgräser, 
Agrostideen. 

49.  Straussgras,  Agröstis.  Ji^nde^^J'":: 

Zum  Teil  ansehnliche  Gräser,  manche  Arten  ver-    *'"!^" '"'''^f[-„ 

a.    Obere  null- 
breiten  und  vermehren  sich   durch  kriechende  Aus-  speize  a-ivâ„¢,-  als 
läufer,   sie  haben   schöne,    zarte  und  ausgebreitete     ^le  untere. 
Rispen.    Abgesehen  vom  Anschwellen  der  Schüpp- 
chen spreizt  sich  auch  noch  das  Aehrchenstielchen, 
um  die  Blüte  dem  Wind  zu 
eröffnen.    Manche    Arten 
sind   als  Futtergräser  des- 
halb wichtig,  weil  sie  auch 
auf    schlechtem,    torfigem 
Boden    gedeihen    (Fiorin- 
gras). 

1.  Blatt  bdrstinfijniiiy, 
Fig.  369:  Hunds-Str.,  A. 
canina  L.,  Fig.  369,  häufig 
auf  Moorwiesen,  21,  bis 
60  cm  hoch.     Juli. 

2.  Blatt  p<i'-li,  —  wenn 
dann     das     Blatthäutchen 
kurz  und  iji'^^iHtst  ist:  ge- 
meines Str. ,   A.   vulgaris 
With. ;  —  wenn  dagegen 
liiiiijUi-h  und  xiiit.::  weis- 
ses Str.,  Fioriiigras,  A. 
alba  L.,  beide  häufig,    4, 
bis  1  m  hoch.  Mai,  Juni. 


Fig.  369.  Agrostis  canina. 


b)  Oberste  Blattscheide  andi-rrf. 

*  Hüllspelzen  luhl,  am  Stiel  schwach  gewim- 
pert,   Fig.  367:   Acker-F.,   A.   agrestis  L., 
selten,  auf  Aeckern.     0,  bis  45  cm.     Mai, 
Juni. 
**  Hüllspelzen  fM«'"'':/'  Fig.  368. 

1.  Halm  aufrecht,   bis  1  m  hoch,    —  wenn 
dann  grün,   ohne  Ausläufer:   Wiesen-F., 

Hoff  mann -Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


50.  Wiiidlialiu,   Apöra. 

Fig.  370. 

Den  vorigen  ähn- 
liche, ansehnliche  Gräser, 
Eröffnung  der  Blüte  wie 
beim  vorigen;  —  wenn 
dann  die  Rispe  n-cit  uit^- 
i/cbrr/ttt  ist,  Fig.  370: 
gemeiner  W. ,  A.  spica 
venti  P.  B. ,  Fig.  370; 
—  wenn  dagegen  sc/dih/I 


b.    Obere    HUIl- 

spelze  länger  als 

die  untere.    Fig. 

.370. 


Fig.  37Ü.  Apera  spica  venti. 
11 


82 


Die  Pflanzenweit. 


zusammengezogen:  unterbrochener  W.,  A.  interri'ipta 
P.  B.,  beide  auf  Aecker.  G' ,  Juni,  Juli,  jenes  ein 
häufiges  und  lästiges  Unkraut,  besonders  auf  san- 
digem Boden,  bis  1  ni  hoch,  dieses  selten,  bis 
60  cm  hoch. 

2.Deckspeizeam        51.  Strandhafer,  Aninu)i)liila  arenaria  Lk. 

Grunde  Inng  he-  p.        ,,y. 

hmirt.      Fig.    .371  t"'S-    •^'  ^■ 

a.  ""Hüilfpeizen         D^r  Wurzelstock  kriecht  ausläuferartig  weithin 
„•eilig  hmger  als  und  trägt  so  zur  Verbreitung  bei ,  gleichzeitig   be- 
wirkt  er    Festigung  des 


die  Deckspelzen 
Fig.  371. 


b.      Hüllspelzen 
(IfiitUch        h'tngei- 
als     die     Deck- 
spelzen. 


Sandbodens  der  Dünen, 
auf  denen  dieses  Gras 
wächst  und  daher  auch 
angepflanzt  wird.  Die 
schmalen,  aufrechten, 
graugrünen  und  am  Rand 
eingerollten  Blätter  deu- 
ten auf  den  sehr  trock- 
nen Standort.  Die  Rispe 
ist  gedrungen ,  walzig. 
Eine  aus  oben  genann- 
tem Grunde  für  die  Kü- 
stenbildung hochwichtige 
Pflanze.  % ,  bis  1  m 
hoch.    Juli,  Aug. 

Anm.  A.  bältica, 
bei  der  die  Haare  der 
Deckspelze  halb  so  lang 
sind  wie  diese  (bei  A.  arenaria  V:i)  und  die  Rispe 
lanzettlichen  Umriss  hat,  ist  wohl  nur  ein  Bastard, 
ebenda,  seltener. 

52.  Schilf,  Oalamaj<r(»stis. 

Auch  Reitgras.  Kräftige  Gräser  mit  langen 
Ausläufern  und  an  ihnen  Sprosse  zur  Verbreitung 
und    vegetativen    Vermehrung.      Dabei    haben    die 


Fig.  371.  Ainmophila  arenaria. 


Fig.  372. 
Calamagrostis  arundinacea. 


Fig.  373. 
Calamagrostis  lanceolata. 


Spitzen  dieser  Ausläufer  feste  Schuppen  zum  Durch- 
bohren der  Erde  und  zum  Schutz  der  Knospe. 
Manche  Arten  haben  ausgesprochene  Bogenblätter 
zum  Schutz  gegen  Windstösse.  Die  Stielchen 
der  Aehrchen  spreizen  sich  auch  hier,  um  die 
Blüte  für  den  Wind  zu  öffnen.  Die  Rispen  sind 
etwas  zusammengezogen.  Die  Haare  der  Deck- 
spelzen dienen  der  Frucht  später  als  Flugorgan. 

1.  Achse  des  Aehrchens  stMart/g  rerlängert. 

a.  Rispe  fi'hr  .^rhuKd  und  iJii-lit,  Granne  gerade: 
vernachlässigtes  Seh.,  L.  neglecta  Fr. ,  sel- 
ten, in  feuchten  Wäldern.  '^1,  bis  1  m  hoch. 
Juni,  Juli. 

b.  Rispe  iiiiKgehreitet ,  Granne  gekniet.  Wenn 
dann  die  Deckspelze  4  mal  so  lang  wie  die 
Haare:  Wald-Sch.,  C.  arundinacea  Roth,  in 
Wäldern.  1| ,  bis  1  \'.i  m  hoch.  Juli,  Aug. ;  —  wenn 
dagegen  die  Deckspelze  Iwehstms  \  so  lang 
wie  die  Haare:  Berg-Sch.,  C.  montäna  Host, 
selten,  in  Bergwäldern.  2|,  bis  1  m  hoch. 
Juli,  Aug. 

2.  Achse    des  Aehrchens    n/c/it   stielartig    ver- 
längert. 

a.  Die  Granne  tritt  ans  der  Spitze  der  Deck- 
spelze hervor,  Fig.  373  links,  —  wenn  dann 
die  Granne  kürzer  als  die  halbe  Deckspelze : 
lanzettliches  Seh.,  C.  lanceolata  Roth,  Fig. 
373;  —  wenn  dagegen  wenigstens  haUi  so 
lang  wie  die  Deckspelze:  Küsten-Sch.,  C. 
litörea  DC,  beide  selten,  besonders  das  letz- 
tere, jenes  in  feuchten  Wäldern  und  Wiesen, 
dieses  an  Kiesufern,  beide  2j. ,  1  m  hoch- 
Juli,  Aug. 

b.  Die  Granne  tritt  aus  der  Büekeiuniite  der 
Deckspelze  heraus,  —  wenn  dann  die  Rispe 
sehl<(f]  abstellend:  Hallers-Sch.,  C.  Halleriäna 
DC;  ---  wenn  dagegen  straf  aufrceht: 
Land-Sch.,  C.  epigeios  Roth,  jenes  auf  san- 
digen Waldplätzen  im  Gebirge,  selten,  dieses 
an  Ufern  zerstreut.  2|,  1  m  und  höher.  Juli, 
August. 

7.  Unterfam.  Bartgräser,  Andropogon  een. 
Nur  1  Gattung  mit  1  deutschen  Art. 

53.  Bartgras,  Andropcigou  iscliaeinon  L. 

Fig.  374. 
Kenntlich  an  den  fingerförmig  zusammengestell- 
ten Rispenästen  (ähnlich  wie  beim  Hundszahn,  aber 
mit  3  statt  2  Hüllspelzen).  Die  Blätter  sind  dem 
trocknen  Standort  (Gips-  und  Kalkhügel)  entspre- 
chend rinnig,  blaugrün  und  behaart.  Dieses  Gras 
gehört  zu  den  wenigen,  welche  neben  Zwitterblüten 
noch  reine  Staubbeutelblüten  besitzt.  Die  Frucht 
hat   eine   lange,    schraubige   und   knieförmig  gebo- 


fV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerögafneit. 


83 


l.Am  Grunde  des 

Aehrchens  mit 

Borsten.  Fig.  375. 


gene,  sehr  hygroskopische  Granne,  die  sich  aus  den 
Hüllspelzen  herausdreht.  Stellenweise  häufig.  2|,  bis 
60  cm  hoch.    Juli — Sept. 

8.  Unterfam.    Hirsegräser,  Paniceen. 
54.  Borstengras,  Setäria. 
Diese  Gräser  gelten  als  Humusbewohner,  z.  T. 
auf    trocknem    Standort,    dann    borstenförmig    ein- 
gerollte oder  blaugrüne  Blätter.   Die  Borsten  an  den 


Fig.:374. 
Andropogon  ischaemon. 


Fig.  375. 
Setaria  verticillata. 


2.     Am    Grunde 

des      Aehrchens 

kehie       Borsten. 

Fig.  376. 


Aehrchen  haben  Widerhaken  und  damit  heften  sich 
die  ganzen  Rispen  im  reifen  Zustand  an  vorüber- 
streifende Säugetiere  (zur  Verbreitung).  Alle  ©, 
ca.  50  cm.     Juli— Sept. 

a)  Borsten  mit  tthirärix  gerichteten  Zähnen  (also 
Rispe  aufwärts  gestrichen  rauh,  Fig.  375:  quirliges 
B.,  S.  verticillata  P.  B.,  Fig.  375,  selten. 

b)  Borsten  mit  i/i/firiirtx  gerichteten  Zähnen 
(also  Rispe  abwärts  gestrichen  rauh),  —  wenn  dann 
die  Borsten  i/riiii :  grünes  B. ,  S.  viridis  P.  B. ;  — 
wenn  dagegen  nithraim,  Blätter  blaugrün :  blaugrünes 
B.,  S.  glauca  P.  B.,  beide  häufig. 

55.  Hirse,  Pänicuiii. 

Auch  hier  kommen  fingerförmige  Rispen  vor. 
Alle  ©,  Juli,  August. 

a)  Aehrchen  in  schmalen  fingerartigen  Adiren, 
Fig.  376,  —  wenn  dann  Blatt  und  Scheide  hdü. 
sowie  nur  3 — 4  Aehrchen  vorhanden:  kahle  H., 
P.  glabrum  Gaud. ,  Fig.  376;  —  wenn  dagegen  h^- 
haart  und  4  —  7  Aehrchen,  rot  angelaufen:  Blut-H., 
P.  sanguinäle  L.,  Fig.  377,  beide  stellenweise.  Von 
der  letzteren  liefern  die  Früchte  Mannagrütze. 

b)  Aehrchen  in  R/sjioi ,  Tai.  17,  10,  —  wenn 
dann  einseifsirendig  und  dtmkelyrün:  Hühner-H. ,  P. 
crus  galli  L.,  —  wenn  ausgebreitet  überhängend,  liell- 


(jriin,   Taf.  17,    10:   Hirse,    P.  miliäceum   L. ,    an- 
gepflanzt, beide  bis  1  m  hoch- 


Fig.  376. 
Panicum  glabrum. 


Fig.  377. 
Panicum  sanguinäle. 


Phalarideen. 


9.  Unterfam.    Glanzgräser 

56.  Rucli§^ras,  Anthoxünthiim  odorätum  L. 

Taf  15.  1. 
Dieses  hübsche  schlanke  Gras  von  30 — 60  cm 
Höhe  zeichnet  sich  durch  denselben  Geruch  aus  wie 
Waldmeister,  hervorgerufen  durch  Kumarin,  weshalb 
man  es  auch  zu  Bowle  verwenden  kann,  manchen 
Tieren  aber  ist  dieser  Geruch  offenbar  unangenehm, 
weshalb  er  ein  Schutzmittel  gegen  Tierfrass  ist.  Die 
Rispe  ist  ährenartig  zusammengezogen,  die  Blüten 
spreizen  aber  zur  Blütezeit  sehr  stark  auseinander, 
um  dem  Wind  Zutritt  zu  lassen.  Die  Blüte  hat  im 
Gegensatz  zu  den  anderen  Gräsern  nur  2  Staub- 
gefässe,  Fig.  378,  und  obendrein  ist 
bemerkenswert,  dass  neben  den  ge- 
wöhnlichen Zwitterblüten  auch  reine 
Staubgefässblüten  vorkommen.  Es 
ist  ein  auf  Wiesen  und  Triften  häufiges 
vorzügliches  Futtergras,  das  vor  ande- 
ren Gräsern  dem  Heu  seinen  würzigen 
Geruch  verleiht.     %,  Juni,  Juli. 


1.  Mii    1   staub- 
gefässen,    Gran- 
nen   vorhanden. 
Fig.  378. 


Fig.  378. 

.\nthoxanthum 

odorätum.  .\ehr- 

chen. 


2.  Mit   S   Staub- 

gefässen. 

a.   3blütig,  z.  T. 

mit  Grannen. 


57.  3Iarieiigras,  Hieröchloa 
odoräta  Wahlnbg. 
Dieses  Gras  duftet   ebenso  wie 
das    vorige    nach   Kumarin    und    ist 
dadurch  vor  Tierfrass  geschützt.     Ein  seltenes  Gras 
der  Gebirgswiesen.   21.,  bis  60  cm  hoch.    Mai,  Juni. 

58.  Ulanzffras,  Phälaris  arundinäcea  L.  Fig.  379.  ^^  '"lütig,  ohn, 

^         '  ="  Grannen.       Fig. 

Ein  schilfartiges  Gras,  bis  2  m  hoch  werdend, 
an  Ufern.  Es  bildet  lange  Ausläufer  mit  Ablegern 
zur  Verbreitung  und  vegetativen  Vermehrung,  es  ist 
eine  „amphibische"  Pflanze,  die  sich  dem  Leben 
auf  dem  Lande  und  im  Wasser  angepasst  hat,  also 


84 


Die  Pflanzenwelt. 


Ueberschwemmungen  verträgt.  Bemerkenswert  sind 
Rinnen  an  der  Abbiegung  der  Spreite,  durch  welche 
Regenwasser  abgeleitet  wird.  Halm  und  Blätter  sind 
sehr  glatt  und  die  Blattflächen  drehen  sich  im  Winde, 
wodurch    die  Wirkung   von    dessen   Stössen    abge- 


Fig.  379. 
Phalaris  arundinacea. 


Fig.  380. 
Phalaris  canariensis. 


schwächt  wird.    Ein  überall  häufiges  Gras.    2j.,  Mai 
bis  Juli. 

Anm.  In  Gärten  zieht  man  das  nahverwandte 
Bandgras  mit  weiss  und  grün  gestreiften  Blättern. 
Ferner  gehört  hierhin  das  Kanariengras,  Ph.  cana- 
riensis L.,|  Fig.  380,  mit  eirunden  Rispenähren  und  auf 
dem  Rücken  geflügelten  Hüllspelzen,  das  als  Futter 
für  Ziervögel  (Kanariensamen)  angebaut  wird. 

10.  Unterfam.  Seslerien. 
59.  Blauffras,  Sesleria  coerülea  Ard. 
Ein  Gras  mit  vielen  Ausläufern  und  Ablegern, 
das  sich  dadurch  ringförmig  verbreitet.  Das  Blatt 
ist  oft  bei  trocknem  Standort  gefaltet.  Die  Deck- 
spelzen haben  3-5  Stachelspitzen  (Fig.  359  b).  Neben 
Zwitterblüten  kommen  auch  reine  Staubgefässblüten 
vor,  und  die  Narben  werden  zuerst  reif,  wodurch 
Fremdbestäubung  gesichert  wird.  Ein  selteneres,  blau 
angelaufenes  Gras,  auf  Kalkhügeln  und  Bergweiden. 
2).,  bis  30  cm  hoch.     März,  April. 

11.  Unterfam.  Roh  rgräser,  Arundineen. 
60.  Rohr,  Ari'iiido  Phragiiiites  L.  Taf.  15,  4. 
Eines  unserer  höchsten  und  stattlichsten  Gräser, 
bis  3  m  hoch,  das  mit  langen  Ausläufern  an  nassen 
Standorten  kriecht  und  sich  der  Lebensweise  auf 
dem  Land  und  im  Wasser  angepasst  hat.  Auch  bei 
ihm  finden  sich  an  der  Abbiegungsstelle  der  Blatt- 
spreite neben  dem  Blatthäutchen  Rinnen  zur  Ab- 
leitung  von    Regenwasser.     Die    glatte    Oberfläche 


der  Oberfläche  des  Halms  und  der  Innenfläche  der 
Blattscheide  erlaubt  eine  ausgiebige  Drehung  des 
Blattes  als  Schutz  gegen  Windstösse.  Die  Rispen 
sind  gross  und  büschelig,  die  Aehrchen  haben  unten 
männliche  oder  geschlechtslose  Blüten.  Sehr  be- 
merkenswert ist  nun  aber  folgendes:  dort,  wo  die 
männlichen,  also  unfruchtbaren,  Blüten  sitzen,  ist  der 
Aehrchenstiel  nackt,  dort  wo  die  Zwitterblüten  sitzen, 
stark  seidenartig  behaart,  Fig.  356.  Die  Haare 
wachsen  während  der  Fruchtreife  weiter  und  bilden  für 
die  Frucht  ein  sehr  wirksames  Flugorgan  (Federball) 
für  die  Verbreitung  durch  den  Wind.  Ein  überall 
an  nassen  Orten  häufiges  Gras,  dessen  rohrartige 
Halme  man  vielfach  benützt  (zu  Weberspulen ,  Kla- 
rinetten-Mundstückblättern, zum  Dachdecken  u.s.  w.). 
Im  Haushalt  der  Natur  sehr  wichtig  für  Torfbildung. 
%,  Juli,  August. 

Anm.  Nahe  verwandt  ist  das  Pfeilrohr  oder 
spanische  Rohr,  A.  doiiax  L.,  in  den  Sümpfen  Süd- 
europas, sowie  das  Pampasrohr  Südamerikas,  das 
seiner  riesigen  Rispe  wegen  als  Zierpflanze  ge- 
zogen wird. 

12.  Unterfam.    Schwingelgräser,  Festu- 
ca  c  een. 

Eine  sehr  umfangreiche  Unterfamilie  mit  vielen 
Wiesengräsern.  Die  Bestimmung  der  Gattungen  er- 
folgt hier  nach  besonderer  Tabelle: 

I.  Deckspelzen  am  Grunde  biti«-hi(i-liiTztoriiii(i, 
Taf.  15,  7:  61.  Zittergras. 

II.  Deckspelzen  anders,  nicht  hauchiij. 

1.  An  jedem  Rispenzweig  ein  hinuiifönnn/es 
Gebilde,  Fig.  381:  62.  Kammgras. 

2.  Ohne  solch  ein  Gebilde. 

a.  Die   .sW/r  li-urzgextieUen  Aehrchen   in   zweizeiligen 
Aehren,  Fig.  382:  63.  Zwenke. 

b.  Aehrchen  (jes/i,lt ,  meist  in  deutlichen  Bisjien. 
O  Deckspelzen  am  Rücken  dhi/rrnndet. 

aa.  Blattscheiden  geschlossen. 

â– â– â– â–   Deckspelze  mit  Spitze  und  Granne,  z.  B. 
Fig.  385:  64.  Trespe. 
■>/■»  Deckspelze  <ihne  Spitze  und  Granne,  z.  B. 
Fig.  387  unten  links,  -    wenn  dann  das 
Aehrchen  2—3  blutig  und  die  Rispenspindel 
rundlich:  65.   Quellgras;    —    wenn    da- 
gegen 1—12  blutig  und  die  Spindel  3  h(ntiij : 
66.  Schwaden. 
bb.  Blattscheiden  offen,  —  wenn  dann  Aehrchen 
sehr  klein,   mit  keulenförmigem  Blütenrudi- 
ment,   Halm    oben    knoten-    und    lituttlos: 
67.  Pfeifengras;   ~   wenn   dagegen  Aehr- 
chen grösser,  ohne  Blütenrudiment  und  Halm 
Ijctilätfert :  68.  Schwingelgras. 
oo  Deckspelze  am  Rücken  gekielt. 


atnilic:  (Bräfcr  (Gramineae). 


16 


5ig.  1.  ®em.  RiJpengras,  Poa  trivialis.    2.  ©röfeter  SdjtBabeti,  Glyceria  spectabilis.    3.  Knäuelgras,  Dactylis 

glomerata.    4.  Kammgras,  Cynosurus  cristatus.    5.  IDieien=SdirDingcIgras ,   Festuca  elatior.    6.  tDeidje  n;reipe, 

Bromus  mollis.    7.  (Engliidies  Ratigras,  Loliiim  perenne. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


85 


aa    Deckspelze  mit  Spitze  oder  Granne,  —  wenn 
dann  Blattscheide  oflen   und  Spindel   rund ; 

69.  Koelerie;     —     wenn    dagegen    Blatt- 
scheiden  (/rsrhJnnsi'ji    und   Spindel    3 kantig: 

70.  Knäuelgras. 

bb.  Deckspelze    (ihm    Spitze    und    Granne.    — 

■    Die  Frucht  fällt  mit  Spimhlstikken  ah,  — 

wenn    dann     die    Rispe    sweizeilii/-fihr/</: 

72.  Hartgras;  —  wenn  dagegen  die  Rispe 
verlängert  und  nicht  ährig:  71.  Rispengras. 

■■■  •■  Die    Frucht     fällt    für     sich     allein     ab : 

73.  Liebesgras. 

61.  Zittergras,  Briza  media  L.  Taf.  15,  7. 
Ein  allbekanntes  zierliches  Gras  mit  sehr  lockerer, 
aufrechter,  ausgebreiteter  Rispe  und  kurzen  breiten 
Aehrchen,  die  an  langen  dünnen  Aesten  hängen 
und  sich  daher  (für  die  Windbestäubung)  leicht  be- 
wegen. Die  bauchigen  leichten  Spelzen  stellen  einen 
Windfang  dar  für  die  Verbreitung  der  Früchte  durch 
den  Wind.  Im  Hochgebirge  sind  die  Spelzen  oft 
violett  behufs  Umsetzung  von  Licht  in  Wärme.  Auf 
Wiesen  und  Weiden  überall,  in  ganz  Europa,  ausser 

im  hohen  Norden.    '4,  bis  50  cm  hoch. 

Juni,  Juli. 

62.  Kammgras,  Cynosürus 

cristätus  L.  Taf.  16,  4. 
Dünnes  Gras  mit  zumeist  grund- 
ständigen, schmalen  Blättern  und  halb 
walzenförmigen    einseitswendigen  Ris- 
pen.   Häufiges  Gras,  in  ganz  Europa, 
ausser  dem  hohen  Norden,  auf  trock- 
nen Bergwiesen  und  an  Wegen.    U,  bis  60  cm  hoch. 
Juni,  Juli. 

63.  Zwenke,  Brachypödium. 

Hohe  Gräser,  deren 
Deckspelze     am    Rande 


Fig.  381. 
Cynosurus  cri- 
stätus, kamm- 
förmiges  Deck- 
blatt. 


kammförmig  borstig  ist.  Futtergräser,  die  gefiederte 
Zw.  kann  wegen  ihrer  Ausläufer  auch  zur  Festigung 
des  Sandbodens  dienen.     U,  1   m.     Juni — Sept. 

Wenn  das  Blatt  sr/i/uff'  und  die  Granne  läiH/er 
als  die  Deckspelze  ist,  Fig,  382:  Wald-Z.,  B.  sil- 
väticum  Beauv.,  in  lichten  Wäldern,  —  wenn  da- 
gegen das  Blatt  sfrif  und  die  Granne  so  hniij  oder 
kürzer  als  die  Deckspelze  ist,  Fig.  383 :  gefiederte 
Z. ,  B.  pinnätum  Beauv .  auf  Hügeln ,  an  Waldrän- 
dern, beide  stellenweise. 

64.  Tre.spe,  Broinus. 

Ansehnliche  (11  deutsche  Arten)  Gattung  mit 
kräftigen  Gräsern,  vieiblütigen  grossen  Aehren  und 


Fig.  382.  Fig.  383. 

Brnchypodium  silvaticum.  Brachypödium  pinn.iluni. 


Fig.  384.  Bromus  sterilis. 


Fig.  .38.5.  Bromus  asper. 


verzweigten   Rispen.    Bemerkenswert  ist,   dass   die 
Narben  unter  dem  Gipfel  der  Vorderseite  des  Frucht- 
knotens  eingefügt    sind    (beim  Schwingelgras    auf 
dem  Gipfel), 
a)  Untere  Hüllspelze  si/ln-  klein,  obere  mit  3  Nerven. 

1.  Aehrchen  nach  oben  hriter,  Vorspelze  am 
Rande  steif  gewimpert,  —  wenn  dann  Rispe 
und  Halm  kuhl  und  Granne  länger  als  die 
Deckspelzen:  unfruchtbare  Tr.,  B.  sterilis  L., 
(bis  60  cm)  Fig.  384;  —  wenn  dagegen  Rispe 
und  Halm  oben  fl<(iiitii<i  und  Granne  ■•-■'(  Icükj  wie 
die  Deckspelze;  Mauer-Tr. ,  B.  tectörum  L. 
(bis  30  cm).  Beide  überall  an  Wegen  und 
Mauern.     ©,  Mai— August. 

2.  Aehrchen  nach  oben  nr/uiiKlrr,  Vorspelze  am 
Rand  kurz  ireich-gewimpert. 

â– â– â–   Rispe  schlaff  iiii/i(/r?id,  Fig.  385,  und  Granne 
fast  so  lang  wie  die  Deckspelze:  rauhe  Tr., 
Br.  asper  Murr. ,  Fig.  385,  unten  haarig, 
bis  l'i  m. 


86 


Die  Pflanzenwelt. 


*■•■  Rispe  niifncht ,  Fig.  386,  —  wenn  dann 
Granne  h<ilb  so  luiuj  wie  die  Deckspelze, 
Blatt  st^hr  srhmal,  lanr/  behaart :  aufrechte 
Tr.,  Br.  erectus  Huds.,  Fig.  386,  -  wenn 
aber  Granne  ■•'dir  />'iirz  otler  ffhlt  und  Blatt 
fiach  und  kahl:  unbewehrte  Tr.,  Br.  iner- 
mis  Leyss;  Waldränder,  Ufer.  Beide  sel- 
ten. 4,  bis  90  cm.  Juni,  Juli, 
b)  Hüllspelzen  irenitisti'ns  fast  ijUich  <iriiss,  oben  mit 
5  oder  iiiflir  Nerven. 

1.  Blattscheiden  k-alil :  Roggen-Tr.,  B.  secalinus 
L. ,  überall  auf  Saatfeldern.  (? ,  bis  90  cm- 
Mai— Aug. 

2.  Blattscheiden  lichiKo-t. 

*  Die  beiden  Hüllspelzen  fast  (ileic/i  latnj,  — 
wenn  dann  die  Granne  .â– -â– ';  latir/  ist  wie  das 
Deckblatt:  Acker-Tr.,  Br.  arvensis  L. ;  — 
wenn  aber  /lalb  so  lau;/:  kurzährige  Tr., 
Br.  brachystächys  Hornung,  beide  S,  Juni, 
Juli.  An  Wegrändern  u.  s.  w.,  jenes  häufig 
und  bis  90  cm  hoch,  dieses  sehr  selten 
und  bis  50  cm  hoch. 
""  Untere  Hüllspelze  hhii/fi: 

O  Obere  Blattscheiden  nur  ku7-zhaar/r/ : 
Trauben-Tr.,  Br.  racemösus  L.,  selten 
auf  feuchten  Wiesen,  £■>,  bis  60  cm  hoch. 
Mai,  Juni. 
OO  Alle  Blattscheiden  weich  zottig,  —  weiin 
dann  die  Rispenäste  aufrecht  und  die 
Aehrchen  grün,  Taf.  16,  6:  weiche  Tr., 
Br.  mollis  L.,  Taf.  16,  6  &,  bis  45  cm ; 
—  wenn  aber  Rispenäste  abstehend  und 
Aehrchen  riolett :  ausgebreitete  Tr.,  Br. 
pätulus  M.  u.  K.,  fc,  bis  90  cm,  jene 
gemein  an  Wegrändern ,  dieses  sehr 
selten,  auf  Aekern. 


Fig.  .3Xfi.  Bromus  erectus. 


Fig.  .387.  Catabrosa  aquatica. 


Fig.  .388.  Glyceria  fluitans. 


65.  (Juellgras,  Catabrosa  aquatica  P.  B.  Fig.  387. 
Mit  weitkriechendem  Wurzelstock  zur  Verbrei- 
tung.   Die  Aehrchen   der  schlaffen  Traube  sind  oft 


violett  angelaufen.    In  Gewässern,  zerstreut.   ^1,  bis 
60  cm.     Juni,  Juli. 

66.  Sflnvadeii,  Glyceria. 

Auch  Süssgras.  Ausdauernde  Pflanzen  mit 
weithin  kriechendem  Wurzelstock,  der  zur  Verbrei- 
tungund  Vermehrung  oben- 
drein Ableger  bildet,  sie 
sind  amphibisch,  können 
also  auf  dem  Land  und 
im  Wasser  leben ,  wobei 
bemerkenswert  ist,  dass 
im  fliessenden  Wasser  Blät- 
ter und  Stengel  länger  wer- 
den. Die  Blatthälften  klap- 
pen sich  in  der  Sonne  zu- 
sammen ,  um  sich  gegen 
zu  starke  Wirkung  der- 
selben zu  schützen. 

1.  Rispe  mehr  oder  weni- 
ger vinseitswendig,  Fig. 
388,  —  wenn  das  Aehr- 
chen 7-11  blutig :  Man- 
nagras, G.  fluitans  R. 
Br.,  Fig.  388;  —  wenn 
aber   nur   i^  — Cblütig: 

entferntähriger  Schw.,  Gl.  remöta  Fr.  (bis  1  m)^ 
nur  in  Ostpreussen.  -  Jenes  ist  ein  stattliches 
(bis  1  m)  Gras  mit  violetten  Staubbeuteln,  über- 
all in  Gräben,  seine  geschrotenen  Körner  liefern 
die  Mannagrütze.    Mai — Juli. 

2.  Rispe  (/leirhfTirinig  imsgehreitcl .     Taf.   16,  2. 

a.  Deckspelze  mit  '>  schmichcn  Nerven :  ab- 
stehender Schw.,  Gl.  distans  Wahlbg.,  mit 
blaugrünen  Blättern  und  nur  am  Grunde  ge- 
schlossener Scheide  (alle  anderen  Arten  bis 
obenhin  geschlossen),  an  feuchten  Orten,  be- 
sonders Salzboden,  selten,  bis  60  cm  hoch. 
Mai,  Juni. 

b.  Deckspelzen  mit  7  stark-eii  Nerven ,  —  wenn 
dann  untere  Rispenäste  zi<  3-5  zusammen: 
gefaltetes  Schw.,  G.  plicata  Fr.  (bis  60  cm, 
Juni,  Juli,  selten  in  Gräben),  —  wenn  zu 
fielen  beisammen :  grösster  Schw.,  Viehgras, 
G.  spectäbilis  M.  et  K.,  Taf.  16,  2,  bis  2  m 
hoch,  Juli,  Aug.,  häufig,  an  Ufern. 

67.  Pfeifengras,  Molinia  coerülea  Moench. 
Auch  Schmiegen.  Ein  schlankes,  bis  1  m  hohes 
Gras,   dessen   Rispe   oft  violett  angelaufen   ist  zur 
Umsetzung    von    Licht    in   Wärme  (?).     %,  Aug.  u. 
Sept. 

68.  Schwingclgras,  Fcstuca 

Ansehnliche  Gattung.    Manche  Arten  leben  auf 
trocknem  Standort  und  zeigen  dann  niedrigen  Wuchs 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


87 


und  borstenförmige  Blätter ,  die  sich  mittags  ein- 
rollen ,  die  hohen  Arten  feuchterer  Orten  zeigen 
diese  Anpassung  nicht. 

A.  Deckspelzen  stumpf:  Starres  Schw. ,  F. 
rigida  Kth.,  sehr  zerstreut  (Aachen,  Eupen)  auf  trock- 
nen Grasplätzen.     (?,  Juni,  Juli. 

B.  Deckspelzen  spitz. 

a.  Rispenästchen  Ä-((///>/ (wdM< ;  Pflanze  "///»■  nicht 

blühende  Büschel,  —  wenn  dann  die  Rispe  hKjig 

nichrnd  und  der  Halm  bis 

zur  Rispe  mit  Blattsflicidcn: 

Mäuseschwanz-Schw. ,  F. 


Fig.  389.  Festuca  sciuroi'des. 


Fig.  390.  Fesliica  ovina. 


Myürus  Ehrh. ;  —  wenn  dagegen  die  Rispe  <iuf- 
recht  und  der  Halm  oben  nackt,  Fig.  389 :  Kamm- 
Schw.,  F.  sciuröides  Roth,  beide  selten  an  trock- 
nen Standorten.  (?,  bis  20  cm.  Mai— Aug. 
Rispenästchen  nii-ht  keiilii/,  Pflanze  mit  nicht 
blühenden  Büscheln. 

1.  Mit  bui:-.-ti)ifoj-mi(/iii  Blättern. 

■"  Alle  Blätter  borstenförmig  zusammengefal- 
tet :  Schaf-Schw. ,  F.  ovina  L. ,  Fig.  390, 
überall  auf  mageren  Triften.  %,  bis  60  cm 
hoch,  Mai,  Juni  (sehr  veränderlich).  Bestes 
Weidegras  für  Schafe,  auch  für  Rasenplätze. 
**  Nur  die  Wurzelblätter  borstlich,  die  oberen 
flach,  —  wenn  dann  ohne  Ausläufer  und 
Rispe  se/ildff:  verschiedenblättriges  Schw., 
F.  heteröphylla  Lani.;  -  wenn  dagegen  mit 
Ausläufern  und  Rispe  aufrerht :  rotes  Schw., 
F.  rubra  L.,  beide  nicht  selten,  2j.,  bis  60  cm 
hoch,  Juni,  Juli,  jenes  in  Wäldern ,  dieses 
auf  Wiesen  und  an  Waldrändern. 

2.  Nur  mit  fachen  Blättern. 

"'  Granne  lunij  und   oft  schlängelig  gebogen, 
Fig.  391:   Riesen-Schw. ,   F.  gigäntea  Vill, 
ziemlich    häufig,   in   Wäldern    imd    Hecken. 
%,  bis  1,80  m.    Juni,  Juli. 
■'•■*  Granne  />////  ndcr  knrz  stachelspitzig. 


O  Deckspelze  am  Grunde  mit  Haarhüschel : 
Nördliches  Schw.,  F.  boreälis  M.  u.  K., 
selten,  an  Flussufern  und  Seen.     2^,  bis 
r  5  m.     Juni,  Juli. 
OO  Deckspelzen  am  Grunde  Iculil. 

aa.  Blatthäutchen  lüiKjlich,  Fruchtknoten 
oben  liehaart :  Wald-Schw.,  F.  silvätica 
Vill,  selten,  in  Gebirgswäldern.  21, 
bis  90  cm  hoch.  Juni,  Juli, 
bb.  Blatthäutchen  sehr  kurz,  Fruchtknoten 
kahl,  —  wenn  dann  Rispe  eimeits- 
wendiij  zusammengezogen:  Wiesen- 
Schw.,  F.  elätior  L.,  Taf.  16,  5,  1  m 
hoch,  —  wenn  dagegen  Rispe  all- 
seitsircndiij  flatterig:  Rohr-Schw.,  F. 
arundinäcea  Schreb.,  bis  1,50  m.  Bei 
beiden  stehen  die  Rispenäste  zu  2, 
beim  Rohr-Schw.  alle  verzweigt  mit 
5—15  Aehrchen,  beim  Wiesen-Schw. 
eines  mit  1  ,  die  anderen  mit  3—4 
Aehrchen,  auf  feuchten  Wiesen.  2|, 
Juni  — Juli,  jenes  zerstreut,  dieses 
überall,  ist  eines  der  besten  Futter- 
gräser. 


Fig.  391.  Festuca  gigäntea. 


Fig.  .392.  Koeleria  cristata. 


69.  Koelerie,   Koeleria  cristata   Pers.     Fig.  392. 
Ein    Gras   mit  einem    Büschel   dichter,   flacher, 

gewimperter  Blätter  und  walzenförmiger  Aehren,  zer- 
streut, auf  trocknen  Weiden.  %,  bis  40  cm  hoch. 
Juli,  Aug. 

70.  Knäuelgras,  Däctylis  glomeräta  L.  Taf.  16,  3. 

Ein  ausgesprochenes  Horstgras,  d.  h.  der  Wurzel- 
stock hat  kurze  Ausläufer,  welche  Seitentriebe  bilden 
zur  vegetativen  Vermehrung.  Das  Gras  ist  an  seinen 
dichten,  in  Rispen  stehenden  Aehrenbüscheln  sofort 
wieder  zu   erkennen.     Eines  der  häufigsten  Gräser 


88 


Die  Pflanzenwelt. 


an  Wegen  und  auf  Wiesen  u.  s  w.,  wertvoll,  weil 
es  sehr  nahrhaft  ist  und  reichlich  Heu  liefert.  2j., 
bis  1  m  hoch.     Juni— Aug. 

71.  Rispengras,  Poa. 

Eine  sehr  grosse  Gattung,  deren  Arten  zumeist 
gute  Futtergräser  sind.  Ganz  besonders  das  Wie- 
sen-R.  zeigt  eine  ausserordentlich  starke  vegetative 
Vermehrung  durch  viele  und  lange  Ausläufer,  wes- 
halb es  ein  vorzügliches  Rasen-  und  Wiesengras  ist, 
obendrein  ist  es  eines  der  besten  Futtergräser.  Eine 
sehr  bemerkenswerte  biologische  Eigentümlichkeit 
zeigt  das  Alpen-R.  und  knollige  R. ,  indem 
sich  bei  ihnen  sehr  oft  die  Blüten  vegetativ  in 
Knospen  umwandeln,  die  als  Ableger  dienen.  Beim 
Alpen-R.  zeigen  die  kur- 
zen, starren  und  blau- grünen 
Blätter  den  trocknen  Stand- 
ort an. 


Fig.  393.  Poa  bulbosa. 


Fig.  3ü4.  Poa  compressa. 


■•■■■■'■  Deckspelzen  ohw'  Haarleisten,  -  wenn  dann 
III ii  rcrläiKjiTti'iii  spitzem  Blatthäutchen:  ge- 
meines R.,  P.  triviälis  L.,  Taf.  16,  1,  über- 
all sehr  häufig  auf  Wiesen.  2|,  bis  1  m 
hoch.  Juni,  Juli;  —  wenn  dagegen  ///// 
h-iirsciii  Blatthäutchen :  Sudeten-R. ,  P.  su- 
detica  Haenke,  selten  in  Wäldern,  sonst 
ebenso. 
2.  Deckspelze  dlmr  (hiitlirlii-  Nerven. 

â– ^  Halm  ,^N(7((/r/V//(/ zusammengepresst;  zusam- 
mengedrücktes R. ,  P.  compressa  L. ,  Fig. 
394,  überall.  Wiesen,  trockne  Orte,  21.;  bis 
Y^.  m  hoch.    Juni,  Juli. 

**  Halm  sf /eirund,  —  wenn  dann  mit  /{iiKj- 
I/chem  spitzem  Blatthäutchen :  unfruchtbares 
R.,  P. fertilis  Host ;  —  wenn  dagegen  *•(//;• 
kurz,  ijtsfiitzt :  Hain-R. ,  P.  nemorälis  L., 
jenes  selten  auf  feuchten  Wiesen,  dieses 
überall  häufig  in  Gebüschen,  auf  Mauern 
u.  s.  w.  Beide  2|,  bis  90  cm  hoch.  Juni, 
Juli. 

72.  Hartgras,  Sfleröchloa  dura  P.  B. 

Ein  niedriges  Gras,  das  hie  und  da  auf  trocknem 
Standort   vorkommt.     0,  bis  15  cm,   April  bis  Juli. 

73.  Liebesgras,  Kragr<)Stis  megastächya  Link. 
Ein  hier  und  da  von  Südeuropa  eingeschlepptes 
Gras,  dessen  Blätter  am  Rand  drüsig  gezähnt  sind, 
mit  am  oberen  Rande  langhaarigen  Blattscheiden 
und  kurzen  gedrungenen  Rispen.  Selten  auf  san- 
digen Aeckern  u.  s.  w.  ©,  bis  50  cm  hoch.  Aug. 
bis  Sept. 


A.  Untere  Rispenäste  zu  2  ocIit  vinzi-ln. 

1.  Halm   am  Grunde   hiollif/:  Knolliges  R. ,   P. 

bulbösa  L. ,  Fig.  393,  selten,  auf  trocknen 
Hügeln  und  Grasplätzen.  H,  bis  30  cm  hoch, 
Mai,  Juni. 

2.  Halm  /(/<•///  knollig,  —  wenn  dann  his  nh.n  h-- 
Iilätfirt  und  Deckspelzen  l.-uhl :  jähriges  R., 
P.  ännua  L,,  Fig.  382;  —  wenn  dagegen  nur 
unten  lnlilältcrf  und  Deckspelzen  mit  Ilaai-- 
/cisfeii:  Alpen-R.,  P.  alpina  L.,  dieses  2|.,  Mai 
und  Juni,  auf  Gebirgswiesen,  jenes  ©  und 
überall  an  Wegen ,  auf  Schutt  zwischen  Pfla- 
stersteinen u.  s.  w.,  bis  30  cm  hoch,  blüht  fast 
das  ganze  Jahr  hindurch. 

B.  Untere  Rispenäste  zu   '>. 

1.  Deckspelzen  mit  .'>  kräftn/in  Nerven. 

â– ^  Deckspelzen  /(///  Haurleixtcu :  Wiesen -R., 
P.  pratensis  L.,  überall  sehr  häufig,  Wiesen 
und  Gebüsche.  1|,  bis  90  cm  hoch.  Mai, 
Juni. 


13.  Unterfam.    Hafergräser,  Avenaceen. 
74.  Perlgras,  Jleliea.     Taf.  15,  6. 

Ziediche  Gräser  mit 
Bogenblättern  und  lo- 
ckern, meist  einseitswen- 
digen  Rispen.  Die  gran- 
nenlosen Deckspelzen 
sind  bauchig  und  beim 
gewimperten  P.  mit 
Haaren  besetzt,  die  sich 
nach  dem  Verblühen  noch 
vedängern  und  der  Ver- 
breitung der  Frucht  durch 
den  Wind  dienen. 

a)  Rispe  (ikrcuurti)/, 
Deckspelze  lifiurii/:  ge- 
wimpertes  P.,  M.  ciliata 
L.,  zerstreut,  auf  felsigen 
Gehängen.    2i,  bis  l'L  m. 

^  ^  Fig.  395. 

Mai.   Juni.  Melica  uniflora. 


1.        Deckspelze 
ohne  Granne, 
a.  Deckspelze 

iiirht      (fespaUett. 

Fig.     395     oben 
links. 


5amiUc:  (Bräjcr  (Gramineae). 


17 


Stg.  1  a.  b  UTois ,  Zea  mays.    2.  ffietn.  fjafer ,  Avena  sativa.    3.  ?Iürhi|(l|er  fjafer ,   Avena  orientalis.    4.  6em. 

Q)ei3en,  Triticum  vulgare.    5.  Dinkel,  Triticum  spelta.    6.  Sroeifiotn,  Triticum  dicoccum.    7.  (Einkorn,  Triticum 

monococcum.    8.  Roggen,  Seeale  cereale.    9.  Sroeiseilige  (BerUe,  Hordeuin  distichon.    10.  (Edjte  fjitje, 

Panicum  miliaceum. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phaneroganien. 


89 


b)  Rispe  loi-ki-r  trai(hi(j,  einseitswendig,  Deck- 
spelze kdlil,  —  wenn  dann  Aehrchen  mifirc/if  und 
(/(//  1  unvollkommenen  Blüte  (bis  0,30  m  hoch):  ein- 
blütiges P. ,  M.  uniflöra  Retz. ,  Fig.  395;  —  wenn 
dagegen  Aehrchen  IiüuijiikI  und  (»/Yi' unvollkommenen 
Blüten  (bis  0,60  m  hoch) :  nickendes  P.,  M.  nutans 
L.,  Taf.  15,  6,  —  beide  in  Wäldern.  2|,  Mai,  Juni, 
jenes  zerstreut,  dieses  häufig. 

b.  Deckspelze  an  75.  Drelzaliu,  Triödtii  (lecümbens  P.  B.  Fig.  396. 
len  und  in  der  Niederliegendes  und  rasenbildendes  Gras;  auf 
ci^eispitz'e"'  Fig"  trockenen  Wiesen,  Berghängen  u.  s.  w.  häufig.  2|, 
396  unten  links,  bis  30  cm  hoch.    Juni,  Juli. 

2.Deckspeizemit  76.  KcuIeiigTas,  Coryiieplioriis  canescens  P.  B. 

Granne.  '.        „q_ 

a.  Grannen  Acu-  *  *S'   '^-''' 

'mZ""!!iauJl'.         Niedriges  (bis  15  cm)   graugrünliches  Gras  mit 

Fig.  397    oben  borstenförmigen    Blättern   und   schmaler  Rispe,    an 

der  keulenförmigen   und  in  der  Mitte  gegliederten 


L 


tS:l 


Fig.  396. 
Triodia  decumbens 


Fig.  397. 
Coryncphorus  canescens. 


b.  Blüten  wenig- 
stens z.  T.  mit 
fadenföDiiiyer  yc- 
dre/iter  Granne. 
Fig.    400    unten 

links, 
aa.    ntlr     Blüten 

zwUterig. 
â–   )   Aehrchen   2,-) 
miK  lang,   Deck- 
spelzen   2zpitsig 

odeT  42ülniig. Fig, 

398 unten:  Aira. 


und  dort  behaarten  Granne  (Fig.  397  oben  rechts) 
sofort  zu  erkennen.  Auf  Sandboden  in  Norddeutsch- 
land häufig.     2j,  Juni  — Aug. 

77.  Sclnniele,  Aira.     Fig.  398. 

Oft  violett  angelaufene  Gräser,  was  man  zur 
Umsetzung  von  Licht  in  Wärme  deutet.  Die  Rasen- 
Sch.  ist  jung  ein  gutes  Futtergras,  das  auf  sump- 
figen Wiesen  das  Moos  verdrängt  und  sie  so  ver- 
bessert, dort  auch  so  gut  gedeiht,  dass  sie  dreimal 
gemäht  werden  kann.  Statt  der  Blüten  finden  sich 
manchmal  Ableger  zur  vegetativen  Vermehrung. 

Wenn  das  Blatt  lirri/  und  die  Granne  liorlisfi-iis 
so  1(1111/  wie  die  Deckspelze:  Rasen-Sch.,  A.  caespi- 
tösa  L.,  Fig.  398,  überall,  in  Gebüschen  und  auf 
Wiesen.  2J.,  bis  1,30  m  hoch,  Juni,  Juli;  —  wenn 
dagegen  das  Blatt  fast  liorMlidi  und  die  Granne 
länger  als  die  Spelzen:   Wald-Sch.,  A.  flexuösa  L., 

Hoffmann-Dennert,  Butan.  Bilder-Atlas.    .3.  Aufl. 


auf  trocknen  Bergweiden , 
bis  50  cm.     Juni— Aug. 


Sandboden,   häufig.     %, 


78.  Hafer,  Aveua. 

Eine  ansehnliche, 
weit  verbreitete  Gattung, 
kenntlich  an  den  grossen 
Aehrchen  mit  langen, 
oft  geknieten  Grannen. 
Manche  Arten  zeigen 
deutlich  die  Merkmale  des 
trocknen  Standorts,  näm- 
lich Faltung  der  Blätter 
(A.  compressa)  oder  Zu- 
sammenrollung derselben 
(A.  caryophyllea  und  prae- 
cox). Die  lange  Granne 
dient  vielfach  zur  Verbrei- 
tung der  Früchte,  die  mit 
ihr  hüpfen  und  springen. 

Die  bedeutsamste 
Art  ist  natürlich  derSaat- 

hafer,  der,  wie  es  scheint,  aus  Deutschland  stammt; 
denn  die  Römer  lernten  ihn  erst  bei  den  Germanen 
kennen.  Er  wird  in  vielen  Spielarten  gezogen  und 
dient  in  erster  Linie  als  Viehfutter  (besonders  für 
Pferde),  sowohl  alsGrün- 
wie  als  Kornfutter.  Die 
Körner  werden    für    die 

menschliche  Nahrung  zu 

ii  miiii     \>ftv.    „, 


â– â– "'â– )  Aehrchen  nl>. 
1  cm  lang,  Deck- 
spelzen 2ziilmig 
od.  Sspaltig.  Fig. 
399  unten  links. 
A  ven  a. 


Fig.  398. 
Aira  caespitosa. 


Fig.  399.  Avena  praecox. 


Fig.  400.  Avena  fatua. 


Grütze  und  Gries  verarbeitet.  —  Andere  Haferarten 
I  (z.  B.  weichhaariger  H.  und  Goldhafer)  gehören  zu 
unsern  besten  Wiesengräsern. 

A.  Burstenföntiijc ,  zitsaiHi/u'iif/ero/lfi'  Blätter,  — ■ 
wenn  dann  Rispe  (iitsi/vlnr/fef  3 gabelig:  Nelken-H., 
A.  caryophyllea  Web.  (bis  15  cm  hoch);  —  wenn 
dagegen  ührenförniiij  gedrungen,  Fig.  399:  Früh-H., 
A.  praecox  P.  B.  (bis  10  cm  hoch),  beide  zerstreut, 
auf  sandigen  Hügeln  und  Triften,  ®,  jener  Juni, 
dieser  Mai. 

12 


90 


Die  Pflanzenwelt. 


B.  Blätter  p<irh. 

I.  Deckspelzen  mit  5—'.)  Nerven,  alle  ®,  Juli, 
August. 

1.  Aehrchen  wenigstens  nach  dem  Blühen  häm/eml. 

a.  Deckspelze  noch  mit  '^  hcsiDK/rrin  (Imnnni  an 
den  Zipfeln :  Rauh-  oder  Sand-H  ,  A.  strigösa 
Schreb;  auf  Sandboden  angebaut,  sonst  lästiges 
Unkraut,  bis  1  m  hoch. 

b.  Deckspelze  (nis.irr  i/m  iiniiiiini  iiitr  mit  '/Aihn- 
dii-R  an  den  Spitzen. 

«.  Deckspelzen  und  Aehrchenachse  gelbrot  siniji- 
itifl  hfhdiiii :  Wild-H.,  auch  Wind-,  Flug-, 
Taub-H.,  A.  fätua  L. ,  Fig.  400.  Häufiges 
Getreideunkraut,  bis  1  m  hoch. 
j9.  Deckspelzen  und  Aehrenachse  kahl  oder  fast 
kahl. 
'â– 'â–   Aehrchen   ShIiUig:  Nackt-H. ,   A.  nuda   L., 

hier  und  da  angebaut  und  verwildert. 
•x->:-  Aehrchen  2hli/fi</. 

O  Rispe  allseitig  an^-njchrci/cf :  Saat-  oder 
gemeiner  H.,  A.  sativa  L. ,  angebaut. 
Taf.  17,  2. 
OO  Rispe  »■/»,s-c/V/(/-fahiienartig,  —  wenn  dann 
Deckspelze  /Herr/;/:  Kurz-H.,  A.  brevis 
Roth,  Unkraut  unter  der  Saat;  wenn 
dagegen  Ow'rrig:  Fahnen-H.,  türkischer 
H. ,  A.  orientälis  Schreb,  Taf.  17,  3, 
wird  angebaut. 

2.  Aehrchen  uMs  unfn-cJ/f :  Zarter  H.,  A.  tenuis 
Mönch,  Pflanze  blaugrün,  selten,  auf  trocknen  Hü- 
geln, bis  60  cm.     Juni. 

IL  Deckspelzen  mil  l—:i  Nerven,  Aehrchen  auf- 
recht. 

1.  Längere  Rispenäste  mit  5 — 8  gelblichen  Aehr- 
chen :  deren  Achse  kurz  Minur/ ,  Fruchtknoten 
kahl ,  Gold-H. ,  A. 
flavescens  L. ,  auf 
Wiesen  häufig,  bis 
60  cm.    Juni,  .luli. 

2.  Rispenäste    nur   mii 
i-i*  Aehrchen,  deren 

Achse     Idiu/    hrlmrirt, 

Fruchtknoten  hrliaart, 
—  wenn  dann  Blätter 
und  Scheiden  zolti;i^ 
bis  1  ni  hoch  :  Weich- 
haariger H.,  A.  pu- 
bescens  Huds. ,  auf 
Wiesen  häufig;  %, 
Mai,  Juni;  —  wenn 
dagegen  Blätter  und 
Scheiden  k<ihl ,  bis 
60cm  hoch:  Wiesen-H.,  A.  pratensis  L. ,  Fig.  401, 
auf  trocknen  Grasplätzen  zerstreut.    %,  Juni,  Juli. 


Fig.  41)1.  Avena  pratensis. 


79.   Glatthafer,  Arrhenätheriim  olätius  M.  u.  K.  bb.  BiiUen  z.  y. 

p.  .,^,j  eimiesclilerhlig. 

Auch  f  r  a  n  z  ö  s  i  s  c  h  e  s  R  a  y  g  r  a  s.  Neben  Zwit-  '::;^;;IX;  ^^^ 
terblüten  auch  reine  Staubbeutelblüten  zur  Sicherung '■e'"""'':  Arrhe- 
der  Fremdbestäubung.   Die  Früchte  haben  eine  lange   ■"^"'^'■""'■ 
korkzieherartig     gewun- 
dene  Granne,  mit  deren 
Hilfe    sie    sich     hüpfend 
und  springend  verbreiten. 
Ein  vorzügliches  Futter- 
gras,   sowohl  für  Grün- 
futter wie  für  Heu.    Auf 
Wiesen    und     an    Weg- 
rändern überall.     2|,  bis 
IV4  ni  hoch.    Juli,  Aug. 


Fig.  -tOL'. 
ArrliL-iiathtTiim 


•lalius 


80.  Honiggras,  Holfu.s. 

Auch  Rossgras. 
Das  weiche  H.  hat  einen 
Wurzelstock,  der  sich 
weithin  kriechend  ver- 
breitet.  Da  die  Aehrchen 

in  dichten  Aehren  stehen,  spreizen  die  Spelzen  beim 
Blühen  besonders  stark,  um  dem  Wind  Zutritt  zu 
gestatten.  Neben  Zwitterblüten  reine  Staubbeutel- 
blüten.   2i,  bis  50  cm  hoch.    ,Iuni,  Juli. 

Wenn  Granne  später 
link Hj  gekrümmt  und  kürzer 
als  die  Spelze,  Fig.  403: 
Wolliges  H.,  H.  lanätus  L., 
Taf.  15,5;  —  wenndagegen 
nichl     lidkiij ,     Fig.     404: 


JK    ^  '^    tintert 
fß    zirilterig, 


'■e    Blüte 
öftere 
iitinnlirli,    Frucht 
kahl:  Holcus. 


Fig.  403. 

lloicus    lanatus, 

Spelze  mit  hakig 

gekrümmter 

Granne. 


Fig.  404.  Hulcus  moliis. 


Weiches  H.,  H.  moliis  L.,  Fig.  404,  jenes  überall  auf 
Wiesen  und  Triften,  dieses  in  Wäldern  und  Ge- 
büschen häufig. 

14.  Unterfam.    Gerstengräser,  Hordeaceen. 

1.  Die  plattgedrückten  Aehrchen  mit  (h-m  lliirken 
gegen  die  Spindel  gestellt,  Fig.  405:  80.  Lolch. 

2.  Die  Aehrchen  mit  der  Seite  gegen  die  Spindel 
gestellt,  Fig.  406. 

a.  6  Hüllspelzen,  jifriiuiliel) ;  wenn  dann  das  Aehr- 
chen 7 blutig,  Aehre  ohne  Gipfelährchen:  82. 
Gerste:  —  wenn  dagegen  2  mler  uiehrhlütiij, 
Aehre  m  i  t  Gipfelährchen :  83.  Haargras. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phaiieroganien. 


91 


b.  2  gikh'ltc  Hüllspelzen ,  —  wenn  dann  Aehrchen 
2 blutig  mit  Ansatz  zur  dritten  und  wenn  die 
Hüllspelze  i-iimerrni:  84.  Roggen:  -  wenn  da- 
gegen Aehrchen  .9— «blutig  und  Hülispelze 
mchrni'rriij:  85.  Weizen. 

81.  LoU-li,  Löliiim. 
Die    ausdauernden   Arten    sind    mit    Ausläufern 
Rasen  bildend  und  verbreiten  sich  derartig  weithin, 
daher  sind  englisches  und  Italien  isches  Ray- 
gras   ausser    vorzüglichen   Futtergräsern    auch    gute 


o 


Ö 


Kig.  405. 
Spindel  und  Aehr- 
chen   bei    Loliuin. 


Fig.    406.    Spindel 

und  Aehrchen   bei 

Hordeaceen. 


Rasengräser.  Die  Frucht  des  Taumellolchs  ist 
durch  Gift  gegen  Tierfrass  geschützt,  was  übrigens 
neuerdings  bezweifelt  wird. 

1.  Aehrchen  8  und  /i(«/(/-blütig.-  —  wenn  dann  das 
Blatt  in  der  Knospe  gefalM,  8—12h\mg&  Aehr- 
chen, ohne  Granne:  englisches  Raygras,  L. 
perenne  L.,  Taf.  16,  7;  —  wenn  dagegen  Blatt 
in  der  Knospe  gemlU,  uii-ln-  ah  J2  blutige  Aehr- 
chen, iiii-ist  mit  Granne:  italienisches  Raygras, 
L.  itälicum  A.  Br.  ij  ,  bis  60  cm.  Juni -Okt. 
Beide  angebaut. 

2.  Aehrchen  4— 6' blutig,  Blatt  in  der  Knospe  ge- 
rollt, —  wenn  dann  Hüllspelze  kürzer  als  das 
Aehrchen  und  Deckspelze  fnxt  ohne  Granne: 
Feld-L.,  L.  arvense  Schrad.;  —  wenn  dagegen 
Hüllspelze  iveuigsfens  .S-»  liiiiij  wie  das  Aehrchen 
und  Granne  rorhanden :  Taumel-L.,  L.  temulen- 
tum  L.,  beide  auf  Feldern  häufig,  ©,  bis  60  cm 
hoch.     ,Iuni,  ,Iuli. 

82.  Gerste,  Hördeum. 

Hierhin  gehören  wichtige  Getreidegräser,  aber 
auch  einige  wildwachsende,  bei  welchen  bezeich- 
nenderweise die  Spindelachse  zurzeit  der  Reife  in 
einzelne  Glieder  zerfällt,  offenbar  zur  leichteren  Ver- 
breitung der  Früchte,  was  bei  den  angebauten  als 
unnötig  nicht  mehr  geschieht.  Bei  manchen  (Mäuse- 
gerste) wilden  Arten  ist  obendrein  die  Granne  sehr 
lang  und  rückwärts  rauh,  so  dass  sie  sich  leicht  an 
vorüberstreifende  Tiere  heftet.  —  Die  angebaute 
Gerste  gehört  zu  den  ältesten  kultivierten  Getreide- 
gräsern. Sie  wird  in  kälteren  Gegenden  als  Winter- 
gerste, in  wärmeren  als  Sommergerste  gezogen 
und  geht  weit  nach  Norden  (bis  zum  TCn.  Br.  am 
Nordkap).  Abgesehen  von  ihrer  Verwendung  als 
Grün-  und  Kornfutter,  sowie  zur  Mehl-  und  Brot- 
bereitung   benützt    man    sie    zur    Darstellung    von 


Grütze,  Gries,  Graupen,  sowie  von  Malz  und  den 
daraus  gewonnenen  Produkten. 

A.  Wildiriielisei/i/. 

1.  Deckspelzen  in  allen  Aehrchen  Ixirsteußriiik/: 
Knotige  G.,  H.  nodösum  L.,  auf  nassen  Wiesen, 
besonders  auf  Salzboden,  zerstreut.  2|.,  bis  50  cm 
hoch.     Juni,  Juli. 

2.  Deckspelzen  z.  T.  Jinecd-limzettl/e/i,  —  wenn  dann 
die  des  Mittelährchens  -■')  sind,  die  andern  bor- 
stenförmig:  Mäuse-G.,  H.  murinum  L.,  Fig.  407; 
—  wenn  dagegen  die  Deckspelzen  der  seitenstän- 
digen Aehrchen  haUiImizetflieli ,  die  andern  bor- 
stenförmig  sind:  Meer-G.,  H.  man'timum  With., 
beide  O,  bis  30  cm  hoch,  Mai— Aug.,  diese  an 
der  Nordsee,  jene  überall  an  Wegen  u.  s.  w. 

B.  Kidfii'iert. 

1.  Alle  3  Aeliniitii  zwitterig  und  mit  langer 
Granne,  —  wenn  dann  die  Seitenährclien  ah- 
sfe/ieii  und  Gniiiiie  ca.  10  ein  lang:  gemeine  G., 
H.  vulgäre  L. ;  —  wenn  dagegen  (die  Aehrchen 
abstehen  und  Granne  kürzer:  sechszeilige  G., 
H.  hexästichon  L.,  beide  G  und   •?.  Juni,  Juli. 

2.  Mittel  ährchen  zwittrig  und  mit  Grannen,  die  seit- 
lichen männlich  und  ohne  Grannen,  —  wenn 
dann  (die  Aehrchen  aid/ege»  und  die  Grannen 
aufrecht :  zweizeilige  G., 
H.distichonL,  Taf.  17,9; 


Fig.  407. 
Hordeum  murinum. 


Fig.  408. 
Elymus  europaeus. 


—  wenn  dagegen  die  Mitteliihrehen  weit  (distehen 
und  die  Grannen  desgleichen:  Bart-,  Fächer-, 
Reis-  oder  Emmer-G.,  H.  zeöcriton  L.,  beide 
©,  Juni,  Juli. 

83.  Haargras,  Elymus. 

Das  Sand-H.  hat  weitkriechenden  Wurzelstock, 
weshalb  es  zur  Festigung  der  Sanddünen  benutzt 
werden  kann.  Der  trockne  Standort  dieses  Grases 
zeigt  sich  in  den  röhrig  eingerollten ,  starren,  blau- 


92 


Die  Pflanzenwelt. 


grün  bereiften  Blättern,  die  jedoch  an  feuchtem  Stand- 
ort flach  ausgebreitet  sind. 

Wenn  die  Deckspelze  liegnuuit  und  raii/i  ist: 
europäisches  G. ,  E.  europäeus  L.,  Fig.  408,  in 
Laubwäldern,  zerstreut,  Juni,  Juli;  —  wenn  dagegen 
Deckspelze  ohne  Granne  und  fhiiinii)/:  Sand-G.,  E. 
arenärius  L.,  an  sandigen  Meeresufern,  Juli,  Aug., 
beide  2J.  bis  1\  m  hoch. 

84.  Koggen,  Seeale  cereäle  L. 

Taf.  17,  8  u.  Fig.  409. 
Unser  wichtigstes  Getreidegras,  das  zwar  weni- 
ger feines  Mehl  liefert  als  Weizen,  dafür  aber  viel- 
fältige Anwendung  findet 
und  an  Orten  gedeiht,  wo 
dieser  nicht  mehr  kultiviert 
werden  kann.  Es  dient 
zur  Mehl-  und  Brotberei- 
tung, als  Nahrung  von  Ge- 
flügel, geröstet  liefert  er 
das  beste  Ersatzmittel  für 
Kaffee,  auch  macht  man  aus 
ihm  Grütze  und  Brannt- 
wein. Er  wird  als  Sommer- 
und  Wintergetreide  ge- 
zogen, 0  und  e,  bis  2  m 
hoch,  jener  Juli  und  Au- 
gust, dieser  Mai  und  Juni. 

85.  Weizen,  Triticum. 


Fig.  409.  Seeale  cereale 


Von  den  wildwachsenden  Arten  hat  die  Quecke 
einen    weitkriechenden    Wurzelstock,    dessen    fort- 
wachsende Spitze  mit  starren  Schuppenblättern  ver- 
sehen ist,  um  den  Boden  zu  durchbrechen,  wodurch 
die  Knospe  sehr  wirksam  geschützt  ist.   Die  Quecke 
ist    überhaupt    mit   einem    grossen   Widerstandsver- 
mögen  ausgestattet,    so   dass  sie  ein  sehr  lästiges 
Unkraut   wird.     Bei    der  an    trocknem  Meeresstrand 
wachsenden  Binsenquecke  rollen  sich  die  Blätter 
bei    Trockenheit    noch    besonders    ein    zum    Schutz 
gegen    zu    starke   Verdunstung.     -     Der    angebaute 
Weizen   ist   eines   der   wichtigsten   Brotgetreide   der 
Kulturländer,    in    denen  er   in  vielen  Spielarten    ge- 
zogen wird,  ausser  Mehl  wird  auch  Graupe,  Grütze, 
Gries  und  Malz  aus  ihm  gemacht.   Er  erfordert  zum 
Anbau  guten  Boden  und  wesentlich  höhere  Jahres- 
temperatur (14")  als  die  anderen  Getreidearten,  wenn 
auch  nicht  die  vom  Mais  (18")  benötigte. 
A.    ]^'/lr/ir(ichse)i(h',  2|. :  Quecke. 
1.  Blattnerven  mit  einfachen  Reihen  kurzer  Bursfm, 
rauh,  -    wenn  dann  mit  ausläuferartigem  Stock 
ircill-riiThend    und    Blatt    nur    "hm    rauh,    meist 
ohne  Granne,  Fig.  410;  Ackerquecke,  Tr.  repens 
L. ;   —  wenn  dagegen  /(/'■///  kriiclntid  und  Blatt 


hiidirsiits  liDii/liilKDirf,  Fig.  411,  rauh:  Hunds- 
quecke, Tr.  caninum  L.,  jene  überall  auf  Acckern 
u.  s.  w.,  diese  hier  und  da  in  Wäldern  und  Ge- 
büschen, beide  bis  1   in  hoch.     Juni,  Juli. 

2.  Blatt  (//(â– ///  samimt- 
irrir/i  lic/iiKirt  .-Wurzel- 
Stock  kriechend :  Bin- 


Fig.  410. 
Triticum  repens. 


Fig.  411. 
Triticum  caninum. 


senquecke,  Tr.  jünceum  L.,  bis  1  m  hoch,  Juni, 
Juli,  an  sandigem  Meeresstrand. 
B.  Kidtiriert,  ©  und  0,  Juni,  Juli. 
1.  Aehrchenspindel  nicht  zerhrcchlirli ,   Körner  tiirlii 
von  den  Spelzen  itinschalf. 

a.  Aehre  »icht  deutlich  4seifiy,  Aehrchen  .^blutig. 
Hüllspelzen  länf/lich-luHzettlicli  .•  polnischer  W., 
Tr.  polönicum  L. 

b.  Aehre  4.fei/ii/,  Aehrchen  meist  ;/ blutig,  Hüll- 
spelze eifornriij. 

■•■  Hüllspelzen  ßütielartiy  f/ekielt,  —  wenn  dann 
fdst  s-o  J(iii(/  wie  die  Deckspelzen:  Bart-W., 
Tr.diirum  Desf. ;  —  wenn 
dagegen    nur    ha/h    .<o 
lau;/:    englischer    W., 
Tr.  türgidum  L. 
■■  ■  Hüllspelzen  gewölbt,  nur 
an   der  Spitze   gekielt: 
gemeiner  W.,  Tr.  vul- 
gäre Vill.,  Fig.  412  und 
Taf.  17, 4,  kommt  in  be- 
grannter   und  grannen- 
loser Form  vor. 
2.  Aehrchenspindel  in  Stüd.-c 
zerfallend,  Körner  von  den 
Spelzen  ttiuhiUlt   bleibend. 
a.  Reife  Aehre    l/.-örnir/: 
Einkorn,    Tr.    mono- 
.,  ...Fig-  "iz-  cöccum   L.,  Taf.  17,  7, 

Tnticum  vulgare. 

Deckspelze  mit  ge- 
radem Zahn  am  Kielende  und  2  seitlichen 
Zähnen. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


93 


b.  Reife  Aehre  2 — .'Sl.'örnii/,  —  wenn  dann  mit 
</<-ni(/i'iii  Zahn  am  Stielrande :  Spelt  oder  Dinkel, 
Tr.  spelta  L.,  Taf.  17,  5;  —  wenn  dagegen  mit 
i'/ii/r(i)is  (/i'/Ki(/i'ti('iii  Zahn  am  Kielende:  Emmer, 
Zweikorn,  Tr.  dicöccum  Schrank,  Taf.  17,6. 

15.  Unterfam.    Nardengräser,  Nardaceen. 

86.  Steifes  Nardeii^ras,  Nardiis  .stricta  L. 

Fig.  413. 
Auch  Borstengras.     Dieses  niedrige,   dichte, 
Rasen   bildende   Gras    ist   ein    Humusbewohner,    es 

hat  steif  borstenförmige, 
eingerollte  Blätter,  dünne 
einseitswendigeAehren  und 
einblütige  Aehrchen,  denen 
die  Hüllspelzen  fehlen.  Auf 
Torfmooren  und  an  sonsti- 
gen sumpfigen  Stellen,  hier 
und  da.  2i,  bis  30  cm  hoch. 
Mai,  Juni. 

20.  Farn.    Seggen, 

Riedgräser,  Cypera- 

ceen. 

Die  Riedgräser  (auch 
Sauer-  oderHalbgräser) 
sind  den  echten  Gräsern 
in  mancher  Hinsicht  ähn- 
lich, so  haben  sie  auch  3  lange  Staubgefässe  und  2 — 3 
federige  Narben  und  die  Blüten  stehen  in  Aehrchen, 
allein  diesen  fehlen  die  Spelzen.  Das  Aehrchen  steht  im 
Winkel  eines  Deckblattes  und  trägt  Schuppen,  Bälge 
genannt,  mit  den  Blüten  in  ihren  Achseln,  Fig.  415. 
Das  Perigon  fehlt  auch  oder  besteht  aus  Borsten 
oder  Haaren.  Jedenfalls  sind  die  Blüten  auch  un- 
scheinbar, duft-  und  honiglos  und  offenbaren  sich 
hierdurch  wie  durch  die  anderen  Merkmale  als  echte 
Windblüten.  Dahin  gehört  es  auch,  dass  die  Ried- 
gräser in  grossen,  dichten  Beständen  wachsen ,  und 
zu  der  dadurch  wieder  bedingten  weitgehenden  Ver- 
breitung und  vegetativen  Vermehrung  sind  viele 
Arten  wieder  befähigt  durch  die  weithin  kriechenden 
Ausläufer  nebst  Stocksprossen.  Den  schwachen 
wachsenden  Halm ,  wie  auch  den  jungen  Blüten- 
stand umgibt  die  meist  nicht  gespaltene  Blattscheide 
zum  Schutz.  Die  Blätter  selbst  sind  schmal  gras- 
artig ,  vielfach  auch  dem  Standort  entsprechend 
borstenförmig,  der  Rand  ist  oft  scharf,  dies  sowohl, 
wie  auch  der  bedeutende  Gehalt  an  Kieselsäure 
schützt  sie  vor  Verletzungen  und  gegen  "Tierfrass. 
Im  Gegensatz  zu  den  Gräsern  sind  die  Halme  knoten- 
los und  dreikantig  statt  rund,  und  dementsprechend 
stehen  die  Blätter  auch  in  3  Zeilen.  Die  Früchte 
sind  flache  oder  dreikantige  Nüsschen. 


Fig.  413.  Nardus  stricta. 


Die  Familie  ist  zwar  lange  nicht  so  gross  wie 
die  der  Gräser,  zählt  aber  immerhin  2000  Arten  in 
allen  Zonen,  vornehmlich  jedoch  leben  die  Ried- 
gräser in  der  gemässigten  und  kalten;  sie  sind  wie 
jene  Wiesen  bildend,  ziehen  jedoch  nassen  Boden 
vor  („saure  Wiesen",  daher  Sauergräser).  Der 
Gehalt  an  Kieselsäure  macht  sie  zu  rauhen ,  harten 
und  daher  wenig  wertvollen  Futtergräsern. 

Man  unterscheidet  3  Unterfamilien. 

A.  Blüten  zwitterig: 

a)  Bälge    des   Aehrchens    in    i*   Zi'ilur.    Zy- 
pereen. 

b)  Bälge  des  Aehrchens  .yiim/ii/:  Szirpeen. 

B.  Blüten  eingeschlechtig:  Carizeen. 

1.  Unterfam.    Zypereen. 
87.  Zypergras,  Cyiierus.     Fig.  414.  '■    ^'«"»"««'.«f- 

Re'j'cSpirre,  ohne 

Pflanzen  mit  grasähnlichen  Büscheln  schmal- p«"««".  Narbe 
linealer,  rinniger  Blätter.  Die  Aehrchen  stehen  in  Köpf-  ^  '  '^' 
chen  und  diese  in  doldenähnlichen  Rispen.  Hierhin  ge- 
hören zahlreiche  tropische  Pflanzen,  vor  allem  auch  die 
ägyptische  Papierstaude  (C.  papyrus  L.),  die 
über  4  m  hoch  wird,  dessen  unter  der  Rinde  lie- 
gendes bastähnliches  Gewebe  die  Alten  als  Papyrus 
ebenso  wie  wir  das  Papier  gebrauchten.  Bei  uns 
kommen  nur  2  niedrige  Arten  zerstreut  auf  nassem 
Lehm-  und  Sandboden  und  feuchten  Triften  vor.  0. 

Wenn  2  Narben  vorhanden  sind,  die  Bälge 
sr/iiiiufzl(/t/M  mit  grünen  Streifen  und  die  Nüsschen 
rundl/ch-eiföniii(/:  gelbliches  Z.,  C.  flavescens  L., 
Aug.,  Sept.;  —  wenn  da- 
gegen 3  Narben,  Bälge 
!<i'liinir:linuin  mit  crrünen 


Fig.  414.  Cyperus  fuscus. 


Fig.  415.  Schoenus  ferrugir.eus. 


Streifen  und  die  Nüsschen  :!hi»t/(/:  braunes  Z.,  C 

fuscus  L.,  Fig.  414.     Juli,  August. 

88.  Knopfbiiise.  Schoenu.s.     Fig.  415.  ^.jsu.fndiekopu 

Seltene    Pflanzen    der    Torfwiesen.     Wenn    die  ^,â„¢'ff  a:s''Bor-' 

Köpfchen  5-^10  nn/s/äiK/if/r  Aehrchen  haben  :  schwärz-  '"'^"  vorhanden. 

Fig.  4  5. 

liehe  K.,  Seh,  nigricans  L. ;  —  wenn  dagegen  ,?—.'< 


94 


Die  Pflanzenwelt. 


1.    Perigon    aus 

fteitliff-triitlipeti 

langeil       Haaren. 

Fig.  416. 


zur  Seife  Stehende  Aehrchen :  rotbraune  K.,  Seh. 
ferrugineus  L.,  Fig.  415.  Beide  2|,  bis  50  cm  hoch, 
Mai,  Juni. 

2.  Unterfam.   Szirpeen. 

89.  Wollgras,  Eriöplioriim. 

Durch  Ausläufer  polsterbildende  Pflanzen.   Nach 

der  Bestäubung  wachsen  die  Perigonhaare  zu  einem 

langen    Schopf    aus,    welcher    der    Verbreitung    der 

Früchte    durch    Wind    und    vorüberstreifende   Tiere 

dient.     In  Sümpfen   und  Torfmooren-     2|. ,   zumeist 

bis  30  cm  hoch,  April,  Mai,  das  kopfförmige  W.  Juni, 

Juli. 

a.  Aehrchen  <iii:ehi  und  endständig,   Fig.  416,  — 

wenn    dann    mit    6  Perigonborsten :    Alpen-W., 

E.    alpinum    L. ;    —     wenn    dagegen    zaldreiche 

Perigonborsten :  scheidiges    W. ,   E.   vaginätum 

L.,   Fig.  416.     Beide  in  Gebirgsmooren ,  selten. 

b)  Aehrchen  am  Halmende. 

1.  Stengel  /•»»(///(•//,  Aehrenstiel //^^/r- vielähriges 
W.,  E.  polystächium  L.,  Taf.  18.  1,  die  ver- 
breitetste  Art. 


Fig.  416. 
Eriophorum  vaginalum. 


Fig.  417. 
Cladium  mariscus. 


2.  Stengel  ■•<fiiiiipf-  .'Ibnitii/ ,  Aehrchenstiel  rück- 
icärtK  muh  ,  —  wenn  dann  das  Blatt  nur  ku  der 
Sjiitze  3kantig,  9  nun  breit,  5  —  12  Aehrchen: 
breitblättriges  W.,  E.  latifölium  L. ;  —  wenn 
dagegen  Blatt  i/mi:  3  kantig,  2  nun  breit,  3 — 4 
Aehrchen :  schlankes  W. ,  E.  gräcile  Koch, 
jenes  häufig,  dieses  selten. 

2.  Perigon  feh- 90.  Si'luieide,  Cliidium  mariscus  R.  Br.    Fig.  417. 

lendod.ausrück- 

wärts  siachiiigen         Hohc  (bisl'l,  m) binsenartige  Pflanze  mit  kriechen- 

a^^'unterrDeck- '^^'^  Wurzelstock ,    die  Blätter   sind  flach,    aber   mit 

blattet  Werner,  .i  langer   3  kantiger  Spitze  und   scharfen  Rändern  und 

(leer).        Kiel,  infolge  von  kleinen  scharfen  Zähnen,  wodurch 


die  Pflanze  wirksam    gegen  Tierfrass   geschützt   ist.  '  '"'^^'8°"'''''"' 

*="    *=  ^  Griflelbasis      oe- 

Die  kleinen  Aehrchen  stehen  in  zahlreichen  Büscheln       ,iue,iert. 
(Cladium)  und  diese  in  Rispen.     Die  Blüten  haben 
nur  2  Staubgefässe.  Die  Pflanze  liefert  gutes  Material 
zum  Dachdecken.    Auf  Torfboden  zerstreut.    2|,  ,luli, 
August. 

91.  Si-liiiabelsiuise,  Rlivucliöspora.     Fig.  418.       '  Pmgonse;,, 

'  •  '  ^  A-m--..  Griffelbasis 

Auch  Moorbinse.    Mit  beblättertem,  3  kantigem  *""'"■'"'"'"'''"•'• 
Halm   und   schmalen,    rinnigen  Blättern ,    auf   Moor- 
wiesen.    2j.,  bis  30  cm  hoch. 

Wenn  Wurzel  fuser/i/, 
und  Aehrchen  n-eissl/rh  .- 
weisse  Sehn.,  Rh.  alba 
Valil,  häufig,  Juli,  Aug.; 
—  wenn  dagegen  kriirlien- 
ilej-  Wur:ehtoi-l.-  imdAehren 
hniun:  braune  Sehn.,  Rh. 
fusca  R.  et  S.,  selten  ,Iimi, 
Juli. 


l-jg.  418.  Rhynchospor.l  alba. 


92.  Sunipfsimse, 
Heleoeharis. 

Auch  Schlammbin- 
se. Die  einfachen  Halme 
bilden  dichte  Rasen,  mit 
einfachen  endständigen 
Aehrchen.    An  nassen  Stellen,  Teichrändern  u.  s.  w. 

a)  3  Narben;  —  wenn  dann  der  Halm  4h-nnt/(j, 
dünn:  nadelfeine  S. ,  H.  aciculäris  R.  Br. ,  bis 
8  cm  hoch ;  —  wenn  dagegen  Halm  non/,  dieker: 
vielstenglige  S ,  H.  multicaülis  Koch,  bis  20  cm 
hoch,  beide  stellenweise.     Juni,  Aug. 

b)  2  Narben. 

1.  Wurzel  f"'<rr/(/,  Frucht  ■■«■hdi-fkanüg.  Bälge 
(di<ieruiidii :  eirunde  S.,  H.  oväta  R.  Br.  selten. 
&,  bis  15  cm  hoch.    Juli,  Aug. 

2.  Mit  krierhende.ni  WurzeMoek ,  Frucht  stumpf - 
kantig.  Bälge  etwas  sjdtz,  —  wenn  dann  der 

untere  Balg  das  Aehrchen  Imlb  um- 
fasst:  gemeine  S.,  H.  palustris  R.  Br., 
Fig.  420;  -  wenn  dagegen  der  unterste 
Balg  das  Aehrchen  ndiiz  umfasst:  ein- 
spelzige S.,  H.  uniplänus  Lk.,  beide 
im  Wasser'bis  1  m,  sonst  15  cm  hoch.  21, 
Juli,  Aug.  jenes  häufig,  dieses  seltener. 


b.  unlere  Deck- 
blätter grösser,  1 
his  2  unfruchtbar 

(leer). 

â–   )  Griffelbasis 

rerdirkt  und  ein- 

fffsrfiit'h't,         Fij{. 

419. 


Fig.  4U». 
Heleoeharis    pa- 
lustris.    Frucht- 
knoten. 


93.  Simse,  Snrpus. 

Auch  Binse.  Manche  Arten  haben  zur  vege- 
tativen Vermehrung  und  Verbreitung  Ausläufer  nebst 
Stocksprossen.  Manche  sind  „Rutengewächse"  mit 
wenig  Blättern ,  was  auf  den  sumpfigen  Standort 
zurückzuführen  ist;  denn  dieser  wirkt  geradeso  wie 
trockner.    Die  Perigonborsten  mancher  Arten  haben 


â– '="^)     Oriffelbasis 
teerhr      verdickt 
mW(   einge- 
schnürt. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


95 


rückwärts  gerichtete  Borsten ,   was   der  Verbreitung 
der  Früchte  durch  Tiere  dient. 

A.  Einzelnes,  endsiündiijes  Aehrchen.     Fig.  421- 

1.  Halm  a)<ti<i.   fadenförmig,    im    Wasser    flutend: 

flutende  S.,  Sc.  flüitans  L.,  selten,  in  stehenden 

Gewässern.    2|,  bis  30  cm 

lang.     Juli— Sept. 


[Mg.  4'JO.  Ilfleocharis  p.iiustris.  Fig.*42].  Scirpus  catspitosus. 


2.  Halm  rlufurli. 

a.  Oberste  Halmscheide  udi  kurzem  linealem 
Blalt,  Fig.  421 :  Rasen-S.,  Sc.  caespitösus  L., 
Fig.  421,  in  Torfmooren,  zerstreut.  "i\  ,  bis 
15  cm  hoch.     Mai,  Juni. 

b.  Oberste  Halmscheide  liliitfln.i,  -  wenn  dann 
Aehrchen  rot/in/idi,  bis  25  cm  hoch:  wenig- 
blütige  S. ,  S.  pauciflörus  R.  et  Seh.,  2|.,  Juni, 
Juli,  zerstreut;  —  wenn  dagegen  hIe/cJigrau, 
Pflanze  sehr  niedrig  (bis  8  cm) :  Zwerg-S., 
S.  pärvulus  R.  et  Seh. 


Fig.  422.  Scirpus  rufus. 


Fig.  423.  Scirpus  maritimus. 


B.  Aehrchen  zu  inflirn-ni  in  Aehren  oder  trug- 
doldigen  Büscheln,  wenn  einzeln,  dann  ^citemtämlig. 


1. 


Aehrchen  in  Aeln-oi,  wenn  dann  10  oder  mehr 
Aihirlicii  in  der  Aehre  und  Perigonborsten  riirl-- 
irärts  x/tK'/icI/g ,  Fig.  421 :  zusammengedrückte 
S.,  S.  compressus  Pers.  in  Sümpfen  und  nassen 
Wiesen,  zerstreut,  2|,  bis  20  cm,  Juli,  Aug.;  — 
wenn  dagegen  4—6  AehirJim  und  Perigonborsten 
felih'iiil  oder  trcichhmiriii:  braune  S.,  S.  rufus 
Schrad.,  Fig.  422,  am  Meeresstrand  und  an  Sa- 
linen. 21,  bis  30  cm.  Juni,  Juli. 
Aehrchen  in  Spin-ni. 

a.  Spirre   cIciifl/rJi   mdHiiniliii .    mit  flachen  Hüll- 
blättern, Fig.  423. 

■■■  Bälge  der  Aehrchen  an  der  Spitze  ■^apaltiij, 
Fig.  423  rechts:  Meerstrand-S. ,  S.  mari- 
timus L.,  Fig.  423,  in  Sümpfen  und  am 
Meer,  zerstreut.  IX,  bis  P/;,  m  hoch.  Juni, 
Juli. 
■■■■■■  Bälge  i(n.yefe//f,  Fig.  424,  —  wenn  dann 
fi'iii'ifuchelspit-iii   und  Perigonborsten   riick- 

iriirts    xtticIiel/(/ :     Wald- 

S. ,     S.     silväticus    L., 
Fig.   424,    in   feuchten 
Gebüschen,  häufig,  Juni, 
Juli;  —  wenn  dagegen 
die  Bälge  o/mi'  Stachel- 
spitze  und  die  Borsten 
i/liitf:  wurzelnde  S.,  S. 
rädicans     Schkr. ,      auf 
Sumpfwiesen   u.   s.  w., 
selten,  Juli,  Aug.   Beide 
2J.,  bis  r.|  m  hoch, 
b.  Spirre  durch  das  über- 
ragende        Deckblatt 
scJieinbiir  sc/fensfciiK/ii/. 

*  Bälge  stumpf  mit 
Stachelspitze ,  Fig. 
425,  —  wenn  dann 
Aehrchen  fiiKchi  oder  zu  -^—3  und  Frucht 
/'VV^//.sTippig,  Fig.  426:  borstliche  S. ,  S. 
setaceus  L.,  bis  8  cm  hoch;  —  wenn  da- 
gegen 2 — 9  Aehrchen  büschelig  gehäiiff  und 
Frucht  7/^<'/-runzelig:  liegende  S.,  S.  supi- 
nus  L.,  bis  15  cm  hoch;  beide  selten,  an 
sumpfigen  Stellen.    ©  oder  4.  Juli,  Aug. 


Fig.  424.  Scirpus  silväticus. 


(D 


Fig.  425. 

Scirpus  setaceus. 

Balg. 


Fig.  426. 

Scirpus  setaceus, 

Frucht. 


Fig.  427. 

Scirpus  lacustris, 

Balg. 


Bälge  uHsgcnaidii  mit  Stachelspitze,  Fig.  427. 

O  Halm  ühi'r<dl  st/i-lriDid ,  —  Wenn  dann 
;•'  Narben :  Tabernämontans-S.,  S.  täber- 
naemontäni  Gmel.,   bis  l'!^  m  hoch;  — 


96 


Die  Pflanzenwelt. 


wenn  dagegen  S  Narben:  Teich-S. ,  S. 
lacüstris  L.,  Taf.  18,  4,  bis  2',^  m, 
beide  an  stehenden  und  fliessenden  Ge- 
wässern, ^4 ,  Juli  u.  Aug.,  jene  selten,  diese 
überall  in  grossen  Beständen. 
OO  Halm  irriiii/.sfi'iis  in  der  Mitte  .'Jhintijf,  — 
wenn  dann  ntlr  Aehrenbüschel  t<it:riiil : 
stechendes.,  S. püngensVahl,  bis  60cm, 
an  einigen  Flüssen,  selten;  —  wenn  aber 
(â– i)ii(/c  (/csticlt:  dreikantige  S.,  S.  triqueter 
L.,  bis  1  m,  an  Ufern,  selten.  Qj.,  Juli, 
August. 

3.  Unterfam.     Cariceen. 
Hierhin    als    einzige   Gattung,    aber   mit   nicht 
weniger  als  86  deutschen  Arten : 

94.  Segge,  Carex. 
Im  allgemeinen  gilt  von  den  Seggen  das  oben 
bei  Besprechung  der  Familie  Gesagte:  grasähnliclie 
Gewächse,  vielfach  mit  kriechendem  Wurzelstock. 
Bemerkenswert  ist,  dass  die  Blüten  zur  Sicherung 
der  Fremdbestäubung  eingeschlechtig  sind,  vielfach 
sind  die  Staubgefäss-  und  Stempelblüten  auf  beson- 
dere Aehrchen  verteilt,  dabei  stehen  jene  nackt,  d.  h. 
also  ohne  Perigon,  in  den  Aehrchenschuppen,  wäh- 
rend diese  eine  schlauchartige  Hülle  besitzen,  die 
mit  der  Frucht  oft  weiter  wächst,  aufgeblasen  wird, 
und  dann  diese  durch  Schwimmen  verbreitet.  Ausser 
dem  einjährigen  C  cyperoides  sind  alle  % ,  und 
wenn  nichts  anders  angegeben  ist,  blühen  sie  im 
Juni  und  Juli.  Vielfache  Bastardbildung  erschwert 
das  Bestimmen  oft  sehr,  man  achte  darauf,  dass  man 
stets  auch  den  Wurzelstock  zu  berücksichtigen  hat, 
wir  können  hier  bei  dem  grossen  Umfang  der  Gat- 
tung nicht  alle  Arten  behandeln,  die  nur  an  einzelnen 
Orten  vorkommenden  werden  wir  kurz  anführen. 
Wir  unterscheiden  3  Gruppen: 

A.  Ein  i'inzigi's ,  emiständiges  Aehrchen :  Ein- 
ährige Seggen.. 

B.  Mit  /iirlinriii  Aehrchen ,  —  wenn  dann  alle 
(oder  doch  die  meisten)  Staubgefässe  und  Stempel 
enthalten:  gleichährige  S. ,  wenn  dagegen  dii- 
1)1  irrst i_)i  Aehrchen  meist  nur  Staubgefässe,  die  iinterrn 
nur  Stempel  haben:  verschiedenährige  S.  (hierhin 
die  meisten). 

I.  Einährige  Seggen^),  alle  selten. 

a)  Mit  •'.'  Narben:  wenigblütige  S. ,  C  pauci- 
flöra  Lightfood,  in  Hochmooren  der  Gebirge,  20  cm. 

b)  Mit  .i'  Narben,  Fig.  427  unten  rechts. 


')  AVenn  dei-  Sehlauch  am  Giuude  eine  Granue  hat, 
so  deutet  dies  auf  C.  microglocliin  in  Oberschwahen  und 
Oberbayern. 


1.  Pflanze  cinlifinsi,/:  Floh-S. ,  C.  pulicäris  L.,  Fig. 
428,  feuchte  Wiesen,  30  cm. 

2.  Pflanze    ziceihäusiy ,    —    wenn    dann    Blatt    und 
Halm  iih(ti :  Zweihäusige  S.,  C.  diöica  L.,  20  cm ; 
—  wenn  dagegen  scliurfninditj:  Davalls  S.,   C. 
davallidnaSmith,  30  cm, 
beide   auf  Torfwiesen. 


Fig.  4_'S.  Carex  pulicäris. 


Fig.  429.  Carex  aren.iri.i. 


II.  Gleichährige  Seggen. 

A.  Aehrchen  in  kiigeliyen  Köpfeinn  mit  (meist) 
3 blätteriger  Hülle:  Zypergras-S.,  C.  cyperoides  L., 
bis  20  cm,  selten  in  ausgetrockneten  Teichen,  Juli 
bis  Sept. 

B.  Aehrchen  in  deutlicher  Arlin-  odfi-  Rispe. 

a)  Mittirres  Aehrchen  ganz  männlich ,  die  an- 
deren weiblich:  Mittelmännige  S. ,  E.  intermedia 
Good  ,  bis  30  cm,  auf  feuchten  Wiesen  häufig. 

b)  Aehrchen  oben  niiinnlirh,  unten  weihlirh.  Ver- 
gleiche c 

1.  Wurzelstock  /////  lungen  Aiislii ufern,  Fig.  429,  — 
wenn  dann  mit  kojifförmig  gedrängten  Aehrchen 
und   Schlauch   nir/it   geflügelt:    fadenwurzelige 


Fig.  430.  Carex  vulpina. 


Fig.  431.  Carex  leporina. 


Samilicn:  Binjcn  (Juncaceae),  Seggen  (Carices). 


18 


Sia.  1.  Dieläbriges  tDongtas,  Eriophorum  polystachium.    2.  51otter.Binie,  Juncus  effusus.    3.  (Bememe  tjoin= 
bin|e,  Luzula  campestris.    4.  leidjiimle,  Scirpus  lacustris.    5.  Roienförmige  Segge,  Carex  caespitosa. 

6.  5rütilings=Segge,  Carex  praecox. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


97 


S  ,  C.  chordorhiza  Ehrh.,  bis  30  cm,  nur  hie  und 
da  selten ;  -    wenn  dagegen  eine  liinglichf  Haupt- 
ähre und  der  Schlauch  (jrflih/rlt,  Fig.  429  links: 
Sand-S.,   C  arenaria  L. ,    Fig.  429,   50  cm,    auf 
trockneni    Sandboden,    an    Fluss-    und    Meeres- 
ufern, zerstreut. 
2.  Wurzelstock  dicht  rasig,  nlnir  lauge  Auflauf  er. 
■'"  Früchte  filisti'kciiil. 
O  Schlauch  mif  5  Nerven,  Halmflächen  konkav: 
Fuchsbraune  S.,    C    vulpina  L. ,    Fig.  430, 
mit  braunen ,  grünnervigen  Bälgen ,    überall 
an  Gräben,  Teichen  u.  s.  w.,  bis  1   m.    Mai, 
Juni. 
OO  Schlauch  mit  uin/ii(/l/C/ieii  oder  ohm'  Nerven, 
Halmflächen  flu'ii,  —  wenn  dann  die  Frucht 
.■^/Hirr/g  absteht:  sperrfrüchtige  S.,  C.  muri- 
cäta  L.,  bis  50  cm,  Bälge  braun;         wenn 
dagegen    Frucht    imfirclit    absteht:    unter- 
brochenährige   S. ,    C.  divülsa  Good,    bis 

1  m ,  Bälge  blassgrün ;  auf  nassen  Wiesen, 
in  Wäldern.  Mai  u.  Juni,  jenes  überall,  dieses 
zerstreut. 

•»■:■:•   Prüchte   (litfnriil. 

O  Schlauch  mit  .9  -7.;-' Nerven,  nicJif  glänzend, 
Deckblätter  schmal  berandet:  abweichende 
S. ,  C.  paradöxa  W. ,  untere  Blattscheiden 
mit  schwarzem  Faserschopf,  bis  60  cm,  auf 
Moorwiesen,  selten. 
OO  Schlauch  ohne  rleufliehe  Xerren,  glänzend,  — 
wenn  dann  Stengel  laiteu  rund.  Blätter  bis 

2  Htm  breit:  stielrundliche  S. ,  C.  tereti- 
üscula  Good.,  50  cm ;  —  wenn  dagegen 
Stengel  ühemll  Hkdntig  und  Blätter  bis  6  mm 
breit:  rispige  S. ,  C.  paniculäta  L. ,  Im, 
beide  in  Sumpf-  und  Torfwiesen,  zerstreut, 

c)  Aehrchen  oben  ueililirlt,  unten  tm'innlieh. 

1.  Wurzelstock  mit  AH^liiufem  kriechend,  —  wenn 
dann  die  Aehrchen  sim/igtlh  und  die  Früchte 
langer  als  das  Deckblatt:  Zittergras-S. ,  C.  bri- 
zöides  L ,  bis  60  cm,  in  sumpfigen  Wäldern,  hie 
und  da;  —  wenn  dagegen  die  Aehrchen  r/((«Ä-e/- 
hntini  und  die  Früchte  x'i  hing  wie  das  Deck- 
blatt: Schrebers  S.,  C  Schreberi  Schrk. ,  bis 
30  cm,  an  Sandorten  und  trocknen  Hügeln,  zer- 
streut.    April  und  Mai. 

2.  Wurzelstock  ohne  (irenigxten^f  längere)  Auslnnfer, 
Fig.  431. 

*  Aehrchen  einander  genähert,  Fig.  431,  —  wenn 
dann  die  Aehrchen  dick  und  ntnd:  Hasen-S., 
C.  leporina  L.,  Fig.  431,  bis  30  cm,  Schlauch 
gestreift  und  mit  Flügelrand,  häufig,  auf  trock- 
nen Wiesen  und  an  Waldwegen ;  —  wenn 
dagegen  die  Aehrchen  Ifinglich-walzig  sind: 
verlängerte  S.,  C.  elongäta  L.,  bis  1  m,  zer- 
streut, in  sumpfigen  Wäldern. 

nulfiii  ann-Deiinert,  Botaii.  Bilder-Mlas.    3.  Aufl. 


Anm.    C.  heleonäster  Ehrh.  in  Oberbayern 
und   Schwaben    und  bei   Meppen   hat   glatte 
ungeflügelte  Schläuche. 
'â– "â–   Wenigstens  die  unteren  Aehrchen  etm  einander 
entfernt,  Fig.  432. 

o  Deckblätter  der  unteren  Aehrchen  iiherragen 
das  Halmende,  Fig.  432 ;  entferntährige  S., 
C  remöta  L  ,  Fig.  432,  bis  50  cm,  in  feuch- 
ten Wäldern ,  häufig ,  oft  Bastarde  bildend. 
OO  Deckblätter  der  unteren  Aehrchen  erreiehen 
das  Halmende  nicht,  Fig.  433,  -  wenn 
dann  die  Frucht  .fjiarrig  absteht  und  der 
Schlauch  heramlet  ist:  sternfrüchtige  S.,  C. 


Fig.  432.  Carex  remota 


Fig.  4.3.3.  Carex  canescens. 


stelluläta  Good,  bis  30  cm,  in  feuchten 
Wäldern,  häufig ;  —  wenn  dagegen  die  Frucht 
aufrecht  absteht  und  der  Schlauch  nieht  be- 
randet ist:  weissgraue  S.,  C.  canescens  L., 
Fig.  433,  bis  30  cm,  in  sumpfigen  Wiesen, 
häufig  (beide  mit  geschnäbelter  Frucht,  C. 
loliäcea  L.  im  Bourtanger  Moor  und  in 
Ostpreussen  mit  ungeschnäbelter). 

III.   Verse  hiedenährige  Seggen. 

A.  Schlauch  höchstens  mit  kurzem  Schnabel, 
a)  2  Narben,  Frucht  glaff. 
1.  Frucht  ganz  xehntdtellos. 

aa.  Alle  oder  einige  Blattscheiden  zerfaxerf ,  — 
wenn  alle  und  der  Halm  steif  aufrecht:  straffe 
S.,  C  stricta  Good.;  wenn  dagegen  nur 
die  unteren  Blattscheiden  gefasert  und  der 
Halm  xehlaff:  rasenförmige  S.,  C.  caespitösa 
(April) ,  Tai  18,  5,  beide  i;o  m ,  zerstreut  in 
Sumpfwiesen, 
bb.  Blattscheiden  nicht  zerfasert. 

â– â– '  Deckblatt  des  unteren  Aehrchens  iiherragt 
das  Halmende:  scharfe  S.,  C.  acuta  L.,  bis 
1   m,  überall  an  Ufern  und  Gräben. 

13 


98 


Die  Pflanzenwelt. 


â– â– '"  Deckblatt  des  unteren   Aehrchens   nii-lii   so 
lnii<i. 

O  Schlauch  mit  mehreren    undeutlichen  Ner- 
ven:   gemeine    S.,    C.  vulgaris   Fr.,    bis 
30  cm,  überall,  an  Gräben  und  auf  feuch- 
ten Wiesen,  April— Juni, 
oo  Schlauch  inrniilo.t:  C.  rigida  Good  (Blatt 
zurückgekriimmt)  und  C.  hyperbörea  Drej- 
(Blatt  aufrecht),   beide  im  Riesengebirge. 
2.   Frucht    Uli/    /.â– iirzciii,    zirci-iihiiiyiin    Si-lii/iihc! :    C. 
Gaudiniäna  Guthnick  (Blatt  an    der  Spitze  flach 
zusammengedrückt)  in  Südbayern  und  C.  micro- 
stächya  Ehrh.  (Blatt  an  der  Spitze  scharf  3  kan- 
tig)   im    Bückeburgschen ,    bei    Lübeck,    Tilsit, 
Wohlau 
b)  .-)  Narben,  die  Frucht  o/.anfii/. 
1.  Schlauch  /.'//(/. 

aa.  Deckblätter  höchstens  mit  .telir  /.■«r;v7- Scheide. 
â– â–   Oberstes  Aehrchen  untoi  miiiiiilirli.  nhm  inib- 
tirh:  Buxbaums  S.,  C.  Buxbaümii  Wahlbg., 
mit  faserigen  Blattscheiden  (nichtfaserig: 
C.  atrata  im  Riesengebirge),  bis  30  cm,  auf 
Torfwiesen  zerstreut,  April  u.  Mai. 
■'■■  Oberstes  Aehrchen  (finiz  männlirli  —  wenn 
dann  weibliche  Aehrchen  sitzend:  niedrige 
S.,  C.  supina  Wahlbg.,  15  cm,  zerstreut  auf 
sonnigen  Hügeln,  April  u.  Mai;  —  wenn 
dagegen  weibliche  Aehrchen  gestielt,  Fig. 
434:  Schlamm-S.,  C.  limösa  L. ,  Fig.  434, 


Fig.  434.  Care.x  Umosa. 


I'ig.  4J.5.  Care.x  glauca. 


Blatt  faltig-rinnig  (wenn  flach  C.  irrigua  Gm., 
Riesengebirge,  Erzgebirge,  Tilsit),  auf  Moor- 
sümpfen zerstreut, 
bb.  Deckblätter    //'//    <leiitUi-her    Scheide    (wenn 

häutig:    C.  alba  in  süddeutschen  Gebirgswäl- 

dern,  sonst  blattartig  |. 

'■■'  Mit  .V— -j  männlichen  Aehrchen :  meergrüne 


S. ,   C  glauca  Scop. ,  Fig.  435,  häufig,  auf 
feuchten  Wiesen,  bis  50  cm,  April  u.  Mai- 
Mit  /  männlichen  Aehre. 
O  Blätter  tivlnuirt,  —  wenn  dann  die  Aehr- 
chen   (iiifrn'ht   und   der   Hahn   fast    ulme 
Blätter:    wimperblättrige  S. ,    C.   pilösa 
Scop.,  in  Laubwäldern  selten,  bis  50  cm, 
April    u.    Mai;    —    wenn 
dagegen  Aehrchen  iiir/,-ci/d 


Fig.  436.  Carex  patlescen 


Fig.  437.  Carex  panicea. 


und   Halm   mit   Blättern:   blasse   S. ,    C. 
pallescens  L.,  Fig.  436,  überall,  in  Wäldern 
und  auf  Wiesen,  bis  30  cm. 
oo  Blätter  /.aJit. 

1.  Mit     atifrerliteii     weiblichen    Aehrchen: 
hirsenartige  S.,  C.  panicea  L.,  Fig.  437, 


Fig.  438.  Carex  strigosa. 


Fig.  439.  Carex  maxima. 


Ãœberall,  auf  feuchten  Wiesen,  bis  30  cm. 
—  [C.  nitida  Hoch,  im  Südharz  hat  weiss- 
lich-häutige  Schlauchspitze,  C.  vaginäta 
Tausch  im  Riesengebirge  mit  rechtwink- 
lig gebogenen  männlichen  blühenden 
Aehrchen. 1 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phaneroganien. 


99 


2.  Mit  wenigstens  >('V7,r)(f7('«  weiblichen  Aehr- 
chen,  —  wenn  dann  /////  Ausläufern  und 
achUoikm  weiblichen  Aehrchen,  Fig.  438 : 
schlankährige  S.,  C.  strigösa  Huds.; 
wenn  dagegen  dIikc  Ausläufer  und  mit 
(/fdnmgmt/)!  Aehrchen:  grösste  S.,  C. 
mäxima  Scop.,  Fig.  439,  beide  1  m  und 
höher,  in  feuchten  Wäldern,  zerstreut.  — 
[C.  capilldris  L.  im  Riesengebirge  hat 
sehr  kurze  weibliche  Aehrchen.] 
2.  Hi'Jiiiar/r  Schläuche. 

aa.  Sclieide  liiichafi'iis li-nrz,  Aehrchen  r//i'///früchtig. 

â– â– â–   Aehrchen  allr  n/Ut/ml. 

o  Schlauch  fasf  kiairJiy:    filzfrüchtjge   S., 

C.    tomentösa    L. ,    auf   feuchten  Wiesen, 

bis  30  cm,  April  u.  Mai. 

OO  Schlauch  am  (irinuh  rersehmälerf,  Fig.  440. 

1.  Mit  Ausläufern  :  Heide-S.,  C.  ericetörum 
Pall.,  auf  trocknem  Sandboden  zerstreut, 
bis  20  cm,  März— Mai. 

2.  Ohne  Ausläufer,  Fig.  440,  —  wenn  dann 
Deckblätter  haiitiij:  Berg-S.,  C.  montana 
L.,  zerstreut,  in  trocknen  Wäldern ,  bis 
25  cm,  April— Mai;  -  wenn  dagegen 
Deckblätter  hlaiturlig  grün:  pillentra- 
gende S.,  C.  pilulifera  L.,  Fig.  440 
häufig,  auf  sandigen  Waldplätzen  und 
Heiden,  bis  30  cm,  April— Mai. 


Fig.  440.  Carex  pilulifera 


Fig.  441.  Carex  liumilis. 


'■'■  Weibliche  Aehrchen  iiiehrh\üX\g,  —  wenn 
dann  der  Schlauch  .w  hoig  wie  das  Deck- 
blatt: gefingerte  S.,  C.  digitäta  L.,  Fig.  442; 
—  wenn  dagegen  liiii(/ir:  Vogelfuss-S.,  C 
ornithöpodaW.,  beide  zerstreut,  in  schattigen 
Laubwäldern,  bis  15  cm,  April  u.  Mai. 
B.  Schlauch  laiii/yisclmäbf//  mit  2  Zähnen  oder 
Haarspitzen,  Fig.  443. 

a)  Schlauch  lifliaarf ,    Fig.  443,   —  wenn  dann 
Deckblätter /r(»(/.v(7/('/(//>/  und  Blatt  flacli  und  hiluiuii : 
Behaarte  S.,   C.  hirta  L., 
häufig,  an  san- 


â– â– â– *  Unterstes  Aehrchen  (wenigstens  meistens) 
kurz  i/est/elt:  Frühlings-S.,  C.  praecox  Jacq., 
Taf.  18,  6,  Halm  glatt,  auf  trocknen  Hü- 
geln und  in  Wäldern,  überall,  bis  30  cm, 
März  u.  April.  [Die  Abart  C.  polyrrhiza 
Wahr,  hat  oberwärts  rauhen  Halm.] 
bb.  Scheide  des  Deckblatts  deutlich  niHiamlen. 
Früchte  Im-ker  stehend. 
*  Weibliche  Aehrchen  (meist)  .7 blutig:  niedrige 
S.,  C.  hümilis  Leyss.,  Fig.  441,  auf  sonnigen 
Hügeln,  zerstreut,  bis  8  cm,  März  u.  April. 


Fig.  442.  Carex  digitäta. 


T.-       >         (/ll 
Fig.  443.  Carex  hirta. 


digen  nassen  Stellen,  bis  60  cm;  —  wenn  dagegen 
Deckblätter  höchstens  h-iirzscheirlig  und  Blatt  schmal, 
ritinifi  und  /,•'(///.•  fadenförmige  S.,  C.  filiförmis  L., 
zerstreut,  an  stehenden  Gewässern,  bis  1  m. 
b)  Schlauch  hih!. 

1.  Aehrchen  IiHhijuhI  ,  —  wenn  dann  Deckblatt 
itdiijüeliiidiii:  Wald-S.,  C.  silvätica  Huds.,  Fig. 
444,  lockerblütig.  Schlauchschnabel  kahl  [wenn 
gedrungenblütig  und 
Schnabel  feingesägt- 
wimpeiig:  C.  frigida 
All. ,  Feldberg  und 
Hoheneck  in  den  Vo- 
gesen],  hie  und  da, 
auf  feuchten  Wald- 
wiesen ,  bis  60  cm, 
Mai;  —  wenn  aber 
Deckblatt  kurzschei- 
di(j:  zypergrasähn- 
liche S.,  C.  pseudo- 
cyperus  L.,  selten,  in 
Gräben  u.  s.  w.,  bis 
50  cm,  Mai. 

2.  Aehrchen         unfrerht 
(oder  nur  das  unterste 

Fig    444. 
nickend).  Carex   silvatica. 


100 


Die  Pflanzenweh. 


aa.  Schnabel  des  Schlauchs  mit  (/finde  rorcie- 
ütreckti-ii  Zähnen,  Fig.  445,  meist  nur  1  männ- 
liches Aehrchen. 

•■  Aehrchen  sifzcnd  oder  mit  dem  Stiel  in  der 
Blattscheide,  —  wenn   dann  Schnabel   des 
Schlauches  zurücl-gehrimmt,  Fig.  445:  hell- 
gelbe S.,  C.  flava   L. ;   —   wenn   dagegen 
Schnabel   yeradi-:    Oeders    S. ,    C.    Oederi 
Ehrh.,  beide  auf  Sumpfwiesen,   bis  15  cm, 
jene  häufiger  als  diese. 
"*  Wenigstens    an    den    untern    Aehrchen    ein 
iliiitUfh  sicli/liarer  Stiel. 
O  Die  Blätter  überragen  den  Halm :  Gersten- 
ährige  S.,  C.  hordeistichos  Vill.,  schwarze 
glanzlose    Früchte;    selten,     in     Gräben 
u.  s.  w. ,   20  cm  ,    April ,   Mai    [S.  secalina 
Wahlbg.,    Erfurt,   bei  Halle ,  mit  brauner, 
glänzender  Frucht]. 
OO  Die  Blätter  l.iirzer  als  der  Halm. 
aaa.  Stumpfe  Deckblättchen  mit  Stachelspitze, 
Fig.  446,    —  wenn  dann  Schlauch  rieJ- 
nerrig:  entferntährige  S.,  C.  distans  L., 
Fig.  446,  bis  60  cm,  zerstreut,  auf  feuch- 
ten Wiesen;  —  wenn  aber  Schlauch ///// 


Fig.  445.  Carex  flava. 


Fig.  446.  Carex  distans. 


.i"  stärkeren  Nerven ;  zweinervige  S.,  C. 

binervis  Sm.,  bis  1  m,  selten,  auf  Heiden, 
bbb.  Ziige.sj>/t:tr  Deckblättchen  mit  oder  ohne 
Stachelspitze:  Hornschuhs  S.,  C.  horn- 
schuchiäna  Hoppe,  2—4  weibliche  Aehr- 
chen gedrungenblütig,  zerstreut,  auf  Torf- 
wiesen, bis  30  cm. 

[C.  Michelii  Host,  Schlesien  in  Wäl- 
dern, hat  nur  1-2  weibliche  Aehrchen, 
C.  sempervirens  Vill.  ist  lockerblütig.] 
bb.   Schnabel    des   Schlauches    in  i*   ali.<!tehende 
Spitzen    geteilt,    meistens   Mehrere   männliche 
Aehrchen. 


Halm '//»'// .Flaschen-SvCampulIäceaGood., 
Schlauch  aufgeblasen,  fast  kugelig,  häufig, 
an  sumpfigen  Orten,  bis  60  cm  [C.  nutans 
Host  bei  Magdeburg  mit  nicht  aufgebla- 
senem eiförmigem  Schlauch]. 


Fig.  448.  Carex  paludosa. 


**  Halm  mit  rauhen  Kanten. 

o  Schlauch  (mfyehla.^en:  Blasen-S.,  C.  vesi- 
cäria  L.,  Fig.  447,  häufig,  an  nassen  Orten, 
bis  60  cm. 
OO  Schlauch  nicht  aufgeblasen,  —  wenn  dann 
die  Blattscheiden  ijespa1te)i:  Sumpf-S.,  C. 
paludosa  Good.,  Fig.  448,  bis  1  m,  häufig, 
an  feuchten  Stellen ;  —  wenn  dagegen 
die  Blattscheiden  (lexrhln^se»:  Ufer-S.,  C. 
ripäriaCurt.,  sehr  häufig,  an  Gräben  u.s.w. 
bis  1,25  m,  die  stärkste  und  grösste  Segge 
Deutschlands. 

\'.  Reihe.    L  i  1  i  e  n  b  1  ü  t  i  g  e. 
21.  Fam.    Binsengewächse,  Juncaceen. 

Es  sind  dies  steife,  grasähnliche  Kräuter,  was 
sich  vor  allem  in  den  flachen,  schmalen,  z.  T.  übri- 
gens auch  shelrunden  Blättern  zeigt.  Sie  haben 
Wurzelstöcke,  mit  denen  sie  überwintern  und  sich 
verbreiten.  Die  kleinen  unscheinbaren  Blüten,  der 
trockne  Blütenstaub  und  die  feingefiederten  Narben 
deuten  wie  bei  den  Gräsern  auf  Windbestäubung, 
dagegen  ist  der  Blütenbau  selbst  anders  als  bei  den 
Gräsern:  es  ist  ein  kelchähnliches,  trockenhäutiges, 
6 blättriges  Perigon  vorhanden,  meist  auch  6  Staub- 
gefässe,  der  eine  Fruchtknoten  wird  zu  einer  Kapsel. 
Die  Blüten  stehen  meistens  in  Spirren.  Die  250 
Arten  sind  namentlich  in  der  gemässigten  und  kalten 
Zone  weit  verbreitet. 

95.    Binse,   JunCUS.  '■    Blätter    Mel- 

niHfl  oder  gerillt, 

Fast   alle  Arten    dauern    aus.     Es  sind  ausge- *"'''• '^.='ps«i ''<•«'• 
sprochene  Rutengewächse  mit  reduzierten ,   manch-  "  "'am'ig. '"' 


I 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


101 


mal  sogar  ganz  fehlenden  Blättern,  der  grüne  Halm 
übernimmt  dann  statt  ihrer  die  Ernährungsarbeit. 
Alles  das  hängt  mit  dem  nasskalten  sumpfigen  Stand- 
ort zusammen,  der  ebenso  wirkt  wie  ein  trockener. 
Der  knotenlose  runde  Halm  ist  dem  der  Gräser 
ähnlich  sehr  biegungsfest  gebaut  (d.  h.  ein  fester 
Zylinder,  der  mit  weichem  Mark  ausgefüllt  ist).  Bei 
manchen  Arten  im  Hochgebirge  (J.  supinus  und  J. 
alpinus)  bilden  sich  als  Ersatz  der  Früchte  Ableger. 
Wie  gesagt,  sind  die  Blüten  auf  Windbestäubung 
und  damit  Fremdbestäubung  eingerichtet,  bemer- 
kenswert ist  aber,  das"s  bei  J.  bufönius  durch  Kleisto- 
gamie  (Geschlossenbleiben  der  Blüten)  Selbstbestäu- 
bung als  Notbehelf  zu  beobachten  ist.  Die  Samen 
sind  leicht  und  haften  Sumpfvögeln  an,  die  sie  auf 
diese  Weise  verbreiten.     24  deutsche  Arten. 

A.  Halm  hlaHln'i,  nur  unten  mit  blattlosen 
Scheiden. 

I.  Spirre  iiufru-ht :  Strand-B.,  ,1.  maritimus  Lam., 
Hüllblatt  und  Scheide  mit  stechender  Spitze,  an 
sandigen  Küsten  von  Europa  und  Nordamerika,  an 
Nord-  und  Ostsee,  bis  1  m  hoch,  Juli  u.  Aug. 

II.  Spirre  .â– <iHJich  stehend,  Fig.  449. 

1.  Der  dünne,  fadenför- 
mige Halm  oben  n/k-- 
h)„l :  fadenförmige 
B.,  J-  filiförmis  L., 
Fig.  449,  selten ,  auf 
Torfwiesen,  besonders 
im  Gebirge,  bis  30  cm, 
Juni  u.  Juli. 

2.  Halm  aufrecht. 

a.  Mark  des  Halm  fä- 
clnrifi:  meergrüne 
B.,  J.  glaucus  Ehrh., 
die  Blüten  sind  grös- 
ser in  lockerer,wenig 
verzweigter  Spirre, 
Kapsel  stumpf,  glän- 
zend braun,  häufig, 
an  feuchten  Orten,    bis  60  cm,   Juli  u.  Aug. 

b.  Mark  niclii  unterbrochen. 

■■  Mit  6  Staubgefässen  :  J.  diffüsus  in  Hol- 
stein, bei  Brandenburg  und  Hannover,  mit 
schwarzroten  Scheiden  —  und  J.  bälticus  am 
Meer  mit  gelbbraunen  Scheiden. 
**  Mit  H  Staubgefässen,  —  wenn  dann  die 
Spirre  im.-njebreitet  flatterig  und  Griffel  un- 
mittelbar auf  der  Kapsel:  Flatter-B. ,  J. 
effüsus  L. ,  Taf.  18,  2,  kleine  Blüten  in 
lockerer  Spirre,  Kapsel  eingedrückt;  —  wenn 
dagegen  Spirre  knäuelartig  zusammengezogen 
und  Griffel  auf  einem  Höckerchen  der  Kapsel : 
Knäuel-B.,  J.  conglomerätus  L.,  beide  über- 
all an  nassen  Gräben  u.  s.  w.,   im  grössten 


Fig.  449.  .luiKus  filiförmis. 


Teil  Europas,   bis  1   m ,   Juni  u.  Juli.     Man 
flechtet  aus  den  Halmen  Körbchen. 

B.  Halm  icenigstens  mit   ]Vi(rzeJbUitteni. 

I.  Nid-  Wiirzelhleittey  vorhanden,  Fig.  450. 

1.  Die  Blüten  stehen  in  5— lOblütigen  Kojifchen, 
Fig.  450:  Kopfblütige  B. ,  J.  capitätus  Weigl., 
Fig.  450,  zerstreut,  auf  feuchten  Aeckern  und 
Triften,  bis  10  cm  hoch,  Mai— Aug.  (wenn  nur 
1 — 3  Blüten  zusammen:  J.  trifidus  im  Riesen- 
gebirge). 

2.  Die  Blüten  stehen  in  endständigen  Spirren 
mit  sehr  ungleichen  Aesten ;  —  wenn  dann 
Blätter  (ibstrheiii/  und  Staubfäden  läiii/a-  als  die 
Staubbeutel :  dünne  B., 
J.  tenuisW.,  selten,  auf 


Fig.  450.  Juncus  capitätus. 


Fig.  451.  Juncus  squarrosus. 


tonig-sandigem  Waldboden,  bis  25  cm,  Mai  u. 
Juni ;  —  wenn  dagegen  Blätter  nufreeht  und 
Staubfäden  H-4iiii(l  kürzer  als  die  Staubbeutel : 
sparrige  B.,  J.  squarrosus  L. ,  Fig.  451,  Heide 
und  Torftriften,  bis  30  cm,  Juli  u.  Aug. 
II.  Auch  /  /"■.•-•  iiielir  Jliiliiihliitter  vorhanden. 
1.  Blätter /•»)((/,  hohl,  durch  Querwände  ^f/'aV-A<T/ 

(mit  6  Staubgefässen,    nur  3  hat  J.  pygmaeus,   ©, 

in  Schleswig). 

a.  Die  .')'  iii/iereii  Perigonblätter  liiiujer:  Wald-B.,  J. 
silväticus  Reichh.,  Blatt  glatt,  häufig,  in  feuchten 
Wäldern  und  auf  Torfboden,  bis  1  m,  Juli  u. 
Aug.  (wenn  der  Halm  fein  gerieft:  J.  aträtus, 
Leipzig,  Breslau,  in  Hannover). 

b.  Die  6  Perigonblätter  ulte  g/eiclilang,  Fig.  453. 

■■  Perigonblätter  l.iir;  staeheUpitzig ,  Fig.  452: 
glanzfrüchtige  B. ,  J.  lamprocärpus  Ehrh., 
Fig.  452,  Halm  etwas  zusammengedrückt, 
Perigon  braun,  weissgerandet,  Kapsel  kasta- 
nienbraun, glänzend ,  fast  in  ganz  Europa,  in 
Deutsctiland  überall,  in  Gräben  und  an  Ufern, 
bis  1  m,  Juli  u.  Aug. 
"■••  Perigonblätter  stinupf,  Fig.  453;  wenn  dann 
i>ilbenreiss:  stumpfblütjge  B.,  J.  obtusiflörus 
Ehrh.,    Fig.  453;    —    wenn    dagegen    bninii; 


102 


Die  Pflanzenwelt. 


Alpen-B.,  J.  alpinus  Vill.,  bis  30  cm,  Juli  u. 

Aug.,  jene  zerstreut  an  Sumpforten,  diese  mehr 

im  Gebirge. 
2.   Blätter  schninl  lineal,  borstig,   )//'•/(/  ijcfärlicrl. 
Blüten  in  Kii/ifclii'n,  i/ie.ic  in  Sjnrmi:  Schlamm- 
B.,  J.  supinus  Mnch.,  zerstreut,  auf  Torfwiesen 
und  in  Sümpfen,  bis  20  cm,  Juli  u.  Aug. 


dagegen  hViifier  als  die  Kapsel,  Fig.  455: 
Kröten-B.,  J.  bufönius  L.,  Fig.  455,  jene  bis 
15  cm,  stark  verzweigt,  Blätter  meist  grund- 
ständig, Perigonblätter  stachelspitzig,  auf  feuch- 
tem Sandboden,  zerstreut,  diese,  bis  25  cm, 
überall  (fast  auf  der  ganzen  Erde)  amphibi- 
sches Unkraut,  beide  Juni— Aug.  [J.  bufönius 
mit  länglicher  Kapsel ,  J.  sphaerocärpus  mit 
rundlicher,  so  Würzburg,  Weimar,  Offenbacli.J 


96.  Haliibiii.se,  Lü/ula. 


Fig.  4.';2. 
Juncus  lamprocarpus. 


Fig.  453. 
Juncus  obtusiflorus. 


b.  Blüten  einzeln  in  Spirrrn,  Fig.  454. 

"  Mit  kriechendem  Wurzelstock  ubeririiitfrnd 
und  Halm  zusainuionjn/riirl.i ,  —  wenn  dann 
die  Perigonblätter  /'«.s-/  .vo  Imn/  wie  die  Kapsel: 
Gerards-B. .  J.  Gerärdi  Loisl.;  —  wenn  da- 
gegen /.-Urzcr,  Fig.  454 :  zusammengedrückte 


2.    Bllillcr    ll'ir'i. 
U'hanri.  i-ig.  4.''>(i, 

Ausdauernde  Gewächse,   vielfach   rasenbildend,  K.ipsei  «-ifäche- 
mit  grasartigen  Blattern ,  die  am  Kande  weisshaarig 
sind.     Die  9  deutschen  Arten  lieben  mehr  trocknen 
Boden. 

I.  Blüten  in  Kiyifrhcn  und  iliesc  in  Spirn-n:  ge- 
meine H. ,  L.  campestris  DC. ,  Taf.  18,  3,  Blatteile 
braun,  hellrandig,  in  Nord-  und  Mitteleuropa  ver- 
breitet, in  Deutschland  (ändert  je  nach  dem  Stand- 
ort ab)  überall,  aufwiesen  und  Triften,  bis  25  cm, 
März  bis  Mai  [wenn  die  Köpfchen  in  länglicher 
Aehre,  J.  spicäta  DC.  im  Riesengebirge). 

II.  Blüten  in  Spirrm  ohm-  Kiipfrhm. 

1.  Spirre  einff/rh ,  Samen  mif  Anhängsel,  — 
wenn  dann  die  Spirrenäste  nach  ihm  Bliilim  zurüd,- 
gehrochm  und  das  Blatt  lanzettlich  6—8  mm  breit: 
behaarte  H.,  L.  pilösa  W.,  Fig.  456,  Blatt  mit  langen 


Fig.  454. 
Juncus  compressus. 


Fig.  455. 
Juncus  bufönius. 


B.,  J.  compressus  Jacq. ,  Fig.  454,  beide  bis 
50  cm  hoch,  Juli  u.  Aug.,  jene  zerstreut  auf 
Sumpf-  und  Salzboden,  diese  häufig  auf  feuch- 
ten Wiesen  und  an  Wegen. 
Einß/iri'j,  Halm  atidrund ,  wenn  dann  die 
Perigonblätter  ••")  hiwi  "ili-r  läni/ir  als  die 
Kapsel:  zarte  B.,  J.  tenageia  Ehrh.;  —  wenn 


Fig.  457.  Luzula  silvatica. 


weissen  Haaren  gewimpert,  in  ganz  Europa  ver- 
breitet, in  Deutschland  überall,  besonders  in  Laub- 
wäldern, bis  30  cm,  April  u.  Mai;  —  wenn  dagegen 
Spirrenäste  s/W.v  uufn-clit  und  Blatt  lineal:  Forsters 
H.,  L.  Forsteri  DC,  selten,  in  sonnigen  Bergwäldern 
(z.  B.  Elsass,  Rheinland),  bis  30  cm,  Mai  u.  Juni. 
2.  Spirre  -iisdinmi'iK/csetzt,  Samen  ohne  Anhäng- 
sel, —  wenn  dann  die  Spirre  /.-ürzfr  als  die  Hüll- 
blätter: weisse  H.,  L.  älbidaDC,  häufig,  besonders 
in  Gebirgswäldern,  bis  60  cm,  Juni  u.  Juli;  —  wenn 


IV.  Kreis:  Saineiipflanzeii,  Phantrogaineu. 


103 


dagegen  länger:  Wald-H. ,  L.  silvätica  Gaud. ,  Fig. 
457,  ebenda  zerstreut,  bis  Im,  Mai  u.  Juni  [L. 
spadicea  DC  in  den  Vogesen  hat  i<ahle  Blätter]. 

22.  Fam.    Liliengewächse,  Liliaceen. 

Krautige  Gewäctise,  welche  mit  Zwiebeln,  weni- 
ger oft  mit  Wurzelstöcken  (manchmal  knollig)  über- 
wintern und  sich  verbreiten,  die  Blätter  sind  mei- 
stens grundständig  und  die  Blüten  zwitterig  und 
regelmässig,    mit   oft  schön  gefärbtem  Perigon  zum 


Fig.  458.  Colchicum, 
scheidewandspaltiger 
Fruchtknoten  im  Quer- 
schnitt. 


Fig.  459.  Liliuni. 
fachspaltiger   Frucht- 
linoten  im  Quer- 
schnitt. 


f 


1.  Blüten  fiti:eln. 

im  Herbst,   ohne 

Blätter. 


l 


Anlocken  der  Insekten.  Die  Frucht  ist  eine  Kapsel 
oder  auch  Beere  und  oberständig.  Eine  grosse 
Familie  von  1200  Arten  in  der  warmen  und  ge- 
mässigten Zone,  von  denen  manche  sehr  geschätzte 
Zierpflanzen  sind.  Wir  unterscheiden  4  Unterfamilien. 

I.  Frucht  eine  Kaji^c/. 

A.  Frucht  si-heidfiruiirlspaltifi,  Fig.  458:  1.  Un- 
terfam.  Zeitlosenartige. 

B.  Frucht  f(ic//sj)a/f/i/,  Vig.  459. 

a.  Mit  Ziricbi'hi :  2.  Unterfam.  Lilienartige. 

b.  Mit   ]f'i(r:r!s/<,rl.-:  3.  Unterfam.  Asfodel- 
artige. 

II.  Frucht  eine  lin;y ,  Taf.  20,  5:  4  Unterfam. 
Spargelartige. 

1 .  Unterfam.     Z  e  i  1 1  o  s  e  n  a  r  t  i  g  e. 

97.  Herbstzeitlose,  (!»k'hicuni  autuiiinüle  L. 

Taf.  19,   1. 

Eine  zum  Schutz  gegen  Weidetiere  giftige  Pflanze, 
die  als  unterirdisches  Organ  eine  Knolle  hat,  mit 
der  sie  überwintert,  und  welche  im  Herbst  Blüte 
und  Frucht  ernährt.  Die  im  Sommer  vorhandenen 
Blätter  arbeiten  für  die  neue  Ersatzknolle.  Bemer- 
kenswert ist,  dass  die  Knolle  dem  Klima  entspre- 
chend zum  Schutz  gegen  die  Winterkälte  verschieden 
tief  im  Boden  liegen  soll.  Die  Pflanze  hat  drei 
grosse  und  saftige  Blätter,  in  denen  sich  der  Standort 
(feuchte  Wiesen)  offenbart.  Im  Herbst  kommt  aus 
dem  Boden  hervor  eine  grosse  Einzelblüte.  Da  dann 
die  Wiesen  abgemäht  sind  und  der  Pflanzenwuchs 
niedrig  ist,  so  macht  es  nichts  aus,  dass  sie  nicht  auf 
hohem  Schaft  steht.  Sie  hat  aber  eine  lange  Kronen- 
röhre und  eine  schöne  blass-rotviolette  Krone  als 
Lockapparat.  Abends  und  bei  feuchtem  Wetter 
schliesst  sie  sich  zum  Schutz  gegen  Wärmeverlust 
und  Feuchtigkeit.    Der  Honig  liegt  ziemlich  tief  an 


den  Staubfäden,  was  auf  langrüsselige  Bestäuber 
(Bienen  und  Hummeln)  hinweist,  dabei  ist  bemer- 
kenswert, dass  sich  die  Staubbeutel  nach  aussen, 
d.  h.  nach  dem  Zugang  zum  Honig  hin  öffnen.  Die 
Narbe  wird  oft  zuerst  reif,  und  obendrein  haben  die 
Blüten  Narben  und  Staubfäden ,  die  einander  ent- 
sprechend in  verschiedener  Höhe  stehen,  was  beides 
Fremdbestäubung  sichert.  Wenn  dieselbe  aber  in 
dem  schon  insektenarmen  Herbst  doch  etwa  unter- 
blieben ist,  so  bringen  die  nachwachsenden  Kronen- 
zipfel zuletzt  den  an  ihnen  haftenden  Blütenstaub 
an  die  Narbe,  so  dass  dann  als  Notbehelf  Selbst- 
bestäubung eintritt.  Die  erst  im  nächsten  Frühjahr 
erscheinende  grüne  Kapsel  hat  zahlreiche  Samen, 
und  diese  zeigen  ein  klebriges  Anhängsel,  mit  dem 
sie  an  vorüberstreifenden  Tieren  hängen  bleiben 
und  sich  verbreiten.  —  Die  Pflanze  ist  ein  lästiges 
Unkraut,  das  durch  sein  Gift  dem  Rind  schädlich 
wird.  Knolle  und  Samen  sind  offizinell.  Stellen- 
weise auf  feuchten  Wiesen  sehr  häufig,  in  Nord- 
deutschland seltener,  bis  20  cm  hoch,  11,  August 
bis  Okt. 

98.   Tolieldie,    Tolieldiii  calyculäta  L.     Fig.  460. ^bi"'™'"^'""- 

°  beti  oder  Rispen^ 

Eine  zerstreut  vorkommende  Pflanze  der  Torf- "'"  ^en  Biaitem 
flora,  die  sich  von  den  Verwesungsstoffen  derselben  a.  Biatt'er  unmi. 


Fig.  460.  Tofieldia  calyculäta. 


ernährt;  unterirdisch  hat 
sie  einen  kriechenden 
Wurzelstock,  die  Blätter 
sind  „reitend"  und  um- 
geben mit  ihrem  Schei- 
denteil schützend  die 
jungen  Blätter  und  die 
Knospen.  Sie  stehen  senk- 
recht, wodurch  sie  gegen 
zu  stark  wirkende  Mit- 
tagsonne geschützt  sind. 
Die  kleinen  gelblichen 
Blüten  stehen  in  Aehren. 
In  Nord-  und  Mittel- 
europa, mehr  im  Gebirge, 
in  Deutschland  selten.  2j.,  bis  25  cm  hoch,  Juni 
und  ,luli. 

99.  Oermer,  Verätruiii  iilhuiii  L.  Taf.  19,  2.  ' 
Auch  wohl  Niesswurz.  Wie  die  Zeitlose 
giftig.  Die  grossen  konkaven  Blätter  haben  am 
Grunde  zusammenlaufende  Längsrinnen  und  stehen 
schräg  nach  oben,  wodurch  sie  den  Regen  auffangen 
und  nach  innen  zu  ableiten.  Sie  sind  unten  weich- 
haarig. Die  Blüten  sind  ziemlich  unscheinbar:  weiss 
oder  gelbgrün,  stehen  aber  zu  vielen  in  Rispen  zu- 
sammen. Indem  neben  Zwitterblüten  auch  reine 
Staubbeutelblüten  vorkommen,  wird  Fremdbestäu- 
bung leichter.     Eine  Alpenpflanze,  die  aber  auch  im 


Fig.  460. 


.    Blätter  breit. 
Taf.   19,  2. 


104 


Die  Pflanzenwelt. 


lieh,  dunkelrot  - ,    würfelfleckig,   so  dass  sie  einen 
weithin  sichtbaren  Lockapparat  bilden  ,    sie  hängen 
nach   unten,   so  dass   die  Innenteile   gut   geschützt 
sind.   Die  Hummeln  und  Bienen  fliegen 
von  unten  ein  und  steigen  an  Griffeln 
und  Staubfäden    empor.     Die    frühe, 
Die   Pflanze   bildet   Ausläufer   mit    Knollen   zur     aber   lange  Blütezeit   (April  und   Mai) 
vegetativen  Vermehrung.   Die  schmalen  Blätter  sind     sichert     Fremdbestäubung,     und     die 
grundständig  und  rinnig,  die  Blüten  sind  klein,  aber     flachen    Samen    werden    leicht    durch 
zahlreich   und    bunt,   so    dass  sie   die  Insekten    an-     jen  Wind  verbreitet.     In  Mitteleuropa 
locken,    bei   M.    comösum   sind    die   oberen    Blüten 
obendrein  geschlechtslos 
und  langgestielt,  so  dass 


süddeutschen  Mittelgebirge  vorkommt.     21,  bis  1  m 
hoch,  Juli  u.  Aug. 


2.  U  n  t  e  r  f  a  m.    L  i  1  i  e  n  a  r  t  i  g  e. 
A.  Perigon«.«//- 100.    Muskat-  odcT  Triuibeiilij  azintlic ,  Miisi-ari 

förmitj,     gt2tih)tt. 
Fig.  462. 


Fig.  4ö3. 

zerstreut,    auf    feuchten    Wiesen,    in    Fritniaria   meie- 

<igri^,    Stempel. 

Deutschland    selten;     %,   bis   30    cm 

hoch.   —    [Nahe   verwandt    ist    die    Kaiserkrone, 

Fr.  imperialis.] 


102.  Waldtiilpe,  Tiilipa  silvestris  L. 

Fig.  465. 


b.    Griffel    nwje- 
teilt.    Fig.  464. 
aa.     Staubbeutel 
r-, .       n      .    i_    1      •    ,         ■(■,•  1       £-    1      i  T"         ""'  f^C"  Ende  auf 

Die  Zwiebel   ist   giftig   als  Schutz  gegen  Tier-^^,,,  Staubfaden 

fnifgei*^(trli>ten. 

Fig.   46.5. 

1.  Griffel  felili. 

Fig.   464. 


Fig.  4li4. 

Tulipa  silv., 

Stempel-F^nde. 


Fig.  461.  Muscari  coiiiusuin. 


Fig.  462.  Muscari  racemosum. 


B.  Perigon  liiei- 

liii.  Tat  20.  1. 

a.   Griffel  Sleilir/. 

Fig.  463. 


hier  also  eine  sehr  bemerkenswerte  Arbeitsteilung 
(Fig.  461)  eingetreten  ist.  Auch  die  Stiele  sind  ge- 
färbt und  verstärken  diesen  eigenartigen  Lockapparat. 
Es  sind  ausdauernde,  bis  30  cm  hohe  Pflanzen,  die 
schon  im  April  und  Mai  blühen  und  als  Zierpflanzen 
benutzt  werden. 

A.  Trauben  /oi/.w,  oben  mit  langgestielten  un- 
fruchtbaren Blüten:  Schopf-M.,  M.  comösum 
DC,  Fig.  461,  auf  Wiesen  und  Feldern,  zer- 
streut. 

B.  Traube  dicht,  gleichartig,  —  wenn  dann  Blätter 
ca.  :^  Htm  hn-it,  biii/iii  ijcl.riiiiiiiit :  Trauben-M., 
M.  racemosum  Mill.,  Fig.  462;  —  wenn  da- 
gegen Blätter /'/•-■//er  iiml  uiifirclif :  perlblütige 
M.,  M.  botryoides  Mill.,  beide  auf  Hügeln, 
Weinbergen  u.  s.  w.  selten,  wohl  verwildert, 
in  der  Schweiz  häufig.  |M.  tenuiflörum  Tausch, 
auf  waldigen  Kalkhügeln,  sehr  selten,  hat  ein- 
geschnürte Perigonmündung]. 

101.  Schai-hbluine,  Fritilläria  meleägris  L. 
Taf.  20,  1. 

Eine  prächtige  Pflanze,  mit  3  oder  4  linealen, 
rinnenförmigen  Blättern  und  nur  1—2  Blüten;  aber 
diese  sind  gross  und   bunt  —  fleischrot  oder  gelb- 


frass,  Brutzwiebeln  in  den  Achseln  der  Grundblätter 
dienen  der  vegetativen  Vermehrung. 
Die  jungen  Blätter  sind  von  einem 
kegelförmigen  derben  Blatt  mit  fester 
Spitze  umgeben,  dass  jene  beim  Durch- 
bruch durch  die  Erde  schützt.  Die 
lineal-lanzettlichen  kahlen  Blätter  mit 
Wachsschicht  deuten  auf  Schutz  gegen 
Verdunstung  und  Regen,  ihre  Richtung 
schräg  nach  oben  auf  zentripetale  Regenableitung.  Die 
einzige  Blüte  ist  gross,  gelb,  leuchtend  und  lockt 
dadurch  und  durch  Honigduft  die  Insekten  an.  Sie 
hat  jedoch  keinen  Honig,  sondern  bietet  nur  viel 
Blütenstaub,  der  in  den 
schüsseiförmigen  Peri- 
gonblättern  vorläufig  auf- 
bewahrt wird.  Abends 
und  bei  feuchtem  Wetter 
schliesst  sich  die  nach 
oben  stehende  Blüte  und 
krümmt  sich  der  Blüten- 
stiel (zum  Schutz).  Da 
die  Narbe  zuerst  dieStaub- 
beutel  überragt,  wird 
Fremdbestäubung  er- 
strebt, allein  zum  Not- 
behelf der  Selbstbestäu- 
bung wird  zuletzt  die  sich 
schliessende  Krone  mit 
daran  haftendem  Blüten- 
staub an  die  Narbe  gedrückt.  Der  Fruchtstiel  ist 
trocken  und  elastisch,  vom  Wind  leicht  bewegt,  die 
Samen  sind  leicht  und  flach,  beides  dient  der  Ver- 
breitung. Auf  Waldwiesen  und  in  Weinbergen  Mittel- 
europas, sehr  zerstreut.  -1,  bis  30  cm  hoch,  April 
bis  Mai.  -  Die  Gartentulpe  stammt  aus  dem 
Orient. 


Fig.  465.  Tulipa  silvestris. 


Samilie:  niiengeroä^fe  (Liliaceae). 


19 


5ig.  1.  £jerbit.3citlo|e,  Colchicum  autumnale.    2.  tDeiler  ffietmer,  Veratrum  album.    3.  StDetblätterige  Itleer. 
3tDiebeI,  Scilla  bifolia.    4.  mildijtern,  Ornithogalum  umbellatum.    5.  Bäi-en=Cau(ii,  Allium  ursmum. 


5amiltc:  £{l{engciDä(f|fe  (Liliaceae). 


20 


5ig.  1.  Si^adiblume,  Fritillaria  meleagris.    2.  (Belber  ©oIb[tcrn,  Gagea  lutea.    3.  lürftenbunb^OIie,  Lilium 
Martagon.    4.  Hftloje  ©toslilie,  Anihericuni  Liliago.    5  a.  b.  (Bemeinet  Spargel,  Asparagus  officinalis. 

6.  lHaiblume,  Convallaria  majalis. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


105 


2.  Griffel  ,■»,/,.„-  iQS.  Goldsteru,  Gilffea.    Taf.  20,  2. 

rfßJi, fadenförmig.  ^ 

Hinsichtlich  der  Zwiebel  s.  Tulpe.  Die  Blätter 
sind  lineal-lanzettlich.  Die  Blüten  sind  kleiner  als 
bei  der  Tulpe,  stehen  dafür  aber  zu  mehreren  zu- 
sammen ,  obendrein  blüht  der  Goldstern  so  früh, 
dass  dann  die  Konkurrenz  um  die  Insektenbesucher 
noch  nicht  so  gross  ist.  Abends  und  bei  feuchtem 
Wetter  schliessen  sich  die  Blüten,  um  sich  zu 
schützen.  Da  sie  aussen  grünlich  sind,  so  sind  sie 
dann  wenig  sichtbar.  Bei  anhaltend  schlechtem 
Wetter  bleiben  sie  überhaupt  geschlossen ,  und  es 
tritt  Selbstbestäubung  ein.  In  Asien  und  Europa 
heimisch. 

A.  Drei  nackte  Zwiebelchen :  Wiesen-G.,  G.  pra- 
tensis Schult.,  häufig,  auf  trocknen  Wiesen. 

B.  Zirei  Zwiebeln  mit  gemeinsamer  Haut,  —  wenn 
dann  die  Blütenstiele  hilnKirf:  Acker-G.,  G. 
arvensis  Schult.,  häufig,  auf  Aeckern ;  —  wenn 
dagegen  laliL-  scheidenförmiger  G.,  G.  spa- 
thäcea  Salisb. ,  zerstreut,  auf  feuchten  Wiesen 
und  in  Wäldern.  [G.  minima  Schult,  hat  nur 
ein  grundständiges  Laubblatt,  sehr  selten, 
Waldwiesen,  und  G.  saxätilis  Koch  hat  ein- 
zelne Blüten  und  fadenförmige  Blätter,  an 
felsigen  Orten.] 

C.  Nur  c/iic  Zwiebel,  ein  Blatt:  Gelber  G.,  G. 
lutea  Schult.,  Taf.  20,  2,  zerstreut,  in  Gebü- 
schen, an  Bächen,  bis  30  cm.  [Der  Zwerg- 
G.,  G.  pusilla  Schult.,  12  cm  hoch,  hat  schmal- 
rinnige  Blätter,  sehr  selten,  in  Wäldern.] 

bb.  Staubbeutel  104.  Lilie,  Liliuiii.     Taf.  20,  3. 

fiiif  dem    Uikkeii 

angewachsen.  Auch  hier  Zwiebeln  wie   bei  der  Tulpe ,   sowie 

i.Biüt'eni'nr,r«,-g''Osse  z.  T.  duftende  Blüten,  und  zwar  mit  Honig 
ic/i  oder  B,s^«,.  in  Längsrinnen,  durch  starre  Haare  gegen  Diebe  ge- 

â–   Perigonblatt        ,  rN  &   &  fe 

am  Grunde  »h(  schutzt.     Die  Kapseln  stehen  auf  elastischen  Stielen. 
Honigfurche.    _  ßeim  Türkenbund,  L.   Martagon  L.   (bis  1  m 
hoch,  an  steinigen  Abhängen,  zerstreut, 
G\         Juni  — Juli),   ist  die  Blüte  abwärts  ge- 
richtet,  blass  braunrot,  Staubgefässe  mit 
leicht  beweglichen  Beuteln  (beachte  die 
Anheftung!)  und  Griffel  ragen  weit  her- 
Fig.  466.        vor,  die  Blüte  duftet  abends:  sie  wird 

Lilium,  Staub- 
faden, von  langrüsseligen  Schwärmern,   z.  B. 

Taubenkropf,  schwebend  bestäubt,  die 
Narbe  ist  dabei  zuerst  reif  und  vorgestreckt,  und 
zwar  so,  dass  sie  vor  der  Honigrinne  liegt.  Am 
Ende  der  Blütezeit  krümmt  sich  der  Griffel  mit  der 
Narbe  seitwärts  zu  den  Staubbeuteln  hin,  um  Selbst- 
bestäubung als  Notbehelf  zu  erreichen.  —  Bei  der 
Feuer-L.,  L.  bulbiferum  L.  (selten,  auf  Gebirgs- 
wiesen  bis  60  cm  hoch,  April— Mai)  sind  die  duft- 
losen Blüten  aufrecht  und  feuerrot  mit  braunen 
Flecken,  sie  wird  von  ähnlich  gefärbten  Tagfaltern 
besucht,  Staubbeutel  und  Narben  werden  zwargleich- 

Hoff  m  ann -Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


■'■"    Perigonblät- 
ler  ohue   Honig- 
furche. 
o.  Blüten  6^««. 


zeitig  reif,  aber  diese  liegt  vor  jenen  an  dem  Weg 
zur  Honigrinne.  Wo  die  Feuerlilie  selten  Früchte 
trägt,  entstehen  in  den  oberen  Blattachseln  zur  Aus- 
hilfe schwarze  Brutzwiebeln.  Der  Türkenbund  ist 
in  lichten  Wäldern  Mitteleuropas  verbreitet,  bis  1  m 
hoch,  die  Feuerlihe  mehr  auf  Gebirgswiesen ,  z.  T. 
verwildert;  beide  Juni  u.  Juli. 

105.  Meerzwiebel,  Steniliyazintlie,  Scilla. 

Taf.  19,  3. 

Zierliche  Pflanzen  mit  Zwiebeln,  linealischen 
rinnigen  Blättern  und  kleinen,  aber  zahlreichen 
Blüten  (in  Trauben),  deren  Narben  meist  zuerst  reif 
sind  (Fremdbestäubung),  aber  später  schmiegen  sich 
ihnen  die  Staubbeutel  an  (Selbstbestäubung).  Die 
Blüten  sind  sternförmig  und  azurblau.  2|,  bis  20  cm 
hoch,  März -Mai. 

Wenn  •.''  Blätter  und  Iwinr  Deckblätter  der  Blüte: 
zweiblättriger  M.,  Sc.  bifölia  L.,  Taf.  19,  3;  —  wenn 
dagegen  »/'/(/•  Blätter  und  '/*// Deckblättern  der  Blüte: 
schöne  M. ,  Sc.  amöena 
L.  Auf  schwerem  Wald- 
boden, an  sonnigen  Hän- 
gen, besonders  in  Süd-  und 
Mitteldeutschland.  [Sc.  au- 
tumnälis,  auf  Kalkhügeln 
in  Elsass,  hat  violett-rote 
kleine  Blüten  ohne  Deck- 
blatt.] 

106.  Beinlieil,  Narthe- 
ciiim   ossifra^um   Huds. 
Fig.  467. 
Giftig,   steif  aufrecht, 
mit  grasähnlichen  Blättern, 
Blüten  in  Trauben,  selten, 
auf  Sumpf-  und  Torfboden, 
in  W.-  und  M.-Europa,  fehlt  in  Süddeutschland;  bis 
30  cm  hoch,   21,  Juli  u.  Aug. 


107.  Vogelmilcli,  Oniitluigaluiii.  Taf.  19,  4.  ooo.Biüteniwss 
Ueberwintert  mit  haselnussgrossen  Zwiebeln,  "fäden  mT 
die  Blätter  sind  grundständig,  schmal-lineal,  kleine 
aber  zahlreichere  Blüten  in  lockerer  Schirmtraube, 
die  sich  nachts  und  bei  Regen  schliessen  und  aussen 
grün  sind.  2j.,  April  u.  Mai.  —  Wenn  die  Staub- 
fäden jifrieinlirli  und  die  Blütenstiele  länger  als  das 
Deckblatt  sind:  Milchstern,  O.  unibellätum  L.,  Taf. 
19,  4,  weiss  mit  grünem  Rückenstreifen  in  Mittel- 
europa, auf  Wiesen  und  Aeckern,  bis  20  cm  hoch; 
—  wenn  dagegen  Staubfäden  hnit  und  Blütenstiel 
kürzer  als  das  Deckblatt:  Grasstern,  O.  nutans  L., 
Blüte  weiss,  aussen  grün  und  weiss  gerandet,  bis 
50  cm,  auf  Wiesen,  in  Grasgärten,  aus  Südeuropa 
verschleppt,  beide  nicht  häufig  in  Deutschland. 

14 


oo.  Blüten  iirün. 

Staubfäden      he,- 

haart.     Fig.  467 

rechts. 


Fig.  467. 
Narthecium  ossifragum. 


106 


Die  Pflanzenwelt. 


2.  Blüten  in  Dol- 
den,   mit  Hülle. 


Fig.  468. 
Alüum  schoenoprasum. 


108.  Laiu'h,  Alliuin.    Taf.  19,  5. 

Zwiebeln  als  Vorratsspeicher  imd  zur  Ueber- 
winterung  auch  mit  Brutzwiebeln  (selbst  statt  der 
Blüten  beim  Knoblauch)  zur  vegetativen  Vermeh- 
rung.    Die   ganze  Pflanze   hat  starken  Geruch  zum 

Schutz  gegen  Weidetiere. 
Die  junge  Knospe  besitzt 
zum  Schutz  eine  grosse 
zipfelmützige  Scheide.  Die 
Blätter  sind  entweder  röh- 
rig oder  schraubig,  beides 
zum  Schutz  gegen  Ein- 
knicken. Der  Blütenstand 
wird  von  einer  häutigen 
Scheide  geschützt  und  hat 
kleine,  aber  zahlreiche  Blü- 
ten, bei  A.  suaveolensauch 
mit  Duft.  Die  Laucharten 
werden  medizinisch  und 
als  Küchenpflanzen  (Zwie- 
bel, Knoblauch,  Schnitt- 
lauch ,  Porree ,  Schalotte) 
verwendet.  In  Deutschland 
19  veränderliche  Arten,  sonst  in  Europa,  Afrika, 
Nordasien  und  Nordamerika. 

A.  Stielrunde,  hn/ih;  riilir/</<'  Blätter,  Fig.  468. 

I.  Stengel  aiifijMiistH  (Blüte  weiss)  —  wenn 
itiiti'i-  der  Mitte :  Sommerzwiebel,  A.  cepa  L.  Staub- 
fäden am  Grunde  m//  Zahn,  bis  Im;  —  wenn  da- 
gegen über  die  ganze  Mitte  hin  aufgeblasen,  Staub- 
fäden oliiir  Zahn :  Winterzwiebel,  A.  fistulösum  L., 
bis  50  cm,  beide  Juni  u.  Juli. 

II.  Stengel  u/rlif  aufgeblasen. 
Alle  (I  Staubfäden  fiidei/fönn/i/,  olnic  Zahn,  Fig. 
468:  Schnitt-L.,  A.  schoenoprasum  L.,  Fig.  468, 
Blüte  rötlich,  auf  feuchten  Wiesen, 
in  Mittel-  und  Nordeuropa,   z.  T. 
angebaut,  bis  30  cm,  Juni  u.  Juli. 
.^i  Staubfäden  hrr/'f,   jederseits  ///// 
Zahn,  Fig.  469. 
'■  Blätter  f/<inz  stielrund :  Schalotte, 

A.  ascalönicum  L.,  lila,  angebaut, 
stammt  aus  der  Levante,  bis 
25  cm,  Juni — Aug. 
"■'•  Blätter  hu!b  stielrund ;  wenn  dann  Dolde  nlnu- 
Zwiebelchen,  Blüte  purpurn :  rundköpfiger  L., 
A.  sphaerocephalum  L. ;  —  wenn  dagegen  ///// 
Zwiebelchen:  Weinbergs-L. ,  A.  vineäle  L., 
beide  bis  50  cm,  zerstreut,  auf  sonnigen  Hü- 
geln und  Aeckern. 

B.  Blätter//a(7/orf<r /•«(/(/(/,  nicht  röhrig.  Taf.  19,5. 
I.  Staubfäden  finlmformitj,  jedenfalls  diu«-  Zahn. 

Blätter  (2)  cllipfisch  oder  Innzcfflich  lang  gestielt: 
Bären-L.,  A.  ursinum  L.,   Taf.  19,  5,  Zwiebel 


a. 


Fig.  469. 

Alliuin  vineale. 

Staubl.iden. 


lang  rautenförmig,  Stengel  selbst  blattlos,  Blüte 
weiss,  bis  30  cm,  in  feuchten  Laubwäldern  von 
Süd-  und  Mitteleuropa,  in  Deutschland  zerstreut, 
hie  und  da  gemein,  Mai  u.  Juni  [wenn  der 
Stengel  beblättert:  Siegwurz,  A.  victoriäle  L. 
auf  hohen  Gebirgen]. 

b.  Blätter  ■■^chiiial-liiinil,  Blüte  rosa. 

■■  ÄV/zc  Zwiebel  oÄ^r  Wurzelstock :  Gemeiner  L.„ 
A.  oleräceum  L. ,  Staubgefässe  so  lang  wie 
das  Perigon,  zerstreut  über  Europa  und  Nord- 
asien, auf  Triften,  in  Gebüschen  häufig,  bis 
60  cm,  Mai  -Aug.  [Wenn  Staubgefässe  zu- 
letzt länger:  A.  carinätum  L.,  Hamburg,  Holz- 
minden,  Süddeutschland. j 
■■■■"  Mi'Iintr  Zwiebeln  mi  einciu  tt'nnclstvrli-,  — 
wenn  dann  das  Blatt  (ifkirU,  '»ifrriij:  scharf- 
kantiger L. ,  A.  acutängulum  Schrad.,  bis 
30  ein,  nasse  Wiesen  und  Felsen,  zerstreut, 
Juni — Aug.;  —  wenn  dagegen  nirlif  gekielt, 
si'Jiirarliuirr/i/:  täuschender  L.,  A.  fallax Schult., 
zerstreut,  auf  Gebirgsfelsen. 
II.  Staubfäden  hir//,  beiderseits  ijiziiluii.  Fig.  470. 

a.  Dolden  mit  Zwiebeln. 

■  Blätter  am  Rande  </e-fiJii/f,  rauh:  Schlangen- 
L.,  A.  scorodöprasum  L.,  dunkelpurpurn,  Nord- 
und  Mitteleuropa,  in  Deutschland  hie  und  da 
in  Wäldern,  Weinbergen  u.  s.  w. 

■■■■■■  Blätter  am  Rande  (jlKtt. 
—  wenn  dann  Zwiebel 
sits(iiiiuieii(/('sct~f,  Staub- 
fädenzähne ab/rcrjisi'hid 
gedreht,  Fig.  470,  Blu- 
tenscheide langgeschnä- 
belt: Knoblauch,  A. 
sativum  L.,  Fig.  470, 
Blüte  schmutzig-weiss, 
bis  1  m,  in  Südeuropa 
und  im  Orient  heimisch, 
angebaut;  —  wenn  da- 
gegen Zwiebel  i/nfuc/i , 
Staubfädenzähne  (///«ge- 
dreht: Perlzwiebel,  A. 
ophioscörodon  Don.,  bis 
60  cm ,  gelbrot,  beide 
Juli  u.  Aug. 

b.  Dolden  o/i>/r  Zwiebeln,  Blüte  purpurn,  —  wenn 
dann  die  Zwiebel  einfach:  Porree,  A  porrum  L., 
stammt  aus  Südeuropa,  angebaut,  auch  ';•>,  Juni 
Juli;  —  wenn  dagegen  zusammengesetzt:  runder 
L.,  A.  rotündum  L.,  selten,  an  trocknen  Hängen, 
Juli  u.  Aug.,  beide  bis  60  cm.  (A.  strictum 
Schrad.,  sehr  selten  an  Felsen,  hat  sehr  kurze 
stumpfe  Zähne  an  den  Staubfäden.] 


Fig.  470.  Alliuin  sativum. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogameri. 


107 


3.  Unterfam.    Asf odelartige. 
109.  Uraslille,  Aiithericum.    Taf.  20,  4. 

Die  sclimal-iinealen  Blätter  deuten  auf  trocknen 
Standort  (zerstreut,  auf  sonnigen,  trocknen  Hügeln, 
in  lichten  Wäldern).  Die  ziemlich  kleinen  Blüten 
stehen  in  grossen  Blütenständen  und  schliessen  sich 
abends  und  bei  feuchtem  Wetter,  die  lang  hervor- 
ragenden Griffel  und  Staubgefässe  dienen  als  An- 
flugstelle, dabei  ragen  jene  weiter  hervor,  wodurch 
Fremdbestäubung  gesichert  wird. 

Wenn  der  Stengel  c'nifai-h  ist:  astlose  Gr.,  A. 
Liliägo  L. ,  Taf.  20,  4,  —  wenn  dagegen  äxl'nj: 
ästige  Gr.,  A.  ramösum  L. 

4.  Unterfam.     Spargelartige. 

i.j  staubgefässe      HO.  Si-hatteiil)liiiiie,  Majäiitheinuiii  biföliiim 

rt  '  p"'^^?;  Scheidl.    Fig.  471. 

blatten   Fig.  471  = 

unten  links.  jv\it  kriechendem   Wurzelstock    und   2  herzför- 

migen Blättern,  kleine  weisse  Blüten  in  gipfelstän- 
digen Trauben,  die  Beere  ist  weiss,  dann  rot ,  wo- 
durch sie  Vögel  anlockt,  Europa,  bei  uns  in  Laub- 
wäldern häufig,  bis  15  cm  hoch,  Mai  u.  Juni. 

2.  sstaubgeLtsse    111.  Einbeere,  Paris  quadrifölia  L.     Fig.  472. 

und    ^  Perigon-  „. 

biätter.  Fig.  472         Die    Sehr  giftige  Beschaffenheit  schützt  gegen 

unten  reciits.    Xierfrass.   Ein  beschuppter  kriechender  Wurzelstock. 

Der  einfache  Stengel  trägt  4  grosse  kahle  und  zarte 

Blätter,   denn  die  Pflanze 
wächst  in  feuchten   schat- 


Fig.  471. 
Majanthemllm  bifoliuni. 


Fig.  472. 
Paris  quadrifölia. 


tigen  Wäldern.  Die  Blütenhülle  der  einzigen  Blüte 
ist  unscheinbar  grünlich,  hat  dafür  aber  gelbe  Staub- 
beutel und  düster-purpurne  Stempel,  wodurch  Fliegen 
angelockt  werden,  die  sich  auf  die  breiten  Narben 
setzen.  Die  lange  Blütezeit  sichert  Fremdbestäu- 
bung, auf  alle  Fälle  bewegen  sich  zuletzt  die  an- 
fangs abstehenden  Staubbeutel  zur  Narbe  hin.  Die 
blauschwarze  Beere  ist  für  die  meisten  Tiere  giftig, 
findet  aber  doch    ihre  Verbreiter.     Im  grössten  Teil 


Europas,    bei    uns    meist    häufig;    %,    bis    30    cm 
hoch,  Mai. 

112.  Spargel,  Aspäragiis  offieinälis  L.  Taf.  20,  5. 3.  «staubgefässe 

und    6  Perigon- 

Der  tiefgehende  Wurzelstock   mit   langen  Wur-        biätter. 
zeln,  die  kleinen  schuppigen  Blätter  und  die  grünen  Blatte?"  mif'bT- 
Nadelzweige  deuten    auf  trocknen  Standort  (Wein-  scheiigen  Nadei- 
berge  u.  s.  w.).     Die  Blüten    sind    unscheinbar,    die ''*'*''|o"' 5.  ^'''' 
roten  Beeren  locken  Vögel  an  zur  Verbreitung  der 
Samen.    In  der  Kultur  wird  der  im  Sandboden  wach- 
sende  Spross    dickfleischig    und    bleibt   bleich,    als 
Gemüse  gegessen ;  wenn  man  ihn  ungestört  wachsen 
lässt,  entstehen  die  grünen  Stengel.    Soll  aus  dem 
Orient  stammen,   verwildert;    2| ,   bis   IV3  m  hoch, 
Juni  u.  Juli. 

113.  Maiblume,  Convalläria  inajäli.s  L.  Taf.  20,  6.  b-    af"  grünen 

.       ,      ,,  Blättern. 

Auch  Maiglöckchen.  Mit  kriechendem,  der-  Blütenschaft 
Verbreitung  dienendem  Wurzelstock.  Die  Knospe  "'""'"'■ '^''•^'''**- 
wird  durch  eine  TiJte  aus  Hüllblättern  beim  Durch- 
bruch durch  die  Erde  geschützt.  Die  grossen,  flachen, 
kahlen  Blätter  kennzeichnen  die  Schattenpflanze, 
ihre  Wachsschicht  schützt  gegen  Regen,  der  wegen 
der  schrägen  Richtung  nach  abwärts  zentripetal  ab- 
läuft. Die  Blüten  stehen  an  blattlosen  Stengeln,  sie 
sind  klein,  aber  in  Trauben  gehäuft  und  locken 
auch  durch  starken  Duft  an,  sie  haben  offne  Mün- 
dungen, hängen  aber  abwärts  und  schützen  sich  so 
gegen  Regen ,  zeigen  sich  dadurch  aber  auch  als 
Hummel-  und  Bienenblume.  Die  Frucht  ist  eine 
rote,  die  Tiere  anlockende  Beere.  2;,  bis  15  cm 
hoch,  in  ganz  Europa  in  Wäldern  überall,  Mai. 

114,  WeissAvurz,  Polygoiiiitiiin.     Taf.  21,  1.  ernte  in  der 

Achsel  von  BUit- 

In   allem  dem   Maiglöckchen   ähnlich.     Narben  («•».  Tat.  21,  1. 
und  Staubbeutel  werden  gleichzeitig  reif,  aber  jene 
ragt   etwas  vor,    zuletzt   aber  fällt   der  Blütenstaub 
doch    auf   sie.     Die    Beeren    sind    blauschwarz    bis 
violett.     Mai'-Juni. 

A.  Blätter  -/»//-/ständig:  quiriblättrige  W.,  P. 
verticillätum  All.,  selten,  in  Gebirgswäldern,  bis  20  cm 
hoch. 

B.  Blätter  w('(7/.vc/ständig,  —  wenn  dann  der 
Stengel  sti,'lnwil :  vielblütige  W.,  P.  multiflörum  All., 
Taf.  21,  1,  Staubfäden  behaart,  Blutenhülle  weiss 
mit  grünen  Spitzen,  in  ganz  Europa  ausser  im  hohen 
Norden,  bei  uns  häufig  in  schattigen  Wäldern,  bis 
60  cm  hoch;  —  wenn  dagegen  kantig:  Salomons- 
siegel, P.  officinäle  All.,  Staubfäden  kahl ;  ebenda,  zer- 
streut,   besonders  auf  Kalkboden,    bis  50  cm  hoch. 

23.  Farn.  Amaryllisgewächse,  Amaryllidaceen. 

Zwiebelgewächse  mit  grundständigen  Blättern, 
die  Blüte  gross  und  6  gliederig.  Im  Gegensatz  zu 
den    Liliengewächsen    ist    der    Fruchtknoten    unter- 


108 


Die  Pflanzenwelt. 


l.Perigon  mhrig, 

Saum»?(ei?i,7.  Taf. 

31.  2  u.  3. 


2.  Perigon  ehl/n 

teriff. 
a.    Innere    Peri' 
gonblätter     kür 
zer.    Taf.  21.  4 


b.    Innere    Pcri- 

gonblatter     fast 

(jleich  qross.  Taf. 

21.    5. 


Ständig,  es  entsteht  aus  ihm  eine  vielsamige  Kapsel. 
Schönblühende  Zierpflanzen. 

115.  Narzisse,  Narcissiis  pseudoiiarci.ssiis  L. 

Taf.  21,  2. 
Die  Blätter  schraubig  und  dadurch  bei  Wind- 
stössen  geschützt,  die  Blüte  steht  einzeln  und  ge- 
ruchlos, dafür  aber  gelb,  gross  und  ausgebreitet, 
obendrein  ist  der  Lockapparat  durch  eine  röhrige, 
am  Rand  gel<erbte  Nebenkrone  verstärkt,  besonders 
in  Südeuropa.  Auf  Gebirgswiesen,  zerstreut,  bis 
30  cm  hoch,  Mai.  —  Die  weisse  N.,  N.  poeticus 
L.,  Taf.  21,  3,  eine  beliebte  Zierpflanze,  die  Blüte 
ist  weiss ,  hat  eine  rotgesäumte  Nebenkrone  und 
duftet  stark,  Südeuropa,  beliebte  Gartenzierpflanze, 
Mai. 

116.  Sclineeslöelii'lien,  (Jalänthiis  nivalis  L. 

Taf.  21,  4. 
Zwiebel  und  Knospenschutz  wie  bei  der  Tulpe. 
Die  jungen  Blätter  sind  zum  Schutz  der  zarten  Blüte 
rinnig  zusammengelegt,  obendrein  hat  sie  ein  schei- 
denförmiges  Hüllblatt,  in  dem  sie  bei  kaltem  Wetter 
bleibt.  Die  Blüte  steht  einzeln  und  ist  auch  nicht 
sonderlich  gross,  allein  da  sie  sehr  früh  blüht,  wenn 
sonst  noch  alles  kahl  ist,  ist  sie  doch  weithin  sicht- 
bar. Zum  Schutz  gegen  die  Kälte  nickt  sie  und 
schliesst  sich  nachts  und  bei  kaltem  Wetter.  Die 
inneren  Perigonblätter  haben  einen  grünen  Fleck, 
sowie  einen  grünen  Streifen  als  Wegweiser  zum 
Honig.  Die  6  Staubbeutel  bilden  einen  Kegel,  aus 
dem  die  Narbe  hervorragt,  sie  haben  eine  elastische 
Spitze  und  2  Löcher.  Wenn  nun  das  Insekt  auf  dem 
Wege  zum  Honig  jene  Spitze  berührt,  wird  der 
trockne  Blütenstaub  auf  dasselbe  ausgestreut.  Die 
Blütezeit  ist  lang,  wodurch  in  der  frühen  und  noch 
insektenarmen  Jahreszeit  die  Bestäubung  gesichert 
wird,  bleiben  die  Besucher  aus,  so  fällt  der  Blüten- 
staub zuletzt  aus  den  schlaff  gewordenen  Staub- 
beuteln auf  die  Narbe.  Der  aufrechte  Fruchtstiel 
und  die  kleinen  Samen  sprechen  für  Verbreitung 
der  letzteren  durch  den  Wind,  allein  sie  besitzen 
auch  einen  fleischigen  Anhang,  dessenwegen  sie 
von  Ameisen  verschleppt  werden.  Mittel-  und  Süd- 
europa, bei  uns  in  Wäldern  und  auf  schattigen 
Wiesen,  stellenweise  häufig.  2J.,  bis  30  cm  hoch. 
Februar — April. 

117.  Knotenblume.  Leucöjiim  vernnin  L. 

Taf.  21,  5.' 
In  vielem  dem  Schneeglöckchen  ähnlich ,  seine 
saftigen  kahlen  Blätter  sprechen  (wie  auch  bei  jenem) 
für  feuchten  Standort  (Wälder  und  Wiesen,  selten). 
Die  einzelne  grosse  Blüte  hat  grüngelbe  Flecken 
und  duftet.    Die  Insekten  finden  am  Griffel  ein  saft- 


reiches Polster  als  Nahrungsgewebe,  die  Narbe  wird 
etwas  früher  reif,  das  Streuwerk  der  Staubbeutel  ist 
wie  beim  Schneeglöckchen.  Mittel-  und  Südeuropa, 
bei  uns  in  schattigen  Bergwäldern,  selten.  2].,  bis 
50  cm  hoch,  März  u.  April.  [Die  wohl  verwilderte 
Sommer-K.,  L.  aestivum  L.,  hat  eine  Dolde  von 
Blüten.] 

24.  Farn.     Schwertliliengewächse,    Iridacecii. 

118.  Schwertlilie,  Iris.     Taf.  22,  1  u.  2. 

Alle  dauern  aus,  mit  oft  zwiebeligem  oder  knol- 
ligem Wurzelstock.  Die  emporwachsende  Knospe 
ist  durch  2  scheidenartige  Hüllblätter  geschützt,  auch 
der  Blattgrund  umhüllt  scheidenartig  die  jüngeren 
Teile.  Die  schwertförmigen  Blätter  stehen  senkrecht, 
zum  Schutz  gegen  zu  starke  Sonnenwirkung  und 
sind  ebenso  wie  der  Stengel  durch  Wachsüberzug 
glatt,  was  gegen  Regen  und  ankriechende  Insekten 
schützt.  Die  Blüten  sind  gross  und  bunt,  die  bunten 
Griffel  unterstützen  den  Lockapparat,  Saftmal  und 
Haarbürste  auf  den  Perigonblättern  weisen  zum 
Honig.  Narbe  und  Staubbeutel  liegen  geschützt 
unter  den  Griffelästen.  Der  hohe  elastische  Frucht- 
stiel und  die  kleinen  Samen  deuten  auf  Ausstreuung 
durch  Wind,  aber  die  Samen  haben  auch  einen 
Luftmantel  und  schwimmen  auf  dem  Wasser.  Auch 
als  Zierpflanze  mannigfach  gezüchtet;  in  der  ge- 
mässigten Zone  heimisch. 

A.  Aeussere  Perigonzipfel    nach   innen   hihnto-i. 

I.  Narben  und  teilweise  die  Innern  Perigonblätter 
(li-lli ,  —  wenn  dann  die  Narbenlappen  ganz 
i-emi//i/:  Holunder-Schw.,  I.  sambucina  L.,  sehr 
selten,  auf  Felsen  und  Mauern;  —  wenn  da- 
gegen ip'ziiliiit:  schmutziggelbe  Schw. .  1. 
squälens  L.,  ebenso.     Mai  u.  Juni. 

II.  Narben  und  innerer  Perigonzipfel,  »v/,«,  Uan 
(idir  riiihtt:  Deutsche  Schw.,  I.  germanica  L., 
Narbenlappen  zurückgerollt,  dunkelviolett,  ge- 
ruchlos. Nordafrika  und  Südeuropa,  bei  uns 
selten,  auf  sonnigen  Hügeln,  0,  bis  60  cm,  Mai. 
[Bei  1.  florentina,  Taf.  22,  2,  sind  die  Narben- 
lappen flach  ,  Zierpflanzen  ,  der  Wurzelstock 
duftet  veilchenartig  und  wird  als  „Veilchen- 
wurzel" Kindern  zum  Nagen  beim  ersten  Zahn- 
durchbruch gegeben ,  auch  für  Zahnpulver 
u.  s.  w.] 

B.  Aeussere  Perigonzipfel  ///<â– ///  lnlxuirt. 

I.  Perigon  //'"'.  Blatt  hri'/f :  Wasser-Schw.,  1. 
pseudäcorus  L.,  Taf.  22,  1,  goldgelb,  in 
Nordeuropa  und  Mittelasien  verbreitet,  bei  uns 
auf  nassen  Wiesen,  an  Ufern,  bis  1  m  hoch, 
Mai  und  Juni. 

II.  Perigon  /rr/'s.s  mli-r  liluii,  Blatt  lliiviil,  —  wenn 
dann  der  Schaft  s/ir/ni/id:  sibirische  Seh.,  1. 


Samtlicn:  CilicngerDÖ^fc  (Liliaceae),  Hmart)IItsgerDäc^fe  (Amaryllidaceae).   21 


5ig.  1.  Dtelblütige  IDci|n)ut3,  Polygonatum  multiflorum.    2.  (Belbc  nar3i[[e,  Narcissus  Pseudonardssus. 

3.  IDeJöe  norßiffe,  Narcissus  poeticus.    4.  Sd)nceglöAd)en,  Oalanthus  nivalis.    5.  Jrü^Iings.Knotenblume, 

Leucojum  vernum.    6.  5rülllings=Safran,  Crocus  sativus. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


109 


sibirica  L.,  bis  60  cm  hoch;  —  wenn  2scJii/r/d/</: 
Gras-Schw.,  I.  graminea  L.,  bis  25  cm,  beide 
sehr  selten,   auf  Gebirgswiesen,  Mai  u.  Juni. 
Anm.  Hierher  gehören  als  Zierpflanzen:  Safran, 
Crocus,  Taf.  21,  6,  mit  glockiger,  schönblauer  oder 
weisser  und  Siegwurz,  Gladiolus,  Taf.  22,  3,  mit  un- 
regelmässiger Blütenhülle,  Blüten  in  einseitswendiger 
Aehre,    purpurrot.     Beide    kommen    wohl  höchstens 
verwildert  vor,   jener  ist  im  Orient  heimisch,  sonst 
beliebte  Zierpflanzen.   Aus  den  getrockneten  Narben 
samt  Griffel  vom  Safran  macht  man  ein  gelbes,  un- 
schuldiges   Färbemittel,    für    Küche    u.  s.  w.,    auch 
offizinell. 

VI.  Reihe:  Kleinsamige  (nur  1  Familie). 
25.  Farn.  Knabenkrautgewächse,  Orchidaceen. 

Kräuter  mit  Wurzelknollen  als  Vorratsspeicher 
und  zum  Ueberwintern,  die  wenigen  dicken  Wur- 
zeln deuten  ebenso  wie  die  grossen  kahlen  Blätter 
auf  feuchten  Standort.  Schutzorgane  der  jungen 
Knospe  ähnlich  wie  bei  der  Tulpe.  Manche  Arten 
haben  dunkle  Flecken  auf  den  Blättern ,  was  mit 
Umsetzung  von  Licht  in  Wärme  gedeutet  wird.  Die 
Blüten  sind  meistens  nicht  sehr  gross,  aber  in  dichten 
Aehren,  auf  hohem  Stengel  und  bunt,  manchmal 
auch  duftend.  Dieser  Lockapparat  wird  bei  man- 
chen Arten  auch  noch  durch  bunte  Deckblätter  und 
Aehrenachse  unterstützt.  Das  Perigon  ist  kronen- 
artig, aus  6  Blättern  bestehend,  das  dritte  innen  ist 
eine  grosse  Lippe  mit  dunklen  Flecken  und  Strichen 
als  Saftmai,  auf  sie  fliegen  die  Insekten  an.  Sie  hat 
ferner  einen  Sporn,  dessen  Wand  Zellen  mit  süssem 
Saft  besitzt,  den  die  Insekten  erbohren.  Die  andern 
Perigonblätter  bilden  oft  ein  Regendach  für  das 
eine  Staubgefäss.  Bemerkenswert  ist,  dass  die 
Unterlippe  ursprünglich  nach  oben  gerichtet  ist, 
dann  aber  durch  Drehung  des  Fruchtknotens  sich 
nach  unten  richtet.  Der  Blütenstaub  ist  zu  2  Päck- 
chen verklebt,  die  gestielte  Keulchen  bilden,  unten 
mit  Klebdrüse.  Mit  letzterer  bleiben  sie  an  dem 
Kopf  der  honigsuchenden  Insekten  kleben  und  senken 
sich  dann  nach  unten,  so  dass  sie  bei  der  nächsten 
Blüte  die  unter  dem  Staubbeutel  an  einer  Griffel- 
säule sitzende  Narbe  berühren  und  Fremdbestäubung 
bewirken  müssen.  Damit  sich  die  reife  Kapsel 
regelrecht  öffnen  kann,  dreht  sich  der  Fruchtknoten 
wieder  zurück.  Der  hohe  trockene  Stengel  ist  dem 
Wind  ausgesetzt,  der  die  durch  einen  Luftmantel 
sehr  leichten,  kleinen  Samen  weithin  verbreitet.  Wenn 
jedoch  feuchtes  Wetter  eintritt,  so  schliessen  sich  die 
Spalten  wieder,  um  günstigere  Aussaatzeit  abzuwarten. 
—  Die  ca.  3000  Arten  gehören  zumeist  der  warmen 
Zone  an,  manche  sind  Epiphyten,  d.  h.  Baumbewohner 
(z.  B.  die  Vanille).   Viele  sind  beliebte  Zierpflanzen. 


A.  Z(^(/ Staubbeutel :  l.Unterfam.  Zypripedieen. 

B.  Ein  Staubbeutel. 

I.  Staubbeutel  //•«'/,  -  -  wenn  dann  die  Blüten- 
staubmassen inirh.si/ii/i/:  2.  Unterfam.  Ma- 
laxideen,  -  wenn  dagegen  iiielilmi/i/: 
3.  Unterfam.  Neottieen. 

II.  Staubbeutel  (/'ok  niitiiinichscn:  4.  Unterfam. 
Ophry  deen. 

1.  Unterfam.    Zypripedieen 

119.  rrauenscliuli,  ('ypiipodiuiii  calceoliis  L. 

Taf.  22,  4. 
Diese  Orchidee  hat  keine  Knollen ,  sondern 
einen  Wurzelstock  mit  fleischigen  Wurzeln.  Die 
wenigen  (aber  grossen)  Blätter  zeigen  durch  ihre 
Behaarung  den  trocknen  Standort  (Kalkboden)  an. 
Die  Blüten  sind  gross  und  haben  eine  kahnförmige 
Unterlippe,  die  mit  ihrer  gelben  Farbe  gegen  die 
andern  dunkelpurpurnen  Perigonblätter  lebhaft  ab- 
sticht (Lockapparat).  Die  Unterlippe  hat  eine  grosse 
glattrandige  Oeffnung  und  seitlich  kleine  Oeff- 
nungen.  Im  Innern  erzeugen  Haare  Honig.  Kleine 
Bienen,  die  durch  die  grosse  Oeffnung  einkriechen, 
können  an  ihr  nicht  wieder  heraus,  sie  finden  end- 
lich den  Ausweg  durch  die  kleinen  Oeffnungen, 
wobei  sie  sich  an  den  darüber  befindlichen  Staub- 
beuteln mit  Blütenstaub  bepudern.  Osteuropa  und 
Nordasien  bis  zum  Polarkreis;  bei  uns  selten,  in 
Wäldern,  auf  Kalkboden.  2|,  bis  50  cm  hoch,  Mai 
u.  Juni. 

2.  Unterfam.    Malaxideen. 
120.  KoralleiiAviirz,  Coralliorrhiza  iniiäta  R.  Br.  i  Pflanze  biein,. 

r^.         ■_„  "'"IC    grüne 

Flg.    473.  BläUer. 

Der  fleischige  Wurzelstock  kriecht  im  Humus  und 
lebt  mit  anderen  Pflanzen  in  Symbiose.  Die  bunte  Blüte 
(graugelb ,  Lippe  weiss, 
am  Schlund  rot  punktiert) 
ist  vanilleduftend.  In  Nord- 
asien und  Nordeuropa, 
den  hohen  Norden  ausge- 
nommen, in  Deutschland 
in  Nadelwäldern  und  Torf- 
brüchen selten.  %,  bis 
20  cm  hoch,  Mai  u.  Juni. 


121.  WeiflLstäiidel, 
3Ialäxis. 

Seltene ,  zarte ,  bis 
15  cm  hohe  Pflänzchen 
auf  Moorwiesen  zwischen 
Moos,  mit  Knollen  am 
Wurzelstock,  oberhalb  des  Grundes;  wenn  mit  i*  grund- 
ständigen Blättern  und ■'/.■iiii//i/i'iii  Stengel:  Loesels  W., 


2.  Pflanze  t/riin 
Milällerl. 


Fig.  473.  Coralliorrhiza  innata. 


110 


Die  Pflanzenwelt. 


1.  Lippe  !/esporiU, 


M.  Loeselii  Sw.  (Lfparis  Loes.);  —  wenn  mit  3—^ 
Blättern  und  5 /.v/j/^/'/''/(/ Stengel :  Sumpf-W.,  M.  pa- 
ludösa  Sw.,  beide  Nordeuropa  und  Nordasien,  bei 
uns  selten  auf  Torfmooren,  in  scfilammigen  Sümpfen. 
[Bei  der  sehr  seltenen  M.  monophyllos  Sw.  sind  die 
inneren  Perigonblätter  borstenförmig.] 

3.  Unterfam.     Neottieen. 
A    Blütenstaubmassen  (jr^tidt. 

122.  Widerbart,  Kpipogoii  apli.vilus  Sw. 

Blattlos  wie  Korallenwurz,  Blüte  nicht  gedreht, 
also  Lippe  nach  oben.  In  Europa  und  im  gemässigten 
Asien,  Humusbewohner  schattiger  Wälder,  selten.  2|, 
bis  15  cm,  Juli  u.  Aug. 

B.  Blütenstaubmassen  inigcsiieU. 

123.  Diiiffel,  Limodöruiii  abortivum  Sw. 

Pflanze  auch  blattlos,  violett,  mit  grossen  pur- 
purnen Blüten.  Nur  stellenweise  und  überall  selten, 
auf  buschigen  Hügeln,  bis  50  cm,  Juni. 


124.  SuinpfAviirz,  Epipactis.     Taf.  23,  1. 
Grüner  Humusbewohner.    Der  Honig  liegt  frei 


2.     Lippe     nicht 

gespornt, 
a.  Lippe  3(jliede- 
riii.      Fig.     474, 

unten  links,  in  einer  Vertiefung  der  Lippe  (daher  Wespen  als 
Kie'bdrüse.'''^^  Bestäuber) ;  der  Blütenstaub  ist  mit  elastischen  Fäden 
verbunden.  Auf  der  nördlichen  Halbkugel  der  Erde. 
—  Wenn  das  Endglied  der  Lippe  flarh  toul  spitz 
ist:  gemeine  S.,  E.  palustris  Crtz.,  Blätter  lanzettlich, 
stengelumfassend,  die  oberen  schmäler,  Blüte  grün- 
purpurn, Lippe  weissrot  gestreift,  Traube  allseitig, 
an  feuchten  Stellen,  auf  Kalkboden,  bis  50  cm,  Juni 
u.  Juli ;  —  wenn  dagegen  kaitkan  iiml  spit::  breit- 
blättriger S.,  E.  latifölia  All.,  Taf.  23,  1,  Blatt 
eiförmig ;  grün  bis  purpurn,  Lippe  rosenrot,  Traube 
einseitswendig;  in  schattigen  Wäldern,  zerstreut,  bis 
1  m  hoch,  Juni — Aug.,  ändert  sehr  ab. 


Oline     Kleb- 
drüse. 


125.  Waldvöglein,  Ccplialanthera.  Taf.  23,  4. 
Auch  Zwiebelkraut.  Wieder  Humusbewohner, 
in  der  Tracht  dem  vorigen  ähnlich.  Nicht  viele, 
aber  etwas  grössere  Blüten.  In  Europa  und  Nord- 
asien in  Wäldern  und  Gebüschen,  bis  50  cm  hoch, 
Mai  u    Juni. 

A.  Fruchtknoten  fla/tw/)/,  Blüte  rot:  rotes  W.. 
C.  rubra  Rieh.,  Fig.  474,  Blatt  lanzettlich,  besonders 
auf  Kalkboden,  zerstreut. 

B.  Fruchtknoten  kahJ,  —  wenn  dann  die  oberen 
Deckblätter  /(■///(/'■/•  als  der  Fruchtknoten:  grossblu- 
miges W.,  C.  grandiflöra  Bab. ,  Taf.  23,  4,  Blatt 
eiförmig,  gelbweisse  Blüte,  zerstreut;  —  wenn  da- 
gegen obere  Deckblätter  n'fl  L-iir:i'r:  schwertblätt- 
riges W.,  E.  ensifölia  Rieh. 


126.  Nestwurz,  Neöttiä  nidus  avis  Rieh.  Taf.  23,  2.''- Lippe""'"/«- 

titieäei't. 

Der   nestartige  Wurzelstock   lebt   in   Symbiose  '  Pii-inz«-'  '-'«•''''. 

.,     Fl-,  T,      i"    ,  ...         ^       ..  Blätter  s<-/iiiji/>if/. 

mit    Pilzen.     Bestaubung  wie   beim   Zweiblatt.     Im 


Fig.  474. 
Cephalanthera  rubra. 


Fig.  475, 
Spiranthes  autumnalis. 


grössten  Teil  Europas,  ausser  im  hohen  Norden.  In 
schattigen  Wäldern,  hie  und  da.  2j.,  bis  30  cm,  M;ii 
u.  Juni. 

127.  Weiidelorche,  Spiraiitht's.  Pflanze  i/'iin 

und    lidiliillerl. 

Wurzelstock  mit  wenigen  Knollen.     Die  Blüten  ••>=•   ^'^'"''^  ^p'- 

rang  'ifdreht, 

sind  klein  und  weiss,  wohlriechend.  Wenn  der 
Stengel  hi^hJüttcrt  ist:  Sommer- W.,  Sp.  aestivdlis 
Rieh.,  auf  nassen  Wiesen  selten,  Juli;  —  wenn  da- 
gegen »nr  Wu7-zelbl(ittfr:  Herbst-W.,  Sp.  autumnalis 
Rieh.,  Fig.  475,  Europa,  ausser  im  hohen  Norden, 
zerstreut,  auf  trocknen  Bergwieseii,  Aug. — Okt. 


128.  Kriechsteudel,  Goodyera  repeiis  R.  Br. 

Mit  kriechendem  Wurzelstock  und  kleinen  grün-"^^^^  "",''",'': 


bb.    Aelire    nicht 
gedreht. 


lichweissen  Blüten.  In  den  kühlen  Ländern  der 
nördlichen  Halbkugel.  In  feuchten  Wäldern,  sehr 
selten,  bis  30  cm,  Juli  u.  Aug. 

129.   Zweiblatt,  Listera  oväta   R.  Br.   Taf.  23,3.  °° 

Wieder  ein  Humusbewohner,  mit  2  eiförmigen, 
grossen,  kahlen  Blättern  (daher  in  schattigen  Wäl- 
dern). Die  unscheinbaren  Blüten  haben  ziemlich 
viel  freiliegenden  Honig  und  werden  von  Schlupf- 
wespen besucht.  Das  „Schnäbelchen"  über  der 
Narbe  sondert  eine  Flüssigkeit  ab,  welche  bei  Be- 
rührung hervortritt  und  den  lockeren  Blütenstaub 
dem  Insekt  anheftet.  Europa  und  Nordasien,  ausser 
im  hohen  Norden.  Ueberall,  auf  feuchten  Wiesen 
und  in  schattigen  Wäldern ,  bis  50  cm  hoch ,  Mai 
u.  Juni.  |L.  cordäta  R.  Br.  mit  herzförmigen  Blät- 
tern ist  selten.] 


biälter 


Xm-    â– )    mtil- 
am    Stengel. 

Taf.  a:!,  3, 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


111 


4.  Unterfam.     Ophrydeen. 
A.  Lippe  iili>i.e  Sporn.     Fig.  476. 

1.  Fruchtknoten      jßQ   Rag-wurz,  Heniiiiiium  monörfliis  R.  Br. 

,,cr/,e!il.  Fig.  47ß.  .  , 

a   Lippea:ifrec!il.  Fig    476. 

'^'     'â–   Zierliche  (bis  15  cm)  Pflanze  mit  unscheinbaren 

grünlichgelben  Blüten,  aber  starkem  Honigduft, 
durch  den  kleine  Bienen,  Fliegen  und  Käfer  an- 
gelockt werden.  Im  höheren  Norden  und  in  den 
Hochgebirgen  Europas  und  Asiens,  auf  trocknen 
Hügeln,  sehr  selten.     Mai  u.  Juni. 

h.    Lippe    frei      131.  Uiispom,  Aceras  aiitliropöpliora  R.  Br. 

Itcrtibhäiigci'tt, 

Dem  Knabenkraut  ähnlich,  doch  spornlos,    mit 


ungeteilten  Knollen,  Blüte  schmutzig  gelbgrün,  Lippe 


Fig.  476. 
Herniiniuin  monorchi 


Fig.  477. 
Ophrys  muscifera. 


2.    Fruchtknoten 

itivlil  fßedreht.  Fig. 

477. 


rotbraun.  Europa  und  Mittelafrika,  in  Deutschland 
seltene  Pflanzen  der  westlichen  Bergwälder,  bis 
30  cm,  Mai  u.  Juni. 

132.  Fraiieiiträiie,  Ophrys.  Taf.  22,  5. 
In  Tracht  u.  s.  w.  dem  Knabenkraut  ähnlich, 
doch  spornlos.  Die  Blüten  haben  durch  die  Gestalt 
der  sammetartigen  Lippe  entfernte  Aehnlichkeit  mit 
Insekten,  wodurch  sie  solche  vielleicht  anlocken. 
Auf  Kalkhügeln,  bis  30  cm  hoch,  Juni. 

a)  Lippe  /i/k/c/c/'I/  oder  undeutlich  gelappt,  — 
wenn  dann  m//  kahlem  grünlichem  Anhängsel  an  der 
Spitze:  Hummel-Fr.,  O.  fuciflora  Rchb.,  purpur- 
hraun;  -  -  wenn  dagegen  olnii'  ein  solches  Anhängsel: 
Spinnen-Fr.,  O.  aranifera  Huds.,  Taf.  22,  5,  Lippe 
purpurbraun,  grünrandig,  Süd-  und  Mitteleuropa, 
beide  selten. 

b)  Lippe  3.yjtil//i/,  —  wenn  dann  in/t  kahlem 
Anhängsel  an  der  Spitze:  Bienen-Fr.,  O.  apifera 
Huds.,  Lippen  dunkelbraun  mit  hellen  Streifen  und 
Flecken,  Süd-  und  Nordeuropa,  selten;  —  wenn  da- 
gegen oJuie  ein   solches:  Fliegen-Fr.,  O.  muscifera 


Huds.,  Fig.  477,  Lippe  rotbraun  mit  viereckigen 
bläulichen,  kahlen  Flecken,  Mitteleuropa,  zerstreut, 
besonders  auf  trocknen  Wiesen. 

B.  Lippe  iii/'t  Sporn. 

133.  Scliwarzständel,  Nigritella  aiigustifolia     '    Fruchtknoten 

Rieh.     Taf.  22,  6. 

Die  Blätter  sind  grundständig  und  lineal-lanzett- 

lich.     Die   Blüten    stehen    in    kopfförmigen    Aehren 

und  sind  schokoladebraun  und  vanilleduftend.     Auf 

den  deutschen  Alpen,  bis  20  cm  hoch,  Juni  bis  Sept. 

134.  Kuckucksblume,  Platanthera.  -'.  Fruchtknoten 

tiedfefit. 

Diese  Orchideen  gehören  zu  den  Humusbewoh- a.  Uppeumieiem 
nern.     Die  Tracht  ist  derjenigen   des  Knabenkrauts  ""''pfg"-;â„¢';'''^- 
ähnlich.     Die    Knollen    sind   ungeteilt.     Die    Blüten 
sind  weiss  oder  grünlich  und  duften,  z.  T.  des  Nachts, 
sie  haben  einen  sehr  lan- 
gen    Honigsporn,    alles 
dies   deutet    auf    Nacht- 
schmetterlinge   als     Be- 
stäuber.   Juni  u.  Juli. 

a)  Lippe  :izälini<j, 
Sporn  h-urz:  Grüne  K., 
PI.  viridis  L.,  grün  oder 
bräunlich,  Europa  und 
gemässigtes  Asien,  selten, 
auf  Bergwiesen,  bis  20  cm. 

b)  Lippe  ganzrandig, 
Sporn  lang,  —  wenn  dann 
der  Sporn  glricli  ilick  und 
die  Staubbeutelfächer  [ik- 
nilld:  zweiblättrige  K., 
PI.  biföliaRchb.,Fig.  478, 
wohlriechend,  weiss,  häufig  in  Wäldern,  bis  50  cm; 
—  wenn  dagegen  Sporn  nach  unten  verdickt,  und 
Staubbeutelfächer  nach  unten  auseinandertretmd: 
Berg-K-,  PI.  montäna  Rchb.,  grünlichweiss,  geruch- 
los, zerstreut  und  in  Laubwäldern. 

135.  Kuabcukraut,  Ordiis.  b.  uppe  sspauig 

rur  diese  Ciattung  gilt  das  bei  der  Familie  Ge- teilt,    dann  .ge- 
sagte.    Der  Wurzelstock   erzeugt  jährlich  eine  neue -'''""■    ^''^:  ''™ 

'^     '  rechts  unten. 

Knolle,  die  für  das  folgende  Jahr  bestimmt  ist, 
während  die  alte  aufgezehrt  wird.  Die  gelben  oder 
roten  Blüten  stehen  in  Aehren.  Europa  und  Nord- 
asien, einige  Arten  auch  in  Nordamerika.  Die  wich- 
tigsten deutschen  Arten  sind  folgende. 

A.  Die  beiden  Blütenstaubmassen  mit  gcmein- 
.fuijii'r  Klebdrüse  (Anacamp tis) :  Pyramiden-Kn., 
O.  pyramidalis  L. ,  Taf.  22,  7,  Blüte  nicht  gross, 
rosarot  bis  purpurn,  selten,  auf  trocknen  Hügeln, 
Wiesen  ii.s.  w.,  bis  50  cm,  Juni.  [Himantoglossum 
hircina  Spr. ,  hat  einen  sehr  langen  Lippenlappen, 
sehr  selten.) 


Fig.  478.  Platanthera  bifolia. 


112 


Die  Pflanzenwelt. 


B.  Jede  Blütenstaubmasse  mit  hesondn-er  Kleb- 
drüse. 

I.  Die  Klebdrüsen   liegen   nicht  in  ciiwr  Vcrtie- 
fiinij  des  Narbenrandes  (Gy m n a den ia). 

a.  \Vfif<sf  Blüten :  Weissliches  Kn.,  O.  albida  Scop., 
selten,  anf  Gebirgswiesen,  bis  20  cm  hoch,  Juni 
u.  Juli. 

b.  Roti'  Blüten,  wenn  dann  der  Sporn  ca.  dojipelt 
all  lani/  wie  der  Fruchtknoten,  Fig.  479 :  fliegen- 
artiges Kn.,  O.  conöpsea  L. ,  Fig.  479,  Blüte 
purpurn,  häufig  auf  Wiesen;  —  wenn  dagegen 
cfirci  s<i  liniij  wie  der  Fruchtknoten:  wohlrie- 
chendes Kn.,  O.  odoratissima  L.,  zerstreut,  auf 
feuchten  Wiesen;  beide  wohlriechend,  bis  50  cm 
hoch,  Juni  u.  Juli. 

II.  Die  Klebdrüsen  liegen  in  einer  W'i-tiefuny  des 
Narbenrandes  (Orchis). 

a.  Wurzelknollen  /laiidßniiii/  geteilt,  Fig.  480,  — 
wenn  dann  der  Stengel  Imli/,  i  —  iililiiitrig:  breit- 
blättriges Kn.,  O.  latifölia  L. ,  Fig.  480,  Blüte 
dunkellila  oder  purpurn,  häutig  auf  Wiesen;  — 


purpurn  bis  blassrot,  im  Mai.  Bei  uns  Süd- 
europa, häufig,  in  Wäldern  und  auf  Wiesen, 
bis  50  cm,  Mai  u.  Juni.  Knollen  offizineil. 
[O.  pallens  blüht  gelb,  sehr  selten.] 
bb.  Alle  Perigonblätter  helmartig  zusuiKinfii- 
neigend. 
â– â– 'â–     Sporn    inii/>-irJit    oder   nm-j!    i_ilii')t   i/rriclilil: 

gemeines  Kn.,  O.  mörio  L.,  Taf.  23,  5, 
Blüte  purpurn,  Mittel-  und  Südeuropa, 
auch  im  gemässigten  Asien,  bei  uns  über- 
all auf  Wiesen,  bis  15  cm,  April  u.  Mai, 
Knolle  offizinell. 
â– â– 'â– â– â– â–   Sporn  iiudi  unten  gerichtet. 

O  Mittellappen  der  Lippe  nni/eiei!/:  Wanzen- 
Kn.,  O.  coriöphora  L.,  Blüte  riecht  nach 
Wanzen,  selten,  auf  Wiesen,  bis  30  cm, 
Mai  u.  Juni, 
oo  Mittellappen  in-ei/apj)i</  (bei  O.  globösa 
nur  ausgerandet,  sehr  selten ,  auf  Ge- 
birgswiesen]. 

aa.  Ohne  Zahn  zwischen  den  Zipfeln  des 
Mittellappens:  angebranntes  Kn.,  O. 


Fig.  479.  Orctiis  conöpsea 

wenn  dagegen  der  Stengel  ni<-ht  hold,  6'— iOblättrig: 
geflecktes  Kn.,  O.  maculata  L.,  Taf.  23,  7,  Blatt 
gefleckt,  Blüte  lila  oder  weiss  in  dichter  Aehre, 
Europa  und  gemässigtes  Asien ,  bei  ims  häufig 
an  feuchten  Orten,  bis  30  cm  hoch,  beide  Juni. 
,  Wurzelknollen  niclit  (jeteilt,  höchstens  kurzlappig. 

1.  Deckblätter  :i  l>is  nn'hmerrii/,  —  wenn  dann 
Blüten  ruf,  Sporn  n-a(/ereeht  stehend:  locker- 
blütiges  Kn.,  O.  laxiflöra  Lam.;  —  wenn  da- 
gegen Blüten  (/elbliehn-ei.fs  (rotgefleckt),  Sporn 
abwärts  gerichtet:  Holunder-Kn.,  O.  sambucina 
L.;  beide  selten,  auf  Bergwiesen,  bis  20  cm, 
Mai  u.  Juni. 

2.  Deckblätter  mit  1  Xerr  (höchstens  die  unteren 
mit  3). 

aa.  Aeussere  seitliche  Perigonblätter  ahstehetul : 
männliches  Kn.,  O.  mäscula  L.,  Fig.  481, 


Fig.  481.  Orchis  mascula. 


Fig.  482.  Orchis  ustulata. 


ustuläta  L. ,  Fig.  482,  zerstreut,  auf 
trocknen  Wiesen  und  Hügeln ,  bis 
20  cm,  April  u.  Mai. 
bb.  Mit  einem  solchen  Zahn,  —  wenn 
dann  Deckblätter  nniii/stens  hall)  so 
Iting  als  der  Fruchtknoten:  buntes 
Kn.,  O.  variegäta  All.  blassrot,  selten, 
auf  trocknen  Wiesen,  bis  15  cm,  Mai 
u.  Juni;  —  wenn  dagegen  Deck- 
blätter AvVr?er.-  Helm-Kn.,  O.  militäris 
L. ,  Taf.  23,  6,  purpurn,  Mittel- 
europa, in  Deutschland  zerstreut,  auf 
Gebirgswiesen,  bis  60  cm,  Mai  u. 
Juni. 


Somtlien:  SdjtDcrtUIien  (Iridaceae),  Knabenkräuter  (Orchidaceae).         22 


5tg.  1.  XDa[fer=S(f|n)ettUIie,  Iris  pseudacorus.    2.  Florentiner  Sd)n)crtltlie,  Iris  florentina.    3.  ©cmeine  Siegtourj, 

Gladiolus.    4.  Srauenjdiui) ,  Cypripedium  calceolus.    5.  Spinnen=Srauenträne,  Ophrys  aranifera.    6.  Sdjtoars» 

[tänbel,  Nigritella  angustifolia.    7.  ptirantiben=Knabenhraut,  Orchis  pyramidalis. 


Samiltc:  Knabenkräuter  (Orchidaceae). 


23 


Sig.  1.  Bteitblättedge  Sumpfroura,   Epipactis  latifolia.    2.  nejtTDurs,  Neottia  nidus  avis.    3.  3toetbIatt,  Listera 
ovafa.    4.  (Brogblumigcs  IDalbDögeiein,  .Cephalanthera  grandiflora.    5.  (Bemeines  Knabenkraut,  Orchis  morio. 
'}-\  fjelm^Knabenhraut,  Orchis  militaris.  u\  (Bepe&tes  Knabenhraut,  Orchis  maculata. 


J 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


113 


II.  Klasse.  Zweisamenlappige  (Dikolytedonen). 

Hierhin  gehören  zumeist  reichverzweigte  Pflan- 
zen von  sehr  verschiedenem  Habitus,  mit  fast  immer 
netzadrigen  Blättern,  die  oft  geteilt  sind.  Die  Haupt- 
wurzel entwickelt  sich  zu  einer  Pfahlwurzel.  In  den 
Stengeln  sind  die  Gefässbündel  im  Kreis  angeordnet 
und  offen,  so  dass  sich  bei  langlebigeren  ein  dem 
Dickenwachstum  dienender  Kambiumring  bilden  kann. 
Die  Blüten  sind  meistens  nach  den  Zahlen  4  oder  5 
gebaut  und  lassen  gewöhnlich  eine  doppelte  Hülle 
(Kelch  und  Krone)  erkennen.  Der  Keimling  hat  zwei 
Samenlappen. 

Wir  unterscheiden  zwei  grosse  Gruppen: 

I.  Unterklasse:  Getrenntblältrige  (Choripetalen) 

Der  Name  bezieht  sich  darauf,  dass  die  Kronen- 
blätter jedenfalls  getrenntblättrig  sind.  Allein  bei 
manchen  ist  auch  nur  eine  einfache  kelchartige  Hülle 
vorhanden,  auch  kann  sie  in  selteneren  Fällen  ganz 
fehlen. 

VII.   Reihe:   Weidenartige. 
26.  Farn.    Weidengewächse,  Salicaceen. 

Holzgewächse,  die  vielfach  zur  vegetativen  Ver- 
mehrung Wurzelschösslinge  bilden,  sie  besitzen  ein- 
fache Blätter  mit  Nebenblättern.  Die  Blüten  haben 
(Weide)  keine  besondere  Hülle  oder  (Pappel)  eine 
aus  dem  krugförmigen  Diskus  gebildete;  sie  sind 
zweihäusig.  Vielfach  entwickeln  sie  sich  vor  den 
Blättern ,  wodurch  sowohl  der  Zugang  des  Windes 
(Pappel)  erleichtert,  als  auch  der  Insektenbesuch 
(Weide)  gesichert  wird.  Sie  stehen  in  Kätzchen. 
Die  Frucht  ist  eine  Kapsel  mit  kleinen,  leichten  Samen, 
die  einen  Haarschopf  besitzen,  durch  den  sie  leicht 
mittels  des  Windes  verbreitet  werden ,  sich  aber 
auch  leicht  im  Keimbett  festhalten  können. 

1.  Deckblatt  der  136.  Pappel,  Pöpiilus.     Taf.  24,  1—3. 

Blüte    zerschlitzt, 

Biiiieniiiiite  vur-  Dic  Kuospeuschuppeu  sind  manchmal  mit  bal- 
t7ht"lrim!silXy'^™^'~'^^^  h'arz  überzogen,  wodurch  sie  vor  Nässe 
gefässen,  1-ig.  und  Tierfrass  geschützt  sind.  Die  Blätter  sind  ee- 
wohnlich  breit  und  langgestielt,  eigenartig  ist  der  Stiel 
bei  der  Zitterpappel,  nämlich  seitlich  zusammen- 
gedrückt; daher  gibt  er  dem  geringsten  Windstoss 
nach,  und  das  Blatt  bewegt  sich  leicht  hin  und  her, 
so  dass  es  vom  Winde  nicht  zerrissen  wird.  Am 
Blattgrund  derselben  Art  finden  sich  Drüsen  mit 
süsser  Absonderung,  was  man  als  Anlockungsmittel 
von  Ameisen,  die  als  Schutzgarde  dienen,  gedeutet 
hat.  Bei  manchen  Arten  sind  die  Blätter  weiss- 
haarig,  bei  der  Zitterpappel  sind  sie  später  kahl,  bei 
andern  nur  unten.  Beim  Wind  werden  sie  dann 
nach  oben  gedreht:  ein  Schutzmittel  gegen  aus- 
trocknenden  Wind.    —   Die   Blüten  (März  u.  April) 

Hoffmann-Denncrt,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  .\ufl. 


48.3. 


bezw.  Blütenkätzchen  zeigen  alle  Merkmale  der 
Windblüten:  die  unscheinbare  Farbe,  Duft-  und 
Honiglosigkeit,  sie  erscheinen  vor  den  Blättern,  an 
der  Aussenseite  des  Baumes .  und  die  Kätzchen 
hängen  lose  herab,  so  dass  sie  vom  Wind  leicht  be- 
wegt werden.     März  u.  April. 

Da  die  Pappeln  einen  freien  und  lichten  Stand- 
ort lieben,  so  bilden  sie  keine  Waldbestände,  nur 
die  Espe  macht  eine  Ausnahme.  Manche  sind  als 
Zierbäume  beliebt.  Viele  liefern  ein  gutes  Nutzholz, 
wobei  auch  ihre  Schnellwüchsigkeit  wertvoll  ist.  Es 
ist  weich  und  wird  besonders  zu  Drechsler-  und 
Bildhauerarbeiten  verwendet. 

A.  Deckblätter  der  Blüten  /.«///. 

a.  Aeste  uufrecht,  Blatt  breiter  als  hintj:  Pyramiden- 
P.,  P.  pyramidalis  Roz.,  Taf.  24,  3,  auch  ita- 
lienische P. ,  stammt  aber  aus  Amerika,  nur  in 
Staubgefässexemplaren,  Alleebaum,  35  m  hoch. 

b.  Aeste  abstehoid,  Blätter  länt/cr  als  Unit,  —  wenn 
dann  Blatt  ."ierh-ifj-eiför mit/ :  Schwarz-P.,  P.  nigra 
L. ,   Fig.  483,   starker,   rasch  wachsender  Allee- 
baum, 25  m  hoch,    mit  pyramidaler  Krone;   — 
wenn  dagegen  Blatt  ciföniuti-rlliiitisrli :  Balsam- 
P.,  P.  balsamifera  L., 
Anlagen  16  cm  hoch. 
[P.  monilifera  der  An- 
lagen  hat    am   Rand 
weichhaarige  Blätter.] 

B.  Deckblätter     der 
Blüten  i/rii'iiiijii'r/. 

a.  Blätter  na/d,  zuletzt 
unten /.((/'/.â–   Zitter-P., 
P.  tremula  L.,  Taf.  24, 
1 ,  auch  Espe  oder 
Aspe,  mit  langem 
Blattstiel,  in  feuchten 
Laubwäldern,  in  Eu- 
ropa und  Nordasien, 
bis  20  m  hoch. 

b.  Blätter  eiruml,   unten 

plzifi;  —  wenn  dann  etwas  lieriformiy.  weiss- 
filzig:  Weiss-P.,  P.  alba  L.,  Taf.  24,  2,  auch 
Silber-P. ,  Rinde  hellgrau,  in  Mittel-  und  Süd- 
europa und  im  gemässigten  Asien,  in  Wäldern 
und  Anlagen,  bis  30  m  hoch;  —  wenn  dagegen 
Blätter  eiriDiillich  und  ///y«<  filzig :  Grau-P. ,  P. 
canescens  W. ,  in  feuchten  Wäldern  und  An- 
lagen, bis  30  m  hoch. 

137.  Weide,  Salix.    Taf.  24  u.  25.  2.Deckbiätterde 

Blüten    f/aiizran- 

Mannigfach  sind   bei  den  Weiden    die  Schutz-  dh,.  oime  imi/e, 
mittel  gegen  zu  starke  Verdunstung.   Zunächst  sind  ""'.  ^^■''  ^'^".''" 

ö   »  =»  gefässen.        rig. 

auch    bei    ihnen   besonders    die    jungen    Blätter   oft     485  u.  486. 
seidenhaarig,  bei  manchen  später  nur  noch  die  Unter- 
seite,   die  dann   bei  Wind  nach  oben  gekehrt  wird. 

15 


Fig.  483.  Populu.i  nigra. 


114 


Die  Pflanzenwelt. 


Wieder  andere  (z.  B.  Bruchweide)  haben  eine  Wachs- 
schicht auf  der  Unterseite,  und  S.  reticulata  hat  ein 
Rollblatt,  dessen  Ränder  sich  also  einrollen.  Das 
Fehlen  der  Blütenhülle  und  die  unscheinbaren  Kätz- 
chen könnten  auf  Windbestäubung  schliessen  lassen, 
allein  es  ist  trotzdem  Honig  vorhanden,  auch  duften 
die  Blüten  etwas.  Die  Staubbeutelkätzchen  sind 
gelb  und  daher  sichtbar,  zumal  die  Blüten  bei  den 
meisten  Arten  vor  der  Beblätterung  reif  sind  und 
zu  einer  Jahreszeit,  wenn  noch  wenig  Konkurrenten 
um  die  Insekten  blühen.  Damit  hängt  auch  zu- 
sammen, dass  die  Kätzchen  wenig  biegsam  sind 
und  aufrecht  stehen,  und  dass  der  Blütenstaub  nicht 
in  so  grosser  Menge  vorhanden  und  klebrig  ist.  Die 
einzelne  Blüte  besteht  aus  meist  2  Staubgefässen 
bezw.  2  Fruchtknoten  und  1 — 2  Honigdrüsen  in  den 
Winkeln  der  Deckblätter.  Fig.  485  rechts  unten  und 
links  oben. 

Die  Weiden  haben  gewöhnlich  Strauchform,  in 
den  Alpen  und  in  der  kalten  Zone  kommen  ganz 
niedrige  Formen  vor.  Sie  lieben  meistens  feuchten 
Moor-  oder  Bruchboden,  Waldbestand  bilden  sie 
nirgends.  Das  weiche 
Holz  ist  nur  für  gewisse 
Dinge  brauchbar,  die 
Rinde  von  manchen  Arten 


2.  Deckblätter  nach  der  Blütezeit  >il>faJJci/i/:  Bruch- 
weiden. 

a.  Aeste   schlaff    hcnilj/iihii/i-//i/ .-   Trauer-W.,    S. 
babylönica  L.,  April  u.  Mai. 

b.  Aeste  nufirr/ii. 

■■  5—10  Staubgefässe :  fünfmännige  W.,  S. 
pentdndra  L.,  Taf.  25,  2,  auch  Lorbeer-W., 
weil  die  Blätter  eiförmig-elliptisch  sind,  in 
der  Mitte  etwas  eingeschnürt,  glatter,  dicker, 
glänzender,  als  bei  anderen  Weiden,  kahl, 
bis  12  cm  hoch,  in  Europa,  weit  verbreitet 
in  feuchten  Wäldern ,  Torf-  und  Moor- 
gegenden. Mai  u.  Juni. 
■■■■''■  2  Staubgefässe,  —  wenn  dann  Blätter 
!<eidi'ithaari<i,  Nebenblatt  lanzettlicli :  weisse 
W.,  S.  alba  L.,  Fig.  486,  auch  Silber-W.,, 
beliebte  Dorfweide,  junge  Zweige  rot  oder 
gelb,  bis  24  m  hoch,  in  ganz  Europa,  bei 
uns  an  feuchten  Stellen,  überall,  wegen 
der  zähen   Zweige  zum  Korbfiechten   vor- 


Fig.  484.  Salix  lierbacea. 


Fig.  485.  Salix  amygdalina. 


dient  als  Gerbmittel,  die  Korbweiden  gestatten  wegen 
der  Elastizität  der  Aeste  deren  Benutzung  zu  Flecht- 
arbeiten und  Korbwaren.  —  Veränderlichkeit  und 
Bastardierung  sind  sehr  gross,  daher  und  aus  an- 
deren Gründen  sind  sie  schwer  zu  bestimmen.  Wir 
müssen  Varietäten  und  Bastarde  hier  ausser  acht 
lassen. 

A.  Kätzchen  indstiiiKHij:  Kraut-W.,  S.  herbacea 
L.,  Fig.  484,  zwerghafter  Wuchs,  Riesengebirge, 
4  cm,  .luli  u.  Aug. 

B.  Kätzchen  seitciiMndiij,  Fig.  485. 

I.  Deckblätter  einfarbig  gelbgrün,  Kätzchen  und 
Blätter  (iJc/c/i:vin'</. 
1.  Deckblätter  auch  nach  der  Blütezeit  noch  hlci- 
hemi :  Mandel- W. ,  S.  amygdalina  L. ,  Fig.  485, 
mit  3  Staubgefässen  und  kahlen  Deckblättern, 
Nebenblatt  halb  herzförmig,  überall  häufig,  bis 
5  m  hoch,  April  u.  Mai. 


Fig.  486.  Salix  alba. 


Fig.  487.  Salix  repeiis. 


züglich,  April  u.  Mai;  —  wenn  dagegen 
Blätter  l.iihl  (in  der  Jugend  schwach  be- 
behaart), Nebenblatt  iKdb-lierzfonjiifi:  Bruch- 
W.,  S.  frägilis,  Taf.  25,  1,  in  ganz  Europa, 
bei  uns  überall,  als  „Kopfweide"  kultiviert, 
aber  die  Zweige  brechen  leicht,  bis  13  m, 
April  u.  Mai. 
11.  Deckblätter  <t}i  der  ,s'////cf  u/iderdarhig,  Kätz- 
chen nir  den  Blättern. 

1.  \ii'dr/i/i'  Sträucher  der  Gebirge. 

a.  Mit  /.-iii-zeu,  /iör/,-eri(/en  Zweigen:  lappländische 
W.,  S.  lappönica  L. ,  im  Riesengebirge,  bis  1  m 
hoch,  Mai  u.  Juni. 

b.  Mit  xr/diiid.rii.  kuldi'H  Zweigen. 

■  Blätter    unten    m'/s.tfihig:    kriechende  W.,   S. 

repens  L.,  Fig.  487,  Torfwiesen,  Gebirge,  Nord- 

und  Ostseeinseln ,   bis  30  cm  hoch,  April. 

•»•:■;  ßiätter  /,(//(/,         wenn  dann  lrdenir//i/,  ci-vllip- 

tisch:  spiessförmige  W.,  S.  hastäta  L.,  Harz, 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


115 


bis  IVatn  hoch,  Mai;  —  wenn  dagegen  dfinn. 
fast  herzt orni/f/:  Heidelbeer-W.,  S.  myrtilöides 
L.,  Schlesien  u.  Oberbayern,  Mai  u.  Juni. 
2.  Ho/ie  Sträucher. 

a.  Staubbeutel  n>/,  nach  dem  Blühen  Ki-hirar::  Pur- 
pur-W.,  S.  purpürea  L.,  Fig.  488,  Staubfäden  ver- 
wachsen ,  Blatt  verkehrt  eiförmig  bis  lanzettlich, 
Zweige  rot  angelaufen,  bis  2  m,  an  feuchten 
Stellen,  überall,  März  u.  April. 

b.  Staubbeutel  g(^lb. 

â– â–   Rinde  ii/w'n  (idblirh ,  Aeste  lin-rifi :  kellerhals- 
blättrige  W.,    S.  daphnöi'des  Vill.,   selten,  an 
sandigen  Flussufern,  am  Meer,  März  u.  April. 
*■•'■  Rinde  innen  t/riinlir/i,  Aeste  ;(/'•/(/  hercift. 

O  Blätter  meist  kali! ,  —  wenn  dann  n-vllit/  ge- 
xivjt,  unten  grau:  Schwarz-W.,  S.  nigricans 
Sm.,  nasse  Wiesen,  zerstreut,  April;  —  wenn 


Fig.  488.  S.ilix  purpürea. 


Fig.  489.  Salix  viminalis. 


dagegen  Blatt  faxt  yunzrand/g,  unten  blungriin: 
zweifarbige  W. ,  S.  bicolor  Ehrh.,  bis  2  m 
hoch,    Riesengebirge  und    Brocken,    Mai    u. 
Juni. 
OO  Blätter  missphJg. 

1.  Kapseln  fast  xitzevd ,  schlank-  und  :('///- 
zireiyig:  Korb-W.,  S.  viminälis  L.,  Fig.  489, 
Blatt  lang  und  schmal,  Nebenblätter  lineal- 
lanzettlich,  in  ganz  Europa,  ausser  im 
hohen  Norden,  bei  uns  an  feuchten  Stellen, 
die  häufigste  Weide,  bis  3  m.  März  u  April. 

2.  Kapseln  gestielt,  steifzireigig:  Saal  weiden. 

a.  Blätter  Uncal-lanzetlUrh ,  Kätzchen  ge- 
Iriiiiniit:  graue  W.,  S.  incäna  Schrenk, 
Schlesien,  April  u.  Mai. 

b.  Blätter  eifönuig,  Kätzchen  ziemlich  ge- 
rade. 

o  Blätter  zuletzt  hdil ,   —   wenn   dann 

inllrnfitniiig  grxägt :   schlcsische   W., 

S.  silesiaca  Willd.,  Sudeten,  Mai  u. 
Juni;  —  wenn  dagegen  ausgefressen 
gesägt:  niedergedrückte  W.,  S.  livida 
Wahl,  Torfboden,  Schlesien,  Posen, 
Preussen,  April. 


OO  Blätter  unten  filzig. 

aa.  Blätter  vfien  kahl,  —  wenn  dann 
Nebenblatt  l.-iirzer  als  der  Blattstiel : 
Saal-W.,  S.  caprea  L,  Taf.  24,  4. 
In  ganz  Europa  bis  zum  Polar- 
kreise, bei  uns  häufig  in  Wäldern 
und  Gebüschen,  bis  7  m,  März  u. 
April;  --  wenn  dagegen /r('///V/.s7(v/.s' 
XII  lang  wie  der  Blattstiel:  gross- 
blättrige W.,  S.  grandifölia  Seringe, 
Schwarzwald,  März  u.  April, 
bb.  Blätter  oben  hehaart,  —  wenn 
dann  Zweige  und  Knospen  g)-aii- 
filzig,  Fruchtknotenstiel  novli  1  mal 
so  lang  wie  die  Drüse:  Grau-W., 
S.  cinerea  L. ,  überall,  auf  Wiesen 
und  Triften,  April;  —  wenn  da- 
gegen Zweige  und  Knospen  kahl, 
Fruchtknotenstiel  2— 4  mal  so  lang 
wie  die  Drüse :  Ohr-W. ,  S.  aurita 
L. ,  Fig.  490,  der  Saalweide  ähn- 
lich, aber  von  schwächerem,  mehr 
buschigem  Wuchs,  Nebenblatt  gross 
nierenförmig.  In  Europa  bis  zum 
Polarkreis,  in  Deutschland  mehr  im 
Gebirge,  bis  2%  m  hoch,  April 
u.  Mai. 
Anm.  An  diese  Reihe  schliesst  sich  eine  an- 
dere an,  der  als  einzige  Familie  angehört: 

27.  Farn.    Gagelgewächse,  Myricaceen. 

138.  Gagel,  Myrica  gale  L.     Fig.  491. 
Ein  zweihäusiger,    aufrechter  Strauch  mit  Kätz- 
chen (an  den  Zweigenden  entlang),  der  zum  Schutz 
gegen  Tierfrass  aromatisch-drüsig  ist,    einfache  lan- 


Fig.  490.  Salix  aurita. 


Fig.  491.  Myrica  gale. 


zeitliche,  kurz  gestielte  Blätter,  und  kein  Perigon, 
sondern  höchstens  Schuppen  hat.  Die  Frucht  ist 
eine  einsamige  Steinfrucht.     Auf   Torf-    und   Moor- 


116 


Die  Pflanzenwelt. 


boden  in  Nordeuropa,  in  Norddeutschland  zerstreut, 
bis  IVi  m  hoch,  April  u.  Mai. 

VIII.  Reihe:  Wal  n  u  ssarti  ge. 

28.  Farn.   Walnussgewächse,  Juglandaceen. 
139.  AValiiiis.s,  Jufjlaiis  regia  L.     Fig.  492. 
Ein  bis  25  m  hoher  schöner  Baum  mit  grossen 
aber  gefiederten  Blättern,  die  sich  daher  noch  gegen- 
seitig Lichtgenuss  gewähren.     Aromatischer  Geruch 
schützt    sie  vor  Tierfrass.     Das  junge  Laub  ist  röt- 
lich,   wodurch   das  junge  Blattgrün   eine  Schatten- 
decke  erhält.    Die  Blüten 
sind    eingeschlechtig    und 
einhäusig,  die  männlichen 
bilden  Kätzchen,   die  her- 
unterhängen und  leichtbe- 
weglich sind,  sie  haben  ein 
unscheinbares  Perigon  und 
zahlreiche  Staubgefässe  mit 
vielem   Blütenstaub ,    was 
alles   auf  Windbestäubung 
hinweist  (vergl.  Haselnuss); 
die      weiblichen      Blüten 
stehen  zu  1  —  5   über  den 
Kätzchen    mit  vierteiligem 
Kelch    und    Krone,     der 
Fruchtknoten  ist  unterstän- 
dig, die  Narben  sind  gross 
und  fangen  daher  den   aufgewirbelten   Blütenstaub 
leicht  auf.     Die  Frucht  ist  eine  Steinfrucht,   deren 
Schale  bitter  ist,   wodurch    sie    einen   guten  Schutz 
gegen  Tierfrass  liefert,  die  Frucht  hat  ausserdem  eine 
harte  Schale  und  der  Keimling  ein  wohlschmecken- 
des Nährgewebe ;  Tiere,  welche  sich  davon  nähren, 
verschleppen   und  verbreiten   dadurch   die   Früchte. 
Ein  in  manchen  Spielarten  gezogener,  aus  Per- 
sien   stammender   Baum,    der  vorzügliches ,    hartes 
Nutzholz  liefert  und  dessen  Nüsse  sehr  nahrhaft  sind. 

IX.  Reihe:  B  uchen  arti  ge. 

29.  Farn.  Buchengewächse,  Fagaceen. 
Bäume  mit  ungeteilten  oder  gelappten  Blättern. 
Die  Blüten  sind  einhäusig  imd  unscheinbar,  meist 
auf  Windbestäubung  (s.  Haselnuss)  eingerichtet,  die 
Hülle  besteht  aus  mehreren  verwachsenen  grünen 
Blättern  und  der  Fruchtknoten  ist  unterständig.  Die 
männlichen  Blüten  bilden  hängende,  leicht  beweg- 
liche Kätzchen,  die  weiblichen  stehen  knospenförmig 
zusammen.  Sie  sind  von  einer  mit  der  Frucht  sich 
entwickelnden  becherartigen  Hülle  umgeben,  die  aus 
verwachsenen  Vorblättern  entsteht  und  die  reifende 
Frucht  schützt.  Die  letztere  hat  ein  nahrhaftes  Ge- 
webe (die  Keimblätter),  welches  nicht  nur  die  junge 


Fig.  492.  Juglans  regia. 


Keimpflanze  ernährt,  sondern  auch  von  Tieren  ge- 
schätzt wird,  welche  die  Früchte  daher  verschleppen. 

140.  Buche,  Fagii.s  süvatlca  L.    Taf.  26.  1.       i.  Fruchtbcchcr 

Rotbuche.  Ein  trefflicher  Waldbaum,  bis  35  m  ei'nfchhesscnd'!' 

hoch,  die  Wurzel  ist  mit  Pilzfäden  verfilzt,  mit  denen  ^"'.'f'""' '""''"''"'• 

„      ..,  .     ,     .  a. Männliche  Blü- 

sie  eine  Ernahrungsgenossenschaft  bildet  (s.  S.  28).  ten  in  ix«'-.'/«. 
Der  rundliche  Stamm  hat  eine  glatte  Rinde.  Die  "^''"är,;,!/""" 
Krone  ist  rund  und  dicht.  Die  jungen  Blätter  (ei- 
förmig) sind  zum  Schutz  gegen  Nässe  und  Ver- 
dunstung gefaltet  und  am  Rande  und  unten  wini- 
perig  behaart.  Im  älteren  Zustand  zeigen  sie  lede- 
rige Beschaffenheit  und  sind  kahl.  Die  hängende 
Blüte  mit  langen  Staubfäden  deutet  Windbestäubung 
an.  Der  stachelige  Becher  schützt  die  reifende 
Frucht:  2—3  dreikantige  Nüsse,  die  Oel  enthalten, 
das  man  gewinnt.  Einer  der  besten  Waldbäume 
Mitteleuropas,  der  bis  Südschweden  nach  Norden 
steigt  und  ein  vorzügliches  Nutzholz  (Brenn-  und 
Werkholz)  liefert.  Eine  Abart  mit  dunkelrotem  Laub, 
Blutbuche,  ist  als  Zierbaum  geschätzt.     Mai. 

141.  Ka.staiiie,  Castänea  vesca  Gaert.    Taf.  25,  3.  b.      Männliche 

T,      ,  ,,  .         T^.  ,  r^  Blüten   in  irnhi- 

bssbare  Kastanie.  Em  schöner  Baum,  der  auchj/f"  Kätzchen, 
35  m  hoch  wird  und  grosse  länglich  Janzettliche,  '''''"''"  '"'"'■ 
stachelspitzig  gesägte  Blätter  hat.  Im  Gegensatz 
zu  Buche  und  Eiche  sind  hier  die  Kätzchen  steif 
aufrecht,  sie  haben  oben  Staubgefäss-,  unten  Stem- 
pelblüten, die  Hülle  ist  gelb,  ebenso  die  zahlreichen 
Staubbeutel.  Die  Blüten  haben  einen  unangenehmen 
Geruch,  dadurch  werden  besonders  Fliegen  an- 
gelockt, die  den  Blütenstaub  fressen,  sich  auf  den 
Kätzchen  umhertreiben  und  dabei  die  Bestäubung 
verrichten.  Auch  hier  schützt  der  stachelige  Becher 
die  reifende  Frucht  sehr  wirksam.  Juni.  Mehr  im 
Südwesten  Deutschlands,  in  Südeuropa  Wälder  bil- 
dend, er  liefert  ein  geschätztes  Holz  uud  seine 
Früchte  (Maronen)  ein  gutes  Nahrungsmittel. 

142.  Eiche,  Quercus.     Tafel  25,  4.  2.  Fruchtbecher 

die    Frucht    uw 

Schöner  mächtiger  Waldbaum  mit  rissiger  Rinde,  .<..(««  umschiies- 
die  durch  Gerbstoffgehalt  gegen  Tierfrass  gesichert ''^"''•""f^f""^' 

ö  fe   fe  t>  ofiiie  Stacheln, 

ist.  Die  buchtigen  Blätter  sind  in  der  Jugend  rot, 
wodurch  eine  Schutzdecke  für  das  junge  Blattgrün 
entsteht,  auch  dient  es  der  Umsetzung  von  Licht 
in  Wärme.  Nur  die  äussersten  Zweige  tragen  Blätter, 
die  daher  alle  das  Licht  voll  geniessen  können. 
Die  männlichen  Kätzchen  sind  unterbrochen  und 
fadenförmig  und  wie  bei  der  Buche  hängend,  leicht 
beweglich;  sie  besitzen  viel  Blütenstaub,  der  vom 
Wind  zu  den  weiblichen  Blüten  geweht  wird.  Der 
Becher  der  Frucht  besteht  aus  dachziegeligen 
Schuppen,  er  wird  später  holzig  und  trägt  eine  ein- 
zelne längliche,  glatte  Nuss.  Mai.  In  Südeuropa 
gibt  es  eine  ganze  Reihe  von  verschiedenen  Eichen- 


5aniilie:  TDcibcngctDädjjc  (Salicaceae). 


24 


5tg.  1.  3itterpappel,  Populus  tremula.    2.  Silberpappel,  Populus  alba.    3.  priromibenpoppel,  Populus 

pyramidalis.    4.  Salmeibe,  Salix  caprea. 


5amtHcn:  tDeiöcngcroädjfc  (Salicaceae),  Bu^cngctDä^jc  (Fagaceae).        25 


Sig.  1.  Brudiroeibe,  Salix  fragilis.    2.  Sünfmännige  n)ei!)e,  Salix  pentandra.    3.  €J)elfea[tanie,  Castanea  vesca. 

4.  Semeinc  (Etdje,  Quercus  sessiliflora. 


Samilicn:  Bu(f)engctDäd)fc  (Fagaceae),  BtrlicngcrDäd)jc  (Betulaceae). 


26 


M 


5ig.  1.  ffiemeine  Budje,  Fagus  silvatica.    2.  tDci|budie,  Carpinus  Betulus.    3.  fjajelnufeittauc^,  Corylus 

Avellana.    4.  tDeifee  Btrhe,  Beiula  alba. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogainen. 


117 


I 


arten  mit  eigenartigen  Blättern.  Am  bekanntesten 
von  diesen  ist  die  Korl<-E. ,  Q.  suber  L. ,  welctie 
Kori<  liefert.  In  Deutschland  haben  wir  3  Arten. 
Das  Holz  ist  wegen  seiner  Härte  und  Dauerhaftig- 
keit als  Werkholz  (besonders  zu  Schiffs-  und  Wasser- 
bauten) sehr  geschätzt.  Die  junge  Rinde  wird  als 
Gerbmittel  benutzt.  Die  Eicheln  sind  ein  vorzüg- 
liches Schweinefutter  und  dienen  zur  Bereitung  von 
Eichelkaffee. 

A.  Frucht  i/i'slic/f ,  Blatt  hörlixtciix  iimi:  l.-iir: 
i/i-s/ie/f:  Stiel-E.,  Q.  pedunculäta  Ehrii.,  Sommer-E. 
bis  55  m  hoch. 

B.  Frucht  ■■</>:ii/i/,  Blatt  ili'ntlirli  gi-a/iclt,  —  wenn 
dann  die  Blätter  /.n/il:  Stein-E.,  Q.  sessiliflöra  Sm., 
Winter-E,  bis  40  m  hoch;  —  wenn  dagegen  unten 
graaphig:  weichhaarige  E. ,  Q.  pubescens  W., 
selten,  besonders  auf  Kalkboden. 

1.  Weibliche  Biü-       39.  Fam.    Birkengewächse,  Betulaceen. 

ltn.'''ilu2G^3  Bäume  und  Sträucher  mit  ungeteilten  Blättern, 
rechts.  Die  Blüten  sind  einhäusig,  sowohl  die  männlichen 
wie  die  weiblichen  Blüten  sind  zu  leicht  beweglichen 
Kätzchen  vereinigt  und  lassen  alle  Merkmale  der 
Windblütler  erkennen  (s.  unten  Haselnuss).  Eine 
Blütenhülle  ist  nicht  immer  vorhanden,  ebenso  auch 
nicht  ein  „Becher"  der  Frucht.  Danach  unterscheidet 
man  2  Gruppen : 

A.  Männliche  Blüten  ohne  Hülle,  Fruchtbecher 
vorhanden:  Coryleen. 

B.  Männliche  Blüten  mit  Hülle,  ohne  Frucht- 
becher: Betuleen. 

1.  Coryleen. 

143.  Haselnuss,  Cörjiiis  avelliiiia  L.  Taf.  26,  3. 

Allbekannter  Strauch  in  Wäldern  und  Gebüschen, 
bis  4  m  hoch,  mit  glatter,  punktierter  Rinde.  Die 
Nebenblätter  dienen  als  Knospenschuppen  und  fallen 
nach  der  Eröffnung  der  Knospen  ab.  Die  jungen 
Blätter  sind  seidenartig  behaart,  wodurch  sie  gegen 
Feuchtigkeit  und  zu  starke  Verdunstung  geschützt 
sind.  Bemerkenswert  ist,  dass  die  Blätter,  wie  auch 
an  vielen  andern  Sträuchern,  des  gleichmässigen 
Lichtgenusses  wegen  sowohl  an  wagrechten  wie  an 
senkrechten  Zweigen  in  gleicher  Richtung  stehen. 
Die  jungen  Staubbeutelkätzchen  sind  früh  angelegt 
und  ganz  frei,  ohne  Knospenschuppen,  deshalb  aber 
in  der  kalten  Jahreszeit  doch  nicht  ohne  Schutz; 
denn  die  Schuppen  der  Kätzchen  selbst  schliessen 
dicht  zusammen  und  sind  nach  aussen  behaart. 
Sehr  bemerkenswert  ist  die  Biologie  der  Bestäubung, 
wir  haben  hier  einen  echten  Windblütler,  was  be- 
sonders deutlich  wird,  wenn  wir  mit  ihm  die  Ver- 
hältnisse der  Weide  vergleichen.  Die  Kätzchen  sind 
wenig  weit   sichtbar  und  haben  weder  Honig  noch 


Duft,  können  also  Insekten  nicht  anlocken,  dagegen 
sind  sie  lang  und  biegsam,  zuletzt  hängen  sie  über 
und  werden  von  jedem  Luftzug  leicht  hin  und  her 
bewegt.  Sie  haben  viel  trocknen,  also  leicht  beweg- 
lichen Blütenstaub  und  weit  ausgestreckte  behaarte 
Narben,  die  jenen  leicht  auffangen  können.  Auch 
noch  andere  Verhältnisse  hängen  mit  der  Wind- 
bestäubung zusammen,  so  befinden  sich  die  Kätz- 
chen am  Ende  von  dünnen  biegsamen  Zweigen,  sie 
erblühen  früh  im  Jahr,  wenn  gemeiniglich  viel  Wind 
herrscht,  und  endlich  stehen  die  Pflanzen  gewöhn- 
lich auch  in  dichten  Beständen.  Bemerkenswert  ist 
es  auch ,  dass  der  Blütenstaub  bei  ruhigem  Wetter 
auf  die  Schuppe  der  nächstunteren  Blüte  fällt,  und 
dann  später  von  einem  günstigen  Wind  fortgetragen 
wird,  sowie  dass  sich  die  Staubbeutel  bei  feuchtem 
Wetter  wieder  schliessen ,  um  den  Blütenstaub  zu 
schützen.  Die  reifende  Frucht  ist  von  einem  langen 
grünen  zerschlitzten  Becher  umschlossen  und  da- 
durch vor  Tierfrass  gesichert.  Später  wird  die  wohl- 
schmeckende Nuss  aus  dieser  Hülle  entlassen  und 
von  Tieren  verschleppt.     Febr.  u.  März. 

Die  Korbmacher  schätzen  die  biegsamen  Zweige, 
die  aus  dem  Holz  gewonnene  Kohle  wird  für  Schiess- 
pulver benutzt,  die  Nüsse  liefern  ein  wertvolles 
Nahrungsmittel,  sowie  ein  gutes  Speiseöl,  besonders 
die  grossen  Lambert sn  üsse  (C.  tubulösa  Willd.), 
in  Südeuropa  heimisch,  werden  sehr  geschätzt. 

144.  Weissluu-lie,  Carpiiius  betulus  L.  Taf.  26,  2.2.  Weibliche  biü- 

ten    in    lockevoi 

Ein  Baum  mit  schöner  Krone,  der  bis  14  m  Kätzchen, 
hoch  wird,  dessen  eiförmige,  doppelt  gesägte  Blätter 
in  der  Jugend  eigenartig  gefaltet  sind,  und  der 
in  vielem ,  besonders  in  der  Bestäubung  die  bio- 
logischen Verhältnisse  der  Haselnuss  wieder  erkennen 
lässt.  Der  Umstand,  dass  die  weiblichen  Blüten 
auch  in  lockeren  Kätzchen  stehen,  ist  der  Wind- 
bestäubung noch  günstiger.  Die  Becherhülle  der 
Frucht  ist  grün  und  dreiteilig,  sie  dient  zunächst 
auch  zum  Schutz,  dann  aber  als  Fallschirm,  durch 
den  sich  die  Frucht  immerhin  etwas  weiter  von  der 
Mutterpflanze  entfernt.  Die  Frucht  ist  ein  kleines 
Nüsschen,  dessen  Nährgewebe  für  Menschen  und 
Tiere  nicht  brauchbar  ist.  Waldbaum,  besonders  im 
mittleren  und  südöstlichen  Europa.  April  u.  Mai. 
Er  liefert  ein  hartes,  geschätztes  Werk-  und  Brenn- 
holz. 

2.  Betuleen. 

145.  Birke,  Betula.     Taf.  26,  4.  i.  Deckschuppe 

abfallend,    Nüss- 

Bäume    und  Sträucher  mit   meist   glatter ,    oft  chcn      <«/;«>«" 
weisser  Rinde,  deren  Borke  sich  ringelig  ablöst  oder  '"'s-  ^^^  ""*«"■ 
auch  rissig  sitzen   bleibt.     Die  jungen  Blätter  sind 
zum  Schutz  gegen  Regen  und  zu  starke  Verdunstung 
mit  einem  Gummiharzüberzug  versehen.    Die  zarten. 


118 


Die  Pflanzenwelt. 


oft  hängenden  Zweige  mit  kleinen  Blättern  gestatten 
diesen  einen  ausgiebigen  Lichtgenuss.  Beiderlei 
Blüten  stehen  in  Kätzchen  und  zeigen  die  biologi- 
schen Verhältnisse  der  Haselnuss.  Die  sehr  leichte 
Frucht  ist  ein  geflügeltes  Nüsschen,  das  sich  voni 
Wind  weithin  wehen  lässt. 

A.  Blätter  hirr  gextii;!! ,    Kätzchen  ullf  (dif recht, 
—    wenn    dann    die    weiblichen    Kätzchen    a/lieml: 
Zwerg-B.,  B.  nana  L,  Fig.  493,  niederliegend,  auf 
Hochmooren  der  höheren 
Gebirge,  bis  60  cm  hoch, 
Mai;    —   wenn  dagegen 
weibliche  Kätzchen  /./n- 


Fig.  493.  Befula  nana. 


Fig.  494.  Betula  alba. 


gestielt:  niedrige  B.,  B.  hümilis  Schrnk.,  aufrecht,  be- 
sonders in  Torfsümpfen  Süddeutschlands,  bis  1,25  m 
hoch.  April. 

B.  Blätter  Idiiggt'stie/t,  männliche  Kätzchen  himgeml, 
—  wenn  dann  Blätter  Jung  zugespitzt  und  l.alil: 
gemeine  oder  weisse  B.,  B.  alba  L.,  Taf.  26,  4  u. 
Fig.  494,  überall,  bis  20  m  hoch,  April  u.  Mai;  - 
wenn  dagegen  Blätter  l.-ur.:  gespitzt  und  Inuirig:  weich- 
haarige B. ,  B.  pubescens  Ehrh. ,  Moorbirke,  auf 
feuchtem  Boden,  weniger  häufig,  April  u.  Mai. 

2.  Deckschuppen  146.  Erle,  Aluiis.     Taf.  27,  1. 

bleibend^   verliol- 

zend,  Nüssciien  Bäume  und  Sträucher  mit  rissiger  Rinde,  deren 

"gTum'e'n'ecm!:  schon  im  Herbst  gebildete  Kätzchen  im  Frühjahr 
vor  der  Entfaltung  der  Blätter  blühen,  und  die  den 
Birken  sehr  nahe  stehen.  Die  Fruchtzäpfchen  be- 
sitzen holzige  und  durch  Gummiharz  verschlossene 
Deckschuppen,  wodurch  die  Früchte  sehr  wirksam 
geschützt  sind.  Diese  haben  zwar  keine  Flügel, 
aber  sie  sind  so  leicht,  dass  sie  der  Wind  fortträgt, 
und  dass  sie  auf  dem  Wasser  schwimmen. 

Die  Erle  ist  der  Charakterbaum  unserer  Sümpfe 
und  Moore  und  wird  nebst  Weiden  zum  Schutz  der 
Ufer  angepflanzt.  Das  ziemlich  harte,  gelbrote  Holz 
ist  wertvoll  für  Wasserbauten  und  als  Schnitzholz. 
A.  Blätter  kahl,  nur  in  den  Aderwinkeln  bärtig, 
rissige    Borke:    Schwarz  -  E.,   A.    glutinosa    Gartn,, 


Taf.  27,  1 ,   Blatt  rundlich ,   Europa  und  Westasien, 
bei  uns  überall,  bis  25  m  hoch,  Febr.  u.  März. 

B.     Blätter     oben 
/.â– lehrig,      unten      fikig,  \        __  -^^,. 

Rinde  glatt,  ~  wenn  t*=^^ 
dann  Blatt  eifönnig, 
unten  liliiiigriiii ,  Rinde 
siltiergraic  Grau-E.,  A. 
incäna  DC,  Fig.  495, 
zerstreut,  bis  25  m  hoch, 
Febr.  u.  März;  —  wenn 
dagegen  das  Blatt  rnml- 
t/cJi ,  beiderseits  grün, 
Rinde,f/ro«forn«/.- weich- 
haarige E.,  A.  pubes- 
cens Tausch.,  selten,  bis 
6'|2  m   hoch,    März    u. 

April.  Fig.  495.  Alnus  incana. 

X.  Reihe:  Nesselartige. 

31.  Farn.    Ulmengewächse,  Ulmaceen. 
147.  rime,  Ulmiis.     Taf.  27,  2. 

Auch  Rüster.  Bäume  mit  einfachen  unsym- 
metrischen Blättern,  die  sich  am  Zweig  nebenein- 
anderschieben und  dadurch  ein  „Mosaik"  bilden; 
dies  ermöglicht  dann  allen  Blättern  gleichmässigen 
Lichtgenuss.  Die  Blüten  sind  unscheinbar,  erscheinen 
vor  der  Belaubung  und  haben  lange,  dünne,  leicht- 
bewegliche Staubfäden,  sowie  lange  behaarte  Narben, 
also  lauter  Kennzeichen  der  Windblütler.  Sie  haben 
ein  glockenförmiges ,  mehrspaltiges  Perigon.  Die 
Staubbeutel  schliessen  sich  bei  feuchtem  Wetter,  um 
sich  bei  günstigerem  wieder  zu  öffnen  und  so  un- 
nötigem Verlust  von  Blütenstaub  vorzubeugen.  Die 
Frucht  ist  ein  leichtes  breitgeflügeltes  Nüsschen, 
das  weithin  fliegen  kann. 

Ein  geschätzter  Alleebauni  mit  gutem  Nutzholz, 
die  Blätter  liefern  ein  gutes  Schaffutter  und  die 
junge  Rinde  ein  Gerbmittel. 

A.  Blüten  liiingeml,  gextielf,  Taf.  27,  2a,  Früchte 
ireichhaarig :  Flatter-U.,  U.  effüsa  W.,  Taf.  27,  2, 
Staubgefässe  3—5,  Gebirgswälder,  bis  30  m  hoch, 
März  u.  April. 

B.  Blüten  fast  sitzend,  Taf.  27,  3,  Früchte 
l.-alit ,  -  wenn  dann  -#—•')  Staubgefässe,  Blatt  l.-tirz 
zugespitzt:  Feld-U.,  U.  campestris  L. ,  Taf.  27,  3, 
Staubgefässe  6—8  (mit  Korkleisten:  Kork-U.);  — 
wenn  dagegen  5—8  Staubgefässe,  Blatt  Umg  zu- 
gespitzt: Berg-U.,  U.  montäna  With.;  seltener;  beide 
in  Wäldern  und  Anlagen,  bis  30  m  hoch,  März  bis  April. 

32.  Farn.    Maulbeergewächse,  Moraceen. 
148.  Maullieerbauni,  Monis.     Taf.  27,  4. 
Ein  auch  in  Deutschland  kultivierter  Baum,  mit 
Milchsaft    und    imgeteilten    oder  gelappten  Blättern. 


IV.  Kreis;  Saiiienpflaii/.eii,  Phaiierügameii. 


119 


Fig.  496.  Monis  alba. 


1.    Stengel    iri 
dend. 


Die  Blüten  stehen  in  kugeligen  Köpfchen,  sie  haben 
ein  4 blättriges  Perigon,  das  später  fleischig,  sowie 
weiss,  rot  oder  schwarz 
wird.  Hierdurch  lockt  die 
Frucht  Vögel  an,  welche  die 
Samen  verbreiten  (Schein- 
beere). —  Der  Baum  wird 
gezogen,  weil  die  Blätter 
als  Futter  der  Seidenraupen 
dienen,  wofür  M.  alba  be- 
sonders geeignet  ist.  Er 
stammt  aus  Asien  (China), 
besonders  in  Südeuropa 
kultiviert. 

Wenn  die  Blätter  piai- 
m/'ff  behaart  und  die  Frucht 
sr/i/rurzro/:  schwarzer  M., 
M.  nigra  L. ,  Tai  27,  4, 
bis  13  ni  hoch,  Mai;  - 
wenn  dagegen  die  Blätter  /.-a/il  und  die  Frucht  irci.fs: 
weisser  M.,  M.  alba  L.,  Fig.  496,  bis  10  m  hoch,  Mai. 

33.  Fam.    Hanfgewächse,  Cannabinaccen. 

Zweihäusige  Pflanzen  ohne  Milchsaft,  die  Blätter 
sind  gelappt  oder  geteilt  und  haben  Nebenblätter. 
Die  Blüten  stehen  in  Rispen  oder  Zapfen  und  be- 
sitzen ein  Perigon.     Mit  4  Arten. 

-     149.  Hopfen,  Uümulus  hipulus  L.    Taf.  28,  2. 

Eine  krautige,  aber  unterirdisch  überwinternde 
Pflanze,  deren  Stengel  sich  durch  Winden  im  Ge- 
wirr der  Hecke  zum  Licht  emporhebt  und  sich  da- 
bei obendrein  noch  durch  Klimmborsten  festhält. 
Die  Blätter  sind  3— 5  lappig,  grob  und  scharf  gesägt. 
Die  ziemlich  grossen  Nebenblätter  bilden  einen 
Schutz  der  Knospe.  Die  Blüten  zeigen  alle  Merk- 
male echter  Windbestäubung:  sie  sind  unscheinbar, 
honig-  und  duftlos,  mit  langen,  dünnen,  pendelnden 
Staubfäden  und  weit  hervortretenden  behaarten 
Narben,  sowie  viel  trocknem  und  leichtem  Blüten- 
staub. Sie  stehen  in  leichtbeweglichen  Rispen  an 
der  Aussenseite  der  Pflanze,  wo  sie  der  Wind  leicht 
erreicht.  Uebrigens  will  man  beim  Hopfen  auch 
Parthenogenesis  beobachtet  haben,  d.  h.  Erzeugung 
fruchtbarer  Samen  ohne  Befruchtung.  Der  reifende 
Fruchtstand  ist  durch  gelbe  Drüsen  mit  scharf- 
riechendem Bitterstoff  ausgezeichnet  und  vor  Tier- 
frass  geschützt.  Zu  demselben  Zweck  wachsen 
die  Hüllen  der  Fruchtblüten  weiter.  Zu  gleicher 
Zeit  bilden  sie  dann  auch  ein  Flugorgan  zur  Ver- 
breitung der  Früchte.  —  Die  weiblichen  Blüten- 
kätzchen werden  jenes  Bitterstoffes  wegen  als  Bier- 
würze gebraucht,  die  jungen  Sprosse  liefern  ein 
gutes  Gemüse.    —    In    Gebüschen,    besonders    an 


Flussufern,  wird  in  Nordeuropa  angebaut,  bis  13  m 
lang,  Juli  —September. 

150.  Hanf,  Cännabis  sativa  L.  Taf.  28,  1.  - 
Ein  einjähriges,  aufrechtes  Kraut  mit  gefingerten 
Blättern,  deren  Abschnitte  schniallanzettlich  und  ge- 
sägt sind.  Es  enthält  als  Schutz  gegen  Tierfrass 
ein  Gift,  das  sich  schon  in  betäubendem  Geruch 
kundtut.  Die  Blüten  zeigen  ähnlich  wie  beim  Hopfen 
die  Merkmale  der  Windbestäubung.  Die  reifende 
Frucht  hat  als  Schutz  schmierige  und  riechende 
Deckblätter.  Der  Samen  ist  stark  ölhaltig  zur  Er- 
nährung der  jungen  Keimpflanze.  —  Die  Pflanze 
stammt  aus  dem  Orient  und  wird  angebaut,  einmal 
wegen  der  zähen  Bastfasern  (zu  Garn,  Segeltuch 
u.  s.  w.),  dann  wegen  der  ölhaltigen  Samen  (als  Vogel- 
futter, medizinisch  und  zur  Schmierseifenfabrikation 
verwendet).   Der  Giftstoff  liefert  den  berauschenden 


Stedgt'I    nifitt 
trindend. 


Haschisch    der   Asiaten    und   Afrikaner, 
hoch,  Juli  u.  August. 


Bis  l'I.,    m 


34.  Fam.    Brennesselgewächse,  Urticaceen. 

Kräuter ,    die    eingeschlechtige    oder  zwitterige 

Blüten  in  Rispen  und  Knäueln  haben,  diese  zeigen 

ein    einfaches    Perigon    mit    4    Staubgefässen.     Die 

;  Frucht  ist  ein  einsamiges  Nüsschen.    520  Arten  der 

warmen  und  gemässigten  Zone. 

151.  Brenne.ssel,  Urtit-a.     Fig.  497.  i.  ßvnier  nen«'- 

!<tatidi'/,m. Brenn- 

Kräuter,  die  z.  T.  einjährig  sind,  bei  der  mehr- haaren  und  Ne- 
jährigen  grossen  Br.  dienen  zahlreiche  Stocksprosse    ''«"'''ä"^™- 
der  vegetativen  Vermehrung.    Sie  können  sich  ihrer 
festen,   zähen  Bastfasern    (die   grosse    Br.    und   der 
Hanf-U.    liefert    daher 
auch  Gewebefasern)  we-      35?5*x<K 
gen  gut  aufrecht  halten 
und    haben    als    Schutz 
gegen  Tierfrass  am  Laub 
Stechborsten  und  Brenn- 

I  haare.  Die  Blüten  zeigen 
alle  Merkmale  der  Wind- 
bestäubung(unscheinbar, 
honig-  und  duftlos,  hän- 
gende, leichtbewegliche 
Rispen,  trocknen  Blüten- 
staub, dichte  Bestände). 
Eigenartig  ist  das  Ver- 
stäuben des  Blütenstaubs : 

I  die  Staubgefässe  sind  in 
den  Knospen  nach  innen 

gebogen  und  schnellen   beim  Oeffnen  nach  aussen. 
—   Ueberall  als  Schuttpflanzen,  Juli— Sept. 

Wenn  eiii/i(ii<>i/i/  und  Blatt  eifönn/i/:  kleine  Br., 
U.  urens  L,  Fig.  497,  i?,  bis  50  cm;  wenn  da- 
gegen :irt'ihätixi(i,  Blatt  liei-fünii/;/ :  grosse  Br. ,  U. 


Fig.  497.  Urtica  urens. 


120 


Die  Pflanzenwelt. 


diöTca  L. ,  21 ,  bis  1  m  hoch.  [Die  seltene  Kugel- 
Br.,  U.  pillulifera  L.,  hat  kugelige  weibliche  Köpf- 
chen,! 


dauerndes  B 

April  u.  Mai. 


M.  perennis  L.,  11,  bis  20  cm  hoch, 


152.  (iliLskraut,  Parietäria.     Fig.  498. 
Ausdauernde,   der  Brennessel  ähnliche  Kräuter. 


Fij,'.  498.  Parietäria  erecta. 


2.  Blätter  irech- 
selaliindig ,  ohne 
Brennilaare   und 

'^Hg"«""'  ^^^  Stengel  des  aufrechten  Gl.  ist  stark  genug,  um 
emporzuwachsen ,  der  des  ausgebreiteten  dagegen 
ist  niederliegend  und  hält  sich  mit  Kletterhaaren  an 

Mauern  u.  s.  w.  fest.  Der 
Bliitenbau  entspricht  dem 
der  Windblüte  bei  der 
Brennessel.  Bemerkens- 
wert sind  die  gestielten 
pinselförmigen  Narben 
zum  Auffangen  des  Blü- 
tenstaubes. Die  Ge- 
schlechtsverhältnisse der 
Blüte  haben  sich  noch 
nicht  gefestigt;  denn  es 
finden  sich  neben  Stem- 
pelblüten auch  schein- 
zwitterige  Staubbeutel- 
blüten ,  sowie  echte  Zwit- 
terblüten. Die  Frucht  hat 
steife  Borsten ,  was  wohl  der  Verbreitung  dient. 
Seltenere  Pflanzen,  in  Europa  verbreitet,  —  auf  Schutt, 
an  Mauern,  Juli— Okt. 

Wenn  Stengel  mifrerli/,  Blütenstand  kopfffinn/)/: 
aufrechtes  Gl.,  P.  erecta  M.  et  K. ,  Fig.  498,  2|, 
bis  1  m  hoch;  ---  wenn  dagegen  Stengel  iiicilcr- 
liegend,  Blütenstand  eine  lockere  Rispe:  ausgebrei- 
tetes Gl.,  P.  diffiisa  M.  et  K.,  21,  bis  30  cm. 


XI.  Reihe:  Wo  Ifsm  il  ch  artige. 

35.  Fam.  Wolfsmilchgewächse,  Euphorbiaceen. 

Abgesehen  von  den  zahlreichen  tropischen  Glie- 
dern dieser  Familie  sind  es  Kräuter,  die  ein-  oder 
zweihäusig  sind.  Die  3500  Arten  sind  zum  grossen 
Teil  in  den  Tropen  heimisch,  wenige  in  der  ge- 
mässigten Zone,  sie  zeigen  eine  ausserordentliche 
Mannigfaltigkeit,  von  tropischen  Nutzpflanzen  ge- 
hört hierhin  z.  B.  Rizinus,  Gummibaum  (Siphönia), 
der  Maniokstrauch  (Jätropha),  Kroton  u.  a.  Manche 
Wolfsmilchgewächse  der  Wüstenvegetation  zeigen 
die  sonst  den  Kakteen  eigenartige  Wuchsform  (flei- 
schige Kugeln  und  Säulen). 

153.  Bingelkraut,  Mercuriälis.    Taf.  28,  3. 
Unscheinbare  Pflanzen  mit  Windbestäubung. 
Wenn  einjährig  und  Stengel  vierkantig:  einjähriges 
B.,  M.  ännua  L.,  überall  häufiges  Acker-  und  Garten- 
unkraut,   -^  bis  30  cm  hoch,  Juni— Okt. ;   —  wenn 
dagegen    mehrjährig    und    Stengel    stielrund:    aus- 


1.   Blätter  gej/eii- 

ständig ,  ohne 

Milchsaft. 


154.  Wolfsmilch,  Euphorbia,  Taf.  28,  4  u.  5. 
Der  weisse  ätzende  Milchsaft  dieser  Pflanze  ist 
ein  bedeutsames  Schutzmittel  gegen  Tierfrass  und 
dient  der  Pflanze  obendrein  auch  als  Verschluss  von 
Wunden,  zumal  er  bei  jeder  kleinen  Verletzung  her- 
vortritt. Der  Stengel  trägt  meistens  wechselständige 
Blätter.  Die  Blüten  sind  sehr  eigenartig.  Es  stehen 
nämlich  in  einer  aus  Hochblättern  gebildeten  krug- 
förmigen  Hülle  mit  Drüsen  eine  Anzahl  von  Blüten: 
in  der  Mitte  eine  weibliche  aus  einem  Fruchtknoten 
mit  langem  Stiel  bestehend,  und  darum  heruin 
10-15  männliche  aus  je  einem  Staubgefäss  mit 
gegliedertem  Stielchen,  an  dessen  Grunde  eine 
Schuppe  sitzt.  Diese  Blütenstände  sind  unscheinbar 
und  duftlos,  aber  mit  viel  Honig.  Fliegen  sind  die 
Bestäuber.  Nun  ist  es  sehr  bemerkenswert,  dass 
zuerst  die  Narben  an  den  dann  noch  kurz  ge- 
stielten Fruchtknoten  reif  werden.  Darauf  wächst 
aber  der  Stiel,  schiebt  den  Fruchtknoten  aus  der 
Hülle  heraus,  so  dass  er  überhängt,  und  nun  erst 
werden  die  Staubbeutel  reif,  eine  Vorkehrung,  die 
natürlich  die  Fremdbestäubung  sichert.  Die  Frucht 
ist  eine  Kapsel,  die  in  3  Teile  zerfällt.  Bemerkens- 
wert ist  dabei,  dass  sich  der  Fruchtstiel  wieder  auf- 
recht stellt,  und  dass  die  Teilkapseln  von  der  Mittel- 
säule fortgeschleudert  werden,  wodurch  die  Verbrei- 
tung der  Früchte  bewirkt  wird.  Die  Samen  haben 
eine  vertiefte  oder  körnige  Oberfläche,  was  wohl 
dazu  beitragen  mag,  sie  im  Keimblatt  festzuhalten. 
Die  300  Arten  sind  sehr  mannigfach  gestaltet,  in 
Deutschland  gibt  es  18  Arten. 

A.  Drüsen    der  Hülle  ruiullii-h   oder  (iral.     Fig. 
499-501. 
a.  Kapsel  (//"//,  Fig.  499 ;  —  wenn  dann  die  Samen 

riiiidiij  und  das  Blatt  hrcif   (verkehrt  eiförmig): 

sonnenwendige  W.,  E.  helioscöpia  L.,  Fig.  499, 

fast   in   ganz    Europa, 


2.    Blätter    wech- 

selsti'hidig  ,        mit 

Milchsalt. 


ausser  im  hohen  Nor- 
den, bei  uns  überall 
als  Ackerunkraut,  (5, 
bis  30  cm,  April— Sept.; 
—  wenn  dagegen  Sa- 
men ijlatt  und  Blatt 
xi'liiital:  Gerards  W., 
E.  gerardiäna  Jacq., 
selten,  an  Ufern  und 
auf  trocknen  Hügeln. 
•  ,  bis  30  cm  hoch, 
Mai— Juli, 
b.  Kapsel  uurzitj  (Samen 
glatt).  Fig.  500. 
1.    .  Trugdolde       riel- 


Fig.  499. 
Euphorbia  helioscöpia. 


5amilicn:  BirfecngcrDäd)fc  (Betulaceae),  UImcn=  (Ulmaceae)  unö  tnaulbecr= 

getoä^fc  (Moraceae).  27 


5ig.  1.  Sdin3ar3erle,  Alnus  incana.    2.  SIattcr=UIme,  Ulmus  effusa.    3.  Berg=UInie,  Ulmus  montana. 

4.  Sd)njar3e  ITtauIbeere,  Morus  nigra. 


5oTniKen:  ^anf=  (Cannabinaceae)  unb  XDolfsTn{Id)gcrDäd)fc  (Euphorbiaceae).     28 


5tg.  1  a.  männlidier,  b.  n)ctbltd)er  t^anf,  Cannabis  sativa.  2.  f^opfen,  Humulus  lupulus.  3.  (Einjäliriges  Bingelkraut, 
Mercurialis  annua.    4.  (Bemeine  tDolfsmild),  Euphorbia  esula.    5.  (rt)pre[jen=rDolfsmiId},  Euphorbia  cyparissias. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


121 


Mfuhliff,  —  wenn  dann  die  Blätter  hchiairf: 
hohe  W. ,  E.  pröcera  M.  B.,  in  sonnigen 
Wäldern  in  Süd-  und  Ostdeutschland,  %, 
bis  80  cm,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  dagegen 
Blätter  hihl:  Sumpf-W.,  E.  palustris  L.,  hie 
und  da,  auf  Sumpfwiesen,  21.,  bis  1'  ,  m,  Mai 
u.  Juni. 

Trugdolde  3 — östrahlig. 
aa.  Stengel  einfuch  yuhelig:  Süsse  W.,  E.  dul- 
cis  Jacq.,    Fig.  500,   Drüsen  zuletzt  pur- 


l/ii/enfoi-iii/ii:  Zypressen- W. ,  E.  cyparissias 
L.,  Taf.  28,  5,  Kapsel  gekörnelt,  Mittel- 
europa, in  Deutschland  besonders  im  Süden, 
auf  trocknen  Triften,  besonders  Kalkboden, 
2j.,  bis  30  cm,  April— Sept.  (oft  durch  einen 
Pilz  verunstaltet). 
2.  Samen  irurzeliij. 

aa.  Blätter  f/(yeiixti'iiiil/ij   (in   5    Längsreihen): 
kreuzblättriger  W. ,    E.  Läthyris   L. ,    in 
Gärten  verwildert,  ö,  bis  1  m,  Juni  u.  Juli, 
bb.  Blätter  iri-c/i beistand /'(/  «der  zerstreut. 

■•■■  Blätter  lineal  oder  lineal-keilförmig,  — 
wenn  dann  die  Deckblätter  der  Trug- 
dolde lineal  mit  fast  herzföriiiiiicui  Grund: 


Fig.  500. 
Euphorbia  dulcis 


purn,  Blatt  sehr  kurz  gestielt,  zersteut,  in 
schattigen  Laubwäldern  und  auf  steinigen 
Hügeln.     21-,  bis  ij  m,  April  u.  Mai. 
bb.  Stengel  SstraJilig,  Aznn  die  Zweige  2gahch'n. 
â– â– â– â–   UMhVittereUijif/sc/i-sfifiiijif:  warzige  W., 
E.  verrucosa  Lam.,  auf  feuchten  Wiesen, 
zerstreut.     %,  bis  \  m,  Mai  u.  Juni. 
**  Hüllblätter  ftreiecli-i!/-('iföriii/ff-s{ache\spit- 
zig,    —    wenn    dann    die    Warzen    der 
Kapsel     icalzi'nfönii/)/ ,     Samen     rött/'rh- 
braiin:  steifer  W.,  E.  stricta  L.,  selten, 
an  feuchten  Orten.     ©,  bis  90  cm,  Juni 
bis  Sept.;  —  wenn  dagegen  die  Warzen 
htdhkugelig ,    Samen    graubraun.:    breit- 
blättrige W.,   E.  platyphyllos   L. ,    Fig. 
501,  auf  Aeckern  und  Triften,  besonders 
Kalkboden.     ©,  bis  60  cm,  Juli— Sept. 
B.  Drüsen  halbiuorulförmig.     Fig.  502  u.  503. 

a.  Hüllblättchen  zu  2  reru-acJisni:  mandelblättrige 
W.,  E.  amygdalöi'des  L.,  selten  in  Gebirgswäl- 
dern.     2].,  bis  60  cm,  April— Juni. 

b.  Hüllblättchen  frei. 

1.  Samen  glatt,  —  wenn  dann  Blatt  la/i:etth'r/i  .■ 
gemeine  W.,  E.  esula  D.,  Taf.  28,  4,  Kapsel 
gekörnelt,  Mittel-  und  Südeuropa,  bei  uns 
häufig  auf  Wiesen  und  Triften.  H,  bis  60  cm, 
Juni  u.  Juli;  —  wenn  dagegen  Blatt  schiiial, 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Fig.  502. 
Euphorbia  exigua. 


Fig.  503. 
Euphorbia  peplus. 


Kleine  W.,  E.  exigua  L.,  Fig.  502,  zartes 
Pflänzchen,  Mittel-  und  Südeuropa,  in 
Deutschland  häufig  auf  Brachfeldern,  ©, 
bis  20  cm,  Juli — Sept.;  —  wenn  dagegen 
die  Deckblätter  n/eren-  oder  rautenför- 
mig: Acker- W.,  E.  segetälis  L. ,  selten 
unter  der  Saat.  ©,  bis  30  cm,  Juni  u.  Juli. 
*■■■  Blätter  niclit  lineal,  —  wenn  dann  rer- 
kehrt  eiförmig:  Garten-W.,  E.  peplus  L., 
Fig.  503,  Blatt  sehr  stumpf,  Dolde  2  bis 
3strahlig,  die  Strahlen  wiederholt  ge- 
spalten, gemeines  Gartenunkraut;  — 
wenn  dagegen  lanzettförmig,  unterespatel- 
förmig:  sichelförmige  W.,  E.  falcäta  L., 
selten  auf  Brachfeldern ,  beide  ©  ,  bis 
25  cm,  Juli-  Sept. 

36.  Fam.  Buchsbaumgewächse,  Buxaceen. 

155.  ßuc-hsbauiii,  Bu.yus  sempervireiis  L. 

Fig.  504. 
Allbekannter   immergrüner  Strauch   der    Gärten 
mit  gegenständigen,  ganzrandigen,  eirunden,  lederigen 
Blättern,  der  als  Zwergforni  zu  Beeteinfassungen  ver- 

16 


122 


Die  Pflanzenwelt. 


wendet  wird.  In  Süd-  und  Westeuropa.  Die  Blüten 
sind  klein  und  grün,  einhäusig,  in  den  Blattachseln. 
Das  schwere  Holz  ist  vorzüglicli  zu  Holzstöcken 
verwendbar.     März  u.  April. 

37.  Farn.   Rauschbeerengewächse, 

Empetraceen. 

156.  Rauschbeerts  Einpetriim  uigriiin  L.  Fig.  505. 
Auch  Krähen  beere.  Niederliegende,  immer- 
grüne, zierliche  Pflanze  mit  kleinen  linealen ,  aber 
dichtstehenden  Blättern,  deren  Rand  umgerotlt  ist. 
Die   kleinen   roten  Blüten    stehen  dicht    und    locken 


C. 


Fig.  5()4.  Bu.'<us  senipervirens.         Fig.  .505.  Empelrum  iiigrvirn. 

daher  Insekten  an.  Die  schwarzen  Beeren  dienen 
der  Verbreitung  durch  Tiere.  In  Europa  bis  zum 
Polarkreis;  die  Pflanze  steigt  im  Gebirge  hoch  em- 
por, auf  Moor-  und  Torfboden  ;  aber  bei  uns  selten,  fi , 
bis  50  cm  lang,  Mai  u.  Juni.   Torfbildende  Pflanze. 

38.  Fam.   Wassersterngewächse, 

Callitrichaceen. 

157.  Wassersteril.  Callitriehe.     Fig.  506. 
Hierhin   gehören    untergetauchte,    auf  Schlamm 
kriechende    oder    schwimmende  Wasserpflanzen    mit 

quirl-  oder  gegenständigen 
Blättern.  Die  oberen  Blät- 
ter sind  oft  sternförmig 
ausgebreitet.  Die  Blüten 
stehen  in  den  Blattachseln 
und  haben  keine  Hülle. 
Die  Frucht  zerfällt  in  4 
Nüsschen.  Fast  über  die 
ganze  Erde  verbreitet.  5 
deutsche  Arten. 

A.  Allr  Blätter  lineal: 
Herbst-W.,    C.  autumnälis  L.     2|,  Juli  — Okt. 
B.  Nicht  alle  Blätter  lineal. 


Fig.  506. 
Callitriehe  stagnalis. 


a.  Alle    Blätter    i\r/,-elirf-e/föriiu\j:     Sumpf-W 
stagnalis  Scop.,  Fig.  506.     21-,  April— Sept. 

b.  Obere  Blätter  ke/lig-e/formii/  rosettenartig,  untere 
liiinil,  '--  wenn  dann  Griffel  alifuUenil :  Früh- 
lings-W.,  C.  verndlis  Kütz.,  2J.,  Mai-  Sept.;  — 
wenn  dagegen  Gtiffel  bleibend:  breitfrüchtige 
W. ,  C.  platycarpa  Kütz.  2^ ,  Mai~Sept  (Die 
seltene  C.  hamuläta  Kütz.  hat  Deckblätter  mit 
hakiger  Spitze.) 

XII.  Reihe:  Seidelbastartige. 

39.  Fam.    Oleastergewächse, 

Elaeai,Miaceen. 

158.  Sanddorn,  Hippophai'  rhaninoides  L. 

Fig.  507. 

Ein  ästiger,  weidenartiger,  dorniger  und  dadurch 
vor  Tierfrass  geschützter  Strauch  der  Dünenflora,  mit 
schmalen,  unten  silber- 
schuppigen Blättern,  da- 
durch gegen  zu  starke 
Verdunstung  geschützt. 
Die  Blüten  sind  sehr  klein, 
gelblich;  die  Samen  der 
goldgelben  Beeren  wer- 
den durch  Vögel  ver- 
breitet, fi ,  bis  3  m  hoch, 
April  u.  Mai. 

40.  Fam.  Seidelbast- 
gewächse. Thyme- 
laeaceen. 
159.  Seidelbast,  Keller- 
bals,  Daphno  mezerciim 
L.    Taf.  29,  1. 
Ein  Strauch,  der  durch  Gift  in  Rinde   und  Laub 
vor  Tierfrass  geschützt  ist.     Die  Blüten   sind  zwar 
klein,    aber   rot   und  wohlriechend    und   da  sie  vor 
der  Belaubung  erscheinen ,   so  locken  sie  doch  In- 
sekten an.     Die  Staubbeutel  stehen  zwar  höher  als 
die  Narben ,  da  aber  die  Blüten  selbst  meist  wage- 
recht  stehen,   so'  ist  Selbstbestäubung   selten.     Die 
roten  fleischigen  Früchte  sind  für  viele  Tiere  giftig, 
locken  aber  doch  die  zur  Verbreitung  passenden  an. 
lieber  ganz  Europa  verbreitet,   in  Deutschland   zer- 
streut, in  Bergwäldern.     21.,    bis  1   ni  hoch,    März. 
[D.  cneörum  L.  hat  glänzende   immergrüne    Blätter 
und  ist  viel  seltener.] 


160.  Sperliiiffsziinare,  Passerina  annua  Wickst.  2.  Kraut  mit  wc- 

*^  '^^  "^^    -  beiidetii    Perigon. 

Seltenes  einjähriges  Kraut  mit  linealen  Blättern, 
in  deren  Winkeln  die  grünlichen  Blüten  stehen,  bis 
30  cm,  Juli  u.  Aug. 


I. Strauch  mit n-''- 
fnUendem      Peri- 
gon. 


Fig.  507. 
Hippophae  rhamnoides. 


iV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


123 


Fig.  508. 
Thesium  montanum. 


XIII.  Reihe:  Santelartige. 
41.  Farn.    Santelgewächse,  Thymelaeaceen. 
161.  Bergcflat-hs,  Tlu-siiiiii.     Fig.  508. 
Auch    Verneinkraut.     Seltene    ausdauernde 
Kräuter,    deren    Wurzeln    Saugwarzen    haben,    mit 
denen  sie  auf  den  Wurzeln  anderer  Pflanzen  schma- 
rotzen. Sie  haben  schmale 
Blätter,  die  bei  manchen 
Arten  direkt  Wasser  auf- 
nehmen. Die  Blüten  sind 
grünlich    und   unansehn- 
lich.     Die     Staubbeutel 
schliessen  sich  bei  feuch- 
tem Wetter    zum  Schutz 
des    Blütenstaubes.      In- 
dem sie  lange  und  kurze 
Griffel    und  dementspre- 
chend  unter  bezw.   über 
der  Narbe  stehende  Staub- 
beutel haben .  ist  Fremd- 
bestäubung    sicher.       7 
deutsche    Arten,  Juni  u. 
Juli. 

A.  Fruchtperigon    nur 
an  der  Spitze  eingerollt,  —  wenn   dann  Blatt 
einnervig   und  Perigonröhre  so  lang  wie  die 
Zipfel:  Gebirgs-B.,  Th.  alpinum  L.,  Gebirgs- 
triften;  —  wenn  dagegen  Blatt  fast  dreinervig 
und  Perigonröhre    höchstens  halb  so  lang  wie 
die   Zipfel:    Wiesen-B. ,    Th.   pratense   Ehrh., 
Bergwiesen,  beide  bis  30  cm. 
B.  Fruchtperigon   bis  auf   den    Grund    eingerollt, 
—   wenn    dann    Stengel    liegend,    Blatt    drei- 
nervig: mittlerer  B.,  Th.  intermedium  Schrad., 
bis   30  cm :    —    wenn    dagegen    Stengel    auf- 
recht,   Blatt   meist  fünfnervig:    gemeiner  B., 
Th.    montanum  Ehrh. ,    Fig.  508 ,    bis  60  cm, 
beide  auf  Gebirgswiesen. 
[Nur  1  statt  3  Deckblätter  unter  der  Blüte  haben 
Th.    rosträtum    M.   et   K.    in    Oberbayern    und    Th. 
abracteätum  Hagn.  in  Preussen.  Schlesien  und  Thü- 
ringen.] 

42.  Farn.  Mistelgewächse,  Loranthaceen. 
162.  Mistel,  Viscum  allmm  L.  Taf.  56,  5. 
Eine  biologisch  hochinteressante  Pflanze,  die 
keine  echten  Wurzeln  hat,  sondern  mit  „Senkern" 
auf  Bäumen  festsitzt  und  schmarotzt,  obwohl  ihre 
immergrünen  spateligen  Blätter  daneben  auch  assi- 
milieren. Die  Blätter  sind  ledrig  und  überdauern 
daher  gut  den  Winter.  Am  Grunde  sind  sie  ge- 
dreht, so  dass  sie  vom  Wind  nicht  mit  voller  Kraft 
getroffen  werden,  was  bedeutungsvoll  ist,  da  die 
Pflanze    im    Winter    schutzlos    auf    den    entlaubten 


Bäumen  sitzt.  Die  Blüten  sind  unscheinbar,  doch 
sehr  früh,  vor  dem  bewirtenden  Baum,  blühend  und 
mit  Honig  und  Duft  versehen,  und  da  sie  zweihäusig 
sind,  so  ist  Fremdbestäubung  selbstverständlich.  Die 
Frucht  ist  weiss  und  fleischig,  sie  hat  ein  klebriges 
Fruchtfleisch  und  der  Samen  eine  harte  Schale.  Be- 
sonders Drosseln  fressen  sie,  fliegen  mit  ihnen  auf 
andere  Bäume  und  streifen  dort  die  ihren  Schnäbeln 
anhaftenden  Samen  den  Aesten  an.  Nur  auf  diesen, 
nicht  auf  der  Erde,  kann  der  Samen  erfolgreich 
keimen.  In  ganz  Mittel-  und  Südeuropa.  Die  Mistel 
befällt  zahlreiche  Laub-  und  Nadelbäume,  auch  Obst- 
bäume, f  1, ,  bis  60  cm,  März  u.  April.  Aus  den 
Früchten  macht  man  Vogelieim. 

XIV.  Reihe:   Osterluzeiartige. 
43.  Fam.  Osterluzeigewächse,  Aristolochiaceen.    i-  Äuf,-eMe,- 

Stengel,  röhriges 

163.  Osterluzei,  Aristoltu-liia  clematitis  L.  p^'s»"- 

Taf.  29,  2. 
Eine  mit  kriechendem  Wurzelstock  überwin- 
ternde krautartige  Pflanze.  Die  grossen,  zarten 
Blätter  (gestielt  und  herzeiförmig)  zeigen  den  etwas 
schattigen  Standort  an  (Gebüsche,  Mauern);  wegen 
ihrer  Grösse  ist  die  Zahl  der  Blätter  nicht  sehr  gross. 
Das  Laub  wird  wegen  seines  unangenehmen  Ge- 
ruchs von  Weidetieren  gemieden.  Da  die  Blätter 
nach  aussen  und  unten  geneigt  sind,  so  leiten 
sie  das  Regenwasser  nach  aussen  zu  den  Wurzeln 
ab.  Die  Fruchtbildung  ist  selten ,  weshalb  durch 
Wurzelschösslinge  für  Ersatz  gesorgt  ist.  Die 
gelben  Blüten  stehen  büschelweise  in  den  Blatt- 
achseln, sie  locken  mit  aufrechter  Fahne  und  unan- 
genehmem Duft  Fliegen  an.  Die  Perigonröhre  be- 
sitzt innen  nach  unten  gerichtete  Haare,  zwischen 
denen  die  Fliegen  herein-  aber  nicht  zurückkriechen 
können,  erst  später  schrumpfen  die  Haare  ein ,  und 
die  Blüten  senken  sich,  um  die  Fliegen  zu  entlassen. 
Diese  haben  inzwischen  ein  warmes  Obdach  und  in 
saftigen  Wandzellen  und  vielem  Blütenstaub  Nah- 
rung genossen  (keinen  Honig),  kriechen  sie  dann 
in  frische  Blüten  mit  reifen  Narben  (die  zuerst  reif 
werden),  so  können  sie  Fremdbestäubung  bewirken. 
Die  Frucht  ist  eine  6fächerige  Kapsel.  Die  Pflanze 
stammt  aus  Südeuropa;  bei  uns  selten,  in  Wein- 
bergen u.  s.  w.     Bis  80  cm  hoch,  Mai -Juli. 


164.  Haselwurz,  Äsarum  curopäeum  L. 
Taf.  29,  3. 

Auch  diese  Pflanze  überwintert  mit  kriechendem 
Wurzelstock,  sie  hat  eigentümlich  aromatischen  Ge- 
ruch. Sie  blüht  früh,  aber  lange.  Sie  hat  braune  „Ekel- 
blumen" mit  Kampfergeruch,  die  Fliegen  anlocken. 
Die  Blüten  öffnen  sich  zunächst  nur  mit  Spalten 
vor  den  reifen  Narben,    dann  erst  ganz,    wenn  die 


2.    Krierlieiiiier 

Siengel,  >/l"ck-it/es 

Perigon. 


124 


Die  Pflanzenwelt. 


Staubbeutel  reif  sind.  Dadurcli  ist  natürlich  Fremd- 
bestäubung gesichert.  Die  Frucht  ist  eine  6fäche- 
rige  Kapsel,  die  Samen  haben  eine  fleischige  Nabel- 
schwiele, deretwegen  Ameisen  sie  verschleppen.  In 
Mittel-  und  Südeuropa,  bei  uns  in  Gebüschen  und 
Laubwäldern  zerstreut,  bis  60  cm  lang,  März— Mai. 

XV.  Reihe:    K  n  ö  teri  cii  art  i  ge. 
44.  Farn.    Knöterichgewächse,  Polygonaceen. 
1.  Mit  i-r,.y,ai-  165.  Knöterich,  Polyg;oiiuiii.     Taf.  29. 

Fig.  .'iio.  Zumeist  emjahnge  Krauter,  deren  Nebenblatter 

in  eine  charakteristische  Tüte  verwandelt  sind,  welche 
die  junge  Knospe  schützt.  Der  Winden-  und 
Hecken-K.  ist  zu  schwach,  um  sich  selbst  auf-  | 
recht  zu  halten,  er  windet  sich  daher  um  andere 
Pflanzen  u.  s.  w.  herum,  dagegen  ist  der  Stengel  des 
Vogel-K.  niederliegend,  da  er  jedoch  an  Wegen, 
zwischen  Pflastersteinen  u.  s.  w.  vorkommt,  wo  er 
leicht  zertreten  wird ,  so  ist  er  mit  einem  grossen 
Regenerationsvermögen  ausgestattet.  Das  Laub  des 
Wasser-Pfeffers  ist  scharf  pfefferartig,  weshalb 
die  Tiere  sich  scheuen  es  zu  fressen.  Bemerkens- 
wert ist  der  Einfluss  des  Standorts  bei  dem  orts- 
wechselnden K.:  im  Wasser  hat  er  breite  kahle 
Schwimmblätter  an  langen  biegsamen  Stielen,  auf  dem 
Lande  schmale  behaarte  Blätter  mit  kurzen ,  steifen 
Stielen.  Da  derselbe  an  ungünstigem  Standort 
keinen  Samen  hervorbringt,  so  bildet  er  hier  viele 
Stocksprossen.  Die  Blüten  des  K.  sind  klein  und 
oft  unscheinbar,  doch  in  Aehren  gehäuft,  beim 
Schlangen-K.  ist  aber  auch  der  hochstrebende 
Stiel  rötlich  und  der  Buchweizen  hat  duftende 
und  honigreiche  Blüten.  Vorangehende  Reife  der 
Staubbeutel  sichert  die  Fremdbestäubung,  doch  tritt 
beim  Vogel-K.  wegen  mangelnden  Insektenbesuchs 
auch  Selbstbestäubung  ein.  Die  Frucht  ist  eine 
3. kantige  Nuss,  beim  Hecken-K.  ist  sie  zur  Ver- 
breitung durch  den  Wind  geflügelt.  Die  Nüsschen 
des  Buchweizens  werden  zur  Mehlbereitung  und 
als  Mastfutter  für  Geflügel  verwendet 
A.   Blatt  hir/'f,   licrzcifoniii;!. 

a)  Windender  Stengel,  —  wenn  dann  Fruchthülle 
f/efliU/eh:  Hecken-K.,  P.  dumetörum  L.,  an  Zäunen 
und  Hecken,  nicht  häufig,  bis  P,'- m ;  wenn 
dagegen  Fruchthülle  nur  ^^cAvV/'.-  Winden-K. ,  P. 
convölvulus  L.,  Fig.  509;  grüne  Blüten  in 
lockeren  Büscheln  achselständig;  in  Europa  bis 
zum  Polarkreis ,  überall  in  Deutschland  auf 
Aeckern  u.  s.  w.,  bis  1   m,  beide  0,    Juli— Okt. 

b)  Stengel  auf  recht:  Buchweizen,  P.  fagopyrum  L., 
Taf.  29,  4,  weiss  und  rötlich,  häufig  auf  Sand- 
boden angebaut,  stammt  ans  Ostasien.  G,  bis 
60  cm,  Juli  u.  Aug.  [P.  tatäricum  L.  hat  grüne 
Blüten  und  eine  Frucht  mit  gezähnten   Kanten  ] 


B.  Blatt   leh/i/er  als  hre/t ,   selten  schwach  herz- 
eiförmig. 

a)  Blüten  ///  dm  Bla/f/r/ii/.ehi :  Vogel-K-,  P.  avi- 
culäre  L.,  Fig.  510,  bei  uns  gemeines  Unkraut, 
in  Europa  bis  zum  Polarkreis.  ©,  bis  50  cm  lang, 
Mai  bis  Okt. 

b)  Blüten   in    Aehren. 

1.  Kine  Aehre  auf  einfaelnm  Stengel:  Schlangen- 
K.,  P.  bistorta  L.,  Taf.  30,  1,  Natterwurz, 
Wurzelstock  schlangenartig  hin  und  her  krie- 
chend, Blattstiel  geflügelt,  Blüte  rötlichweiss. 


Fig.  509. 
Polygonum  convölvulus. 


Fig.  .510. 
Polygonum  aviculare. 


In    ganz  Europa   bis   zum  hohen   Norden,  in 

Deutschland    auf  feuchten    Wiesen,    %,    bis 

1  m,   Juni     Aug.  [im  Alpenvorland  selten  P. 

viviparum  L.  mit  ungeflügeltem  Blattstiel,  im 

Blütenstand  mit  Knöllchen]. 

Mehrere  Aehren  auf  ästi(jein  Stengel. 

aa.  dieht-n-<il:lirhe,  anfrechfe  Aehren. 

'■  Aehrenstiel,'/('/VH-c/(/,  5  Staubgefässe :  orts- 
wechselnder K.,  P.  amphibium  L.,  Fig. 
511,  s.  oben,  Blüten  rosenrot.  In  Europa 
bis  zum  Polarkreis,  in  Deutschland  an 
feuchten  Orten  häufig.  21,  bis  1  m,  Juli 
u.  Aug. 
•■■•■  Aehrenstiel  (//'(//,   meist  6  Staubgefässe, 

—  wenn  dann  Blütenstiel  und  Perigon 
driisif/:  Acker-K. ,  P.  lapatiiifölium  L., 
überall  an  feuchten  Orten,  0,  bis  60  cm; 

—  wenn  dagegen  drilsenhix:  Gemeiner 
K.,  P.  persicäria  L.,  Taf.  29.  5,  oft  rot 
angelaufen,  Blätter  mit  schwarzbraunem 
Mondfleck,  Blüten  pfirsichrot.  In  ganz 
Europa  und  Deutschland  überall.  0,  bis 
1  m  hoch,  beide  Juli— Sept 

bb.  Lor/,-ere,  meist  iHjcrhdnijijide  Aehren. 
*  Perigon  driisiy:  Wasser-K-,  Wasserpfeffer, 
P.  hydropiper  L.,  Fig.  512,  dem  vorigen 


5omiUen:  Sct6clbaft=  (Thymelaeaceae),  (Djtcriujci»  (Aristolochiaceae)  unö 

Knöterid)getDäd|fc  (Polygonaceae).  29 


$iq.  1.  a.  b.  Seibelbalt,  Daphne  raezereum.    2.  (D(terlu3ei,  Aristolochia  Clematitis.    3.  t)a|clt»ut3,  Asarum 
europaeum.    4.  Bud)rDet3cn,  Polygonum  fagopyrum.    5.  (Bemeiner  Knöterich,  Polygonum  persicaria. 


IV.  Kreis ;  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


125 


ähnlich,  zarter,  Blüte  grünlich  bis  pur- 
purn. In  Europa  bis  zum  Polarkreis; 
bei  uns  überall  an  feuchten  Orten.  ©, 
bis  50  cm,  Aug.  u.  Sept. 
Perigon  </riisenhi.-<,  —  wenn  dann  (i  Staub- 
gefässe,   Blatt  breit  (bis  2  cm):   milder 


Fig.  511. 
Polygonum  amphibiuni 


Fig.  512. 
Polygonum  hydropiper. 


2.  Kelch  «.  Krone 

SlMllrin. 

Fig.  518  linl<s. 


K.,  P.  mite  Schrk  ,  bis  50  cm;  —  wenn 
dagegen  5  Staubgefässe,  Blatt  schmal 
bis  0,9  cm):  Kleiner  K-,  P.  minus  Huds., 
bis  30  cm ,  beide  zerstreut  an  feuchten 
Orten.     ©,  .luli — Sept. 

166.  Ampfer,  Riimox.  Taf.  30. 
Kräuter  mit  scheidigen,  häutigen  Nebenblättern, 
manche  dauern  mit  Wurzelstock  aus,  der  kleine  A. 
vermehrt  sich  durch  Wurzelknospen.  Bei  einigen 
Arten  bildet  Rotfärbung  des  Laubes  eine  Schutz- 
decke für  das  Blattgrün,  als  Schutz  gegen  Tierfrass 


Fig.  513. 
Rumex   acetosella. 


Fig.  515. 
Rumex  patientia. 


Fig.  514.  Rumex  scutatus. 


sind  einige  reich  an  giftigem  Kleesalz.  Der  schild- 
blättrige A.  besitzt  wegen  seines  trocknen  Stand- 
orts  fleischige  Blätter.     Unscheinbar  grüne  Blüten 


ohne  Honig  und  Duft,  lange  pendelnde  Staubgefässe 
und  pinselförmige  Narben  deuten  auf  Windbestäu- 
bung, da  hierbei  die  Narben  zuerst  reif  werden,  ist 
Aussicht  auf  Fremdbestäubung.  Der  grosse  und 
kleine  A.  sind  obendrein  zweihäusig.  Die  Blüten- 
hülle wächst  mit  der  Frucht  zu  Flügeln  weiter  (Fig. 
520),  weshalb  jene  durch  Wind  verbreitet  wird. 
19  deutsche  Arten,  von  denen  der  Sauer-A.  als 
Gemüse  brauchbar  ist. 

A.  Untere  Blätter  s/iirss-  ,»/(■/•  /ife/tföniiii/,  3  Nar- 
ben  iiiiiiiilfdliar  (Ulf  (/i'iii   Fnirh/I.iiofen,  Fig.  513. 

a)  Kelchblätter  KiiijeilriU-hi ,  —  wenn  dann  Spreite 
f/fönin(/,  Blüte -/^/V/c/vV/.-  schildblättriger  A.,  R. 
scutatus  L. ,  Fig.  514,  blaugrün,  angebaut,  auf 
steinigem  Boden,  2].,  bis  50  cm;  —  wenn  da- 
gegen Spreite  l/iifo/  oder  lidiscftlich,  Blüte  ^irt-i- 
häusig:  kleiner  Sauer-A. ,  R.  acetosella  L., 
Taf.  30,  2,  schlank  und  zierlich,  oft  rot  an- 
gelaufen. In  ganz  Europa,  in  Deutschland  über- 
all auf  Wiesen  und  Aeckern.  %,  bis  25  cm, 
beide  Mai— Juli. 

b)  Kelchblätter  zuriiH-gc.fclilageu:  grosser  Sauer-A., 
R.  acetösa  L.,  Taf.  30,  3,  geschlitzt  gezähnte 
Nebenblätter,  Blüte  grün,  später  rot,  lange  end- 
ständige Rispen.  Fast  in  ganz  Europa,  in 
Deutschland  überall  auf  Wiesen.  IJ ,  bis  60  cm, 
Mai  — Aug.  (R.  arifölius  All.  hat  ganzrandige 
Nebenblätter,  in  höheren  Gebirgen.] 

B.  Untere  Blätter  /lörhsfens  herzfönii/'g,  3  Narben 
je  "iif  e/iiciii  (iriffcl.  Fig.  515. 

a)  Kronenblätter  nach  dem  Blühen  ohne  Schwielen, 
Blattstiel  oben  mit  Rinne:  Wasser-A.,  R.  aquä- 
ticus  L.,  Blüten  grün- 
rot, untere  Blätter  spitz 
|R.  alpinus  L.  stumpf, 
höhere  Gebirge],  Nord- 
und  Mitteleuropa,  bei 
uns  zerstreut  an  feuch- 
ten Orten.  %,  bis  2  m, 
Juli  u.  Aug.  [R."|do- 
mesticus  Hartm.:  Blatt- 
stiel ohne  Rinne.  Ham- 
burg, Ostfriesland.] 

b)  Wenigstens    ein    Kro- 
nenblatt      s/)('ifrr       lll/'f 

Schwiele.       Fig.    518 

unten  rechts. 

1.  Kronenblätter     am 
Grunde  mit  2  langen 

Zähnen  [R.  ucrdnicus  Bess.  mit  3,  Ostpreussen], 
—  wenn  diese  dann  so  lang  wie  das  Kronen- 
blatt sind :  goldgelber  A. ,  R.  maritimus  L., 
Fig.  516,  Kraut  und  Blüte  später  gelb,  in 
Mitteleuropa,  £,  bis  60  cm:  —  wenn  dagegen 
kürzer:  grüngelber  A.,  R.  palustris  Sm.     e, 


Fig.  5Ui.  Rumex  maritimus. 


126 


Die  Pflanzenwelt. 


beide    an    feuchten   Orten,    letzterer  seltener, 
Juli  u.  Aug. 
2.  Kronenblätter  hiirli:<iniK  l:iir:  </c:(i/iii/. 

aa.  Nur  ein  Kronenblatt  mit  Schwiele  (bei  R. 
pratensis  manchmal  alle). 
■■■  Untere    Blätter   i-i-laiiMthrli:   Garten- A., 
R.  patientia  L.,  englischer  Spinat,  Süd- 
deutschland.     %,  bis  IMi  m,  Juli  u.  Aug., 
angebaut. 
"*  Untere  Blätter  lier:f(">r)ii/(/-liiii<///rh.  —  wenn 
dann    Kronenblätter   liiical-liiinili'-li .    </uii:- 
rani/ig:  Wald-A.,  R.  nemorösus  Schrad., 
überall  in  feuchten  Wäldern,  '^ ;  —  wenn 
dagegen     rifönuiii,     (im     Omiidv     (jeziihiit : 
Wiesen-A.,  R.  pratensis  M.  et  K.,  hie  und 
da  auf  Wiesen,  beide  21,  bis  1  m,  Juli  u. 
Aug. 
bb.  Alle  Kronenblätter  mit  Schwielen. 

•■  Unter  aUen  Blütenquirlen  Stützblätter:  ge- 
knäuelter  A.,  R.  conglomerätus  Murr., 
Fig.  517,  überall  an  Wegen  und  Wasser- 
gräben. 2|,  bis  1  m,  Juli  u.  Aug.  [bei 
R.  pulcher  in  Baden  und  Elsass  haben 
die  Kronblattzipfel  dornige  Zähne]. 
■""  Obere  Blütenquirle  "/'/"■  Stützblätter. 


I-'ig.  517.   Rumex  conglomeradis.         Tig.  518.  Riimex  obtusifolius. 

o  Kronblattzipfel  mit  lang  vorgezogener 
Spitze:  stumpfblättriger  A.,  R.  obtusi- 
folius L.,  Mergelwurz,  Fig.  518,  häufig 
an  Hecken,  Wiesen  u.  s.  w.  %.,  bis  1  m, 
Juli  u.  Aug. 
OO  Kronblattzipfel  dinn'  solche  Spitze. 

aa.  Untere  Blätter  l(ii/i/licli,  am  Grund 
schief  ei- oder  herzförmig:  Riesen-A., 
R.  mäximus  Schreb.,  an  feuchten  Or- 
ten zerstreut.  21,  bis  2  m,  Juli  u. 
Aug. 


bb.  Blätter  lameftlirJi,  —  wenn  dann  das 
Kronblatt  nai<llirli-her:fiirmi(i ,  Blätter 
kraus:  krauser  A.,  R.  crispus  L., 
Fig.  519,  grünrote  Blüten,  fast  in  ganz 
Europa,  bei  uns  auf  Aeckern,  Wegen 
u.  s.  w.  überall ,  bis  1  m ;  —  wenn 
dagegen    das   Kronblatt    dirierh-if/ ,   ci- 


Fig.  519.  Rumex  crispus. 


Fig. [520.  Rumex  hydrolapathum. 


form/;/.  Blätter  am  Rand  schwach- 
wellig: Fluss-A.,  R.  hydrolapathum 
Huds.,  Fig.  520,  Blattstiel  oben  flach, 
Blüte  grünrot;  in  Mittel-  und  Nord- 
europa ,  in  Deutschland  häufig  an 
Teichen  und  Flussufern,  bis  2  m,  beide 
ij ,  Juli  11.  Aug. 

XVI.  Reihe:  Mittelsamige. 

45.  Farn.  Gänsefussg-ewächse,  Chenopodiaceen. 

Kräuter  oder  Stauden  ohne  Nebenblätter,  die  un- 
scheinbaren Blüten    haben    5  Staubgefässe.     Frucht 
mit  einem  Samen,    viele  (500)  Arten    in    den    ge- 
mässigten   Zonen ,    manche 
sind  Salzpflanzen. 

A.  Stengel  lilal/lox,   i/r- 
g/iederf. 


167.  (ilasscliiiialz, 
Salicorniji  lierbät-ea  L. 

Fig.  521. 

In  dem  ganzen  Aus- 
sehen, besonders  in  dein 
fleischigen  Stengel  zeigt 
sich  der  Einfluss  des  Salz- 
bodens. An  den  Gliedern 
des  Stengels  sitzen  je  6  un- 
scheinbare Blüten  mit  flei- 
schiger Mülle,   1—2  Staub- 


Fig.  521. 
Sallcornia  herbacea. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


127 


1.  Das  Perit^oii 
bildet  aniGrunde 
citicit  flciscfiif/en 
J'i'1.1.  1-ig.  522 
üben  rechts. 


gefässe  und  1  Stempel.  In  Salzsümpfen ,  an  der 
Meeresküste  Europas.  0— "4,  bis  30  cm,  Aug. 
und  Sept. 

B.  Stengel  beblättert,  iimjeyUeilirl. 
a)  Alle  Blüten  -ir/tterif/. 

1.  Perigon  fe/ilt  oder  â– Jbliittrbj. 

168.  Wanzeii.siiine,  (lorispeniniiii. 

Kraut  mit  sitzenden  linealen  Blättern  und  Einzel- 
blüten in  den  Blattwinkeln.  Die  Frucht  ist  ge- 
flügelt. Seltene  und  unbeständige  Pflanzen  an  san- 
digen Orten.     0,  Juli  u.  Aug. 

C.  hyssopifölium  L.  hat  eine  Blütenhülle,  C. 
intermedium  Schweigg.  und  C.  Marschällii  Steven 
keine,  bei  jenem  sind  die  Deckblätter  hautrandig, 
bei  diesem  nicht  (bei  Danzig). 

2.  Perigon  .5-  oiler  -'Ibli'/tfrii/. 

169.  Mangdld,  Beta  vulg'iiris  L.     Fig.  522. 

Runkelrübe.  Mit  rübenförmiger  Wurzel, 
grossen,  herzeiförmigen  unteren  und  kleineren,  läng- 
lich-lanzettlichen oberen  Blättern.  Die  kleinen  Blüten 

stehen  achselständig  in 
beblätterten  Aehren.  Sie 
stammt  vom  Mittelmeer 
(B.  maritima  L.)  und  ist 
hier  ausdauernd,  bei  uns 
^— -^'T/y  gezogen  ist  sie  © — © 
und  erhält  eine  fleischige 
Wurzel:  dieZuckerrübe 
dient  zur  Zuckergewin- 
nung, die  Runkelrübe 
als  Viehfutter,  die  rote 
Bete  als  Salatpflanze, 
die  Garten-M.  (römi- 
scher Kohl)  als  Gemüse- 
pflanze. 


2.    Das    Perigon 
bildet  keinen  pü- 

schifien  liinty. 
u.  Perigonblätter 
niil  Anhfingset  auf 

dem  Rücken 
Fig.  523 

rechts  Mitte. 

''•■  Perigon  5spnt- 

lig. 


Fig.  522.  Beta  vulgaris. 


Perigon    'iiei- 

Ha- 


Fig.  523.  Kochia  arenaria. 


170.  Kocliie,  Kochia 
arenaria  Rth. 

Fig.  523. 
Mit  lineal-faden- 
förmigen  stielrunden 
Blättern,  zeigt  den  Ha- 
bitus von  Sandpflanzen ; 
im  mittleren  Rheinge- 
biet. 0,  bis  30  cm, 
Juli— Okt.  (K.  hirsüta 
Nolte  am  Ostseestrand 
hat  flache  Blätter.] 

171. Salzkraut,  Sälsola 
kali  L.     Fig.  524. 

Die   fleischige  Be- 
schaffenheit    und     die 


kleinen  sparrigen  Blätter  des  niederliegenden  Stengels 
zeigen  den  Einfluss  des  trocknen  Salzbodens.  Die 
dornigen  Blätter  sind  vorTierfrass  sicher.  Die  Blüten 
stehen  einzeln  in  den  Blattwinkeln.  Dass  die  Narben 
zuerst  reif  werden  deutet  auf  Fremdbestäubung.  Die 
Zipfel  des  Fruchtkelchs  werden  zu  abstehenden 
Dornen,  wodurch  die  Frucht  einmal  geschützt,  an- 
dererseits durch  vorüberstreifende  Tiere  verbreitet 
wird.  Die  fruchttragenden  Stöcke  lösen  sich  auch 
los  und  rollen  fort,  um  die  Frucht  zu  verbreiten, 
endlich   sind    die   Samen    zur   Windverbreitung    ge- 


f'ig.  524.  Salsola  kali. 


Fig.  .525.  Suaeda  maritima 


Derkbh'ittem, 


flügelt.  An  sandigem  Meeresstrand  Europas,  im 
Binnenland  selten  an  salzhaltigen  Orten,  0 ,  bis 
30  cm,  Juli  11.  Aug. 

172.  Gäusefüsselieii,  Suäetla  maritima  Dum.     b.i'erigonbiatter 

PI  IT      ^OK  u/iiie  Anhäin/sel. 

^'S-    0^0-  :  Perigon  am 

Niedriges,  stark  verzweigtes,  grünes  oder  röt- '^''""'''^  ™''  ~ 
liches  Kraut  mit  fleischigen  Blättern.  Diese  sind 
halb  walzlich,  lineal  und  zugespitzt.  Die  grünen 
Blütchen  stehen  zu  1 — 3  in  den  Blattachseln.  Am 
Meeresstrand  Europas  und  an  Salzsümpfen.  © — ©, 
bis  30  cm,  Aug.  u.  Sept. 

173.  CräusefiLSS,  (üieiiopödiiim.     Taf.  30. 

Meist  einjährige  Kräuter  mit  wechselständigen 
Blättern,  die  bei  manchen  (Ch.  albuiTi)  durch  saft- 
reiche Haare  wie  mit  Mehlstaub  bedeckt  sind,  was 
man  vielleicht  als  Schutz  gegen  Vertrocknen  deuten 
kann ;  denn  es  sind  Oedlandspflanzen.  Andere  (wie 
Ch.  Botrys)  haben  klebrige  Haare  oder  (Ch.  vul- 
varia)  stinken  nach  Heringslake,  beides  ein  Schutz 
gegen  Tierfrass.  Die  Blüten  sind  grün  und  un- 
scheinbar, klein  und  geknäuelt,  da  sie  auch  nur 
wenig  Honig  besitzen ,  so  ist  der  Insektenbesuch 
gering,  daher  findet  meistens  Selbstbestäubung  als 
Ersatz  statt.  Die  Samen  sind  klein,  leicht  und  glatt, 
was  der  Verbreitung  durch  Wind  dient.  13  deutsche 
Arten. 


Perigon   uJine 
DeckblSiiei: 


128 


Die  Pflanzenwelt. 


A.  Früchte  (dlv  oder  die  meisten  aiifircht  strheiid 
(d.  h.  von  der  Seite  zusammengedrückt). 

a)  Allr  Früchte  t<cillirli  :tis(iiiiiiie)i(/eil/-iir/:t:  Guter 
Heinrich,  Ch.  bonus  Henricus  L.,  Taf.  30,  4, 
Blätter  dreieckig  spiessförmig,  höchstens  schwach 
gezähnt,  dunkelgrün;  Blüten  und  Aehren  in  end- 
ständiger, blattloser  Rispe.  In  Europa  weit  ver- 
breitet, in  Deutschland  häufig,  auf  Schutt  u.  s.  w. 
-j,  bis  60  cm,  Mai— Aug.  • 

b)  Nur  ei)!  Teil  der  Früchte  xeitlicli  zasaiiinicn- 
(jediiickt,  —  wenn  dann  das  Blatt  <jl{inzi>nfl  grün 
und  die  Aehrchen  UMiittert :  roter  G. ,  Ch.  ru- 
brum L. ;  —  wenn  dagegen  das  Blatt  hIhk^  (Uhk-, 

oben      hellgrün ,     unten 


graugrün    und  die  Aehr- 


Fig.  526. 
Chenopodium  glaucum. 


Fig.  527. 
Chenopodium  vulvaria 


chen  hlutthis:  grauer  G.,  Ch.  glaucum  L. ,  Fig. 
526,  auf  Schutt  u.  s.  w.,  zerstreut.  ©,  bis  50  cm, 
Juli — Sept. 

B.  Alh-  Früchte  mn/ererJif  (d.  h.  von  oben   her 
zusammengedrückt). 

a)  Blätter  <iainraii(li<i.  —  wenn  dann  yrait  hes/änhf, 
nach  Hering  riechend :  stinkender  G.,  Ch.  vul- 
varia L. ,  Fig.  527,  niederliegend,  Blatt  rauten- 
förmig. In  Europa  weit  zerstreut,  bei  uns  auf 
Schutt  u.  s.  w.,  zerstreut,  ©,  bis  30  cm,  Juli  bis 
Sept.;  —  wenn  dagegen  Blätter  i/unz  kahl,  nicht 
nach  Hering  riechend:  vielsamiger  G.,  Ch.  poly- 
spermum  L.,  Fig.  528,  Stengel  an  den  Gelenken 
etwas  verdickt,  Blatt  eirund,  stachelspitzig.  Fast 
in  ganz  Europa,  ausser  im  hohen  Norden,  in 
Deutschland  auf  bebautem  und  unbebautem 
Land.     0,  bis  60  cm,  Aug.  u.  Sept. 

b)  Blätter  hurJitig  gezälmf. 

aa.  Pflanze  di  iisig-flainiiii/:  klebriger  G. ,  Ch. 
botrys  L. ,  Blätter  fiederspaltig,  verwildert,  an 
Ufern  und  auf  Schutt.  0,  bis  30  cm,  Juli 
u.  Aug. 

bb.  Pflanze  ?i/r/if  i/riis/ij-/laifiii/i/. 

1.  Blatt  am  Grunde  herzförmig:  unechter  G., 


Ch.  hybridum  L.,  Fig.  529,  grün,  aufrecht 
bis  1  m  hoch,  an  Hecken  und  Wegen 
zerstreut.     0,  Juli— Sept. 


Fig.  528. 
Chenopodium  polyspermimi. 


Fig.  .529. 
Chenopodium  hyhriduiii. 


2.  Blatt  am  Grunde  nii-lit  herzföriiiiij,  in  den 

Blattstiel  übergehend. 

■■'■  Blatt  (jlüiizi'nd ,  —  wenn  dann  Rispen- 
äste (iHfrrrlif,  Same  fn"/  ylati:  steifer 
G.  ,  Ch.  ürbicum  L. ,  Fig.  530,  wenig 
ästig,  zuweilen  rot  angelaufen.  Fast 
in  ganz  Europa  ausser  im  hohen  Nor- 
den, bei  uns  zerstreut  an  Mauern,  öden 


Fig.  530. 
Chenopodium  urbicum. 


Fig.  531. 
Chenopodium  albuni. 


Plätzen  u.  s.  w.  0,  bis  60  cm,  Aug. 
u.  Sept.;  —  wenn  dagegen  Rispenäste 
iibsic/inid .  Same  hiH-erii/:  Mauer-G., 
Ch.  murale  L. ,  kantig,  gelblich  oder 
rötlich,  übelriechend.  In  Mitteleuropa, 
bei  uns  überall.  0  ,  bis  50  cm.  Juli 
bis  Sept. 


Samtlien :  Hmpfer=  (Polygonaceae),  (Bänfefu^=  (Chenopodiaceae)  unb  Hmarantl)= 

gcrDädjje  (Amaranthaceae).  30 


5ig.  1-  n(rttetiBur3=Knötertd),  Polygonum  bistorta.    2.  Kleiner  Sauer=flmpfer,  Rumex  acetosella.    5.  (Brofeet 

Sauet=flinpfer,  Rumex  acelosa.    4.  (Buter  f)etnrid),  Chenopodium  bonus  Henricus.    5.  (Bemeine  IUelbe, 

Atriplex  patula.     6.  ©emeinet  Amarant,  Amarantus  blitura. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


129 


l.Perigon  zuletzt 

saftiii,       Frucht 

heerenftrtiff. 


"'"  Blatt  iiiaff.  —  wenn  dann  li-rauten- 
föriiiig,  Samen  (jlutt:  gemeiner  G.,  Ch. 
album  L. ,  Fig.  531,  sehr  abändernd, 
mehligweiss,  sehr  ästig,  die  kleinen 
Blütenknäuelchenauch  mehlig;  —  wenn 
dagegen  Blatt  läiKilivh-lanzettlich,  Samen 
pimkiiert:  feigenblättriger  G.,  Ch.  fici- 
fölium  Sm.,  beide  an  Wegen  auf  Schutt, 
jener  überall,  dieser  selten.  0,  bis  50  cm, 
Juli  u.  Aug. 
b.  Blüten  icciiigstenx  teilircisc  e/n(/csc/ilec/i//(j. 

174.  Erdbeersitinat,  Blituni. 

Kahle  Kräuter  mit  roten,  erdbeerähnlichen  Früch- 
ten; als  Gemüsepflanze  angebaut:  B.  capitätum  L. 
mit  endständiger  blattloser  Aehre  und  langgestielten 
Blättern,  —  B.  virgätum  L.  mit  blattachselständigen 
Knäueln  und  kurzgestielten  Blättern,  jenes  ö,  dieses 
®,  bis  60  cm,  Juli  u.  Aug. 


2.  PerigoTi  und      175.  Spiiiat,  Siiliiiiciii  olerücea  L.     Fig.  532. 

Frucht        trocken 

hicibemi.  Kräuter   mit   gestielten ,    spiessförmigen,    ganz- 

I'/,.«^',"'''  Gri'fM  randigen  Blättern.     Die  grünen  Blütenknäuel   sitzen 

iteiiig.  in  den  Blattwinkein.    Das 

Fruchtgehäuse  verwächst 
mit  dem  härter  werden- 
den Kelch.  Stammt  aus 
dem  Orient  und  wird  als 
Gemüsepflanze  angebaut, 
®  u.  ©,  bis  1  m  hoch, 
Mai— Juli. 


b.  Blüte  einhäu- 
siff  ^  2  Narben. 


Fig.  532.  Spinacia  oleracea. 


176.  Melde,  Atriplex. 

Kräuter,  die  auch 
oft  mehlartig  bestäubt 
sind ,  die  Blüten  stehen 
büschelig  in  Aehren  oder 
Trauben.  Die  Hülle  der 
weiblichen  Blüten  ist 
2  blättrig  und  wächst 
weiter  mit  der  Frucht. 
Die  M.  sind  Pflanzen  der  Schuttflora  und  des  Salz- 
bodens.    11  deutsche  Arten,  alle  ©,  Juli— Sept. 

A.  Die  beiden  Fruchtkelchblätter /'/v  zkik  Grund  ge- 
trennt, Fig.  533,  —  wenn  dann  Blätter  auf  In-iileii  Seiten 
grün  (oder  rot) :  Garten-M.,  A.  hortense  L.,  Fig.  533, 
untere  Blätter  gross,  dreieckig  bis  spiessförmig,  obere 
lanzettlich.  Aus  der  Tatarei,  angebaut  (als  Gemüse- 
pflanze, eine  blutrote  Abart  als  Gartenpflanze)  und 
verwildert;  —  wenn  dagegen  Blätter  olien  gläuzentl 
grün,  unten  u-e/suscliupjng:  glänzende  M.,  A.  nitens 
Schkhr.,  auf  Schutt,  an  Ufern,  hie  und  da,  beide  bis 
l\  m. 

B.  Die     Fruchtkelchblätter 
Fig.  534,  unten  rechts. 


lüitcn      rerwaehaetl, 


a)  Fruchtkelch  his  zur  Mitte  knorpelig  hart,  —  wenn 
dann  Aehre  «hen  ohne  Blätter:  gelappte  M.,  A. 
laciniätum  L.,  Nordseeküste,  bis  60  cm;  — wenn 
dagegen   bis  otjen   mit   Blättern:   Stern-M.,    A. 


Fig.  533.  Atriplex  hortense. 


Fig.  534.  Atriplex  roseum. 


Hof f mann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl 


röseum  L.,  Fig.  534,  hie  und  da  an  Wegen,  auf 
Schutt,  bis  1  m. 
b)  Fruchtkelch  ganz  krautig  (höchstens  ganz  unten 
knorpelig). 

1.  Blätter  liiieal :  Strand-M.,  A.  litorälis  L.,  an 
Ost-  und  Nordsee,  bis  60  cm. 

2.  Blätter  (wenigstens  untere)  eiJanzettlieh   oder 
fast  spiessförmig. 

'"  Fruchtkelchblätter  spiessförmig:  ausgebrei- 
tete M.,  A.  pätula  L.,  Taf.  30,  5,  in  Eu- 
ropa bis  zum  hohen  Norden,  in  Deutsch- 
land überall  in  Gärten,  an  Wegen  u.  s.  w., 
sehr  veränderlich,  oft  weissmehlig,  bis  1  m. 
"■"  Fruchtkelchblätter  nicht  s^jiess förmig. 

O  Fruchtkelchblätter 
eiförmig ,  ganz- 
randig:  längliche 
M.,  A.  oblongi- 
fölium  W.  K.,  sel- 
ten, auf  trocknen 
Hügeln,  an  Ufern 
bis  1  m. 
oo  Fruchtkelchblätter 
)iii'lit  eiförmig,  — 
wenn  dann  hreit 
rhinnliiseli :         Ba- 

bingtons    M.,   A. 

A.        Babingtönii 

Woods. ,    an    der 

Ostseeküste,     bis 

60  cm;   —  wenn 

dagegen   dreieckig:   spiessblättrige   M., 

A.    hastätum  L. ,    Fig.  535,    häufig,    an 

Wegen,  auf  Schutt,  bis  1  m. 

17 


Fig.  535.  Atriplex  hastätum. 


130 


Die  Pflanzenwelt. 


46.  Fam.  Amaranthgewächse,  Amaranthaceen. 
Kräuter  oder  Stauden  mit  ungeteilten  Blättern 
und  einzeln  oder  in  Knäueln  stehenden  Blüten, 
lieber  die  ganze  Erde,  besonders  in  der  heissen 
Zone  Amerikas  verbreitet,  500  Arten. 

1.  Blüten  ehizeii,        177.  Knorpelkraut,  Polycneiiuni  arvöiise. 

'"   wlnkeim'""  Meistens  niederliegendes  Kraut  mit  knorpeligen, 

gegliederten  Aesten ,  weissspitzigen ,  dreikantigen 
Blättern  und  grünen  Blüten  mit  trockenhäutigen  Deck- 
blättern ;  zerstreut  auf  sandigen  Aeckern.  0,  bis  30  cm 
lang,  Juni — Aug. 


2.  Blüten  1)1 
Knäuehi. 


178.  Amarant,  Amaräiitliiis. 

Fuchsschwanz.  Kräuter  mit  einhäusigen, 
oft  gefärbten  Blüten ,  die  dann  einen  wirksamen 
Lockapparat  darstellen.  Auch  bekannte  Zierpflanzen 
gehören  hierhin.  ©.  —  Wenn  die  Frucht  nicht  auf- 
spr/iic/f :  Gemeiner  A.,  A.  blitum  L. ,  Taf.  30,  6, 
kahl,  Blätter  ei-rautenförmig,  Blüten  grün  in  blatt- 
winkelständigen  Knäueln.  In  Mitteleuropa;  bei  uns 
zerstreut,  auf  Schutt,  an  Wegen,  bis  30  cm,  Juli  u. 
Aug.,  —  wenn  dagegen  die  Frucht  aiifsprmyf :  rauh- 
haariger A. ,  A.  retroflexus  L. ,  kurz  behaart,  zer- 
streut, auf  bebautem  Land  und  Schutt,  bis  1  m,  Juh 
bis  Sept. 

47.  Farn.    Portulakgewächse,  Portulacaceen. 

Saftige  Kräuter  mit  einfachen  Blättern  undZwitter- 
blüten ,  die  2  Kelch-  und  5  Kronenblätter  haben. 
125  Arten  in  der  warmen  und  gemässigten  Zone. 


i.Mits-wstaub  179.  Portulak,   Portuläca  oleräeea  L.     Fig.  536. 

gefässen :      Fig. 

536  oben  links.  Niederliegendes  Kraut  mit  kahlen  fleischigen 
Blättern,  die  auf  feuchten  Standort  deuten.  Die  Frucht 
ist  eine  mit  Deckel  auf- 
springende Kapsel.  Diese 
Art  wird  ebenso  wie  P.  sativa 
Haw.  (Kelchblätter  geflü- 
gelt) als  Gemüse  gezogen. 
©,  bis  20  cm,  Juni— Sept. 


Fig.  536.  Portuläca  oleracea.  Fig.  537.  Montia  fontana. 

2.  Mit  3  staub-    180.  Quelleukraut,  Montia  fontana  L.    Fig.  537. 

gefässen:      Fig. 

537  unten  links.         Ein  fleischiges  Kraut,  das  dichte  Rasen  bildet, 
Blätter   und  Standort    wie  beim    Portulak   (Quellen, 


Bäche).  Die  Blüten  stehen  in  den  Blattachseln  und 
sind  rötlichweiss.  Die  Samen  sind  glanzlos  (bei  M. 
lamprosperma  Cham,  und  M.  rivuläris  Gm.  glänzend, 
letzteres  flutet  im  Wasser).  ©,  bis  10  cm,  Mai 
bis  Aug. 

48.  Fam.     Nelkengewächse,  Caryophyllaceen. 

In  diese  Familie  gehören  Kräuter  oder  Halb- 
sträucher  mit  gegliedertem  Stengel  und  einfachen, 
gegenständigen  Blättern.  Die  regelmässig  gebauten 
Blüten  sind  fast  stets  zwitterig,  stehen  in  Rispen 
oder  Trauben  (Dichasien)  und  bilden  gewöhnlich 
einen  weithin  sichtbaren  Lockapparat.  Die  Frucht 
ist  eine  Schliessfrucht  oder  eine  einfächerige  Kapsel, 
die  in  der  Mitte  eine  Säule  mit  zahlreichen  Samen 
hat.  Die  ca.  1000  Arten  gehören  meistens  der  ge- 
mässigten Zone  an,  manche  gehen  mit  kurzrasigem 
Wuchs  im  Hochgebirge  hoch  hinauf,  viele  werden 
als  Zierpflanzen  benutzt.  Wir  unterscheiden  mehrere 
Unterfamilien. 

A.  Kelch  (jdmDitbliiitriij. 

a)  Frucht  eine  Ku/iscl:  1.  Alsineen. 

b)  Frucht  eine  SrJiIicssfnicIit,  —  wenn  dann 
häutige  Nebenblätter  vorhanden  sind:  2. 
Paronychieen,  —  wenn  nidit:  3.  Scle- 
ranthee  n. 

B.  Kelch  ceriruchsmhtiiltriy :  4.  Sileneen. 

1.  Unterfam.    Alsineen. 
1.  Ohne  Nebenblätter. 

181.  Moenchie,  Moenchia  erecta  Fl.  Wett.       i.  j  oritfei,  Kap 

p  roo  sei  8kl.-.ppig 

rig.    OOö.  KWinn   4klappig, 

Kleine  Pflanze  mit  kahlem  bläulichem  Laub,  ^^Xnt'pig.m 
linealen  Blättern  und  nur  1 — 2  weissen  Blüten.  In 
Mittel-  und  Südeuropa, 
im  Osten  fehlend,  auch 
in  Norddeutschland,  sonst 
bei  uns  hie  und  da,  an 
öden  Stellen  und  Weiden. 
®,  bis  15  cm  hoch,  April 
und  Mai. 

2.   «  Griffel   (bei 

Sagina   auch   4). 

"y  a.  Kronenblätter 

ganzrnudif/ ; 

Fig.  539  u.   .MO. 


Fig.   538.  Moenchia  erecta. 


182.  Knebel,  Sagina. 

Mastkraut.  Kleine 
Pflänzchen  mit  linealen 
Blättern,  vom  Habitus  der 
Pflanzen  am  trocknen 
Standort,  dagegen  hat  der 

Strand- K.  als  Salzpflanze  mehr  fleischige  Blätter. 
Die  Blätter  sind  am  Grunde  scheidig  verwachsen, 
die  kleinen  Blüten  weiss.  9  deutsche  Arten. 

A.   Mit  4  Griffeln  (Kapsel  4 klappig,   s.  Moen- 
chie). 


!V.  Kreis :  Samenpflanzen,  Piianerogamen. 


I3l 


a)  Stengel  kriechend:  gemeiner  K-,  S.  procümbens 
L.,  Fig.  539,  vom  Meeresstrand  bis  zum  Hoch- 
gebirge in  allen  Erdteilen  verbreitet,  bei  uns 
überall,  auf  Aeckern,  an  Wegen  u.  s.  w.  '7  ,  bis 
5  cm  lang,  Mai— Okt. 

b)  Stengel  aufrecht. 

1.  Die  abgeblühten  Stiele  Imklii  (lekrihinKt:  ge- 
wimperter  K-,  S.  ciliäta  Fries,  hie  und  da, 
auf  Aeckern  und  Lehmboden.  ®,  bis  5  cm, 
Mai— Aug. 

2.  Die  abgeblühten  Stiele  mifnclii,  —  wenn  dann 
Blätter  ganz  h-ahl:  Strand-K.,  S.  stricta  Fries, 
an  Nord-  und  Ostsee,  ©,  bis  10  cm,  Mai  bis 
Aug.;  —  wenn  dagegen  Blätter  am  Grunde 
cjeivimpert:  krotiloser  K-,  S.  apetala  L.,  Krone 
fehlt  oder  sehr  klein;  auf  lehmigen  Aeckern 
häufig.     ®,  bis  5  cm,  Juni— Aug, 

B.  Mit  r>  Griffeln,  Fig.  540. 


b.  KronenbläUer 

mifiiffvandet    itäer 

ueleiU. 


Fig.  539.  Sagina  procümbens. 


Fig.  .540.  Sagina  nodosa. 


a)  Krone  lämier  als  der  Kelch  ,  Fig.  540  unten 
rechts:  knotiger  K-,  S.  nodosa  Fenzl,  Fig.  540, 
niederliegend,  in  Nord-  und  Mitteleuropa,  auch 
Nordasien  und  Nordamerika,  bei  uns  hie  und 
da  an  feuchten,  sandigen  Orten.  21,  bis  8  cm, 
Juli  u.  Aug. 

b)  Krone  nicht  länger  als  der  Kelch,  —  wenn  ehenso 
larnj:  pfriemenblättriger  K-,  S.  subulata  Torr., 
behaart,  hie  und  da  auf  sandigen  Aeckern.  21, 
bis  10  cm,  Juli  u.  Aug.;  —  wenn  dagegen 
kürzer  als  der  Kelch:  Felsen-K.,  S.  saxätilis 
Wimm.,  an  felsigen  Hängen  in  hohen  Gebirgen. 
14,  bis  10  cm,  Juni  u.  Juli. 

183.  Hornkraut,  Cerästium. 

Kleine  Kräuter  mit  wenigen  kleinen  Blättern 
und  behaart:  Kennzeichen  des  trocknen  Standortes. 
Die  Blüten  sind  bei  manchen  Arten  sehr  klein,  so 
dass  sie  als  Lockapparat  nicht  dienen  können,  daher 
tritt  auch  häufig  Selbstbestäubung  ein,  indem  sich 
die  Narben  zu  den  Staubbeuteln  hin  krümmen.  9 
deutsche  Arten. 


A.  Krone  net  lätn/er  als  der  Kelch:  Acker-H. 
C.  arvense  L.,  Taf.  31,  1.  Deckblätter  breit  weiss- 
randig,  Stengel  am  Grunde  stark  verzweigt,  büsche- 
lig, Blätter  lineal-lanzettlich,  Blüten  gross,  weiss  in 
lockeren  Rispen;  überall  an  Wegen,  Felder,  Hügel 
u.  s.  w.  1|,  bis  20  cm,  April— Mai.  [C.  silväticum 
in  Ostpreussen:  Deckblätter  nur  an  der  Spitze  weiss- 
randig.] 

B.  Krone  niciit  länijcr  (oder  wenig)  als  der 
Kelch.     Fig.  541. 

a)  Kelchblätter  an  der  Spitze  l/artii/,  —  wenn  dann 
die  Blütenstiele  riet  länger  als  die  Deckblätter: 
bärtiges  H.,  C.  brachypetalum  Desp. ,  selten, 
auf  trocknen  Hügeln,  mehr  im  Gebirge,  ©,  bis 
20  cm,  Mai— Juli;  —  wenn  dagegen  Blüten- 
stiele /,-a/(m  länger  als  die  Deckblätter :  knäuel- 
blütiges  H.,  C.  glomerätum  Thuill.,  zerstreut  an 
feuchten  Stellen.     ©,  bis  15  cm,  Mai — Aug. 

b)  Kelchblätter  nicht  bärtig,  —  wenn  dann  der  Blüten- 
stiel riel  länger  als  das  Deckblatt:  gemeines  H., 

C.  triviale  Lk. ,  überall  auf  Aeckern  und  an 
Wegen,  ©  bis  H,  bis  30  cm,  Mai— Okt.;  — 
wenn  dagegen  irenig  länger:  kleines  H.,  C.  se- 
midecändrum  L.,  Fig.  541,  häufig  auf  trocknen, 
sandigen  Aeckern.     ©,  bis  20  cm,  März — Mai. 


Fig.  541.  Cerästium  semidecandrum 


Fig.  542.  Alsine  verna 


184.  Meirifh,  Alsüie.  '' 

Auch  Miere.  Seltene,  kleine,  niederliegende' 
Pflanze  mit  schmalen,  oft  borstenförmigen  Blättern 
auf  trocknem  Standort.  Die  weissen  Blüten  stehen 
meist  in  doldigen  Blütenständen.  Zuerst  werden 
die  Staubbeutel  reif,  sie  richten  sich  auf  und  krüm- 
men sich  dann  wieder  abwärts,  zuletzt  erst  wird  die 
Narbe  reif,  wodurch  Fremdbestäubung  gesichert  ist. 
5  deutsche  Arten. 

A.  Stengel  rasenfönnig  iruchsend :  Frühiings-M., 
A.  verna  Barth,  Fig.  542.  Blätter  lineal,  zer- 
streut an  Gebirgsfelsen,  in  Europa  und  Mittel- 


Mit  3  Griffeln 
Fig.  542. 
Kapsel  Sk-Utp- 
pig. 


13Ö 


Die  Pflanzenwelt. 


asien.  2].,  bis  10  cm,  Mai  — Juli.  [A.  setäcea 
M.  et  K.  hat  borstenförmige  Blätter,  selten  in 
Bayern.] 
B.  Stengel  einzeln  inielixeiid,  —  wenn  dann  Blüten- 
stiele /r/r/it  h'iii(/er  als  der  Kelch :  büschel- 
blütiger  M.,  A.  Jacquini  K. ,  trockne  Hügel 
der  Rheingegenden,  ©,  bis  25  cm,  Juli  u. 
Aug.;  —  wenn  dagegen  Blütenstiele  /vV/  h'ini/er: 
feinblättriger  M. ,  A.  tenuifölia  L.,  kahl,  zer- 
streut auf  Sandfeldern.  0,  bis  10  cm,  Juni 
bis  Aug.    [A.  viscösa  Schreb.  ist  drüsenhaarig.] 

b.  Kapsel  fiwr,/.- 1 85.  Spurre,  Holö.steum  Hinbelliitimi  L.  Fig.  543. 

pitf.     Fig.   543. 

aa.      Kronblatt         Ein  Kraut,  das  durch  seine  bläulichgrüne,  nach 
f,am  oder  wenii,  ^       j^  behaarte  Beschaffenheit  den  trocknen  Stand- 

ntinf/erntiaet. 

ireniger  nis  8  ort  anzeigt.     Die  Blätter  sind  sitzend  und   länglich- 

^'Rg.^'s«.'"'    eiförmig.    Die   weissen    Blüten    stehen    in    Dolden. 

Die  Blütenstiele  stehen  zuerst  aufrecht,  wenden  sich 


nem  Standort;  überall  auf  Sandfeldern,  Mauern  u.s.w. 
©,  bis  10  cm,  Juli  u.  Aug.  [A.  graminifulia  Sclirad. 
bei  Lyck  hat  rinnige  Blätter.] 


188.  Sterimiiero,  Stelläria.     Taf.  40,  1. 


bb.     Krnnblätter 
lieffH'spfifien.  Fig. 

Wenn  die  Blätter  mancher  Arten  klein  und  derb  54«  unten  rechts. 


sind,   bei    anderen    (z    B.  bei   der  Wald -St.)    zart, 
weich  und  grösser,  so  sind  dies  Standortsanpassungen. 

Eine  eigenartige  biologi- 
sche Einrichtung  zeigt  die 
Vogel  -St. :    sie  hat  an 


Fig.  .543.  Holosteum  umbellatum.       Fig.  .544.  Moehringa  trinervis. 

nach  dem  Blühen  abwärts  und  später  mit  der  reifen 
Frucht  wieder  aufwärts,  was  mit  deren  Bestäubung 
bezw.  Samenausstreuung  zusammenhängt.  An  san- 
digen Orten,  in  ganz  Mitteleuropa  häufig.  0,  bis 
15  cm,  April  u.  Mai. 

•*  Mein-  ah  8    186.  Moehriiig^iC:  Moeliriiigia  trinervis  Clairv. 

Staubgefässe.  pj        g^^^ 

3      Samen      niil  &• 

ÄuiHimjsei.  £j^  schwaches  Pflänzchen  mit  eirunden  Blättern, 

die  3  Nerven  zeigen.  In  Europa  und  Nordasien, 
ausser  im  hohen  Norden,  bei  uns  häufig  in  schat- 
tigen Wäldern  und  Gebüschen.  ©,  bis  30  cm,  Mai 
u.  Juni.  [M.  muscösa  L.,  auf  schattigen  Felsen  der 
Gebirge,  hat  fadenförmige  Blätter.] 


oo    Samen   ohne 
Anhängsel. 


187.  Sandkraut,  Arenaria  serpyllifiilia  L. 

Fig.  545. 
Kräuter    mit    liegenden    Stengeln    und    kleinen, 
sitzenden,  eirunden  Blättern  auf  offenem  und  trock- 


Fig.  545.  Arenaria  serpyllifolia. 


Fig.  546.  Stellaria  media. 


dem  Stengel  von  Blatt  zu  Blatt  Haarleisten,  die  wie 
ein  Docht  Wasser  aufsaugen.  Die  Blütenstiele  krüm- 
men sich  bei  der  Gras-St.  bei  ungünstigem  Wetter 
zum  Schutz  der  Blüte.  Die  Blüte  ist  weiss.  Von  den 
10  Staubgefässen  reifen  zuerst  die  5  äusseren,  dann 
die  5  inneren,  zuletzt  die  Narben ,  wodurch  Fremd- 
bestäubung gesichert  ist.  Ist  letztere  trotzdem  ausge- 
blieben, so  kräuseln  sich  die  Narben  zu  den  Staub- 
beuteln herab.     In  Deutschland  gibt  es  9  Arten. 

A.  Stengel  st/einmd,  —  wenn  dann  einreihig 
heJiiiiiii:  Vogcl-St.,  St.  media  Cyrillo,  Fig.  546,  stark 
verzweigt,  Blatt  eiförmig  spitz,  Krone  kürzer  als  der 
Kelch,  überall  in  ganz  Europa,  0,  bis  60  cm,  blüht 
das  ganze  Jahr;  —  wenn  dagegen  der  Stengel 
riiu/Hiiiii  heluKiri  ist:  Wald-St. ,  St.  nemorum  L., 
Fig.  547,  nach  oben  hin  sparrig  gabelig,  Blatt  ei- 
förmig, spitz,  oben  sitzend ,  Krone  doppelt  so  lang 
wie  der  Kelch,  feuchte  Wälder,  zerstreut.  2| ,  bis 
60  ctu,  Mai— Juli. 

B.  Stengel  i /.-(iii/if/. 

a)  Kronblatt  nur  hix  zin-  Mitte  2  spaltig,  Kelchblatt 
oiuie  Kerre)!:  grossblumlge  St.,  St.  holöstea  L., 
Taf.  40,  1,  kahl,  Blatt  lanzettlich,  überall  in 
ganz  Europa  in  Laubwäldern  und  an  Hecken.  2i, 
bis  30  cm,  April  u.  Mai. 

b)  Kronblatt  /'/.-.â–   auf  den  (iniiid  gespalten,  Kelch- 
blatt mit  :t  Nerren. 

1.  Krone  dn/ipe/t  so  luiuj  wie  der  Kelch:  see- 
grüne St.,  St.  glauca  Witt.,  graugrün,  kahl, 
weitverbreitet    im    gemässigten    Europa    und 


Samilic:  tlelhcngcrDÖc^fc  (Caryophyllaceae). 


31 


%$        i) 


5ig.  1.  fld»erl)ornhraut ,   Cerastium   arvense.    2.  Seifenhraut,  Saponaria   officinalis.    3.  (Bipshraut,   Gipsophila 
muralis.  4.  Ku(feu(hs=£td)tnelhc,  Lychnis  flos  cuculi.   5.  flfaenb=Ctd)tnethe,  Lychnis  vespcrtina.   6.  Iag=£tditnelhc, 

Lychnis  diurna. 


iV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogameii. 


133 


Asien,  bei  uns  zerstreut  auf  feuchten  Wiesen. 
2i/_bis  40  cm,  Juni  u.  Juli. 
2.  Krone  Jwrhxtenf!  so  kimi  wie  der  Kelch.    Fig. 
548. 

■■  Blätter /.W'/vV/,  weichhaarig:  kleberige  St., 
St.  viscida  M.  B. ,   in  Schlesien.     0,   bis 
8  cm,  Mai  u.  Juni. 
'""  Blätter  nirht  /.■/ehr/)/,  weichhaarig. 


Fig.  547.  Stellaria  neniorum. 


Fig.  548.  Siellaria  graminca. 


I.  Mit  ö  Griffeln. 


O  Deckblätter  /.■nnii/;/:   dickblättrige    St., 

St.  crassifölia  Ehrh.,  fleischige  Blätter, 
selten  auf  Moorwiesen.  H  ,  bis  15  cm, 
Juli  u.  Aug. 
OO  Deckblätter  tror/:eiihäi(tiii,  —  wenn  dann 
am  Rand  i/c/r/nijx'rf:  Gras-St. ,  St.  gra- 
minea  L. ,  Fig.  548,  Stengel  glatt;  in 
Europa  und  Nordasien ,  bei  uns  überall 
auf  Wiesen,  an  Hecken  u.  s.  w. ,  ^A  ,  bis 
30  cm,  Mai  u.  Juni,  -  wenn  dagegen 
H/cli/  (/viriinpcr/ :  Sumpf-St.,  St.  uliginösa 
Murr.,  Stengel  glatt,  häufig  an  feuchten 
Orten.  2i,  bis  30  cm,  Juni— Aug.  [St. 
Friesiäna  hat  rauhe 
Stengel,  Schlesien, 
Preussen,  Thürin- 
gen.] 
2.  Mit  Nebenblättern. 


189.  Spark,  Acker- 
spark, Spergiila 
arveiisis  L.    Fig.  549. 
Ein  einjähriges  schlan- 
kes   Kraut    mit    kleinen 
pfriemenförmigen,  unten 
gefurchten   Blättern ,   die 
quirlig-büschelig  stehen. 
Die  kleinen 'weissen  Blü- 
tenbleiben bei  Regenwet- 
ter oft  ganz  geschlossen. 


â– 2.  Mit  n  Oriffeln. 


so  dass  Selbstbestäubung  eintritt,  obendrein  neigen 
sich  auch  sonst  nach  ausgebliebener  Fremdbestäu- 
bung die  10  Staubbeutel  zu  den  Narben.  Die  Kron- 
blätter sind  ungeteilt.  Die  Blütenstiele  stellen  sich 
nach  dem  Verblühen  abwärts.  Ueberall  in  ganz 
Europa,  lästiges  Unkraut,  aber  auch  hie  und  da  als 
Futterkraut  angebaut,  bis  30  cm,  April- Okt.  [Sp. 
pentändra,  selten,  hat  5  Staubgefässe  und  unten 
nicht  gefurchtes  Blatt.] 

190.  Scliiippeiiiiiiere,  Sperguläria. 

Kleine,  meist  niederliegende  Kräuter  mit  faden- 
förmigen, kleinen  Blättern  (trockner  Standort!)  mit 
10  Staubgefässen ,  wogegen  die  am  Meer  vorkom- 
menden fleischige  Blätter  haben.  Einige  besitzen 
zur  Windverbreitung  geflügelte  Samen. 

A.  ÄKfreclife  Stengel:  Saaten-Sch.,  Sp.  sege- 
tälis  Fenzl,  unter  der  Saat,  zerstreut.  ©,  bis  8  cm, 
Juni  u.  Juli. 

B.  Niederliegende  Stengel. 

a)  Blatt  flarli  und  fadenförmig:  rote  Sch.,  Sp.  rubra 
Presl.,   Fig.  550,  über  die   nördliche  Halbkugel 
weitverbreitet,       bei 
uns  häufig  auf  Sand- 
feldern. 0,  bis  15  cm, 
Mai— Okt. 

b)  Blattfii/nc/i/i/,  —  wenn 
dann  Samen  alle  ge- 
fiügelt :  berandete 
Sch.,  Sp.  marginata 
Kitt.,  %,  Juli-Okt.; 
—  wenn  dagegen  i/ir/i/ 
fdle  Samen  gcf/iigelf:  Salz-Sch.,  Sp.  salina  Presl. 
©  u.  Ö,  Mai  bis  Okt.,  beide  am  Meer  und  auf 
Salzboden. 

A  n  m.  Nagelkraut,  Polycärpon  tetraphyllum,  im 
Harz  und  in  Schlesien,  hat  nur  3  Staubgefässe,  kleines, 
kahles  Kraut.     0,  Aug.— Sept. 

2.  Unterfam.    Pa  rony  ch  ieen.  i.  Blatter  »«;-- 

seiftWindig,  3  Nar- 

191.  Hirschspruiig-,  Corrig^iola  litorälis  L.  ^^"■ 

Kleines  niederliegendes,  graugrünes  Kraut  mit 
kleinen  Blättern  und  in 
Köpfchen  stehenden  klei- 
nen weissen  Blüten.  An 
sandigen  Küsten  in  Euro- 
pa und  Nordafrika,  bei  uns 
zerstreut  an  Flussufern. 
®,  bis  25  cm,  Juli  u.  Aug. 


Fig.  550.  Spergularia  rubra. 


Fig.  -549.  Spergula  arveiisis. 


192.  BriK'likraut,Heriii- 

iiria  glabra  L.   Fig.  551 . 

Auch  Tausendkorn. 

Kleines     niederliegendes 


Fig.  551.  HLTuiaria  glabra. 


2.  Blätter  t/effeu- 
»(tindig  ^    'J   Nar- 
ben, 
a.     Frucht    uichi 
(iiifsjji'iiit/end. 


134 


Die  Pflanzenwelt. 


Kraut  mit  kleinen  Blättern  und  Blüten,  die  beide 
kahl  sind.  Im  gemässigten  und  südlichen  Europa 
und  Asien  bis  Skandinavien,  bei  uns  häufig  auf 
sandigen  Feldern.  %,  bis  15  cm  lang,  Juni-Okt- 
[H.  hirsüta  L.  hat  behaarte  Blätter,  seltener.] 

b.   Frucht   n"r-]93    Knorpelblume,   Illecebrinn  verticilliilum  L. 

apriwiend .  ' 

Niedergestrecktes  Kraut  mit  eirunden  Blättern 
und  silberweissen  Blüten.  Die  Kelchblätter  werden 
nach  dem  Blühen  knorpelig  zum  Schutz  der  Frucht, 
deren  5  oder  10  Klappen  an  der  Spitze  verbunden 
bleiben.  In  Mittel-  und  Südeuropa,  bei  uns  zer- 
streut, auf  feuchten  Sandboden.  2J.,  bis  6  cm  lang, 
Juli  u.  Aug. 

3.  Unterfam.    Sclerantheen. 
194.  Knäuel,  Scleränthu.s. 

Kleine,  vielzweigige  Kräuter  mit  schmalen,  am 
Grunde  verwachsenen  Blättern  und  grünen  Blüten. 
Wenn  die  Perigonzipfel  ■•</>'t:  und  (jriin:  einjäh- 
riger L.,  Sc.  ännuus  L. 
—  wenn  dagegen  stumpf 
iiiifl  weissrand  i(j :  aus- 
dauernder K^,  Sc.  pe- 
rennis  L.,  Fig.  552;  jenes 
@,  überall  auf  sandigem 
Boden,  dieses  21,  seltener 
auf  trocknen  Hügeln  usw., 
beide  weitverbreitet  über 
Europa   und  Asien ,   bis 

Fig.  552.  Scleranthus  perennis.       6    Cm    hOCh,    Mai  — Okt. 

4.  Unterfam.    Sileneen. 
1.  Mit  s  Griffeln.  195.  Nelke,  Diänthus. 

a.    Kelch    unten  .       ,  ,  ,  r      i_ . 

mit  HoMi/nier,,.  Melsteus  aufrechte  ausdauernde,  Ott  blaugrune 
Kräuter,  die  vom  Wurzelstock  aus  zur  vegetativen 
Vermehrung  vielfach  Ableger  bilden.  Ihre  schmalen, 
derben,  grasartigen  Blätter  deuten  auf  den  gewöhn- 
lich trocknen  Standort,  damit  hängt  auch  z.  B.  bei 
der  Karthäuser-N.  die  lange,  tiefgehende  Wurzel 
zusammen.  Die  Blüten  sind  meistens  gross  und 
gefärbt  und  stehen  obendrein  zur  Verstärkung  des 
Lockapparates  bei  vielen  Arten  in  Büscheln.  Der 
röhrenförmige  Kelch  hat  5  Zähne,  die  Blumenblätter 
sind  oft  zerschlitzt,  sie  haben  z.  T.  (z.  B.  bei  der 
deltafleckigen  N.)  ein  Honigmal  (weisser  Punkt- 
ring). Bei  manchen,  besonders  den  Zier-N.,  unter- 
stützt ein  schöner  Duft  den  Lockapparat.  Die  leder- 
artigen begrannten  Hochblätter  unter  dem  Kelch  sind 
ein  weiterer  Schutz  der  Blüte,  ferner  ist  sie  vor 
Regen,  z.  B.  bei  der  Pracht-N.,  durch  Haare  am 
Grund  der  Blumenblätter  geschützt.  Die  Stiele  der 
genagelten  Blumenblätter  bilden  eine  enge  Röhre, 
und  am  Ring  der  Staubfäden  wird  Honig  abgeson- 


dert, den  sich  langrüsselige  Schmetterlinge  holen. 
Die  Staubbeutel  sind  zuerst  reif  und  lagern  den 
Blütenstaub  durch  eine  drehende  Bewegung  ab; 
nachdem  an  den  beiden  ersten  Tagen  je  5  Staub- 
beutel gereift  sind,  folgen  die  Narben.  Diese  lange 
Blütezeit  sichert  die  Fremdbestäubung.  Bleibt  sie 
trotzdem  aus ,  so  wachsen  die  Staubbeutel  zur 
Narbenhöhe  empor,  und  die  Narben  krümmen  sich 
zu  jenen  hin.  Die  Frucht  ist  eine  hygroskopische 
Kapsel,  die  mit  Zähnen  aufspringt,  auf  hohem, 
elastischem  Stiel  sitzt  und  viele  kleine,  leichte  Samen, 
flache  Scheiben  mit  Hautrand,  enthält,  alles  Eigen- 
tümlichkeiten, die  mit  der  Verbreitung  durch  Wind 
zusammenhängen.  8  deutsche  Arten,  zahlreiche  Zier- 
arten. 

A.  Kelchblätter  1 — .'In'jijiig.  wenn  dann  die  Blüten 
in  rispigen  Triigdoldeii:  Steinbrech-N. ,  D.  saxifraga 
L.,  blasspurpurn,  selten,  an  steinigen  Orten.  2j.,  bis 
25  cm,  Juli  u.  Aug. ;  —  wenn  dagegen  die  Blüten 
in  dichten  Köpfehin:  sprossende  N.,  D.  prölifer  L., 
Fig.  553,  zerstreut,  auf  sonnigen  Hügeln.  ©,  bis 
30  cm,  Juli— Sept. 

B.  Kelchblätter  7—llrippi</. 

a)  Kronblätter  tififf/fiipolten,  Taf.  32,  1,  —  wenn 
dann  der  Stengel  rasentjildcnd ,  meist  einhUUiy: 
Sand-N.,  D.  arenärius  L.,  selten  auf  Sandboden, 
Posen,  Pommern,  Preussen,  2|,  bis  25  cm,  Juli 
bis  Sept. ;  —  wenn  dagegen  der  Stengel  einzeln, 
mehfbliif/g:  Pracht-N.,  Feder-N.,  D.  superbus 
L.,  Taf.  32,  1,  Blatt  lineal-lanzettlich,  wohl- 
riechend,   rosarot,   selten,    auf  feuchten  Wald- 


I-"i^.  553.  Diänthus  prölifer. 


Fig.  554.  Diänthus  caesius. 


wiesen,  auch  kultiviert.     11   und  B,  bis  60  cm, 

Juli  u.  Aug. 

Kronblätter  nur  rurn  gezdhnt. 

1.  Blüten  meist  einzeln.  —  wenn  dann  peiurh- 
farhig.  Hochblätter  von  'U  der  KelMänge: 
blaugrüne  N.,  Pfingst-N.,  D.  caesius  Sm., 
Fig.  554,  wohlriechend,  am  Grund  buschig 
beblättert.  In  Mitteleuropa,  selten,  auf  Kalk- 
und  vulkanischem  Boden,   mit  gefüllter  Blüte 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


135 


kultiviert;  %,  bis  30  cm,  Mai — Juli;  —  wenn 
dagegen  pia-p/d-rof  oder  ireias  ijefiecLi,  Hoch- 
blätter roll  hiiJher  Kelclilfiiiye:  deltafleckige 
N. .  D.  deltöi'des  L..  Fig.  555,  Europa  und 
Westasien,  bei  uns  auf  grasigen  Hügeln  häufig. 
2|.,  bis  30  cm,  Juli  u.  Aug. 
2.  Blüten  :ii  inehirren  /.v/ifartii/  oder  in  Bispe, 
Fig.  556,  —  wenn  dann  die  Hochblätter  ratiii- 
/laariy,  run  Kelrli- 
länge:  Rauhe  N.,  D. 
armeria  L.,  Fig.  556, 
flaumig  behaart,  rot, 


Fig.  555.  Diantlius  deltoides. 


Fig.  556.  Diantluis  armeria. 


weissfleckig,  in  Mittel-  und  Südeuropa,  zerstreut 
an  wüsten  Orten,  auf  Weiden,  ö  und  2|.,  bis 
30  cm.  Juli  u.  Aug.;  —  wenn  dagegen  Hoch- 
blätter/.-«///, ron  halber Kelrhlän(ie:VAT{\\ä.\lS&:- 
N.,  D.  carthüsianorum  L.,  Taf.  32,  2,  Stengel 
kahl,  purpurrot,  häufig  auf  Grashügeln.  %, 
bis  45  ciTi,  Juni— Sept. 

b.    Keidi  nnien        196.  Seifenkraut,  Sapoiiäria  ofliciiuilis  L. 

filme    llorhhlnlter.  T    f      Ql       O 

aa.     Kronblätter  '  31-   <5l,    2. 

"mVm'srtiund'.  Eine  kahle  Pflanze  mit  kriechendem  Wurzel- 
is.vaccarianicht,  stock,  der  einen  Bitterstoff  gegen  Mäusefrass  ent- 
fiüge'it'i.  ^"^  hält  (schäumt  beim  Reiben,  mit  Wasser,  daher  der 
Name),  die  grossen  blassroten  Blüten  stehen  in 
dichtem  Blütenstand  und  bilden  einen  wirkungs- 
vollen Lockapparat,  die  lange  Blütenröhre  deutet 
auf  ( Abend-)Schmetterlinge  als  Bestäuber,  der  Schlund- 
kranz ist  ein  Schutz  gegen  Honigdiebe.  In  Mittel- 
und  Südeuropa,  bei  uns  häufig  an  Hecken,  Ufern 
und  Wegen.  2^,  bis  60  cm,  Juni  und  .luli.  [S.  vac- 
cäria  L.  ist  einjährig,  ohne  Schlundkranz,  auf  Ge- 
treidefelder selten.] 

Ic  "TZ'"    197.  Mauer-Gip.skraut,  Gypsöphila  murälis  L. 
sdn.ppm.  7af.  31,  3. 

Verästeltes  einjähriges  Kraut  mit  kleinen,  linealen, 
pfriemlichen  Blättern,  wodurch  die  Verdunstung  des 
trocknen  Standorts  wegen  (Gipshügel,  Sandfelder) 
eingeschränkt  ist.  Die  Blüten  sind  zwar  klein,  da- 
für aber  rosenrot  und  in  vielblütigen  Rispen,  oben- 
drein   die    Pflanzen    in   dichten,   rasenförmigen    Be- 


ständen. Auf  sonnigem ,  insektenreichem  Standort 
reifen  die  Narben  erst  nach  den  Staubbeuteln,  sonst 
mit  den  letzten,  wodurch  im  ersten  Fall  Fremd- 
bestäubung gesichert  ist.  Hie  und  da,  bis  15  cm, 
Juli  u.  Aug.  [G.  fastigiäta  L.  ist  klebrig  weich- 
haarig und  kommt  nur  vereinzelt  vor.] 

198.  Leimkraut,  Silene.  : 

Manche  Arten  sind  klebrig-zottig  behaart,  wo- 
durch sie  gegen  Tierfrass,  besonders  gegen  Schnecken, 
geschützt  sind.  Beim  nickenden  L.  u.  a.  finden 
sich  während  des  Blühens  unter  den  Blattpaaren 
Klebringe ,  wodurch  die  Blüte  gegen  ankriechende 
Insekten  geschützt  ist.  Den  blasigen  Kelch  vom 
aufgeblasenen  L.  kann  man  auch  wohl  als  einen 
Schutz  gegen  Honigdiebe  ansehen.  Trotzdem  findet 
man  ihn  oft  angefressen  und  des  Honigs  beraubt, 
wohl  von  langrüsseligen ,  aber  „faulen"  Besuchern. 
Das  nickende  L.  mit  seinen  weissen,  nur  nachts 
offenen  und  duftenden,  am  Tage  dagegen  wie  zer- 
knittert aussehenden  Kronenblättern,  deren  Aussen- 
seite  obendrein   weissgrünlich  ist ,   wird  von  Nacht- 


,  Mit  -v  Griffeln. 
Frucht  eine 
Kapsel. 


Fig.  557.  Silene  inflata 


Fig.  5.58.  Silene  utites. 


falter  besucht  und  zwar  von  einer  kleinen  Eule,  die 
in  der  Blüte  sonderbarerweise  ihre  Brutstätte  sucht 
und  findet.  Dabei  werden  in  der  ersten  Nacht  die 
äusseren  Staubbeutel  reif,  in  der  zweiten  die  inneren 
und  erst  in  der  dritten  die  Narben,  was  natürlich 
zur  Fremdbestäubung  führen  muss.  Die  Frucht  ist 
wie  bei  der  Nelke  beschaffen.  14  deutsche  Arten. 
A.  Ohne  Schlundschuppen,  Fig.  558  rechts. 

a)  J///  aufgehhiseneiii  Kelch :  aufgeblasenes  L. ,  S. 
infläta  Sm.,  Fig.  557,  Blüte  weiss,  in  ganz  Europa, 
bei  uns  überall  auf  trocknen  Wiesen  und  Hügeln, 
21,  bis  50  cm,  Juli  u.  Aug. 

b)  Kelch   liiclit  iiiifyeh/dseii. 

1.  Kronblatt  uwjeteilt,  Fig.  558  rechts:  Ohrlöffel- 


136 


Die  Pflanzenwelt. 


L.,  S.  otites  Sm.,  Fig.  558,  grüngelb,  Sand- 
felder.    2j.,  bis  60  cm,  Mai  u.  Juni. 
Kronblatt  (jcspaltcii. 

"  Pflanze  J,-Iehr/i/-zijf/ii/:  schmieriges  L. ,  S. 
viscösa  Pers..  grünlich,  sandige  Triften,  selten 
(Insel  Rügen).  ©.  bis  60  cm,  Mai  u.  Juni. 
'■■"  Pflanze  nic/it  khhriij,  —  wenn  kahl :  Tata- 
risches L. ,  S.  tatärica  Pers.,  Sandufer  im 
Osten,  Juli  u.  Aug.;  —  wenn  weichhaarig: 
Hain-L..  S.  nemorälis  W.  et  K.,  selten,  in 
Wäldern  Sachsens,  Mai  u.  Juli,  beide  weiss 
und  21. 
.  Mit  Schlundschuppen,  Fig.  559  rechts. 

a)  Kelch   mit  SO  Nerven, 

—  wenn  dann  die  Kap- 
sel /,-ii<ielii/:  Kugel-L.^ 
S.  conoidea  L. ,  Sand- 
felder,   unter  Getreide; 

—  wenn  dagegen  //</- 
.'<r/ii->tf('iriii/(j :  Kegel-L., 
S.  cönica  L..  Fig.  559, 
besonders  am  Rhein, 
zerstreut,  beide  rot.  0, 
bis  60  cm.  Juni  u.  Juli. 

b)  Kelch    mit  10  Nerven. 
1.  Kronblatt  iiiii/c/filf. 

■■■  Blüten  mliii.tchehi, 
zahlreich:  Garten- 
L-,  S.  armeria  L., 
Pflanze  blaugrün, 
rotblühend.  Süd- 
,  bis  30  cm,    Juli 


559.  Silene  cotiica. 


und  Westdeutschland. 

u.  Aug. 
^■"   Wenig  Blüten,  niclil  in  Büscheln. 

O  Blüten  in  Arliirn:  französisches  L.,  S. 
gällica  L. ,  weiss  oder  rötlich,  unter  der 
Saat,  selten.  ©,  bis  50  cm.  Juni  u.  Juli. 


rechts   oben. 


Fig.  560.  Silene  noctiflora 


Fig.  561.  Silene  nutans. 


OO  Blüten  <jahelständi(i,  —  wenn  dann  Pflanze 
kahl:  Felsen-L. .  S.  rupestris  L. ,  meist 
weiss,  Felsen  der  höheren  Gebirge  2J., 
15  cm,  Juli  u.  Aug.;  —  wenn  dagegen 
hchiKdi :  Flachs-L.,  S.  linicola  Gm.,  fleisch- 
rot, unter  dem  Flachs  hie  und  da.  0,  bis 
40  cm,  Juni  u.  Juli. 
2.  Kronblatt  (je.yiidh'n,  Fig.  560  u.  561. 

'  Stengel  aufrecht:  nachtblühendes  L. ,  S. 
noctiflora  L.,  Fig.  560,  zottig  behaart  und 
klebrig,  zerstreut,  unter  Saat.  0,  bis  30  cm, 
Juli -Okt. 
*■"  Stengel  iiliirhäiiijciul,  —  wenn  dann  kurz 
lichtiiirt:  nickendes  L.,  S.  nutans  L. ,  Fig. 
561,  weiss,  auf  trocknen  Hügeln  häufig, 
'H,  bis  60  cm,  Juni  u.  Juli;  —  wenn  da- 
gegen l.-alil :  gelbgrünes  L.,  S.  chloräntha 
Ehrh.,  gelbgrün,  sandige  Hügel  selten.  1|. 
bis  l'/i  m,  Juli  u.  Aug. 

199.  Taiibeiikropf,  ('uciibaliis  bäccifer  L.  Fig.562.  b.  Frucht  eine 

Ufere.     Fig.  562 

Eine  Pflanze  mit 
schwachem  und  daher 
kletterndem  Stengel,  der 
Kelch  ist  bauchig  auf- 
geblasen, und  die  Frucht 
ist  eine  kugelige,  glän- 
zend schwarze  Beere, 
die  aber  später  nach  / 
dem  Austrocknen  auf- 
springt. Auf  feuchtem 
Boden  in  Gebüschen 
und  an  Ufern,  selten. 
2i,  bis  IV2  m,  Juli  bis 
Sept. 

200.  Kornrade,  Agro- 
stemina  Githägo  L. 

Fig.  563. 
Eine  ansehnliche 
aufrechte  Pflanze,  deren 
Teile  alle  zum  Schutz 
gegen  Tierfrass  behaart 
sind.  Die  Blüten  sind 
wenig  zahlreich ,  aber 
gross  und  purpurrot,  so 
dass  sie  doch  einen  an- 
sehnlichen Lockapparat 
bilden.  Die  Kronblätter 
bilden  eine  lange  enge 
Röhre,  in  welche  nur 
Schmetterlinge  mit  ih- 
rem Rüssel  eindringen 
können.  Bei  mangeln- 
der      Fremdbestäubung  Pig.  563.  Agrostemma  githago. 


Fig.  .562.  Cucubalus  bacciter. 


1.  Mit  ä  Griffeln. 
Fig.     563     links 

unten, 
a.       Kronblätter 
ohtte       Schlund- 
schuppen,    Fig. 
563  rechts  unten. 


Santilicn:  Itclticn«  (Caryophyllaceae),  Sonnentau«  (Droseraceae),  Dcil(i)en=  (Viola- 
ceae)  un6  Krcu3bIumcngcrDä(^|c  (Polygalaceae).  32 


5lg.  1.  Seö«nelhe,  Dianthus  superbus.    2.  Kartliäu(ernelhe,   Dianthus  carthusianorum.    3.  Runbblöttriger 
Sonnentau,  Drosera  rotundifolia.    4.  Stiefmütterdien ,  Viola  tricolor.    5.  Deüdien,  Viola  odorata.    6.  ©emeine 

Kreujblume,  Polygala  vulgaris. 


IV.  Kreis;  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


137 


b.       Kronblätter 
mit         Schlund- 
schuppen. 


wachsen  die  Staubfäden  und  tragen  ihre  Beutel  zur 
Narbenhöhe  empor,  so  dass  Selbstbestäubung  als 
Notbehelf  eintritt.  Die  Ausstreuung  der  Samen  ist 
ähnlich  wie  bei  der  Nelke,  die  Samen  selbst  sind 
durch  ein  Gift  geschützt.  Ueberall  im  Getreide,  die 
Samen  können  das  Mehl  schädlich  machen,  li",  bis 
1  m,  Juni  u.  Juli. 

201.  Liclitnelke,  Lyeliiiis. 

Meistens  ausdauernde  Kräuter,  von  denen  manche 
Schutzmittel  besitzen:  die  Abend-L. ,  nach  oben- 
hin Drüsenhaare,  die  Pech-L.  Klebringe  gegen  an- 
kriechende Honigdiebe,  die  Kuck ucks-L.  blasigen 
Kelch  und  eine  ausgebildete,  den  Blüteneingang 
schliessende  Nebenkrone.  Auch  hier  lässt  die 
enge  Blütenröhre  auf  Schmetterlinge  als  Bestäuber 
schliessen,  und  zwar  zeigt  sich  hier  sehr  schön,  dass 
die  Tagblüher  rote  und  die  Nachtblüher  weisse 
(abends  duftende)  Blüten  haben.  Die  Kuckucks- 
L.  bietet  den  bestäubenden  Insekten  in  der  Blüte 
eine  Brutstätte.  Die  Kapsel  streut  die  Samen  wie 
bei  der  Nelke  aus,  sie  ist  hygroskopisch,  weshalb 
sie  sich  nur  bei  trocknem ,  also  günstigem  Wetter 
öffnet,  bei  feuchtem  dagegen  schliesst. 

A.  Kronenblätter  zerschlitz/,  Tai.  31,  4:  Kuk- 
kucks-L. ,  L.  flos  cüculi  L. ,  Taf.  31,4,  rot,  über- 
all auf  feuchten  Wiesen.  2|. ,  bis  60  cru,  Mai  bis 
Juli. 

B.  Kronenblätter  nir/i/  ztrsriil/tzf,  Taf.  31,  5  u.  6. 
a.  Kronblätter  z/reispalfii/,  Blüten  zireiliätisig,  —  wenn 

dann  rotblühend,  Kapsel  m\izurikkger<jUten  Zähnen: 
Tag-L.,  L.  diürna  Sibth.,  Taf.  31,  5,  alle  Teile 
zottig,  Blüte  geruchlos,  überall  in  Gebüschen 
u.  s.  w.,  2j.,  bis  60  cm,  Mai— Aug. ;  —  wenn 
dagegen  ireisshUlhend,  Kapselzähne  nicht  zKriicl,-- 
ijenillt:  Abend-L.,  L.  vespertina  Sibth..  Taf.  31,  6, 
klebrig-drüsig  behaart,  Blüte  abends  wohlriechend. 
In  Europa  weit  verbreitet,  bei  uns  überall  an 
Wegen,  ®,  bis  1  m,  Mai— Sept.  [Hierhin  auch 
als  Gartenzierpflanze:  brennende  Liebe.] 
b)  Kronblätter  höchstens  et /ms  (nisiienindet ,  Blüte 
zwitteriy ,  —  hierhin  die  Gartenzierpflanzen: 
Pechnelke  (unter  den  Gelenken  sehr  klebrig, 
purpurrote  Blüten)  und  Kranznelke. 

XVII.  Reihe:  Wandsamige. 
49.  Fam.  Sonnentaugewächse,  Droseraceen. 
202.  Soiiueutau,  Drosera.  Taf.  32,  3. 
Niedrige  mehrjährige  Kräuter  mit  schwacher 
Wurzel  und  Blattrosette.  Die  Blätter  haben  rote 
Drüsenhaare  mit  honigartigem  Sekret,  dadurch  werden 
Insekten  angelockt  und  dann  von  den  Haaren  fest- 
gehalten und  umschlossen,  sowie  verdaut.  Diese 
Art  der  Ernährung  ist  für  das  Pflänzchen  wertvoll, 

Hoff mann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


weil  sein  Standort  (Moorboden)  stickstoffarm  ist. 
Die  kleinen,  weissen  Blüten  stehen  in  Aehren  oder 
Trauben,  sie  blühen  nur  einen  Tag  (in  den  Mittags- 
stunden); da  sich  aber  längere  Zeit  hindurch  immer 
neue  Blüten  öffnen,  so  ist  die  Bestäubung  doch 
gesichert,  zumal  zur  Not  auch  Selbstbestäubung  ein- 
tritt, indem  beim  Schliessen  der  Blüte  die  Narben 
gegen  die  Staubbeutel  gedrückt  werden. 

Wenn  die  Blätter  rund  sind:  rundblättriger 
S-,  D.  rotundifölia  L. .  Taf.  32,  3;  —  wenn  da- 
gegen schmal:  langblättriger  S. ,  D.  longifölia  L.. 
In  Mittel-  und  Nordeuropa.  2|,  bis  15  cm,  Juli 
u.  Aug. 

50.  Fam.  Veilchengewächse,  Violaceen. 
203.  Veilchen,  Viola.  Taf.  32. 
Niedrige  Kräuter,  die  oft  Ausläufer  zur  vegeta- 
tiven Vermehrimg  haben ;  die  Blätter  sind  mehr 
oder  weniger  grundständig,  kurz  oder  lang  gestielt, 
je  nachdem  es  der  Lichtgenuss  der  Umgebung 
wegen  fordert.  Die  jungen  Blätter  sind  zusammen- 
gerollt, luu  sich  vor  Verdunstung  und  Verletzung  zu 
schützen.  Die  Blüten  sind  in  geringer  Zahl  vor- 
handen, aber  sie  sind  oft  ziemlich  gross,  ungefärbt 
und  haben  auch  manchmal  einen  auffallenden  Kon- 
trast in  der  Farbe  (beim  Stiefmütterchen),  wobei  es 
recht  bemerkenswert  ist,  dass  die  klein  und  weiss- 
gelbblühenden  im  Gegensatz  zu  der  gross  und  bunt- 
blühenden Form  gewöhnlich  nicht  zur  Bestäubung 
kommen.  Beim  duftenden  V.,  dessen  Blüte  im 
Gewirr  der  Hecke  u.  s.  w.  oft  wenig  sichtbar  ist, 
unterstützt  ein  starker  Duft  den  Lockapparat.  Ein 
Honigmal  ist  ein  Wegweiser  zum  Honig,  der  von 
Drüsen  an  zwei  Staubfäden  erzeugt  und  im  Sporn 
eines  Blumenblatts  aufbewahrt  wird.  Bei  Kälte 
krümmt  sich  die  Blüte  nach  unten,  unter  das  Laub 
u.  s.  w.  Die  hängende  und  damit  eine  Anflugstelle 
bietende  Blüte  hat  5  zusammenneigende  Staubbeutel 
mit  orangeroten  Fortsätzen,  die  sich  nach  innen 
öffnen,  ferner  einen  scharnierartig  beweglichen  Griffel 
mit  hakig  vorgestreckter  Narbe.  Bienen  und  Hum- 
meln hängen  sich  an  die  Blüte.  Wenn  sie  nun  den 
Rüssel  zwischen  die  zusammenneigenden  Staub- 
beutel einführen ,  so  fällt  etwas  Blütenstaub  (der 
daher  trocken  ist)  auf  ihren  Kopf,  und  beim  Besuch 
einer  neuen  Blüte  streifen  sie  ihn  an  die  im  Wege 
stehende  Narbe  ab.  —  Bei  ausbleibender  Fremd- 
bestäubung bilden  sich  kleine  unscheinbare,  duftlose 
Sommerblüten,  die  geschlossen  bleiben  und  Selbst- 
bestäubung zeigen.  Dies  alles  gilt  in  erster  Linie 
von  dem  biologisch  so  interessanten  duftenden  V. 
Die  reifende  Kapsel  richtet  sich  im  Gegensatz 
zur  Blüte  nach  oben,  die  Ränder  ihrer  Klappen 
schnellen  beim  Eintrocknen  die  glatten  Samen  weit 
fort,  damit  sie  nicht  zu  nahe  der  Mutterpflanze  auf- 

18 


138 


Die  Pflanzenwelt. 


wachsen.  Die  Samen  haben  obendrein  eine  flei- 
schige Nabelschwiele,  welche  die  Ameisen  abfressen, 
wobei  sie  die  Samen  verschleppen.  Durch  die 
Nabelschwiele  wird  der  Samen  auch  wohl  in  dem 
feuchten  Keimblatt  festgehalten.  18  deutsche  Arten, 
die  z.  T.  vielfach  abändern. 

A.  Seitliche  Kronblätter  aiipitrifhtit .  —  wenn 
dann  die  NarJio  knu/fUniiii/:  Stiefmütterchen,  V. 
tricolor  L..  Taf.  32  4,  untere  Blätter  herz-eiförmig, 
obere  länglich-lanzettlich,  Blüte  dreifarbig,  blau, 
schwarz,  gelb,  Sporn  wenig  länger  als  der  Kelch. 
In  Europa  verbreitet,  bei  uns  auf  Aeckern  u.  s.  w. 
überall,  ®,  bis  20  cm,  Mai — Okt.  [wenn  gelb  und 
Sporn  1  -3nial  so  lang  als  der  Kelch:  V.  lutea 
Huds. ,  Wasgenwald ,  Riesengebirge] ;  —  wenn  da- 
gegen die  Xarhe  ffarJi :  zweiblütiges  V..  V.  biflora 
L. ,  zitronengelb ,  feuchte  Täler  des  Mittelgebirges. 
2i,  bis  15  cm,  Mai— Aug. 

B.  Seitliche  Kronenblätter  stehen  sei/lieh  ab. 

a)  Nur  mit  WnrzelbUitfern. 

aa.   Griffel   tranipetenförmn/,   aufrecht. 

1.  Nebenblätter  dem  Blattstiel  uni/einiehseir. 
Moor-V..  V.  uliginösa  Schrad.,  blassviolett, 
selten,  auf  Moorboden.    2|,  März  u.  April. 

2.  Nebenblätter  frei,  das  Blatt  kahl,  Sporn 
etwa  so  lang  wie  die  Kelchanhängsel : 
Sumpf-V.,  V.  palustris  L.,  blassviolett,  auf 
Sumpfwiesen.     2j.,  Mai  u.  Juni. 

(Blatt  unten  behaart:  Torf-V.,  V.  epipsila 
Led.     Nord-  und  Ostdeutschland,  selten.] 
bb.   Griffel  ]it(keiifori/iiii,  imrli  /tuten  gerichtet. 

1.  M/t  Ausläufern:  wohlriechendes  V.,  V. 
odoräta  L..  Taf.  32,  5,  Blatt  (behaart), 
ei-herzförmig,  Blüte  violett,  selten  rosa 
oder  weiss.  In  ganz  Europa ,  bei  uns 
häufig  an  schattigen  Orten.  2].,  März  u. 
April.  [V.  cyänea.  Schlesien,  sehr  selten, 
hat  kahle  Blätter.] 

2.  OJi//e  Ausläufer,  wenn  dann  Neben- 
blattrand hehw//-t:  Hügel-V. ,  V.  collina 
Hess.,  wenig  wohlriechend,  an  Hecken 
und  Hügeln;  —  wenn  dagegen  kahl: 
rauhhaariges  V. ,  V.  hirta  L. ,  Kapsel 
weichhaarig,  geruchlos,  überall  in  Ge- 
büschen ,  beide  2|.,  März  u.  April.  [V. 
porph\  rea  Uechtr.,  sehr  selten,  in  Schlesien, 
mit  kahler  Kapsel.] 

b)  Auch  mit  StengeJhlättern. 
aa.  Stengel  //iederlief/encL 

1.  Blätter  liv/</er  als  Ijreit:  Hunds-Vellchen, 
V.  canina  L.,  blassblau-violett,  nicht  wohl- 
riechend, überall.     2|.,  Mai  u.  Juni. 

2.  Blätter  so  lantj  wie  hreit .  —  wenn  dann 
stu//i]if.  l/erzför///i</:  Sand-V.,  arenaria  DC, 
Sandfelder,   trockne   Nadelwälder,   selten. 


2|,  Mai  u.  Juni;    —    wenn    dagegen    ;/^- 
f/espitzt,    herzeifor/i/i(i :    Wald-V. ,    V.     sil- 
vestris  Lam.,  blassblau.   Wälder,  häufiger. 
% ,  März  u.  April, 
bb.  Stengel  aufrecht. 

1.  Stengel  behaart,  —  wenn  dann  eii/reihi(j 
hehaurt:  verschiedenblütiges  V.,  V.  mirä- 
bilis  L.,  wohlriechend,  zerstreut  in  schat- 
tigen Wäldern,  %,  April  u.  Mai;  —  wenn 
dagegen  rit/<isu//i  Ijel/aa/i:  hohes  V.,  V. 
elätior  Fr. ,  gross  ,  blassblau ,  feuchtes 
Buschwerk.     "^1,  Mai  u.  ,Iuni. 

2.  Stengel  /,'(///. 

Nebenblätter  der  mittleren  Stengelblätter 
lä/ttjer  als  der  Blattstiel:  Wiesen- V.,  V. 
pratensis  M.  et  K. .  hellblau.  11,  bis 
20  cm,  Mai  u.  Juni. 
■"*  Nebenblätter  halb  so  lai/i/.  Sporn  so  lang 
wie  die  Kelchanhängsel,  hellblau,  — 
wenn  dann  Blätter  lt'i//</lich-la//cetilich  : 
Sumpfwiesen- V. .  V.  stagüina  Kit.,  — 
wenn  dagegen  her:-eifiir/iii(i:  aufrechtes 
V..  V.  stricta  Hörn,  beide  2|.,  Mai  u. 
Juni.  [V.  Schültzii  Bill,  auf  Ostfrieslands 
Geest,  hat  längeren  Sporn,  gelblich.] 

51.  Farn.   Sonnenrosengewächse,  Cistaceen. 

204.  Sonueurö.sdien,  Heliänthenium. 

Taf.  33,  1. 
Auch  Lichtröschen.  Kleine  Kräuter  oder 
Halbsträucher,  oft  mit  harten,  am  Rand  eingerollten 
und  etwas  filzigen  Blättern,  entsprechend  dem  trocknen 
Standort  (sonnige,  steinige  Hügeli  Die  Blüten  sind 
nicht  sehr  zahlreich,  dafür  aber  gross,  ausgebreitet 
und  schön  gelb.  In  feuchter  Luft  und  nachts 
schliessen  sie  sich  zum  Schutze  der  Innenorgane. 
Statt  des  Honigs  bieten  sie  den  bestäubenden  In- 
sekten in  den  zahlreichen  Staubgefässen  Blütenstaub. 
Die  Staubfäden  sind  reizbar  und  bewegen  sich  bei 
Berührung  nach  aussen,  was  der  Bestäubung  dient. 
Am  Ende  des  Blühens  schliessen  sich  die  Blüten 
und  werden  etwas  nickend,  wodurch  Selbstbestäu- 
bung als  Notbehelf  eintritt.  Die  Frucht  ist  eine 
Kapsel.     4  deutsche  Arten. 

A.  lu'i/Jähr/i/.  /.■/■i/iitiir/ii/:  Getüpfeltes  S. ,  H. 
guttätum  Mill..  Kelch  wagerecht  ausgestreckt,  zitron- 
gelb, selten,  auf  Sandfeldern,  bis  30  cm,  Juni  bis 
September. 

B.  Mel/rji'ihriij,  Halhsti-a/ic/i. 

a)  Mit  Nebenblättern :  Gemeines  S. ,  H.  vulgäre 
Gärt.,  Taf.  33,  1,  fast  in  ganz  Europa,  bei 
uns  hie  und  da  auf  sonnigen  Hügeln  häufig, 
bis  30  cm.  Juni — Aug. 

b)  Ohne  Nebenblätter,  —  wenn  dann  Blätter  /cechsel- 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen.  Phanerogamen. 


139 


Fig.  564.  Helianthemum  fiimana. 


stönrUg:  Heide-S.,  H.  fumäna  Mill.,  Fig.  564,  selten, 
besonders  im  Südwesten   bis    20  cm,    Juni   bis 

Aug.;  —  wenn  da- 
gegen (jefioifitämlig  : 
Weinbergs-S. ,  H. 
oelandicum  Walilb., 
selten, Kalkhügel, bis 
15  cm,  Mai  u.  Juni. 

52.  Farn. 
Resedagewächse, 

Resedaceen. 
205.  Rcsedc,  Resöda, 
Taf.  33,  2. 
Auch  Wau.  Ein- 
jährige oder  mit  Wur- 
zelstock ausdauernde 
Kräuter  mit  neben- 
blattlosen Blättern 
und  unscheinbaren,  unregelmässigen,  bei  einer  Art 
jedoch  stark  duftenden  Blüten.  Der  einfächerige 
Fruchtknoten  ist  oben  offen.  3  deutsche  Arten,  von 
denen  die  wohlriechende  R.  eine  beliebte  Garten- 
pflanze ist,  während  Farben-Wau  des  in  allen 
Teilen  enthaltenen  gelben  Farbstoffs  wegen  kulti- 
viert wird. 

Fig.  565:  Färber- Wau .  R. 
Fig.  565,  gelbweiss,  auf  Aeckern 
und  an  Wegen.  ©,  bis 
1  \'i  m ,  Juli  u.  Aug. 
B.  Kelch  67//(/7^r/V/,  — wenn 
dann  iieniclilox:  Gelbe 
R.,  R.  lutea  L.,  Taf.  33, 
2,  mittlere  Blätter  dop- 
pelt fiederspaltig,  obere 
dreispaltig.  Blüte  grün- 
gelb; in  Mittel-  und  Süd- 
europa, bei  uns  an 
Schuttorten  zerstreut,  0, 
bis  'I2  ni ,  Mai  bis  Okt.; 
—  wenn  dagegen  irohl- 
rieclioirl :  wohlriechen- 
de R. ,  R.  odorata  L., 
verwildert,  stammt  aus 
Nordafrika.  0  oder  %, 
bis  30  cm,  Juli  bis  Sept. 


A.  Kelch   4blättr/i/. 
luteola  L. 


Fig.  565.  Reseda  luteola. 


53.  Farn.   Hartheugewächse,  Hypericaceen. 

206.  Joliaiiuiskraiit,  Hartheu,  Hypericum. 

Meistens  ausdauernde  Kräuter,  die  ihrem  Stand- 
ort entsprechend  trockne  Stengel  und  kleine  Blätter 
haben,  bei  dem  niederliegenden  J.,  das  auf 
Sandhügeln  mit  wenigen  niedrigen  Pflanzen  wächst, 
ist  der  Stengel  zart  und  dem  Boden  anliegend.    Die 


Blätter  sind  ganzrandig,  ohne  Nebenblätter,  bei 
manchen  Arten  drüsig  punktiert.  Die  regelmässige 
Blüte  ist  5 zählig,  die  zahlreichen  Staubfäden  sind 
am  Grunde  in  3—4  Bündel  verwachsen  und  bieten 
statt  des  fehlenden  Honigs  den  besuchenden  Insekten 
viel  Blütenstaub  dar,  ausserdem  besitzen  die  Kron- 
blätter Nährgewebe.  Drüsige  Wimpern  am  Kelch 
einiger  Arten  dienen  dem  Schutz  gegen  aufkriechende 
Diebe.  Beim  durchbohrten  J.  richten  sich  die 
Staubgefässe  nach  und  nach  zur  Bestäubung  auf: 
da  die  letzten  endlich  die  Höhe  der  Narbe  haben. 
so  kann  dann  als  Notbehelf  Selbstbestäubung  ein- 
treten. Das  niederliegende  J.  bildet  bei  anhal- 
tend schlechtem  Wetter  auch  wohl  „kleistogame" 
(geschlossen  bleibende)  Blüten  mit  Selbstbestäubung. 
Die  Frucht  ist  eine  bei  trocknem  Wetter  mit  3—5 
Zähnen  aufspringende  Kapsel,  die  sich  bei  Feuch- 
tigkeit wieder  zum  Schutz  der  zahlreichen  kleinen 
Samen  schliesst.  Diese  ansehnliche  Gattung  ist  be- 
sonders über  Südeuropa,  Westasien  und  Nordamerika 
verbreitet.  Sie  liefert  auch  einige  Zierpflanzen.  Bei 
uns  gibt  es  9  Arten,  die  alle  gelb  blühen. 

A.  Af/'t  Schupj)en  zwischen  den  Staubfadenbün- 
deln, Kapsel  eiiifächc-Hi:  Sumpf-J. ,  H.  heiödes  L., 
Stengel  niederliegend,  Blatt  eirundlich,  hellgelbe 
Blüten  in  blattloser  Traube,  in  Nordwestdeutschland, 
am  Rhein,  Westfalen,  in  Sümpfen  und  Torfmooren. 
%■,  bis  20  cm  lang,  Aug.— Sept. 

B.  Otine  solche  Schuppen,  Kapsel  Hjährki. 
I.  Kelchblatt  am  Rand  nunz. 

1.  Stengel  niei/erl/ef/emt:  niederliegendes  J.,  H. 
humifüsum  L. ,  Blatt  punktiert,  Fruchtknoten 
von  halber  Länge  des  Kelches,  Blütenstand 
ein-  bis  wenigblütig,  auf  Sandhügeln  und 
Moorboden  ziemlich  häufig.  2|.,  bis  15  cm 
lang,  Juni —Sept. 

2.  Stengel  imfrec/if. 

a.  Stengel  nai</  oder  mit  2  Leisten :  durch- 
bohrtes J.,  H.  perforätum  L.,  Taf.  41,  1. 
Blatt  länglich-eiförmig,  punktiert,  Blüten  in 
Trugdolde,  auf  Heiden,  an  Wegen  überall. 
2J.,  bis  60  cm,  Juli  u.  Aug. 

b.  Stengel  4/.a:ntig,  —  wenn  dann  fast  f/e- 
püijelt,  Kelchblatt  aiiit:-.  vierflügeliges  J., 
H.  teträpterum  Fr.;  —  wenn  dagegen 
Sitng^X  seil icKch  4/,-iinf/i/,  Kelchblatt  s^H»i/>/'.- 
vierkantiges  J.,  H.  quadrängulum  L.,  beide 
in  feuchten  Wäldern  und  Wiesen,  dieses 
häufiger.     2}.,  bis  60  cm,  Juli  u.  Aug. 

II.  Kelchblatt  am  Rand  (//vV.-t/V/  i/eirim/ic?-/   oder  i/e- 

frai/xf,  Fig.  566,  links  unten. 

1.  Stengel  und  Blatt  rauhhaariii:  rauhes  J. ,  H. 
hirsütum  L.,  Fig.  566,  Blatt  eirund,  Stengel 
aufrecht,  zerstreut  in  Gebirgswäldern.  % ,  bis 
50  cm,  Juni — Aug. 


140 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  566.  Hypericum  liirsutum. 


2.  Stengel  und  Blatt  hulii. 

a.  Kelchblatt  stuuipf:  schönes  J.,  H.  pul- 
chrum  L.,  schlank  mit  kurzen  Seitenästen, 
Blatt  punktiert ,  herzförmig  umfassend, 
Knospe  blutrot;  in  trocknen  Wäldern  des 
Hügellandes  und  Gebirges  zerstreut.  %, 
60  cm,  ,luli— Sept. 

b.  Kelchblatt.f/'/Vr, — wenn 
dann  der  Stengel  rKwl, 
oben  mit  irenifi  BhWmi: 
Berg-J. ,  H.  montänum 
L.,  Fig.  567,  Blatt  eirund, 
unten  am  Rand  mit 
schwarzen  Punkten,  Fig. 
567  oben  links,  zerstreut 
in  Gebirgswäldern,  %, 
bis  60  cm,  Juli  u.  Aug. ; 
—  wenn  dagegen  Sten- 
gel fast  2h(iif/i/.  Jie- 
lilfittcrt:  zierliches  J.,  H. 
elegans  Steph.,  Blatt 
am  Rand  zuriJckgerollt, 
schwarz  punktiert ,  sel- 
ten. Kalk-  und  Sand- 
steinfelsen in  Mittel- 
deutschland. % ,  bis 
30  cm,  Juni  u.  Juli. 

54.  Farn. 
Tännelgewächse, 

Elatinaceen. 
207.  Täimel,  Elätine. 

Kleine  einjährige  kahle 
Sumpf-  und  Wasserkräu- 
ter mit  ganzrandigen  Blät- 
tern. Die  kleinen  roten 
Blüten  stehen  in  den  Blatt- 
achseln einzeln.  Frucht 
eine  Kapsel  mit  vielen 
kleinen  Samen.  Auf  der 
Nordhälfte  der  Erde,  20 
Arten,  bei  uns  4. 

A.  Blätter  quirhUin- 
(lifi  sifzt'iirl:  quirlblätt- 
riger T.,  E.  alsinastrum 
L. ,  Blatt  nach  Standort 
veränderlich ,  selten ,  in 
Teichen,  Gräben ,  bis  50 
cm  lang,  Juli  u.  Aug. 

B.  Blätter  f/ri/fiistfin. 
(l/i/,  (jcsfivU. 

I.  Krone  4blfmrici:  Pfeffer-T. ,  E.  hydropiper  L., 
Blatt  spatelig,  langgestielt ,  selten ,  an  über- 
schwemmten Plätzen,  bis  1  m  lang.  Juni  u.  JuH. 


Fig.  567.  Hypericum  montänum. 


Fig.  568.  Elatine  hexandr.n. 


II.  Krone  :-ihh'ni riij ;  —  wenn  dann  die  Blüten  (jc- 
stiflt,  mit  «Staubgefässen:  sechsmänniger  T.,  E. 
hexändra  DC,  Fig.  568,  Blüte  mehr  weiss,  an 
überschwemmten  Orten,  zerstreut;  —  wenn  da- 
gegen Blüte  sitzend  mit  3  Staubgefässen :  drei- 
männiger  T.,  E.  triändra  L.,  ebenda  selten,  beide 
bis  1  m  lang,  Juli— Sept. 

XVIII.  Reihe:  Mohnblütige. 

55.  Farn.  Kreuzblütler,  Cruciferen. 

Meistens  Kräuter  mit  wechselständigen  Blättern 
und  ohne  Nebenblätter.  Die  Blüten  stehen  in  Trauben 
und  sind  nach  der  Zahl  4  gebaut,  aber  6  Staub- 
gefässe,  von  denen  2  kürzer  sind.  Der  oberstän- 
dige Fruchtknoten  wird  zur  zweifächerigen  Schote 
(also  mit  Scheidewand).  Eine  grosse  (1200  Arten) 
Familie  in  der  gemässigten  und  kalten  Zone,  viele 
sind  durch  ein  scharfes  ätherisches  Oel  gegen  Tier- 
frass  geschützt  und  wer- 
den wegen  desselben  auch 
als  Gewürzkräuter  gezo- 
gen, andere  sind  als  Ge- 
müse wertvoll  oder  liefern 
in  den  Samen  ein  brauch- 
bares Oel.  Auch  Zier- 
pflanzen sind  unterihnen. 
Die  Bestimmung  ist  nicht 
leicht,  eigentlich  ist  die 
Berücksichtigung  der  rei- 
fen Frucht  und  des 
eigenartig  gekrümmten 
Keimlings  unerlässlich. 
Wir  geben  hier  trotzdem 
eine  Diagnose  ohne  die 
Samen,  wobei  aber  steter 
Vergleich  mit  den  zahlreich  beigegebenen  Abbil- 
dungen sehr  nötig  ist. 

A.  Mit  „SrliöirJii'ir- ,  d.  h.  Schote  nur   1— Smal 
so  lang  als  breit  (oder  ein  Nüsschen), 
a)  Blüte  ;/e/h. 

1.  Blätter  //ifi/rld/ijii  oder  (/cfcilf. 

■■'  Wenigstens  ii/ki-i'  B/ii/tcr  jjfi'/'/fönii/(/,  —  wenn 
dann  Pflanze  la/i/:  Hohldotter  [Myägrum 
perfoliätum  L. ,  blau  bereift,  selten,  unter 
der  Saat  in  Süddeutschland],  —  wenn  da- 
gegen he/iaar/ :  228.  Camelina  (dentata). 
'■■•■■'■  Blätter  nidi/  pfeilfih  iiiiij. 

aa.  Frucht  ein  Nüs-^rhen:  238.  Bünias. 
bb.  Frucht  ein  Scliiiirlie»,  —  wenn  dann  (jr- 
i/l/nh'i-i:  Rapsdotter  [Rapistrum  perenne 
L.  mit  kegeligem  Griffel,  R.  rugösum 
L.  mit  fädlichem  Griffel,  beide  sehr 
selten,  auf  Aeckern] ;  —  wenn  dagegen 
i/i'rli/  i/ei/l/eilerf:  223.  Nastürtium. 


Fig.  .WO.  Biscuteila  laevigata. 


familten:  Sonnenrofcit=  (Cistaceae)  unb  Refeöagetoädjje  (Resedaceae),  Kreu3= 

blütler  (Cruciferae).  33 


Stg.  1.  Sonnenrösdicn ,   Heiianthemuiii  vulgare.    2.  (Dclbc  Rejebe,    Reseda  lutea.     3.  5clbpfcnntgkraut,   Thlaspi 
an'ense.     4.  Bitteres  Sd)aumhraut,   Cardamiiie  amara.    5.  CaAartiger  Sdjotenbotter,   Erysimuin  cheirauthoides. 

b.  IXadjtDiole,  Hesperis  matronalis 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


141 


2.  Blätter  höchstens  gesäc/f. 

'■■'  Schote  br/lJenföniiiif,  breit,  fliirh .    Fig.  569: 
Brillenschote      [Biscutella      laevigäta     L., 
Fig.  569,  selten,  an  Felsen  u.  s.  w.    2J,  bis 
45  m,  Mai— Aug.] 
*â– "  Schote  uniJers. 
aa.  Blätter  kahl. 

O  Blätter  (an  Onnul  her:-  oder pf eil fSrmit/^ 
also  breit,  —  wenn  jifeilföruiii/,  Fig. 
585:  Isatis;  —  wenn  dagegen  herz- 
fiirmiii :  222i.  Nastürtium  (austriacum). 
OO  Blätter  (^(/(  (1  runde  rerxchmiilert ,  also 
nicht  pfeil- oder  herzförmig:  223.  Na- 
stürtium (amphibium)- 
bb.   Blätter  behaart. 

O  Blätter  am  Grunde  pfeil-  oiler  herz- 
förmig, —  wenn  dann  Frucht  livgeliff, 
Fig.  604:  229.  Neslia,  -  wenn  Inrn- 
fiiriii  ig, Fig.  601 :  228.  Camelina  (sativa). 
OO  Blätter  aiu  Grunde  verschiiuilert ,  Fig- 
610:  235.  Alyssum. 
b)  Blüte  ireisfi  (oder  violett) '). 

1.  Blätter   iDigeteilt ,   höchstens  gesägt  oder  ge- 
zähnt. 

'••  Nur    mit    Wiirzelblättern,    —    wenn    dann 
Schötchen  fleieh:    230. 
Draba;   —  wenn  da- 
gegen       aufgedunsen: 
Pfriemenkresse    [S  u- 
buläria  aquätica  L., 
Fig.   570,    sehr   selte- 
nes, nur  1— 3  cm  hohes 
Wasserpflänzchen). 
*  Sfeni/el  mirh   beblättert. 
aa.  Wenigstens  die  oberen  Blätter  mit  herz- 
oder  jifeilfiirmigeiii   (rriDnl. 

o  Auch  die  Wurzel- 
blätter lim  (irimde 
herzförmig,F\g.580 : 
212.  Cochlearia. 
OO  Die  Wurzelblätter 
/â– //  den  Stiel  rer- 
sehmiilerf ,  —  wenn 
dann  das  Schötchen 
gepiigelt,  Fig.  579; 
211.  Thlaspi;  - 
wenn  ;;/(7;^  Fig.602 : 
227.  Capsella  [das 
hierhin  gehörige 
Lepidium  Draba 
hat  fast  doldenartig 
Fig.  571.  Aethionema  saxatiiis.  geordnete  Trauben]. 


Fig.  570.  Subularia  aquätica. 


')  Wenn  rosenrot:  Aethionema  saxätilis  [Figr.  571, 
blaugrüne  Pflanze,  die  längeren  Staulifiiileii  geflügelt, 
sehr  selten,  Süddeutsehland], 


bb.  Blätter  nicht  mit  ff  eil-  oder  herzförmigem 
Grund. 

O  Kronenblätter  imghieh  ifross,  Fig.  578 : 
210.  Iberis. 
OO  Kronenblätter  alle  gleieii  gross. 

1.  Stengelblätter  gestielt  und  herzför- 
mig: 226.  Lunäria. 

2.  Stengelblätter  nielit  herzförmig. 

■|-  Stengelblätter  lixeal:   208.  Lepf- 
dium  (graminifolium). 
•;■•;■.  Nieht   lineal    (ei-  oder  lanzettför- 
förmig),  —  wenn  dann  das  Blatt 
gnibgesiii/t:  230.  Draba  (muralis); 
—  wenn  dagegen  höchstens  un- 
deiitlieh  gesägt :  236.Berteröa  [grau- 
grün, dagegen  Lepidium  lati- 
fölium  grün). 
Wenigstens  die  Wurzelblätter  fiederspaltig  oder 
geteilt. 

'■'  Nur  WiirzelbUitter:  Bauemsenf  [Teesdälia 
nudicaülis  RB. ,   Fig.  572,   hie  und  da  auf 
Sandboden.     0,  bis  8  cm,  April— Juni]. 
■•■"   Stengel  beblättert. 

aa.  Alle  Blätter  fiederspultig. 


Flg.  572.  Teesdalia  nudicaülis. 


Fig.  573.  Hutchinsia  petraea. 


O  Frucht  ein  Nüsschen,  —  wenn  dann 
seine  Glieder  Nebeneinander,  Fig.  577: 
209.  Corönopus;   —  wenn  dagegen 
übereinander,  Fig.  584:    215.  Cäkile. 
OO  Frucht  mit  Klap- 
%^oa.  pen  aufspringend : 

Hutchinsia  pe- 
traea R.  Br.  [Fig. 
573,  sehr  seltenes 
kleines  Felsen- 
kräutchenj. 

bb.  Nur  die  unteren  Blät- 
ter geteilt. 

O  Die  oberen  Blät- 
ter mit  herz-  oder 
mit  pfeilförmigem 
Grunde,  —  wenn 
dann  kahl :  Cale- 
pi'na  Corvi'ni 
Desv.    [Fig.  574, 


Fig.  574  .Calepina  Cnrvini. 


142 


Die  Pflanzenwelt. 


sehr  selten,  im  unteren  Rheingebiet] ; 
—  wenn  dagegen  hrliaarf  entweder 
227.  Capsella  (zerstreute  Haare)  oder 
208.  Lepidium  (campestre,  ganz  flau- 
mig). 
OO  Die  oberen  Blätter  in  den  (Inoul  rcr- 
srliiiirilert. 

1.  Kronenblätter  uwilrieh  (/ru.is.    Fig. 
578:  210.  Iberis. 

2.  Kronenblätter  <///«'  </lfirli  (//vw.s. 

■'{  Frucht  tiir/it   aiif'spri»()ei/il ,    Fig. 
588:  219.  Crämbe. 
YY  Frucht    (iiifsjiriiiiii'iiil ,    —    wenn 
dann  die  Wurzelblätter  lOK/eteiJt: 
212.  Cochleäria  (armoräcia);  — 
wenn    auch    </dri/i:    208.   Lepi- 
dium. 
B.  Mit  ..SfliDfeir-,  d.  h.  Schote  mehrmals  länger 
als  breit, 
a)  Blüte  ijelh  oder  i/elblicliirei-ss. 

1.  Früchte   »ichf   «iifspriiu/enfl :   220.  Räphanus. 

2.  Früchte  anfsprini/end. 

■  Narbe  tief  sn-e/yjalti;/:  234.  Cheiränthus. 
*■■■  Narbe  höchstens  auscierandet . 

aa.  Samen   in   den  Fächern  in   einer  Reihe 
untereinander. 

o  Griffel  lami,  einen  Schnabel  bildend. 
Y  Klappen  der  Schoten  mit  S  oder  ß 
Nerven:  217.  Sinäpis. 
-;■■;■  Klappe  mit  1  Nerv,  —  wenn  dann 
mit  kiii/elii/i'iH,  piüdiierfeni  Samen: 
221.  Brassica;    —   wenn  dagegen 
mit  mehr  läiK/lii-linu  (/lutieni  Samen : 
Erucästrum  Pollichii  Seh.  et  Sp., 
(seltene  Schuttpflanze.  ;>■  oder  ö, 
April— Okt.) 
OO  Griffel  kurz  oder  fehlend. 

t  Schote  4kantig:  233.  Erysimum. 
tt  Schote  fast  Mielnend,  -  -  wenn  dann 
die   Klappen    mit  H  Nerven:    214. 
Sisymbrium ;       wenn  dagegen  mit 
1  Nerv:  222.  Barbaräea. 
bb.  Samen  in  den  Fächern  ///   '.-'  Reihen. 
O  Klappen  ulnie   Xerren:   223.  Nastür- 
tium. 
OO  Klappen  mit  Nerven,   —    wenn  dann 
die    Stengelblätter  jifeilförmig:    231. 
Türritis;  -     wenn  ;//'■///  /ifeilforinii/: 
218.  Diplotäxis. 
b)  Blüte  ireiss  oder  hliiulirh  oder  rntlich. 

1.  Früchte  nicht  niifspriiiifend:   220.  Räphanus. 

2.  Früchte  aKf'sprinyend. 

'â– â– â–   Narbe  tief  2sj>alti(i:  237.  Hesperis. 
'"■■■'  Narbe  höchstens  aiisf/crimde/. 
aa.  Samen  in  einer  Reihe. 


o  Klappen  der  Schoten  ohne  Nerven, 
—  wenn  dann  der  Kelch  imi/erreht  al>- 
stehend:   224.  Cardämine,  wenn 

dagegen  auf  recht  (inliet/eiid:  225.  Den- 
täria. 
OO  Klappen  inil  Nerven ,  —  wenn  dann 
die    Schote    :iisiiiii)iieii(/eilr(<c/it :    232. 
Arabis;  wenn    dagegen    Schote 

4k-anti<i:  213.  AUiäria,  —  wenn  stiel- 
rund: 214.  Sisymbrium. 
bb.  Samen  in  zirei  Reihen,    —    wenn  dann 

Klappen  ohne  Nercen:  223.  NastiJrtium; 

—  wenn  dagegen  mit  stfir/rem  .W/v:  231. 

Türritis. 

1.  Unterfam.  Lepidieen  (ausserdem  die 
oben  genannten:  Subularia,  Teesdalia.  Biscutella). 

208.  Kresse.  Lepidium. 

Auch  Pfefferkraut.  Eine  artenreiche  Gattung, 
von  den  6  weissblühenden  deutschen  Arten  wird 
die  G  arten -K.  als  Salatpflanze  benutzt,  sowie 
medizinisch,  das  Kraut  der  Stink- K.  soll  Un- 
geziefer vertreiben. 

A.  Stengelblätter  am  Grunde  pfeilförmii/ ,  Fig. 
575,  —  wenn  dann  das  Schötchen  i(m/eflii(/clt: 
stengelumfassende  K..  L-  draba  L.,  Fig.  575,  selten, 
an  Wegen    luid    auf  wüsten  Orten,    %,    bis  30  cm, 


rig.  57-5.   Lepidium  draba 


Fig.  .576.  Lepidium  ruderale. 


Mai  u.  ,hini :  —  wenn  dagegen  das  Schötchen  i/e- 
fl)i,/eli:  Feld-K.,  L.  campestre  R.  Br.,  häufig,  auf 
Aeckern,  imter  der  Saat,  ۥ',  bis  50  cm,  Mai  bis 
August. 

B.  Stengelblätter  nicht  jifeilfiirmii/,  z.  B.  Fig.  576. 
a)  Schötchen  an  der  Spitze  cnisgerondet ,  Fig.  576 
oben,  —  wenn  dann  Kronblätter  doppelt  so  tun;/ 
wie  die  Kelchblätter:  Gartenkresse,  L.  sativum 
L.,  angebaut,  stammt  aus  dem  Orient,  ®,  bis 
60  cm,  Mai — Juli;  —  wenn  dagegen  Kronblätter 
fehlen  oder  (jam  klein,  Fig.  576  oben :  Stink-K-, 
L.  ruderale  L.,  Fig.  576,  übelriechend,   häufig. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


143 


an  wüsten  Orten.  '?■  oder  0,  bis  30  cm,  Mai 
bis  Aug. 
b)  Schötchen  an  der  Spitze  hinm  uusc/erandel,  — 
wenn  dann  Schötchen  citiirmiij,  kahl:  gras- 
blättrige K-,  L.  gräminifölium  L.,  selten,  an 
Mauern  und  Wegen,  0,  bis  60  cm,  Juni— Sept. ; 
—  wenn  dagegen  Schötchen  niwUich ,  belianrt: 
breitblättrige  K-,  L.  lätifölium  L. ,  selten,  be- 
sonders an  Salinen.     2|,  bis  1  m,  Mai  u.  Juni. 

209.  Feldkresse,  Krähenfuss,  Corönopiis. 

Fig.  577. 
Niederliegende,  seltene,   einjährige  Kräuter  von 
bleichem ,    graugrünem 


Fig.  .577.  Coronopus  Riiellii. 


Ansehen.  DieBlättersind 
tief  fiederspaltig,  die 
Blüten  klein  und  weiss. 
Die  Früchte  zerfallen  in 
2  Nüsschen.  Bei  C. 
Ruellii,  Fig.  577,  ist  die 
Blüte  läiKjer  als  ihr  Stiel, 
bei  C  didymus  Sm. 
hiii-er ,  in  Ost-  imd 
Mitteleuropa,  jener  ist 
hie  und  da  häufiger, 
dieser  mehr  an  der 
Küste,  Juli — Aug. 

2.  Fam.  Cochle- 
arieen  (ausserdem: 
Aethionema). 


210.  Sehleifeiihlunie, 
Iberis.  Fig.  578. 
Kahle  oder  wenig  be- 
haarte Kräuter,  die  Traube 
ist  doldenartig  und  die 
äusseren  Kronenblättersind 
zur  Verstärkung  des  Lock- 
apparats grösser  (Fig.  578), 
weiss  oder  rötlich.  Einige 
südeviropäische  Arten  die- 
nen als  Zierpflanzen.  2 
deutsche  Arten.  —  Wenn 
das  Blatt  keilförmig,  beider- 
seits mit  2-3  Zähnen,  Fig.  578:  bittere  Seh.,  I. 
amära  L. .  Fig.  578,  besonders  auf  Kalkboden;  — 
wenn  dagegen  (/anzniiK/iii:  mittlere  Seh.,  1.  inter- 
media Guers.,  selten,  auf  Tonschiefer,  beide  0,  bis 
30  cm,  ,Iuni— Aug. 

211.  Pfennigkraut,  Thlaspl.     Tai  33,  3. 

Auch  Hellerkraut.  Aufrechte  Kräuter  mit 
unscheinbaren  weissen  Blüten.  Die  Narbe  wird  zur 
Fremdbestäubung  zuerst  reif,  aber  später  wachsen 
die   Staubfäden    weiter    und   tragen    die   Beutel    zur 


Fig.  57JS.  Iberia  .iinar.T. 


Narbenhöhe  empor,  wodurch  zur  Not  noch  Selbst- 
bestäubung eintritt.  Die  Flügel  der  Frucht  dienen 
vielleicht  der  Verbreitung.     4  deutsche  Arten. 

A.  Schötchen  fasf  nun/,  schmal  ausyeramlet : 
Feld-Pf.,  Th.  arvense  L..  Taf.  33,  3,  längliche, 
buchtig  gezähnte,  am  Grunde  pfeilförmige  Blätter, 
recht  unangenehmes,  lästiges  Unkraut,  überall  an 
Wegen,  auf  Schutt  u.  s.  w.  ©,  bis  30  cm,  Mai  bis 
Sept. 

B.  Schötchen  eifönnifi,  breii  (iii^</i'ra)ii/ef,  Fig.  579. 

a)  Griffel  l.nr;,  nur  1  Stengel :  durchwachsenes 
Pf.,  Th.  perfoliätum  L. ,  Fig.  579,  hie  und  da, 
auf  Kalkboden.     0,  bis  15  cm,  April  u.  Mai. 

b)  Griffel  deutUch ,  inehirre  Stengel,  wenn  dann 
Fruchtfächer  ■Is-auu]/.  Staubbeutel  gelb ;  Berg- 
Pf. ,  Th.  montänum  L.,  selten  auf  Kalkhöhen; 
—  wenn  dagegen  Fruchtflächen  4-  uder  Ssaiti/ij, 
Staubbeutel  purpurn:  Alpen-Pf.,  Th.  alpestre  L., 
selten,  Dresden,  Erzgebirge.  Aachen,  beide  1|, 
bis  25  cm,  April  u.  Mai. 


Fig.  .579.  Thlaspi  perfoHatum. 


Fig.  580.  Cochlearia  officinalis. 


212.  Löffelkraut,  Coehleäria.     Fig.  580. 

Weissblühende  Kräuter,  beim  gemeinen  L.  hat 
das  Kraut  einen  scharfen  Geschmack  (als  Schutz 
gegen  Tierfrass),  weshalb  es  offizineil  ist  (L.  Spiri- 
tus), beim  Meerrettig  dagegen  die  grosse  rüben- 
förmige  Wurzel,  die  daher  kultiviert  wird.  —  Wenn 
die  Fruchtklappen  einen  M/llchnrr  haben;  gemeines 
L.,  C.  officinalis  L. ,  Fig.  580,  in  Nord-  und  West- 
europa, sandige  und  steinige  Orte  am  Meer  und  an 
Salinen,  ©  u.  e,  bis  15  cm,  Mai  u.  Juni;  —  wenn 
dagegen  die  Klappen  ;/«ve«/o.s  sind:  Meerrettig, 
C.  armoräcia  L. ,  aus  Südosteuropa,  verwildert.  2|., 
bis  1  m^  Juni  u.  Juli. 

3.  Unterfam.    Alliariinen. 

213.  Knoblauclisrauke,  Alliäria  ofüdnali.s  Andrz. 

Taf.  34,  1. 

Einjähriges  oder  ausdauerndes  Kraut,  das  durch 

starken    Knoblauchsgeruch    gegen    Weidetiere    ge- 


144 


Die  Pflanzenwelt. 


schützt    ist. 
u.  Juni. 


Als    Unkraut    überall,    bis    Im,    Mai 


4.  Unterfam.    Sisy  m  brieen. 
214.  Rauke  Sisyinbrium. 

Meist  einjährige  Kräuter  nach  dem  Standort  mit 
verschiedenem  Habitus,  so  ist  die  gebräuchliche 
R.  (an  wüsten  trocknen  Plätzen)  ein  sparriges  klein- 
blätteriges Rutengewächs,  dagegen  hat  die  Sophien- 
R.  (an  feuchten  Orten)  grössere  und  zartere  Blätter. 
Die  viel  längeren  Staubfäden  sind  zuerst,  um  Fremd- 
bestäubung zu  ermöglichen,  niedriger  als  die  Narbe, 
dann  aber  wachsen  sie  zu  ihrer  Höhe  empor  und 
lagern  den  Blütenstaub  an  ihr  ab.  7  deutsche  gelb- 
blühende Arten. 

A.  Blätter  KiiijcU-ilt:  straffe  R.,  S.  strictissimum 
L.,  an  Flussufern,  Elbe,  Thüringen.  2j.,  bis  2  m, 
Mai -Aug. 

B.  Blätter  ijctiiH. 

a)  Blätter  2^o'f(ir/i  i/ef/it/cr/:  Sophienkraut,  S.  So- 
phia L. ,  Fig.  581,  in  Europa  und  Nordasien, 
vom  Mittelmeer  bis  zum  Polarkreis,  auf  Schutt 
U.S.W.     0,  bis  1  m,  Mai    Sept. 

b)  Blätter  xrlmititaiß'-jicdirti'iliii. 

1.  Schote  fkdiitii/:  gebräuchliche  R.,  S.  ol'fici- 
näle  Scop.,  Fig.  582,  in  Europa  und  im  ge- 


Fig.  581.  Sisymbrium  sopliia.       Fig.  .582.  Sisymbrium  officinale. 

mässigten  Asien,   bei  uns  überall  an  Wegen 
U.S.W.     (?,  bis  60  cm,  ,Iuni— Aug. 
2.  Schote  stielniml. 

"  Fiedern   der  Blätter  am  Grunde  mit  Aehr- 
chen:  ungarische  R.,  S.  pannönicum  Jacq., 
eingeschleppt,  selten,  auf  Sandboden.     •_• , 
Mai  u.  Juni. 
'"'  Fiedern  olnw  Aehrchen. 

O  Die  jungen  Schoten  die  flachen  Dolden- 
trauben Uhi'n-u<ii'ii<!:  dichtblütige  R. ,  S. 
irio  L.,  Fig.  583,  selten,  an  Wegen ,  auf 
Schutt,     e,  bis  60  cm.  Mai— Juli. 


oo  Die  jungen  Schoten  die  Trauben  nicht 
iihcrra(/cii(/,  —  wenn  dann  die  Pflanze 
dicht  sfi'iß(i<ir,'i/:  Löseis  R.,  S.  Löselii 
L..  Mai  .â– \ug, ;  -  wenn  dagegen  faxt 
l.iilil:  Österreich.  R.,  S.  austriacum  Jacq., 
Juni  u.  Juli,  beide  sehr  selten,  auf  Mauern 
und  Felsen,     e,  bis  60  cm. 


215.  Meersenf,  Cäkile 
inaritiiiiii  Scop    Fig.  584. 
Ausgebreitet       ästige 
Strandpflanze    auf    Sand- 


Fig.  5S3.  Sisymbrium  irio. 


Fig.  584.  Cakile  maritima. 


boden  ( der  nördlichen  Halbkugel),  daher  mit  fleischigen 
Blättern  und  weiss-violetten  Blüten.  Die  Frucht  ist 
eine  zweiteilige  Gliederschote,  deren  oberes  Glied 
schwertförmig  ist.     0.  bis  30  cm,  Juli— Sept. 

216.  Färberwaid,  Isatis  tiuetoria  L.     Fig.  585. 
Aufrechte  Pflanze  (Mittel-  und  Südeuropas)  mit 
den  Stengel    umfassenden    kahlen   Blättern,    gelben 
Blüten    und    hängenden 
schwarzbraunen      Schöt- 
chen.     Selten,    an  Fluss- 
ufern,   ij?,  bis  1  m  hoch, 
Mai  u.  Juli.  Früher  baute 
man  die  Pflanze  an  und 
gewann  aus  den  Blättern 
einen    blauen    Farbstoff 
(„deutscher  Indigo"). 

5.  Unterfam. 
Brassicineen. 
217.  Senf,  Siiiäpis. 
Taf.  34,  2. 
Zum   Schutz   gegen 
Schnecken        rauhharige 
Pflanzen  mit  gelben  Blü- 
ten, in  denen  die  Narbe 

vor  den  Staubbeuteln  reifen  und  zwar  steht  jene  zuerst 
höher  als  diese,  dann  drehen  sich  die  Staubbeutel 


Fig.  585.  Isatis  tinctoria. 


5amilic:  Krcu3blütler  (Cruciferae). 


34 


Stg.  1.  Knobluudjsranfte,  Ailiaria  officinalis.  2.  fldierjenf,  Sinapis  arvensis.    3.  ffiartenfto^I,  Raphanus  oleracea. 
4.  UTonbDioIe,  Linaria  rediviva.     5.  Berg=Stetn6raut,  Alyssum  montanum.    6.  fjungerblümcfjen ,   Draba  verna. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


145 


dorthin,  wo  das  Insekt  den  Rüssel  einführen  muss, 
was  der  Fremdbestäubung  dient,  ist  diese  aber  nicht 
eingetreten,  so  strecken  sich  die  Staubbeutel  wieder 
zur  Narbe  hin,  um  Selbstbestäubung  zu  besorgen. 
Durch  langes  Blühen  der  einzelnen  Blüte  wird  die  Be- 
stäubung gesichert.  Die  Samen  sind  durch  ein  scharfes 
Oel,  das  der  jungen  Pflanze  als  Nahrung  dient  und 
beim  weissen  Senf  zur  Senfbereitung  benutzt  wird, 
gegen  Tierfrass  gesichert.  ©,  bis  60  cm,  Juni  u.  Juli. 
Wenn  das  Blatt  horlisfeiis  (jfliii>pt  (eiförmig,  ge- 
zähnt, die  unteren  fast  leierförmig)  und  die  kühle 
Schote   3 nervig  ist:   Ackersenf,    Hederich,  S.  ar- 


gezähnt,  mit  weissen  Blüten  und  zweigliedrigen 
Schoten.  %,  bis  60  cm,  Juni  u.  Juli.  Die  jungen 
Blätter  liefern  ein  schmackhaftes  Gemüse. 

220.  Rettich,  Räphaiiiis.    Taf.  35,  1. 
Harte,    oft    haarige    Kräuter    mit    ansehnlichen 
weissen   oder  blass-violetten ,    dunkeladrigen  Blüten 
und  Gliederschoten,    ©  bis  €•'.     Wenn    die   Schote 

itidziii    und    die    Samen 
rtf^i^^^^i^-  •,  ruuzeliij:   Oartenrettich, 

R.  sativus  L.,  leierförmige 
Blätter,   Taf.  35,    1 ,  bis 


Fig.  586.  Sinapis  alba. 


Fig.  .587.  Diplotaxis  tenuifolia. 


vensis  L.,  Taf.  34,  2,  ein  lästiges  Ackerkraut  überall; 
—  wenn  dagegen  das  Blatt  fiederteilig  (die  Fiedern 
grob  gezähnt)  und  die  sfrifliuurujr  Schote  5  nervig 
ist:  weisser  S-,  S.  alba  L.,  Fig.  586,  in  ganz  Europa, 
angebaut  und  verwildert. 

218.  Doppelsaine,  Diplotaxis.     Fig.  587. 

Auch  Rampe  Rempe.  Kräuter  mit  gelben, 
später  bräunlichen  Blättern  und  einnervigen  Schoten- 
klappen, dem  Kohl  und  Senf  ähnlich. 

a)  Stengel  bis  oben  beblättert,  meist  kahl:  schmal- 
blättriger D.,  D.  tenuifolia  DC,  Fig.  587,  hie 
und  da  an  unbebauten  Orten.  2j.,  bis  60  cm, 
Juni— Okt. 

b)  Stengel  mir  iintoi  mit  Blättern,  livlnturt ,  — 
wenn  dann  die  Blütenstielchen  kih-er  als  die 
Blüte:  dünnstengeliger  D.,  D.  viminea  DC, 
Aecker  und  Weinberge,  0,  bis  25  cm,  Juni  u. 
Juli;  —  wenn  dagegen  die  Blütenstielchen 
länger:  Mauer-D.,  D.  murälis  DC,  Aecker, 
Mauern.     ©  u.  '1|,  bis  60  cm,  April -Okt. 

219.  Seekolli,  Crambe  maritima  L.     Fig.  588. 

Kahle,  graugrüne  Sandpflanzen  am  Meeresstrand 
(bes.  Ostsee),  mit  fleischigen  Blättern,  kahl,  buchtig 

Hoff  m  an  n -Denn  ert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Fig.  .588.  Crambe  maritima.         Fig.  589.  Raphanus  Raphanistrum. 

IVi  m,  Juni— Sept.;  wenn  dagegen  die  Schote 
e/m/eschiiiirf  und  die  Samen  (jhitt:  Acker-R.,  auch 
Hederich,  R.  Raphanistrum  L.,  Fig.  589,  bis  60  cm, 
Juni— August.  —  Letzterer  ist  ein  überall  häufiges 
Ackerunkraut,  ersteres  stammt  aus  Asien  und  wird 
in  mehreren  Abarten  angebaut:  als  schwarzer  R. 
(fleischige  Wurzel  aussen  schwarz),  als  Radieschen 
(fleischige  Wurzel  aussen  weiss  oder  rot)  und  als 
Oel-R.  mit  nicht  fleischiger  Wurzel  und  ölhaltigem 
Samen. 

221.  Kohl,  Brässit-a. 
Eine  wichtige  Gattung,  deren  biologische  Eigen- 
arten wir  am  Raps  wie  folgt  kennzeichnen:  Aus 
den  Samen  entsteht  zunächst  eine  den  Winter  über- 
dauernde Rosette  von  flachaufliegenden  Wurzel- 
blättern, erst  im  folgenden  Frühjahr  entsteht  ein 
aufstrebender  beblätterter  Stengel.  Dabei  zeigt  sich 
eine  deutliche  Abnahme  der  Blattgrösse  nach  oben, 
so  dass  jedes  Blatt  zum  ausgiebigen  Lichtgenuss 
kommt.  Eine  Wachsschicht  auf  den  Blättern  lässt 
sie  bläuhch  angelaufen  erscheinen,  dadurch  sind  sie 
unbenetzbar  für  Regenwasser,  auch  stehen  sie  schräg 
nach  oben,  sind  sitzend,  rinnig  und  am  Stengel 
etwas  herablaufend,  alles  Einrichtungen,  die  der  Ab- 
leitung des  Regens  zur  einfachen  Pfahlwurzel  hin 
dienen.  Die  gelben  (beim  Gartenkohl  seltener 
weissen)  Blüten  sind  klein,    stehen   aber  zahlreich 

19 


146 


Die  Pflanzenwelt. 


in  Trauben  zusammen  und  duften  nach  Honig,  auch 
unterstützt  der  nach  dem  Aufblühen  sich  gelb  fär- 
bende Kelch  den  Lockapparat.  Für  die  Insekten 
bietet  die  Blüte  Honig  in  den  nach  unten  sackartig 
ausgebauchten  Kelchblättern.   Die  walzigen  Schoten 


Fig.  590.  Brassica  nigra. 


Fig.  5i)l.  Brassica  rapa. 


haben  einen  Schnabel.    —    Die  Gattung  ist  mit  30 
Arten  in  Europa.   Mittel-    und  Nordasien  verbreitet. 

a)  Alle  Blätter  i/esf/elt:  schwarzer  Kohl  oder  Senf. 
Br.  nigra  Koch,  Fig.  590,  häufig,  an  Ufern  und 
auf  Schutt.     0,  bis  P|i  m,  Juni  u.  Juli. 

b)  Wenigstens  die  aberen  Blätter  sitzend. 

1.  Obere  Blätter  nkhf  herzfänniij  iimfassend: 
Garten-K-  Br.  oleräcea  L..  Taf.  34,  3.  blass- 
gelbe Blätter,  wild  an  den  Seeküsten  Europas, 
angebaut  (s.  unten).  ®  u.  G,  bis  60  cm 
hoch,  Mai  u.  Juni. 


2.  Obere  Blätter  herzfönniij  i<inf((ysenil,  —  wenn 
dann  die  offenen  Blüten  die  Knospen  iibi-r- 
rm/eir.  Rüben-K.-  Feld-K- .  Br.  rapa  L..  Fig. 
591.  Kelch  zuletzt  wagrecht  abstehend,  untere 
Blätter   grasgrün   und    rauhhaarig;    —    wenn 


Fig.  593.  Kolilrabi. 

dagegen  die  Knospen  die  offenen  Bliiten  iiber- 
niiß-n:  Raps.  Rübsen,  Br.  Rapus  L. .  Kelch 
zuletzt  halb  offen,  untere  Blätter  meergrün 
und  höchstens  feinhaarig;  beide  verwildert, 
0  u.  0,  bis  60  cm,  April— Juni. 


Fig.  .592.  Kuhlkopf. 


Alle  Arten  werden  kultiviert,  der  schwarze  K. 
wegen  seiner  Samen,  die  gemahlen  zu  Senfteig  ver- 
arbeitet werden,  auch  Raps  und  Rüben-K.  liefern 
in  einigen  Abarten  ölhaltige  Samen,  aus  denen  das 
nicht  trocknende  Rüböl  gewonnen  wird.  Die  als 
Gemüsepflanzen    benutzten  Kohlarten    zeigen    zahl- 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


147 


reiche  Abarten,  den  Garten-K.,  z.  B.  Kopfkohl 
oder  Kapp  US,  Fig.  592,  der  je  nach  der  Farbe 
Weissicraut  oder  Rotkraut  heisst.  ferner  Kohl- 
rabi.   Fig.   593.    mit    knollig    verdicktem    Stengel, 


Fig.  595.  Wirsing. 

Winterkohl.  Blattkohl.  Rosenkohl,  Fig.  594, 
mit  kopfförmigen  Blattknospen.  Welschkohl,  Wir- 
sing oder  Savoyer-K.,  Fig.  595,  sowie  Blumen- 
K.  oder  Karfiol.  Fig.  596.  mit  fleischigen  Bliiten- 


Fig.  596.  Blumenkolli. 

Ständen.  Der  Feld-  oder  Rüben-K.  wird  mit  dick- 
fleischigen Wurzeln  gezogen  und  heisst  dann  in 
seinen  Abarten  :  Wasser-,  Teller-,  Futter-,  Steck- 
uiid   Teltower   Rübe;   ebenso   der  Raps:    Kohl- 


oder   Steck-Rübe. 
rabi. 


Wruke    oder    Unter-Kohl- 


6.  Unterfam.    Cardamineen. 

222.  Winterkresse,,  Barbaräea  vulgaris  R.Br. 

Taf.  35,  2. 
Eine  aufrechte,  sparrig  verzweigte  Pflanze  mit 
fiederspaltigen.  leierförmigen  Blätter,  die  einen  grossen 
Endlappen  haben,  und  kleinen  gelben  Blüten,  an 
feuchten  Orten ,  an  Zäunen  von  Wegen  in  ganz 
Europa.  ©,  bis  60  cm,  Mai— Juli,  —  Die  W.  ändert 
vielfach  ab. 

223.  Briiiiueiikresse,  Nastürliiiiii.     Taf.  35,  3. 
Ausdauernde  Kräuter  mit   kahlen,   oft    saftigen 

Blättern,  was  auf  feuchten  Standort  deutet,  bei  der 
gemeinen  Br.  haben  sie  zum  Schutz  gegen  Tier- 
frass  einen  scharfen  Geschmack,  werden  daher  aber 
auch  als  Frühlingssalat  geschätzt.    Die  Samen  liegen 

in  denSchoten  in  2  Reihen 
(beim      naheverwandten 


Fig.  597. 
Nasturtium  silvestre. 


Fig.  .598. 
Nasturtium  ampllibium. 


Schaumkraut  in  einer).  Die  Samen  haften  wegen 
ihrer  Leichtigkeit  am  Gefieder  der  Schwimmvögel, 
die  sie  so  verbreiten. 

A.  Blüte  H-eiss:  Gemeine  Br.,  N.  officinäle  R.Br. 
Taf.  35,  3,  Stengel  vielästig.  Blatt  gefiedert  mit  meist 
grösseren  Endlappen,  Staubbeutel  gelb ;  schwimmend, 
bis  60  cm  hoch,  Juni — Sept. 

B.  Blüte  ;/elb. 

a)  Blüte  so  lang  wie  der  Kelch:  Sumpf-Br.,  N.  pa- 
lüstre  DC,  überall  an  sumpfigen  Stellen,  bis 
60  cm,  Juni — Sept. 

b)  Blüte  Imti/er  als  der  Kelch. 

1.  Schote  so  htm/  wie  ihr  Stiel;  Wald-Br..  N, 
silvestre  DC.  Fig.  597,  Blatt  fiederteilig,  über- 
all an  Ufern  häufig,  bis  50  cm,  Juni  u.  Juli. 

2.  Schote  riel  kiir:i-r  als  ihr  Stiel,  —  wenn 
dann  Stengel  Imlil,  an  den  Gelenken  inincliid: 


148 


Die  Pflanzenwelt. 


ortwechselnde    Br. ,    N.    amphibium   R.Br., 

Fig.  598,  mit  Ausläufern ,  Blatt  länglich-lan- 
zettlich, die  unten  leierförmig  eingeschnitten, 
ändert  nach  dem  Standort  ab,  überall,  anstehen- 
den Gewässern  und  auf  feuchten  Wiesen,  in 
ganz  Europa,  bis  1  m.  Mai  -Juli.  —  wenn  da- 
gegen der  Stengel  nicht  Jm/il  und  n/'r/if  Wurzel?) 
treibt  )i<l:  zweischneidige  Br..  N.  anceps^^DC, 
zerstreut,  an  feuchten  Orten.  Juni  und  Juli. 
[N.  austriacum  in  Sachsen  und  Schlesien 
hat  kugelige  stecknadelkopfgrosse  Schötchen. 
-  N.  pyrenäicum  eiförmige  Schötchen  und 
tiefspaltige  Blätter  mit  schmallinealen  Zipfeln, 
Südwestdeutschland  und  Elbe.] 

224.  Schaumkraut,  Cardamine.     Taf.  33,  4. 

Kräuter  mit  meist  saftigen  und  kahlen  Blättern 
(feuchter  Standort)  und  weissen  Blüten,  die  beim 
Wiesen-Sch.  sich  bei  Nacht  und  feuchtem  Wetter 
schliessen,  sowie  samt  der  ganzen  Traube  nickend 
werden.  Dadurch  schützen  sie  sich  gegen  Wärme- 
verlust. Beim  Spring -Seh.  rollen  sich  die  Frucht- 
klappen bei  der  Reife  um  und  schleudern  dabei  die 
Samen  weit  fort.  Die  grundständigen  Blätter  bilden 
im  Herbst  oft  auf  feuch- 
tem Boden  Knospen  zur 


Fig.  599. 
Cardamine  impatiens. 


Fig.  600. 
Cardamine  hirsuta. 


vegetativen    Vermehrung    als     Ersatz     mangelnder 
Fruchtbildung. 

A.  Krone  doppelt  so  lang  wie  der  Kelch. 

a)  Blattstiel  mit  jjfeilföriiiiycin  Oelirrhen ,  Fig.  599: 
Spring-Sch.,  C.  impatiens  L. ,  hie  und  da,  an 
feuchten  Felsen.  &  u.  t-',  bis  45  cm,  Mai  bis 
Juli. 

b)  Blattstiel  olnie  Oehrcheii,  —  wenn  dann  der  dünne 
Griffel  so  lu»<i  ist  wie  die  Schote  breit:  Wald- 
Sch. ,  C.  silvätica,  bis  50  cm  hoch;  —  wenn 
dagegen  der  dicke  Griffel  kürzer  ist:  behaartes 
Seh.,  C.  hirsuta  L.,   Fig.  600,   nicht  immer  be- 


Fig.  601. 
Cardamine  pratensis. 


haart,  bis  30  cm  hoch,  beide  in  feuchten  Wäl- 
dern, zerstreut.  April— Juni. 
B.  Krone  3  uod  so  laut/  wie  der  Kelch.  -  wenn 
dann  die  Staubfäden  lial/j  so  hoig  wie  die  Krone: 
Wiesen-Sch..  C.  pratensis  L.,  Fig.  601.  mit  hohlem 
aufrechtem  Stengel.  Blüte 
weiss  oder  lila,  auf  feuch- 
ten Wiesen  und  in  lichten 
Wäldern,  überall,  2[.  bis 
30  cm.  April— Mai;  — 
wenn  dagegen  die  Staub- 
fäden so  l<i)iij  wie  die 
Krone:  bitteres  Seh.,  C. 
amära  L.,  Taf.  33,  4,  mit 
dünnem  markigem  Sten- 
gel, weiss,  selten  blass- 
rot, an  Quellen.  Wasser- 
gräben und  auf  feuchten 
Wiesen.  H.  bis  30  cm. 
April— Juni.  Die  beiden  letzten  Arten  werden  als 
Frühlingssalat  gegessen. 

(C.  trifolia  L.  mit   3  zähligen  Blättern  in  Schle- 
sien.] 

225.  Zahnwurz.  Dentäria.  Taf.  35,  4. 
Ausdauernde  Kräuter,  die  mit  ihrem  Wurzel- 
stock im  Humusboden  schattig-feuchter  Gebirgs- 
wälder  kriechen ,  auch  die  zarten  kahlen  Blätter 
kennzeichnen  sie  als  Schattenpflanzen,  die  zwiebel- 
tragende Z.  besitzt,  wie  der  Name  sagt,  als  Ersatz 
geringer  Fruchtbitdung  in  den  Blattachseln  Brut- 
zwiebeln .  die  wegen  ihrer  rundlichen  Form  weit- 
hin rollen  und  sich  so  verbreiten.  Die  Fruchtklappen 
schleudern  die  Samen  durch  Aufrollen  weithin  fort. 

A.  Mit    i/r/iederteil     werliselstüiKlitjeii     Blättern  .     — 

wenn  dann  :>—■'>  Jilätfer,  alle  ijefiedert:  fieder- 
blättrige  Z. ,  D.  pinnäta  Lmk.  Taf.  35,  4,  Süd- 
deutschland, April  u.  Mai;  —  wenn  dagegen 
mehr  Blatter,  nur  die  unteren  gefiedert :  zwiebel- 
tragende Z.,  D.  bulbifera  L.,  hie  und  da.  Mai 
u.  Juni.  Blüte  bei  beiden  weiss  oder  blasslila, 
bis  60  cm  hoch. 

B.  Mit  !/efiii</e}-le/i  quirlstätidiijen  Blättern.  —  wenn 
dann  nur  mit  Hzähliijen  Blättern:  gelbweiss 
D.  enneaph\  llos  L.,  Schlesien  u.  Sachsen,  und 
(rotl  D,  glandulösa  W.  et  K.  in  Schlesien ;  —  wenn 
dagegen  die  unteren  5 zählig:  fingerblältrige 
Z..  D.  digitäta  Lmk.  violett.  Süddeutschland, 
bis  50  cm,  Juni  u.  Juli. 

226.  3Ioii(lvioIa,  Luui'tria  rediviva  L.  Taf.  34  4. 
Auch  Silberblatt.  Eine  hübsche,  violett  blü- 
hende Pflanze  mit  herzförmigen,  gesägten  Blättern, 
wohlriechend;  die  Schoten  sind  flach;  in  feuchten 
Laubwäldern  Mitteleuropas.     %,   bis   1  m,    Mai  u. 


5amilien:  Krcu3blütlcr  (Cruciferae),  (Er5raud)gerDäd||c  (Fumariaceae).       35 


5ig.  1.  (Barten^Rettid),  Raphanus  sativus.    2.  ffiemcine  tDinterftreffc,  Barbaraea  vulgaris.    3.  Brunnentire[fc, 
Nasturtium  officinale.    4.  SafjntDurs,  Dentaria  bulbifera.    5.  (Bolbla*,  Cheiranthus  cheiri.    6.  fjofjUr  Cetii)en= 

iporn,  Corydalis  cava. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


149 


Juni.  —  Eine  als  Zierpflanze  wegen  ihrer  grossen 
runden  Schoten  (mit  silberweisser  Scheidewand)  ge- 
zogene Art  heisst  Judas-Silberlinge. 

7.  Unterfatn.    Capsellineen. 

227.  Hirtentäschel,  Capsella  bursa  pastöris  L. 

Fig.  602. 

Einjähriges  Kraut  mit  Blattrosette,  untere  Blätter 
tief  fiederspaltig,  kleine  Blüten  und  dreieckig-herz- 
förmige Schötchen:    eines  der  häufigsten  Unkräuter 


Fig.  602. 
Capsella  l^ursa  pastöris. 


Fig.  603. 
Camelina  saliva. 


der  ganzen  Erde,  nur  nicht  in  den  Tropen,  0—0, 
bis  30  cm  hoch,  fast  das  ganze  Jahr  blühend. 

[C.  procümbens  in   Thüringen,  Harz   u.  s.  w. 
niederliegend,  mit  fadenförmigem  Stengel.] 

228.  Leindotter,  Dotter,  Camelina  sativa  Crantz. 
Fig.  603. 

Einjähriges  Kraut  mit  unten  gestielten,  oben  mit 
spitzen  Oehrchen  umfassenden  Blättern  und  blass- 
gelben Blüten.  Auf  Aek- 
kern  und  wüsten  Plätzen, 
bis  60  cm  hoch,  Juni 
bis  Juli.  Auch  als  Oel- 
pflanze  angebaut.  [Bei 
C.  dentäta  sind  die  mitt- 
leren Blätter  gezähnt 
bis  fiederspaltig,  Un- 
kraut unter  Lein.] 

229.  Neslen,  Xeslea 

paniculiita  Desv. 

Fig.  604. 

Aufrechtes      Kraut 
.  mit    goldgelben  Blüten 

Flg.  604.  Neslea  paniculata.  ^        ^ 

und  kugeligen  Schliess- 
früchtchen  (einsamig),  unter  Getreide,  zerstreut,  -i. 
bis  45  cm  hoch.  Mai— Juli. 


230.  Hiing-erblümclieu,  Draba.    Taf.  34  6. 

Kräuter  mit  Blattrosette  und  oft  mit  Sternhaaren, 
manche  Arten  gehen  bis  zur  Polarregion  und  in  die 
Hochalpen  und  sind  sehr  weit  verbreitet. 

A.  Krone  yvll):  D.  aizöides,  im  Jura,  an  Felsen. 
2j.,  März  u.  April. 

B.  Krone  "f/.s.'-',  —  wenn  dann  die  Kronenblätter 
ijan:  sind:  Mauer-H..  D.  muralis  L.,  selten  an 
Felsen,  ©,  bis  20  cm,  Mai  u.  Juni;  —  wenn 
dagegen  die  Kronenblätter  i/cyialfen  sind: 
Frühlings-H.,  D.  verna  L..  Taf.  34,  6,  überall- 
0,  bis  10  cm,  März  u.  April. 

8.  Unterfam.    T  ii  rri  tin  een. 
231.  Turmkraut,  Tiirritis  glabra  L.     Fig.  605. 
Ein   straff   aufrechtes    Kraut    mit   schrotsägeför- 
migen  Wurzel-  und  pfeilförmig  umfassenden  Stengel- 
blättern, die  Blüten  sind 
klein  und  weiss,  die  Scho- 
ten sehr  lang.  In  Wäldern 
und   an  steinigen  Orten 
häufig.     "^  ,    bis   60  cm, 
Juni— Juli.      Eine     gute 
Weidepflanze,    die    auch 
als  Gemüse  und  Salat  zu 
benutzen  ist. 

232.  Gänsekresse, 
Arsjbis. 

Meist  sternhaarige 
Kräuter  mit  Blattrosette. 
Die  Blüten  sind  meistens 
weiss.  Die  langen  Scho- 
ten enthalten  Samen,  die 
flach  und  oft  geflügelt  sind  (zur  Verbreitung  durch 
Wind).  Weit  verbreitete  Gattung  der  nördlichen  ge- 
mässigten Länder. 

A.  Same  hreit  ;/efiii(;i'//. 
Fig.  606  unten  links: 
Turm-G. ,  A.  türrita  L., 
Fig,  606,  in  Mitteleuropa 
weit  verbreitet,  bei  uns 
zerstreut,  auf  Hügeln,  an 
schattigen  Felsen.  &\  bis 
30  cm,  Mai  u.  Juni. 

B.    Same    n/rlif    i/c- 
fthjelf. 

a)  Stengelblätter  herzför- 
mii/  11)11  fassend ,  kurz 
gestielt  (A.  petraea 
Lam.  im  Südharz  hat 
sitzende  Blätter),  — 
wenn  dann  die  Grundblätter  fiediTspuItii/:  Sand- 
G..  A.  arenösa  Scop. ,  Fig.  607,  an  sandig- 
steinigen Orten.  Weinberge  am  Rhein.    -'  u.  2j., 


Fig.  605.  Turritis  glabra. 


Fig.  606.  Arabis  turrita. 


150 


Die  Pflanzenwelt. 


bis  30  cm.  Mai-  -Ulli;  —  wenn  dagegen  Grund- 
blätter nnii/licli ,  liöchstens  schwach  gezähnt : 
Hallers  G.,  A.  Hallen  L.,  an  nassen  Felsen  u.s.w.. 
Mitteldeutschlands.  1|,  bis  30  cm,  April— Aug. 
b)  Stengelblätter  n/chl   licrzf',niil<i   mii/axfien'/. 

1.  Blätter  /.■»/'/:  Kohl-G.,  A.  brassiciförmis 
Wallr.,  an  Kalkfelsen,  selten.  %.  bis  30  cm, 
Mai  u.  Juni. 

2.  Blätter  i/raiifilzii/  (A.  alpina  L.,  Riesengebirge. 
Harz,  Zierpflanzen  mit  2  Höckern  am  Kelch, 
die  andern  nicht).  —  wenn  dann  die  Blätter 
liir/.-cr,  mit  rhifitrlini  Haaren  ;  rauhhaarige  G.. 

A.  hirsüta  Scop..  Blät- 
ter mit  abstehenden 
Oehrchen.  in  ganz  Eu- 
ropa .  bei  uns  häufig, 
auf  Hügeln,  in  Wäldern. 
G)  oder  2|..  bis  60  cm, 
Mai— Juli;  —  wenn  da- 
gegen Blätter  (/i'driiiiij/, 
mit  ästigen  Haaren :  Ge- 
rards-G.,  A.  Gerärdi 
Bess.,  zerstreut,  in  feuch- 
ten Wäldern.  G .  bis 
1  m,  Mai  u.  Juni.  (A. 
auriculäta  Thüringen 
hat  weit  abstehende 
Schoten.) 


Fig.  607.  Arabis  arenosa. 


buchtig  gezähnt,  zerstreut,  auf  Kalkhügeln 
und  Brachfeldern.  ©,  bis  30  cm.  Juni 
u.  ,Iuli. 
OO  Schoten  aijfnriit,  —  wenn  dann  das  Blatt 
fast  ii<ni::ni)ii//i/,  </ruui/riiii :  rutenförmiger 
Seh.,  E.  virgätum  Rth.,  an  Ufern  und 
unbebauten  Plätzen   in  Süd-   und  Mittel- 


9.  Unterfam.    Erysimeen. 

233.  Schotendotter,  Erysimuin.     Taf.  33,  5. 

Auch  Hederich.    Meistens  durch  angedrückte  | 
Haare   graugrüne   Kräuter  mit   meist  gelben   Blüten 
und  vierkantigen  Schoten.     Artenreiche  Gattung  der 
nördlichen  Erdhälfte. 

A.  Blatt  Jirr:fönii/i/  iniifnsseiii/.  Fig.  608,  morgeti- 
ländischer  Seh..  E.  Orientale  R.Br.  Fig.  608.  Blatt 
ungeteilt.  Blüte  weissgelb.  hie  und  da  auf  Aeckern. 
© ,  bis  50  cm,  Mai- -Aug.  1 

B.  Blatt  nicht  lier^förmii/. 

1.  Krone  ireissyelb:  Thals-Sch.,  E.  thaliänum  L., 
häufig  auf  Brachäckern.  G.  bis  30  cm,  April 
Juni. 

2.  Krone  ijelli. 

a.  Krone  so  Ikihi.  ihr  Stiel  l<i)i<i(r  als  der  Kelch : 
lackartiger  Seh..  E.  cheiranthoidesL..Taf.33,5. 
mit  dreiteiligen  Haaren,   Schote  4 kantig  auf- 
recht abstehend;  häufig  auf  Aeckern   und  an 
Flüssen.     0,  bis  60  cm,  Mai  bis  Herbst, 
b)  Krone  UiiKjer ,  ihr  Stiel  kih-zn-  als  der  Kelch. 
■"  Kronblätter  '.^,2  nmi  breit. 
o  Schoteniast ini;/,-rcciit  iih.tie/nii</ :  sparriger 
Seh.,  E.  repändum  L..  Fig.  609.  Blätter 


Fig.  R08.  Krysimum  Orientale.        Fig.  609.  Erysimum  repändum. 

deutschland,  selten;  —  wenn  dagegen 
Blätter  (iesi-lnreift-<ieziiJnit,  i/rasf/riiii :  steifer 
Seh..  E.  strictum  Fl.  Wett..  an  Ufern  und 
Mauern,  zerstreut,  beide  ۥ' ,  bis  1  m, 
Juni  u.  Juli. 
'■■■'■   Kronenblätter  4 — 8  unn  breit. 

O  Blätter  </anzranilii/,  mit  einfurlieii  Haaren: 
graublättriger  Seh..  E.  canescens  Rth.. 
sonnige  Hügel  Süddeutschlands.  '4-  bis 
1  m.  Mai  u.  .Iiini. 
OO  Blätter  (/e:ä/uit,  mit  SspaJtii/eii  Haaren,  — 
wenn  dann  mit  lMp1'fi'>rmi<ier  Narbe.  Blüte 
)iic]it  irnlilriecliend:  pippaublättriger  Seh., 
E.  crepidifolium  Rchb.,  felsiger  Boden  in 
Süddeutschland  und  Harz,  i:!; ,  bis  60  cm, 
Mai  u.  Juni :  —  wenn  dagegen  Narbe 
,i'.s7;a///V/,  Blüte  abends  irnlitriectinid  :  wohl- 
rieehender  Seh.,  E.  odorätum  Ehrh.. 
Kalkhügel  Süd-  und  Mitteldeutschlands, 
selten,     t: ,  bis  30  cm,  Mai  -  Sept. 

234.  (Joldlack,  Cheiränthus  Cheirl  L. 

Taf.  35,  5. 
Ausdauernde  Pflanze  mit  lanzettlichen,  ganz- 
randigen  Blättern,  die  angedrückt  behaart  sind,  die 
goldgelben  Blüten  (in  der  Kultur  dunkel)  duften  und 
besitzen  so  einen  wirkungsvollen  Lockapparat.  Die 
Schoten  sind  zusammengedrückt.  Am  Rhein  und 
in  Südeuropa  wild,  sonst  in  vielen,  auch  gefüllten. 
Spielarten  kultiviert. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


151 


10.  Unterfam.    Alyssineen. 
235.  Steinkraut,  Scliildkraut,  Alyssuin. 

Taf.  34.  5. 
Niedrige  Kräuter,  deren  Blätter  nach  Gestalt, 
Lage  und  Grösse  dem  Standort  entsprechend  ab- 
ändern, mit  grauen  Sternhaaren,  auch  an  den  Schöt- 
chen.  Der  Stengel  ist  am  Grunde  holzig.  —  Wenn 
die  Krone  goldgelb  und  der  Kelch  abfällt:  Berg-St., 
A.  montänum  L..  Taf.  34,  5.  goldgelb,  in  Europa 
an  Felsen,   zerstreut.  U, 


bis  25  cm ;  —  wenn  da- 
gegen Kronen  blassgelb, 
Kelch  bleibend:  kelch- 
fruchtiges  St.,    A.   caly- 


Fig.  610. 
Alyssum  calycinum. 


Fig.  611. 
Berteroa  incana. 


cinum  L  .  Fig.  610.  häufig  auf  Mauern  und  trocknen 
Aeckern.     0,  bis   10  cm.  beide  Mai- Sept. 

236.  Uraiikresse,  Berteroa  iiicäiia  DC.  Fig.  611. 
Eine  durch  Sternhaare  graue  Pflanze  mit  hol- 
zigem Stengel,  weissen  Blüten  und  länglichrunden 
Schötchen,  hie  und  da,  an  sandigen,  trocknen  Orten. 
®  u.  G,  bis  50  cm,  .luni— Okt. 

11.  Unterfam.    Hesperidineen. 

237.  Nat'litviole,  Hesperis  inatrunälis  L. 

Taf.  33,  6. 
Aufrechte,  oben  verästelte  Pflanze  mit  ei-lanzett- 
lichen  Blättern  und  duftenden  lila  oder  rötlichweissen 
Blüten.  In  Gebüschen  und  Wäldern  Süd-  und  Mittel- 
europas. Zierpflanze,  bei  uns  verwildert.  G  oder  IJ , 
bis  70  cm.  Mai  u.  Juni. 

238.  Zackeuscliötehen,  Büuias  orientälis  L. 

Aufrechte  Pflanze  mit  gezähnten  Blättern,  gelben 
Blüten  und  Nüsschen  statt  der  Schoten,  eingeschleppt 
an  Ufern  und  Schuttplätzen.   ©,  bis  1  m,  Juni  u.  .Juli. 

56.  Farn.    Erdrauchgewächse,  Fumariaceen. 
Kahle  saftige  Kräuter  mit  geteilten  Blättern  und 
gespornter  rachenförmiger  Blüte. 


Fig.  612.  Corydalis  lutea. 


239.  LercheiLsponi,  Corydalis.  Taf.  35,  6. 
Der  meist  knollige  Wurzelstock  ist  ein  ausgie-  ">'«' 
biger  Vorratsspeicher,  da  die  Pflanze  frühzeitig 
(April  u.  Mai)  blüht,  die  grossen  zarten  Blätter  zeigen 
die  Schattenpflanzen  an. 
die  zahlreichen  Blüten 
duften  zart,  der  Honig 
liegt  unter  Verschluss 
gegen  Honigdiebe  im 
Sporn,  die  beiden  inne- 
ren Kronenblätter  bilden 
eine  schützende  Kapuze 
für  die  Staubbeutel.  Es 
ist  eine  ausgesprochene 
Bienenblume.     Bei    dem 

gelben  L.  besitzen  die  Staubbeutel   ein  Schleuder- 
werk. 

A.  Blüten  <iell,:  gelber  L.,  C.  lutea  DC,  Fig.  612. 
besonders  in  Südeuropa,  bei  uns  zerstreut  an 
alten  Mauern      0,  bis  30  cm. 

B.  Blüte  /•"/  oder  ireiss  (C.  claviculäta  DC.  sehr 
selten ,  hat  keine  Wurzelknollen).  —  wenn 
dann  Deckblatt //e.y^u/'c// ,  Knolle  nicht  hohl: 
gefingerter  L..  C.  sölida  Sni..  stellenweise,  be- 
sonders auf  Sandboden,  %,  bis  30  cm;  — 
wenn  dagegen  Deckblatt  ijanzramJiij ,  Knolle 
hohl:  hohler  L..  C.  cava  Schwg.  et  K  .  Taf.  35, 
6,  Traube  reichblütig  [C.  fabäcea  Pers.  sehr 
selten,  hat  nicnt  hohle  Knolle  und  4-5blütige 
Traube]. 


a.     Frucht    auf- 

spriiiijeitd        mit 

Samen. 


240.  Erdrauch,  Funuiria.     Taf.  36,  1. 

Zartes  graugrünes  Kraut  mit  rankendem  Blatt- 
stiel. Die  Pflanze  ist  durch  einen  Bitterstoff  gegen 
Tierfrass  geschützt.  Die  purpurroten  Blüten  (an  der 
Spitze  schwärzlich)  sind  klein  und  werden  wenig 
besucht,  zeigen  daher  oft  Selbstbestäubung.  0, 
Mai— Sept. 

A.  Frucht  (jldtt,  —  wenn  dann  Blüte  inisti  oder 
!/elb/reiss:  rankender  E. ,  F.  capreoläta  L., 
Schutthaufen  u.  s  w.  selten;  -  wenn  dagegen 
purpurn:  Mauer-E..  F.  murälis  Sond.,  auf 
Mauern  bei  Hamburg;  beide  kletternd  oder 
niederliegend,  bis  1  ni  lang. 

B.  Frucht  hockeriij:  gemeiner  E..  F.  officinälis  L., 
Taf.  36,  1.  auf  Aeckern  und  wüsten  Plätzen, 
bis  30  cm.  ändert  vielfach  ab;  offizineil. 


b.  Frucht  eine  c(ii. 

KaDiiffe      Schli€BS~ 

f nicht. 


57.  Farn.    Mohngewächse,  Papaveraceen. 

241.  Molui,  Papäver.     Taf.  36,  20. 

Die    Pflanzen    haben    eine    lange 

auf    wasserdurchlässigem    Sandboden ,    kurze    stark 

verzweigte   Wurzeln    dagegen    auf    undurchlässigem 

Lehmboden.     Sie    sind    durch    Milchsaft.   Borsten- 


a.     Frucht    eine 
eiförmige  Kapitel 

Pfahlwurzel     '""  t"«'«"'- 


152 


Die  Pflanzenwelt. 


haare  und  Geruch  gegen  Weidetiere  geschützt.  Im 
Herbst  bilden  sie  eine  Blattrosette  zum  Ueberwin- 
tern,  im  Frühjahr  einen  aufsteigenden  Stengel.  Die 
Blätter  werden  des  Lichtgenusses  wegen  nach  oben 
kleiner.  Die  beiden  Kelchblätter  sind  lediglich  Kno- 
spenschutz, da  sie  bald  abfallen.  Die  Blüten  stehen 
einzeln,  sind  dafür  aber  sehr  gross  und  rot.  also 
weithin  sichtbar,  in  der  Knospe  sind  die  4  Kronen- 
blätter wie  zerknittert.  Die  zahlreichen  Staubgefässe 
liefern  den  Insekten  Blütenstaub  zur  Nahrung  und 
die  grosse  breite  Narbe  ist  ihnen  eine  bequeme  An- 
flugstelle. Die  Lochkapsel  steht  auf  langem  elasti- 
schem Stiel  aufrecht  (während  Knospe  und  Blüte 
geneigt  sind),  daher  werden  die  zahlreichen  leichten, 
kleinen  Samen  durch  Windstösse  weithin  verbreitet. 
Der  Same  hat  Vertiefungen,  so  dass  er  sich  im  Keim- 
bett leicht  festhalten  kann.  —  Der  in  Südeuropa 
heimische  Schlaf-M.  wird  wegen  der  ölhaltigen 
Samen  zur  Gewinnung  des  Mohnöls  angebaut,  auch 
in  vielen  Spielarten  als  Zierpflanze.  In  Indien  und 
Aegypten  ritzt  man  die  jungen  Samenkapseln  an 
und  gewinnt  aus  dem  eingetrockneten  Milchsaft 
Opium. 

A.   Pflanze  kahl:   Schlaf-  oder   Garten-M.,   P. 
613.    blaugrüne    Pflanze    mit 
weissen  oder  violetten  Blü- 
ten, am  Grunde  ein  dunkler 


somniferum   L. ,    Fit: 


Fig.  61.3. 
Papaver  somniferum. 


Fig.  614. 
Papaver  argeinone. 


Fleck,  Blätter  stengelumfassend.   0,  bis  90  cm,  Juli 
u.  Aug. 

B.  Pflanze  iMlnimi,  Fig.  614. 

1.  Kapsel  auch  hflmart,  Fig.  614,  wenn  dann 
die  Narbe  4 — öxfru/ili;/:  Sand-M..  P.  argemöne 
L..  Fig.  614,  zerstreut,  bis  30  cm;  —  wenn  da- 
gegen 6  — 8 strahl ii/:  Bastard-M..  P.  hybridum 
L.,  selten,  bis  60  cm,  beide  auf  Aeckern.  ©, 
Mai— Juli. 

2.  Kapsel  L-alil,  —  wenn  dann  Kapsel  S—l'l-irahl/</ 
und  Kapsel  kurz-eiförmig:  Klatsch-M.  Feld-M. 
oder   Klatschrose.   P.    Rhoeas  L..  Taf.  36,  2. 


b.     Frucht    eine 

ziteiktrippiife 

Scliute. 
1.  Narbe  schnwl. 


2.    Narbe    hreii. 


scharlachrot,  am  Grunde  oft  schwarz,  überall 
unter  Saat;  —  wenn  dagegen  Narbe  /'/••>•  (hlrahl/i/- 
Kapsel  keulenförmig :  zweifelhafter  M..  P.  dübiuni 
L.,  unter  der  Saat,  auf  Schutt,  seltener,  beide 
©,  bis  60  cm,  Mai— Juli, 

242.  Schöllkraut,  Chelidöiiiiiin  maju.s  L. 

Taf.  36,  3. 
Ausdauerndes  Kraut  mit  orangerotem  giftigem 
Milchsaft,  ästigem  Stengel,  fiederspaltigen  Blättern 
und  kleinen,  aber  zahlreicheren  gelben  Blüten.  Die 
Staubbeutel  stehen  anfangs  von  der  Narbe  ab,  legen 
sich  ihr  jedoch  später  zur  Selbstbestäubung  an.  Die 
Samen  haben  eine  fleischige  Nabelschwiele ,  wes- 
wegen sie  von  Ameisen  verschleppt  werden.  Ein 
offizinelles.  an  Alauern  und  Hecken  häufiges  Un- 
kraut, bis  1   m,  Mai— Sept. 

243.  Horiimolin.  (JlihKiiiiu  li'iteiiiii  Scop. 

Taf.  36,  4. 
Grau  bereiftes  Kraut,  dessen  obere  Blätter  den 
Stengel  umfassen ,  dem  Mohn  ähnlich ,  doch  gold- 
gelb und  mit  länglichen  Schoten,  zerstreut,  an  san- 
digen Orten  (sonst  besonders  an  der  Mittelmeer- 
küste).    Ö,  bis  80  cm,  Juli  u,  Aug. 


XIX.  Reihe:  Hahnenfussblütige. 
58.  Farn.  Seerosengewächse,  Nymphaeaceen, 
Wasserpflanzen  mit  im  Schlamm  kriechendem 
Wurzelstock,  die  jungen  Blätter  sind  zum  Schutz 
nach  innen  eingerollt,  dann  schwimmen  sie  flach 
auf  dem  Wasser,  sie  haben  die  Spaltöffnungen  daher 
auf  der  Oberseite  und  hier  auch  eine  Wachsschicht, 
damit  das  Wasser  abläuft.  Die  Unterseite  ist  rot- 
violett, was  der  Umsetzung  von  Licht  in  Wärme 
dient ,  die  langen  biegsamen  Blattstiele  mit  Luft- 
kammern geben  bei  sinkendem  Wasserspiegel  leicht 
nach.  In  den  Luftkammern  der  Blätter  und  Stiele 
befinden  sich  (gegen  Schneckenfrass)  rauhe  Stern- 
haare. Die  Blüten  stehen  einzeln  .  sind  aber  gross 
und  haben  zahlreiche  Blumenblätter.  Die  Blüten 
haben  keinen  Honig,  dafür  aber  für  die  Insekten 
viel  Blütenstaub  in  den  zahlreichen  Staubgefässen. 
Abends  scliliessen  sie  sich  zum  Schutz  der  inneren 
Teile.  Die  Seerose  hat  klebrige  Samen  mit  Luft- 
mantel  (zur  Verbreitung),  später  entweicht  die  Luft 
und  die  Samen  sinken  zur  Keimung  auf  den  Boden 
der  Gewässer;  bei  der  Teichrose  hat  die  Schwimm- 
frucht eine  weisse,  sehr  lufthaltige  Schicht,  welche 
beim  Faulen  die  Samen  entlässt.  Die  schönen 
Pflanzen  sind  in  ganz  Europa  verbreitet. 

244.  Seerose,    Nymphaea  alba  L.     Taf.  36,  5.     i':,-,'^,'';!',,'^"^ 
Die   schöne  Blüte   ist  weiss.     Die  Pflanze   lebt        Krone, 
in  stehenden  Gewässern,  Juni — Sept,  —  Nahe  ver- 
wandt ist  die  ägyptische  Lotosblume, 


Samilicn:   (Erbrau(f)=  (Fumariaceae),  ITlot)n=  (Papaveraceae)  unb  Seerojengctoäcfjfc 

(Nymphaeaceae).  36 


5ig.  1.  (Etbraud),  Fumaria  officinalis.    2.  5«lömol)n,  Papaver  Rhoeas.    3.  Sd)önhraut,  Chelidonium  majus. 
4.  ^ornmo^n,  Qlaucium  luteum.    5.  Seeroje,  Nymphaea  alba.     6.  (teidjtojc,  Nuphar  luteum. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


153 


Fig.  615. 
Ceratophyllum  deniersuni. 


b  Kekh  .5  6Mi(- 245.  Teü'hrose.  Niipliar  luteum  Sm.    Taf.  36,   6. 

i-iif,  lihiger  als  die 

Krone.  Die  Blüte  ist  gelb  und  kleiner  als  die  der  See- 

rose,  in    stehenden    oder    langsam   fliessenden   Ge- 
wässern.    Juni— Sept. 

59.  Farn.  Hornblattgewächse,  Ceratophyllaceen. 
246.  Hornblatt,  CeratopliyUiiiu  demersuin  L. 

Fig.  615. 
Wasserpflanzen  ohne   Wurzeln .  die  das  Wasser 

also  durch  die  quirlförmig  stehenden  Blätter  auf- 
nehmen, diese  sind  fein- 
geschlitzt undschmal,  da- 
bei (gegen  Tierfrass) 
hornartig  und  starr,  auch 
durch  Kaikabscheidung 
ist  Stengel  und  Laub  ge- 
schützt. Die  zweige- 
schlechtigen  Blüten  sind 
klein  und  unansehnlich, 
die  Bestäubung  erfolgt 
im  Wasser.  Die  Früchte 
haben  dornige  Anker- 
stacheln, Fig.  615  unten, 
mit  denen  sie  sich  im 
Schlamm  verankern.  In 
stehenden  oder  langsam 

fliessenden  Gewässern.  1],  Mai — Aug. 

[C.  plathyacänthum  L.   hat  eine  zwischen   den 

Dornen  geflügelte  Frucht,  C.  submersum  L.  hat  nur 

einen  Dorn,  beide  sind  selten.] 

60.Fam.  Hahnenfussgewächse,  Ranunculaceen. 

Eine  wichtige  und  über  alle  Zonen  verbreitete 
Familie,  meistens  Kräuter  ohne  Nebenblätter  mit 
zahlreichen  Staubgefässen  und  mehreren  Stempeln. 
Sie  haben  als  Schutz  gegen  Tierfrass  oft  scharfe 
Gifte,  sind  dann  aber  auch  deshalb  offizineil.  Viele 
werden  als  Zierpflanzen  kultiviert.  Wir  unterscheiden 
5  Unterfamilien. 

A.  Staubbeutel  nach /«;«v/  aufspringend:  5.  P  ä- 
o  nieen. 

B.  Staubbeutel  seiflich  oder  (tiasen  aufspringend. 

1.  Blätter  yci/eiiständit/:  1.  Clematideen. 

2.  Blätter  wechselstäm/ii/. 

a)  Früchte  iiicld-taaiiii;/:  4.  Helleboreen. 

b)  Früchte  ei>/siiiiiii/,  —  wenn  dann  das  Kron- 
blatt am  Grunde  mit  HoKigyrube:  3.  Ranun- 
culeen,  —  wenn  o/nic  solche:  2.  Anemo- 
neen. 

1.  Unterfam.    Clematideen. 
247.  Waldrebe,  Cleiiuiti.s.    Taf.  37,  1.  Ib. 
Meistens    mit    holzigem    Stamm,    ausdauernde 
Pflanzen,   die  sich   durch  Winden   oder  „Flechten" 

Hof f mann-Dennert.  Botaii.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Juni  u.  Juli; 
rituell,   Perigon- 


über  den  Boden  erheben,  d.  h.  sie  strecken  Blätter 
und  wagerechte  Zweige  zwischen  das  Gewirr  der 
Hecke.  Ein  brennend  scharfer  Saft  schützt  gegen 
Tierfrass.  Die  Blüten  haben  nur  gefärbte  Kelch- 
blätter. Bei  der  gemeinen  W.  sind  die  Blüten  klein 
und  unscheinbar,  aber  zahlreich  und  duftend,  manche 
Arten  haben  keinen  Honig,  dagegen  in  den  zahl- 
reichen Staubgefässen  viel  Blütenstaub  als  Nahrung 
für  die  bestäubenden  Insekten.  Indem  die  Narbe 
zuerst  reift,  wird  Fremdbestäubung  gesichert.  Die 
Früchte  haben  eine  federartige  Verlängerung,  welche 
als  Flugorgan  zur  Verbreitung  dient.  Die  Arten 
sind  unsere  „Lianen"  in  Wäldern,  Gebüschen  und 
Hecken.  Manche  sind  geschätzte  Zierpflanzen,  die 
aus  Südeuropa  stammen  (z.  B.  C.  viticella  L.  Blatt 
geteilt.  C.  integrifölia  L.  Blatt  ganz,  beide  rotviolett, 
D.  flämmula  L.  weiss). 

Wenn  ein  aufrechtes  Kraxt,  Perigonblatt  kahl, 
am  Rand  flaumig:  aufrechte  W.,  C.  recta  L.,  selten, 
auf  trocknen  Wiesen,  2|-,  bis  l\'.i  m 
—  wenn  dagegen  ein  hicttcmilcr  St. 
blatt  beiderseits  filzig:  gemeine  W.,  Teufelszwirn, 
C.  vitälba  L. ,  Gebüsche,  Hecken,  fi ,  bis  7  m, 
Juni  u.  Juli. 

Anm.  Bei  der  nahe  verwandten  süddeutsch- 
alpinen Alpenrebe,  Aträgene  alpina  L.,  ist  Kelch 
und  Krone  vorhanden. 

2,  Unterfam.   Anemoneen, 

248.  Teufelsauge,  Adonis.     Taf,  37,  2. 

Auch  Adonisröschen.  Meistens  einjährige 
Pflanzen  mit  giftigen  Wurzeln  und  fein  zerteilten 
Blättern.  DieBlüten  duften  nicht, 
haben  abergrelle  Farben ,  abends 
und  bei  feuchtem  Wetter  krüm- 
men sich  ihre  Stiele  zum  Schutz 
der  Innern  Organe.  Die  Narben 
werden  (zur  Fremdbestäubung) 
zuerst  reif.  Fehlt  der  Insekten- 
besuch, so  krümmen  sich  zu- 
letzt die  innersten  Staubgefässe 
einwärts  zu  den  Narben  hin. 
Die  Früchte  sind  geschnäbelt. 
Alle  Arten  sind  auch  Zier- 
pflanzen. 

A.  Krone    1:.'--Mhl,ntriii, 
Fig.    616:     Frühlings-T.,     A. 

vernälis  L. ,  Fig.  616,  gelb,  auf  sonnigen  Kalk- 
hügeln, zerstreut.     2j.,  bis  Vi  m,  April  u.  Mai. 

B.  Krone  bis  ShUittriii.    Taf.  37,  2. 

a)  Kelch  raiihhaarii/:  brennendrotes  T-,  A.  flämmeus 
Jacq.  mennigrot,  hie  und  da  unter  der  Saat, 
besonders  auf  Kalk,  Juni— Aug. 

b)  Kelch  Knbcliaarf.  —  wenn  dann  Kelch  aidiefienrl 

20 


1.  Kelch  lt.  Krane 

unterschieden. 


Fig.  616. 
Adonis  vernalis. 


154 


Die  Pflanzenwelt. 


und  Frucht  am  Grunde  mif  '/(ihn:  Sommer-T., 
Blutauge,  A.  aestivälis  L.,  Taf.  37,  2,  mennig- 
rot, am  Grunde  schwarz,  unter  den  Saaten  zer- 
streut, Mai— Juli;  —  wenn  dagegen  Kelch  ab- 
stehend, Frucht  (ihnc  Ziihii :  Herbst-T.,  A.  autum- 
nälis  L.,  blutrot,  Aecker  und  Schutthaufen  Süd- 
deutschlands, Juni — Sept. 


249.  Windröschen,  Anemone. 


2.  Füiift'ndie  Blü- 

Unfiiilte. 
a.Unttr  der  Blüte 

in   einiger  Ent-  Kräuter,    die    mit  Wurzelstock    ausdauern,    bei 

ÄW«"-|e  //,X^'"ä"'^h^"  zeigen  die  grossen;  dünnen  Blätter  den 
schattigen  Wald,  bei  anderen  die  kleineren,  derben 
und  behaarten  Blätter  den  trocknen  Standort  an. 
Die  zahlreichen  Staubgefässe  bergen  statt  des  feh- 
lenden Honigs  viel  Blütenstaub,  auch  haben  die 
Blüten  mancher  Arten  an  ihren  Hüllblättern  Nähr- 
gewebe für  die  Insekten.  Die  dichtstehenden  Staub- 
beutel bilden  diesen  eine  Anflugstelle  dar  und  pudern 
sie  unterseits  mit  Blütenstaub  ein.  Nachts  und  bei 
feuchtem  Wetter  schliesst  sich  die  Blüte  und  wird 
nickend  (zum  Schutz  des  Pollens  gegen  Feuchtigkeit). 
A.  Hüllblätter  der  Blüte  a/tzciid. 

a)  Hüllblätter  imi/estielt  (wie  ein  Kelch) ;  Leber- 
blümchen, A.  hepätica  L..  Taf.  39,  1,  nieren- 
förmige  dreilappige  Blätter,  blau,  weiss,  in 
schattigen  Wäldern  zerstreut,  auch  kultiviert.  2|, 
bis  15  cm  hoch,  März  u.  April. 

b)  Hüllblätter  rieifcili,/,  Fig.  617. 

1.  Blüte  weiss  oder  </elb:  A.  vernälis  L.  Wurzel- 
blätter gefiedert,  A.  alpina  L.  dagegen  doppelt 
3  zählig,  beide  selten,  höhere  Gebirge. 

2.  Blüte  i'iuletf,  —  wenn  dann  aufrecht:  gemeine 
Kuhschelle,  Küchenschelle, A.  pulsatilla  L., 


Fig.  617. 
Anemone  pratensis. 


Fig.  618. 
Anemone  ranunculoides. 


Taf.  37,  3.  Perigon  doppelt  so  lang  wie  die 
Staubgefässe,  hie  und  da  auf  trocknen 
Hügeln,   bis  3ü  cm;  —  wenn  dagegen   Hher- 


liäniieml:  Wiesen-Kuhschelle.  A.  pratensis  L., 
Fig.  617,  Perigon  etwa  so  lang  wie  die  Staub- 
gefässe, selten,  ebenda,  beide:  %,  April  u.  Mai. 
B.  Hüllblätter  gestielt  (den  Wurzelblättern    ähn- 
lich), Fig.  618. 

a)  Perigon  gelb:  gelbes  W. ,  gelbe  Osterblume, 
A.  ranunculoides  L.,  Fig.  618,  Blüten  meist  zu  2, 
schattige  Wälder.     % ,  bis  30  cm,  April  u.  Mai. 

b)  Perigon  ireiss  (aussen  oft  rötlich),  —  wenn  dann 
hiirhstnis  ein  dreizähliges  Wurzelblatt:  Busch-W.. 
Waldanemone,  weisse  Osterblume,  A.  nemo- 
rösa  L. ,  Taf.  39,  2,  Blüten  einzeln,  überall  in 
Laubwäldern,  April  u.  Mai;  -  wenn  dagegen 
mehrere  Wurzelblätter:  Wald-W.,  A.  silvestris  L  , 
selten,  in  Gebirgen,  Mai  u.  Juni,  beide:  '?|,  bis 
30  cm. 

Anm.     A.  narcissiflöra    L.    Riesengebirge    und 
deutsche  Alpen  hat  eine  Blütendolde. 

250.  Wiesenraute,  Tlialietruni.  Taf.  37,  4. 
Ausdauernde  Pflanzen  mit  geteilten,  nach  oben 
kleiner  werdenden  Blättern,  die  sich  gegenseitig  beim 
Lichtgenuss  nicht  stören.  Die  Blüten  sind  unschein- 
bar, das  Perigon  fällt  bald  ab,  aber  die  Blüten  stehen 
zahlreich  zusammen,  und  die  Staubgefässe  sind  zum 
Anlocken  der  Insekten  gefärbt.  Diese  finden  in 
den  Blüten  viel  Blütenstaub  statt  des  Honigs ;  bei 
manchen  findet  auch  Windbestäubung  statt,  da  die 
Staubfäden  lang  heraushängen  und  leicht  beweglich 

sind.   Weil  sie  dann  ohne 
Hülle     schutzlos     sind. 


b.   Unter  der 

Blüte    kfine    be~ 

Bt/iir/erf  lli'die. 


Fig.  619. 
Tlialictrum  flavuni. 


Fig.  620. 
Tlialictrum  minus. 


schliessen  sich  bei  schlechtem  Wetter  wieder  ihre 
Fächer.  Bei  der  akleiblättrigen  W.,  Th.  aquilegi- 
fölium  L..  Taf.  37,  4,  haben  die  Früchte  zur  Wind- 
verbreitung häutige  Flügel.  Diese  Art  (mit  gestielten, 
statt  sonst  sitzenden  Früchtchen)  hat  violette  Staub- 
gefässe und  dient  als  Zierpflanze .  sonst  selten  in 
Gebirgen. 

A.  Rispe  doldeiitraiibig ,  uiifreeht :  gelbe  W. ,  Th. 
flavum  L.,  Fig.  619,  Blätter  gefiedert,  zerstreut 
auf  feuchten  Wiesen,  bis  1  m,  Juni  u.  Juli. 
[Th.  angustifölium  L.  in  Sachsen  und  Schle- 
sien, mit  mehrfach  3  zähligem  Blatt.] 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogameri. 


155 


B.  Rispe  injraiiüdoiförmig,  iiberluinyciid.  —  wenn 
dann  Fiederchen  lineal ,  (/riiii:  Labkraut-W., 
Th.  galiöi'des  Nestl..  Blatt  glänzend  (Th.  Sim- 
plex, selten,  mattes  Blatt],  selten,  feuchte 
Wiesen,  bis  1  m  hoch,  Juli;  —  wenn  dagegen 
Fiederchen  rumUkli ,  unten  r/raw/nlir.  kleine 
W..  Th.  minus  L.,  Fig.  620,  auf  Wiesen  und 
Hügeln,  bis  1%  m,  Mai  u.  Juni. 

3.  Unterfam.    Ranunkuieen. 

251.  Mäusesi'liwaiiz,  Myosünis  iniiiiinus  L. 

Taf.  37,  5. 

Zwergpflänzchen  (bis  8  cm)  mit  einblütigem 
Schaft,  schmalen  grundständigen  Blättern  und  gelb- 
lichen Blüten,  deren  Boden  walzig  verlängert  ist. 
Auf  Sand-  und  Lehmäckern.  ©  oder  0 .  Mai  u. 
Juni. 

2.  Honiggrube        252.  Hahiienfiiss,  Raniinciiliis.     Taf.  37,  6. 

offen     oder     mit 

Schuppe,  Kelch         Kräuter,  z.  T.  giftig  (gegen  Tierfrass),  mit  gelben 
„i,„e  sp,,,;,.     ^^^^  weissen  Blüten,  die  sich  abends  und  bei  feuch- 
tem Wetter  schliessen  und  nicken  (zum  Schutz).-  Bei 


1.  iioniggrube 

»•ö7;jv',9,Kelchblatt 

(lesponit. 


Fig.  621. 
Ranuncuius  hederaceus. 


Fig.  622. 
Ranuncuius  aquatilis. 


ihnen  findet  sich  neben  viel  Blütenstaub  auch  Honig, 
die  büschelig  stehenden  Staubgefässe  bilden  für  die 
besuchenden  Insekten  eine  Anflugstelle.  23  deutsche 
Arten. 

A.  K  as.b-«-pflanzen  :  Baträchium  (weissblühend). 
I.  AUf  Blätter  nierenfoi-nntj.  Fig.  621 :  efeublätt- 
riger  H.,  R.  hederaceus  L.,  Fig.  621 ,  mit  im 
Schlamm  kriechendem  Stengel ,  in  Westeuropa, 
bei  uns  nicht  selten  in  Teichen  u.  s.  w.  2|,  bis 
30  cm,  April— Aug. 
II.  Wenigstens  die  unterget((i<cliten  Blätter  fäcllkh- 
zeivrhli/zt. 

a)  Obere  Blätter  nierenförmiy,  lappig,  Fig.  622: 
Wasser-H. ,  R.  aquatilis  L.,  Fig.  622.  mit 
schlaffem  Stengel,  schwimmend,  die  Wasser- 
blätter fallen  in  der  Luft  zusammen,  in 
Teichen  und  Flüssen  von  ganz  Europa  ver- 
breitet. 2j. ,  bis  1  m  lang,  Juni  Aug.,  än- 
dert jedes  Jahr  ab. 

b)  Alle  Blätter  zei-srhlUzi .  Fig.  623,   —  wenn 


dann  Staubgefässe  läiifier  als  das  Frucht- 
knotenköpfchen: kreisblättriger  H..  R.  diva- 
ricätus  Schrk.,  hie  und  da  in  stehendem  und 
langsam  fliessendem  Wasser.  2|,  bis  1  m 
lang.  Mai— Okt.;  —  wenn   dagegen  Staub- 


gefässe   kürzer : 


flutender  H. ,  R.  flüitans 
Lmk.,  Fig.  623.  sehr  lange 
parallellaufende  Blattzipfel. 
2|.,  bis  6  m.  Juni  bis 
August. 


Fig.  623. 
Ranuncuius  fluitans. 


Fig.  624. 
Ranuncuius  ficaria. 


1. 


B.  X««'/pflanzen  (meistens  gelbblühend). 

I.  Il't'/.s.se' Blüten:  R.  aconitifölius  selten,  höhere 
Gebirgswälder. 

II.  Gelbe  Blüten. 

Blatt  ungeteilt. 

a)  Blatt  herze/rund:  Feigwurz-H..  Scharbocks- 
kraut, Himmelsgerste  (wegen  der  kleinen, 
knolligen  Nebenwurzeln),  R.  ficaria  L. ,  Fig. 
624.  Blatt  glänzend,  Blüte  goldgelb,  die  Brut- 
knollen in    den  Blattachseln   dienen    der  Ver- 


pL  Im 


Fig.  625. 
Ranuncuius  lingua. 


Fig.  626. 
Ranuncuius  sceleratus. 


breitung  (durch  Regen  fortgeschwemmt),  da 
wegen  der  frühen  Blütezeit  die  Bestäubung 
oft  ausbleibt,  in  ganz  Europa  und  Mittelasien, 
bei  uns  überall.  2|.,  bis  20  cm,  April  u.  Mai. 
b)  Blatt  hoizettlich  oder  elliptisch,  —  wenn  dann 
Früchtchen  aehiraeh  gekielt  und  mit  (/eraiJem 
Schnabel:  brennendscharfer  H.,  R.  flämmula 
L.jVon  Europa  bis  Nordamerika,  auch  bei  uns 


156 


Die  Pflanzenwelt. 


häufig,  bis  50  cm,  Mai— Sept. ;  —  wenn  dagegen 
Ktark  gel<ielt  und  mit  ■^/(■helfönnii/fiii  Schnabel, 
Fig.  625  unten  links:  grosser  H.,  R.  lingua 
L.,  Fig.  625,  in  Europa  und  Asien  weit  ver- 
breitet, doch  nicht  weit  nach  Norden,  bis 
V\i  m.  Juni — Aug.,  beide  4,  nasse  Wiesen 
u.  Sümpfe. 
2.  Wenigstens  die  Stengelblätter  i/ctcili  (R.  illyricus 
mit  knolligen  Wurzeln,  sehr  selten). 

a)  Blüte  h-h'iii ,  Fig.  626  (wenig  länger  als  der 
Kelch):  Gift-H. .  R.  scelerätus  L.,  Fig.  626, 
blassgelb,  frisch  sehr  giftig,  trocknen  viel 
weniger,  fast  in  ganz  Europa,  Nord-  und 
Mittelasien,  bei  uns  an  feuchten  Orten.  ©, 
bis  60  cm.  Juni — Sept. 

b)  Blüte  i/ross  (länger  als  der  Kelch): 

•;■  Früchtchen  iiiclif  i/latf,  —  wenn  dann  Blüten- 
stiel r/e/Vrr/;/:  rauher  H.,  R.  Philonötis  Ehrh., 
Frucht  mit  Knoten,  an  feuchten  Stellen  zer- 
streut; —  wenn  dagegen  Blütenstiel  nicht 
ijefiircht:  Acker-H..  R.  arvensis  L.,  Frucht 
mit  Stacheln,  überall  auf  Aeckern;  beide  ©, 
Mai  u.  Juli 
■\-\-  Früchtchen  yJatt. 

O  Blütenstiel  nicht  gifurcht. 

1.  Wurzel-  und  Stengelblätter  verschieden: 
goldhaariger  H..  R.  auricomus  L.,  Nord- 
und  Mitteleuropa  und  Westasien,  hie  und 
da  in  Gebüschen .  auf  Wiesen.  2| ,  bis 
50  cm,  Mai.  [R.  cassübicus  L.  mit  einzelnen 
Wurzelblättern,  Ostdeutschland.] 

2.  Wurzel-   und  Stengel- 
blätter      ähnlich,      — 
wenn    dann    nbutchend 
rauhhaarig:    wolliger 
H.,  R.  lanuginösus  L.. 
Fruchtschnabel      halb 
so  lang  wie  die  Frucht, 
häufigin  Laubwäldern ; 
—  wenn  dagegen  all- 
gedrückt  weich  behaart : 
scharfer  H. .  R.  acer 
L.,  Taf.  37,  6,  fast  in 
ganz  Europa,  bei  uns 
überall    auf    Wiesen ; 
beide   2].,  bis  1   m,  Mai— Aug.  [bei  R. 
niontänus  Süddeutschland  ist  der  Stengel 
1  blutig,   15  cm  hoch]. 
OO  Blütenstiel  gefurcht. 

1.  Stengel  mit  kriechenden  Ausläufern: 
kriechender  H..  R.  repens  L. .  in 
Europa,  Nordasien  und  Nordamerika, 
bei  uns  überall  an  Gräben  und  feuchten 
Stellen.     2j.,  bis  50  cm,  Mai— Aug. 

2.  Stengel  ohne  Ausläufer. 


Fig.  627. 
Ranunculus  bulbosus 


â– '(  Stengel  unten  knollig  verdickt.  Fig. 
627  links  unten:  knolliger  H. .  R. 
bulbosus  L.,  Fig.  627.  Stengel  be- 
haart. Kelchblätter  zurückgeschlagen, 
in  ganz  Europa  verbreitet,  bei  uns 
auf  trocknen  Wiesen  und  wüsten 
Plätzen.  2i,  bis  30  cm.  Mai— Juli, 
ti"  Stengel  nicht  rerdickt,  —  wenn  dann 
reirhhliifig,  Frucht  hn/.-ig ;  vielblütiger 
H.,  R.  polyänthemos  L.,  hie  und  da 
an  Wiesen  und  Waldrändern,  2j.  bis 
60  cm,  Mai — Juli;  —  wenn  dagegen 
iirintilütiij,  Fruchtschnabel  eingerollt: 
Hain-H..  R.  nemorösus  DC,  Ge- 
birgswälder,  seltener.  2|-  bis  30  cm. 
Mai  u.  Juni. 

4.  Unterfam.    Helleboreen. 
A.  Krone  symmetrisch. 

253.  Ritlersporn,  Delplünium  consölida  L. 

Taf.  38,  1. 
Kraut  mit  langer  Wurzel  und  kleinen  zerteilten 
Blättern,  entsprechend  dem  trocknen  Standort  (als 
Unkraut  in  Getreidefeldern).  Der  Kelch  ist  bunt  und 
gespornt,  in  seinem  Sporn  liegt  auch  ein  Sporn  der 
Kronenblätter,  der  zur  Honigaufbewahrung  dient; 
blau,  selten  rosa  oder  weiss.  ©,  bis  45  cm,  Mai 
bis  Sept.  —  D.  äjacis  L.  mit  viel  kürzerem  Blüten- 
stiel (so  lang  wie  das  Deckblatt)  ist  eine  beliebte 
Zierpflanze. 

254.  Stunnhut,  Eisenhut,  Aconitum.  Taf.  39,  3. 
Die  Wurzeln  (beim  blauen  St.  aus  zwei  rüben- 
artigen Knollen  bestehend)'. und  Blätter  sind  giftig 
(daher  auch  offizineil). 
Die  Blätter  kommen  mit 
knieförmig  gebogenem 
Stiel  aus  der  Erde  (Schutz 
der  jungen  Spreite).  Die 
bunten  Kelchblätter  bilden 
den  Lockapparat.  Das 
oberste  ist  gross,  helm- 
förmig,  über  die  in  Nek- 
tarien  umgewandelten 
Kronblätter  geneigt.  Die 
Blüte  ist  zum  Schutz 
gegen  Honigdiebe  ge- 
schlossen und  nur  für 
kräftige  Insekten  (Hum- 
meln) zugänglich.  Die 
Staubbeutel  werden  zu- 
erst reif  und  machen 
i  später  durch  Zurückschlagen  die  Narben  frei,  wo- 
durch Fremdbestäubung  erreicht  wird. 


1.  Krone  mit 
Sporn, 


2.  Krone 
S/infi 


Fig.  628, 
Aconitum  lycoctonum. 


Samiltc:  £)aI)nenfufegerDäd)fc  (Ranunculaceae). 


37 


Sig.  1  a.  b.  IDalbrcbe,   Cleinatis   vitalba.    2.  Sommcr=€cufcIsauge,   Adonis  aestivalis.    3.  Küdienjdielle,    Anemone 
pulsatilla.    4.  IDiejenraute,  Thalictrum  aquilegifolium.    5.  ITläujejduDans,  Myosurus  minimus.    6.  Sdiarfer 

f)aE)nenfug,  Ranunculus  acer. 


5aTniItc:  ^aljncnfufegetDä^fc  (Ranunculaceae). 


38 


Sig.  1.  Rüteriporn,   Delphinium  consolida.     2.  Dotterblume,   Caltha  palustris.     3.  flftelei,   Aquilegia  vulgaris. 
4.  Sdiroarse  nte6tDur3,  Helleborus  niger.    5.  Sdjmarstmmmel,  Nigella  sativa.    6.  tEtoüblume,  Troliius  europaeus. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


157 


A.  Blüte  gelh:  Wolfs-St.,  A.  lycöctonum  L.,  Fig. 
628,  mit  handförmigen,  breitgelappten  Blättern, 
Gebirgswälder Mitteldeutschlands.  %  , bis  120cm, 
hoch,  Juli— Sept. 

B.  Blüte  W(/»  oder  rioh-ff.  echter  St.,  A.  napellus 
L.,  Taf.  39,  3,  Samen  stumpfrunzelig,  Mittel- 
und  Südeuropa,  in  Gebirgswäldern  selten.  1| , 
bis  l>/4  m,  Juli-  Sept.  [A.  Stoerkiänum  Rchb. 
mit  scharfrunzeligen  Samen,  A.  variegätum 
mit  häutig-geflügelten  Samen.]  Diese  3  Arten 
werden  auch  als  Zierpflanzen  gezogen. 

B.  Krone  regelmässig. 


1.  Nur  ein  gelber  255.  Dotterblume,  Butterblume,  Caltlia  palustris  L. 

Keh-h,  ohne  X-FQQO 

Krone.  '3t.    d»,    /. 

Auch  Schmalzblume.  Die  Pfahlwurzel  geht 
nicht  tief  und  verankert  sich  allseitig  im  Schlamm. 
Ein  scharfer  Saft  schützt  die  Pflanze  gegen  Tier- 
frass,  die  grossen  saftigen,  glatten,  glänzenden  Blätter 
(rundlich  herzförmig)  zeigen  ebenfalls  den  wasser- 
reichen Standort  an.  Die  Blüten  sind  gross  und  weithin 
sichtbar  für  die  Insekten.  Von  Europa  nach  Osten  bis 
Nordamerika,  in  Deutschland  überall  auf  feuchten 
Wiesen  und  an  Bächen.    21-,  bis  30  cm,  April— Juli. 

2.  Neben   dem    256.  Akelei,  Aquilegia  vulgaris  L.    Taf.  38,  3. 

bunten  Kelch  „.        ,^,    , 

auri,  Kroubi/nter.         Mit    Wiederholt   3  teiligen   Blättern.    Ein    Meb- 

a.  Krone  mit    stoff  an  den  Blütenstielen  schützt  vor  ankriechenden 

*'■'"'""' ,s"P°'""  Honigdieben.     In   den   gespornten   Kronblättern  ist 

ten  Blattern.  =•  fe      r 

der  Honig  aufgespeichert.  Staubgefässe  und  Stempel 
ragen  wie  ein  Glocken-Klöppel  lang  hervor,  wodurch 
eine  Anflugstelle  für  die  Insekten  entsteht.  Die 
blauvioletten  Blüten  sind  zum  Schutz  gegen  Regen 
abwärts  gekehrt.  In  Mittel-  und  Südeuropa  bis 
Schweden .  in  Mittelasien ;  bei  uns  in  lichten  Ge- 
birgswäldern häufig.  % ,  bis  50  cm ,  Juni  u.  Juli. 
Auch  Zierpflanze. 

b.  Krone  kwn-        257.  Niesswurz,  Hclleborus.     Taf.  38,  4. 

blättrig.  ' 

...  „,...,    ,  Die  Wurzel  ist  durch  scharfes  Gift  gegen  Mäuse- 

'  Blatter  fuss-  °   ^ 

oäsT  handförmigixass  gesichert  (offizinell).  Die  harten  lederigen 
geteilt.  Blätter  überdauern  den  Winter.  Die  Kelchblätter 
sind  gross,  die  Kronblätter  sind  röhrenförmige  Honig- 
behälter. Die  Blüte  hängt  zum  Schutz  gegen  Regen 
abwärts.  Durch  Platzwechsel  von  Staubbeutel  und 
Narbe  (wie  bei  der  Trollblume)  wird^Fremdbestäu- 
bung  erreicht.  Einer  fleischigen  Nabelschwiele  wegen 
werden  die  Samen  von  Ameisen  verschleppt. 

A.  Kelch  weiss:  Christblume,  schwarze  N. .  H. 
nigerL..  Taf.  38,  4,  in  schattigen  Gebirgswäldern 
der  Alpen  Bayerns.   %.  bis  30  cm,  Dez.  — Febr. 

B.  Kelch  grün,  —  wenn  dann  Stengel  u»tm  ohne 
Blätter:  grüne  N.,  H.  viridis  L.,  Gebirgswälder, 
besonders  Süddeutschlands,  bis  50  cm;  — 
wenn  dagegen  nn)  miti'n  kh  lilättcr:  stinkende 


N..  H.  fo'etidus  L..  in  Süd-  und  Mitteleuropa, 
in  Deutschland  nur  stellenweise  auf  steinigen 
Hügeln,  bis  30  cm,  beide  2J. ,  März  u.  April. 


258.  Sehwarzkümmel,  Nigella.    Taf.  38,  5.  Blätter  am/er». 

r     j         c  Blüte  irgjss  oder 

Einjährige  Kräuter.  Die  Blätter  sind  gefiedert,  hi/much. 
mit  linealen  Zipfeln.  Die  Kelchblätter  sind  gross 
und  gefärbt.  Die  Kronblätter  sind  gedeckelte  Nek- 
tarien  geworden,  der  Samen  ist  geflügelt  (zur  Ver- 
breitung durch  Wind).  Seltene  Getreideunkräuter. 
Dahin  auch  Jungfer  im  Grünen,  N.  damacena  L., 
beliebte  Zierpflanze  mit  vielteiliger  Hülle  unter  der 
Blüte  und  aufgeblasenen  Kapseln. 

Wenn  der  Stengel  kahl-  Feld-Sch.,  N.  arvensis 
L.,  bis  20  cm ,  Juli — Sept. ;  —  wenn  dagegen  Jtait- 
iiiiij:  Saat-Sch.,  N.  sativa  L.,  Juni  u.  Juli. 

259.  Trollblume,  Goldknöpf<'lieu,  Trollius  euro-  °,°ßl"'f  «"'".• 

'_  "^  '  â– ;-  Kelch   kugelig 

paeUS    L.       Taf.    38,    6.  zusnmmenschUes- 

Der  wenig  verästelte  Stengel  hat  bandförmige 
Grundblätter  und  glänzende  schwefelgelbe  Blüten. 
Bemerkenswert  ist  die  Bestäubung:  die  Staubbeutel 
stellen  sich  wirtelweise  über  die  Oeffnung  der  zu 
Nektarien  umgewandelten  Kronblätter,  also  den  be- 
suchenden Insekten  in  den  Weg  und  legen  sich 
dann  nacheinander,  d.  h.  an  jedem  Tag  ein  Wirtel, 
nach  aussen.  Die  Bestäubung  wird  durch  kleine. 
in  die  Blüte  kriechende  Insekten  bewirkt.  Auf  feuch- 
ten Wiesen  zerstreut,  besonders  im  Gebirge.  %,  bis 
60  cm,  Mai -Aug.     Auch  Zierpflanze. 


260.  Winterling,  Eränthis  liieniiilis  Salisb. 
Fig.  629. 
Ein    knolliger   Wurzelstock    dient    als   Vorrats- 
speicher  für    die    früh   im  Jahr   und    kurz    vegetie- 
rende   Pflanze    mit    3  teiligen    Wurzelblättern.     Der 
gelbe  Kelch  öffnet  sich 
nur    bei    hellem  Wetter. 
Die  äusseren  Staubbeutel 
öffnen   sich  zuerst,   und 
entsprechend     wie     die 
Innern  nachfolgen,  wach- 
sen auch  die  Hüllblätter. 
Die  Kronblätter  sind  auch 
hier  Nektarien.   Sehr  sel- 
ten, in  schattigen  Wäldern. 
%,  bis  5  cm,  März. 

5.  Unterfam. 
Paeonieen. 

261.  Pfingstrose,  Giclit- 

rose,    Paeönia    offlei- 

nälis  L.  Taf.  39,  4. 


Kelch  ireit 
<.ffe„. 


1.  Mit  2-5  Frucht 

knoten ,     Frucht 

eine  Kapitel. 


Fig.  6?9.  Eränthis  hiemalis. 


Stauden.     Mit  einem  Büschel  dicker,   knolliger 
Wurzeln .    grundständigen ,    geteilten    Blättern    und 


158 


Die  Pflanzenwell. 


2.  Mit  1  Frucht- 
knoten ,     Frucht 
eine  Beere. 


630.  Actaea  spicata. 


grossen  schönen  Blüten  (Kelch  und  Krone).  Die 
grossen  Kapseln  sind  behaart.  In  Nordeuropa  und 
Mittelasien,  bei  uns  sehr  selten  wild  (bayerische  1 
Alpen),  als  Zierpflanze  in  mehreren,  besonders  ge- 
füllten Arten  gehalten,  die 
Wurzel  ist  wegen  eines 
Giftstoffes  offizineil.  %, 
bis  60  cm,  Mai  — Juni. 

262.   Christoitliskraiit, 
Acfäea  spicäta  L. 

Fig.  630. 
Durch  Duft  imd  üblen 
Geruch  vor  Tierfrass  ge- 
schütztes Kraut,  nach  oben 
hin  flaumig  behaart,  mit 
grossen,  grundständigen 
Blättern  und  kleinen,  aber  zahlreich  zu  dichten 
Trauben  vereinigten  Blüten,  auch  durch  bunte  Staub- 
gefässe  wird  der  Lockapparat  verstärl<t.  Die  schwarzen 
Beeren  sind  auch  giftig,  werden  aber  durch  Vögel 
verbreitet.  Die  Wurzel  war  früher  offizineil.  Zer- 
streut in  Bergwäldern  Mitteleuropas.  2J.,  bis  69  cm, 
Mai. 

61.  Farn.  Sauerdorngewächse,  Berberidaceen. 

262.  Sauerdorn,  Berberitze,  Berberis  vulgaris  L. 

Taf.  39,  5. 

Holziger  Strauch  mit  spitzen  Dornen  (besonders 
auf  trocknem  Standort)  als  Schutz  gegen  Weide- 
tiere. Es  bilden  sich  oft  Wurzelbrutschösslinge  zur 
vegetativen  Vermehrung,  die  eirunden,  gezähnten 
Blätter  zeigen  oft  gelbrote  Flecken,  die  vom  Ge- 
treiderostpilz (S.  57)  herstammen.  Die  jungen  Blätter 
haben  einen  roten  Farbstoff  als  Schutz  gegen 
zu  starkes  Licht  und  zur  Umsetzung  desselben  in 
Wärme.  Die  kleinen  gelben  Blüten  stehen  in  Trauben, 
den  2—8  (aber  nie  5)  löffeiförmigen  Kronblättern 
sind  ebenso  viele  Staubgefässe  angeschmiegt.  Letz- 
tere sind  reizbar:  wenn  die  Insekten  den  an  ihrem 
Grunde  liegenden  Honig  holen,  berühren  sie  den 
Staubfaden,  und  dieser  bewegt  sich  dann  nach  innen. 
Die  leuchtend  roten,  zu  Konfitüren  benutzten  Beeren 
sind  in  dem  von  ihnen  scharf  abstechendem  Laub 
weithin  sichtbar,  sie  locken  Vögel  an,  die  die  Samen 
wieder  mit  dem  „Gewölle"  ausspeien.  In  ganz 
Europa  verbreitet .  in  Hecken  und  Gärten.  2[ ,  bis 
3  m,  Mai  u.  Juni. 

XX.  Reihe:  Mal  venartige. 
62.  Farn.    Lindengewächse,  Tiliaceen. 

Meistens  Pflanze  der  Tropen,  in  der  gemässigten 
Zone  ansehnliche  Bäume. 


264.  Linde,  Tilia.    Taf.  40,  2. 

Baum  mit  einfachen,  in  der  Grösse  abändernden 
Blättern  und  unscheinbaren,  aber  zum  Anlocken  von 
Insekten  sehr  stark  duftenden  Blüten,  die  in  hängen- 
den Trauben  unter  dem  Schutz  eines  Hochblattes 
liegen.  Der  löffeiförmige  Kelch  sondert  Honig  ab 
und  beherbergt  ihn.  bis  er  von  Bienen  und  anderen 
Insekten  geholt  wird.  Zur  Erreichung  der  Fremd- 
bestäubung reifen  die  zahlreichen  Staubbeutel  vor 
den  Narben.  Der  Frucht,  die  einsamig  ist  und  ge- 
schlossen bleibt,  dient  das  Hochblatt  als  Fallschirm. 
—  Das  weiche,  weisse  Holz  ist  zu  Schnitzarbeiten 
geschätzt,  die  Kohle  aus  ihm  zum  Zeichnen  und 
zur  Pulverfabrikation.  Der  Tee  aus  Lindenblüten 
ist  schweisstreibend.  Ausser  im  hohen  Norden  ist 
die  L.  über  ganz  Europa  verbreitet.  Bis  40  m  hoch. 
Juni  u.  Juli. 

Wenn  das  Blatt  unten  liclhjrüii  und  /»'Inidr/: 
grossblättrige  L. ,  T.  grandifölia  Ehrh.:  —  wenn 
dagegen  unten  bluia/n'iti  und  /.-al/l:  kleinblättrige 
L.,  T.  parvifölia  Ehrh.,  diese  blüht  14  Tage  später 
als  jene.  Die  Silber-L..  T.  argentea  Deif.  hat  unter- 
seits  sternhaarig-weissfilzige  Blätter. 

63.  Fam.    Malvengewächse,  Malvaceen. 

Kräuter  und  Sträucher,  besonders  der  warmen 
Zonen,  die  Staubgefässe  sind  zu  einer  Röhre  ver- 
wachsen. 


Fig.  631. 


6—:isjmlliff. 


265.  Eibisch,  Althaea         „    __. 

1.  Aussenkelch 

Der  Malve  sehr  ähnlich,  s.  d.  —  wenn  das  Blatt '"<^'''.  ^"'  J''; 

trennten       Blat- 

weiclifilziii  ist  und  die  Blüten  in  'J'nn/hi-ir.  arznei-tern,  sondern 
liehe  E.,  A.  officinalis  E., 
Fig.  631,  blassrote,  nicht 
grosse  Blüten ;  an  Gräben, 
auf  feuchten,  salzhaltigen 
Wiesen  Mitteleuropas, 
häufiger  in  den  Mittel- 
meerländern ;  offizineil;  — 
wenn  dagegen  das  Blatt 
ruuhhauri<j  und  die  Blüte 
einzeln:  behaarter  E.,  A. 
hirsüta  L.,  sehr  selten,  auf 
Aeckern,  an  Rainen,  beide 
2|,  bis  Pl^rn,  Juli  u,  Aug, 
Die  als  Zierpflanze 
gezogene  Stockmalve 
oder  Herbstrose,  Stock- 
rose, A.  rösea  Cav.,  hat  im  Gegensatz  zu  den 
anderen  Früchtchen,  die  am  Rücken  rinnig  sind. 

Anm.  Die  Lavatera  thuringiaca  L.  und  L.  tri- 
niestris  L.  sind  Zierpflanzen,  deren  Aussenkelch  nur 
3— 6  spaltig  ist. 


Fig.  631.  Althaea  officinalis. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


159 


2.  Aussenkelch 

aus   3  getrennleit 

Blmtern. 


â– --fV?5-, 


Fig.  632.  Malva  aicea. 


266.  Malve,  Käsepappel,  Malva.     Taf.  40,  3. 

Kräuter,    die    des    etwas    troctcnen    Standortes 
wegen  sehr  tiefgehende  Wiirzehi  haben ,  und  oft  je 

nach  Beschattung  des 
Standortes  niedediegen 
oder  aufsteigen  (des 
Lichtgenusses  wegen). 
Der  5  spaltige  Kelch  ist 
bleibend  (zum  Schutz 
der  reifenden  Frucht. 
Die  Blüten  sind  gross. 
Die  Frucht  zerfällt  in 
einzelne  Teilfrüchtclien. 
^  die  zur  Verbreitung  vom 
Regen  fortgespült  wer- 
den. Die  Samen  wer- 
den später  beim  Be- 
feuchten schleimig,  wo- 
durch sie  sich  im  Keim- 
bett festhalten.  Auch 
die  Blätter  enthalten 
Schleim,  weswegen  sie 
offizinell  sind. 

A.  Obere  Blätter  5- 
teiliy,  Fig.  632  u.  633, 
Blüten  einzeln,  —  wenn 
dann  die  Früchtchen  ^-aÄZ: 
Rosenpappel,    M.    alcea 

â– ^'i^rf^^i^^S'''^^  ^"  '^'^'  ^'^^'  'â– osenrot,  ge- 
ruchlos, hie  und  da  auf 
sonnigen  Hügeln,  2|.,  bis 
IV4  m>  Juni— Aug. ;  — 
wenn  dagegen  Frücht- 
chen harnt i<j  brltnart:  Mo- 
schus-M.,  M.  moschäta 
L. ,  Fig.  633,  rosenrot,  nach  Moschus  riechend. 
Ebenda,  Ufer,  2|,  bis  50  cm,  Juni— Sept. 

B.  Blätter  IwdisteiM  t/esjKilten,  Taf.  40,  3,  Blüten 
zu  :^  h/s  rielen. 

I.  Krone  nur  so  lamj  wie  der  Kelch:  rundblätt- 
rige M.,  M.  rotundifölia  L. ,  Blüte  blassrot, 
auf  Schutt,  an  Wegen,  selten.  1'  oder  2j.,  bis 
39  cm,  Juli  -Sept. 
II.  Krone  h'ini/er  als  der  Kelch ,  —  wenn  dann 
ihjipeli  so  lanij:  Weg-M.,  M.  neglecta  Wallr., 
niederliegend,  rauhhaarig,  Blatt  langgestielt, 
Blüte  blassrot,  fast  weiss;  in  Mittel-  und  Süd- 
europa, bei  uns  überall  an  Wegen,  Mauern, 
unbebauten  Orten,  c-j  ^  bis  30  cm  lang,  Juni 
bis  Sept.;  —  wenn  dagegen  die  Krone  Hnial 
so  linii/  ist  wie  der  Kelch:  Wilde  M.,  Ross-M., 
M.  silvestris  L.,  Taf.  40,  3.  niederliegend  und 
aufsteigend,  Blatt  langgestielt,  Blüte  hell  pur- 
purn mit  dunkleren  Adern,  fast  in  ganz  Europa, 


Fig.  633.  Malva  moscliata. 


bei  uns  überall  wie  vorige.    0.  bis  1  m  hoch. 
Juli — Sept. 

XXI.  Reihe:  Storchschnabelartige. 
64.  Farn.    Storchschnabelgewächse, 

Geraniaceen. 
Kräuter,  in  der  warmen  Zone  strauchartig; 
vielfach  sind  diese  Pflanzen  durch  Drüsenhaare  mit 
aromatischem  Oel,  das  Rupprechtskraut  durch 
widerlichen  Geruch  gegen  Tierfrass  geschützt.  Die 
geteilten  Blätter  stehen  im  „Mosaik"  und  geniessen 
so  gleichmässig  das  Licht.  Beim  Rupprechts- 
kraut sind  die  Stiele  der  unteren  Blätter  abwärts 
gebogen,  um  sich  an  Felsen  u.  s.  w.  zu  stützen.  Bei 
Arten  mit  kleinen,  für  die  Insekten  wenig  sichtbaren 
Blüten,  reifen  Staubbeutel  und  Narben  z.  T.  gleich- 
zeitig zur  Erreichung  von  Selbstbestäubung,  bei 
gross  und  bunt  blühenden  reifen  die  Staubbeutel 
zuerst  und  zwar  von  aussen  nach  innen  fortschrei- 
tend, wobei  sie  sich  nach  aussen  biegen,  zuletzt 
sind  endlich  die  Narben  reif;  dadurch  wird  natürlich 
Fremdbestäubung  gesichert.  Viele  Arten  zeigen 
periodische  Bewegungen  an  den  Blütenstielen :  vor 
der  Blütenentfaltung  stehen  sie  aufrecht,  bei  kaltem 
Wetter,  abends  und  nach  der  Bestäubung  abwärts 
(zum  Schutz  gegen  Kälte  und  Regen).  Am  Grund 
der  Blüte  haben  manche  Arten  eine  Haardecke  als 
Schutz  des  Honigs.  Die  Frucht  hat  eine  hygro- 
skopische Griffelborste .  welche  bei  den  grossfrüch- 
tigen  Arten  die  auseinanderfallenden  Teilfrüchte  von 
der  in  der  Mitte  stehen  bleibenden  Säule  abschleu- 
dert, bei  anderen,  z.  B.  beim  Rupprechtskraut, 
bohrt  sich  die  Teilfrucht  mit  Hilfe  ihrer  Borste  in 
die  Erde  hinein. 

267.  Reiher.sclmabel,  Erödium  cicutärium  L'Herit.  '•  ^ie  5  m«.«» 

Staubfaden   ohne 
Fig.    634.  Staubbeiilel. 

Die  lange  Pfahlwurzel  deutet  auf  trocknen  Stand- 
ort (meist  sandige  Plätze,  Wiesen),  die  Behaarung 
der  fiederspaltigen  Blätter 
ändert  nach  dem  Stand- 
ortab,  ebenso  das  Nieder- 
liegen bezw.  Empor- 
streben der  Pflanze ,  die 
im  Herbst  eine  Blattro- 
sette zum  Ueberwintern 
macht.  Die  hellpurpurnen 
Blüten  sind  klein  und 
stehen  in  Dolden.  Sie 
haben  an  ihrem  Grunde 
eine  Haardecke  zum 
Schutz  des  Honigs.  Der 
Kelch  wächst  nach  dem 
Verblühen  als  Frucht- 
hülle    weiter.       In      ganz        Plg.  534,  Erodlum  cicutärium. 


160 


Die  Pflanzenwelt. 


Europa  überall  häufig,  besonders  an  sandigen  Stellen. 
©  oder  O,  bis  30  cm  lang.  April  — Okt. 


2.    Alle     staub-  268 
fäden  »i((  siaiih- 
beuteln. 


Taf.  40  u.  41. 


Storchsclinabcl,    Geriiiiiiiin. 

Bezüglich  des  allgemeinen  siehe  oben. 

A.  Blüten  me/.it  ein:d)i  an  langen  Stielen,  gross: 
blutroter  St..  G.  sanguineum  L..  Fig.  635.  Stengel 

niederliegend  oder  auf- 
steigend, mit  drüsenlosen, 
abstehenden  Haaren.  Blatt 
tief  7 teilig.  Blüte  dunkel- 
purpurn .  im  Herbst  ist 
die  ganze  Pflanze  rot. 
Zerstreut  auf  sonnigen 
Hügeln,  in  trocknen  Wäl- 
dern   (Mittel-    und   Süd- 


Fig.  635. 
Geranium  sanguineum. 


Fig.  6.31).  Geranium 
silvalicum,  Staubfaden. 


europa).   2|,  bis  50  cm.  Juni— Aug.  [G.  sibiricum  L. 
mit  5teiligem  Blatt,  eingeschleppt.] 
B.  Blüten  :n  :irei. 
I.  Kronblatt  höchstens  sehr  iveniij  aust/eranflet. 

a)  Krone  doppdt  so  lunij  wie  der  Kelch. 

•■  Frucht  kahl:  grosswurzeliger  St..  G.  macro- 
rhizum  L. ,  blutrot,  dunkelrosa,  seltene  Ge- 
birgspflanze.    %.  bis  60  cm,  April— Juni. 
*"â–   Frucht  behaart. 

O  Haare  der  Frucht  ulim-  Drüsen,  —  wenn 
dann  die  Frucht  querrunzelig:  brauner 
St.,  G.  phäeum  L..  Krone  zurückgebogen, 
dunkelviolett,  selten,  in  Gebirgswäldern, 
21.,  bis  60  cm.  Mai  u.  Juni;  -  wenn  da- 
gegen die  Frucht  glatt:  Sumpf-St..  G. 
paliJstre  L..  purpurviolett,  hie  und  da  auf 
Wiesen,  an  Ufern.  2| .  bis  1  m .  Juli  u. 
August. 
00  Haare  der  Frucht  ndl  Drüsen,  —  wenn 
dann  Staubfäden  unten  L-reisf'iirmiii  rer- 
hreitert,  Fig.  636 :  Wiesen-St.,  G.  pratense 
L.,  Taf.  40,  4.  Stengel  aufrecht,  ober- 
wärts  drüsig,  verblühte  Blütenstiele  nieder- 
gebogen, blau  oder  violett,  häufig  auf 
Wiesen,  an  Ufern  (Mittel-  und  Südeuropa); 
—  wenn  dagegen  Staubfäden  nur  schmal 
(leflwii-U:  Wald-St..  G.  silväticum  L..  rot- 
violett, selten  in  Wäldern;  beide  2j. .  bis 
60  cm,  Juni  u.  Juli. 

b)  Krone  Idein,  einjährige  Pflanzen. 

■  Blatt    bis    auf    de»    Grand    eingeschnitten. 


Fig.  637:  Rupprechtskraut.  G.  robertiänum 
L.,  Taf.  41,2.  aufrecht,  sparrig,  stinkend,  spar- 
sam weichhaarig,  im  Herbst  oft  ganz  blut- 
rot, Blüte  hellpurpurn,  in  ganz  Europa  über- 
all an  feuchten  Wäldern,  an  Mauern  u.  s.  w.. 
bis  50  cm.  Juni — Okt. 
•■  Blatt  höchstens  bis  :ar  Hälfte  eingeschnitten. 

Fig.  637. 

o  Frucht,'//'/^/,  Samen  />aiild/"rt:  rundblätt- 
riger St.,  G.  rotundifölium  L..  abstehend 
flaumhaarig,  sehr  selten  auf  Aeckern.  an 
Zäunen,  bis  25  cm,  Juni— Sept. 
OO  Frucht  ranzelitj,  Samen  i/laft,  —  wenn 
dann  Kelch  i/eschlossen  und  l.-ahl:  glän- 
zender   St..    G.    lucidum    L.,    Fig.    637, 


Fig.  6.37.  Geranium  lucidum.         Fig.  638.  Geranium  columbinum. 

Stengel  und  Blatt  fast  kahl,  Blüte  pur- 
purn, sehr  selten  an  Felsen  im  Gebirge, 
bis  30  cm,  Mai— Aug.;  —  wenn  dagegen 
Kelch  offen  und  ftaamhaarig:  gespreizter 
St..  G.  divaricätum  Ehrh.,  Stengel  und  Blatt 
behaart,  Blüte  hellrosa.  selten  an  steinigen 
Orten,  bis  40  cm,  Juli  u.  Aug. 

II.  Kronblätter  <leatlich 
aus(/erandet. 
a)  Blatt  bis  zum  Grand 
geteilt,  Fig.  638,  — 
wenn  dann  die 
Blütenstiele  langer 
als  das  Blatt:  Tau- 
ben-St.,  G.  colum- 
binum L.,  Fig.  638, 
hie  und  da  auf 
Aeckern  u.  s.  w., 
bis  50  cm;-  wenn 
dagegen  kürzer: 
zerschlitzt -blättri- 
ger St.,  G.  dis- 
639.  Geranium  moiie.  sectum  L. ,  ebenda 


5amtl{c:  £}al)ncnfu^=  (Ranunculaceae)  unö  Saucrborngeroädjjc 

(Berberidaceae).  39 


5ig.  1.  £eberblümdien,  Anemone  hepatica.    2.  IJatnanemone,  Anemone  nemorosa.    3.  Blauer  (Eifenliut, 
Aconitum  napellus.     4.  Pfing|tro|e,  Paeonia  officinalis.    5a.  unb  5  b.  Souerborn,  Berberis  vulgaris. 


5amilien:  ttelfeen^  (Caiyophyllaceae),  £inöen=  (Tiliaceae),  UTolDen»  (Malvaceae), 
Stord)fd)nabel=  (Geraniaceae),  £ein=  (Linaceae)  unö  ®rangcngctDäcI|fe  (Aurantiaceae). 


5tg.  1.  ffitofeblumiges  Sternkraut,  Stellaria  Holostea.    2.  Cinbe,  Tilia  parvifolia.    3.  Wilbe  tnaloe,  Malva  silvestris. 
4.  U)ie|en[tordi(dinabel,   Geranium  pratense.    5.  (Eitrone,  Citrus  Limonium.    6.  51a<iis,   Linum   usitatissimum. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


161 


1.  Kelcll  ''/r  nuten 
öteilig. 


häufig,  bis  25  cm,  beide  rotblühend.    <?,  Juni 

bis  Aug. 
b)  Blatt  höchsteiifi  bis  zur  Hälfte  geteilt,  Fig.  639. 

*  Frucht  runzelig  und  IcnhJ :  weicher  St.,  G. 
molle  L.,  Fig.  639,  rot,  ausser  dem  höheren 
Norden  in  ganz  Europa,  bei  uns  hie  und 
da  an  Wegen  und  Aeckern.  0,  bis  30  cm, 
Mai — Aug. 

■■*  Frucht  tßatt  und  behaart,  —  wenn  dann  die 
Krone  kaum  länger  als  der  Kelch :  kleiner 
St.,  G.  pusillum  L.,  blasslila,  hie  und  da 
an  Wegen  und  Zäunen,  bis  25  cm,  Juli  bis 
Okt.;  —  wenn  dagegen  Krone  doppelt  so 
lang  wie  der  Kelch :  Pyrenäen-St.,  G.  pyre- 
näicum  L. ,  purpurviolett,  sehr  selten,  Juli 
bis  Sept. 

65.  Farn.    Leingewächse,  Linaceen. 

269.  Lein,  Linum.  Taf.  40,  6. 
Schlanke,  zierliche  Kräuter  mit  schmalen,  ganz- 
randigen  Blättern  und  elastischem,  gegen  Windstösse 
gesichertem  Stengel.  Der  Flachs  hat  schöne,  blaue 
Blüten  in  lockeren  Trauben,  auch  Staubgefässe  und 
Griffel  sind  zur  Verstärkung  des  Lockapparates  bunt. 
Die  Blüte  schliesst  sich  bald  wieder  und  öffnet  sich 
an  kalten  und  nassen  Tagen  überhaupt  nicht,  dann 
tritt  Selbstbestäubung  ein.  Die  Frucht  ist  eine  kuge- 
lige mit  5  Klappen  aufspringende  Kapsel,  dabei  ist 
eine  Art  Schleuderwerk  tätig,  durch  das  die  glatten 
Samen  weit  fortgeschleudert  werden.  Die  Samen 
werden,  wenn  feucht,  klebrig,  wodurch  sie  sich  im 
Erdboden  festkitten.  Auch  ist  der  Samen  ölhaltig 
(Nahrung  für  die  junge  Pflanze).  Die  Festig- 
keit und  Länge  der  Bast- 
fasern macht  sich  der 
Mensch  zunutze:  er  ge- 
braucht den  Flachs  als  Ge- 
spinstpflanze und  baut  ihn 
daher  an  (Leinwand,  Dril- 
lich, Damast,  Batist),  die 
Leinenfaser  ist    auch    die 


Fig.  640.  Linum  catharticum. 


Fig.  641.  Radiola  linoi'des. 


Grundlage  für  die  Papierfabrikation  („Lumpen- 
papier"). Der  Leinsamen  wird  medizinisch  und  zur 
Oelbereitung  (Leinöl,  Oelkuchen)  verwendet. 

A.   Blätter  gegenständig,    Fig.  640:    Purgier-L., 

Hof  fmann -Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


L.  cathärticum  L..  Fig.  640,  fadenförmiger,  aufrechter, 
ästiger  Stengel,  Blüte  klein  und  weiss,  in  ganz 
Europa  häufig,  auf  Wiesen  und  Triften.  ©,  bis  30  cm, 
Juli  u.  Aug. 

B.  Blätter  irechselständig.  Taf.  40,  6. 
L  Kelchblätter  drüsig,  Blüte  nicht  Man :  dünnblätt- 
riger L..  L.  tenuifölium  L.,  Stengel  kahl,  Blüte 
hellrot,  besonders  am  Rhein ,  selten.  2|. ,  bis 
30  cm,  Juni  u.  Juli.  [L.  viscösum,  Württem- 
berg u.  Bayern,  hat  zottige  Stengel;  L.  flavum, 
Württemberg,  blüht  gelb.] 
II.  Kelchblätter  drüsenlos,  Blüte  blau,  —  wenn 
dann  Stengel  einzeln:  Flachs,  L.  usitatissimum 
L. ,  Taf.  40,  6,  Kelch  bewimpert,  angebaut, 
0,  bis  1  m,  JuH  u.  Aug.;  —  wenn  dagegen 
mehrere  Stengel :  ausdauernder  L.,  L.  perenne 
L.,  Kelch  unbewimpert,  selten,  auf  sonnigen 
Hügeln.     %.  bis  1  m,  Juni  u.  Juli. 

270.  Zwerg-Lein,  Radiola  linöides  Gmel.  Fig.  641. 
Ein  bis  5  cm  hohes  Kräutchen  mit  ästigem, 
fadenförmigem  Stengel  und  weissen  Blüten.  Häufig 
an  feuchten  Sandplätzen,  in  ganz  Europa.  G\  Juli 
u.  Aug. 

66.  Fam.    Bitterlinge,  Polygalaceen. 

271.  Kreuzblume,  Polygala.    Taf.  32,  6. 

Ausdauernde  Kräuter,  die  durch  Bitterstoff  vor 
Tierfrass  geschützt  sind,  mit  ungeteilten  Blättern 
und  bunten  symmetrischen  Blüten  in  Trauben,  die 
flügeiförmigen  Kelchblätter  sind  bunt,  die  8  Staub- 
gefässe sind  in  2  Bündeln  und  mit  der  Krone  ver- 
wachsen. Die  Frucht  ist  eine  2 sämige  Kapsel.  Die 
bittere  K.  ist  offizineil,  viele  sind  gute  Weide- 
kräuter. 

A.  Vorderes  Kronblatt  4lappig :  buchsbaumblätt- 
rige  K.,  P.  chamaebüxus  L. ,  immergrün,  strauchig, 
gelb  blühend,  in  Gebirgswäldern  Süddeutschlands, 
selten,  bis  20  cm,  Aprü  u.  Mai. 

B.  Vorderes  Kronblatt  mit  rielspaltigem  Anhang, 
Fig.  208.  Traube  vielblütig.  [P.  depressa,  sehr  selten, 
5  blutig.] 

I.  Hauptnerven  der  Flügel  unrerzweigt  und  uneer- 

buiiden:  bittere   K.,   P.   amära   L.,  meist  blau, 

ändert  vielfach  ab,   auf  feuchten   Wiesen    und 

Kalkhügeln  zerstreut,  Juni — Aug. 

II.  Hauptnerven  der  Flügel  rerzweigt  und  ccHmnden. 

a)  Mittelnerv  der  Flügel  verzweigt,  untere  Blätter 
gross,  verl:vhrt-elfönni<j:  Kalk-K.,  P-  calcdrea 
F.  W.  Schultz.,  blau ,  sehr  selten,  auf  Kalk- 
hügeln, Mai  u.  Juli. 

b)  Mittelnerv  unrcrzn-eigf ,  untere  Blätter  klein, 
ellijitisch,  —  wenn  dann  die  Vorblätter  der 
Blüte  höchstens   halb  so  hing  als  der  Blüten- 

21 


2.  Kelch  hia  2ur 
MiKe  Jteilig. 


162 


Die  Pflanzenwelt. 


stiel:  gemeine  K..  P-  vulgaris  L.,  Taf.  32,6, 
grundständige  Blätter  ein  Büschel  bildend, 
blau,  überall  auf  trocknen  Wiesen,  in  lichten 
Wäldern,  in  ganz  Europa,  Mai  u.  Juni;  — 
wenn  dagegen  die  Vorblätter  .<"  lauf/  irie 
der  Blütenstiel:  schopfige  K.,  P.  comösa  L., 
die  Vorblätter  schopfartig  die  jungen  Triebe 
überragend,  meist  rosa,  zerstreut  auf  Wiesen 
und  Weiden,  Mai — Juli. 

67.  Farn.  Sauerkleegewächse,    Oxalideen. 

272.  Sauerklee,  Oxalis.  Taf.  42,  1. 
Kräuter,  die  sich  mit  ihren  zarten  gedreiten 
Blättern  als  Waldschattenpflanzen  offenbaren,  das 
zeigt  sich  auch  darin ,  dass  die  Blätter  sich  in  der 
Sonne  (und  nachts)  senken  und  zusammenfallen, 
was  ein  Schutz  sowohl  gegen  zu  starke  Verdunstung 
wie  gegen  Kälte  ist  („Schlaf").  Durch  den  sauren 
Geschmack  (giftiges  Kleesalz)  sind  sie  gegen  Tier- 
frass  geschützt.  Die  ziemlich  grossen  Blüten  schliessen 
sich  zum  Schutz  bei  Nacht  und  Regen  und  nicken 
obendrein.  Die  Frucht  ist  eine  Kapsel  mit  Schleuder- 
werk zur  Verbreitung  der  Samen.  Wenn  der  ge- 
meine S.  blüht,  so  begrüssen  dies  die  Auerhahn- 
jäger  als  sicheres  Zeichen  der  beginnenden  Balzzeit. 
A.  Blüte  irc/sst-öflirh:  gemeiner  S.,  Hasenklee, 
O.   acetosella  L. ,    Taf.  42,  1 ,   überall   in    feuchten, 

schattigen  Wäldern  Eu- 
ropas, 2j.,  bis  15  cm, 
April  u.  Mai. 

B.  Blüte  (/elb,  — 
wenn  dann  Stengel  ouf- 
recht,  olnie  Nchciibh'iltern: 
auf  rechter  S.,  O.stricta  L., 
hie  und  da  auf  Aeckern,  % ; 
—  wenn  dagegen  Sten- 
gel niederlieyend ,  mit 
XeheiMäftenr.  gehörnter 
S. ,  O.  corniculata  L. 
Fig.  642,  behaart,  Blüten 
klein,  blassgelb,  angeb- 
lich aus  Amerika,  aber 
jetzt  fast  überall  in  Eu- 
ropa, auf  Schutt  und  als 
Unkraut  zerstreut.     ©,  beide  Juni— Okt. 


Fig.  642.  Oxalis  cornicuLata. 


1.  Kelch  und 
Krone    Aitliedriii 


68.  Fam.  Rautengewächse,  Rutaceen. 
273.  Raute,  Ruta  gravc'olcns  L.     Fig.  643. 

AusdauerndesKrautmitgrossen  geteilten  Blättern, 
die  Pflanze  ist  dunkelgrün  und  bereift,  sie  hat  einen 
stark  aromatischen  Geruch  als  Schutz  gegen  Weide- 
tiere, ebenso  auch  die  grünlichgelben  Blüten,  woraus 
man  auf  Fliegen  als  Bestäuber  schliessen  kann.    Die 


Kronblätter  sind  genagelt  und  haben  einen  krausen 
Rand.  Zuerst  werden  die  Staubbeutel  reif  und  be- 
wegen sich  nacheinander 
zur  Blütenmitte  und  dann 
wieder  zurück,  zuletzt  ist 
die  an  derselben  Stelle 
stehende  Narbe  auch  reif: 
so  wird  Fremdbestäubung 
gesichert.  Die  Pflanze 
stammt  aus  Südeuropa ,  bei 
uns  ist  sie  nur  Garten- 
flüchtling, an  alten  Mauern, 
in  Weinbergen  u.  s.  w'-  bis 
50  cm,  Juni — Aug. 


274.  Diptam,  Dictamnu.s 
Fraxiuella  P.  Taf.  42,  2. 

Kraut  mit  drüsig-kleb- 
rigem Stengel  (Schutz)  und 
gefiederten  Blättern,  die  unten  durchscheinend  punk- 
tiert sind.  Die  rötlich-weissen  Blüten  haben  dunk- 
lere Adern.  Blütenstiele  und  Kelch  zum  Schutz 
gegen  ankriechende  Insekten  mit  schwarzroten  Drüsen, 
die  ein  ätherisches  Oel  enthalten,  das  Entzündungen 
hervorruft.  In  sonnigen  Bergwäldern  Mittel-  und 
Süddeutschlands  zerstreut,  auch  als  Zierpflanze  ge- 
zogen.    2].,  bis  1   m  hoch,  Mai  u.  Juni. 


Fig.  643.  Ruta  gravcolens. 


69.  Fam.    Orangengewächse,  Aurantiaceen. 

275.  Zitronenbaum,  Citrus  Limuuium  Rissa. 
Taf.  40,  5. 

Immergrüner,  bis  15  m  hoher  Baum  mit  schönem 
Laub,  wohlriechenden  Blüten  und  saftigen  Früchten 
mit  aromatisch-drüsiger  Schale.  Der  Baum  stammt 
aus  dem  tropischen  Asien,  ist  jetzt  aber  längst  im 
Mittelmeergebiet  kultiviert.  Er  blüht  fast  das  ganze 
Jahr  hindurch.  —  Ihm  nahe  verwandt  sind:  Orange 
oder  Apfelsine,  Limone  u.  s.  w. 

XXII.  Reihe:   Seifenbaumartige. 

70.  Fam.  Stechpalmengewächse,  Aquifoliaceen. 

276.  Stechpalme,  Hex  aquifdlium  L.     Fig.  644. 

Ein  oft  mehrere  Meter  hoher  Baum  oder  Strauch 
mit  immergrünen,  daher  lederigen,  dicken  Blättern, 
die  glänzend,  wellig  gerandet  und  spitzstachelig 
sind  (Schutz  gegen  Weidetiere).  Die  Blüten  sind 
weiss  und  klein,  stehen  aber  zahlreich  in  dichten 
Büscheln  (Lockapparat).  Die  hochroten,  würzig 
schmeckenden  Beeren  im  dunkelgrünen  Laub  locken 
Vögel  (z.  B.  Tauben)  an,  die  dann  die  Samen  ver- 
breiten. In  manchen  Bergwäldern  Mitteleuropas 
häufig.     Mai  u.  Juni. 


2.  Kelch  und 
Krone   .\fjliedriff. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


163 


Fig.  G44.  Hex  aquifoliiim. 


Die  der  St.  verwandten  Pflanzen  sind  ausser  in 
Australien  über   alle  Erdteile  verbreitet.     Eine  Ilex- 

Art  liefert  den  Paraguay- 
^_^  ,  >    ,.^^^-W    oder  Matetee   Südameri- 
kas. 

71.  Farn.  Celasterge- 
wächse,   Celastraceen. 

277.  Spindelbaum, 
Evönj  iiius  europäeus  L. 

"  Taf.  42,  3. 

Auch  S  p  i  1 1  b  a  u  m 
oder  Pfaffenhütchen 
(wegen  der  Friichtform). 
Ein  dunkelgrün  belaub- 
ter, bis  3  ni  hoher  Strauch 
mit  feingesägten,  ellipti- 
schen Blättern,  alle  Teile  unangenehm  riechend  und 
schmeckend  (Schutz).  Die  Blüten  sind  unscheinbar, 
grünlichgelb  und  werden  von  Fliegen  besucht.  Da 
die  Staubbeutel  vor  den  Narben  reifen,  ist  Fremd- 
bestäubung gesichert.  Die  Kapsel  ist  rosa  und  hat 
einen  orangeroten  breiigen  Samenmantel,  wodurch 
Vögel  (Rotkehlchen)  zur  Verbreitung  angelockt  werden. 
die  Samen  selbst  sind  sehr  hartschalig.  In  Wäldern 
und  Hecken  von  Mittel-  und  Südeuropa,  Mai  u. 
Juni.  Das  zähe,  hellgelbe  Holz  wird  zu  Zahnstochern 
und  Drechslerarbeiten  benutzt,  es  liefert  auch  gute 
Zeichenkohle. 

Mehrere  Arten  werden  als  Zierpflanzen  gehalten. 

72.Fam.  Pimpernussgewächse.Staphylaeaceen. 
278.  Piiiipernuss,  Staphyli'iea  piiiiuita  L.  Taf. 42,  4. 
Bis  6  m  hoher  Strauch  mit  gefiederten  Blättern 
und  weissen  Blüten  in  hängenden  Trauben.  Die 
Kapseln  sind  blasig  aufgetrieben  (Taf.  42,  4),  mit 
klappernden  Samen,  die  ölhaltig  sind  (essbar,  ge- 
linde abführend).  Häufig  in  Gebirgswäldern  Mittel- 
europas, Mai  u.  Juni.  Die  Pflanze  wird  auch  als 
Zierstrauch  verwendet,  ebenso  wie  St.  trifoliäta  L.  mit 
Steiligen  Blättern. 

73.  Fain.  Balsaminengewächse,  Balsaminaceen. 

279.  Springkraut,  Iinpätiens  uoli  tängere  L. 

Taf.  42,  5. 

Einjähriges  saftiges  Kraut  mit  knotigen  Ge- 
lenken und  zarten ,  kahlen  Blättern  (also  Schatten- 
pflanze). Die  hängenden,  zitronengelben  (rotpunk- 
tierten) Blüten  haben  einen  gebogenen  Sporn  als 
Honigspeicher,  sie  stehen  unter  den  ein  Regendach 
bildenden  Blättern.  Die  zuerst  reifenden  Staub- 
beutel   bilden    um    die    Narbe    herum    eine   Kappe. 


fallen  dann  ab  und  lassen  nun  an  derselben  Stelle 
die  Narbe  frei.  Dadurch  ist  Fremdbestäubung  ge- 
sichert. Uebrigens  kommen  auch  kleistogame,  d.  h. 
geschlossen  bleibende  Blüten  (besonders  bei  an- 
haltendem Regen)  vor,  dann  findet  natürlich  Selbst- 
bestäubung statt.  Die  Frucht  hat  ein  sehr  wirk- 
sames Schleuderwerk:  die  Klappen  rollen  sich  spiralig 
auf  und  schleudern  dabei  die  Samen  weit  fort.  In 
feuchten  Wäldern  und  Gebüschen  ganz  Europas, 
bis  60  cm.  Juli  u.  Aug.  —  Verwandte  Arten  dienen 
als  Zierpflanzen. 

74.  Farn.    Ahorngewächse,  Aceraceen. 
280.  Ahorn,  Acer.    Taf.  41,  3. 

Ansehnliche  Bäume  und  Sträucher  mit  gelappten 
Blättern,  die  an  senkrechten  und  wagrechten  Zweigen 
wagrecht  stehen  und  an  letzteren  des  Lichtgenusses 
wegen  ein  deutliches  „Mosaik"  bilden.  Beim  Berg- 
Ahorn  hat  die  Blattunterseite  gegen  zu  starke  Ver- 
dunstung eine  bläuliche  Wachsschicht.  Die  Blüten 
sind  ziemlich  unscheinbar,  grünlichgelb,  stehen  aber 
zu  vielen  vereinigt  und  erscheinen  vor  der  Belau- 
bung, daher  für  die  Insekten  (Fliegen)  doch  weithin 
sichtbar.  Es  kommen  nebeneinander  vor:  Zwitter- 
blüten, scheinzwittrige  Staubbeutel-  und  Stempel- 
blüten. Die  Frucht  hat  einen  grossen  als  Fallschirm 
dienenden  Flügel,  Taf.  41,  3b.  Von  manchen  Arten 

(Feld-    und    Berg-A.) 
^\yf  wird  das  harte,  zähe  Holz 


Fig.  645. 
Acer  pseudo-platanus. 


Fig.  646. 
Acer  campestre. 


zu  Drechslerarbeiten ,  Pfeifenrohren  und  Spazier- 
stöcken benutzt.  —  Auch  als  Zier-  und  Alleebäume 
verwendet. 

A.  Blütenstand  hämjcutl,  Fig.  645,  —  wenn  dann 
das  Blatt  ölappig:  Berg-A.,  weisser  A.,  A.  pseudo- 
platanus  L..  Fig.  645,  bis  25  m  hoher  Baum  mit 
gewölbter  Krone,  in  Mitteleuropa,  in  Gebirgswäldern. 
Mai  u.  Juni;  —  wenn  dagegen  das  Blatt  3lap2>i</: 
französischer  A. .   A.  monspessulänum  L. .  Strauch 


164 


Die  Pflanzenwelt. 


1.   Blatt  fihif- 


bis  3  m  hoch,  hie  und  da  an  felsigen  Orten, 
April. 

B.  Blütenstand  aiifncht,  Fig.  646,  —  wenn  dann 
die  (5)  Lappen  der  Blätter  hm;/  zugespitzt  und  c/e- 
zälnit:  Spitz-A.,  A.  platanöides  L. ,  Taf.  41,  3,  bis 
25  m  hoher  Baum  mit  ziemlich  glattem  Stamm,  hie 
und  da  in  Gebirgswäldern  ganz  Europas,  April  u. 
Mai ;  —  wenn  dagegen  die  Lappen  stumpf  und 
(/aiizrawlii/,  Fig.  646:  Feld-A.,  Massholder,  A.  cam- 
pestre  L. ,  Fig.  646;  in  ganz  Europa,  Baum  und 
Strauch  bis  10  m  hoch.  Mai,  der  Namen  Massholder 
kommt  her  von  den  schönen  „Masern"  in  den 
Wurzeln.  Er  ändert  ab  mit  stark  korkiger  Rinde 
(Kork-A.). 

75.  Fam.    Rosskastanien,  Hippocastaneen. 

281.  Rosskastaiiic,  Aesculus  Hiitpocästanum. 

Taf.  41,  4. 

Schöner,  rasch  wachsender,  schattenspendender 
Baum,  bis  25  m  hoch ,  mit  grossen .  gefingerten 
Blättern  und  weissen,  rot  gefleckten  Blüten  in  reichen 
Blütenständen,  auch  die  Staubgefässe  sind  zur  Ver- 
stärkung des  Lockapparats  bunt  gefärbt.  Die  lang 
vorgestreckten  Staubfäden  und  Griffel  dienen  den 
Insekten  als  Anflugstangen.  Neben  echten  Zwitter- 
blüten gibt  es  scheinzwitterige  Staubgefässblüten. 
Die  Frucht  hat  zum  Schutz  der  Samen  eine  stache- 
lige Hülle  und  die  Samen  besitzen  als  Reservestoff- 
behälter für  die  jungen  Keimpflanzen  dickfleischige 
Samenlappen  (dienen  daher  als  Vieh-  und  Wild- 
futter). Der  Baum  stammt  aus  Persien  und  ist  jetzt 
bei  uns  ein  sehr  beliebter  Park-  und  Alleebaum. 
Als  Zierbäume  dienen  auch  die  rotblühende  (A. 
pavia  L.)  und  gelbblühende  (A.  lutea  L.)  Art. 

XXIII.  Reihe:   Kreuzdornartige. 
76.  Fam.    Rebengewächse,  Vitaceen. 

282.  Weiurebe,  Vitis  vinifera  L.    Taf.  41,  5. 
Ein  Holzgewächs  mit  tiefgehender  Wurzel  (trock- 

ner  Standort) ,  grossen  Blättern  und  Ranken  (meta- 
morphosierte  Blütenstände),  mit  denen  es  sich  auf- 
recht hält.  Die  Blüten  sind  klein  und  grün,  und 
die  Kronblätter  werden,  an  der  Spitze  zusammen- 
hängend, abgeworfen,  aber  sie  stehen  in  vielzähligen 
Rispen  zusammen  und  haben  als  Lockmittel  einen 
sehr  starken  Duft.  Da  die  Blüten  offen  sind ,  so 
schliessen  sich  bei  feuclitem  Wetter  zum  Schutz  die 
Staubbeutelfächer  selbst  wieder.  Neben  echten  Zwitter- 
blüten kommen  auch  scheinzwitterige  Staubbeutel- 
und  Stempelblüten  vor.  Die  Staubfäden  strecken 
sich  nach  aussen  und  schieben  dabei  wohl  auch  die 
Staubbeutel  zu  den  Narben  der  Nachbarblüten  hin. 
Die  Früchte  sind  gelbgrüne    oder  rote  Beeren   mit 


zartem  Wachsüberzug  und  süssem  Fleisch,  die  Samen 
sind  hartschalig,  was  alles  mit  der  Verbreitung  durch 
Vögel  zusammenhängt.  Vor  der  Reife  aber  ist  die 
Frucht  grün  wie  das  Laub,  hart  und  sauer,  wodurch 
sie  vor  zu  frühem  Verzehrtwerden  geschützt  ist.  — 
Der  Weinstock  kann  30  m  hoch  und  15  cm  dick 
werden.  Er  stammt  wahrscheinlich  aus  Vorderasien, 
wird  jetzt  aber  seiner  Früchte  wegen  in  ganz  Süd- 
europa und  in  einem  grossen  Teil  Mitteleuropas  in 
etwa  350  Abarten  angebaut.  In  Europa  läuft  seine 
Nordgrenze  von  der  Loiremündung  bis  nach  Bess- 
arabien  (bei  uns  etwa  am  51"  nördl.  Breite).  Die 
Früchte  werden  frisch  als  Obst,  getrocknet  als  Ro- 
sinen gebraucht  und  zu  Wein  gekeltert,  Juni  u.  Juli. 

283.  Zauurebe,  AHijtelöp.sis  liederacca  Mich.     2. 

Auch  Jungfernrebe,  wilder  Wein.  Ein  dem 
edlen  Wein  ähnliches  Holzgewächs;  das  Laub  färbt 
sich  im  Herbst  rot,  was  als  Schattendecke  für  die 
in  den  Stamm  zurückwandernden  Stoffe  angesehen 
wird.  Die  Beeren  sind  schwarz  und  heben  sich  vom 
roten  Laub  im  Herbst  scharf  ab,  weshalb  sie  die 
Vögel  von  weither  anlocken.  Diese  Pflanze,  die 
aus  Nordamerika  stammt,  wird  zur  Bekleidung  von 
Lauben  und  Mauern  vielfach  angepflanzt,  Juni. 

77.  Fam.    Kreuzdorngewächse,   Rhamnacecn. 

284.  AVegedoru,  Kliamuus.     Taf.  43,  1. 

Sträucher,  die  z.  T.  Dornen  als  Schutz  gegen 
Weidetiere  tragen,  mit  einfachen  Blättern  und  kleinen 
grünen,  unscheinbaren  Blüten  in  Trauben.  Daher 
werden  sie  von  Fliegen 
als  Bestäuber  aufgesucht. 
Hierauf  deutet  auch  der 
auf  offener  flacher  Schei- 
be abgesonderte  Honig 
(denn  dies  fordert  kurz- 
rüsselige  Insekten).  Man- 
che Arten  haben  schein- 
zwitterige Staubbeutel- 
und  Stempelblüten.  Die 
Früclite  sind  Beeren, 
beim  Kreuzdorn  schwarz, 
beim  Faulbaum  rot  und 
zuletzt  auch  schwarz.  Der 
Faulbaum  liefert  eine  für 
Schiesspulver  geeignete  Holzkohle,  der  Saft  ihrer 
Früchte  wirkt  abführend  (besonders  von  Tierärzten 
benutzt). 

A.  Mit  Dornen :  Kreuzdorn,  gemeiner  W.,  Rh. 
cathärtica  L.,  Fig.  647.  mit  ausgebreitet  gegenstän- 
digen Zweigen;  in  Mittel-  und  Südeuropa  häufig,  in 
Gebüschen  und  Laubwäldern,  bis  2^'  m  hoch,  Mai 
u.  Juni. 


Fig.  S47. 
Rhamnus  caltiartica. 


Blatt  .v-.02n7i/;>, 
gtfiiigert. 


5amiUen:  ^artf|eu=  (Hypericaceae) ,  Stord)f(i)nabeI=  (Geraniaceae),  H^orn»  (Ace- 
raceae),  RoPa{tanicn=  (Hippocastaneae)  un6  RcbengctDÖdifc  (Vitaceae).     41 


Sig.  1-  (Bcmeines  3of)annishraut,  Hypericum  perforatum.    2.  Rupreditshraut,  Geraniuni  Robertianum. 
3  a.  b.  Spi^afjorn.  Acer  platanoides.    4.  Ropaftanie,  Aesculus  Hippocastanum.    5.  IDeinrebe,  Vitis  vinifera. 


5amilien:  SaucrHee=  (Oxalidaceae),  Rautcn=  (Rutaceae),  Cclajtcr=  (Celastraceae), 
pimpcrnu|=  (Staphyiaeaceae)  unb  BalfaminengeiDädjfc  (Balsaminaceae).     42 


5ig.  1.  Sauerhiec,  Oxalis  Acetoseila.    2.  RötliditDeißer  Diptam,  Dictamnus  F.axinella.    3.  (Bemeiner  Spinbclbaum, 
Evonymus  europaeus.    4.  pimpcrnuö,  Staphylaea  pinnata.    5.  Springhrout,  Impatiens  noli  längere. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


165 


B.  Ohne  Dornen:  Faulbaum,  Pulverholz, 
Brech-W. ,  Rh.  frängula  L. ,  Tai  43,  1,  schlanker 
Strauch  mit  punktierter  Rinde,  Blüte  Sgliedrig, 
ebenda,  bis  2V2  m  hoch,  Mai  u.  Juni.  [Rh.  alpina, 
sehr  selten,  im  Gebirge,  hat  4gliedrige  Blüten.] 

XXIV.  Reihe:  Rosenblütige. 
78.  Farn.   Hülsenfrüchtler,  Leguminosen. 
Gleichbedeutend     mit    Schmetterlingsblüt- 
lern   oder    Papilionaceen.      Die    Blätter    sind    fast  1 
immer    zusammengesetzt,    die    Blüten    symmetrisch. 
Die   Krone   ist   „schmetterlingsförmig" ,    das  grosse 
nach   oben  stehende  Blatt  heisst  „Fahne",   seitlich 
stehen  2  „Flügel",    die   beiden   unteren   zusammen- 
liegenden   bilden    das    „Schiffchen" ,    in    dem    sehr 
geschützt  die  10  Staubgefässe  und  der  eine  Frucht- 
knoten  liegen.     Ferner  sind    von    den   Staubfäden 
alle    oder   bis    auf    einen    verwachsen;    im    ersten 
Fall   ist    die    Blüte    honiglos,    im    zweiten   hat  sie 
Honig  und  durch  den  freien  Staubfaden  ist  zu  ihm 
ein  Zugang  geschaffen;  die  Frucht  ist  eine  als  Hülse 
bezeichnete  Kapsel,  d.  h.  sie  springt  mit  2  Klappen 
auf,  hat  aber  (im  Gegensatz  zur  Schote  der  Kreuz- 
blütler)   keine    Scheidewand.    —   Diese   Familie    ist 
mit  3000  Arten  über  die  ganze  Erde  verbreitet,  be- 
sonders in  der  heissen  und  gemässigten  Zone,  viele 
sind  für  den  Menschen  in  ökonomischer,  medizini- 
scher und  technologischer  Hinsicht  bedeutungsvoll, 
besonders    dienen    die   Samen    vieler  Arten   wegen 
ihres  Gehalts  an  Eiweissstoffen  für  Menschen   und 
Haustiere   als  wertvolles  Nahrungsmittel.   —   Viele 
haben    an   den  Wurzeln   kleine  Knöllchen    mit  Bak- 
terien (vergl.  S.  28). 

Wir  unterscheiden  4  Gruppen  und  Unterfamilien. 

A.  Stengel  irindeml:  IV.  Phaseoleen. 

B.  Stengel  nicht  windend. 

I.  Blatt  paarig  gefiedert,  mit  Spitze  oder  Ranke 
endigend:  III.  Viceen. 

II.  Blatt  nicht  i)aarig  gefiedert  (oder  wenn  doch, 
dann  ohne  Spitze  und  Ranke),  —  wenn  dann 
die  Hülse  mit  2  Klappen  auf-ipringt:  I.  Lo- 
teen;  —  wenn  dagegen  die  Hülse  nicht 
aMf.ij>ringt  (sondern  einsamig  oder  gegliedert 
ist):  II.  Hedysareen. 

I.  Gruppe:  Loteen. 

A.  Alle  sehn  Staubfäden   verwachsen  (bei  Galega 
nicht  vollständig). 

I.  Blätter  nicht  gefiedert:  1.  Genisteen. 

II.  Blätter  unpaarig  gefiedert:  3.  Galegeen 
(Anthyllis  und  Galega). 

B.  Neun  Staubfäden    verwachsen  (eins  ganz  frei). 
I.  Blatt  dreizäiilig:  2.  Trifolieen. 

II.  Blatt  gefiedert,  —  wenn  dann  Hülse  einfache^ 


rig:  3.  Galegeen;  —  wenn  dagegen  2»'e/- 
fiicherig  (mit  unvollständiger  Scheidewand): 
4.  Astralageen. 


1.  Unterfam.  Genisteen. 
285.  Hauchechel,  Oiiönls.  Taf.  44,  1. 
Kräuter  und  Halbsträucher,  die  vielfach  gegen 
Tierfrass  geschützt  sind:  durch  Drüsenhaare  und 
unangenehmen  Geruch,  bei  manchen  sind  auch  die 
Nebenblätter  in  Dornen  umgewandelt.  Die  Blüten 
sind  rosa  und  zeigen  ein  merkwürdiges  Pumpwerk: 
der  Blütenstaub  ist  nämlich  schon  zur  Knospenzeit 
in  das  Schiffchen  entleert,  fünf  von  den  Staub- 
gefässen  wachsen  weiter  und  schwellen  keulen- 
förmig an.  Wenn  nun  das  Insekt  (Biene)  das 
Schiffchen  hinunterdrückt,  so  pressen  die  Staub- 
gefässe den  klebrigen  Pollen  heraus  und  laden  ihn 
auf  der  Bauchseite  des  Insekts  ab,  das  ihn  dann 
in  einer  anderen  Blüte  an  der  Narbe  abstreift.  Dass 
die  Blüte  eine  Bienenblume  ist,  zeigt  sich  darin, 
dass  sie  ziemlich  kurzröhrig  ist.  "21,  60  cm  hoch, 
Juni  u.  Juü. 

A.  Blüten  eimeln.  Zweige  (meist)  dornig,  — 
wenn  dann  der  Stengel  einseitig  behaart:  dornige  H., 
O.  spinösa  L.,  überall  auf  Triften  und  unfruchtbaren 
Feldern;  --  wenn  dagegen  ringsum  zottig  behaart: 
kriechende  H.,  O.  repens  L.,  hie  und  da,  besonders 
auf  Kalkboden. 

B.  Blüten  ztt  zwei.  Zweigt  ohne  Dornen:  Feld-li., 
O.  arvensis  L.,  starkriechend,  mit  weichen,  drüsig- 
klebrigen Haaren  (an  trocknem  Standort  auch  oft 
dornig);  in  ganz  Europa  an  Waldrändern,  Berg- 
hängen, auf  trocknen  Wiesen  zerstreut. 


1.  i<elch  ihppig, 

Flügel  nach    der 

Fahne  zu  mcla 

fällig. 


286.  Wolfsbolme,  Lupinus  lüteus  L. 

Taf.  45,  1. 


2.  Kelch  aUppig, 
Flügel  nach  der 
Fahne  zu   faltig. 

Auch  Lupine.  Kraut  mit  steif  aufrechtem  a)  Hülse  »»1 
Stengel,  gefingerten  Blättern  und  gelben,  stark  duf-  -;;«7,™f^" 
tenden  Blüten,  welche  ein  Pumpwerk  wie  die  Hau- 
hechel besitzen.  Die  Klappen  der  Hülse  rollen  sich 
bei  der  Reife  schraubig  auf,  wodurch  die  Samen 
fortspringen.  O,  bis  1  m,  Mai  u.  Juni.  Die  Pflanze 
kommt  aus  Südeuropa  und  wird  vielfach,  besonders 
auf  Sandboden,  als  Viehfutter  und  zur  Bodenver- 
besserung (s.  S.  28)  angebaut.  Sie  und  andere 
Arten  werden  auch  als  Zierpflanzen  benutzt,  z.  B. 
die  we issblühende  L.  albus  L. ,  sowie  die  blau- 
blühenden Arten:  L.  angustifölius  L.  (die  Samen 
bilden  einen  Kaffeersatz),  L.  pilösus  L.  (Kelch  zottig), 
L.  hirsütus  L.  (ganze  Pflanze  behaart)  u.  a.  m. 


287.  Heckeiisaiiie,  Ulex  europat'us  L. 
Taf.  43,  2. 


b)  Hülse  ohne 

Querwände. 

'■^    Hülse  kaum 

länger  als  der 

Auch    Stechginster     oder     Gaspeldorn.        Keich. 
Strauch  mit  spitzen  Blättchen  und  Dornen  als  Schutz 


166 


Die  Pflanzenwelt. 


gegen  Tierfrass  und  mit  gelben  Blüten.  Auf  sandigen 
und  unfrucfitbaren  Hügeln  in  Nord-  und  Westdeutsch- 
land, zerstreut,     fi ,  bis  1  m,  Mai  u.  Juni. 


**  Hülse  iM   288.  Beseuginster,  Sarotluimnus  scopäriusWimm. 

UintKi-  als  der  t^   x     /i/i     o 

Kelch.  Taf.   44,   2. 

o Griffel  *7">"%  ^  j,  Besenstrauch,  Besenpfrieme.  Ein 
sog.  „Rutengewächs",  d.  h.  ein  sparriger  Strauch 
mit  scharfkantigen  grünen  Zweigen  und  wenigen 
behaarten  Blättern  (Oedlandpflanze  auf  trocknem, 
sandigem  Boden,  Wald  und  Heide).  Die  grossen, 
leuchtend  gelben  Blüten  sind  in  grosser  Zahl  vor- 
handen und  bilden  einen  weithin  sichtbaren  Lock- 
apparat, statt  des  Honigs  besitzen  sie  viel  trocknen 
Blütenstaub  und  an  der  Fahne  ein  Nährgewebe  für 
die  Insekten.  Die  Blüte  hat  eine  Schnellvorrichtung: 
wenn  das  Insekt  (grosse  kräftige  Hummeln  und 
Bienen)  Flügel  und  Schiffchen  herunterdrückt ,  so 
springen  die  wie  eine  Uhrfeder  gespannten  Staub- 
gefässe  aus  dem  Stempel  hervor  und  überschütten 
das  Tier  mit  Blütenstaub  (der  daher  trocken  ist, 
vergl.  Hauhechel).  Wenn  die  Blüte  einmal  so  ex- 
plodiert ist,  so  gehen  die  Teile  nicht  in  die  alte 
Lage  zurück  (vergl.  Klee).  Auch  hier  drehen  sich 
die  (schwarzen)  Hülsenklappen  in  der  Reife  zur 
Samenverbreitung  schraubig  zusammen.  Ueberall, 
in  Mitteleuropa,  fi ,  bis  3  m,  Mai  u.  Juni.  Die  Ruten- 
zweige werden  zu  Besen  benützt.  Im  Forstbetrieb 
ein  lästiges  Unkraut. 

CO  Griffel  nicht  289.  Geis.sklee,  Cytisus  Labiiniuiii  L.  Taf.  44  3. 
'"gerollt'"  Auch  G  o  1  d  r  e  g  e  n ,  B  o  h  n  e  n  b  a  u  m.     Ein  bis 

t  Blatt  3z,ii,iig.  g  ^  hoher  Baum,  der  in  allen  seinen  Teilen  sehr 
giftig  ist  (Schutzvorrichtung).  Die  Traube  von 
zitronengelben  Blüten  hängt  beim  Aufblühen  nach 
unten  [bei  C.  nigricans  L.  dagegen  aufrecht,  sehr 
selten  in  trocknen  Wäldern],  anfangs  dagegen  nicht, 
sehr  bemerkenswert  ist,  dass  sich  dabei  die  Fahne 
des  Lockapparats  durch  Drehung  des  Blütenstiels 
wieder  nach  oben  richtet.  Statt  des  Honigs  hat 
auch  hier  der  Fahnengrund  Nährgewebe,  zu  dem 
ein  Saftmal  von  roten  Strichen  führt.  Die  junge 
Narbe  ist  während  des  Reifens  des  Blütenstaubs 
zum  Schutz  gegen  Selbstbestäubung  von  steifen 
Borstenhaaren  umgeben.  Die  Klappen  der  reifen 
Frucht  rollen  sich  zur  Verbreitung  der  Samen  um- 
einander. Zierstrauch,  der  aus  Südeuropa  stammt. 
April  u.  Mai. 

tt  Blatt  einrnri,.  290.  GinstcF,  Genista.     Taf.  43. 

Auch  diese  Sträucher  sind  Rutengewächse  mit 
kleinen  Blättern.  Sehr  bemerkenswert  ist  der  Pfeil- 
G.,  bei  dem  die  wenigen  Blätter  sehr  klein  sind; 
statt  dessen  ist  der  grüne  Stengel  geflügelt  zur  Ueber- 
nahme  der  Blattarbeit  (Ernährung).    Manche  Arten 


haben  starke  Schutzdornen.  Die  gelben  Blüten  be- 
sitzen ein  Schleuderwerk  wie  der  Goldregen.  Sie 
sind  auch  honiglos. 

A.  Mit  Dornen  (besonders  an  den  unfruchtbaren 
Aesten),  —  wenn  dann  die  Pflanze  hchdurl:  deutscher 
G.,  G.  germanica  L.,  Taf.  43,  3,  häufig  in  sonnigen, 
felsigen  Wäldern ,  bis  60  cm ;  —  wenn  dagegen 
lürlii  helniar/:  englischer  G.,  G.  änglica  L.,  Fig.  648, 


Fig.  648.  Genista  anglica. 


Fig.  649.  Genista  sagittalis. 


selten  auf  feuchten  Torfheiden  und  in  lichten  Wäl- 
dern (in  England  häufig),  bis  40  cm;  beide  Mai 
u.  Juni. 

B.  o/inc  Dornen. 
I.  M/t  i/cfliii/cUem  Stengel:  Pfeil-G. ,  G.  sagittalis 
L. ,  Fig.  649,  selten,  in  trocknen  Wäldern  und 
auf  Hügeln,  bis  30  cm,  Juni  u.  Juli. 
II.  Stengel  itmjefliii/df,  —  wenn  dann  die  Blüten 
ciitzeln,  das  Blatt  behauri :  behaarter  G. ,  G. 
pilösa  L. ,  Stengel  niederliegend,  selten,  auf 
Heiden  und  Hügeln,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  da- 
gegen die  Blüten  in  Tntuben ,  das  Blatt  kuhl: 
Färber-G.,  G.  tinctöria  L. ,  Taf.  43,  4,  häufig 
in  sandigen  Wäldern  und  trocknen  Wiesen,  Juni 
u.  Juli. 

2.  Unterfam.   Trifolieen. 
291.  Hornklee ,   Sclioteiiklee,   Lotus.    Taf.  45,  2.    i.  Schiffchen 

Ausdauernde  Kräuter  mit  saftigen  und  kahlen  „,  naise  .mW/? 
Blättern  (feuchter  Standort),  die  von  den  grossen  mAw^iKgat. 
Nebenblättern  in  der  Ernährungsarbeit  unterstützt 
werden.  Abends  nehmen  die  Teilblättchen  eine 
Schlafstellung  ein,  indem  sie  sich  nach  oben  schlagen. 
Die  goldgelben  Blüten  sind  klein,  aber  nach  aussen 
oft  rot  und  ausserdem  zahlreich  (Lockapparat),  sie 
besitzen  wie  der  Hauhechel  ein  Pumpwerk.  Die 
Hülsenklappen    drehen   sich   beim  Oeffnen   spiralig. 

A.   Stengel  aufndit   und  Imld ,   Köpfchen   etwa 
12 blutig:  Sumpf-H.,  L.  uliginösus  Schk.,  häufig  auf 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


167 


feuchten  Waldwiesen  und  sumpfigen  Wiesen,  30  cm, 
Juli  u.  Aug. 

B.  Stengel  nieihrlii'fitnd,  »larl-ii/,  —  wenn  dann 
die  Blätter  verkehrt  eiform/;/:  gemeiner  H.,  L.  corni- 
culätus  L.,  Tai  45,  2,  fast  in  ganz  Europa  häufig 
auf  Wiesen,  an  Waldrändern  u.  s.  w.,  bis  60  cm  lang; 
—  wenn  dagegen  die  Blätter  schiitalhtii:titJiclt : 
schmalblättriger  H. ,  L.  tenuifölius  Rchb.,  selten 
auf  Wiesen,  besonders  auf  Salzboden;  beide  Mai 
bis  Sept. 


b)  Hülse  n-nniig  292.  Schotcnklee,  Tetragonölobus  siliquösus  Roth. 

und  geflügelt. 
Fig.  650  oben 

rechts.  A,_u  c«.,„.iK^i,  ^,.      Ausdauernde  Pflanze 


2.  Schiffchen 
uiigeachnähett . 
a)    Kronblätter 
unter    sich    und 
mit  der  Staub- 
fadenröhre rer- 
irac/iseii. 


Fig.  650. 
Tetragonölobus  siliquösus. 


Fig.  650. 

Auch  Spargelbohne, 
mit  liegendem  oder  aufsteigendem  Stengel ,  stachel- 
spitzigen Blättern  (Schutz)  und  grossen  hellgelben, 

langgestielten  Blüten. 
Zerstreut  auf  feuchten, 
humusreichen  Wiesen. 
2j.,  bis  30  cm,  Mai  u. 
Juni.  Gute  Weidepflan- 
ze. —  Der  rotblühende 
T.  purpüreus  Moench. 
wird  als  Gemüsepflanze 
benutzt. 

293.   Klee,  Trifdliiiiii. 

Kräuter  mit  drei- 
zähligen  Blättern ,  die 
sich  abends  zum  Schutz 
gegen  Wärmestrahlung 
emporrichten  und  gros- 
se am  Stengel  ange- 
wachsene Nebenblätter 
haben.  Manche  Arten  haben  ihrem  Standort  (feuchte 
Wiesen)  entsprechend  viele  saftige  Blätter,  die  (be- 
sonders im  Schatten)  weiss  gebändert  sind.  Die 
Blüten  sind  klein ,  stehen  aber  in  dichten  Köpf- 
chen, die  oft  auf  hohen  Stielen  emporgehoben  und 
weithin  sichtbar  sind.  Die  Kronen  bleiben  bei 
manchen  Arten  noch  nach  dem  Verblühen  erhalten, 
die  Blüte  hat  eine  Klappvorrichtung:  wenn  die  In- 
sekten das  Schiffchen  herunterdrücken,  so  treten 
Staubgefässe  und  Stempel  aus  ihm  heraus  und  laden 
den  Blütenstaub  ab,  nach  dem  Druck  gehen  sie 
wieder  in  ihre  Schutzhülle  zurück.  Durch  die  Ver- 
wachsung der  Kronblätter  und  Staubfäden  ist  eine 
Röhre  für  den  Honig  entstanden,  beim  Wiesen-K. 
ist  sie  lang  (für  langrüsselige  Hummeln),  beim  krie- 
chenden K.  kurz  (für  Bienen).  Oft  findet  man 
aber  an  der  Röhre  von  faulen  Erdhummeln  und 
Honigbienen  gefressene  Löcher.  Die  Hülse  bleibt 
von  der  vertrocknenden  Krone  umgeben  und  hat  sehr 
kleine  Samen,  die  vom  Wind  verbreitet  werden.  Eine 
artenreiche  (100)  Gattung,   die   meisten  Arten    sind 


Futterkräuter,  das  beste  der  Wiesen-K.,  ferner  der 
Weiss-K.  und  der  Inkarnat-K- 
A.  Blüten  rot. 

I.  Der  reife  Kelch  bauchig  aufi/rhlasen  und  behaart, 
Fig.  651,  —  wenn  dann  der  Stengel  anfrec/if  und 
der  Kelchschlund  e/'ii- 

i/rsi'Jiiiihi  und  iii/f 
llaarkraii: :  gestreif- 
ter K.,  T.  striätum  L., 
selten,  auf  sonnigen 
Hügeln,  ©,  bis  20  cm, 
Juni  u.  Juli;  —  wenn  , 

dagegen  der  Stengel  ^\ 
iiietli-rUeiit  (Fig.  651) 
und  der  Kelchschlund 
oh  iie  Einschnünoig  und 
Ifdarrinf/:  Erdbeer- 
K. ,  T.  fragiferum  L., 
Fig.  651,  zerstreut,  an 
Ufern,  besonders  auf  salzhaUigen  Wiesen.  %,  bis 
12  cm  lang,  Juni— Sept.;  beide  blassrot. 

II.  Kelch  H/cM  aufgeblasen. 

a)  Kelchzähne  h'imjer  als  die  Krone:  Acker-K., 
Katzen-K.,  T.  arvense  L.,  Taf.,45,  3,  Neben- 
blättchen eiförmig  spitz,  Blütenköpfchen  woll- 
haarig, einzeln,  in  ganz  Mittel-  und  Südeuropa 
verbreitet,  häufig,  auf  Aeckern,  Sandfeldern 
und  trocknen  Wiesen.  ©  ,  bis  25  cm ,  Juli 
bis  Sept. 

b)  Kelch  höchsiens  von  Kronenlänge. 

*  Köpfchen  kitgelig  oder  oval,  Fig.  652. 
o  Kelchröhre    aussen    kald:    mittlerer    K., 
T.  medium  L. ,    Fig.  652,  Blatt  eiförmig, 


Fig.  651. 
Trifolium  fragiferum. 


Fig.  652. 
Trifolium    medium. 


Fig.  to.3. 
Trifolium  iiicarnatum. 


dem  Wiesenklee  ähnlich,  doch  der  Stengel 
hin  und  her  gebogen,  Nebenblätter  schmal, 
häufig,  Wälder,  Wiesen,  an  Wegen.  %, 
bis  50  cm  hoch,  Juni — Aug. 


168 


Die  Pflanzenwelt. 


OO  Kelchröhre  behaarf,  —  wenn  dann  Kelch 
mit  10  Nerven:   Wiesen-K. ,  T.  pratense 
L. ,   Taf.  44,  4,    Nebenblätter   gross    ei- 
förmig,  häufig  auf  Wiesen    und  Weiden, 
angebaut,    %,  bis  50  cm  hoch,  Juni  bis 
Sept. ;   —   wenn    dagegen  Kelch   mit  20 
Nerven:    Alpen-K. ,   T.  alpestre   L. ,    zer- 
streut, in  lichten  Gebirgswäldern.    2j.,  bis 
30  cm,  Juni — Aug. 
**  Köpfchen  lämilirh,  Fig.  653,  —  wenn  dann 
die  Pflanze  A«///:  roter  K.,  Fuchs-K-,  T.  ru- 
bens  L.,  Taf.  43,  5,    Blatt  lanzettlich,   hie 
und   da   im   Hügelland,   am   Fuss   der  Ge- 
birge, Wälder,   2j.,  bis  60  cm;  —  wenn  da- 
gegen die  Pflanze  Jiehaart:  Inkarnat-K.,  T. 
incarnätum   L. ,  Fig.  653,  Blatt  breit,  Blüte 
purpurrot    und    heller,    kultiviert.     0,   bis 
30  cm;  beide  Juni  u.  Juli. 
B.  Blüte  nicht  ruf. 
I.  Blüten    weiss    oder  gelblichweiss    (z.    T.    rot    an- 
gelaufen). 
1.  Blüten  im  Köpfchen  (jcstielt. 

a)  Stengel  niederliegeml ,  Fig.  654:  kriechender 
K.,  T.  repens  L. ,  Fig.  654,  Blättchen  ver- 
kehrt herzförmig,  mit  hufeisenförmigem 
Mittelfleck,  Blatt-  und  besonders  der  Blüten- 
stiel  lang,    Köpfchen  kugelig,   überall   in 


Fig.  654.  Trifolium  repens. 


Fig.  655.  Trifolium  liybridum. 


Europa  auf  Wiesen  und  an  Wegen ,  auch 
angebaut.  21,  Mai— Sept.  [T.  elegans  Savi, 
selten,  hat  kürzere  Blütenstiele,  T.  strictum 
L. ,  selten,  auf  sonnigen  Hügeln,  mit 
Blütenstielen  ,  die  mehrfach  kürzer  als  die 
Kelchröhre  sind.] 
b)  Stengel  aufrecht,  —  wenn  dann  hehaurt: 
Spitz-  oder  Berg-K.,  T.  montdnum  L.,  hie 
und  da  auf  Bergwiesen ,  21 ,  bis  30  cm, 
Mai — Sept.;  —  wenn  dagegen  hihl:  Bastard- 


K-,  T.  hybridum  L.,  Fig.  655,  Randblüten 
rötlich ,   zuletzt  braun ,    überall  an  Aecker- 
und    Waldrändern.     2|,    bis   50    cm ,    Mai 
bis  Sept. 
2.  Blüten  im  Köpfchen  Mzend :   blassgelber  K., 
T.  ochroleücum  L.,  Nebenblätter  schmal,  gelb- 
lichweiss blühend,  zerstreut  auf  trocknen  Wei- 
den und  in  offenen  Wäldern.    21,  Juni  u.  Juli. 
II.  Blüte  gelb,  später  bräunlich. 

1.  Obere  Blätter /A'//e«.'*/r'w//V/ :  kastanienbrauner 
K.,  T.  spadiceum  L.,  zerstreut  auf  moorigen 
Gebirgswiesen.  B  u.  0,  bis  40  cm,  Juli 
u.  Aug. 

2.  Alle  Blätter  u-echselstänrlig. 

a)  (1—20  Blüten  im  Köpfchen,  Fahne  gefaltet, 
so  lang  wie  die  Flügel:  fadenförmiger  K., 
T.  filiforme  L..  Stengel 
fadenförmig,  ausgebrei- 
tet, überall  an  Weg- 
rändern, auf  Aeckern. 
©,  bis  20  cm,  Mai  bis 
Sept. 
b)  40  und  uiehr  Blüten  im 
Köpfchen,  Fahne  nicht 
gefaltet,  länger  als  die 
Flügel,  —  wenn  dann 
ulh  3  Blättchen  /.in- 
gestielt:  Acker-Go]d-K., 
T.  agrärium  L.,  Stengel 
aufrecht,  goldgelb,  häufig  in  trocknen  Wäl- 
dern, Bergwiesen ,  ©  u.  0 ,  bis  30  cm, 
Mai— Sept. ;  — wenn  dagegen  das  mittlere 
Blättchen  h'iiigvr  gestielt,  Fig.  656 :  nieder- 
liegender K..  T.  procümbens  L.,  Fig.  656, 
Stengel  meist  niederliegend.  Nebenblatt 
eiförmig,  schwefelgelb,  häufig  auf  Aeckern 
und  Grasplätzen,  an  Wegen.  £',  bis  20  cm, 
Juni— Sept. 

294.  Schuei'kenklee,  Medicägo.    Taf.  44,  5.        b)  Kronblätter 
Kräuter    oder    Halbsträucher    mit    dreizähligen  Staubfaden  rer- 
Blättern,    deren    Teilblättchen    sich    bei    manchen       "w''-'«'«. 
Arten    zum  „Schlaf"  aufwärts  richten.     Die   Blüten  '  „'„"jH^i^f" 
haben  ein  Schleuderwerk  wie  der  Besenginster  und 
sind  schwer  zu  öffnen ,    weshalb  sie  von  Hummeln 
besucht  werden.     Die   schraubig  oder  spiralig  ge- 
wundenen Früchte  werden  entweder  (wenn  kugelig) 
durch  Weiterrollen  vom  Wind  oder,  wenn  sie  stache- 
lig sind,  durch  Festhaften   im  Fell  von  Tieren  ver- 
breitet.    Die   6  deutschen  Arten    lieben  Kalkboden, 
manche  sind  vorzügliche  Futterpflanzen,  besonders 
die  Luzerne. 

A.  Hülse  mit  Dornen,  —  wenn  dann  mit  .'?-  .7 
Windungen,  Pflanze  hihl:  gezahnter  Seh.,  M.  denti- 
culäta  Willd.,    sehr  selten,    im  Getreide;    —    wenn 


Fig.  656. 
Trifolium  procumben 


qchrüunttt , 


5amilien:  Kreu3ÖorngerDäd))e  (Rhamnaceae),  ^üljenfrüdjtlcr 

(Leguminosae). 


43 


Jig.  1.  5<Jui^''owm  (Pulucrljols) ,   Rhammis  frangula.    2.  (Bemeinet   tjcAenjame,   Ulex  euiopaeus.    3.  Oeutjdjer 
©infter,  Qenista  germanica.    4.  5ärbeginit«,  Genisia  tinctona.    5.  Roter  Klee,  Tritolium  rubens. 


5amiUe:  ^ülfcnfrüdjtler  (Leguminosae). 


44 


5ig.  1.  fjau^ediel,  Ononis  spinosa.  2.  Bejenginjler,  Sarothamnus  scoparius.    3.  (Bemeiner  (öeigklee  ((Bolbregen), 

Cytisus  Laburnum.    4.  IDiejenhlee,  Trifolium  pratense.    5.  SutterSdiaecftenRlee,  Medicago  sativa. 

6.  (Bcfaräud)lid)ct  fjonigklee,  Meliloius  officinalis. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


169 


dagegen  Hülse  mit  ca.  5  Windungen,  Pflanze  he- 
haurt:  kleinster  Seh.,  M.  minima  Bartal,  selten  auf 
sonnigen  Hügeln  und  Feldern;  beide  gelb.  0,  Mai 
u.  Juni. 

B.  Hülse  ohne  Dornen. 
1.  Hülse  ('/«sämig:  Hopfen-Sch.,  M.  lupulina  L., 
Fig.  657,  weichhaarig,  niederliegend,  kleine  leuch- 
tend gelbe  Blüten,  Hülse  schneckenhausförmig, 
reif  schwarz,  überall  häufig  aufwiesen,  Feldern, 
an  Wegen.  ©  u.  21. ,  bis 
60  cm  lang,  Mai  bis 
Sept.,  gute  Weidepflanze. 


Fig.  657. 
Medicago  lupulina. 


Fig.  658. 
JVledicago  falcata. 


2.  Hülse  wi('//rsamig,  —  wenn  dann  skhdf innig, 
Fig.  658  unten  rechts,  Pflanze  nieilerlii-gend: 
Sichel-Sch.,  schwedische  Luzerne,  M.  falcäta 
L.,  Fig.  658,  gelbe  Blüten  in  kugeligen  Köpfchen, 
hie  und  da  auf  Weiden  und  trocknen  Grasplätzen, 
bis  60  cm;  —  wenn  dagegen  Hülse  mit  2 — 3 
Windum/eii,  Pflanze  a ii frech t:  Futter-Sch.,  Lu- 
zerne, ewiger  Klee,  M.  sativa  L. .  Taf.  44,  5. 
violett-blaue  Blüten  in  länglichen  Trauben,  über- 
all angebaut;  beide  2].,  Juni— Sept. 

**  Fruchti<noten   295.  Honigklee,  Steinklee,  Melilötus.  Taf.  44,  6. 

undHülse  gerade. 

Ein-  oder  zweijährige  Kräuter  mit  dreizähligen, 
langgestielten  Blättern  und  borstlichen  Nebenblättern, 
jene  zeigen  auch  den  Pflanzenschlaf.  Die  kleinen 
Blüten  stehen  in  langen  Trauben  und  besitzen  die 
Klappvorrichtung  des  Klees.  Die  Bienen  schätzen 
sie  wegen  ihres  Honigreichtums.  Gute  Futterpflanzen. 
Der  blaue  H.  der  Alpen  wird  im  Schabziegen- 
oder Kräuterkäse  verwendet. 

A.  Hülse  kugelig:  kleinblütiger  H. ,  M.  parvi- 
flörus  Desf..  selten  an  Wegen  und  bebauten  Orten. 
©,  bis  50  cm  hoch,  Juni  u.  Juli. 

B.  Hülse  eiförmig. 

a)  Blüte  ireiss:  weisser  H.,  M.  albus  Desr.,  Hülse 
kahl ,  Fahne  länger  als  der  Flügel ,  zerstreut  an 
Ufern,  Wegen,  Waldrändern,  i- ,  bis  IV-i  m, 
Juli— Sept. 

Hoffmann- Den  nert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


b)  Blüte  gelb  (M.  officinalis  selten  weiss) ,  —  wenn 
dann  Hülse  kahl:  gebräuchlicher  H.,  M.  offici- 
nalis Desr.,  Taf.  44, 
6,  häufig,  in  Busch- 
wäldern, an  Wegen, 
auf  Feldern;  — wenn 
dagegen  die  Hülse 
flaumhaarig:  gross- 
wurzeliger H.,  M. 
altissimus  Thuill., 
Fig.  659,  häufig,  auf 
Wiesen,  an  Ufern; 
beide  6,  bis  Vj~>  m, 
Juli— Sept. 

3.  Unterfam. 
Galegeen. 

296.  Wundklee, 
Anthyllis    vulneräria 

L.    Taf.  45,  4. 

Die  ganze  Pflanze  seidenhaarig,  das  Blatt  ge- 
fiedert. Die  gelben  Blüten  stehen  in  Köpfen,  diese 
zu  zwei.  Die  Blüte  hat  die  Pumpvorrichtung  wie 
der  Hauhechel.  Die  langröhrige  Blüte  zeigt  lang- 
rüsselige  Bienen  als  Bestäuber  an,  die  Narbe  wird 
nach  den  Staubbeuteln  reif,  was  Fremdbestäubung 
sichert;  der  weiterwachsende,  blasig  werdende  Kelch 
wird  (vielleicht!)  zur  Flugvorrichtung  für  die  Frucht, 
auf  trocknen  Hügeln  und  steinigen  Hängen  häufig. 
21.,  bis  30  cm  ,  Mai  u.  Juni.  Gute  Futterpflanze, 
früher  benutzte  man  ihn  als  Wundheilmittel. 


297.  Geissraute ,  Galega  ofttcinälis  L.     Fig.  660.  b)  Fmchtkeich 


Fig.   659. 
Melilötus  altissimus. 


1.  Alle  Staub- 
fäden renrachseu, 
a)  Fruclitkelch 
geschlnsseytf 
bauchig. 


Kahle  Staude  mit  7  paarig  gefiederten  Blättern 
und  grossen,  hellblauen  bis  weisslichen  Blüten  in 
Trauben  ,  die  steif  auf- 
rechten Hülsen  sind  stiel- 
rund und  kahl;  selten 
auf  Sumpfwiesen  u.s.w., 
auch  Zierpflanze.  2|, 
bis  1  m,  Juni  u.  Juli. 
Früher  offizineil. 

298.  Robinie,  falsche 
Akazie,  Robinia 
pseud-acäcia  L. 
Fig.  661. 
Ansehnlicher  Baum 
mit  gefiederten  Blättern, 
deren  Nebenblätter  zum 
Schutz  der  jungen  Kno- 
spen zu  Dornen  gewor- 
den   sind.      Die    Fiederblättchen    legen    sich    zum 
Schutz   gegen  Wärmestrahlung  mittags    nach   oben, 
nachts  dagegen  nach  unten  zusammen.    Die  grossen 

22 


orreii. 


2.  Ein  Staub- 
gefäss  frei. 


Fig.   660.  Galega  officinalis. 


170 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  661.  Robina  pseud-acaci.T. 


1.  Schiffchen 

unter  dem  Ende 

mit  gerader 

Spitze. 


2.  Schiffchen 
oline    Spitze. 


weissen,  duftenden  Blüten  in  starken  hängenden 
Trauben  bilden  einen  wirksamen  Lockapparat.  Die 
Blüten   haben   eine   eigenartige  Bürstenvorrichtung: 

die  vor  der  Narbe  reifen- 
den Staubbeutel  ent- 
leeren den  Blütenstaub 
in  den  Hohlraum  des 
Schiffchens  und  auf  den 
mit  einer  Bürste  ver- 
sehenen Griffel.  Beim 
Besuch  drückt  das  Insekt 
das  Schiffchen  herunter 
und  die  Griffelbürste 
fährt  mit  dem  Blüten- 
staub heraus  und  auf 
die  Bauchseite  des  In- 
sekts. Nachher  zieht 
sich  der  Griffel  wieder 
in  das  Schiffchen  zu- 
rück, und  dieses  geht 
nach  oben.  Die  später  reifende  Narbe  besitzt  Schutz- 
borsten gegen  Selbstbestäubung.  Der  Baum  stammt 
aus  Nordamerika  und  ist  bei  uns  ein  beliebter  Zier- 
baum, er  wird  auch  zur  Festigung  von  Böschungen 
angepflanzt,  er  liefert  ein  gutes,  zähes  Nutzholz  und 
die  Rinde  ein  Gerbmittel.  Die  Kugel-Akazie 
hat  eine  durch  Kultur  kugelige  Krone,  bis  25  m 
hoch,  Mai — Juli. 

Anm.  Die  echten  Akazien  sind  zu  den  Mi- 
mosen gehörige,  Gummi  liefernde  Pflanzen  ver- 
schiedener Länder,  von  denen  manche  Arten  in 
Gewächshäusern  gezogen  werden. 

Eine  bekannte  hierhin  gehörige  Zierpflanze  mit 
5 zähnigem  Kelch  ist  der  Blasenstrauch,  Colütea 
arboröscens  L.,  mit  blasigen  Schoten. 

4.  Unterfam.    Astralageen. 
299.  Fahneiiwicke,  Oxytropis  canipestri.s  DC. 

Fig.  662. 

Niedere  Alpenpflanze  mit  zahlreichen  Fiederblätt- 
chen und  blassgelben,  rot  angelaufenen  Blüten  (am 
Schiffchen  2  violette  Flecken)  in  kurzer  Aelire.  In 
Mittel-  und  Nordeuropa,  zwischen  Felsen,  selten,  in 
höheren  Gebirgen.     2J.,  Juli  u.  Aug. 

300.  Tragauth,  A.strägalus  glycyiilijllos  L. 

Fig.  663. 

Wildes  Süssholz.  Mit  zickzackförmigem  Stengel, 
niederliegende  Kräuter,  Blätter  mit  vielen  Fieder- 
blättchen.  Die  grünlichgelben  Blüten  in  dichten, 
achselständigen  Trauben.  Im  grössten  Teil  Europas 
verbreitet,  bei  uns  hie  und  da  in  trocknen  Wäldern. 
%,  bis  P/a  m  lang,  Juni. 


Anm.  Die  echte  Süssholz-Pflanze,  Glycyrrhiza 
glabra ,  deren  süssliclie  Wurzel  das  zum  Lakritzen- 
saft  benützte  Süssholz  liefert,  ist  eine  Zierpflanze 
mit  purpurrötlichen  Blüten. 


Fig.  662. 
Oxytropis  campestris. 


Fig.  66.3. 
Astragalus  glycyphyllos. 


II.  Gruppe.  Hedysareen. 

A.  Blüten  in  Dohlen. 

5.  Unterfam.  Coronilleen. 

301.  Vogolfuss,  Ornitlioims  perpusillus  L. 
Fig.  664. 

Einjähriges  Kräutchen,  niederliegend ,  mit  zahl- 
reichen Fiederblättchen,  behaart;  die  Blüten  sind 
klein  und  gelblich,  zu 
2—3.  Die  Hülse  endet  in 
einen  gebogenen  Schna- 
bel. Zerstreut,  auf  trock- 
nen Weiden  und  Sand- 
feldern, bis  20  cm  lang, 
Mai  bis  Juli.  —  Der 
Futter-V.  oder  Serra- 
della, O.  sativus  Brot., 
hat  Dolden  von  5—10 
grösseren  Blüten,  rosa 
und  gelb,  angebaut. 

302.  Hufeisenklep, 
Hippocrepis  comösa  L. 

Taf.  45,  5. 

Mit  Wurzelstock  ausdauernd,  zahlreiche  (9 — lo) 
Fiederblättchen,  die  gelben  Blüten  ähneln  denen 
vom  Schotenklee,  doch  kleiner  und  heller.  In  Mittel- 
und  Südeuropa,  zerstreut  an  sonnigen  Berghalden, 
besonders  auf  Kalk,  und  in  Süddeutschland;  bis 
30  cm,  Mai — Juli. 


1.  Schiffchen 

nicht 
geschnäbelt. 


Fig.  664. 
Ornithopus  perpusillus. 


2.  Schiffchen 

f/esrhnt'Hielt. 

a)  Hülse  gebogen 

und   ftach. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


171 


a)    Hülse  r/erade 
und   Ikanliy, 


303.  Kronenwicke,  Coronilla.     Taf.  45,  6. 

Ausdauernde  Kräuter,mitniederliegendemStengel 
und  eirunden  Fiederblättchen,  die  auch  den  Pflanzen- 
schlaf zeigen.  Die  ziemlich  kleinen  Blüten  stehen  in 
reichen  Dolden  und  besitzen  ein  Pumpwerk  wie 
der  Hauhechel. 

k.'&Wiie:  in-iss  Kud  rot:  bunte  K.,  Strausswicke. 
C.  väria  L. ,  Taf.  45,6,  halbkugelige,  langgestielte 
Dolden.  In  Mitteleuropa 
an  sonnigen,  sandigen  Ab- 
hängen und  Waldrändern, 
besonders  in  Gebirgs- 
gegenden, bis  l'/i  m  lang, 
Juni — Aug. 

B.  Blüte  (/('//<,  —  wenn 
dann     Stengel      (lufrccht, 
Dolde  15—2(Mü{\g :  Berg- 
K. ,    C.    montäna    Scop., 
fadenförmige  Nebenblätter, 
Juni;    —    wenn    dagegen 
iiicderliaieiii! ,   Dolde  (i  bis 
l()h\üi\g:  scheidentragen- 
der K.,  C.  vaginalis  Lam., 
Fig.  665,  Nebenblatt  gross, 
Mai — Juli;     beide     selten 
auf   Kalkbergen    (C.    emerus   L.   ist    ein  vielästiger 
Waldstrauch  Süddeutschlands  mit  stielrunden  Hülsen]. 
B.  Blüten  in   Tniidjcii. 

6.  Unterfam.  Onobrycheen. 
304.  EsparseUe,  Onobrycliis  sativa  Lam.  Taf.46,  1. 

Ein  ausdauerndes  Kraut  mit  grossen,  6— 13  paa- 
rig gefiederten  Blättern.  Die  rosenroten,  dunkler 
gestreiften  Blüten  sind  ziemlich  gross  und  stehen 
obendrein  in  langen  Trauben,  so  dass  ihnen  reicher 
Insektenbesuch  sicher  ist,  sie  haben  die  Klappvor- 
richtung des  Klees,  und  da  die  Kronenröhre  kurz 
ist,  sind  Bienen  die  Bestäuber.  Die  Hülse  hat 
Rippen  und  Höcker.  Hie  und  da  auf  Bergwiesen 
und  Kalkhügeln  in  Mittel-  und  Südeuropa;  auch  als 
Viehfutter  kultiviert,  bis  60  cm,  Mai-Juli. 

[Hedysarum  obscürum,  Süssklee,  in  den  Sude- 
ten, ist  nahe  verwandt,  purpurrot,  hat  mehrgliedrige 
Schoten.] 


1.  Griffel  unter 

der  Narbe  riiif/s- 

vm  (fteifhtnä>fnig 

befiaart. 


Fig.  6fi7. 
Ervum  liirsulum. 


Fig.  665. 
Coronilla  vaginalis. 


Ä„ 


Fig.  666. 

Vicia  fata,  Staub- 

fadenrölire. 


III.  Gruppe.    Vicieen. 

A.  Röhre  der  Staubfäden  .<(•///(-/' 
abgeschnitten  (daher  der  freie.  Teil 
der  oberen  viel  länger  als  der  der 
unteren),  Fig.  666. 


305.  Erve,  Ervum. 

Kleine,    meist   einjährige    Kräuter  mit   dünnem 
Stengel,   vielpaarig   gefiederten    Blättern    und   sehr 


kleinen,  unansehnlichen  Blüten,  einzeln  oder  in  arm- 
blütigen  Trauben,  meist^is  60  cm,  Juni  u.  Juli. 

[Sehr  selten  sind  die 
ausdauernden  Arten  mit 
reichblütigen  Trauben, 
von  denen  E.  pisiförme 
Peterm.  gelb  blüht,  die 
anderen  weiss  und  violett, 
dabei  ist  E.  silväticum 
Peterm.  kahl  ,  E.  cassü- 
bicum  Peterm.  (ganzran- 
dige  Nebenblätter)  und 
E.  örobus  Kittel  (am 
Grunde  gezähnte  Neben- 
blätter) sind  weichzottig.] 

A.  Blatt  (-/(;«'  Ranke: 
Linsenwicke,  E.  ervilia 
L.,  weiss,  violett  gestreift, 
kultiviert  und  verwildert, 
bis  60  cm,   Juni  u.  Juli. 

B.  Blatt  mit  Ranke. 

I.  Nebenblätter  wii/leic/r.  einblütige  E.,  E.  mon- 
änthos  L.,  einzelne  Blüten,  lila,  selten,  auf 
Aeckern. 

II.  Nebenblätter  iren/g  verschieden,  —  wenn  dann 
Hülsen  flaumig  hehuuri:  behaarte  £.,  Zitter- 
linse, E.  hirsütum  L.,  Fig.  667,  bläulichweiss, 
überall  auf  Aeckern,  an  Hecken  und  sandigen 
Ufern ;  —  wenn  dagegen  Hülse  /.<?/(/:  viersamige 
E.,  E.  tetraspermum  L. ,  meist  4 sämig,  blass- 
violett, häufig,  ebenda. 

306.  Linse,  Lens  esculeuta  Much.     Fig.  668.     2.  Q.wwxümüuy 
Einjähriges,  flaumig  behaartes  Kraut  mit  6 paarig  a,  o'iHei'Lc» 
gefiederten  oberen  Blättern  und  kleinen  weisslichen       behaart. 
Blüten  zu  2—4  auf  dün- 
nen Stielen.     Die  läng- 
lichen oder  rautenförmi- 
gen   Hülsen    enthalten 
2    platte   scharfrandige 
Samen.    Wichtige   Ge- 
müsepflanze, bis  30  cm 
hoch,  Juni  u.  Juli. 


307.  Wicke,  Vicia. 

Kräuter  mit  meist 
schwachem  Stengel,  die 
sich  daher  mit  den 
Wickelranken  der  Blätter 
an  Stützen  festhalten 
müssen,  die  Sauboh- 
ne, die  kräftiger  ist, 
besitzt  dagegen  keine 
(z.  B.    die  Zaun-    und 


b)  Griffel   missen 
lang  beliaart. 


4 

Fig.  668.  Lens  esculenta. 

Ranken.      Manche    Arten 
Saat-W.)    haben    an    den 


Nebenblättern  schwarze  Honigdrüsen,  deren  Bedeu 


172 


Die  Pflanzenwelt. 


tung  man  in  der  Abspeisung  von  Ameisen  sieht, 
um  sie  vom  Honig  der  Blüten  fernzuhalten  oder  als 
Schutzgarde  gegen  andere  Insekten  anzulocken  (?). 
Die  Blüten  haben  vielfach  schöne,  auch  kontrast- 
reiche Farben  (Lockapparat)  und  eine  Bürstenvor- 
richtung wie  die  Robinie.  Eine  artenreiche  Gattung, 
die  fast  über  die  ganze  Welt  verbreitet  ist  und 
manche  guten  Futterpflanzen  liefert. 

A.  Stiel  des  Blütenstands  kürzer  als  eine  Blüte. 
I.  Blatt  nicht  rankend,  Fig.  669 :  Saubohne,  Puff- 
bohne, V.  faba  L.,  Fig.  669,  Blüten  zu  2—6,  Blätter 
1 — 3  paarig  gefiedert,  weiss  mit  schwarzem  Fleck, 
behaarte  Hülsen,  stammt  aus  Asien,  oft  als  Gemüse- 
und  Futterpflanze  angebaut.  ?,  bis  l^i  m,  Juniu. 
Juli.  [Die  seltene  V. 
lathyröides  L.  hatzu-  ^, 
weilen    Ranken    an 


Fig.  669.  Vicia  faba. 


Fig.  670.  Vicia  sepium. 


II. 


den   oberen   Blättern,    Blüte  hellviolett.   Hülse 

kahl.] 

Blatt  rankend,  Fig.  670  und  671. 

a)  Blüten  zu  3—5:  Zaun-W.,  V.  sepium  L., 
Fig.  670.  mit  dünnem  Stengel,  Blüten  purpur- 
violett, überall  an  Hecken,  Zäunen,  an  Wäl- 
dern.    2j.,  bis  30  cm,  April— Juni. 

b)  Blüten  einzeln  oder  zu  2,  Blüte  blau  und  rot 
[V.  lutea  L. ,  sehr  selten  unter  der  Saat,  ist 
gelb],  —  wenn  dann  die  Hülse  länglich  rund 
und  gelbbraun :  Saat-W.,  Futter-W.,  V.  sativa 
L.,  Fig.  671,  mit  7  paarigen,  eiförmigen,  sta- 
chelspitzigen Blättchen,  Fahne  bläulich,  Flügel 
purpurn,  Schiffchen  weisslich.  auf  trocknen 
Wiesen,  oft  angebaut,  T'  u.  Q ,  bis  50  cm, 
Juni  u.  Juli;  —  wenn  dagegen  Hülse  lineal 
und  sch/rarz:  schmalblättrige  W.,  V.  angusti- 
fölia  Roth.,  mit  schmalen  Blättchen,  gleich- 
massig  purpurn,  häufig  auf  Saatfeldern.  © 
Mai  u.  Juni. 

B.   Stiel   des   Blütenstands    viel   länger   als  die 
Blüte,  Fig.  672. 
I.  Blatt  nur   ■/— .5 paarig,    Nebenblatt   langgezähnt: 
Hecken- W.,  V.  dumetörum  L.,  Fig.  672,  rotvio- 


lett, Stengel  kahl,  zerstreut,  in  Gebirgswäldern. 
21,  bis  3  m  hoch,  Juli  u.  Aug. 
Blatt  etwa  i'>  paarig,  Nebenblatt  ganzrandig.  — 
wenn  dann  Traube  iiöchstens  von  Hlatlh'inge: 
Vogel-W.,  V.  cracca  L.,  Taf.  46, 2,  mit  dünnem 
Stengel ,  zahlreiche  violette  bis  rötliche  Blüten, 


anliegend  behaart,  häufig,  auf  Wiesen,  in  Hecken 
und  Gebüschen,  2J.,  bis  l'u  m,  Juli  u.  Aug.; 
—  wenn  dagegen  die  Traube  riel  länger:  dünn- 
blättrige W. ,  V.  tenuifölia  Roth.,  Stengel  fast 
kahl,  blauviolett,  Flügel  weisslich,  selten,  auf 
Bergwiesen.     %,  Juni — Aug. 

Anm.     Die    Kichererbse,    Cicer 
arietinum  L.,  drüsig-klebrig,  auf  aufge- 
blasenen Hülsen,   wird  hie  und  da  in 
Süddeutschland  kultiviert, 
p.    gyj  B.   Staubfadenröhre  gerade   abge- 

Laiiiyrusvernus,  schnitten  (daher  die  freien  Fäden  gleich 

Staubfaden-  ^  =• 

röhre.  lang),  Fig.  673. 

307.  Walderbse,  Orobus.    Taf.  46,  3. 
Der   Platterbse    (s.   unten)   sehr    ähnlich,  aber 
die  Blätter  ohne  Ranke,    nur  mit  Spitze  am  Ende. 

Futterkräuter,  die  Knollen 
derknolligenW.  essbar. 

A.    Blatt    5 — ßpaarig 
gefiedert:  schwarze  W., 

O.  niger  L. ,  Fig.  674, 
die  Blättchen  unten  blau- 
grün ,  beim  Trocknen 
schwarz  werdend;  die  in 
langgestielter,  aber  kurzer 
Traube  stehenden  Blüten 
sind  anfangs  purpurn, 
später  blau,  häufig,  in 
trocknen  Laubwäldern 
Mitteleuropas.       2j.,    bis 


1.  Blatt  ohne 
Ranke,  Fig.  674. 


Fig.^674.  Orobus  niger. 


1  m  lang,  Juni  u.  Juli. 


Samilic:  Jjülfcnfrüdjtlcr  (Leguminosae). 


45 


Sig.  I.  ®elbe  IDolfsboIine,  Lupinus  luteus.  2.  (Bemeiner  fjornklee,  Lotus  corniculatus.    3.  fl&crhlee,  Trifolium 
arvense.    4.  IDnnbiiUe,  Anthyllis  vulneraria.    5.  fjuf eijenhlee ,   Hippocrepis  comosa.     6.  Bunte  Kronenroiche, 

Coroniila  varia. 


5amilie:  Qüljcnfrüdjtlcr  (Leguminosae). 


46 


5ig.  1.  (E|patjette,  Onobrychis  sativa.    2.  üogetoiAe,   Vicia  cracca.    3.  5rül)ltngs=li)alb8rb[e,   Orobus  vernus. 
4.  Saaterbje,  Pisum  sativum.    5.  XDieien^piattetbje,  Lathyrus  pratensis.    6.  lDalö=piattetbje,  Lathyrus  silvestris. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


173 


2.  Blatt  mit 
Ranke. 
I.  Griffe!  unter- 
wärts riintiff. 


b.   Griffel   unten 
iticht  rinnig. 


B.  Blatt  5— 5paarig  gefiedert.  —  wenn  dann 
der  Stengel  nefliigeU :  knollige  W.,  O.  tuberösus  L., 
mit  knolligem  Wurzelstock,  Blatt  unten  matt,  violett, 
häufig,  in  Wäldern;  —  wenn  dagegen  der  Stengel 
)ti(i-  kaiitiij:  Frühlings-W.,  O.  vernus  L..  Tai  46.  3. 
mit  kahlem  Stengel,  Blättchen  eirund,  fein  gewim- 
pert,  Blüten  rot,  dann  blau  und  grün,  häufig,  in  Ge- 
birgswäldern  M.-  u.  N.-Europas;  beide  %.,  40  cm, 
April  u.  Mai. 

308.  Erbse,  Pisum  sativum  L.     Tal  46,  4. 

Kultivierte,  einjährige  Gemüsepflanze  (viele  Spiel- 
arten) mit  grossen  laubartigen  Nebenblättern ,  der 
schwache  Stengel  hält  sich  mit  Blattranken  aufrecht. 
Stengel  und  Laub  sind  mit  einer  bläulichen  Wachs- 
schicht bedeckt  als  Schutz  gegen  Regenwasser  und 
zu  starke  Transpiration.  Die  Blüten  sind  weiss,  die 
Fahne  zuweilen  rötlich,  sie  zeigen  eine  Bürstenein- 
richtung wie  die  Robinie  und  werden  von  Bienen 
bestäubt,  die  in  ihnen  Honig  finden.  Die  Heimat 
der  E.  ist  unbekannt,  man  fand  sie  schon  in  Pfahl- 
bauten der  Schweiz.     Bis  60  cm,  Mai— Juli. 

309.  Platterbse,  Läthyrus.    Taf.  46,  5  u.  6. 
Kräuter  mit  schlaffem  Stengel,   daher  oft  mit 

Ranken  kletternd,  bei  manchen  sind  die  Fiederblätt- 
chen verschwunden  (Ranke),  statt  ihrer  sind  dann 
aber  die  sonst  kleinen  Nebenblätter  gross,  so  dass 
sie  die  Arbeit  der  Laubblätter  übernehmen  können. 
Hinzukommt,  dass  zu  diesem  Zweck  bei  manchen 
Arten  selbst  der  Blattstiel  geflügelt  oder  blattartig 
geworden  ist.  Die  ansehnlichen  Blüten  haben  eine 
Bürstenvorrichtung  wie  die  Robinie.     Die   Hülsen- 


Fig.  675.  Lattiyrus  aphaca. 


Fig.  676.  Lattiyrus  nissolia. 


hälften  drehen  sich  bei  der  Reife  schraubig  zu- 
sammen zur  Ausstreuung  der  Samen.  Einige  sind 
gute  Futterkräuter,  manche  Zierpflanzen. 

A.  Ohiw  Fiederblättchen  (nur  Nebenblätter),  — 


wenn  dann  die  Nebenblätter  //ro.w,  pfeUfünnUu  Fig. 
675 :  nebenblättrige  P.,  L.  äphaca  L.,  Fig.  675,  mit 
stielrundem  Blattstiel,  1—2  kleine  gelbe  Blüten,  zer- 
streut, auf  bebautem  und  unbebautem  Land  in  M.- 
und  S.-Europa,  €•',  bis  30  cm,  Juni  u.  Juli;  —  wenn 
dagegen  Nebenblätter  Mein,  pfrimiUch ,  Fig.  676: 
blattlose  P.,  L.  nissolia  L.,  Fig.  676.  Blattstiel  blatt- 
artig, purpurn,  selten,  auf  Aeckern  u.  s.w.,  ii',  bis 
50  cm,  Mai  -Juli. 

B.  Mit  Fiederblättchen. 

I.  Stengel  iiiiyefliig,-h,  —  wenn  dann  Stengel  wcirh- 
hmiriii,  Blüte  iielb:  Wiesen-P. ,  L.  pratensis  L., 
Taf.   46,  5,    lebhaft 

gelbe  Blüten  in  lang- 
gestielter Traube, 
Nebenblätter  ziem- 
lich gross,  breit  lan- 
zetdich,  häufig,  auf 
feuchten  Wiesen,  an 
Hecken  und  Gräben 
ganz  Europas ;  — 
wenn  dagegen  der 
Stengel  kahl  und 
die  Blüte  dimlaJ- 
rosu  (wohlriechend) : 
knollige  P  ,  L.  tu- 
berösus L.,  Aus- 
läufern mit  Knollen, 
zerstreut,  im  Getrei- 
de; beide  2|,  bis  1  m,  Juni  u. 

II.  Stengel  (ii'pügelt,  Fig.  677. 

a)  Blüten  zu  1  oder  2,  —  wenn  dann  der  Blüten- 
stand kürzer  als  das  Blatt:  Saat-P.,  L.  sa- 
tivus  L.,  weiss,  rötlich,  bläulich.  Hülse  kahl, 
angebaut,  bis  20  cm;  —  wenn  dagegen  der 
Blütenstand  länger  als  das  Blatt :  behaarte  P., 
L.  hirsijtus,  blau  oder  violett.  Hülse  rauhhaarig, 
selten,  in  der  Saat;  bis  1  m ,  beide  0,  Mai 
u.  Juli. 

b)  Reichhlütiger  Blütenstand,  —  wenn  dann  das 
Blatt  fiiipaarii/:  Wald-P.,  L.  silvestris  L.. 
Taf.  46,  6,  der  kletternde  Stengel  schmal  ge- 
flügelt. Blättchen  lanzettlich,  Blatt  geflügelt, 
fleischrot,  Fahne  unten  purpurn,  in  ganz 
Europa,  zerstreut,  an  Waldrändern,  Hecken, 
felsigen  Hängen ;  —  wenn  dagegen  das  Blatt 
3 — Spaarig:  Sutnpf-P. .  L.  palustris  L.,  Fig. 
677,  Blattstiel  ungeflügelt,  blau,  selten,  auf 
Sumpfwiesen;  beide  2j. ,  1  m  und  länger, 
Juli  u.  Aug. 

7.  Unterfam.:  Phaseoleen. 
310.  Bohue,  Phaseolus  vulgaris  L.     Fig.  678. 
Einjähriges  Kraut,  das  sich  windend  an  einer 
Stütze  festhält;   die  Keimblätter  sind   dick  und  flei- 


Fig.  677.  Läthyrus  palustris. 

Juli. 


174 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  678.  Phaseolus  vulgaris. 


schig  (Nahrungsspeicher)  und  treten  beim  Keimen 
über  die  Erde,  um  dann  noch  den  Blättern  gleich 
zu  ergrünen.     Das  Blatt  ist  gross  und  dreiteilig,  bei 

Nacht  richtet  sich  sein 
Stiel  empor  und  die  Teil- 
blätter senken  sich  („Pflan- 
zenschlaf"). Die  gelblich- 
weissen ,  rötlichen  oder 
blassviolettenBlüten  stehen 
in  Trauben,  sie  haben  eine 
Bürstenvorrichtung  wie  bei 
der  Robinie.  ©,  bis  3  m 
hoch,  Juli — Sept.  —  Wich- 
tige Gemüsepflanze,  aus 
Ostindien  stammend,  in 
zahlreichen  Spielarten  ge- 
zogen ,  wobei  man  die 
hohen,  windenden  Formen 
als  Stangenbohnen  von 
den  niedrigen,  nicht  win- 
denden Buschbohnen  unterscheidet.  —  Die  Feuer- 
B.,  Ph.  multiflörus  Willd. ,  aus  Südamerika,  mit 
zinnoberroten  Blüten  ist  eine  Zierpflanze. 

79.  Farn.  Steinbrechgewächse,  Saxifragaceen. 
1.  Mit  4  od,,-  .^311   Herzblatt,  Parnä^sjsia  palustris  L.   Taf.  55,  1. 

Staubgefässen. 

a. jvk 5 drüsigen         Auch    Lcbcrkraut,    Studentenröschen. 

Staminodicn  und  „.  ,  ,  »r        .        j  t^.  \        •  • 

„hersuindnioi  Eul  ausdauemdcs  Kraut,  dessen  Stengel  em  ein- 
Fruchtknotcn.  zjges ,  sitzcudes ,  herzförmiges,  saftiges  (feuchter 
Standort)  Blatt  besitzt.  Die  einzeln  stehende  Blüte 
ist  gross,  weiss,  längsstreifig,  sie  duftet  nach  Honig, 
der  von  5  umgewandelten  Staubgefässen  mit  Drüsen- 
wimpern abgesondert  wird.  Die  Blüte  blüht  sehr 
lange,  dieStaubbeutel  werden  zuerst  reif,  zuerst  stehen 
sie  um  den  Fruchtknoten  herum,  werden  nachein- 
ander reif,  stellen  sich  dann  in  die  Mitte  und  legen 
sich  zuletzt  wieder  in  die  Ebene  der  Blumenblätter, 
wodurch  sie  die  nun  reife  Narbe  frei  machen.  So 
wird  Fremdbestäubung  gesichert.  Die  Kapsel  ent- 
hält viele  kleine,  mit  Hautmantel  versehene  Samen, 
die  durch  den  Wind  verbreitet  werden.  Zerstreut 
auf  Sumpfwiesen  u.  s.  w. .  an  Gipsbergen  (N.-  und 
M. -Europa),  bis  25  cm,  Juni  u.  Juli. 


b.  t/fiitc  Slainino- 

dien,  Fruclit- 

linoten  tinter- 

slfindig. 


312.  Stachel-  uud  Joliaimisbeere,  Ribes. 
Taf.  47,  1  u.  2. 

Sträucher  mit  gelappten  Blättern,  bei  der  Sta- 
chel-B.  mit  Stacheln  zum  Schutz  gegen  Weide- 
tiere, bei  der  schwarzen  J.  haben  die  Blätter 
(und  Beeren)  zu  demselben  Zweck  wanzenähnlichen 
Geruch.  Die  Blüten  sind  unscheinbar,  erscheinen 
aber  bei  den  Stachel-B.  sehr  früh,  vor  dem  Laub 
und  wenn  nur  erst  wenig  Pflanzen  blühen,  so  dass 
sie  doch  Insekten  anlocken,  bei  der  Johannis-B. 


'  stehen  sie  obendrein  zu  vielen  vereinigt  in  Trauben. 
I  Der  Honig  liegt  bei  den  letzteren  frei  auf  der  Blüten- 
I  Scheibe  und  wird  daher  von  kurzrüsseligen  Insekten 
geholt.  Die  Blüten  nicken  bei  der  Stachel-B. 
zum  Regenschutz,  und  lassen  zuerst  die  Staubbeutel 
reifen  (Fremdbestäubung).  Die  fleischigen,  erst  beim 
Reifen  süss  werdenden  Beeren  locken  Vögel  zur 
Verbreitung  der  Samen  an,  wozu  auch  die  leuch- 
tende Farbe  der  Beeren  bei  den  Johannis-B. 
beiträgt.  Angepflanzt  als  Obst  (zu  Fruchtsäften, 
Wein,  Likör),  und  dann  viel  grossfrüchtiger  in  ver- 
schiedenen Spielarten,  einige  als  Ziersträucher. 

A.  Mit  Stacheln,  Blüten  zu  i'-.i':  Stachel.-B., 
R.  grossuläria  L..  Taf.  47  2,  grünlichgelb.  Stacheln 
3teilig,  an  Felsen  und  Mauern,  kultiviert,  bis  l'/i'  m 
hoch,  April  u.  Mai. 

B.  0/(//r  Stacheln,  Blüten  in  Traiibcn:  Johannis- 
beere. 

I.  Kelch  und  Blütenboden  fUiniiii</,  Blätter  driisi;/ 
pmiktkrt:  schwarze  J. ,  R.  nigrum  L. ,  Blätter 
spitzlappig.  Beere  schwarz,  zerstreut,  an  schatti- 
gen Bächen,  in  feuchten  Wäldern,  auch  kultiviert. 

II.  Kelch  und  Blütenboden  h-nhi,  Blätter  iiii-hf  drii- 
â– s/V/:  rote  J.,  R.  rubrum  L.,  Taf.  47,  1,  stumpf- 
lappige Blätter,  Blüte  grünlich-weiss.  Beere  rot, 
kultiviert;  beide  aus  Nordosteuropa  und  Asien 
stammend,  bis  \%  m,  April  u.  Mai.  [R.  peträeum 
Wolf.  Riesengebirge  und  Vogesen,  hat  am  Rande 
bewimperte  Kelchzipfel ,  R.  alpinum',  Gebirgs- 
wälder,  hat  aufrechte  drüsige  Trauben.] 

Anm.  Als  Ziersträucher  werden  gezogen:  R. 
aureum  Pursh.  mit  goldgelben,  R.  sanguineum  Pursh. 
mit  roten  Kelchen  und  Kronen. 

313.  Milzkraut,  Chrysosplenium.    Taf.  55,  2.     2.  Mit  s  oder  m 

staubgefässen. 

Auch    Goldmilz,    Goldbecher.     Ein   aus-    a.  Nur  Keicii 
dauerndes  Kraut,    als  Schattenpflanze  auf  feuchtem  Ja^iLw", "^Kapsel 
Boden  mit  saftigen  Blättern.    Die  Blüten  sind  gelb-      irncherig. 
grün  und  wenig  sichtbar,  daher  wird  Fremdbestäu- 
bung  manchmal    versäumt,    dann    wird    die    Blüte 
nickend    und  der   Blütenstaub    fällt    auf    die    Narbe 
derselben  Blüte. 

Wenn  die  iiiereiiforni/i/cn  Blätter  irecjisclsfäiid/'i/: 
—  wechselblätfriges  M.,  Ch.  alternifölium  L.,  Taf.  55, 
2,  häufig,  in  feuchten  Laubwäldern,  an  Quellen  u.s.  w. 
in  fast  ganz  Europa,  bis  15  cm,  März  u.  April;  — 
wenn  dagegen  die  halhkir.isriimlen  Blätter  gegen- 
ständig:  paarblättriges  M.,  Ch.  oppositifölium  L., 
selten,  an  Gebirgsbächen,   bis  10  cm,   Mai  u.  Juli. 

314.  Steinbrech,  Saxifraga.     Taf.  47.  b.  Kelch  und 

Krone  5blfriicrifi^ 

Meist  zierliche  Kräuter,  oft  mit  Blattrosette,  zum  Kapsel  2Avr/<er/y. 
grossen    Teil    Gebirgspflanzen ,    die    des    trocknen 
Standorts  wegen  z.  T.  fleischige  Blätter  haben.    Der 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


175 


körnige  St.  hat  am  Grunde  zur  vegetativen  Ver- 
mehrung kleine  Wurzelzwiebeln.  Bei  manchen  Arten 
haben  die  oberen  Stengelteile  (und  der  Kelch)  kleb- 
rige Drüsenhaare,  durch  welche  ankriechende  In- 
sekten von  der  Blüte  ferngehalten  werden.  Die 
Blüten  sind  klein,  aber  in  grösserer  Zahl  zum  Lock- 
apparat vereinigt.  Die  Blütezeit  dauert  lange,  und 
die  Staubbeutel  werden  vor  den  Narben  reif,  sie 
erheben  sich  nacheinander  und  legen  sich  wieder 
nach  Abgabe  des  Blütenstaubs,  zuletzt  wird  die 
Narbe  reif.  Die  Abgabe  des  Blütenstaubs  erfolgt 
durch  Drehung  der  Staubbeutel.  Durch  alles  dies 
wird  Fremdbestäubung  gesichert.  Der  Honig  ist 
leicht  zugänglich  für  kurzrüsselige  Insekten  als  Be- 
stäuber (Fliegen). 

A.  Blätter  am  Rand  mif  Kalkschüppchen  weiss- 
punktiert  (wenigstens  in  der  Jugend),  —  wenn  dann 
die  Blätter  (/n/enstthii/n/ :  gegenständiger  St. ,  S. 
oppositifölia  L. ,  Taf.  47,  3,  kriechend  und  rasen- 
bildend, mit  sehr  ästigem  Stengel  und  rundlichen, 
dachziegelartigen  Blättern,  purpurrot,  später  blau, 
steinige  Orte  höherer  Gebirge  (Süddeutschland, 
Riesengebirge).  2j.,  bis  20  cm  lang,  Mai,  Juni,  Aug.; 


Fig.  679. 
Saxifraga  aizoon. 


Fig.  680. 
Saxifraga  tridactylites. 


—  wenn  dagegen  Blätter  icechselstäm/ifj :  Trauben- 
St.,  Nabelkraut,  S.  aizoon  Jacq.,  Fig.  679,  Rosette 
von  zungenförmigen  Blättern,  Blüten  weiss  mit 
grünen  Adern,  oft  rotpunktiert,  höhere  Gebirge.  21., 
bis  30  cm  hoch,  Juni  u.  Juli. 

B.  Blätter  aJine  Kalkschüppchen. 
I.  Wurzelstock  wir  mit  blühendem   Hauptstengel 
{uhiie  hliiteiih-ic  Nebenstengel), 
a)  Blütenstengel  m/t  Blättern,  --  wenn  dann  am 
Wurzelstock  mif   körnigen    Knöllchen :   kör- 
niger St.,  S.  granuldta  L.,  Taf.  47,  4,  untere 
Blätter     langgestielt,     nierenförmig  -  stumpf- 
lappig;   grosse  weisse  Blüten   in  gipfelstän- 
diger Schirmtraube,  häufig,  auf  Wiesen  und 


Grashügeln,  an  Waldrändern  (Mitteleuropa), 
2J.,  bis  40  cm,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  da- 
gegen nur  eine  einjährige  Wurzel  ohne  Knöll- 
chen: dreifingeriger  St.,  S.  tridactylites  L., 
Fig.  680,  Blätter  spatelig,  z.  T.  3 spaltig, 
weiss,  herdenweise  auf  Sandfeldern,  Mauern 
u.s.w. ,  (Ti ,  bis  15  cm,  April  u.  Mai.  [S. 
rotundifölia  L.  der  süddeutschen  Alpen  mit 
nierenförmig-rundlichen  Blättern,  Zierpflanze.] 

b)  Blütenstengel  ohne  Blätter:  Judenbart,  S. 
sarmentösa  L.,  mit  Ausläufern,  S.  crassifölia 
L.  ohne  Ausläufern,  beides  Zierpflanzen. 

II.  Wurzelstock  neben  den  Blütentrieben  noch  mit 
J'oncttcn-  oder  Büschdt riehen. 
a)  Kelchzipfel  zurüch/eschlaijen :  Sumpf-St. ,  S. 
hirculus  L.,  Fig.  681,  mit  beblättertem  Stengel 
goldgelb,  zerstreut,  in  Torfwiesen,  %.  Juli 
bis  Sept.  [Blattlosen  Stengel  haben  Por- 
zellanblümchen, S.  umbrösa  L.  (Blattgrund 
keilig),  Jehovablümchen,  S.  hirsüta  L.  (Blatt- 
grund herz-  oder  nieren- 
förmig), beides  Zier- 
pflanzen.] 


Fig.  6S1. 
Saxifraga  hirculus. 


Fig.  682. 
Saxifraga  decipiens. 


b)  Kelchzipfel  aufrecht  oder  inigreclit. 

1.  Mit  Rosettentrieben,  —  wenn  dann  die 
Rosettenblätter  hniK/för/nii/,  5 — Ospaltif/: 
rasenartiger  St. ,  S.  decipiens  Ehrh., 
Fig.  682 .  weiss  oder  gelblich ,  Felsen 
höherer  Gebirge  (Harz),  2J. ,  bis  25  cm, 
Mai  u.  Juni;  —  wenn  dagegen  Rosetten- 
blätter li)/eiil,  iiiifjeteiJt  oder  o-tjxi/tii/:  moos- 
artiger St..  S.  muscöides  Wulf.,  grünlich- 
gelb, Felsen  der  bayrischen  Alpen  und 
Schneegrube  im  Riesengebirge. 

2.  Ohne  Rosettentriebe :  gelber  St.,  S.  aizöides 
L.,  Taf.  47  5,  rasenbildend,  dickliche  glän- 
zende Blätter,  safrangelb,  nasse  Felsen, 
an  süddeutschen  Gebirgsbächen.  2J. ,  bis 
15  cm,  Juli  u.  Aug. 


176 


Die  Pflanzenwelt. 


1.  Kelch  und 

Krone  '!—äOzäh 

lig,  12—24  Staub 

gefässe. 


80.  Farn.  Dickblattgewächse,  Crassulaceen. 

315.  Hauswurz,  Dachwiirz,  Sempervivum. 

Taf.  47  6. 

Auch  Hauslauch.  Die  Kurztriebe  mit  sehr 
dichtstehenden  dicken  Blättern  kennzeichnen  deut- 
lich den  trocknen  Standort.  Der  sprossende  H. 
hat  kugelige  und  daher  leicht  fortrollende  Ableger 
zur  Verbreitung  durch  den  Wind.  Die  Blüten  sind 
klein,  aber  zahlreich  und  dicht  zusammenstehend 
zum  Lockapparat.  Der  Honig  liegt  ziemlich  offen 
für  kurzrüsselige  Insekten,  die  obendrein  an  einem 
Nährgewebe  der  Blumenblätter  Nahrung  finden.  Die 
Staubbeutel  werden  zuerst  reif,  einzelne  Narben 
aber  schon  mit  den  letzten  reifend  (Fremd-  bezw. 
Selbstbestäubung). 

Wenn  Kelch  und  Krone  Mentfiinniij  u/i.s-,/rhreiM : 
gemeine  H..  S.  tectörum  L.,  Taf.  47,  6,  Blätter  mit 
kurzer  Spitze,  gewimpert,  purpurrot,  Felsen  und 
Dächer,  oft  nur  verwildert;  bis  50  cm;  —  wenn  da- 
gegen Kelch  und  Krone  >j/ork/(/  aufrecht:  sprossende 
H.,  S.  soboliferum  Sims.,  Blätter  kahl,  gelblichweiss, 
Felsen,  Sandhügel,  bis  25  cm;  beide  2| ,  Juli  u. 
August 

2.  Kelch  und      316.  Fetthenne,  Mauerpfeffer,  Sedum.    Taf.  54. 

Krone  -"^ zählig, 

j^SLiubgefässe.  Flcischige    Kräuter;    die   kurzen    Wurzeln,    der 

rasige  Wuchs,  die  blauen,   aber  zahlreichen,  dicht- 
stehenden und   angedrückten  fleischigen  Blätter  mit 
schleimigem  Inhalt  (Wasserspeicher)  zeigen  die  Oed- 
landpflanze  des  trocknen  Standorts  an.     Die  Blätter 
des   scharfen   M.   sind   durch    pfefferartigen    Ge- 
schmack gegen  Tierfrass  geschützt.    Manche  Arten 
vermehren    sich  durch    Ausläufer.     Die   5    äusseren 
Staubbeutel  der  Blüten  reifen  zuerst,    dann  erst  die 
5  innern,   und  fallen   ab,    hierauf  werden   erst  die 
5  Narben  reif,   dadurch   ist  natürlich  Fremdbestäu- 
bung gesichert     Die  Frucht  ist  eine  Kapsel,  die  bei 
trocknem   Wetter  geschlossen,   bei   feuchtem   offen 
ist  wobei  dann  der  Regen  die  leichten  Samen  fort- 
schwemmt (in  die  Mauer-  und  Felsenritzen   hinein). 
A.  Blätter  flach    und   hreit  [mit  ausdauerndem 
Wurzelstock,  das  sehr  seltene  (Elsass)  S.  cepäeum  L. 
hat  dünne  einjährige  Wurzeln,    hellrote  Blüten  und 
drüsenflaumige  Stengel],  alle  bis  50  cm  hoch. 
I.  Blüten  grüngelb:  grösste  F.,    Donnerblatt,  S. 
mäximum  Sut.,  an  steinigen  Orten,  in  Wäldern, 
zerstreut,  Juli  u.  Aug. 
II.  Blüten   rot,   —  wenn   obere  Blätter  am  Grunde 
abi/eruiidef:  knolligep.,  S.telephium  L.,  Taf. 54, 1, 
häufig,  an  trocknen,  felsigen  Anhöhen  und  Wald- 
rändern (Nord-  und  Mitteleuropa),  Juli  u.  Aug.; 
—  wenn  dagegen  all,-  Blätter  am  Grunde  h-eil- 
firinig:  rote  F.,  S.  fabäria  L.,  selten  an  Felsen 
der  Gebirge. 


B.  Blätter  schmal  und  ilick. 
Weixs  oder  rötlich. 

a)  Blatt  tlrihig  behaart:  drüsenhaarige  F.,  S. 
villösum  L. ,  zerstreut,  auf  Torfwiesen,  e, 
bis  20  cm,  Juni  u.  Juli. 

b)  Blatt  l.ahl,  —  wenn  dann  die  Bispe  kahl: 
weisse  F.,  S.  album  L. .  Fig.  683,  Blätter 
wechselständig,  hie  und  da  an  Felsen,  alten 


Fig.  684.  Sedum  reflexum. 

Mauern,  Dächern;  —  wenn  dagegen  die 
R/xpe  rlriis/g-flaaiir/g:  dickblättrige  F.,  S. 
dasyphyllum  L.,  Blätter  meist  gegenständig; 
selten,  an  Mauern  und  Felsen;  beide  2|,  bis 
25  cm,  Juni  — Sept. 
Blüten  gelb. 

a)  Blatt  i///t  Stachelspitze,  Fig.  684,  rechts  unten : 
zurückgekrümmter  F.,  S.  reflexum  L.,  Fig. 
684,  Blätter  stielrund,  am  Grunde  mit  kurzem 
Sporn,  Kelchblätter  spitz,  zerstreut,  auf  Fel- 
sen, Mauern,  Sandfeldern  (Mittel-  und  Süd- 
europa), 2|,  bis  30  cm,  Juni-  Aug.  [S.  cMe- 
gans,  sehr  selten,  hat  etwas  flache  Blätter 
und  stumpfe  Kelchblätter.] 

b)  Blatt  ohne  Stachelspitze,  Fig.  685  rechts. 

1.  Blatt  eifiriiiiii  (fast  so  breit  wie  lang),  — 
wenn  dann  die  Blätter  locker, 
von  scharfem  Geschmack : 
scharfeF.,  S.acreL.,Taf.  54, 
2,  rasenförmig  ausgebreitet; 
—  wenn  dagegen  Blätter 
dicht  stehend,  von  irässeri- 
gem      Geschmack:      sechs- 


Fig.  6S5.  Sedum  boloniense. 


Fig.  686.  Tillaea  muscosa. 


5amilicn:  Stcinbrc(^=  (Saxifragaceae)  unb  Dicfeblattgcroä^fe 

(Crassulaceae). 


47 


Sig.  1.  3ol)an«iisbeere,  Ribes  rubrum.    2.  Stadielbecrc,  Ribes  grossularia.    3.  ffiegcnblättriger  Steinbred), 
Saxifraga  oppositifolia.    4.  Körniger  Steinbred),  Saxifraga  granulata.    5.  (Selber  Steinbred},  Saxifraga  aizoides. 

6.  ©emeine  {jausroura,  Sempervivum  tectorum. 


Familie:  Rofengeu)ä(^je  (Rosaceae). 


48 


Sig.  1  a.  b.  (Bemeincr  tDeigborn,  Crataegus  oxyacantha.    2  a.  b.  Iltijpel,  Mespilus  germanica.    3.  (Huitte, 
Cydonia  vulgaris.    4  a.  b.  fjunbsroje,  Rosa  canina. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


177 


zeilige  F.,  S.  sexanguläre  L.;  beide  häufig. 

auf  Felsen,  Mauern,  Sandfeldern.    %,  bis 

15  cm,  Juni  u.  Juli. 
2.  Blatt   irahl/rJi   (4 mal  so  lang  als  dick): 

Boulogner  F.,  S,  boloniense  L.,  Fig.  685, 

ebenda,  selten.     2;,  bis  15  cm,  Juli  bis 

Sept. 
Anm.  Zu  dieser  Familie  gehören  auch  als  sehr 
seltene  Zwergpflänzchen  (bis  4  cm  hoch):  a)  Mit 
,o_j  Staubgefässen,  Blüten  rötlich ;  —  wenn  dann  mit 
Ssamigen  Kapseln:  moosartige  Tilläe,  Tilläea  mus- 
cösa  L.,  Fig.  686,  feuchte  Sandfelder;  —  wenn  da- 
gegen (vWsamig:  Wasser-Bulliarde,  Bulliärda  aquä- 
tica  DC,  stehende  Gewässer.  -  b)  Mit  5  Staub- 
gefässen: Dickblatt,  Crässula  rubens  L. ,  Aeckern 
und  Weinberge. 

81.  Farn.  Rosengewächse,  Rosaceen. 

Kräuter  oder  Holzgewächse  mit  meist  wechsel- 
ständigen Blättern  und  mit  Nebenblättern,  mit  Blüten, 
die  meist  in  Blütenständen  (Doldentrauben  oder 
Rispen)  stehen,  die  Blütenachse  ist  verbreitert,  die 
Kelchblätter  sind  unten  zu  einem  Becher  verwachsen, 
die  Kronblätter  nebst  den  zahlreichen  Staubgefässen 
am  Rand  des  Kelches  eingefügt.  Eine  bedeutsame, 
artenreiche  Familie,  die  vor  allem  in  den  gemässigten 
Erdzonen  leben.  —  Wir  unterscheiden  4  Unter- 
familien. 

A.  2— Sjähriger  Fruchtknoten  mit  der  Kelch- 
röhre rerwach.ien  (daher  scheinbar  unterständig) :  2.  P  o- 
maceen. 

B.  Stempel  ganz  frei  (daher  rhiifJich  oherstt'indig). 

I.  Mit  einem  Griffel:  3.  Amygdalaceen. 

II.  Mit  mehr  als  1   Griffel. 

a)  Mit  C  oder  mehr  Griffeln:  4.  Roseen  [Po- 
terium  aber  mit  wenigen  Griffeln]. 

b)  Mit  2 — ö  Griffeln  [wenn  mit  4spaltigem  Peri- 
gon,  also  Kelch  und  Krone  nicht  geschie- 
den :  Poterium  zu  Roseen  gehörig] :  Spiräen. 

1.  Unterfam.    Spiräen. 

317.  Spiere,  Spierstaude,  Geissbart,  Spiräea. 
Taf.  53,  1. 
Sträucher,  deren  Blätter  bei  manchen  Arten  zur 
Verringerung  der  Verdunstung  unten  weissfilzig  sind. 
Die  knollige  S  p.  hat  zur  vegetativen  Vermehrung 
knollige  Wurzelausläufer.  Die  Blüten  sind  zwar  klein, 
bilden  aber  in  ihren  sehr  grossen,  dichten  Blüten- 
ständen einen  sehr  wirksamen  Lockapparat,  ihr 
Mandelgeruch  lockt  Fliegen  und  Käfer  als  Bestäuber 
an,  die  sich  auf  ihnen  umhertreiben  und  den  Blüten- 
staub (daher  zahlreiche  Staubgefässe)  als  Nahrung 
sammeln;  Honig  fehlt.  Die  Staubfäden  krümmen 
und  strecken  sich  auch  wohl  zur  Fremdbestäubung 

Hoff maiin-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


nach  den  Nachbarblüten.  Die  Früchte  sind  kleine 
Balgkapseln,  beim  Geissbart  sind  die  Fruchtstände 
abwärts  gerichtet,  da  sich  die  Kapseln  aber  am 
Scheitel  öffnen,  so  krümmen  sie  sich  an  ihren  Stielen 
aufwärts,  um  die  rechtzeitige  Aussaat  durch  den 
Wind  zu  sichern.  Zahlreiche  Ziersträucher,  beson- 
ders die  holzigen  Arten  mit  ungeteilten  Blättern. 
Die  einheimischen  Arten  haben  geteilte  Blätter  und 
krautige  Stengel. 

A.  Ohne   Nebenblätter,   Blüte   meist   zn-eihäusig: 
Geisbart,  S.  Arüncus  L.,  weiss,  selten,   in  feuchten 
Wäldern,  an  Ufern,  Juni 
u.  Juli. 

B.  Mit  grossen  Ne- 
benblättern, Blüte  ziritt- 
rig,  —  wenn  dann  die 
Fiederblättchen  eiförmig, 
gesägt :  Ulmen-Sp. ,  Sp. 
Ulmäria  L.,  Taf.  53,  1, 
Stengel  gefurcht  und  röt- 
lich, weissgelb,  duftend, 
fast  in  ganz  Europa,  häu- 
fig, auf  feuchten  Wiesen, 
an  Ufern,  bis  IV2  m  hoch, 
Juni  u.  Juli;  —  wenn 
dagegen  die  Fiederblätt- 
chen tief  eingeschnitten  : 
linollige  Sp.,  S.,  filipen- 
dula  L.,  Fig.  687,  mit 
Wurzelknollen ,  Blüten 
etwas  grösser  mit  rotem  Anflug,  zerstreut,  auf  trocknen 
Wiesen,  in  sonnigen  Wäldern,  in  ganz  Europa,  bis 
70  cm,  Juni  u.  Juli. 

2.  Unterfam.:  Pomaceen 
(hierhin    gehören    unsere    wichtigsten    Obstsorten: 
Birnen  und  Aepfel,  Kernobst). 

318.  Weissdorn,  Crataegus.   Taf.  48,  1.         1.  aiait  »f/.>rfe--(, 
Strauch  mit  Dornen  gegen  Tierfrass.  Die  weissen  SüZ'nsTppeu 
Blüten   sind   nicht  sehr  gross,   aber  die  schmutzig       ges/tgt. 
purpurfarbenen  Staubbeutel  erhöhen  ihre  Wirkung  als"'  '^'^'^'' 
Lockapparat .    obendrein    stehen    sie    zahlreich    in 
lockeren  Schirmtrauben,  ihr  unangenehmer  Geruch 
deutet  auf  Fliegen   und   Käfer    als   Bestäuber,    die 
rote,    gegen    das  grüne  Laub    lebhaft   abstechende 
fleischige  Frucht    lockt  Vögel   zur  Verbreitung    der 
Samen  an. 

Wenn  der  Blütenstiel  Icahl:  gemeine  W.,  C. 
oxyacäntha  L.,  Taf.  48,  1,  Frucht  oval,  häufig,  in 
Hecken  und  lichten  Wäldern  (ganz  Europas),  bis 
1'/.,  m  hoch,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  dagegen  Blüten- 
stiel behaart :  einsamiger  W.,  C.  monögyna  Jacq., 
Blatt  tiefer  eingeschnitten,  Frucht  fast  kugelig,  ebenda 
14  Tage  später. 

23 


Fig.  687.  Spiraea  filipendula. 


178 


Die  Pflanzenwelt. 


b    Zweige  olme 
Dornen. 


319.  Eberesche,  Sorbus.    Taf.  49,  1  u.  2. 
Holzgewächse.     Das   Blatt  ist  bei   der  Mehl- 
beere unterseits  gegen  zu  starke  Verdunstung  weiss- 
filzig.     Die  weissen  Blüten  sind  klein,  stehen  aber 
in    grossen    Blütenständen.     Die    fleischigen    roten 
Beeren  locken  Vögel  (Drosseln)  zur  Verbreitung  der 
Samen  an.  —  Die  Eberesche  steigt  in  den  Gebirgen 
bis  zur  Fichtengrenze  (1800  m)  empor,   sie  ist  ein 
Zierbauni  für  Parks  und  Alleen,  obendrein  liefert  sie 
gutes  Nutzholz,  andere  Arten  sind  Ziersträucher. 
A.  Blatt  irenhistens  am  Grunde  fiederartig. 
I.  Blatt  ganz  gefiedert,  —  wenn  dann  die  Knospen 
fil~/(j ,  die  Frucht  zinnohen-ot  und  kugelig:  ge- 
meine E.,    Vogel-  oder  Quitschbeere,    S.  au- 
cupäria  L.,  Taf.  49, 1,  saftiggrüne  Blätter.  Früchte 
ungeniessbar,    Lockspeise    für    Krammetsvögel 
(leider! !),  häufig,  in  Gebirgswäldern,  angepflanzt, 
bis  6m  hoch;  —  wenn  dagegen  die  Knospen 
kahl  aber  klebrig,    die   Frucht  gdh  und   hirn- 
füniiig:  Haus-E..  Sperber-,  Vogelbeere,  S.  do- 
mestica  L. ,    selten ,    in   Gebirgswäldern ;    beide 
Mai  u.  Juni. 
II.  Blatt  nur  am  Grunde  gefiedert:   Bastard-E. ,  S. 
hybrida  L. ,   weiss,   Frucht   rot,   Gebirgswälder 
Thüringens,  bis  4  m,  Mai. 
B.  Blatt  nicht  gefiedert,  wenn  dann  gan:  oder 
höchstens    leicht    gelappt,    Früchte    kugelig    und    rot : 
Mehlbeere,  Mehlbirne,  S.  äria  Crntz,  Taf.  49,  2,  junge 
Zweige    und  Unterseite    der  Blätter  weissfilzig,    bis 
11  m  Höhe;   —  wenn  dagegen   die  Blätter  gelappt 
sind  (Fig.  688)  und  die  Früchte  eiförmig,  braun-  und 
u-eisspunktiert:  Elsebeere,  Ruhrbirne,  S.  torminälis 
Crntz,  Fig.  688,  Blatt  wenig  filzig,  bis  15  m  hoch; 
beider  Früchte    sind    geniessbar,    zerstreut,   in  Ge- 
birgswäldern M.-  und  S. -Europas,  Mai. 


2.  Blatt  eiufnri,    320.  Mlspcl,  Mespüus  germanica  L.  Taf.  48,  2. 

und  höchstens  eitt- 

farh  nesägi.  Strauch  von  sparrigem  Wuchs,  die  Blätter  sind 

"*^GHKeil«;f/.'  z"""  Verringerung  der  Verdunstung  unten  filzig,  ebenso 
die  Zweige.  Die  grossen,  weissen  Blüten  stehen 
einzeln,  die  kugeligen  Früchte  sind  mehr  oder 
weniger  kugelig  und  werden  um  Weihnachten  herum 
teigig,  so  dass  sie  dann  von  Tieren  zur  Verbreitung 
des  Samen  genossen  werden,  auch  der  Mensch  ge- 
niesst  sie  und  kultiviert  den  Strauch  deshalb,  in 
Südeuropa  bis  zum  Kaukasus  heimisch ,  bis  7  m 
hoch,  Mai. 


'  Griffel  unlen 
dicIitroUitj. 


321.  (Jiiitte,  Cyrtönia  vulgaris  Pers.  Taf.  48,  3. 
Strauch  oder  Baum  mit  länglich -eiförmigen 
Blättern,  die  auch  wieder  unten  weissfilzig  sind,  die 
grossen  weissen,  etwas  rötlichen  Blüten  stehen  ein- 
zeln. Die  Frucht  (rundlich:  Apfel- Qu.,  länglich: 
Birn-Qu.)  ist  gelb,  flaumig,  duftend.  Die  Qu.  soll 
aus   dem    Orient   stammen    und   wird   der   Früchte 


wegen   (zu    Kompott,   Gelee)    angebaut,    bis   5  m 
hoch,  Mai. 

322.  Felsenbirne,  Amclänchier  vulgaris  Mnch.     ^-  b'"''^"  '" 

„  lilülenslt'iiiden 

Fig.  689. 
Strauch   mit  eirunden ,   unten  filzigen  Blättern ; 
die  Blumenblätter  sind  schmalkeilförmig,  weiss;  die 
beerenartigen  Früchte   sind  schwarz   und  sehr  süss. 


leiistu 
'    In   Trauheil, 


Fig.  689.  Amelanchier  vulgaris. 

daher  von  den  die  Samen  verbreitenden  Vögel  sehr 
gesucht.  Hie  und  da  an  felsigen  Berghalden  der 
Alpen,  am  Rhein,  auf  Kalkfelsen  der  schwäbischen 
Alb,  bis  2  m  hoch,  Mai. 


323.  Berg-.  Zwerg-  oder  Felsenniispel,  Coto- 
neäster  vulgaris  Lindl.     Fig.  690. 


â– â– â– â– â–   In  Dolden- 

Irfiuben, 
c   Krone  treniif 

Strauch  mit  gewundenen  Aesten  und  eirunden,  '■'"■'«'■  ^is  die 
unten  wieder  weissfilzigen   Blättern   (Beschränkung      "^^'p*- 

der  Verdunstung).  Die 
kleinen  Blüten  sind  blass- 
rot. Am  Kelchrand  wird 
Honig  abgesondert,  über 
den  sich  die  Kronblätter 
schützend  neigen.  Die 
Narben  werden  zuerst  reif, 
so  dass  Fremdbestäubung 
eintreten  muss;  unter- 
bleibt sie,  so  fällt  dann 
aber  doch  noch  zuletzt 
Blütenstaub  auf  die  lang- 
lebigen Narben.  Die 
erbsengrossen  Früchte 
sind  rot.  Stellenweise  auf  Kalkfelsen  Süd-  und 
Mitteldeutschlands,  bis  P;.  m  hoch,   April   u.  Mai. 

324.  Birn-  und  Apfelbaum,  Pirus.    Taf.  49,  3  u.  4.  co  Krone  net 

Ji'iiiqer  als  die 

Bäume   mit    eirundlichen    Blättern.     Der   junge    Keichzipfei. 
wilde  Birnbaum   ist  unten   durch  Dornen   gegen 


Fig.  690,  Cotoneaster  vulgans. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


179 


Weidetiere  geschützt.  Die  Knospen  sind  durch 
pergamentartige  Schuppen  geschützt,  die  jungen 
Blätter  in  ihnen  zusammengerollt  und  seidenhaarig 
zum  Schutz  gegen  Regen,  Tierfrass,  starke  Ver- 
dunstung und  Kälte.  Beim  Birnbaum  sind  die 
Blätter  später  kahl,  beim  Apfelbaum  noch  unten 
behaart.  Die  Blüten  sind  gross  und  weiss,  beim 
Apfelbaum  erscheinen  sie  vor  der  vollen  Laubent- 
faltung. Bei  ihm  sind  die  Staubbeutel  gelb  und  der 
Duft  angenehm,  was  auf  Bienen  und  Hummeln  als 
Bestäuber  schliessen  lässt,  während  die  dunkelbraun- 
roten  Staubbeutel  und  der  Geruch  nach  Heringslake 
bei  der  Birne  Fliegen  anlocken.  Die  saftigen,  flei- 
schigen Früchte  werden  erst  zur  Zeit  der  Samenreife 
weich,  süss,  bunt  und  z.  T.  auch  duftend.  Erst 
dann  locken  sie  Tiere  zur  Verbreitung  der  Samen 
an ,  die  selbst  durch  eine  pergamentartige  Schale, 
sowie  durch  Gift  (Amygdalin-)Gehalt  geschützt  sind. 
Die  wilden  Früchte  sind  übrigens  immer  klein  und 
mehr  oder  weniger  herb  („Holzäpfel").  Aus  den 
wilden  Formen  stammen  wohl  die  heute  kultivierten 
ab ,  von  denen  es  viele  Spielarten  gibt  (von  der 
Birne  ca.  1500,  vom  Apfel  ca.  600).  Wenigstens 
vom  Apfelbaum  ist  die  Abstammung  nicht  sicher. 
Die  Früchte  („Kernobst")  werden  sehr  verschieden 
benützt,  vor  allem  als  Obst  und  zu  Wein. 

Wenn  der  Blattstiel  su  lainj  wie  die  Spreite, 
Griffel  frei:  Birnbaum,  P.  communis  L.,  Taf.  49,  3, 
bis  20  m  hoch.  April;  —  wenn  dagegen  der  Blattstiel 
halb  so  lang  wie  die  Spreite,  Griffel  unten  cenraehsen: 
Apfelhuum,  P.  malus  L.,  Taf.  49,  4,  bis  10  m  hoch, 
April  u.  Mai. 

3.  Unterfam.:  Amygdalaceen 
(neben  der  vorigen  Unterfamilie  wertvolle  Obstarten 
enthaltend:  Steinobst). 

325.  Mandel,  Amygdalus  coiiimiinis  L. 

Taf.  50,  1. 
Baum  mit  länglich -lanzettlichen  Blättern,  die 
Blüten  sind  rosarot  (auch  der  glockenförmige  Kelch 
ist  zur  Verstärkung  des  Lockapparats  dunkelrot),  sie 
erscheinen  vor  dem  Laub.  Die  Steinschale  der 
Frucht  ist  glatt,  mit  kleinen  Löchern.  Die  Samen 
sind  bei  einer  Abart  („bittere"  Mandeln)  giftig  durch 
Blausäure.  Die  Pflanze  stammt  angeblich  aus  Mittel- 
asien und  wird  in  Südeuropa  angebaut,  weil  die 
Samen  als  Nahrungsmittel,  im  Haushalt  und  in 
Konditoreien  verwendet  werden ,  bis  10  m  hoch, 
April.  —  Die  kurze  gestielte  Zwergmandel,  A. 
nana  L.,  ist  ein  Zierstrauch. 

b.  Aussenschicht  326.  Pfirslcli,  Perslca  vulgaris  MiU. 

der  Steinfrucht 

safug,  Strauch    oder   Baum    mit    länglich-lanzettlichen 

Blättern.     Die   hellroten   Blüten    entfalten    sich    vor 


I.    Blüte  rötlich. 

a.  Aussenschicht 

der  Steinfrucht 

trocken. 


dem  Laub.  Die  schönen  Früchte  haben  eine  sam- 
metartig  behaarte  Oberfläche,  die  Steinschale  ist 
tief  gefurcht.  Die  Früchte  werden  erst  zur  Zeit  der 
Samenreife  weich,  saftig,  süss  und  duftend,  gelb  und 
rot,  und  locken  dann  die  Tiere  zur  Verbreitung  der 
Samen  an.  Die  letzteren  haben  eine  sehr  harte 
Schale  und  der  Keimling  enthält  giftiges  Amygdalin 
zum  Schutz  gegen  Tierfrass.  Die  Pflanze  soll  aus 
Persien  stammen  und  wird  jetzt  in  S.-  und  M. -Europa 
in  vielen  Spielarten  gezogen.  In  Norddeutschland 
gedeiht  der  Pf.  gewöhnlich  nur  als  Spalierbaum  an 
geschützten  Stellen;  bis  8  m  hoch,  April. 

327.  Kirsche,  Pflaume,  Aprikose.  Prunus.  Taf.  50.  2-  Biate  weiss. 

Holzgewächse  mit  eiförmigen  Blättern,  die  in 
der  Jugend  gefaltet  oder  gerollt  und  mit  Firnis 
überzogen  sind  (Schutz).  Manche  Arten  haben  am 
Blattstiel  rote ,  Honig  absondernde  Drüsen.  Die 
grossen ,  weissen  Blüten  stehen  in  Dolden  oder 
Trauben.  Bei  der  Zwetsche  sind  die  Blüten  un- 
scheinbarer, treten  aber  auch  vor  der  Belaubung 
auf.  Die  Staubbeutel  und  Narben  werden  bei  der 
Kirsche  gleichzeitig  reif,  so  dass  Fremd-  und  Selbst- 
bestäubung eintreten  kann,  bei  der  Zwetsche  da- 
gegen reifen  die  Narben  zuerst.  Die  Früchte  sind 
fleischig  und  zurzeit  der  Samenreife  süss,  bunt  und 
weich  zur  Verbreitung  der  Samen ,  die  selbst  eine 
steinharte  Schale  und  Gehalt  an  Amygdalin  haben 
(Schutz). 

A.  Frucht  ■■,•(! »IUI efhaariij,  Blatt  in  der  Knospe 
gerollt:  Aprikose,  P.  armeniaca  L.,  Taf.  50.  2,  die 
Blätter  sind  rundlich,  2— 3 fach  gesägt,  die  Blüten 
kurzgestielt,  die  kugelige  Frucht  hat  eine  Längs- 
furche und  ist  orangegelb ,  an  der  Samenseite  rot, 
der  Stein  am  Rand  gefurcht,  in  S.-  und  M. -Europa 
als  beliebtes  Obst  in  vielen  Spielarten  angebaut,  bis 
6  m  hoch,  April. 

B.  Frucht  kahl. 

1.  Frucht  bereift,   Steinschale  uneben,   Blatt  in  der 
Knospe  r/erollt. 

a)  Blütenstiel  li-ahl,  Blüte  einzeln,  —  wenn  dann 
mit  Dornen :  Schlehe,  Schwarzdorn,  P.  spi- 
nösa  L ,  Fig.  691,  Früchte  kugelig,  aufrecht 
und  blau,  herb,  in  ganz  Europa,  häufig,  an 
Hecken,  bis  3  m  hoch,  März  u.  April;  — 
wenn  dagegen  uhtie  Dornen:  Kirschpflaume, 
P.  cerasifera  Ehrh.,  Frucht  hängend,  kugelig 
rot,  angepflanzt,  März  u.  April. 

b)  Blütenstiel  ftaumhaariy,  Blüten  meist  zu  2, 
—  wenn  dann  die  Zweige  kahl:  Zwetsche, 
P.  domestica  L.,  Taf.  50,  3,  Blüte  grünlich- 
weiss,  Frucht  eiförmig,  blau,  in  manchen 
Spielarten  angepflanzt,  bis  10  m,  April;  — 
wenn  dagegen  die  Zweige  saminethaan];: 
Pflaume,  P.  insititia  L.,  Frucht  fast  kugelig. 


180 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  691.  Prunus  spinosa. 


1.  Blütenboden 
aussen  mit  haki' 
gen  Stachel- 
borsten. 


in  manchen  Spielarten  (Reineclaude,  Mira- 
belle u.  s.  w.)   angepflanzt,   wild   als  Hafer- 
schlehe, April  u.  Mai. 
II.   Frucht  nicht  bereift ,   Steinschale  ijlutt ,   Blatt   in 
der  Knospe  gefuJtet. 

a)  Blüten  zu  ^  oder  in  Bälden ,  —  wenn  dann 
an  ihrem  Grunde  nur  Schitjijien,  Blattstiel  ///// 
2  Drüsen :  Süsskirsche, 
P.  avium  L.,  mit  auf- 
rechten Aesten ,  Frucht 
süss,  stammt  wohl  aus 
Kleinasien,  häufig,  als 
Vogelkirsche  verwil- 
dert, bis  10  cm  hoch, 
April  u.  Mai;  —  wenn 
dagegen  am  Grunde  der 
Dolden  LaiMläf/er,  Blatt- 
stiel ohne  Drüsen :  Sauer- 
kirschen, P.  cerasus  L., 
Taf.  50,  4,  mit  mehr 
hängenden  Aeste,  Frucht 
sauer,  in  zahlreichen 
Spielarten  kultiviert  in 
allen  Kulturländern  der  gemässigten  Zone, 
bis  7  m,  April  u.  Mai. 
c)  Blüten  in  Truidieii ,  —  wenn  diese  schinn- 
artig  aufrecht  sind:  Weichselkirsche,  P. 
Mähaleb  L. ,  Holz  und  Laub  wohlriechend, 
selten  in  Wäldern,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  da- 
gegen die  Trauben  gestreckt  und  hängend: 
Trauben-  oder  Ahikirsche,  Elsebeere,  Faul- 
baum, P.  padus  L.,  Taf.  49,  5,  Blattstiel  mit 
2  Drüsen,  Früchte  beerenartig  schwarz,  zer- 
streut, in  feuchten  Wäldern  und  Gebüschen, 
fast  in  gunz  Europa,  als  Zierstrauch  gehalten, 
bis  10  m  hoch,  Mai. 

4.  U  nterf  am. :  Roseen. 
Wir  unterscheiden  4  Gruppen. 

A.  Fruchtboden  hecherurtig  und  zuletzt  fleischig : 
2.  Euroseen. 

B.  Fruchtboden  nicht  hecherartig  und  fleischig, 
—  wenn  dann  krautig :  3.  Potentilleen :  —  wenn 
dagegen  erhärtend  und  die  Nüsschen  einschliessend: 
1.  Sanguisorbeen. 

1.  Gruppe:  Sanguisorbeen. 
328.  Odermennig,  Agriniönia.  Taf.  51,  1. 
Ausdauernde ,  rauhhaarige  Kräuter  mit  unter- 
brochen gefiederten  Blättern.  Die  goldgelben  Blüten 
sind  klein  und  stehen  in  langen  Aehren.  Honig 
fehlt  und  Insektenbesuch  ist  gering;  wenn  daher 
auch  die  Narben  zuerst  reifen,  so  krümmen  sich 
doch  die  Staubbeutel  bald  über  sie  hin  zur  Selbst- 


bestäubung. Die  Früchte  heften  sich  mit  den  hakigen 
Stacheln  des  weiterwachsenden  Fruchtbodens  an  das 
Fell  vorüberstreifender  Tiere,  die  sie  verschleppen. 
Wenn  der  vcrh-eln-t  l.-egel  form  ige  Fruchtboden  der 
ganzen  Länge  nach  tief  gefurcht  ist:  gemeine  O., 
Ackermennig,  A.  eupatöria  L. ,  Taf.  51,  1,  untere 
Stacheln  weit  abstehend  [bei  A.  pilosa  in  Ostpreussen 
nach  oben  gerichtet],  häufig,  in  lichten  Wäldern,  an 
Wegen,  fast  in  ganz  Europa,  bis  1  m,  Juni— Sept.; 
—  wenn  dagegen  der  halhl-ugeJige  Fruchtboden  nur 
bis  zur  Mitte  schwach  gefurcht :  wohlriechender  0., 
A.  odoräta  Miil.,  zerstreut,  auf  grasigen  Waldstellen, 
bis  2  m,  Juni— Aug. 

329.  Wiesenknopf,  Sanguisörba  L.    Taf.  51,  2. 

Ausdauernde  Kräuter  mit  unpaarig  gefiederten 
Blättern.  Die  Blüten  sind  unscheinbar,  duft-  und 
honiglos  und  stehen  zahlreich  in  kopfigen  Aehren; 
die  lang  und  leicht  beweglich  heraushängenden  Staub- 
fäden und  die  pinselförmigen  Narben  zeugen  von 
Windbestäubung.  Beim  gemeinen  W.  hat  man 
aber  auch  beobachtet,  dass  die  Bestäubung  von 
einem     die     Blüte     als  ^^^      „.  ^^ 

Brutstätte  benutzenden 
Schmetterling  (Bläuling) 
bewirkt  wird. 

Wenn  die  Blüten 
zu-itterig  sind  mit  4  Staub- 
gefässen:  gemeiner  W., 
S.  officinälis  L.,  Fig.  692, 
die  länglichen  Blüten- 
köpfchen dunkelrot,  häu- 
fig, auf  feuchten  Wiesen, 
im  Hügel-  und  Gebirgs- 
land  Europas,  bis  90  cm, 
Juni  — Aug.;  —  wenn 
dagegen  Blüten  einhäusig 
im  Köpfchen  (unten  männ- 
lich, oben  weiblich),  mit 
:ahlrrirhen  Staubgefässen :  kleiner  W.,  Becherblume, 
Bibernelle,  S.  minor  Scop.,  Taf.  51,  2,-  die  kugeligen 
Blütenköpfchen  grünlich,  häufig,  auf  trocknen,  stei- 
nigen Hügeln,  besonders  Kalk,  auch  als  Futter- 
kraut angebaut,  bis  50  cm,  Mai— Juli. 

2.  Gruppe:  Euroseen  (echte  Rosen). 
330.  Ro.se,  Rosa.    Taf.  48,  4  u.  52,  1. 

Sträucher  mit  Stacheln  (nicht  Dornen  !)  als  Schutz 
gegen  Weidetiere  und  mit  gefiederten  Blättern,  deren 
angewachsene  Nebenblätter  in  der  Knospe  die 
jungen  zum  Schutz  zusammengeklappten  Blättchen 
umhüllen.  Die  jungen  Triebe  sind  rot  gefärbt,  was 
man  als  Lichtschutzdecke  des  noch  frischen  Blatt- 
grüns ansieht.     Die  Blüten  sind  gross  und  duftend, 


Mg.  692.  Saiiguisorba  officinälis. 


.  Blütenboden 

"hii€  Staciiel- 

borsten. 


5amiUe:  Ro[engca)äd|[c  (Rosaceae). 


49 


Sig.  1.  Dogelbeere,  Sorbus  aucuparia.    2.  mel)lbeere,  Sorbiis  aria.    3.  Birnbaum,  Pirus  communis. 
4.  Hpfelbaum,  Pirus  malus.    5.  Iraubenhiridie,  Prunus  padus. 


5amilic:  RofengetDädjfe  (Rosaceae). 


50 


5ig.  1  a.  b.  ntanbelliaum,  Amygdalus  communis.    2  a.  b.  flpttftofe,  Prunus  Armeniaca.    3  a.  b.  I)aus3tDetjd(e, 

Prunus  domestica.    4  a.  b.  Ktrjdie,  Prunus  cerasus. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


181 


bilden  daher  auch,  obwohl  nicht  zahlreich  zusammen- 
stehend einen  wirksamen  Lockapparat.  Die  5  Kelch- 
zipfel sind  gefiedert,  die  5  Blumenblätter  muschelig 
gewölbt,  so  dass  sich  in  ihnen  oft  der  Blütenstaub 
aus  den  zahlreichen  Staubgefässen  (am  Rand  des 
becherförmigen  Blütenbodens)  ansammelt,  um  dann 
von  den  zahlreichen  sich  in  den  Blüten  umhertrei- 
benden, kurzrüsseligen  Insekten  als  Nahrung  gesucht 
und  dabei  auf  die  Narben  verschleppt  zu  werden. 
Abends  schliessen  sich  die  Blumenblätter  als  Schutz- 
dach über  dem  Blütenstaub.  Der  becherförmige 
Blütenboden  wird  fleischig  und  scharlachrot  als  Lock- 
mittel für  die  den  Samen  verbreitenden  Tiere.  — 
Eine  mit  vielen  Arten  über  die  nördliche  Halbkugel 
verbreitete  Gattung,  seit  alters  als  Zierpflanzen  kulti- 
viert und  zwar  in  zahlreichen  Abarten,  14  deutsche 
Arten,  blühen  im  Juni. 

A.  Früchtchen  (im  Becher)  .so  Iimy,  als  sie  selbst 
sind,  gestielt. 
I.  Stacheln  alle  ziemlich  ylekh  :  Hunds-R.,  R.  canina 
L.,  Taf.  48,  4,   Stacheln  derb  sichelförmig,  zu- 
sammengedrückt. Fiederblättchen  scharf  gezähnt, 
rosenrot,   selten  weiss,  überall  in  Hecken,  bis 
3  m,  Früchte  als  „Hagebutten"  eingemacht. 
II.  Stacheln  innjlcich  (stärkere  und  schwächere), 
a)  Blatt   unten    ohne  Drüsen,    aber   filzig:    filz- 
blättrige R. ,   R.   tomentösa   Sm.,  Fig.  693, 


Fig.  603.  Rosa  tomentösa. 


Fig.  694.  Rosa  rubiginosa. 


Blatt  unten  graugrün,  Strauch  buschiger  als 
die  Hunds-R.,  blassrosenrot,  Frucht  borstig, 
hie  und  da  in  Wäldern  und  Hecken  in  N.- 
und  M. -Europa,  bis  2  m. 
b)  Blatt  unten  dnisi</,  —  wenn  dann  die  Blumen- 
blätter am  Rand  clrüsii/-(fewiiiijjert;  Apfel-R., 
R.  pomifera  Herrn.,  Frucht  violett  und  drüsig- 
borstig, zerstreut,  in  Gebirgen,  bis  2  m;  — 
wenn  dagegen  die  Blumenblätter  nicht  drüsiii 
(jewiiiipert :  Wein-R.,  Christusdorn,  R.  rubi- 
ginosa L. ,  Fig.  694,  aromatisch  riechende 
Blätter,  Blüten  rosenrot,  Frucht  kahl  und  rot, 
hie  und  da  an  Hügeln  und  trocknen  Wald- 
rändern, bis  IVs  m. 


B.  Früchtchen  (im  Becher)   höchstens  ganz  kurz 
gestielt. 

I.  Nebenblätter  an  blühenden  und  nichtblühenden 
Zweigen  co//  i/leicher  Form  und  Grösse. 

a)  Griffel  venraehsen:  Feld-R.,  kriechende  R., 
R.  arvensis  Hnd.,  Taf.  52,  1,  niederliegender 
Strauch,  weiss,  geruchlos,  Blätter  oben  glän- 
zendgrün, unten  blaugrün  glanzlos,  zerstreut 
(Süddeutschland),  an  Hecken  und  Wegen 
(W.-  und  M.-Europa),  bis  2  m. 

b)  Griffel  frei ,  —  wenn  dann  die  Fieder- 
blättchen einfach  gesägt:  Bibernell-R. ,  R. 
pimpinellifölia   L. ,    Fig.  695,    viele    gerade 

Stacheln,  Blüte  weiss, 
Frucht  schwarz  [Monats- 
rose, R.  damascena  L., 
hat  gekrümmte  Stacheln 
und  rote  Blüten  und 
Früchte,  kultiviert],  zer- 
streut, auf  sonnigen  Kalk- 
hügeln ,  an  sandigen 
Meeresküsten,  bis  IVj  m  ; 
—  wenn  dagegen  die 
Fiederblättchen  doppelt 
und  drüsig  gesägt:  fran- 
zösische R.,  Essig-R., 
R.  gällica  L.,  Kelchzipfel 
und  Blütenstiele  drüsig, 
Blüte  rot,  zerstreut,  an 
Wegen  und  Berghängen,  auch  kultiviert,  bis 
V2  m  [Zentifolia,  R.  centifölia  L.,  hat  weich- 
flaumige und  drüsige  Blätter,  kultiviert,  aus 
Persien). 

II.  Nebenblätter  an  blühenden  Zweigen  breiter  und 
anders  gestaltet  als  an  den  nicht  blühenden,  — 
wenn  dann  Fruchtstiele  ci<riic/:(/el,-riinii/d:  Ge- 
birgs-R.,  R.  alpina  L.,  rot,  zerstreut,  in  Schluchten 
höherer  Gebirge,  l'Arn;  —wenn  dagegen  Frucht- 
stiele aufrecht:  Zimmet-R.,  R.  cinnamömea  L., 
Kelch  und  Blütenstiel  kahl,  rot,  kugelige  Frucht 
[bei  der  seltenen  R.  turbinäta  Ait.  Süddeutsch- 
lands :  Blütenstiel  und  Kelch  drüsig,  Frucht  kreisei- 
förmig]. 

3.  Gruppe:  Po tentiUeen. 
A.  Mit  1  oder  4  Staubgefässen. 

331.  Fraueunitaiitel,  Sinau.  Alcliemilla.  Taf.  52,  2. 
Kräuter  mit  trichterförmig  gestellten  Blättern, 
die  Regen  auffangen.  Die  Blüten  sind  klein  und 
gelblichgrün  (nur  Kelch)  und  zeigen  alle  Abstufungen 
von  eingeschlechtigen  zu  zwitterigen  Blüten ,  sie 
zeigen  meist  Selbstbestäubung,  trotzdem  die  Narben 
vor  den  Staubbeuteln  reifen,  indem  nämlich  die  Nar- 
ben zur  Staubbeutelhöhe  emporwachsen.    In  feuchter 


Fig.  695.  Rosa  pimpinullifolia. 


182 


Die  Pflanzenwelt. 


Fig.  696.  Alchemilla  arvensis. 


.1  Kelchblätter 
in  1  Reilie. 


Luft  sdiliessen  sich  die  Staubbeutel  zum  Schutz 
des  Blütenstaubs.  Honig  ist  in  der  Blüte  vorhanden 
und  zwar  auf  offener  Scheibe,  so  dass  sich  kurz- 
rüsselige  Insekten  (besonders  Fliegen)  als  Bestäuber 

einfinden.  Der  gemeine 
Fr.  ist  ein  Lieblings- 
futter von  Schafen  und 
Kühen. 

Wenn  die  Blätter  mir 
(lelappt  und  die  Blüten 
in  endständigen  Tnuj- 
duhli'ir.  gemeiner  Fr.,  A. 
vulgaris  L..  Taf.  52,  2, 
häufig,  in  schattigen  Wäl- 
dern und  feuchten  Wie- 
sen, %.,  bis  30  cm,  Juni 
bis  Aug.  (ändert  sehr  ab); 
—  wenn  dagegen  die  Blätter  Jiuiidfönniij  yesjmltm, 
Fig.  696,  Blüten  (jdiiäin-U  in  den  Blattachseln: 
Acker-F.,  A.  arvensis  Scop.,  Fig.  696,  auf  Feldern 
und  feuchten  Brachäckern ,  © ,  bis  6  cm  hoch. 
Mai— Sept. 

B.  Mit  zalilrekhen  Staubgefässen. 

332.  Brombeere,  Riibiis.     Taf.  51. 
Ausdauernde    Kräuter   oder   Sträucher,    welche 
zur  vegetativen  Vermehrung  Schösslinge  treiben  und 

an  Stengeln  und  Blättern  Stacheln  als  Schutz  gegen 
Tierfrass  besitzen.  Zur  Verminderung  der  Verdun- 
stung haben  die  Blätter  weissfilzige  Unterseiten.  Die 
weissen  oder  roten  Blüten  sind  ziemlich  gross  und 
bilden  einen  wirksamen  Lockapparat.  Durch  lange 
Blütezeit  und  allmähliches  Reifen  von  Narben  und 
Staubbeuteln  wird  die  Bestäubung  gesichert.  Die 
zahlreichen  Früchtchen  sind  zu  einer  blauen  (be- 
reiften) oder  roten  Scheinfrucht  vereinigt,  jedes  ist 
ein  Steinfrüchtchen  mit  fleischiger  Hülle,  während 
der  Samen  selbst  sehr  hartschalig  ist,  dadurch  werden 
Vögel  angelockt,  welche  die  ganzen  Früchte  fressen, 
wobei  die  hartschaligen  Samen  den  Verdauungs- 
kanal ungehindert  passieren.  Die  Früchte  benutzt 
der  Mensch  als  Obst.  Die  Himbeere  kultiviert 
er  deshalb.  Die  Brombeere  mit  ihren  zahllosen 
Arten  und  Spielarten  bilden  eine  der  schwierigsten 
Gattungen.  Wir  können  hier  nur  wenige  Arten  nennen. 

A.  Stengel  hntiitiij,  —  wenn  dann  das  Blatt  vi)i- 
fcich  5lapj>i</:  Zwerg-Himbeere,  R.  chamaemörus  L., 
Fig.  697,  einblütig,  Blüten  2 häusig,  Frucht  rot,  ohne 
Stacheln,  selten,  auf  Hochmooren  (Riesengebirge), 
bis  15  cm,  Mai  — Juli;  —  wenn  dagegen  das  Blatt 
Szälil/ij:  Felsen-Br.,  R.  saxatilis  L.,  Fig.  698,  wenige 
Stacheln,  Blüte  mehr  grünlichweiss,  Frucht  rot,  zer- 
streut, auf  Felsboden,  besonders  Kalk ,  bis  30  cm, 
Mai— Juni. 

B.  Stengel  holzir/struHch/ij. 


I.  Blatt  5  lappig,  Stengel  rot-drüsig :  wohlriechende 

Br.,    R.   odorätus   L.,    Zierstrauch,    rot,    wohl- 
riechend, Juni. 

II.  Blatt  (jeteilt,  —  wenn  dann  gedreit  oder  (jefiedert, 
Frucht  rot:  Himbeere,  R.  idaeus  L.,  Taf.  51,  3, 
die  blütentragenden  Stengel  sind  2  jährig,  Blatt 
unten  weissfilzig,  Blüten  in  Trauben,  Frucht  rot 
oder  gelb,  häufig,  besonders  in  Gebirgswäldern, 
IVl'UI,  Mai  — Aug.; 
—  wenn  dagegen 
das  Blatt  (ji'ptigcrt 
oder  (jnlrcit  ist , 
Frucht  hlau.-irliivurz 


I 


Fig.  698. 
Rubus  saxatilis. 


[R.  cäesius  L.  blaubereift] :  Brombeere,  R.  fruti- 
cösus  L.,  Taf.  51,  4,  stumpfkantiger  Stengel,  Blatt 
gefaltet,  unten  graufilzig,  häufig,  in  Wäldern 
und  Hecken,  ausser  im  hohen  Norden  und  Hoch- 
gebirge, bis  3  m  hoch,  Juli  u.  Aug.  Aendert 
in  sehr  vielen  Formen  ab. 


333.  Nelkeinvurz,  Beiiediktenkraut,  Geum. 

Taf.  51,  5  u.  52,  3. 


2.  JflKelchblätter 

in  2  Reihen 
(grosse  u.  kleine 

Ausdauernde   Kräuter   mit   unterbrochen    gefie-  ^  Griffet  md- 
derten  Blättern,  beim  gemeinen  N.  ist  die  Wurzel«"'""''»'  gekniet 

und    weiterivttcli- 

durch  nelkenartigen  Geruch  gegen  Mäusefrass  ge-  sma.  Fig.  699. 
schützt.  Beim  Ufer-N.  ist  die  Knospe  aufrecht, 
die  Blüte  dagegen  zum  Schutz  nickend,  die  Narben 
werden  zur  Sicherung  der  Fremdbestäubung  zuerst 
reif,  später  aber  wird  durch  Krümmung  des  Blüten- 
stiels und  Wachsen  der  Kronblätter 
Selbstbestäubung  als  Notbehelf  erstrebt. 
Die  weiterwachsenden  Griffel  werden 
beim  gemeinen  N.  zu  Haken,  mit 
denen  sich  die  Frucht  an  vorüber- 
streifenden Tieren  anheftet,  beim  U  f  e  r- 
N.  zu  einem  federigen  Flugorgan.  Das 
Volk  schätzt  die  gemeine  N.  als  Ge- 
würz und  Heilpflanze  (gegen  Unterleibsschwäche). 
Wenn  das  obere  Glied  des  Griffels  lairzcr  als 
das  untere  und  nur  am  Grunde  fuumig:  gemeiner 


Fig.  099. 

Geum  urbenuin 

Stengel. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


183 


N.,  G.  urbänum  L.,  Taf.  52,  3,  obere  Blätter  3  zählig, 
die  langgestielten  Blüten  gelb,  häufig,  an  Zäunen 
Hecken,  Waldrändern,  bis  50  cm,  Juni -Sept.;  — 
wenn  dagegen  das  obere  Glied  /'r/.v/  so  haii/  wie  das 
untere  und  zuttui:  Ufer-N.,  G.  riväle  L.,  Taf.  51,  5, 
Blätter  grundständig,  Blüte  gelb  und  kupferrot  an- 
gelaufen, bis  50  cm,  April  u.  Mai. 

LS"unf ':;;:  334.  Erdbeere,  Fragäria.    Taf.  52,  4. 

'"'Biflt'enbodeT  Ausdauernde  Kräuter,  die  lange  Ausläufer  treiben 

snfii(j  wertieiid.  zuT  Bildung  neuer  Pflanzen  als  Ersatz  für  die  sel- 
tenere Samenbildung.  Die  Steiligen  Blätter  sind  unten 
weissfilzig  zur  Verminderung  der  Verdunstung.  Die 
weissen  Blüten  sind  nicht  gross,  stehen  aber  auf 
hohem  Stiel,  nachts  und  bei  Regen  werden  sie  (zum 
Schutz)  nickend.  Die  Narben  werden  zur  Sicherung 
der  Fremdbestäubung  zuerst  reif.  Der  Kelch  bleibt 
zum  Schutz  der  reifenden  Frucht  erhalten.  Diese  ist 
eine  „Scheinfrucht",  sie  entsteht  durch  Fleischig- 
und  Saftigwerden  des  Blütenbodens,  in  dem  dann 
die  kleinen  Nüsschen  (mit  sehr  harter  Schale)  liegen. 
Die  Früchte  sind  rot;  da  sie  aber  am  Boden  liegend 
doch  ziemlich  versteckt  sind,  so  duften  sie,  um  Vögel 
anzulocken.  Die  Verbreitung  der  Samen  ist  daher 
ebenso  wie  bei  der  Brombeere.  Blütezeit :  Mai  u.  Juni. 
A.  Blütenstiel  mit  abstehenden  Haaren :  hohe  E., 
Fr.  elätior  Ehrh.,  seltener,  in  Gebirgs- 
wäldern,  als  „Zimt-E."  kultiviert. 

B.  Blütenstiel  mit  aufrechfen  oder 
anliefieiiden  Haaren,  —  wenn  dann  der 
Fruchtkelch    ahsteJiem/     oder     •iiriich/i'- 

hoi/en:  gemeine  £.,  Fr.  vesca  L.,  Taf.  52, 

4,  häufig,  in  Wäldern  und  Gebüschen, 

in    ganz  Europa,  bis   15  cm  hoch;  — 

wenn  dagegen  der  Fruchtkelch  unijcdriir/.f:  Hügel-E., 

Fr.    collina  Ehrh.,   zerstreut,    auf   sonnigen  Hügeln, 

in  Gebüschen. 


**  B'fltenboden     335    Riutauffc,  Siebenniifferkraiit,  Comarum 

liorlen     bleibend.  ^  ^  * 


336.  Fingerkraut,  Poteiitilla.    Taf.  52,  5. 

Kräuter  oder  Halbsträucher  mit  meist  ausdauern- 
dem und  rasenbildendem  Wurzelstock,  auch  manch- 
mal Ausläufern  oder  Schösslingen  zur  vegetativen 
Vermehrung.  Die  Blätter  sind  geteilt,  die  Neben- 
blätter am  Stiel  angewachsen.  Die  Blüten  sind  bei 
manchen  Arten  ziemlich  klein.  Wenn  Fremdbestäu- 
bung unterbleibt,  so  sind  zur  Erreichung  der  Selbst- 
bestäubung Bewegungen  von  Blütenstielen  undStaub- 
gefässen  beobachtet  worden.  Die  Schliessfrüchte 
stehen  auf  schwach  gewölbtem,  manchmal  etwas 
schwammigem,   doch  nie  fleischigem  Fruchtboden. 


oo    Blüten   gelb 
oder  trete». 


Fig.  700. 

Fragaria  vesca, 

Stengel. 


o  Blüte  roi. 


palüstre  L.     Fig.  701. 


Fig.  7ül.  Comarum  palustre. 


Ausdauerndes  Kraut 
mit  gefiederten,  oben  drei- 
zähligen  Blättern,  oft  rot 
angelaufen.  Die  dunkel- 
purpurnen Blüten  bilden 
lockere  Trauben ,  die  klei- 
nen Schliessfrüchte  stehen 
auf  einem  schwammigen 
Fruchtboden.  Zerstreut,  in 
moorigen  Sümpfen  und 
nassen  Wiesen  in  Nord- 
und  Mittel-Europa,  bis 
50  cm  hoch,  Juni  und 
Juli. 


Fig.  703.  Potentilla  anserina. 

—  Die  Gattung  ist  in  zahlreichen  Arten  über  die 
ganze  nördliche  Halbkugel  (ausser  den  Tropen)  ver- 
breitet. 

A.  Blatt  (lefiedert,  Fig.  702  u.  703. 
I.  Blüte  irem:  Felsen-F.,  P.  rupestris  L.,  Fig.  702, 
abstehend  behaart,  wenige  ansehnliche  Blüten 
in  lockeren  Trauben,  selten,  an  felsigen  und 
sonnigen  Stellen,  besonders  im  Kalkgebirge  von 
M.-  und  S.- Europa.  21,  bis  30  cm,  Mai  u. 
Juni. 
II.  Blüte  gelb,  —  wenn  dann  Pflanze  ohm  Aus- 
läufer: niederliegendes  F.,  P.  supina  L.,  Krone 
kürzer  als  der  Kelch,  hie  und  da  auf  feuchten, 
sandigen  Aeckern,  ©,  bis  30  cm  lang,  Juni  bis 
Okt.;  —  wenn  dagegen  mit  Ausläufern  krie- 
chend, Fig.  703:  Gänse-F.,  P.  anserina  L.,  Fig. 
703,  Blatt  unten  silberhaarig,  häufig,  an  Wegen, 
Gräben,  auf  Rasenplätzen,  %,  bis  50  cm  lang, 
Mai — Aug. 
B.  Blatt  gefingert,  Fig.  704  u.  ff. 
I.  Blüte  ireiss,  —  wenn  dann  das  Blatt  5— 7zählig, 
Fig.  704:  weisses  F.,  P.  alba  L. ,  Fig.  704, 
Blatt  oben  kahl,  unten  seidenhaarig,  ohne  Aus- 
läufer, bis  20  cm  lang,  April  u.  Mai;  —  wenn 
dagegen  das  Blatt  .j'zählig,  Fig.  705:  Erdbeer- 
F.,  P.  fragariästrum  Ehrh.,  Fig.  705,  rasenbildend, 


184 


Die  Pflanzenwelt. 


bis  10  cm  hoch,  März  u.  April;  beide  2|.,  zer- 
streut auf  trocknen  Hügeln,  in  lichten  Wäldern. 
[Das  letztgenannte  F.  ist  der  Erdbeere  ähnlich, 
aber  Fiederblättchen  rundlich  (E.  länglich) 
oben  matt  (E.  oben 
glänzend),  Kronblatt 
ausgerandet  (E.  abge- 
rundet)]. 


Fig.  704.  Potentilla  alba. 


Fig.  705.  Potentilla  (ragariastrum. 


II.  Blüte  gern. 

a)  Blütenhülle  ^^ zählig  (meist),  —  wenn  dann 
Stengel  an  den  Knoten  ino-zehid,  Nebenblatt 
yauz ,  mit  S  Ziilint)! :  gestrecktes  F. ,  P. 
procümbens  Sibth.,  selten,  in  schattigen  Wäl- 
dern, 21.,  Juni  U.Juli;  —  wenn  dagegen  an 
den  Knoten  nicli/  inn-zelml,  Nebenblatt  .9  h/s 
rielspaUig,  Fig.  706:  Tormentill,  Blutwurz, 
P.  tormentilla  Ehrh.,  Fig.  706,  häufig,  in 
lichten  Wäldern  und  Wiesen.  21,  bis  40  cm, 
Juni- Aug. 

b)  Blütenhülle  •■■'>  zählig  (meist). 

1.  Stengel  aunlüKferarfi;/,  inirzelnd:  kriechen- 
des F.,    P.  reptans  L.,    Fig.  707,    Blätter 
5  zählig   mit  eiförmigen 
Blättchen,  überall  (ausser 


Fig.  706.  Potentilla  tormentilla.         Fig.  707.  Potentilla  reptans. 

dem  hohen  Norden)  an  Wegen,  Gräben, 
Grasplätzen  häufig.  2j.,  bis  60  cm  lang, 
Mai— Aug. 


Fig.  708.  Potentilla  argentea. 


2.  Stengel  nirlit  misUiuferarfiii  und  nicht  inir- 
ifliid  [wenigstens  die  unteren  Blätter  5  bis 
7zählig,  P.  norvegica  L.,  3zählig,  sehr  selten.) 
■'■  Blätter  unten  filzig. 
O  Blätter  unten  ireiss-lWzig:  silberweisses 
F.,  P.    argentea    L , 
Fig.  708,  Stengel  auf- 
strebend.    Blättchen 
tief      eingeschnitten 
gesägt,    am     Rande 
umgerollt,  kleine  Blü- 
ten in  lockeren  Trau- 
ben, häufig  an  Wegen 
und  unbebauten  Or- 
ten (N.-  und  M, -Eu- 
ropa).   21,  bis  30  cm 
hoch,  Juni  u.  Juli. 

OO  Blätter  unten  </''""- 
filzig,  --  wenn  dann 
auf  bfii/rii  Seiten 
grau-filzig:  graues  F.,  P.  cinerea 
Chaix,  zerstreut,  an  trocknen,  felsigen 
Orten,  '^,  April  u.  Mai;  — wenn  da- 
gegen nur  /Diti'ii  graufilzig:  Hügel-F., 
P.  collina  Wib.,  Früchtchen  ohne  Kiel, 
selten,  auf  sandigen  Hügeln,  2j.,  Mai 
u.  Juni  [P.  canescens  Bess.  sehr  selten, 
hat  Früchtchen  mit  Kiel]. 
**  Blätter  nicht  filzig,  sondern  langhaarig. 
O  Blühende  Stengel  einzeln:  aufrechtes 
F.,  P.  recta  L.,  Früchte  mit  breitem 
Kiel  [P.  pilösa  Willd.  Thüringen;  hat- 
sehr  schmalen  Kiel],  seltener  an  stei- 
nigen Hügeln,  an  Waldrändern,  2|,  Juni 
u.  Juli. 
OO  Blühende  Stengel  zu  mehreren  (rasen- 
förmig),  —  wenn  Stengel  und  Blatt- 
stiel mit  aufrechten  Haaren :  Frühling- 
F.,  P.  verna  L.,  Taf.  52,  5,  untere  Blätter 
langgestielt  5— 7zählig,  untere  kurz- 
gestielt 3— 5 zählig,  häufig,  auf  trock- 
nen Hügeln,  Weiden,  Feldrändern,  2j., 
bis  15  cm ,  März— Mai ;  -  wenn  da- 
gegen die  Haare  abstellend :  glanzloses 
F.,  P.  opäca  L. ,  Stengel  oft  rot  an- 
gelaufen, selten,  auf  sonnigen  Hügeln, 
an  Waldrändern.     %,  Mai  u.  Juni. 

82.  Fam.    Platanen,  Platanaceen. 
337.  Platane,  Pliitanus. 

Bäume  mit  wechselständigen,  gelappten  Blättern 
und  tutenförmigen  Nebenblättern.  Die  Blüten  sind 
unscheinbar,  stehen  an  langen,  leicht  beweglichen, 
hängenden  Stielen   in  dichten   kugeligen  Kätzchen, 


5amilie:  RofengctDÖc^fc  (Rosaceae). 


51 


5ig.  1.  fflöetmcnnig,  Agiimonia  eupatoria.     2.  Kleiner  IDteienhnopf,  Sangiiisorba  minor.     3  a.  b.  Ijitnbeere, 
Rubus  idaeus.    4  a.  b.  Brombeere,  Rubus  fruticosus.    5.  Bad)=rtel{ienrDur3,  Qeiim  rivale. 


5amiUc:  Rofengeroddjfc  (Rosaceae). 


52 


Jig.  1.  Jelbroie,  Rosa  arvensis.    2.  (gemeiner  Srouenmontel,  Alchemilla  vulgaris.    3.  (Bemeine  neIRenrour3, 
Geum  urbanum.    4.  (Erbbeere,  Fragaria  vesca.    5.  SrüIjUngs^^ingerkraut,  Potentilla  vema. 


IV.  Kreis :  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


185 


!.  Kelch  am 
Grunde  röhren- 

förmig, 
a.  Blüte  gelh, 
Samen  filme 
Haarschopf. 


b.  Blüte  roi,  Sa- 
men   mit    Haar- 
schopf. 


ohne  Honig  und  Duft  —  Eigenarten,  die  auf  Wind- 
bestäubung schliessen  lassen.  Die  Blüten  sind  ein- 
geschlechtig und  ohne  Perigon.  Die  Staubbeutel 
haben  einen  schildförmigen  Teil,  hinter  dem  sich 
in  Hohlräumen  der  Blütenstaub  ansammelt,  die  Schilde 
berühren  einander,  durch  Ausfallen  entstehen  Lücken, 
aus  denen  der  Wind  den  Blütenstaub  herausfegt.  — 
Die  P.  sind  ihres  schnellen  Wuchses  und  schönen 
Laubes  wegen  als  Park-  und  Alleebäume  beliebt. 
Die  bei  uns  kultivierten  Arten  haben  eine  sich  in 
Platten  loslösende  Korkschicht,  bis  20  m  hoch,  April 
u.  Mai. 

Wenn  die  Blätter  wi'niij  (fda/ipi,  die  Stiele  l/niiin : 
abendländische  P.,  P.  occidentälis  K.,  aus  Amerika; 
—  wenn  dagegen  die  Blätter  f/cfcr  (/elappt ,  mit 
iiriiiicn  Stielen:  morgenländische  P. ,  P.  orientälis 
L ,  aus  Asien. 

XXV.  Reihe:  My rtenblütige. 
83.  Fam.    Nachtkerzengewächse, 

Oenotheraceen. 

338.  Nachtkerzen,  Oenothera  bieiinis  L. 

Taf.  53,  2. 
Eine  zweijährige  Pflanze,  deren  Wurzel  im  ersten 
Jahr  fleischig,  im  zweiten  trocken  und  holzig  ist, 
sie  bildet  im  ersten  eine  Blattrosette  (Winterschutz), 
im  zweiten  einen  hohen  Stengel  mit  Blättern  und 
Blüten.  Der  Stengel  ist  weichhaarig,  die  langgestreck- 
ten Blätter  stehen  wechselständig.  Die  grossen  (Krone 
%  der  Röhre),  gelben,  besonders  abends  leuchtenden 
Blüten  stehen  in  langen  Aehren  und  bilden  mit  ihrem 
abendlichen  Duft  und  langen  Röhre  einen  ausge- 
sprochenen Lockapparat  für  langrüsselige  Dämme- 
rungsfalter, zumal  die  Blütenpforte  sich  vor  dem 
Aufblühen  durch  Drehung  des  Fruchtknotens  wage- 
recht stellt.  Die  Staubbeutel  reifen  vor  den  Narben, 
wodurch  Fremdbestäubung  gesichert  ist.  Die  N.  ist 
aus  Virginien  bei  uns  eingebürgert,  hie  und  da  an 
Flussufern  und  Sandplätzen  häufig.  Die  Wurzel  ist 
essbar  (Rhapontikawurzel,  Rapunzel).  Bis  1  m  hoch. 
Juni  -Aug.  Seltener  ist  O.  muricäta  Persh.  mit 
kurzen  Kronenblättern  (Va  der  Röhre).  Auch  manche 
Zierpflanzen  gehören  hierhin. 

339.  Weidenröschen,  Eiiilöbium.  Taf.  53,  3. 
Ausdauernde  Kräuter  mit  schmalen,  kleinen,  aber 
zahlreichen  Blättern  (Lichtgenuss),  manche  mit  starker 
Behaarung  als  Schutz  gegen  zu  starke  Verdunstung 
und  Tierfrass.  Vom  Grunde  der  sitzenden  Blätter 
laufen  bei  manchen  Arten  Leisten  am  Stengel  her- 
unter zur  Regenableitung.  Manche  Arten  haben 
grosse,  andere  kleine  Blüten,  beide  in  Trauben  ge- 
häuft, bei  jenen  herrscht  der  Wirksamkeit  des  Lock- 
apparats entsprechend  Fremdbestäubung,  bei  diesen 

Uoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder- Atlas.    3.  Aufl. 


Selbstbestäubung  vor.  Bei  dem  schmalblätte- 
rigen W.  verstärken  rote  Kelche  und  Blütenstiele 
den  ansehnlichen  Lockapparat.  Verglichen  mit  der 
Nachtkerze  ist  die  Blütenröhre  kurz,  weshalb  Bienen 
als  Bestäuber  in  Betracht  kommen.  Ein  Platzwechsel 
zwischen  den  zuerst  reifenden  Staubbeuteln  und  den 
später  reifenden  Narben  begünstigt  Fremdbestäubung ; 
aber  als  Notbehelf  kann  auch  Selbstbestäubung  ein- 
treten, indem  sich  bei  manchen  Arten  am  Schluss 
des  Blühens  die  Narben  zu  den  Staubbeuteln  hin- 
krümmen (schmalblätteriges  W.)  oder  die 
Staubbeutel  zur  Narbenhöhe  emporwachsen  (klein- 
blütiges W.)  Die  Frucht  ist  eine  Kapsel,  die 
Samen  haben  einen  Haarschopf,  mit  dem  sie  fliegen 
und  sich  im  Keimbett  festhalten.  Uebrigens  ent- 
stehen bei  manchen  Arten  neben  dieser  Vermehrung 
im  Schatten  Ausläufer,  die  dem  Licht  entgegen- 
wachsen. („Rettung  ins  Licht".)  —  Die  W.  sind 
recht  veränderlich  und  bilden  Bastarde,  daher  oft 
schwer  zu  bestimmen. 

A.  Alle  Blätter  ireclisehtihuUy:  schmalblätte- 
riges W.,  E.  angustifölium  L.,  Taf.  53,  3,  die  lan- 
zettlichen ,  aderigen  Blätter  sind  höchstens  schwach 
gezähnt,  Fruchtkapsel  seidenartig  behaart,  häufig,  an 
lichten  sandigen  Waldstellen  in  N.-  und  M  -Europa, 
bis  IV3  m  hoch,  Juli  u.  Aug.  [E.  rosmarinifölium 
Hänke,  in  den  Gebirgen,  selten,  hat  aderlose  Blätter]. 

B.  Die  unteren  Blätter  gegen-  oder  quirlständig. 
L  Stengel  mit  erhabenen  oder  behaarten  Lelifen. 

\.  Blatt  (hutlieh  geMielt ,  Fig.  709:  rosenrotes 
W.,  G.  röseum  Schreb.,  Fig.  709,  hie  und 
da  an  sumpfigen  Stellen  und  Gräben .  bis 
60  cm,  Juli  u.  Aug. 

2.  Blatt  höehstens  kurz  gestielt,  Fig.  710. 


Fig.  709.  Epilobium  roseum. 


Fig.  710.  Epilobium  tetr.igonum. 


a)  Die  mittleren  Stengelblätter  heirMaufeiu/, 
der  Stengel  geflügelt:  vierkantiges  W., 
E.  tetragönum  L.,  Fig.  710,  kleine  rosen^ 

24 


186 


Die  Pflanzenwelt. 


rote  Blüte,  zertreutan  Bächen  und  Sümpfen, 
bis  1'  4  m,  Juli  u.  Aug. 
b)  Blätter  /lilc/isfens  undi-iitUch  Inrahlaufenrl, 
—  wenn  dann  die  Blätter  zu  3—4(/iiirl- 
st(i)i(Uij:  dreikantiges  W.,  E.  trigönum 
Schrank,  Blatt  sitzend,  rosenrot,  höhere 
Gebirge,  bis  1  m,  Juli  u.  Aug.;  —  wenn 
dagegen  die  Blätter  meist  geijenständni: 
dunkelgrünes  W. ,  E.  obscürum  Rchb., 
Stengel  sehr  ästig.  Blatt  sitzend,  kleine 
trübrosenrote  Blüten ,  zerstreut,  an  Grä- 
ben, Quellen.  Waldplätzen,  bis  1  m,  Juni 
u.  Juli.  [E.  initans  Schmidt,  Erzgebirge 
und  Sudeten,  hat  einfache  Stengel.  Kurz 
gestielte  Blätter  haben  E.  origanifölium 
Lam.    (Blatt   eiförmig    lanzettlich ,    unten 


Fig.  711.  Epilobium  hirsulum. 


Fig.  712.  F.pilobium  parviflorum- 


breit)  und   E.  alpinum  L.  (Blatt   länglich, 
unten  schmal),  beide  in  den  höheren  Ge- 
birgen.] 
II.  Stengel  stielrund,  meist  riiuisum  <ih' ich  massig  be- 
haart, Fig.  711. 

1.  Narben  keulig  ntsammemiencigt :  Sumpf  W.. 
E.  palüstre  L.,  Blatt  schmal  lanzettlich,  sitzend, 
mit  Ausläufern,  blassrot,  hie  und  da  auf 
Sumpfwiesen,  bis  50  cm,  Juli  u.  Aug. 

2.  Narben  <ii<sgehreitet,  Fig.  711   u.  712. 

a)  Kelchblätter  starhehj)it:ig ,  Blüte  gross: 
zottiges  W. ,  E.  hirsütum  L. .  Fig.  711. 
Blatt  stengelumfassend,  etwas  herablaufend, 
purpurfarben,  häufig,  an  feuchten  Stellen, 
an  Flüssen  und  Gräben,  bis  IV.  m,  Juni 
bis  Sept. 

b)  Kelchblätter  nicht  stachelsjiitzig,  Blüte  khiii, 
—  wenn  dann  der  Stengel  iccichhaarig, 
zottig:  kleinblütige  W, ,  E,  parviflorum 
Schreb.,  Fig.  712,  das  Blatt  länglich-lanzett- 
lich, fein  gezahnt,  lila  oder  weiss,  hie  und  da 


auf 
Jun 


feuchten  Wiesen,  an  Ufern,  bis  60  cm, 
i  u,  Juli ;        wenn  dagegen  der  Stengel 
/i'iiJil    oder    <iiilic{/ciiil 
ftaiim/g :      Berg-W., 
E.     montänum     L.. 
Fig.    713,    Blatt    ei- 
förmig,    stark     ge- 
zahnt, fleischrot,  fast 
weiss,  häufig,  in  Wäl- 
dern und  Gebüschen, 
Juni  -Aug. 
Anm.   Diesen  beiden 
Gattungen   verwandt    ist 
die    Zierpflanze    Fuchsia 
mit  ihren  zahlreichen  Ab- 
arten. 


Fig.  713.   Epilobium  montänum. 


340.  Hexenkraut. 
(Ircsiea.    Tai  53,  4. 


2.  Kelch  am 
Grunde  nicht 

röft  reu  form  ig. 

Kraut,  das  z.  T.  zur  Vermehrung  an  den  Enden  =>â–   Keich  sieiuy. 
unterirdischer  Triebe  Knollen  trägt.  Die  zarten 
Blätter  kennzeichnen  es  als  Waldschattenpflanze.  Das 
Laub  ist  zum  Schutz  gegen  Schneckenfrass  reich  an 
Kristallen  (Raphiden).  Der  rinnige  Blattstiel  dient 
der  Regenableitung,  die  Drüsenhaare  an  Stengel  und 
Fruchtknoten  als  Schutz  gegen  Honigdiebe.  Die 
kleinen  zuerst  rötlichen,  dann  weissen  Blüten  stehen 
in  Trauben.  Die  Schliessfrucht  hat  hakige  Haare, 
mit;  denen  sie  sich  an  vorüberstreifende  Tiere  heftet. 

A.  Blütenstiel  oinie  Deckblatt:  gemeines  H.,  C. 
lutetiäna  L.,  Taf,  53,  4,  Stengel  behaart,  häufig,  in 
feuchten  schattigen  Laubwäldern.  %.  bis  50  cm,  Juli 
u.  Aug. 

B,  Blütenstiel  mit  borstlichem  Deckblatt.  Stengel 
kahl,  -  wenn  dann  die  Frucht  kugelig,  die  Pflanze 
ca.  rlo  cm  hoch:  mittleres  H.,  C.  intermedia  Ehrh., 
hie  und  da;  —  wenn  dagegen  die  Frucht  l.euleii- 
fSrmig,  Stengel  höchstens  15  cm:  Alpen-H.,  C. 
alpina  L.,  selten,  mehr  in  Gebirgen;  beide  Juni  bis 
August. 


341.  Wassernuss,  Wasserkastaiiie,  Trapa 

uatans  L.  Taf.  53,  5. 
Ein  schwimmendes  kahles  Kraut,  dessen  Blätter 
eine  bemerkenswerte  Arbeitsteilung  zeigen  :  zipfelige, 
untergetauchte  und  breite,  schwimmende  Rosetten- 
blätter, deren  Unterseite  (wie  der  Stengel)  Drüsen 
mit  saurem  Inhalt  als  Schutz  gegen  Tierfrass  be- 
sitzen. Der  aufgeblasene  Stiel  der  rautenförmigen 
Blätter  erhöht  die  Schwimmfähigkeit.  Die  Blüten 
sind  klein  und  weiss,  unscheinbar,  die  Blütezeit  ist 
kurz,  weshalb  Selbstbestäubung  Regel  ist.  Die  Frucht 
verwächst  mit  den  zu  Widerhaken  werdenden  Kelcli- 
zipfeln,  mit  denen  sich  die  Frucht  im  Schlamm  ver- 
ankert.   Der  mehlige  Kern  der  Nuss  ist  essbar.   Zer- 


b.  Blüte  Jgliede- 

rig,    Kelch  Idei- 

hend. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Plianeroyanien. 


187 


streut,  in  stehenden   und   langsam  fliessenden  Ge- 
wässern.    0,  Juni  u.  Juli. 

Anm.     Hierhin   gehört  auch   die  Isnardie,   Is- 
närdia  palustris  L.,  Fig.  714,  eine  seltene  Pflanze  in 

Torfsiimpfen  und  lang- 
sam fliessenden  Gewäs- 
sern ,  die  kleine  eirunde 
Blätter,  in  deren  Achseln 
kleine,  grüne  Blüten  und 
Kapselfrüchte,  hat. 


Fig.  714.  Isnardia  palustris. 


siielt. 


2.    Stengel    auf- 
recht, Blatt  sit- 
zend. 


84.  Fam.  Weiderich- 
gewächse, Lythraceen. 
Die  Familie  hat  bei 
uns  krautige,  in  den  Tro- 
pen auch  Strauch-  und 
baumartige  Vertreter,  die 
Aeste  sind  vierkantig,  die  ganzrandigen  Blätter  gegen- 
oder  quirlständig.  Der  Kelch  ist  röhrig,  die  Blüten 
sind  rot.  Von  Zierpflanzen  gehört  hierhin  Cuphea. 
300  Arten  in  der  heissen  und  gemässigten  Zone. 

1.  Stengel  ii/cde-- 342.  Bachburffcl,  Zipfelkraut,  Peplis  Pörtiila  L. 

hcgemt.  Blatt  ge-  t   t     c/i      o 

Taf.  54,  3. 
Ein  kleines  Kraut  mit  niederliegendem  Stengel 
und  gegenständigen ,  verkehrteiförmigen  Blättern. 
Die  rosenroten  kleinen  Blüten  stehen  einzeln  in  den 
Blattachseln.  Sehr  zerstreut,  an  sumpfigen  Steilen, 
an  Teichen,  auf  feuchten  Aeckern.  'l< ,  bis  10  cm 
lang,  Juli — Sept. 

343.  Weiderich,  Lythniiii.  Taf.  54,  4. 
Kräuter  mit  zahlreichen  Blättern,  die  sich,  weil 
schmal,  den  Lichtgenuss  gegenseitig  nicht  schmälern. 
Die  rote  Blumenkrone  ist  4 — 6 blättrig.  6  oder  12 
Staubgefässe,  die  in  den  Blüten  in  3  verschiedenen 
Höhenlagen  stehen,  die  Narbe  steht  dann  jedesmal 
in  anderer  Höhe,  auch  der  Blütenstaub  ist  dement- 
sprechend verschieden.  Da  die  Fremdbestäubung 
dann  am  erfolgreichsten  ist,  wenn  Blütenstaub  und 
Narbe  von  gleicher  Höhe  zusammenkommen,  so  wird 
durch  diese  sog.  „Heterostylie"  jene  gesichert.  Die 
Frucht  ist  eine  vielsamige  Kapsel.  3  deutsche  Arten, 
die  z.  T.  ein  gutes  Viehfutter  liefern ,  der  gemeine 
W.  wird  auch  als  Zierpflanze  gezogen  und  liefert 
einen  roten  Farbstoff  für  Zuckerbäcker. 

A.  Blüten  eincibi,  mit  (i  Staubgefässen :  Ysop- 
blättriger W.,  L.  hyssopifölia  L.,  Blüten  klein,  rotlila, 
selten,  auf  feuchten  Aeckern  und  Wiesen.  ©,  bis 
30  cm,  Juni — Sept. 

B.  Blüten  in  Ae/ireii,  mit  J;^  Staubgefässen:  wenn 
dann  Kelchzähne  i/Jn'c/i  Jauir.  rutenförmiger  W. .  L. 
virgätum  L. ,  Blätter  lanzettlich  mit  abgerundetem 
Grund,  selten,  an  Gräben,  2j.,  bis  1,30  m,  Juli  u 
Aug.,  —  wenn  dagegen  Kelchzähne  rersrJiieden  lui/;/: 


gemeiner  W.,  Blutkraut,  L.  salicäria  L.,  Taf.  54,  4, 
Blatt  mit  herzförmigem  Grund,  Blüten  gross,  pur- 
purrot, in  ganz  Europa,  häufig,  an  Gräben,  Ufern, 
sumpfigen  Stellen.     2;,  bis  1,20  m,  Juli— Sept. 

85.  Fam.    Halorrhagisgewächse, 

Halorrhagaceen. 

344.  Tanneuwedel,  Hippiiris  vulgaris  L.  Fig.  715.  iBiattm^sde/f, 

Blüte       ziritteriq 

Eine  ausdauernde  Wasserpflanze  mit   quirlstän-  (mit  i  staubge- 
digen,  einfachen,  nadeiförmigen  Blättern,  die  unter- "?""'',!,*'!'"" 

^  t5  ^  pel,  Flg.  715  oben 

getauchten  sind  länger  und  übernehmen  auch  Wurzel-        nnks). 
funktion.  Die  sehr  kleinen  Blüten  stehen  in  den  Blatt- 
achseln, sie  sind  nackt,  unscheinbar  und  auf  Wind- 
bestäubung  angewiesen ,   da   die   Narbe   zuerst    reif 
wird,   so  ist  Fremdbestäubung  sicher.    Die  Frucht 


Fig.  715. 
Hippuris  vulgaris. 


Fig.  716. 
Myriophyllum  verticillatum. 


ist  eine  kleine  Nuss.  In  stehenden  Gewässern  der 
ganzen  Erde,  bei  uns  zerstreut.  2|.,  die  aufrechten, 
blühenden  Stengel  bis  30  cm  hoch,  die  unfrucht- 
baren flutenden  bis  2  m  lang,  Juni — Aug. 

345.  Tausendblatt,  Myriophyllum  L.     Fig.  716.   2.  Biatt  »e/ierfc.  <, 
Diese   Pflanzen  dauern   mit  im  Schlamm   krie-  (Pig.  716  oben 
chenden  Wurzelstock  aus  und  treiben   lange  unter-        imks). 
getauchte   Stengel    an    die   Wasseroberfläche.     Die 
quirlig  stehenden   Blätter   sind  fein   gefiedert.     Die 
Blütenähre  erhebt  sich  etwas  über  das  Wasser,  sie 
trägt  oben  männliche,   unten  weibliche  Blüten,  die 
wegen   ihrer   Unscheinbarkeit    auf    Windbestäubung 
schliessen    lassen.     In   stehenden   Gewässern   durch 
Europa   und  N. -Asien  hindurch,   bei   uns  zerstreut. 
2j.,  bis  2  m  lang,  Juli  u.  Aug. 

Wenn  alle  Deckblätter  kaiiiiiifiirmig  fiederspaltiij , 
Fig.  716  links:  quirlblütiges  T.,  M.  verticillatum  L., 
Fig.  716.  Deckblätter  länger  als  die  Blüten.  Quirl 
zumeist  5 — 6 blättrig;  —  wenn  dagegen  obere  Deck- 
blätter i(ii(/ete/lt ;  ährenblütiges  T.,  M.  spicätum  L , 
Deckblätter  kürzer  als  die  Blüten,  Quirl  meist  4blättrig. 


Die  Pflanzenwelt. 


XXVI.  Reihe:  Doldenblütige. 


85.  Farn.    Doldengewächse,  Umbelliferen. 
Diese  Familie  ist  gut  gekennzeichnet  und  bio- 
logisch ziemlich  einförmig.  Meistens  sind  es  Kräuter 
mit   starker  Riibenwurzel ,    die   bei   manchen  Arten 
durch  die  Kultur  noch  verstärkt  wird   (Möhre,   Pa- 
stinak, Sellerie  u.  a.),  so  dass  sie  als  Gemüse  benutzt 
werden  kann.   Für  die  Pflanze  ist  sie  natürlich  Vor- 
ratsspeicher  für   die    Blütezeit    (im   2.  Jahre).    Der 
hohle  Stengel  hat  ebenso  wie  das  Laub  einen  starken 
Geruch,  z.  T.  auch  Gift  gegen  Tierfrass.  Die  gegen- 
ständigen Blätter  sind  oft  gross,  aber  fast  stets  vielfach 
geteilt  und  aus  feinen  Blättchen  bestehend,  so  dass 
sie  sich  im  Lichtgenuss  nicht  hindern,   oft  zeigen 
sie   dabei   deutlich   Regenableitung  zur  Wurzel   hin 
(durch  rinnigen,  schräg  nach  oben  gerichteten  Stiel). 
Die  Blätter  haben   eine  stark  ausgebildete  Scheide, 
welche   die   Knospen    umschliesst   und   sie  schützt. 
Die   Blüten    (mit  5   Kronblättern,    Kelch   oft   kaum 
sichtbar)  sind  klein,  weiss  oder  gelb,  aber  sie  stehen 
in  Dolden  gehäuft,  so  dass  sie  einen  weithin  sicht- 
baren Lockapparat  bilden,  wobei  die  aussen  stehenden 
nach  aussen   auch  noch   oft   grössere  Kronenblätter 
besitzen.  Da  die  Blüten  dabei  in  einer  Ebene  liegen, 
so   entsteht  für   die   Insekten   eine  vorzügliche  An- 
flugstelle.    Unter   der    Dolde   (die    oft   wieder   aus 
„Döldchen"  besteht)  finden  sich  Hochblätter,  welche 
die    jungen    Blütenknospen    als    Schutz    umhüllen, 
später  sind  sie  abwärts  gerichtet.     Bei  Regenwetter 
krümmen  sich  die  Doldenstiele  oft  abwärts,  so  dass 
die  Blüten  vor  dem  Regen  geschützt  sind,  der  Honig 
wird  in   ihnen   von   einem   Polster  auf  dem   unter- 
ständigen Fruchtknoten  abgesondert  und  liegt  daher 
offen.     Er   wird  von  den    zahlreichen   sich  auf   den 
Blüten  umhertreibenden  Käfern  und  Fliegen  geholt, 
wobei   diese   sich   mit  Blütenstaub   einpudern.    Die 
Blüten  sind  proteranderisch,  d.h.  also  die  5  Staub- 
gefässe  sind  zuerst  reif,   und  da  sie  mm   bei  vielen 
Doldengewächsen  vor  dem  Reifen  der  beiden  Narben 
abfallen,  so  wird   trotz  der  eben  geschilderten  Art 
der  Bestäubung  doch  Fremdbestäubung  erreicht.  Die 
Frucht  zerfällt  in  2  Hälften,  sie   hat  oft   charakteri- 
stische Rillen    und   Leisten,    oft    auch   Haken   und 
Borsten    zur   Verbreitung    durch    das    Fell    vorüber- 
streifender Tiere.   Durch  ätherisches  Oel  von  starkem 
Geruch    sind    sie    gegen    Tierfrass    geschützt.      Die 
Samen  haben  ein  fleischiges,  ölhaltiges  Sameneiweiss. 
Die  Gestalt   der   Früchte   und    die  Ausbildung    des 
Querschnitts    ist    oft   sehr  charakteristisch.    —    Die 
etwa   1300  Arten   sind    über   die    ganze  Erde   ver- 
breitet,  besonders  aber   in    der  gemässigten  Zone, 
vielfach  sind  sie  für  die  Vegetation  sehr  kennzeich- 
nend, wegen  ihres  ätherischen  Oels  liefern  sie  wich- 
tige Gewürz-  und  Arzneipflanzen,  auch  Futter-  und 


Gemüsepflanzen.  Ihre  Gattungen  sind  meistens  arten- 
arm.—Zur  Bestimmung  ist  eigentlich  die  reife  Form 
unerlässlich.  Wir  unterscheiden  zunächst  13  Unter- 
familien. 

A.  Blüten  in  einfachen  Dolden  oder  in  Köpf- 
chen, -  wenn  dann  ir'(/.v.s('rpflanzen  mit  unnhlii- 
tii/en  Dolden,  undeutUchem  Kelch  und  neulich  zn- 
sminiieiiijedriicLier'^)  Frucht,  Fig. 717  links:  L  Hydro- 
cotyleen;  -  wenn  dagegen  Lf//^f/pflanzen  mit 
huscheligen^  Mpfchenartiijen  Dolden,  deiiflirliem  Kelch 
und  fdsf  sUelrumhr  Frucht:  IL  Saniculeen. 

B.  Blüten  in  stets  susainmoinese/zfen  Dolden. 

I.  Frucht  voi/  i/er  Seile  zusammengedrückt,  aber 
jedes  Teilfrüchtchen  rundlich  (z.  B.  Fig.  721  unten 
links):  III.  Ammineen. 

II.  Frucht  roiii  Riirh-en  her  zusammengedrückt 
oder  stielrund. 

a)  Das   Teilfrüchtchen    mit    5    Hauptrippen,    ohne 
Nebenrippen  (Fig.  733  -750). 

1.  Die  Rippen  der  Früchte  ijleieh  (z.  B.  Fig.  734 

unten  links). 

aa.  Eiweiss  auf  der  Innenfläche  der  quer  durch- 
schnittenen Frucht  ßiich  oder  fusi  flach: 
IV.  Seselineen. 

bb.  Eiweiss  auf  der  Innenfläche  tief  (jefnrehf, 

-  wenn  dann   die  Frucht  viel  lih/ijer  als 

breit:  V.  Scandineen;  —wenn  dagegen 

die  Frucht  kainii  Ifhujer  als  breit  (kugelig 

oder  eiförmig):  VI.  Smyrneen. 

2.  Die  Rippen  der  Frucht  ani/leieh,  nämlich  die 
am  Rand  breit  geflügelt  (z.  B.  Fig.  742  unten 
links),  -  wenn  dann  diese  Flügel  aK^einaniler 
spreizen  (z.  B.  Fig.  743  unten  links):  VII. 
Angeliceen;  wenn  die  Flügel  sich  da- 
gegen zu  einem  einzigen  zHsannuenhye)!  (z.  B. 
Fig.  744  unten  rechts) :  VIII.  Peucedaneen. 

b)  Das  Teilfrüchtchen  ausser  den  5  Hauptrippen 
noch  //'//  -i  Nebenrippen  zwischen  jenen  (Fig. 
752  unten  rechts). 

1.  Eiweiss  auf  der  Innenfläche  lief  ijefwehl  (Fig. 
752  unten  rechts):  IX.  Caucalineen. 

2.  Eiweiss  auf  der  Innenfläche  nicht  (jefturht. 
"'  Eiweiss  auf  der  Innenfläche  flach. 

aa.  Früchte  ohne  Stacheln;  —  wenn  dann 
auch  uhne  Flügel  und  vom  Rücken 
(linsenförmig)  zusniiniieni/eilriicl.i :  X.  S  i- 
lerineen;  -  wenn  dagegen  die  vier 
Nebenrippen  i/rfliii/eH  und  die  Frucht 
mehr  s/ielnind:  XL  Thapsieen. 


')  Die  Frurht  ist  seitlich  zusammengedrückt, 
wenn  die  beiden  Tedffüchte  mit  schmaler  Fläche  zu- 
sammenhängen «.»,  dagegen  vom  Rücken  her  zu- 
sammen A  gedrückt,  wennsiemit  breiter  Fläche  zusammen- 
hängen (  ).  Zur  Untcrsucliung  der  Frucht  mache  man  stets 
(iuer-      Y   schnitte. 


5amiltcn:  Rofcn=  (Rosaceae)  unö  lla(i|tkcr3engcrDäd)|c  (Onagraceae).       53 


5tg.  1.  IDiejen=Sptet|taube,  Spiraea  Ulmaria.    2.  (Bemeine  Iladitfterse,  Oenothera  biennis.    3.  Sd)malblättertges 
tDei6enrösd|en,  Epilobium  angustifolium.    4.  tjejenhraut,  Circaea  lutetiana.    5.  Sdiwimmenbe  tDaflernug, 

Tiapa  natans. 


(Cucurbitaceae).  54 


5ig.  1.  Knollige  Jettfjenne,  Sedum  telephium.    2.  Sdiarfer  mauetpfeffer,  Sedum  acre.    3.  (Bemeines  Sipfeihraut, 
Peplis  Portula.    4.  (Bemeincr  tDeiberid),  Lythrum  salicaria.    5.  Rotbeerige  3aunrübe,  Bryonia  dioica. 

6  a.  b.  (Bemetne  (Burhe,  Cucumis  sativus. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


189 


Fig.  717. 
Hydrocotyle  vulgaris. 


1.  Blätter  «tarhe- 
lig ,     distelartig. 


bb.  Frucht  mit  Stacheln :  XII.  Daucineen. 

■"*  Eiweiss    auf    der    Innenfläche    ulinjhisartiij 

hohl  {Fig.  754  unten):  XIII.  Coriandreen. 

1.  Unterfam.  Hydrocotyleen. 

346.  AVasseniabel,  Hydroi-ötyle  vulgaris  L. 
Fig.  717. 

Ein  Sumpfkraut,  da- 
her mit  kahlen  und  un- 
geteilten (schildförmigen) 
Blättern,  der  dünne  schlaffe 
Stengel  kriecht  über  den 
Boden  hin  oder  flutet  im 
Wasser,  an  den  Knoten 
heftet  er  sich  im  ersteren 
Fall  mit  Nebenwurzeln 
fest.  Die  Blüten  sind 
klein ,  weiss  oder  rötlich. 
An  sumpfigen  Standorten 

des   gemässigten  Europa,   aber  selten.     2J.,  Juli  u. 

Aug. 

2.  Unterfam.   Saniculeen. 
'347.  Männertreu,  Mannstreu,  Eryngiuni. 

Meist  ausdauernde,  harte  Kräuter,  deren  leder- 
artige Blätter  distelartig  stachelig  sind  zum  Schutz 
gegen  Tierfrass;  die  oberen  sind  stengelumfassend; 
auch  das  kopfförmige  Döldchen  ist  von  dornigen 
Hüllblättchen  umgeben.  Dieser  Schutz  ist  um  so 
mehr  angebracht,  als  es  Pflanzen  trockner  Standorte 
sind.  Die  Frucht  hat  keine  Riefen,  sie  ist  von  dem 
dornigen  Kelch  gekrönt.  In  den  gemässigten  und 
wärmeren  Teilen  der  Erde. 

A.  Wurzelblätter  fiederteilig:  Feld-M.,  E.  cam- 
pestre  L.,   Fig.  718,  weisslichgrau ,  stark  verzweigt, 

untere     Blätter     gestielt, 


lieh,   an  Meeresküsten  Europas,  Nord-  und  Ostsee. 
2|.,  bis  50  cm,  Juni    Aug. 

348.  Europäischer  Sanikel,  Sanicula  europäea  L.  2.  Blatter  .»>/,( 

p.         71 Q  slaclifli;/. 

rlg.    tu.  a.  Frucht /.-(/'/f/i>, 

Ein   ausdauerndes  Kraut   mit   meist   grundstän-    ""'  ^''"''"■'"' 


Blüte  weiss  oder  grün- 
lich, auf  dürren  Hügeln 
und  Aeckern  in  M.  und 
S.-Europa,  in  S. -Deutsch- 
land, %,  bis  50  cm  hoch, 
Juli  u.  Aug. 

B.  Wurzelblätter  un- 
geteilt, -  wenn  dann 
die  Hüllblätter  lineal-lan- 
zettlich:     flachblättrige 

M.,  E.  planum  L.,  Blüte 
und  Stengel  amethyst- 
blau, in  Ostdeutschland, 
selten,  Ij.,  bis  50  cm. 
Juli  Sept  ;  -  wenn  da- 
gegen die  Hüllblätter 
breit-eiförmig:  Meerstrand-M.,  E.  maritimum  L., 
graugrün  oder  bläulich  angelaufen,  Blüte  blassbläu- 


Fig.  718.  Eryngium  campestre. 


Fig.  719.  Sanicula  eiiropaea. 


digen   handförmig-5 teiligen  Blättern,    die  blassroten 

Blüten   stehen    in   kopf- 

förmigen  Dolden,  die  am 

Rande     sind     männlich. 

Die  Früchte  besitzen  zur 

Verbreitung   durch  Tiere 

hakige  Borsten.     In  fast 

ganz  Europa,  bei  uns  in 

schattigen    Bergwäldern, 

zerstreut,  bis  50  cm  hoch, 

Mai  und  Juni. 

349.  Sterndolde, 
Meisterwurz,  Asträntia 
major.   Taf.  55,  3. 
Ausdauernde  Kräuter 
mit   bandförmig   gespal- 
tenen Wurzelblättern,  die 

Blüten  sind  klein  und  unscheinbar,  dagegen  stellen 
die  grossen  gefärbten  Hüllblätter  der  Dolde  einen 
Lockapparat  dar.  Die  Früchte  haben  aufgeblasene, 
runzelige  Rippen.  -  In  Bergwäldern  von  M.-  und 
S.-Europa.  bei  uns  selten,  auch  als  Zierpflanze  ge- 
zogen, bis  60  cm  hoch,  Juli  u.  Aug. 

3.  Unterfam.    Ammineen. 
A.  Blätter  uiK/ctcilf. 

350.  Hasenolir,  Bupleuruni.    Taf.  55,  4. 

Kräuter  mit  ganzrandigen  Blättern,  die  gelben 
Blüten  (mit  undeutlichem  Kelch)  stehen  in  zusammen- 
gesetzten Dolden,  die  Früchte  sind  länglichrund  mit 
schwachen  Rippen. 

a)  Früchte  kiinnij-niHli :  feines  H.,  B.  tenuissimum 
L.,  Blätter  lineal-lanzettlich,  selten,  an  Salinen, 
am  Meeresstrand.     0,  bis  25  cm,  Juli  u.  Aug. 

b)  Früchte  tiirht  lxörnk)-raiih. 

1.  Blatt  (/i/rrhirach.scii  (d.  h.  rings  um  den  Stengel 
herum):  rundblättriges  H.,  B.  rotundifölium 
L.,  Taf.  55  4,  Blatt  eirund,  Dolde  5— 7strah- 
lig,  ohne  gfemeinsame  Hülle,  aber  mit  „Hüll- 
chen" (an  den  „Döldchen"),  weit  verbreitetes 
Getreideunkraut  aus  dem  Mittelmeergebiet.  0, 
bis  50  cm,  Juni  u.  Juli. 

2.  Blatt  iiichf  durch ii-Krhain,  —  wenn  dann  Hüil- 
chen  so  houj  irk-  die  Döldchen,  obere  Blätter 
iin  beiilfii  Fjidm  srhimVir:  sichelblättriges 
H.,  B.  falcätum  L.,  Fig.  720,  wenig  verzweigt. 
Dolde  4 — Sstrahlig,  mit  Hülle  und  Hüllchen, 


olnie  Rippen. 


b.    Frucht    löiu/- 
irrfi  mit  5  runze- 
ligen Rippen. 


190 


Die  Pflanzenwelt. 


M.-  und  S.-Europa,  besonders  auf  Kalkboden. 
Gebüsche,  Wege,  2j.,  bis  60  cm,  Juni  Okt. ; 
—  wenn  dagegen  Hüllchen  /iiiii/cr  (//*■  die 
Döldchen,  obere  Blätter  hcrzforniiii  Kiiifast'cnd: 
langblättriges  H.,  B.  longifölium  L. ,  selten, 


Fig.  720.  Bupleiirum  falcatiim. 


Fig.  721.  Cicuta  virosa. 


auf  steinigen   und  waldigen  Hügeln ,  beson- 
ders auf  Kalk  und  Glimmerschiefer.     2j.,  bis 
1   m,  Juli  u.  Aug. 
B.  Blätter  )/ctci/f. 
I.  Kelch  (Imtlkh  aus  5  Zähnen  gebildet. 

1.  In   der  ver-351.  WasserscliierÜna:,  Cieüta  virosa  L.  Fig.  721. 

tiefung  zwisclien 

den  Hauptrippen         Der  dicke,  fleischige  Wurzelstock  ist  durch  Quer- 

"  sir'iemen'.'^^  wände  gekammert,  sein  gelber  Milchsaft  ist  als  Schutz 

a.    Blatt   sfach  gegen  Tierfrass  sehr  giftig.    Der  Stengel   ist   glatt, 

liMerleiUg,         j„,  ,  j  r^ 

Frucht  hrcii,    die  Blättchen    sind   spitz    und  scharf   gesägt.     Die 
'■"'"""''•       Dolde  hat  meistens  keine  Hülle,  weisse  Blüten.     In 
N.-  und  M. -Europa,    an   feuchten  Stellen,    bei  uns 
zerstreut.     2].,  bis  1,3  m  hoch,  Juli     Aug. 


352.  Sicheldolde,  Falc.iria  Riviiii  Host. 


b.    Blatt    einfach 
(ii/er  Szftidig, 

Frucht  umqiich.  Ausdauemdes  Kraut  mit  sparrigen  Aesten  und 
gestreiftem  Stengel ,  Hülle  der  Dolde  vorhanden. 
Weissblühend.  Selten,  besonders  auf  Kalk-  und  Lehm- 
boden, bis  60  cm,  Juli  u.  Aug. 

2.  Zwischen  den  353.  Werfe,  Berula  aiiffiistif«'»lia  M.  et  K.   Fig.  722. 

Hauptrippen  der 

Frucht  liegen  a         Ausdauemd,  mit  fiederteiligen  Blättern,  die  Blätt- 

unten  "rechts,    chen  Sind  eilanzettlich,  gesägt  oder  gelappt.  Die  Dolde 

a.Dieüoide  steht  hat  15     20  Strahlen,    die  Hülle   besteht   aus   vielen 

scheinbar       dem 

liinu  gegenüber,  nederspaltigen  Blättchen ,   Blüte  weiss.    In  M.-  und 
Frucht  hreit,    s.-Europa,    sowic  W.-Asien,    an    nassen  Stellen,    in 


rundlich. 


b.  Die  Dolde  ist 

endsländig .     Fig. 

723,    die   Frucht 

länglich. 


flachen  Gewässern,  weniger  im  Gebirge,  bis  60  cm, 
Juli  u.  Aug. 

354.  Merk,  Siuui.     Fig.  723. 

Blätter  gefiedert,   weisse  Blüten.    Der  knollige 
Wurzelstock    des   Zucker-M.    wird    als  Zusatz   zum 


Brot  oder  zur  Branntweindestillation  benutzt,   diese 
Pflanze  stammt  aus  Asien,  %. 

Wenn  uUe  Blätter  gefie</crt:  breitblättriger  M., 
S.  latifölium  L.,  Fig.  723,  Dolde  mit  20  30  Strahlen, 
Hülle  vielblättrig,  in  Europa,  ausser  im  hohen  Nor- 


Fig.  722.  Berula  angustifolia. 


Fig.  723.  Sium  latifoliutn. 


den,  in  stehenden  Gewässern,  bei  uns  zerstreut,  bis 
1,30  m,  Juli  u.  Aug.;        wenn  dagegen  die  olicnii 
Blätter    3t('il/g:    Zucker-M.,    S.  sisariim   L. ,    Hülle 
1 — 5  blättrig,  kultiviert,  bis  60  cm,  Juni  -  Aug. 
II.  Kelch  iiiiilciiflich. 

a)  Kronblatt  zwar  mit  eingebogenem  Läppchen, 
aber  »ich/  (iiifi/era/ulct. 

355.  Sellerie,  Aitiuui  graveolens  L.     Fig.  724.    i-  hüiic  u.  hüii- 

chen  fehlt,   oder 

Mit  dickem,   fleischigem  Wurzelstock  und  sehr //â„¢7i.-.(ciis/-.v hin- 
ästigem, glattem  Stengel,  die  Blätter  sind  im  Gegen-  '""^''  B'-^'x^hen. 


Fig.  724. 
Apium  graveolens. 


Fig.  725. 
Helosciadium  inundatuin. 


satz  zu  den  meisten  anderen  Doldengewächsen  etwas 
fleischig,  was  mit  dem  feuchten,  besonders  gern 
salzhaltigem  Standort  zusammenhängt.  Wurzelstock 
und  Laub  haben  starken,  manche  Tiere  abschrecken- 
den Geruch  und  Geschmack.  Die  Dolden  sind  viel- 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


191 


strahlig,  die  Blüten  weiss.  Strandpflanze  M.  und  S.- 
Europas, als  Gemüse-  und  Salatpflanze  angebaut. 
2J.,  bis  1  m  hoch,  Juli  -Sept. 

2.  Wenigstens       356.  Sumpfscliirin,  Helosciädiuiii.     Fig.  725. 

das  HüHchen 

mehrhuittrig.  A.  AUc  Blättcr  yhichaHüj,  —  wenn  dann  glekh- 

g;nederr''Bru' /''•''■''''•.'/  stnmpf-.jeMhß:  knotenblütiger  S-,  H.  nodi- 

menbiatt    siern- fior^m  Koch,  in  Sumpfgewässem ,  selten,  am  Mittel- 

'"TiieT"    meer  verbreitet,    2J.,  bis  1  m,  Juli-Sept.;  —  wenn 

dagegen    Blättchen    mir/le/rJi    gezalint    oder    gelappt : 

kriechender  S.,   H.  repens  Koch,   ebenda,  selten. 

n,  Aug.— Okt. 

B.  Die  untenjcta Kellten  Blätter  haarfein  geteilt: 
schwimmender  S. ,  H.  inundätum  Koch ,  Fig.  725, 
in  W.-  und  M. -Europa,  in  Deutschland  selten,  fehlt 
im  Süden.     2|..  bis  20  cm,  Juni  u.  Juli. 

b.   Biait  me)n-     357   Petersüie,  Petroselinum  sativum  Hoff. 

/>/(â– /;     fiederspal- 

tig,  Blumenblatt  Taf.    55,    5. 

Ein  ästiges  Kraut  mit  dicker,  wie  das  Laub 
zum  Schutz  gegen  Tierfrass  aromatisch  riechender 
Wurzel.  Die  Blätter  sind  glänzend  grün ,  ihre  Teil- 
blättchen  eiförmig-keilig,  dreispaltig,  gezähnt.  Dolde 
vielstrahlig,  mit  6 — 8 blättrigem  Hüllchen,  Blüten 
grüngelb.  Eine  bekannte,  aus  dem  Mittelmeergebiet 
stammende  Gemüse-  und  Gewürzpflanze.  £•' ,  bis 
1  m  hoch,  Juni  u.  Juli. 

b)  Kronblatt  mit  eingebogenen  Läppchen,  aber 
auch  aiisgeranch't. 


1.  Hülle  u.  Hüll- 
chen tuehyhlatt- 
ri(i ') ,    Läppchen 


Wenn  Hülle  und  Hüllchen  fehlen  oder  irenig- 
ti/i'ittr/g  sind,  mit  sjiindelfiiniiiger  Pfahlwurzel:  Wiesen- 
K.,  C.  carvi  L.,  Fig.  727,  Dolden  8— lOstrahlig, 
Blüte  weiss  oder  rötlich.  In  N.-  und  M. -Europa 
weitverbreitet  auf  Wiesen   und  Aeckern,   angebaut. 


358.  Ainmi,  Ainini  inajiis  L. 

Kahles  Kraut  mit  gefiederten  Blättern,  Blättchen 
uTno'hma"s''r!,t  n^it  knorpelig-spitzigeu  Zähnen.  Die  Hüllblätter  sind 
,/eynmM,2iappiy.  geteilt,  die  Blüten  weiss.    Stammt  aus  Istrien,  ein- 
geschleppt.    0,  bis  1  m  hoch,  Juli  u.  Aug. 

2.  Hülle  u.  Hüll      359.  Giersch,  Geissfuss,  Aegopödium  poda- 

chen  fehlen,  sei-  „„.',_;„    T         P;,v     70« 

ten  j-äbiättrig,  griipia  L.     Flg.  726. 

Lappchen     der         Kraut  mit  gefurchtem  hohlem  Stengel,  die  grund- 

Blumenblatter  =*  ts     i  ts 

„ngeieiit.       ständigen  Blätter  sind  langgestielt,  doppelt  dreizählig,  | 
' H^,!!nf';''n'öpn'"  die  oberBu  einfach  3 zählig.   gross  und  saftig,  weil 

Hauptrippen  fe       fe  fe 

iei„e  Striemen  die   Pflauzc    im    Schatten    an    feuchten    Standorten 
lg.     )  un  cn .  ^gj-j.,g(_  jjg  Dolden  sind  vielstrahlig,  weisse  Blüten. 
In  M.-  und  S. -Europa  weit    verbreitet,   bei   uns   ein 
häufiges  Unkraut,  dessen  junge  Blätter  sich  als  Ge- 
müse benutzen  lassen.     2|.,  bis  1  m.  Juni — Aug. 


360.  Kümmel,  Carinii.     Fig.  727. 
Kraut  mit  schmalen  Fiederblättchen.  Die  Frucht 

Die- 


b.  Zwischen  den 
Rippen  mit  Strie- 
men. 

aa.  mitjeistrie- J5t  eirund,   Seitlich   etwas  zusammengedrückt. 

men     (Fig.     727  *' 

oben).        jenige  des  Wiesen-K.  wird  als  Gewürz  und  Arznei 
^  ^,"'hUnJ,r"  benützt,  weshalb  er  im  grossen  angebaut  wird. 


')  Hierhin  gehört  auch  Carum  bulliocästamim, 
dasselbe  hat  aber  im  Gegensatz  zu  Ammi  einfache  Hüll- 
blätter. 


Fig.  726.  Aegopodium  podagraria. 


Fig.  727.  Carum 


&,  bis  60  cm,  Mai  u.  Juni;  —  wenn  dagegen  Hülle 
und  Hüllchen  mehrbliittrig,  Wurzelstock  l.-nolUg:  knol- 
liger K.,  C  bulbocästanum  Koch,  in  Deutschland 
im  Westen,  auf  Lehm-  und  Kalkboden.  2j.,  Juni 
u.  Juli. 

361.  Scherbetkraut,  Trinia  vulgaris  DC.  Fig.  728.  i 
Zweijähriges  Kraut  mit  zweihäusigen  oder  zwei- 
geschlechtigen  Blüten,  weiss.   In  Westdeutschland  an 
trocknen  steinigen  Orten, 
besonders  auf  Kalkboden, 
30  cm,  April — Juni. 


Fruchtrippen 
liuht. 


Fig.  728.  Trinia  vulgaris.  Fig.  729.  Pimpinella  saxifraga. 

362.  Bibernelle,  Pimpinella.     Fig.  729.  hb.  zwischen  den 

1.  Frucht  behaart:  Anis,  P.  anisum  L.,  untere  ,„j/,'.'j',.js't'^'^|'^"„ 

Blätter  einfach,  herzförmig  gesägt,  mittlere  gefiedert. 

obere   einfach    oder  3 spaltig,    Blüte  weiss.   Pflanze 

gewürzhaft  riechend,  daher  angebaut,  aus  dem  Orient. 

©,  bis  50  cm,  Juli  u.  Aug. 


192 


Die  Pflanzenwelt. 


1 .  Griffel  lang  u. 

nufi-eclil  (Fig.  730 

links). 


2.  Frucht  kahl,  -  wenn  dann  der  Stengel  fein 
gerieft,  oben  blattlos:  gemeiner  B.,  P.  saxifraga  L,. 
Fig,  729,  Griffel  kürzer  als  der  Fruchtknoten,  Wurzel 
stark  aromatisch,  überall  häufig.  21,  bis  60  cm,  Juli 
bis  Sept.;  wenn    dagegen  der  Stengel   gefurcht 

und  bis  oben  beblättert:  grosser  B.,  P.  magna  L., 
mehr  im  Gebirge,     2|.,  bis  8Ü  cm,  Juli — Sept. 

4.  Unterfam,    Seselineen. 
A.  Kelch  ileiitlich  aus  5  Zähnen  bestehend. 

363.  Rebendolde,  Oenänthe. 

1.  Blattstiel  (iHfyehlaseir.  gemeine  R.,  O.  fistu- 
lösa  L.,  Fig.  730,  Stengel  schwach  verzweigt;  Blatt- 
stiel länger  als  die  Spreite,  Dolde  mit  3  7  Strahlen, 
Blüten  weiss,  Frucht  kreiseiförmig,  im  gemässigten 
Europa  an  feuchten  Stellen,  häufig.  2|.,  bis  1  m, 
Juni  u.  Juli. 

2.  Blattstiel  n/cJii  unfyehlasen,  —  wenn  dann 
kiirzir  ((h  die  Spreite,  Randblüten  grösser  als  die 
andern :  haarstrangblättrige  R. ,  O.  peücedanifölia 
Poll.,  Wurzel  büschelig,  in  Westdeutschland,  2J.,  Juni 


Fig.  730.  Oenanttie  fistulosa. 


Fig.  731.  Oenänthe  aquatica. 


u.  Juli;  —  wenn  dagegen  der  Blattstiel  länger  ah 
die  Spreite,  Randblüten  nirlit  griiftser:  Wasserfenchel, 
O.  aquatica  Lam.,  Fig,  731,  Wurzel  rübenförmig, 
im  gemässigten  Europa  an  feuchten  Stellen,  auch 
im  Wasser  flutend,     2|,  Juli  u,  Aug. 

2.Griffeu-.,.-.-,  ..,<-  364.  Scsel,  Seseli.     Fig.  732. 

(F'ig.'732  unten).  Wenn  Kclch  aus  kurzen  bleibenden  Zähnen, 
ohne  Hülle:  starrer  S.,  S.  colorätum  Ehrh. ,  selten, 
auf  trocknen  Hügeln  und  Bergwiesen,  ©  oder  %. 
bis  60  cm,  oft  sehr  klein ;  wenn  dagegen  Kelch 
aus  langen  abfallenden  Zähnen,  Hülle  mehrblättrig: 
Heilwurz,  S,  libanötis  Koch,  Fig,  732,  selten,  in 
Gebirgswäldern,  0,  bis  1,30  m,  beide  weiss  oder 
rötlich  blühend,  Juli  u,  Aug, 
B.  Kelch  wuleutlich. 


365,  Fenchel,  Foeniculuni  officinäle  All.  Fig,  733.  '■  B"»^  "'"' 

'  ^  a.  Hüllen  feh- 

Kraut  mit  doppelt  gefiederten  Blättern  und  langen         '""'■ 
Blattscheiden,  Dolde  10 — 20strahlig,   Aus  S,-Europa, 


Fig.  732.  Seseli  libanotiis, 


Fig.  733.  Foeniculiim  officinäle. 


als  Küchengewürz   angebaut,    auch   verwildert, 
bis  2  m  hoch.  Juli  u.  Aug. 


Fig.  734.  Silaus  pratensis.  Fig.  73.5.  Meuni  .nthamanticum. 

6— 10 strahlig,  blass  grünlichgelb,  in  S.-  und  M.- 
Deutschland, häufig,  Wiesenpflanze,  "4.  bis  1  m, 
Juni  -  Aug, 


2|, 


366,  Silau,  Silaus  pratensis  Bess.     Fig.  734. 
Kraut    mit    kantig-gefurchtem    Stengel,    untere 
Blätter    mehrfach,    obere    einfach    gefiedert,    Dolde 


b.  Hüllen  v 

hfnnlen. 


2.  Blüte  ireiss. 
a.  Blätlchen  des 
Ilflllctiens   faiid- 


367.  Bärenwurz,  Meuni  athaniänticum  Jacq. 
Fig.  735. 
Kraut  mit  sehr  feinen  Fiederblättchen,  die  zipfel- '""''"''  f,"""^"- 

^  blatt    mrhl     tnis- 

ständigen  Dolden  15     20strahlig,  gelblicliweiss.   Auf      nei-mniei. 
Bergwiesen  M.-  und  W. -Europas,  in  N. -Deutschland, 
selten.     2|,  bis  30  cm,  Mai  u,  Juni, 


Samilicn:  Stetnbrcd)=  (Saxifragaceae)  unb  DoIöcngctDäd|fc  (Umbelliferae),     55 


5ig.  1.  Sumpf=F)er3blatt,  Parnassia  palustris.    2.  rDcdfjelblättrtge  (Bolbmils,  Chrysosplenium  alternifolium. 

3.  ffiroge  Sternbolöe,   Astrantia  major.    4.  Runbblättriges  ^ajenoljr,   Bupleurum  rotundifolium.    5.  petcrfilie, 

Petroselinum  sativum.    6.  (5artcn=KerbeI,  Anthriscus  cerefolium. 


5ainiltcn:  DoIben=  (Umbelliferae),  ^orn|traud|=  (Cornaceae),  (Efcu=  (Hederaceae) 

unb  ItXijtcIgetDädjfc  (Loranthaceae).  56 


5ig.  1.  ©efic&tcr  S(iiierling,  Conium  maculatum.    2.  (Bemeine  ITtöljrc,    Daucus  carota.    3  a.  b.  Kornelhirldie, 
Cornus  mas.    4.  (£pl)eu,  Hedera  helix.    5.  ITIiftel,  Viscum  album. 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


193 


yaiidhf'ntiig,   Blu- 
menblatt   mtsge- 
raitt/et. 


b.  Blättchen  des  368.  Gleisse,Hun(lspetersilie,  Aethiisa  cynäpium  L. 

Hiillchens     nicht 

Flg.  736. 

Mit  glänzenden  fie- 
derteiligen  Blättern,  beim 
Reiben  von  unangeneh- 
men Geruch  (Schutz!). 
Frucht  kugelig-eiförmig, 
ihre  Giftigkeit  wird  ange- 
zweifelt, Hüllchen  herab- 
hängend, weissblühend, 
fast  in  ganz  Europa  ein 
häufiges  Unkraut.  ©,  bis 
1  m,  Juni  bis  Okt. 

A  n  m.  Das  seltene 
Cnidium  venösum  Koch 
(auf  feuchten  Wiesen) 
hat  aufrechtes  Hüllchen, 
längliche  Frucht  und 
langscheidige  Blätter. 


370.  Süssdolde,  Myrrhis  odoräta  Scop.   Fig.  738.  •>•  Fruchtrippen 

scharf       gekielt, 

Ausdauerndes   behaartes  Kraut,  Blatt  2—3 fach''"*'   (Fig.    738 
gefiedert,  zottig,  duftend,  Dolde  mit  8—10  Strahlen,    """"  """"■ 
Frucht  glänzend  braun.     Auf  Bergwiesen  in  S.-  und 
M. -Europa,  bei  uns  sehr  selten,  bis  1  m,  Juni  u.  Juli. 

371.  Xadelkerbel,  Scandix  pecten  Veneris  L 

Fig.    739.  2.  Frucht  mil 

Schnabel. 

Blatt   3fach   fiederteilig,    die  Dolde   (mit  1 — 3a.  schnabei  rw 
Strahlen)   ist  blattgegenständig,   die  Hüllchenblätter ^ "•"?',  /'.'    ^^^ 

*^    ^  ^  Frucht   (Flg.  739 

rechts). 


Fig.  736. 
Aethusa  cynäpium. 


5.  Unterfam.   Scandineen. 
369.  Kälberkopf,  Cliaerophylhnn. 
A.  Krautblatt  geirimpert :  rauhhaariger  K.,  Ch. 


I.  Frucht  olnie 
Schnabel  oder 
Schnabel      ganz 

''"".   ""'S- /5 hirsütum  L.,  Blatt  wiederholt  3 teilig,  Stengel  meist 

unten  rechts).  t»  i  t> 

a.   Fruchtrippen  rauhhaarig,  Blüte  weiss  oder  rot,  hie  und  da  an  Ge- 
ganz sl,wii,f,     Kiro-oKärhpn 

m.-hi  hohl  (Fig.  DirgsDacnen. 


21-,  bis  1  m,  Juli  u.  Aug. 
737  unten).  B.  Kroublatt  nicht  geiciiiipert. 

a)  Stengel  an  den  Knoten  höchstens  schicach  ver- 
dickt: goldgelber  K.,  Ch.  aüreum  L.,  Stengel 
kantig,  Blatt  2 — 3 fach  fiederscheidig,  reife  Frucht 
gelbbraun,  weissblühend.  %.  bis  IV4  m,  Juni 
u.  Juli. 

b)  Stengel  an  den  Knoten  stark  verdickt. 
1.  Hüllchenblätter  nicht  geirimpert;  knolliger  K., 

Ch.  bulbösum  L.,  Blatt  3     4fach  fiederteilig, 
Stengel  steifhaarig,  un- 
ten    knollig     verdickt, 
weissblühend,     häufig, 
an    Ufern    und    Gebü- 
schen ,    i-\   bis  l'Yi  m, 
Juni     Aug. 
2.  Hüllchenblätter    geirim- 
pert, —  wenn  dann  der 
Stengel  sclnnirh  ,    kiirz- 
haarig:  Tauben-K.,  Ch. 
temulum  L. ,    Fig.  737, 
Stengel     rot     gefleckt, 
Blatt  mehrfach  gefiedert, 
weissblühend,  giftig,  •• , 
bis  1   m  hoch,  Mai  bis 
Juli;         wenn  dagegen 
der  Stengel  krüftiiu  s^^Z/haarig :  gewürzhafter 
K-,  Ch.  aromäticum  L.,  Blatt  mehrfach  3  zählig, 
weiss,  selten,  in  höheren  Gebirgen.     %,  bis 
1  m,  Juli  u.  Aug. 

Hoffmann-Dennert,  Botan.  Bilder-Atlas.    3.  Aufl. 


Fig.  739. 
Scandix  pecten  Veneris. 


sind  oft  gespalten.  In  S.-  u.  M.-Europa,  zerstreut, 
auf  Aeckern,  besonders  Kalkboden.  0,  bis  30  cm, 
Mai— Juli. 

372.  Kerbel,  Aiithriscus. 

A.  Frucht  /;(//  hakigen  Stacheln:  gemeiner  K-. 
A.  vulgaris  Pers.,  Fig.  740,  Blatt  mehrfach  gefiedert, 
Dolden  mit  3-7  Strahlen,  selten,  auf  Schutt,  an 
Wegen,  i?,  bis  60  cm, 
Mai  u.  Juni. 


Fig.  7.37. 
Chaerophyllum  temulum 


b.  Schnabel  A-/7r- 
cpralsdieFrucht. 


Fig.  740.  Anthriscus  vulgaris.  Fig.  741.  Anthriscus  silvestris. 

B.  Frucht  l.iihl  und   glatt,  -      wenn    dann    der 
Schnabel  der  Frucht  Imlli  sn  lang  als  diese :  Garten- 

25 


194 


Die  Pflanzenwelt. 


1.  Kelch  umlettt- 
liili. 


K.,  A.  cerefölium  Hoffm..  Taf.  55,  6.  Blatt  3  fach 
gefiedert,  Dolden  3 — 5 strahlig,  blüht  weiss.  Frucht 
schwarz,  ganze  Pflanze  gewürzig;  aus  S.-Europa, 
angebaut  und  verwildert.  0,  bis  60  cm,  Mai  u.  Juni; 
—  wenn  dagegen  Schnabel  etira  '/i  •'*<'  /««'/  wie  die 
Frucht:  Wald-K-,  A.  silvestris  Hoffm.,  Fig.  741, 
Blatt  2  -Sfach  fiederteilig,  glänzend.  Dolde  8-10- 
strahlig.  blüht  weiss  bis  gelblich:  fast  in  ganz  Europa 
auf  Wiesen,  an  Waldrändern.  Zäunen,  Ufern,  unser 
häufigstes  Doldengewächs.  2|. .  bis  1  m .  April  bis 
Juni. 

6.  Unterfam.    Sniyrneen. 

373.  Gefleckter  Schierling,  Cöniuin  maoulätum  L. 

Taf.  56,  1. 

Ein  zweijähriges  glänzendes,  kahles  Kraut  mit 
dunkelrot  geflecktem  Stengel  und  3 fach  gefiederten 
Blättern.  Die  Pflanze  hat  zum  Schutz  gegen  Tier- 
frass  einen  mäuseartigen  Geruch  und  starkes  Gift. 
Die  Dolde  ist  7— 20strahlig.  Hülle  und  Hüllchen 
vorhanden,  die  Blüte  ist  weiss.  Die  grüne  eiförmige 
Frucht  hat  wellenförmig  gekerbte  Rippen.  In  M.- 
Europa, zerstreut,  auch  bei  uns  nirgends  häufig,  an 
schattigen  feuchten  Orten,  bis  IV2  m ,  Juli  u.  Aug. 

2.  Kelch  rf.„(?;,;,  374  Rippeufruclitdolde,  Pleiirospermum  austria- 

aus  5  Zahnen.  ^'  7  r 

cuiii  Hoffm. 

Untere  Blätter  3 teilig.  obere  oft  einfach.  Stengel 
gestreift,  kahl  und  hohl.  Eine  seltene  Pflanze,  in 
Gebirgswäldern.     21.,  bis  l'/s  m,  Juli  u.  Aug. 

7.  Unterfam.     Angeliceen. 

1.  Kelch  iieiitiich  375.  Engelwurz,  Arcluingelica  ofüciii.ilis  Hoffm. 

aus  5  Zähnen. 

Zweijährige,  aber  sehr  hohe  kräftige  Pflanze. 
Blatt  doppeltgefiedert,  wohlriechend,  mit  halbkuge- 
ligen Dolden,  diese  mehlig  behaart,  blüht  grünlich- 
gelb; selten,  in  Gebirgsschluchten,  auf  feuchten 
Wiesen,  bis  2  m  hoch,  Juli  u.  Aug. 

2.  Kelch  umuui-  376.  BriLstwurz,  Angelica  silvestris  L. 

a.  Xiiy  die  Itaml-  Flg.    742. 

geTgelupigj«  Der  dicke  Stengel  ist  oben  flaumig  behaart,  die 
unten).  3fach  flederteiligen  grossen  Blätter  deuten  auf  feuch- 
ten Standort,  der  Blattstiel  hat  eine  Regenrinne,  die 
Blattscheide  ist  auffallend  gross,  die  Dolden  sind 
gross  und  vielstrahlig,  Blüte  weiss.  In  ganz  Europa 
an  Bächen,  auf  feuchten  Wiesen.  G,  bis  2  m  hoch, 
Juli  u.  Aug. 

b.  Alle   Rippen  377.  SilgB,  Seliiium  carvifölium  L. 

der    Frucht    ge- 
flügelt (Fig.  74.3         Stengel   kantig    gefurcht.   Blatt  doppelt  fieder- 

t  Bime"™>;,   teilig.   Blättchen  lanzettlich,  die  Hülle  fehlt,  Dolde 

Kronblatt  nii-wf- mit  vielen  Strahlen,  zerstreut   auf  Waldwiesen.     %, 

rundet.  .    •        ,  T     ,•  A 

bis  1   m.  Juli  u.  Aug. 


378.  Liebstöckel,  LevisticTim  officinäle  Koch,    ^t  Biate  i.ioss^ 

p.         ..,„  !'M',      Kronblatt 

*~  &â–      I  "io.  ntcfil  aiisgeratit/et. 

Stengel  gestreift,  hohl,  Blatt  1 — 2  fach  gefiedert. 
Blättchen  breit.  Dolden  6  cm  im  Durchmesser,  beide 


Fig.  742.  Angelica  silvestris 


Fig.  743.  Levisticum  oflicinale. 


Hüllen  aus  mehreren  Blättern;  aus  S.-Europa,  als 
Arzneipflanze  angebaut.  2j.,  bis  2  m  hoch,  Juli  u. 
August. 

8.  Unterfam.    Peucedaneen. 

A.  Kelch   loidditHrh,   beide  Hüllen   feldcn   oder 
sind  armblättrig. 

379.  Dill,  AiK'thum  ffraveolens  L.     Fig.  744.        '■  Biäitchcn 

srlnnal ,    Rücken- 

Stengel  kahl,  Blatt  2-3fach  fiederteilig.  Blatt- 'ippâ„¢ der Fmchi 
chen  in  fadenförmige  Zipfel   geteilt,   duftend,  viel- Frucht  (Kinirz,,] 

(Fig. '744). 

'"^^^   S    t  ^ 


strahlige  Dolde  mit 
gelben  Blüten ;  stammt 
aus  S.-Europa,  bei 
uns  als  Gewürz  zum 
Einmachen  angebaut. 
©,  bis  1  m  hoch, 
Juni — Juli. 


380.  Pastinak, 
Pastinäca  sativa  L. 

Fig.  745. 
Stengel  kantig  ge- 
furcht, Blatt  fieder- 
teilig, unten  behaart, 
Dolden  mit  8  bis  12 
Strahlen,  mit  gelben 
Blüten;  in  S.-  und  M.- 
Europa auf  Wiesen,  an  Wegrändern,  auch  bei  uns 
häufig.     O,  bis  1  m  hoch,  Juli  u.  August. 

B.  Kelch  (leutUcli   5 zähnig,   beide  Hüllen   inci.-it 
vorhunrh)!. 


Fig.  744.  Anethum  graveolens. 


2.  Blättchen ftre/(, 

Rückenrippen 
ireniff         fieirölht, 
Frucht   nicht   fte- 
v'ürzfff  (Fig.  745). 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


195 


I.    Flügelränder  381.  Zimiet ,   Tordvlium  maximiiin  L.     Fig.  746. 

der    Frucht    ver-  *  ^ 

ciicki,  i-unzeug.  Rauhhaarig,  Blatt  fiederteilig,   blüht  weiss,  sel- 

tene Pflanze  auf  trocknem  Standort.     G',  bis  60  cm, 
Juni — Aug. 


382.  Bärenklau,  Heraeleum  sphoiidyliiim  L. 

Fig.  747. 
Ein  grosses  Doldengewächs  mit  gefurchtem  steif- 


2.     Flügelränder 

flaeh. 
a.  Die  Randrippe 
der   Fruciit    von 
den   andern  "ei- 
le,- ahstehemi  als  haarigem  Stengel  und  grossen  fiederteiligen  Blättern 

ander.        nebst  aufgeblasenen  Scheiden,  die  grossen  vielstrah- 


Fig.  745.  Pastinaca  sativa 


Fij^.  746.  Tordylium  maxii 


b.     Rippen     der 

Frucht  alle  titeich 

«■6(7  von  einander 

entfernt. 


ligen  Dolden  haben  weisse  Blüten.  In  Europa  weit 
verbreitet  auf  Wiesen  und  an  Wegen,  in  Deutsch- 
land überall,  2| ,  bis  IV2  m  hoch,  Juni  -Okt.  — 
Asiatische  Arten  sind  schöne  Blatt-Zierpflanzen. 

383.  Haarstraiig,  Peucedaiium. 

A.  Striemen  an  der  Berührungsfläche  der  Früchte 
nidit  sichtbar:  Sumpf-H.,  P.  palüstre  Mnch..  Fig. 
748,  Stengel  hohl,  gefurcht,  die  Dolden  gross  und 
flach,  Hülle  vielblättrig,  weiss  blühend;  in  N.-  und 


M. -Europa   auf  feuchten  Wiesen,    an   Teichen,    bei 
uns  zerstreut.     0,  bis  '3  m,  Juli  u.  Aug. 

B.  Striemen  u.  s.  w.  oher fachlich  sichtbar. 
I.  Hülle   O^sblöttriff,     -   wenn    dann    das    Blatt 

mehrfach  fim/erii/ ,  matt:  gebräuchlicher  H.,  P. 

officinäleL.,Fig.749, 


Blättchen  lineal.  Dol- 
denstrahlen (20  und 
mehr)  kahl,  Blüte 
blassgelb,  in  Europa 
weit  verbreitet,  in 
Deutschland  zer- 
streut, 2j.,  bis  2  m, 
Juli  u.  Aug. ;  —  wenn 
dagegen  das  Blatt  (/c- 
fie(lcrf,(/länict/(/:  küm- 
melblättriger H.,  P. 
Chabraei  Rchb.,  Dol- 
denstrahlen innen 
rauh,  gelbweiss,  sel- 
ten, am  Rhein  und 
Mosel.  2J.,  bis  1  m, 
Juli  u.  Aug. 
II.  Hülle  ricIhVattrig. 


Fig.  749. 
Peucedanum  olficinale. 


1.  Stengel  /.-aHti;/  i/cf/irch/:  Elsässer  H  ,  P.  alsä- 
ticum  L.,  Hülle  abstehend,  blassgelb,  selten, 
besonders  im  Elsass.  2|,  bis  l'/i  m,  Juli  u. 
August. 

2.  Stengel  slidnind,  —  wenn  dann  Blatt  ißän- 
:cnd,  Striemen  der  Berührungsfläche  der  Frucht 
bo</ii/:  Berg-H.,  P.  oreoselinum  L. ;  —  wenn 
dagegen  Blatt  blauijriin,  Striemen  u.  s.  w.  ijleich- 
liiiifenil:  Hirsch-H.,  P.  cerväria  L.,  beide  selten 
in  lichten  Bergwäldern.  2|,  bis  1  m,  Juli  u. 
August. 


Fig.  747.  Heracleum  sphondylium,    Fig.  748.  Peucedanum  palüstre. 


9.  Unterfam.    Caucadineen. 
384.  Borstdoldc,  Klettenkerbel,  Törills. 

A.  Dolden    sitzend: 
knotenfrüchtige   B.,   T. 

nodosa  Gärtn,  weiss,  bei 
uns  selten  und  unbestän- 
dig, G',  bis  30  cm,  April 
u.  Mai. 

B.  Dolden    i/es/idf, 

—  wenn  dann  die  Hülle 
fehlt  oder  e/jiblättrii/: 
schweizerische  B. ,  T. 
helvetica  Gmel.,  Stacheln 
der  Frucht  mit  Wider- 
haken, selten,  auf  Saat- 
feldern, £•',  Juli  u.  Aug. ; 

-  -  wenn  dagegen  Hülle 
i'ielblättri;/:  gemeiner  B.,  loriii^s'^anth'Mscus. 


1,  Früchte  auc/i 
zwischen  den  Hip- 
pen mit  Stacheln. 


196 


Die  Pflanzenwelt. 


T.  anthriscus  Huds.,  Fig.  750,  Stacheln  ohne  Wider- 
haken, weissrötlich,  im  ganzen  gemässigten  Europa, 
in  Gebüschen,  an  Wegen  häufig,  e,  bis  1  m,  Juni 
u.  Juli. 

2.Frflchte.n..„„/^385.  Turg^eiüe,  Turgonia  latifölia  Hoffm.  Fig.  751. 

iten    Hippen     mit 

stacheln.  Einjährige,  scharfhaarige  Pflanze,  Blatt  einfach 

,',-,""D'Jd'/''^;'";fiederteilig.  Dolde  2    5  strahlig,  weiss,  etwas  rötlich, 
siäiidii,.       Stacheln    der   Frucht   meist   schwarzviolett,    selten, 
unter  der  Saat,  bis  30  cm.  Juli  u.  Aug. 


Fig.  751. 
Turgenia  latifolia. 


Fig.  752. 
Caucalis  daucoides. 


b.Hiiiie/eM(odci-  386.  Haft(lol(le,  C'aiK'alis.     Fig.  752. 

einblättrig^  Dolde 

hiaiige.jensiin-  Wenn  die  Stacheln  der  Nebenrippen  in  3  Reihen, 

'''^^         scharf:  C.  leptophylla  L..  eingeschleppt,  unter  Saat; 

-  Stacheln  u.  s.  w.  in  1  Reihe,  kahl:   möhrenähn- 

liche  H.,  C.  daucoides  L.,  Fig.  752,  hie  und  da  in 

Getreidefeldern,  besonders  auf  Kalk;  beide  weiss.    Z , 

bis  30  cm,  Juni  u.  Juli. 

10.  Unterfam.  Silerineen. 
387.  Rüsskümmel,  Silcr  trilolbum  Scop. 
Stengel  glatt  und  kahl,  Blatt  1  bis  mehrfach  drei- 
teilig. Blättchen  rundlich,  Hülle  fehlt  oder  abfallend, 

seltene  Pflanze  der  Ge- 
birgswälder.  2| ,  bis 
2  m,  Juni  u.  Juli. 


11.  Unterfam. 
Thapsieen. 

388.  Laserkraut, 
Laserpitium.  Fig.  753. 
A.Stengel  i/efurrhf, 
mtxsiraiihhaantf.  preus- 
sisches  L.,  L.  pruteni- 
cum  L..  Blättchen  fie- 
derspaltig,  weiss,  selten, 


besonders   in   Ostdeutschland.     %,  bis  1  m.  Juli  u. 
Aug. 

B.  Stengel  kahJ  und  sf/elnoul ,  wenn  dann 
Blättchen  breit  Jicrzförmi;/:  breitblättriges  L.,  L. 
latifölium  L.,  Fig.  753,  weiss  oder  rötlich,  selten,  in 
Gebirgswäldern  (Harz),  2|,  bis  IV2  m-  Juli  u.  Aug. ; 
-  wenn  dagegen  Blättchen  htiizcitUrh :  Berg-L.,  L. 
siler  L.,  weiss,  selten,  im  Gebirge  (Süddeutschland). 
21,  bis  IV3  m,  Juli  u.  Aug. 

12.  Unterfam.    Daucineen. 
389.  Breitsamc,  Orhiya  graiidiflöra  Hoffm.       '    Hiiiibuittciien 

mtifelcitl ,      runtt- 

Stengel  kahl,  gefurcht.  Blatt  mehrfach  fiederteilig /">"".»,     Frucht 
mit  linealen  Zipfeln,   weiss;   zerstreut,  auf  Aeckern,     "'^"'''" """â–  


besonders  auf  Kalkboden. 


bis  30  cm,  Juli  u.  Aug. 


Fig.  7.53. 

Laserpitium  latifölium. 


390.  Möhre,  Daucus  c*aröta  L.    Taf   56,  2. 

Die  Rübenwurzel  wird  durch  Kultur  fleischig 
und  als  Gemüse  geschätzt  (gelb  und  rot) .  Stengel 
steifhaarig,  Blatt  mehrfach  gefiedert,  Doldenhüllen 
vielblättrig,  weiss,  das  Mittelblättchen  meist  violett 
(biologische  Bedeutung  unbekannt).  Die  Frucht- 
dolden nestartig  zusammengeschlossen  (zum  Schutz), 
zahlreiche  Insekten  benutzen  sie  als  Obdach,  im 
reifen  Zustand  öffnen  sie  sich  zur  Verbreitung  der 
Früchte,  die  mittelst  der  Stacheln  durch  das  Fell 
vorüberstreifender  Tiere  erfolgt.  In  M.-  und  S. -Europa, 
überall  bei  uns  an  Wegen,  auf  Wiesen,  ö,  bis 
60  cm,  Juni — Sept. 

13.  Unterfam.  Coriandreen. 
391.  Koriander,  Coriändruiii  sativum  L.  Fig.  754. 
Stengel  rund,  gestreift  und  kahl.  Blätter  fieder- 
teilig.  obere  Blättchen  feinzipfelig,  Dolde  5— 8  strahlig, 
Hülle  fehlt,  Blüte  weiss  oder  rötlich,  Frucht  kugelig, 
gewürzig  schmeckend, 
daher  angebaut,  aber  auch 
verwildert ,  stammt  aus 
M. -Europa,  ii»,  bis  60  cm, 
Juli  u.  Aug. 

87.  Farn.    Horn- 
strauchgewächse, 

Cornaceen. 

Zumeist  Holzgewäch- 
se mit  einfachen  gegen- 
ständigen Blättern,  meist 
4gliedriger  Blüte  und  ei- 
ner Steinfrucht.  Zu  den 
80  der  nördlichen  ge- 
mässigten Zone  angehö- 
renden Arten  zählt  als  Zierstrauch  auch  die  bekannte 
Goldorange  (Aucuba)  mit  lederigen,  gelbfleckigen 
Blättern. 


2.    Hüllblältchen 

(fe/icffert ,       mV/H 

raiuHtiiiiligy 

Frucht  ittnd. 


754.  Coriandrum  sativum. 


Samilicn:  tDintcrgrün»  (Pirolaceae)  unb  {jcibckrautgcrDädjfe  (Ericaceae).     57 

r 


5ig.  1.  IDtntergtün,  Piiola  rotundifolia.    2.  Sumpfpor[t,  Ledum  palustre.    3.  tjeibehrout,  Calluna  vulgaris. 
4.  (BIo(itenI)ei6e,  Erica  tetralix.    5.  Rojtblättrige  fllpenroje,  Riiododendron  ferrugineum.    6.  ^eli^njtraudi, 

Azalea  procumbens. 


IV.  Kreis:  Sameiipfiatizen,  Plianeroganien. 


197 


392.  Hornstrauch,  Hartriegel,  Cornus. 

Taf.  56,  3. 

Sträucher,  deren  Stengelglieder  sich  drehen,  um 
die  Blätter  in  die  für  den  Lichtgenuss  beste  Lage 
zu  bringen.  Die  Kornelkirsche  hat  gelbe  kleine, 
aber  in  Dolden  stehende  Blüten  vor  Entfaltung  des 
Laubes,  der  Hartriegel  etwas  grössere  und  weisse 
(daher  besser  sichtbare)  Blüten  in  Trugdolden  nach 
der  Laubentfaltung,  was  natürlich  mit  Anlockung 
der  Insekten  zusammenhängt,  beim  letztgenannten 
sind  es  Fliegen ,  was  man  schon  aus  dem  unan- 
genehmen Duft  der  Blüte  entnehmen  kann.  Darauf 
deutet  es  auch,  dass  der  Honig  frei  auf  einem 
fleischigen  Ring  liegt.  Die  Staubfäden  krümmen 
sich  übrigens  auch  wohl,  so  dass  sie  den  Blüten- 
staub auf  die  Narbe  der  Nachbarblüte  bringen.  Die 
Steinfrüchte  sind  bei  der  Kornelkirsche  scharlachrot 
im  grünen  Laub,  beim  Hartriegel  blauschwarz  im 
roten  Herbstlaub,  welche  Kontraste  sie  Vögel  zur 
Verbreitung  der  Samen  anlocken.  Einige  Arten  die- 
nen als  Ziersträucher. 

A.  Kraut  mit  fast  sitzenden  Blättern:  schwe- 
discher H..  C.  suecica  L.,  purpurn,  auf  Torfboden 
in  Norddeutschland.     2j.,  bis  15  cm,  Juni  u.  Juli. 

B.  Strauch  mit  yestielten  Blättern,  —  wenn  dann 
(jelJie  Blüten  in  Dolden  mit  4 blättriger  Hülle:  Kornel- 
kirsche, Herlitze,  Dürlitze,  C.  mas  L.,  Taf.  56,  3, 
zerstreut,  auf  trocknen  Hügeln  M. -Europas,  auch 
Gartenstrauch ,  Frucht  angenehm  säuerlich ,  2j- ,  bis 
7  m,  März  u.  April ;  wenn  dagegen  ireissr  Blüten 
in  TnujiloJdeii  ohne  Hülle:  Hartriegel,  roter  Horn- 
strauch ,  C.  sanguinea  L. ,  Taf.  73,  1 ,  Zweige  im 
Herbst  blutrot,  in  Wäldern  und  Gebüschen  M. -Euro- 
pas, häufig,  Zierstrauch.     %,  bis  3  m,  Juni. 

88.  Farn.    Efeugewächse,  Araliaceen. 

393.  Efeu,  Hödera  helix  L.    Taf.  56,  4. 
Eine   immergrüne   Kletterpflanze,    die   sich   mit 

zahlreichen  kleinen  Luftwurzeln  an  der  Unterlage 
festhält.  Die  fünflappigen  Blätter  sind  lederig,  wo- 
durch die  Vegetationszeit  durch  den  Winter  hindurch 
verlängert  wird.  Die  Blätter  stellen  sich  so,  dass 
sie  ein  „Mosaik"  bilden,  wozu  die  äusseren  längere 
Stiele  haben,  dadurch  erhalten  alle  im  Schatten  des 
Waldes  gleichmässig  Licht.  Die  oberen  Blätter  sind 
mehr  rautenförmig.  Im  höheren  Alter  entstehen 
auch  fruchtbare  Lichttriebe,  die  viel  kräftiger  sind, 
also  keine  Luftwurzeln  nötig  haben.  Ihre  Blätter 
sind  mehr  eiförmig  und  stehen  allseitig  um  den 
Zweig  herum.  Sie  heben  die  jetzt  entstehenden 
Blüten  zum  Licht  empor.  Diese  Blüten  sind  gelb- 
lichgrün und  von  fauligem  Geruch,  sie  locken  daher 
Fliegen  als  Bestäuber  an.  Sie  sind  Sgliedrig.  Die 
Frucht  ist  eine  schwarze  giftige  Beere,  die  aber  doch 


für  manche  Vögel  geniessbar  sind.  Diese  verbreiten 
dann  die  Samen. 

2.  Unterklasse.     Vereintblütige. 

Die  Blumenkrone  der  hierhin  gehörigen  Pflanzen 
besteht  aus  zusammenhängenden  Blättern,  so  dass 
sie  sich  einzeln  nicht  ausreissen  lassen.  Oft  bilden 
sie  eine  Röhre  (vergl.  alle  folgenden  Bilder). 

XXXII.  Reihe:  Heideartige. 
89.  Farn.    Wintergrüngewächse,  Pirolaceen. 
394.  Fiehteuspargel,  Monötrctpa  hyi)(>i)jtis  L.     '     'Hei'-H    ce- 

p.        7cc;  wachse  ohne   ei- 

rig.    100.  gentliche  Blätter. 

Ein  fleischiges  Kraut  ohne  eigentliche  Wurzeln. 
Der  knollenförmige  Wurzelstock  ist  mit  Piizfäden  ver- 
flochten ,  mit  denen  die  Pflanze  eine  Ernährungs- 
genossenschaft bildet,  sie  selbst  ist  ganz  unselb- 
ständig, lässt  sich  von  dem  Pilz  ernähren,  bietet 
ihm  selbst  aber  auch  wohl 
Vorteile.  Dementsprechend 
fehlen  auch  die  grünen 
Blätter.  Auch  die  Blüten 
sind  nicht  bunt,  sondern 
gelblich,  heben  sich  dabei 
aber  doch  zur  Anlockung 
von  Insekten  genugsam 
von  dem  dunklen  Erd- 
boden ab,  da  ja  die  ganze 
Pflanzeblass  ist.  Sie  stehen 
in  endständiger  Traube  an 
einem  dicken  weichhaari- 
gen Stengel.  Sie  sind  4 
bis  Sgliedrig.  Zum  Schutz 
der  Innenorgane  sind  Achse 
und  Blüten  nach  unten  ge- 
neigt.   Dagegen  steht  die 

Fruchtstandachse  aufrecht,  sie  ist  dann  elastisch  und 
daher  werden  die  kleinen  leichten  Sainen  durch  den 
die  Achse  hin  und  her  biegenden  Wind  leicht  heraus- 
gefegt und  verbreitet.  In  Europa  in  schattigen  Kiefern- 
und  Eichenwäldern ,  zwischen  modernden  Nadeln 
und  Blättern;  auch  in  Deutschland  nicht  selten.  2|., 
bis  20  cm  hoch,  Juli  u.  Aug. 


Fig.  755. 
Monotropa  hypopytis. 


395.  Wintergrün,  Pirola.  Taf.  57,  I. 
Niedrige  Kräuter ,  mit  dünnem .  kriechendem 
Wurzelstock  ausdauernd,  und  mit  meist  grundständi- 
gen Blättern,  die  rundlich  und  ein  wenig  lederig  sind. 
Die  glockigen,  meist  weissen  Blüten  stehen  einzeln 
oder  in  kurzen  Trauben ,  sie  nicken  (Blütenschutz) 
und  sind  5gliedrig,  die  5  Blumenblätter  sind  oft 
fast  getrennt.  Honig  fehlt,  dagegen  ist  viel  trockner 
Blütenstaub  für  die  Insekten  vorhanden.  Die  orange- 
roten Staubbeutel  stellen  eine  Streubüchse  (Fig.  756 


2.    Pflanze   i^riiii 
mit  Blättern. 


198 


Die  Pflanzenwelt. 


rechts)  dar,  aus  der  der  Blütenstaub  auf  die  Insekten 
abgelagert  wird.  Letztere  sind  Fliegen  und  Käfer; 
denn  die  Blüte  ist  meistens  weit  offen.  Unterbleibt 
der  Insektenbesuch,  so  biegen  sich  wohl  zur  Selbst- 
bestäubung die  Narbenränder  nach  den  Staubgefässen 
hin.  Die  Frucht  ist  eine  mit  Spalten  aufspringende 
Kapsel. 

A.  Blüte  dnzdn:  einblütiges  W.,  P.  uniflöra  L.. 
Fig.  756,  wohlriechend,  in  N.-Europa  und  Gebirgen 
M. -Europas,  bei  uns  selten ,  in  schattigen  Wäldern 
mit  Moorboden,  bis  10  cm,  Mai  u.  Juni. 

B.  Blüten  zu  mehreren. 

I.  Blüten  in  Dolden:  doldenblütiges  W. ,  P.  um- 
belläta  L..  hellrot,  selten,  in  Nadelwäldern,  bis 
15  cm,  Juni  u.  Juli. 

II.  Blüten  in   Trauben. 

a)  Krone  mmjeJn-eitet ,  Griffel  am  Ende  (/ebo(;eii, 
—  wenn  dann  Blattstiel  liimjer  als  die  Spreite, 
Krone  doppell  na  hm;/  wie  der  Kelchzipfel : 
rundblättriges  W.,P.  rotundiföliaL.,Taf.57, 1, 


Fig.  756.  Pirola  uniflöra 


Fig.  757.  Pirola  media. 


weiss,  bis  30  cm,  zerstreut;  —  wenn  dagegen 
Blattstiel  so  lang  wie  die  Spreite.  Krone  inuil 
UiiKjer  als  die  Kelchzipfel :  grünblütiges  W., 
P.  chloräntha  Sw.,  grünlich,  weiss,  bis  20  cm; 
beide  auf  moosigem  Waldboden,  dieses  auf 
mehr  trocknem  Sandboden,  seltener,  Juni  u. 
Juli, 
b)  Krone  (leschlossen,  Griffel  <jerade. 

1.  Blüten  ijriiiilirhireis^,  einseituwendig:  ein- 
seitswendiges  W.,  P.  secünda  L.,  selten, 
in  schattigen  Gebirgswäldern ,  bis  15  cm, 
Juni  u.  Juli. 

2.  Blüten  ire/'ss  oder  rötlieh,  alheitswendig, 
—  wenn  dann  loekcnhlüüg,  Griffel  länger 
als  die  Krone:  mittleres  W-,  P.  media  Sw. 
Fig.  757,  Blattstiel  breitgeflügelt,  20  cm 
hoch; —  wenn  dagegen  dichthlüüg,  Griffel 
ireii/i/  länger  als  die  Krone :  kleines  W., 
P.  minor  L. ,   Blattstiel    schmal    geflügelt; 


beide  zerstreut  in  Wäldern,  bis  10  cm  hoch, 
Juni  u.  Juli. 

90.  Farn.    Heidekrautgewächse,  Ericaceen. 

Meistens  Holzgewächse  mit  ungeteilten  Blättern, 
4  — 5gliedrigen  Blüten  und  Staubbeuteln,  die  sich 
an  der  Spitze  in  zwei  Löchern  oder  Klappen  öffnen. 
Die  Frucht  ist  eine  Kapsel  oder  Beere,  die  Samen 
sind  sehr  klein.  Die  700  Arten  sind  in  der  ge- 
mässigten und  warmen  Zone  weit  verbreitet,  be- 
sonders zahlreich  am  Kap. 

A.  Fruchtknoten  oberständig. 

396.  Sumpf-Porst,  Leduin  palüstrc  L.    Taf.  57,  2.  i. Krone ow.<»wy. 
Ein    aufrechter    immergrüner   Strauch,    drüsen- 
haarig, mit  narkotischem  Geruch  (Schutz  gegen  Tier- 

frass).  Die  Blätter  zeigen  den  Moorstandort  an: 
am  Rande  umgerollt,  die  Unterseite  (auch  die  Aeste) 
filzig  (rostbraun)  behaart,  lederig.  Die  weissen  (selten 
rötlichen)  Blüten  stehen  zum  Anlocken  der  Insekten 
in  einer  reichblütigen,  endständigen  Dolde.  In  Torf- 
mooren M. -Europas,  in  Deutschland  besonders  im 
NW.-Schwarzwald,  bis  IVn  m  hoch,  Mai  u.  Juni. 

397.  Heidekraut,  Callüna  vulgaris  Salisb.  Taf. 57, 3. :;. Krone «.„nc/,- 

senhlättriff. 

Ein  Halbstrauch ,  der  durch  mancherlei  Eigen-  a.  Mit  s  staub- 
tümlichkeiten  als  Trocken-  oder  Moorpflanze  gekenn- .,^g^|^[f'„'',"rQnj. 
zeichnet  ist;   dichte  Bestände,  lange  Wurzeln,  zahl-»'«"''/'"''"»,  bi"- 

.     _,         ,         ,        .    ,    tensticlmit3/'nm- 

reiche  trockne,  kleine,  enganliegende  Blättchen  (nadel-  Deci<biättchen. 
förmig),  die  eingerollt  sind  und  die  Spaltöffnungen 
in  der  mit  Haaren  verschlossenen  Furche  tragen. 
Im  schattigen  Wald  sind  die  Blätter  übrigens  grösser 
und  mehr  abstehend.  Im  Herbst  und  Winter  sind 
sie  mehr  bräunlich  ( Wärmespeicherung  ?).  Die  Sprossen 
liegen  z.  T.  nieder  und  treiben  Wurzeln ,  wodurch 
Rasenbildung  und  vegetative  Vermehrung  erreicht  wird. 
Die  Blüten  sind  klein,  aber  purpurrot  und  in  lang- 
gestreckter (einseitswendiger)  Traube  und  da  die 
Pflanze  obendrein,  wie  schon  gesagt,  dichte  Be- 
stände bilden,  so  entsteht  ein  weithin  sichtbarer 
Lockapparat.  Uebrigens  ist  die  Krone  kleiner  als 
der  rote  Kelch.  Knötchen  am  Blütengrund  sondern 
Honig  ab.  An  den  Staubbeuteln  finden  sich  An- 
hängsel, die  Staubfäden  sind  S  förmig  und  daher 
federnd,  sie  bilden  nämlich  ein  Streuwerk:  wenn 
die  Hummeln  oder  Bienen  an  jene  Anhängsel  stossen, 
so  werden  sie  aus  den  Löchern  der  Staubbeutel 
mit  dem  trocknen  Blütenstaub  bestäubt  und  da  die 
Narbe  später  reift  als  die  Staubbeutel,  so  ist  Fremd- 
bestäubung sicher.  Die  Blütenhülle  bleibt  nach  dem 
Verblühen  noch  lange  erhalten  und  schliesst  ihren 
Eingang  durch  Einwärtskrümmung,  so  dass  in  ihrem 
Schutz  die  Frucht  reifen  kann.  Die  Kapsel  enthält 
viele  sehr  kleine  und  daher  auch  sehr  leichte  Samen, 
die  der  Wind   zerstreut.     In  Europa   sehr  verbreitet, 


IV.  Kreis:  Samenpflanzen,  Phanerogamen. 


199 


besonders  auf  Sandboden,  in  Wäldern,  bis  60  cm. 
Juli  bis  Oktober. 

tt  Der  kleinere  398.  Glockenlieide,  Erica.    Taf.  57,  4. 

Kelch  j/rän,  nur  ,11      u 

jpani- Deckblatt-  Dem  Heidekraut  in  vieler  Hinsicht  ähnlich,  be- 
"'"'"â–   sonders  hinsichtlich  der  Eigenheiten  als  Trocken- 
pflanze. Die  Blätter  und  die  jungen  Triebe  sind  bei 
derMoor-G.  zum  Schutz  gegen  Tierfrass  und  Ver- 
dunstung drüsenhaarig.  Die  krugförmigen  Blüten 
sind  zum  Schutz  gegen  Regen  abwärts  gerichtet. 
sie  sind  rot  und  stehen  büschelig. 

A.  Blätter  haarig:  Moor-  oder  Sumpf-G.,  E. 
teträlix  L,  Taf.  57,  4,  Staubbeutel  in  der  Krone, 
unten  mit  Anhängsel,  blüht  rosa  mit  hellerer  Mün- 
dung, seltener  als  die  Heide,  auf  torfigen  Heiden 
N. -Deutschlands,  bis  50  cm,  Juli — Sept. 

B.  Pflanze  kahl,  wenn  dann  Staubbeutel  in 
der  Krone,  mit  Anhängsel:  graue  G.,  E.  cinerea  L.. 
sehr  selten  (z.  B.  bei  Bonn  und  Aachen),  bis  60  cm, 
Juni  u.  Juli ;  wenn  dagegen  Staubbeutel  hervor- 
ragend, ohne  Anhängsel:  fleischrote  G. ,  E.  cärnea 
L.  in  Gebirgswäldern,  besonders  der  Kalkalpen,  bis 
30  cm,  April  u.  Mai. 

b.  Mit  m  staub-     399   Wilder  Rosmarin,  Gräiike,  Andromede, 
t   Frucht    eine  Audröiiieda  pöHfoüa  L. 

xajm  .  Wiederum  eine  Trockenpflanze  mit  immergrünen 

Rollblättern,  die  oben  glänzend,  unten  graugrün 
sind.  Die  Blüten  sind  weiss  oder  blassrot,  auch  der 
Kelch  ist  rot.  In  N.-  und  M.-Europa,  in  Sümpfen 
und  moorigen  Heiden,  zerstreut.  2[,  bis  30  cm. 
Mai  u.  Juni. 


tt    Frucht    eine 
SIeiiifruchl. 


400.  Riirentraube,  Arctostäphylos  officinälis 

Wimm.    Taf.  58,  1. 

Trockenpflanze  mit  niederliegendem  Stengel  und 
lederigen  Blättern.  Die  Blüten  sind  nach  unten  ge- 
richtet und  haben  eine  enge  Mündung  (Schutz  gegen 
Regen).  Der  auf  einem  fleischigen  Ring  am  Frucht- 
knotengrund abgesonderte  Honig  wird  auch  durch 
Haare  geschützt,  die  am  Staubfadengrund  und  an 
der  Kronenwand  sitzen.  Die  grünweissen ,  rot  an- 
gelaufenen Blüten  stehen  in  endständigen  hängenden 
Trauben.  Die  stachelig-rauhen  Schwänzchen  an  den 
leicht  beweglichen  Staubbeuteln  dienen  ähnlich  wie 
bei  der  Heide  der  Ausstreuung  des  Blütenstaubs. 
Die  Steinfrucht  ist  glatt  und  scharlachrot,  und  ihre 
Samen  werden  durch  Vögel  verbreitet  (auch  die 
Lappländer  sollen  sie  essen).  In  M.-  und  N.-Europa. 
auf  trocknen  felsigen  Hügeln  und  Heiden,  in  Nord- 
deutschland stellenweise.  2|,  bis  1  m  lang,  April 
u.  Mai.  Die  Blätter  sind  gerbstoffreich,  daher  früher 
offizineil. 

B.  Fruchtknoten  unterständig. 


401.  Heidelbeere,  Aaeiüniuin. 

Kleine  Sträucher,  die  als  Trockenpflanzen  z.  T. 
lederige  Blätter  haben,  sie  haben  bei  der  Blau- 
beere einen  rinnigen  Stiel  zur  Ableitung  des  Regens. 
Auch  hier  wieder  ist  die  Blüte  hängend  mit  enger 
Oeffnung,  sie  ist  kugelig,  glockig  oder  radförmig 
und  hat  einen  Honigwulst  am  Grunde,  die  Staub- 
beutel haben  ein  Schüttelwerk  wie  beim  Heidekraut. 
Die  Frucht  ist  eine  kugelige  Beere,  welche  Vögel 
anlockt  zur  Verbreitung  der  Samen.  Mehrere  Arten 
liefern  Kompott, 

A.  Stengel  kriechend:  Moosbeere,  V.  oxycöccus 
L.,  Taf.  58,  2,  die  immergrünen  Blättchen  unten 
weissgrau  mit  zurückgerollten  Rändern,  Blüten  pur- 
purn. Beeren  rot  und  sauer;  in  Torfsümpfen  Nord- 
europas, auch  auf  höheren  Gebirgen  M. -Europas,  2^, 
bis  30  cm  lang,  Juli  u.  Aug.,  die  nach  Frost  ge- 
niessbaren  Beeren  liefern  in  nordischen  Gegenden 
Kompott. 

B.  Stengel  aufrecht. 

I.  Krone  c/IocJäc/ ,  4 spaltig,  iuimergriine  Blätter: 
Preisseibeere,  Kronsbeere,  V.  vitis  idaea  L., 
Taf.  58,  3,  stark  verzweigt,  Blatt  am  Rand  zu- 
rückgerollt, unten  punktiert,  Blüte  weiss  oder 
rötlich.  Beeren  zuerst  grauweiss,  zuletzt  schar- 
lachrot, in  N.-  und  M.-Europa,  auf  Moorboden 
und  Heide,  in  Gebirgswäldern,  Mai  u.  Juni,  zu 
Kompott  benutzt. 
II.  Krone  kuyeJiij  oder  eifiiniiiij,  krautige,  abfallende 
Blätter,  -  wenn  dann  Blüten  einzeln:  Blau- 
oder Bikbeere,  V.  myrtülus  L. ,  Taf.  58,  4,  mit 
scharfkantigem  Stengel,  grüne  rot  angeflogene 
Blüten,  schwarzblaue  bereifte  Beeren,  in  ganz 
Europa.  2j..  bis  30  cm  hoch.  Mai  u.  Juni,  Beere 
vielfach  verwendet ;  -  wenn  dagegen  Blüten  :ii 
2 — 3:  Rausch-,  Sumpf-  oder  Morast-G..  V. 
uliginösum  L..  Taf.  58,  5,  Aeste  stielrund,  Pflanze 
graugrün.  Blüten  klein,  weiss  oder  rÃ